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Aventiure wie der Herre Uolrich sînen Finger abesluoc und sant ihn sîner Frauen

Da ging ich von dem Boten und fand einen tapferen Mann, Herren Ulrich von Hasendorf, der mir zu Dienst verpflichtet war und den man weithin wegen seiner Frömmigkeit kannte. Den bat ich, mir den Finger abzuschlagen.

»Nein Herr!« rief er, »was fällt euch denn ein! Das wäre ja eine große Sünde. Glaubt mir das und laßt es sein.« Ich sprach: »Ich aber will es! Und wenn's mir Schaden bringt – was liegt daran? Ich bitte euch, schlaget mir den Finger ab, den ich nicht haben mag. Es ist Freundesdienst, den ihr damit tut.« Ich nahm ein Messer, setzte es auf den Finger und sprach: »Nun schlagt darauf!«

Er schlug und der Finger flog davon. Als die Wunde noch stark blutete, kam mein Bote dazu. Der erschrak: »Was ist es? Was tut ihr da? Habt ihr euch den Finger abgeschlagen? Leid tut es mir, daß ich euch je sah und je ein Wort zu euch gesprochen habe.« »Freund, laß das Zürnen – bringe ihr den Finger und sag' ihr, daß ich sie zu meiner Frowen auserkoren habe, der ich all meine Tage dienen will.«

»Mir tut es leid, daß ihr das getan habt. Aber wenn es schon einmal geschehen ist, so richtet auch eine Botschaft voll süßer Worte her, daß ich sie mit dem Finger zu der Holden trage. Gott geb's, daß ich euch zum Glücke reite.«

Da dichtete ich denn ein Büchlein, das ich in grasgrünen Samt einbinden ließ. Ein Goldschmied machte dazu noch zwei Brettlein aus Gold. Der Verschluß aber war wie zwei kleine Hände kunstvoll gearbeitet. Und den Finger befestigten wir da hinein. Als das fertig war, nahm der Bote Abschied, ritt hin zu ihr, bei der meine Gedanken in sehnsuchtsvollem Leide weilten.

»Trotz deines Benehmens will ich dich grüßen,« sagte sie meinem Boten, »was für Neuigkeiten hast du?«

»Mein Herr sendet euch durch mich ein kleines Buch – das euch auch seinen Finger bringt.«

Der Bote überreichte ihr das Büchlein und als sie den Finger tatsächlich fand, schrie sie auf: »Na – das ist eine schöne Geschichte. Mein Leben hätt' ich einen verständigen Mann nicht einer solchen Torheit für fähig gehalten.«

Dann machte sie das Büchel auf, in dem von meiner Treue, meiner Hingabe gesprochen wurde.

 

Daz ist ein Buechlîn, daz Ander.

(Unverändert nach Tiecks Übersetzung.)

Oweh, Minne, wo ist dein Rat?
Wie recht nahe es mir gaht.
Daß du mir so lange Frist
Fremde und also ferne bist
Mit tröstlicher Lehre
Und doch mit Herzensschwere
Mir also rechte nahe liegst,
Und mir nichts als Kummer gibst!
Des mag sich wohl deine Güte schamen;
Du kränkest deinen süßen Namen,
Da du doch Minne bist genannt.
Und doch gegen mir hast gewandt
So gar unminnigliche Sitte,
Da kränkest du deine Ehre mitte;
Du ehrest manchen falschen Mann,
Der dir nicht danken kann
Und übersiehst an Ehren die,
Die von dir wankten nie:
Das ist an mir wohl worden Schein;
Ich war stets der Diener dein,
Und will halt, wie es mir ergeh,
Bei dir beleiben immer meh,
Nur bist du Lohnes gegen mir zu las.
Du möchtest einen Heiden baß
Besorgen und bedenken;
Wie lange willst du wenken
Deine tröstliche Hilfe an mir?
Nu hätt ich doch empfohlen dir
Viel ferne auf die Gnade dein
Den kleinen gefügen Boten mein,
Den ich zu Boten über Land
Der werten Reinen hätte gesandt,
Der minniglichen Guten
Der werten Hochgemuten,
Der Hohen, der Werten,
Der Wertesten auf Erden.
Ich meine die werte Fraue mein
Der Ritter ich soll immer sein.
Und immerdar viel Untertan,
Dieweil ich Leib und Leben han.
Demselben armen Boten mein,
Solltest du Geleite gewesen sein,
Und ihn zu Hofe haben bracht.
Und daß er war selber unverdacht,
Des solltest du ihm durch deine Ehre
Beweiset haben deine Lehre.
Da ließest du ihn unterwegen,
Davon ist danieden gelegen
Die Botschaft und all meine Ehre.
Verschmähet allzusehre
Und verführet in manchen Spott
Ward die Botschaft und der Bot.
Was er aber verwendet habe
Meiner langen Ungehabe
Und meiner Herzens Schwere,
O weh, das ist ein Märe
Des ich wohl sanft entbehre.

Was aber ihm dort geschehen,
Leides und Schmäh'n,
Das konnte ich erfinden hie
Mit keiner Frage nie.
Nur daß ich Leid und Ungemach
Wohl an seinen Geberden sach,
Und daß ich ihn seit nimmermeh
Mit keiner Bitte, keiner Fleh,
Mit süßem Wort, mit scharfer Droh
Weder so noch so,
Erbitten noch erzwingen kunnte,
Daß er noch zu einer Stunde
Zu Hofe wäre wieder kommen,
Und das hätte allda vernommen
Wie da man mein gedächte
Ob mich meine Frau zu Ächte
Oder zu Banne hätte bracht,
Oder was ihr wäre gegen mir gedacht.
Da bracht' er mir ein Märe
Daß ein Zweifelere
Viel leichte möchte erschrocken sein
Eine Rede die mir die Sinne mein
Hätte verirret und all den Mut;
Nur daß ihre Güte ist allso gut,
Was sie gegen mich auch sprechen kann,
Da soll ich nimmer nicht an
Verdenken noch versinnen,
Als nur Gnade und Minnen:
Sollt' ich durch fremden Gruß verzagen
Sollt' mich ein Wörtelein verjagen
Von meiner hohen Hoffnung hin,
So hätte ich nicht Herze noch Sinn;
Sollt' ich also kehren,
Von meinen besten Ehren,
Die ich zur Welt haben soll
Wie könnte mir dann gelingen wohl.
Wie sollt' ich, Armer, dann leben?
Wollt ihr mir solchen Rat geben,
Herzensmeisterinne
Ich meine euch, Frau Minne?
Das vertraue ich euren Gnaden nicht,
Daß ihr der werten Zuversicht
Die ich gegen meine liebe Frau han,
Mich jemals heißet abe gestan.
Wann das, so folg ich eurer Lehre
Noch eurem Rate nicht mehre,
Denne einem sehr tobenden Mann
Der Rat und Sinne nie gewann,
Und bitt mir also helfen Gott.
Daß mir mein selbes Bot
In meinem sehnenden Ringen
Je durfte bringen
Von meiner Frauen Märe
So untröstebere;
Er hätt' es so teuer
Gebüßet in dem Feuer,
Daß er wäre gar verbrannt.
Nur daß er meiner Frauen Hand
Viel kürzlich hat gerühret.
Er wäre also zerführet
Recht wie die Läuber tut der Wind
Immer, wenn sie gewelket sind.
Und daß er so wohl vor mir genaß
(Wie nahe ihm der Tod was)
Das danke er nur der Frauen mein.
Hiemit soll sie geehret sein.
Wenn es mein Feind wäre,
Der mir Herzens-Schwere
Tät ohne alle Schulde,
Dem wollt' ich durch ihr Hulde
Erbieten Dienst und Ehre,
Geruhte sie's die Hehre;
Nun geruhet sie aber, die Reine,
Leider allzukleine,
Treue und Dienste von mir.
Sel'ge Minne, das klag ich dir.
Und bitte dich, Fraue hehre,
Rates und Lehre
Der bedarf sie beider sehre. –

»Und könnte ich, wie dein Kummer staht,
Freundeslehre und Freundesrat
Auf ein so freies Leben
Nach meinem Willen wohl geben,
So helfe mir Gott, den geb ich dir.
Und wolltest du's vertrauen mir.
Ich weiß nicht Rat so gut
Als Treue und stäten Mut
Gegen werten Weibes Hulden.
Damit mag man verschulden
Ihren Freundesgruß, ihre Herzensgunst;
Bessre Lehr und bessre Kunst,
Besseren Rat und bessre Sinne
Zu werben werte Minne,
Die waren stets unvernommen.
Wie soll man baß zum Heile kommen,
Denn, daß an werten Weiben sei
Mit Treuen stäten Dienstes bei
Und alles das viel unverzaget,
Damit man ihre Gunst erjaget?
Das ist wohl die viel werte Ritterschaft,
Damit man mit der Tugend Kraft
Allen Schanden widersteh.
Ich weiß nichts so Gutes meh:
Dasselbe, das war stets mein Rat
Seit den Rat dein Herze hat
So komm des Rates nimmer abe,
Und wie ich dir geraten habe
So habe in stätem Mute
Den Rat in steter Hute,
Daß du dem besten Weibe,
Ihrem Herzen und ihrem Leibe,
Deine Zeit und deine Jahr
Lebest sonder Wanken gar.
Wird sie, die reine Gute,
Die minniglich Gemute,
Stetes Mutes an dir gewahr,
Kannst du's also bringen dar
So kann sie, die Hehre,
Freude, Geld und Ehre
Dir fügen immermehre.

Nu klagest du aber den Boten dein,
Es soll ihm nie geboten sein
Mit Schmähen all so sehre
Daß er sei Nimmermehre
Zu keinen Stunden sider
Gewagt zu kommen wieder:
Das solltest du wohl mir mäßig klagen;
Um einen gar verzagten Zagen,
Laß dir's nicht wesen schwere,
Ich sage dir wohl eine Märe
Daß derselben Boten sind
Brüder und Bruderkind
Wohl dreißig in dem Lande,
Daß man ohne Angst sandte
Ihr jeglichen über Tausend Land.
Du hast ihn doch in deiner Hand,
Und mag er's selber hören wohl.
Ob ichs von ihm sprechen soll:
Der dir zum Boten rechte tog
Ist, der kein Wort noch log.
Noch auch lüget um ein Haar,
Und sollt' er leben tausend Jahr.
Denselben sollt du senden dar
Und sage ihm deinen Willen gar.
Und doch nicht anders meh.
Denn wie dein Wille steh,
Ich meine den Willen in dem Herzen dein.
Dabei laß dir verboten sein
Lügen und Schmeichen.
Das pflegen des Mutes Weichen,
Damit sollst du nicht werben.
Du mußt fürwahr verderben,
Willst du der Guten lügen
Und sie mit Worten trügen.« –

Trügen? Warum sprichst du das?
Du weißt es wohl und niemand baß,
Wie sie mein Herze meinet
Und auch ihren Hulden weinet.
Wie nach Troste kleine Kind
Die dürftig und Waisen sind;
Wer die tröstet, der tut gut;
Nu bin auch ich mit sehnendem Mut
Und mit kümmerlicher Schwere,
Weiß Gott viel waisenbere,
Und ist auch niemand der mir sei
Mit Troste in meinen Schmerzen bei;
Vielleicht wäre es irgend wer,
Nur daß ich keinen Trost begehr
Von Niemand in der Welt meh
(Warum ich nimmer froh besteh)
Als nur von ihr, von ihrer einen Güte.
Sie eine mag mein Gemüte
Trösten und entrösten so,
Daß ich bin immermehre froh,
Oder immermehr an Freuden tod,
Erkennte aber sie die sehnende Not,
(So recht erkenn ich sie für gut)
Daß sie etwas aus süßen Mut
Mich tröstete in meiner Schwere.
Und wenn ich ein Heide wäre,
Sie müßte mich genießen lan,
Daß ich sie aus all der Welt han,
Und auserwählt aus allen Frauen,
Daß ich ihr so will ganz vertrauen
Das Herze mein und all den Leib.
Sie reine süße selig Weib,
Sie Fraue ob all den Freuden mein
Ließe sie mich ihren Waisen sein
Und tröstete mich an Waisen statt!
Weil mich aber Glückes Rat
Von hohem Mute zucket
Und mich mit Sorgen drucket,
So bleibt nur dieses fort mein Los,
Es ist mein sehnender Kummer groß,
Waisen Kummers Hausgenoß.
Also beraubt ihr' Minne mich
Immerdar, und so sorge ich
Wie ich ihr bewähre
Das rechte wahre Märe,
Daß ich ihr ohne argen Sinn
So rechte gar einfältig bin,
Daß Wanken und Lügen
Schmeichen und Trügen,
Und was den Mut von Stete nimmt
Und gegen Frauen nicht geziemt
Daß ich das nie gegen sie gewann:
Ich bin ihr treuer Dienstemann
Des sende ich ihr ein treues Pfand;
Ich sende ihr aus meiner Hand
Meiner Finger einen,
(Und möcht' ich ihr bescheinen
Mein minnigliches Meinen baß.
So helfe mir Gott, ich täte das.
Der ist in ihrem Dienst verzehrt,
Mir ist der Wille viel unverwehrt.
Ich wölle ihr, weiß Gott, soll ich leben,
Viel mehre noch des Zinses geben,
Ich meine Gut, Herze und Leib.
Sie reine süße selig Weib,
Sie Fraue ob all den Freuden mein,
Sie müsse mir genädig sein.
Der Finger, den ich habe gesandt
Aus meiner dienenden rechten Hand,
Der war zu Dienste ihr geboren,
Nu ist er in ihrem Dienste verloren.
Drum mag er sie wohl reuen,
Denn er hat ihr mit Treuen
Gedient bis an sein Ende.
Ich hab ihn aus meiner Hand
Ihr um anders nicht gesandt.
Denn daß er meiner Treue Pfand
Gegen sie immermehre sei,
So daß ich alles Falsches frei
Gegen ihr sei, dieweile ich lebe
Und daß ich ihr die Jahre mein gebe
Zu Dienste immer sonder Wank.
Das ist mein Mut und mein Gedank
Mit Treuen immer sonder krank.
Viel werte Minne, nun bitt ich dich
Um deine Tugend, daß du mich
Dir lassest wohl empfohlen sein
Gegen der viel lieben Frauen mein.
Nun fahr mit meinem Boten dar.
Und hilf ihm, daß er sich bewahr
Mit Fuge, mit Rede als er soll.
Du magst mir allda helfen wohl.
Wenn sie vernimmt den Boten mein.
So soll da so deine Hülfe sein,
Und soll aufschließen mir das Tor,
Da bin ich lange gewesen vor.
Und kann auch nimmer kommen drinn
Mir helfe drinn dein gütlich Sinn.
Ich meine ihr Herz: das ist versparrt
Und vor mir mannigfach bewahrt.
Da sollt du um mich kommen für
Und schließ auf dir und mir die Tür.
Und hülfest du mir, Fraue darin,
Dein eigen ich da immer bin.
In dem Himmelreiche
Wäre ich gewißliche
So gerne nicht: das ist also.
Mein Mut müßte steigen immer hoch
Sollte ich darinne Gesinde sein.
In dem Herzen der Frowe mein.
So wär' ich alles das gewährt
Das mir der Mut zu Freuden begehrt,
Ich wäre selig, ich wäre reich,
So lebte nicht Mannes mir geleich.
Ja ich will auf die Treue mein
Ihr immer darum dienende sein,
Daß sie mich in ihres Herzens Grund
Hause. Mir ist fürwahr das kund,
Daß nie Herze so reines ward,
Noch vor Wandel baß bewahrt.
Den ihr Herze wandelsfrei.
Ihr ist so hohe Tugende bei,
Daß ich ihr Hulde immer begehr.
Nun hilf mir Minne, daß sie mir gewähr
Ihre Hulde durch den Willen dein
Und auch durch den Dienst mein
Der soll ihr immer stete sein. –
»Gut Ritter, Freund gelaube das.
Könnte ich dir wohl helfen baß
Als ich noch je half Rittersmann,
Der seine Dienste mir wandte an,
Das tat ich dir mit Freuden gar;
Da du mir dienest deine Jahr
So will ich auf die Treue mein
Hinfahren mit dem Boten dein,
Zu deiner Frauen wandelsfrei
Und will ihr nahe wesen bei.
Wenn dein Bot wirbet die Botschaft.
So will ich so mit meiner Kraft
Schließen auf ihr Herzenstor.
Du sollst nicht lange sein davor
Wir sollen da Gesinde sein
In dem Herzen der Fraue dein.
Da finden wir Gesindes viel.
Des ich ein Teil dir nennen will:
Zucht und weiblich Güte,
Scham und gut Gemüte
Sanfte Sitt, weiblich Gelasse,
In allen Dingen rechte Masse
Würdigkeit und Ehre,
Hoher Tugende Lehre
Süße Grüße, güttliche Wort,
Liebliche Blicke, Freuden Hort.
Ich war an guten Witzen blind
Wollte ich die Tugenden, die da sind.
Alle nennen sonderlich.
So wäre ich nicht wohl sinnenreich.
Nicht mehr ich davon sprechen soll,
Ihr Herze ist alles Tugende voll,
Darin sollen wir Gesinde sein
Ich und der Geselle mein,
Das kann sie nicht verweigern mir.
Ich helf uns drin dir und mir.«
Viel süße Minne, nun lohn dich Gott
Daß du willst selber sein mein Bot,
Hin zu der lieben Frauen mein!
Das will ich immer dienend sein.
Mit manichhander Ritterspiel,
Soll ich euch beiden dienen viel,
Dir und meiner Frauen.
Man soll mich ofte schauen
In eurem Dienst den Harnisch an,
Mit Treuen soll das sein getan.
Was so ich minnegehrender Mann
Mit Leibe mit Gute dienen kann.
Den Dienst tu ich allzeit
Mit lauterlicher Stätigkeit.
Ich bin zu Dienste euch geboren,
Und hab zu Freuden euch erkoren
Das hat die Treue mein geschworen.

Als sie das Büchlein gelesen hatte, sprach meine Frowe: »Mein Geselle – was soll ich noch viel Worte machen? Wohl bedaure ich den Verlust des Fingers, aber nicht aus Liebe zu deinem Herren. Doch wenn du mir sagst, er habe ihn durch meine Schuld verloren, so muß ich traurig sein.«

»Frau, ich sag euch wie es war. Als ich euch letzthin verließ, und ihm meldete, daß ihr mir böse seiet, weil ich euch sagte, er habe seinen Finger euretwegen verloren – so ging er von mir fort und bat einen Ritter, der ihm den Finger aus der Hand schlug. Ich kam dazu, als ihm die Wunde noch blutete. Mir war es schrecklich leid.«

»Nun reite hin und sage ihm, daß er nunmehr den Frauen noch besser dienen soll als bis jetzt. Und sage ihm, daß ich den Finger hier behalten und in meiner Lade so aufheben will, daß ich ihn alle Tage sehe. Sage ihm aber auch, daß er nicht glauben soll, er sei seinem Ziele näher, weil ich den Finger behalte. Seine Mühe an mir ist verloren.«

Mit solcher Rede kam er zu mir, und ich war ihrer von Herzen froh. Hatte sie doch den Finger dort behalten. »Ich weiß wohl«, sagte ich, »wenn sie ihn sieht, so ist sie gezwungen, an mich zu denken; darum freut es mich, daß sie ihn dort behalten hat. Bote, nun rate mir aber, wie ich ihr dienen soll, daß sie ihr Gefallen daran hat.

Zuerst sag ich dir den Einfall, der mir eben kam. Ritterlich will ich vom Meere bis nach Böhmen fahren. Da kommt wohl ein ganzes Heer von Rittern gegen mich!

Heimlich will ich mich aus dem Lande stehlen und wie ein Pilgrim, der gegen Rom seine Reise macht, wandern. Ich werde aber – diesen Winter soll es sein – mich zu Venedig aufhalten und dort bis zum Mai bleiben. Dort will ich mich wohl vorbereiten, wie es einer Königin geziemt. Viel schöne Frauenkleider will ich beschaffen und will am Morgen nach dem Sankt Georgenstage vom Meere in Mestre aufbrechen. Dann aber will ich jedem Ritter, der zu Ehren seiner Frau einen Speer an mir versticht, einen goldenen Ring geben. Den schenke ich ihm, damit er ihn jener gäbe, die seinem Herzen am nächsten steht.«

»Herr – wisset, wenn ihr die Fahrt gut beendet, so hat noch nie ein Ritter eine bessere Fahrt gemacht. Doch müßt ihr wohl darauf achten, daß niemand euch unterwegs erkenne.«

»Ich getraue mir dies wohl zu. Ich will mich als Weib kleiden, und die Fahrt muß so geschehen, daß mich niemand von Angesicht zu Angesicht schauen kann. So will ich mich verhüllen, daß weder Mann noch Weib mich sehen; Antlitz und Hände will ich verbergen, daß kein Mensch wisse, wer ich sei. Und nun reite rasch zu meiner Frowe und frage sie, ob sie mir erlaube, daß ich die Fahrt als Dienst ihr darbringe.«

Da ritt der Bote zu ihr, daß er meine Fahrt ansage.

Sie aber sagte, nachdem er gesprochen hatte: »Sage ihm, ich halte die Fahrt, wenn er sie so macht, wie du es mir erzählt hast, für gut. Sie wird ihm jedenfalls Ehre bringen – und, wenn sie ihm auch bei mir nichts nützt, so wird sie ihm Ansehen verschaffen.« Der Bote fand mich in Liechtenstein an der Mur, und ich freute mich seiner Worte.


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