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»So war es. Wir eskortierten sie wie besprochen; dann ritten wir in die Plains zurück und hetzten mit den Rangers durch einen Drill – oh, stundenlang! Anschließend schickten wir sie unter der Führung von Brigadier-General Fanny Marsh nach Hause; und dann galoppierten die Lieutenant-General und ich noch ungefähr drei Stunden über die Plains, wir trabten gerade heim, es war schon mitten am Nachmittag, als wir Jimmy Slade, den Trommlerjungen trafen, er salutierte und fragte die Lieutenant-General, ob sie schon die Neuigkeiten gehört hätte, und sie sagte nein, und er sagte:
›Buffalo Bill ist aus dem Hinterhalt überfallen und übel angeschossen worden, auf dem Weg nach Clayton; Thorndike der Scout auch; Bill konnte nicht mehr weiter reiten, aber Thorndike konnte noch, von ihm kommt die Nachricht, Seargent Wilkes ist schnellstens mit sechs Mann der B Kompanie aufgebrochen um Bill zu holen, das war vor zwei Stunden. Und sie sagen – ‹
› Vorwärts‹ ruft sie mir zu – und ich ging los.«
»Schnell?«
»Stell' doch nicht so blöde Fragen. Wir gingen ein höllisches Tempo. Vier Stunden passierte nichts, kein Wort wurde gesprochen, außer dass sie ab und an zu mir rief, ›Halt durch Boy, halt durch, mein Lieber, wir werden ihn retten!‹ und ich hielt durch. Irgendwann wurde es dunkel, wir waren im Felsengebirge, die arme Kleine war nun schon den ganzen Tag im Sattel und ich spürte am schlaffen Druck ihrer Schenkel, dass sie müde und erschöpft war, es machte mir Angst; aber jedes Mal, wenn ich nur versuchte, das Tempo heraus zu nehmen, damit sie einschlafen und ich anhalten könnte, trieb sie mich wieder an; es kam wie es kommen musste, irgendwann fiel sie herunter!
Ah, ich steckte in der Klemme, da lag sie nun und rührte sich nicht mehr, was sollte ich nur tun? Ich konnte sie nicht allein lassen um Hilfe zu holen, denn es gab Wölfe in der Gegend. Mir blieb nichts anderes übrig, als bei ihr Wache zu stehen. Es war schlimm. Ich fürchtete bereits das arme kleine Ding sei tot! War sie aber nicht. Nach und nach kam sie wieder zu Bewusstsein und sagte, ›Gib mir einen Kuss, Soldier,‹ gesegnete Worte waren das. Ich küsste sie – immer wieder, das haben wir zwei schon öfter getan, wir mögen es. Aber sie konnte nicht aufstehen, und ich machte mir ernstlich Sorgen. Sie tätschelte meine Nase mit ihrer Hand, sprach zu mir, gab mir alle möglichen Kosenamen, so wie es ihre Art ist, aber die ganze Zeit benutzte sie nur ihre eine Hand. Der andere Arm war gebrochen, das wusste ich aber da noch nicht und sie hat es mir nicht gesagt. Sie wollte mir nicht noch mehr Angst machen, weißt Du.
Bald kamen tatsächlich die Wölfe, große graue, und lungerten um uns herum, du konntest sie knurren hören und wie sie nach einander schnappten, aber du konntest sie nicht sehen, du konntest nur ihre Augen sehen, Funken in der Dunkelheit. Die Lieutenant-General sagte, ›Wenn ich die Rocky Mountains Ranger hier hätte, würden wir die Biester auf die Bäume jagen.‹ Dann tat sie so, als seien ihre Ranger wirklich da und setzte das Horn an, blies erst zum Sammeln, dann zum Aufsitzen, zum Trab, zum Galopp und schließlich zum Angriff! Dann blies sie zum Rückzug und rief ›Das ist für Euch, Ihr Rebellen, denn die Ranger ziehen sich niemals zurück!‹
Der Klang ihres Horns verscheuchte sie wirklich, aber sie waren hungrig und sie kamen immer wieder, wurden dreist und dreister, so sind sie. Das ging eine Stunde lang und irgendwann schlief das müde Kind ein, und es war elendiglich anzuhören, wie sie im Schlaf wimmerte, weil sie kein bequeme Stellung fand, und ich konnte gar nichts für sie tun. Ich behielt die Wölfe im Auge. Sie waren nämlich ganz nah meiner Schusslinie, ich habe da einige Erfahrung. Der dreisteste von ihnen riskierte es schließlich, und ich keilte ihn zurück zu seinen Kumpels, ein Teil seines Schädels hing noch an ihm dran, den Rest erledigten sie. Im Laufe einer weiteren Stunde hab' ich dann noch ein paar von ihnen erwischt, sie gingen alle den gleichen Weg wie der erste, und runter in den Schlünden ihrer Abordnung. Das sättigte die Überlebenden, sie trollten sich und ließen uns in Frieden.
Weitere Abenteuer gab es nicht mehr in dieser Nacht, ich blieb trotzdem wach und bereit. Nach Mitternacht wurde das Kind sehr unruhig, phantasierte, jammerte, sagte, ›Wasser, Wasser – durstig‹, ein paar mal noch ›Küss mich Soldier‹, dann wieder war sie in ihrem Fort und erteilte Befehle an die Besatzung, dann war sie in Spanien und ihre Mutter war bei ihr. Die Leute behaupten, Pferde können nicht weinen; aber sie haben keine Ahnung, wir weinen innerlich.
Eine Stunde nach Sonnenaufgang hörte ich die Jungs kommen, ich erkannte am Hufgetrappel meine alten Freunde Pomp, Caesar und Jerry; ein schöneres Geräusch hätte es nicht geben können.
Buffalo Bill lag in einer Pferdetrage, ein Bein durchschossen, Mongrel und Blake Haskins Pferd machten die Arbeit. Buffalo Bill und Thorndike hatten sie den Gaunern abgenommen.
Als sie uns erreichten, und Buffalo Bill das bleiche Kind sah, sagte er, ›Mein Gott!‹ und der Klang seiner Stimme ließ sie zu sich kommen, ein kleiner Freudenschrei entfuhr ihr und sie versuchte aufzustehen, aber es ging nicht, die Soldaten halfen ihr vorsichtig wie die einfühlsamsten Frauen es täten, Tränen standen in ihren Augen, für die sie sich nicht schämten, als sie ihren gebrochenen Arm so lose an ihr baumeln sahen; auch Buffalo Bill kamen die Tränen, und als sie sie in seine Arme legten fragte er, ›Mein Schatz, wie ist das passiert?‹ und sie sagte, ›Wir wollten dich retten, aber ich war müde und konnte mich nicht wach halten, und bin runter gefallen und hab' mir weh getan und konnte nicht mehr weiter.‹ ›Du kamst um mich zu retten, du süße kleine Maus? Das war so lieb von dir!‹ ›Ja, und Soldier hat bei mir Wache gehalten, das würde er immer tun, das weißt du und er hat mich vor den Wölfen beschützt; und wenn er konnte, hat er nach ihnen ausgekeilt bis ein paar davon tot waren – er kann so etwas, du weißt es, BB.‹ Ein Sergeant sagte, ›Er hat drei Stück erledigt, Sir, hier liegen die Knochen, das beweist es.‹ ›Er ist ein großartiges Pferd‹, sagte BB; ›er ist das großartigste Pferd überhaupt! Und er hat dein Leben gerettet, Lieutenant-General Alison, und er soll es auch für den Rest seines Lebens beschützen – er gehört Dir für einen Kuss!‹ Den bekam er, zusammen mit ihrer grenzenlosen Freude, und er sagte, ›Es geht dir ein wenig besser jetzt, kleine Spanierin – glaubst du, du könntest zum Aufbruch blasen?‹ Sie setzte das Horn an, aber er sagte, ›wart' noch einen Moment‹. Dann richteten er und der Sergeant ihren Arm und schienten ihn, sie stöhnte dabei ganz leise aber sie jammerte nicht; und dann machten wir uns auf den Weg nach Hause, und das ist das Ende der Geschichte; und ich bin jetzt ihr Pferd. Ist sie nicht ein Prachtkerl, Shekels?«
»Ein Prachtkerl? Sie ist mehr als ein Prachtkerl, mehr als tausend Prachtkerle – sie ist ein Reptil!«
»Das ist ein Kompliment aus deinem Herzen, Shekels. Gott segne dich dafür!«