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V.

[Gegensatz der christlichen und jüdischen Sittenlehre.
Christus hebt das Gesetz Mosis auf. – Textkritik. – Logische Kritik.
»Aug' um Auge, Zahn um Zahn«, das jüdische Moralprinzip.]

 

Alles bestätigte die Richtigkeit des mir offenbar gewordenen Sinnes der Lehre Christi. Dennoch konnte ich mich lange nicht an den eigenthümlichen Gedanken gewöhnen, dass nach einem 1800 Jahre langen Bekennen des Gesetzes Christi von Milliarden von Menschen, nachdem Tausende von Leuten ihr Leben dem Ergründen dieses Gesetzes gewidmet, ich jetzt plötzlich das Gesetz Christi als etwas Neues entdecken musste. Wie sonderbar dies jedoch auch sein mochte, es war so; Christi Lehre über das Nichtwiderstreben dem Uebel erstand vor mir als etwas ganz Neues, wovon ich bisher nicht den geringsten Begriff gehabt. Und ich fragte mich: woher konnte das kommen? Es musste in mir irgend eine irrthümliche Vorstellung über die Bedeutung der Lehre Christi gewesen sein, die mich das Wahre zu erkennen verhinderte. Und diese eigenthümliche Auffassung war da.

Als ich das Evangelium zu lesen begann, befand ich mich nicht in der Lage eines Menschen, der über die Lehre Christi nie etwas vernommen und plötzlich zum ersten Mal von ihr hört, sondern ich trug in mir bereits eine ganze fertige Theorie darüber, wie ich diese Lehre zu verstehen hatte. Christus erschien mir nicht als ein Prophet, der mir ein göttliches Gesetz verkündet, sondern als ein Ergänzer und Erläuterer des mir bereits bekannten, unzweifelhaften Gesetzes Gottes. Ich besass bereits eine vollständige, bestimmte und sehr komplizirte Lehre von Gott, von der Erschaffung der Welt und des Menschen und von Gottes, den Menschen durch Moses verkündeten Geboten.

Im Evangelium stiess ich auf die Worte: ihr habt gehört, dass da gesagt ist »Aug' um Auge, Zahn um Zahn«; ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Uebel. Die Worte »Aug' um Auge und Zahn um Zahn« waren ein Gebot, das Gott Moses gegeben. Die Worte: »ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Uebel oder dem Bösen«, waren ein neues Gesetz, welches das vorhergehende aufhob.

Wenn ich mich zu Christi Lehre unbefangen verhalten hätte, ohne jene theologische Theorie, die ich mit der Muttermilch eingesogen, hätte ich den einfachen Sinn der einfachen Worte Christi einfach aufgefasst. Ich hätte verstanden, dass Christus das alte Gesetz aufhebt und dagegen sein neues Gesetz giebt. Mir war aber eingeprägt, dass Christus das Gesetz Mosis nicht aufhebt, sondern es im Gegentheil bis auf den kleinsten Strich, bis auf ein Jota bestätigt und ergänzt Die Verse Matth. 5, 17–23, in denen dies gesagt wird, waren mir stets bei meinem früheren Lesen des Evangeliums durch ihre Unbegreiflichkeit aufgefallen und hatten in mir Zweifel erregt. So weit ich damals das alte Testament, namentlich die letzten Bücher Mosis kannte, in denen so kleinliche, sinnlose und oft grausame Regeln aufgestellt sind, bei deren jeglicher gesagt ist: »und Gott sprach zu Moses«, wunderte es mich, dass Christus dieses ganze Gesetz bestätigen konnte, und unbegreiflich war mir, weshalb er es gethan. Ich liess aber damals diese Frage ohne sie zu lösen. Ich nahm auf Treu und Glauben die mir von Kindheit auf eingeprägte Erklärung an: dass beide Gesetze Erzeugnisse des heiligen Geistes sind, dass beide übereinstimmen, dass Christus das Gesetz Mosis bestätigt, vervollständigt und ergänzt hat. Wie diese Ergänzung vor sich geht, wie jene Widersprüche gelöst werden, die im Evangelium selbst in die Augen fallen, in den Versen 17–20 sowohl wie in den Worten, »ich aber sage euch« – darüber habe ich mir nie klar Rechenschaft abgelegt. Jetzt aber, nachdem ich den einfachen und geraden Sinn der Lehre Christi erkannt, habe ich begriffen, dass diese zwei Gesetze einander widersprechen und dass von einer Uebereinstimmung derselben oder einer Ergänzung des einen durch das andere keine Rede sein kann, dass es also unumgänglich ist eines von den zweien anzunehmen und dass die Erklärung der Verse Matth. 5, 17–23, die mir auch früher durch ihre Unbegreiflichkeit aufgefallen, eine falsche sein muss. –

Und nachdem ich abermals die Verse 17–19 durchgelesen, dieselben Verse, die mir stets so unklar erschienen, war ich erstaunt über den einfachen, klaren Sinn, der sich mir in ihnen plötzlich kund gab.

Dieser Sinn that sich mir nicht dadurch auf, dass ich irgend etwas, hinzugedacht oder verschoben hätte, sondern blos dadurch, dass ich jene künstliche Erklärung verwarf, die sich an diese Stelle schloss.

Christus sagt Matth. 5, 17–19: »Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch: wahrlich, bis dass Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Titel vom Gesetz, bis dass es alles geschehe. Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöset, und lehret die Leute also, der wird der Kleinste heissen im Himmelreich; wer es aber thut und lehret, der wird gross heissen im Himmelreich.« Und der 20. Vers fügt hinzu: »Denn ich sage euch: es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.« Christus sagt: ich bin nicht gekommen um das ewige Gesetz aufzulösen, zu dessen Erfüllung eure Bücher und Propheten geschrieben sind, sondern ich bin gekommen um die Erfüllung des ewigen Gesetzes zu lehren; ich spreche aber nicht von jenem, eurem Gesetz, das eure Lehrer, die Pharisäer, das Gesetz Gottes nennen, sondern ich spreche von dem ewigen Gesetze, welches weniger denn Himmel und Erde der Veränderung unterworfen ist.

Ich drücke denselben Gedanken mit anderen Worten nur deshalb aus, um den Gedanken von der gewohnten irrigen Erklärung loszureissen. Wäre nicht diese falsche Auffassung, so konnte dieser Gedanke gar nicht genauer und besser ausgedrückt werden, als er es in diesen Versen ist.

Die Erklärung, dass Christus das Gesetz nicht verwirft, gründet sich darauf, dass dem Worte »Gesetz« an dieser Stelle, dank dem Vergleiche mit dem Jota eines geschriebenen Gesetzes, ohne jegliche Begründung und dem Sinne der Worte entgegen die Bedeutung des geschriebenen Gesetzes – anstatt des ewigen Gesetzes, beigelegt ist. Christus spricht aber nicht vom geschriebenen Gesetze. Wenn Christus an dieser Stelle vom geschriebenen Gesetze spräche, so würde er den gewohnten Ausdruck »das Gesetz und die Propheten« gebrauchen, denselben, den er immer anwendet, wenn er vom geschriebenen Gesetze spricht; hier aber gebraucht er einen ganz andern Ausdruck: »das Gesetz oder die Propheten«. Wenn Christus vom geschriebenen Gesetze gesprochen hätte, so hätte er auch im folgenden Verse, der eine Fortsetzung desselben Gedankens bildet, die Worte: »das Gesetz und die Propheten« angewendet und nicht das Wort »Gesetz« allein, wie es in diesem Verse steht. Ueberdies gebraucht Christus dieselbe Bezeichnung im Evangelium Luk. in einer derartigen Verbindung, dass diese Bedeutung bereits ganz zweifellos wird. In Luk. Kap. 16 V. 15 spricht Christus zu den Pharisäern, die da glaubten, die Gerechtigkeit läge im geschriebenen Gesetze: »Ihr seid es, die ihr euch selbst rechtfertiget vor den Menschen, aber Gott kennet eure Herzen, denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.« Vers 16: »Das Gesetz und die Propheten weissagen bis auf Johannem; und von der Zeit an wird das Reich Gottes durch das Evangelium gepredigt, und jedermann dringet mit Gewalt hinein.« Und hierselbst, gleich darauf, Vers 17, sagt er: »Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, denn dass ein Titel vom Gesetz falle.« Mit den Worten »das Gesetz und die Propheten bis auf Johannem« hebt Christus das geschriebene Gesetz auf. Mit den Worten »es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, denn dass ein Titel vom Gesetz falle« bestätigt er das ewige Gesetz. In den ersten Worten sagt er: »das Gesetz und die Propheten«, d. i. das geschriebene Gesetz; in den andern Worten sagt er einfach »das Gesetz«, also: das ewige Gesetz. Folglich ist es klar, dass hier das ewige Gesetz dem geschriebenen Mehr als das: als solle überhaupt kein Zweifel darüber aufkommen, von welchem Gesetze er spricht, führt er sofort im Zusammenhange mit diesem ein Beispiel an, und zwar das beste Beispiel der Verneinung des Gesetzes Mosis durch das ewige Gesetz, aus welchem nicht ein Titel fallen kann; indem er aus dem Evangelium den schärfsten Widerspruch zu dem Gesetze Mosis anführt, sagt er (Luk. 16, 18): »Wer sich scheidet von seinem Weibe und freiet eine andere, der bricht die Ehe«, d. i.: dem geschriebenen Gesetze nach ist die Scheidung gestattet, aber dem ewigen Gesetze nach ist sie eine Sünde. entgegengestellt wird und dass derselbe Gegensatz im Kontexte von Matthäus besteht, wo das ewige Gesetz durch die Worte: »das Gesetz oder die Propheten« bezeichnet wird.

Bemerkenswerth ist die Geschichte des Textes der Verse 17 u. 18 a. O. und der Varianten. In den meisten Abschriften steht blos das Wort »Gesetz« ohne Hinzufügung der Propheten. Bei einer solchen Lesart kann keine Deutung in dem Sinne des geschriebenen Gesetzes bestehen. In anderen Abschriften hingegen, in den kanonischen und in der von Tischendorf ist hinzugefügt: »die Propheten«, aber nicht mit dem Worte »und«, sondern mit dem Worte »oder« – »das Gesetz oder die Propheten« –, was gleichfalls den Sinn des geschriebenen Gesetzes ausschliesst und denjenigen des ewigen Gesetzes bestätigt.

In einigen, jedoch von der Kirche nicht aufgenommenen Abschriften steht das Wort »die Propheten« mit dem Worte »und« und nicht »oder«, und in diesen Abschriften wird bei der Wiederholung des Wortes »Gesetz« wieder »und die Propheten« hinzugefügt: so dass dem ganzen Ausspruch in dieser Umänderung ein derartiger Sinn beigelegt wird, dass Christus nur vom geschriebenen Gesetze spricht.

Diese Varianten geben uns die Geschichte der Erläuterungen dieser Stelle. Der eine klare Sinn ist der, dass Christus ebenso wie nach Lukas vom ewigen Gesetze spricht; in der Zahl der Abschreiber aber der Evangelien befinden sich solche, denen es wünschenswerth ist die Verpflichtung des geschriebenen Gesetzes von Moses anzuerkennen, und diese Abschreiber fügen zu dem Worte »Gesetz« die Worte »und die Propheten« hinzu – und verändern somit den Sinn derselben.

Andere Christen, die Moses' Bücher nicht anerkennen, schliessen entweder die Einschaltung aus oder ersetzen das Wort »und« – καὶ – durch das Wort »oder« – ἤ. Und mit diesem »oder« ist diese Stelle im Kanon aufgenommen. Trotz der Klarheit jedoch und der Zweifellosigkeit des Textes in der Gestalt, in welcher er im Kanon aufgenommen ist, fahren die kanonischen Erläuterer fort ihn in dem Geiste auszulegen, in welchem die nicht in den Text aufgenommenen Veränderungen gedacht sind. Diese Stelle ist unzähligen Deutungen unterworfen, die umsomehr sich von ihrer geraden Bedeutung entfernen, je weniger der Erklärende mit dem geraden, einfachen Sinn der Lehre Christi einverstanden ist; und die Mehrzahl der Erläuterer hält den apokryphischen Sinn fest, denselben, der durch den Text ausgeschlossen wird.

Um sich vollständig davon zu überzeugen, dass Christus in diesen Versen nur von dem ewigen Gesetze spricht, genügt es in den Sinn jenes Wortes einzudringen, welches Veranlassung zu falschen Deutungen gegeben hat. Das Wort Gesetz, im Griechischen νόμος, im Hebräischen »Torah«, hat im Griechischen und Hebräischen und sogar in allen anderen Sprachen zwei Hauptbedeutungen: die eine ist Gesetz an sich, ohne Beziehung zu seinem Ausdruck. Der zweite Begriff ist der geschriebene Ausdruck desselben, d. i. was gewisse Leute für das Gesetz halten. Die Verschiedenheit dieser zwei Begriffe besteht in allen Sprachen.

Im Griechischen wird, in den Episteln Pauli, dieser Unterschied sogar manchmal durch Anwendung des Artikels bezeichnet. Ohne Artikel gebraucht Paulus dieses Wort meistenteils in dem Sinne des geschriebenen Gesetzes, mit dem Artikel im Sinne des ewigen Gesetzes Gottes.

Bei den alten Hebräern, bei den Propheten, bei Jesaias wird das Wort Gesetz, Torah stets im Sinne der ewig bestehenden und sich ewig offenbarenden Gesetze Gottes gebraucht. Und dasselbe Wort Torah wird zum erstenmal bei Esra und später zur Zeit des Talmud in dem Sinne der fünf geschriebenen Bücher Mosis angewandt, die mit dem allgemeinen Titel Torah bezeichnet sind, gleichwie bei uns das Wort Bibel gebraucht wird, nur mit dem Unterschiede, dass wir Worte besitzen um die Begriffe von Bibel und Gesetz Gottes zu unterscheiden, bei den Hebräern dagegen ein und dasselbe Wort beide Begriffe bezeichnet

Und deshalb gebraucht Christus das Wort »Gesetz« bald bestätigend, wie Jesaias und andere Propheten, in dem Sinne des Gesetzes Gottes, welches ewig ist, bald verneinend, in dem Sinne des geschriebenen Gesetzes der 5 Bücher. Zum Unterschiede jedoch fügt er da, wo er es im verneinenden Sinne, als geschriebenes Gesetz, anführt, stets die Worte hinzu: »und die Propheten«, oder er sagt: »euer Gesetz«.

Wenn er sagt: »alles nun, was ihr wollet, dass euch die Leute thun sollen, das thuet ihr ihnen: das ist das Gesetz und die Propheten« – so spricht er vom geschriebenen Gesetze. Er sagt, das ganze geschriebene Gesetz könne auf diesen einen Ausdruck des ewigen Gesetzes zurückgeführt werden, und mit diesen Worten hebt er das geschriebene Gesetz auf.

Wenn er sagt (Luk. 16, 16): »das Gesetz und die Propheten bis auf Johannem«, so spricht er vom geschriebenen Gesetze und hebt durch dieses Wort die Verpflichtung desselben auf.

Wenn er sagt (Joh. 7, 19): »hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? und niemand unter euch thut das Gesetz«, oder (Joh. 8, 17): »stehet nicht in eurem Gesetz geschrieben« oder: »der Spruch, in ihrem Gesetze geschrieben« (Joh. 15, 25), so spricht er vom geschriebenen Gesetze, von dem Gesetze, welches er verwirft, von dem Gesetze, das ihn selbst zum Tode verurtheilt (Joh. 19, 7): »die Juden antworteten ihm: »wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz soll er sterben.« Es ist klar, dass dieses Gesetz der Juden, das, nach welchem er verurteilt wurde, nicht das Gesetz ist, welches Christus lehrte. Wenn Christus aber sagt: ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen, sondern um euch zu lehren es zu erfüllen, denn an dem Gesetze kann nichts geändert, sondern alles muss erfüllt werden –, so spricht er nicht vom geschriebenen, sondern vom göttlichen, ewigen Gesetze und bestätigt es.

Angenommen jedoch, dies alles seien nur künstliche Beweise; angenommen, ich hätte sorgfältig die Kontexte und Varianten zusammengesucht, hätte sorgsam alles verborgen, was mit meiner Auslegung im Widerspruch stand; angenommen, die Deutungen der Kirche wären sehr klar und überzeugend und Christus habe wirklich das Gesetz Mosis nicht aufgehoben, sondern habe dasselbe in seiner vollen Kraft bestehen lassen; angenommen, das sei so – was aber lehrt uns dann Christus?

Nach den Erklärungen der Kirche lehrt er uns, dass er, die zweite Person der Dreieinigkeit, Gottes Sohn, zur Erde gekommen sei und durch seinen Tod Adams Sünde gebüsst habe. Jeder aber, der das Evangelium liest, weiss, dass Christus in den Evangelien darüber entweder gar nicht, oder nur sehr zweideutig sich äussert. Nehmen wir aber an, dass wir nicht zu lesen verstehen und dass darüber daselbst gesprochen wird: jedenfalls bildet Christi Hindeutung darauf, dass er die zweite Person der Dreieinigkeit ist und die Sünden der Menschheit abbüsst, den geringsten und undeutlichsten Theil des Evangeliums. Worin besteht denn der ganze übrige Inhalt der Lehre Christi? Man kann es nicht leugnen, und alle Christen geben es stets zu, dass der Hauptinhalt der Lehre Christi die Lehre vom Leben der Menschen ist: wie die Menschen unter einander leben sollen.

Wenn wir zugeben, dass Christus eine neue Art des Lebens gelehrt, so müssen wir uns irgend welche bestimmte Menschen vorstellen, inmitten derer er lehrte.

Stellen wir uns Russen vor, Deutsche oder Engländer, oder Chinesen, oder Indier, oder selbst wilde Insulaner – wir werden sehen, dass jedes Volk stets seine eigenen Lebensregeln, sein Lebensgesetz hat und dass deshalb, wenn ein Lehrer ein neues Lebensgesetz aufstellt, er durch diese seine Lehre das frühere Lebensgesetz zerstört; ohne dieses zu zerstören, kann er kein neues lehren. So wird es in England, in China und bei uns sein. Der Lehrer wird nothwendigerweise unsere Gesetze zerstören, die wir hoch und fast heilig halten; doch kann es bei uns auch vorkommen, dass der Prediger, wenn er uns ein neues Leben lehrt, nur unsere bürgerlichen und Staatsgesetze, unsere Gebräuche zerstört, nicht aber an jene Gesetze rührt, die wir für göttlich halten, – obgleich dies auch schwer anzunehmen ist. Inmitten des jüdischen Volkes jedoch, das nur ein Gesetz besass, ein vollständig göttliches Gesetz, welches das ganze Leben mit seinen geringfügigsten Einzelheiten umfasste, inmitten eines solchen Volkes, was konnte da ein Prediger lehren, der im voraus erklärte, das ganze Gesetz des Volkes, dem er predigt, sei unumstösslich? Doch wollen wir annehmen, auch dies sei kein Beweis. Mögen diejenigen, welche die Worte Christi derart deuten, dass er das ganze Gesetz Mosis bestätigt, mögen die sich folgende Fragen beantworten; Wen hat Christus während seiner ganzen Thätigkeit zu bekehren gesucht, gegen wen ist er aufgetreten, wenn er von Pharisäern und Schriftgelehrten sprach? Wer hat Christi Lehre nicht angenommen und ihn mitsammt seinen ersten Jüngern gekreuzigt? – Wenn Christus das Gesetz Mosis anerkannte, wo waren denn jene, die dieses Gesetz wirklich erfüllten und von Christus dafür gelobt wurden? Sollte es wirklich keinen einzigen gegeben haben? Die Juden sagen das nicht. Sie sagen: die Pharisäer seien die wahrhaften Vollführer des Gesetzes. Doch wollen wir annehmen, dass sie eine Sekte waren. Die Sadduzäer waren auch eine Sekte. Wo waren denn die Nichtsekten, wo waren die wirklichen, echten Befolger des Gesetzes Mosis?

Nach dem Evangelium Johannis sind sie alle Christi Feinde und werden geradezu Juden genannt. Und sie sind mit Christi Lehre nicht einverstanden und widersetzen sich ihm, blos weil sie Juden sind. In den Evangelien aber werden nicht allein die Pharisäer und Sadduzäer als Feinde Christi dargestellt, sondern Feinde Christi werden auch die Schriftgelehrten genannt, dieselben, die das Gesetz Mosis beobachten, dieselben, die es lehren, die Aeltesten, die stets für die Vertreter der Völkerweisheit gelten.

Christus sagt: ich bin nicht gekommen um die Gerechten zur Busse, zu einem neuen Leben aufzurufen, sondern die Sünder. Wo und wer waren denn diese »Gerechten«? Sollte Nikodemus der einzige gewesen sein? Aber auch Nikodemus wird uns als ein zwar guter, doch verirrter Mensch geschildert.

Wir sind derart an jene zum mindesten sonderbare Deutung gewöhnt, dass die Pharisäer und gewisse böse Juden Christus gekreuzigt haben, dass uns die einfache Frage gar nicht in den Sinn kommt, wo denn jene Nicht-Pharisäer und Nicht-Bösen, wo denn die wahren Juden waren, die das Gesetz erfüllten? Man braucht nur diese Frage aufzuwerfen und alles wird vollständig klar.

Christus – mag er Gott oder Mensch sein – brachte seine Lehre in die Welt inmitten eines Volkes, das sich an ein Gesetz hielt, welches das ganze Leben des Menschen regelte und das »Gesetz Gottes« genannt wurde. – Wie konnte Christus sich zu solchem Gesetze verhalten?

Jeder Prophet, Umgestalter des Glaubens, findet stets, wenn er das Gesetz Gottes lehrt, unter den Menschen bereits das, was sie für das Gesetz Gottes halten und kann folglich nicht einen doppelten Gebrauch des Wortes »Gesetz« vermeiden, welches das bezeichnet, was diese Leute irrthümlich für das Gesetz Gottes halten – »euer Gesetz« –, und das, was das wahre, ewige Gesetz Gottes ist. Abgesehen davon, dass der Lehrer eine zwiefache Bedeutung dieses Wortes nicht vermeiden kann, will er sie auch oft nicht vermeiden und vereint absichtlich beide Begriffe, auf das hinweisend, was in jenem falschen Gesetze, welches von denen erfüllt wird, die er bekehrt, ewige Wahrheit ist. Und jeder Lehrer nimmt eben diese, den Bekehrern bekannten Wahrheiten zur Grundlage seiner Lehre. Dasselbe thut Christus inmitten der Hebräer, bei denen das eine wie das andere Gesetz mit dem einen Worte Torah bezeichnet wird. In Beziehung auf das Gesetz Mosis und noch mehr auf die Propheten, namentlich auf Jesaias, dessen Worte er vorzugsweise anführt, bekennt Christus, dass im hebräischen Gesetze und in den Propheten ewige, göttliche Wahrheiten enthalten sind, die mit dem ewigen Gesetze übereinstimmen, und diese Wahrheiten, wie z. B. den Ausspruch »liebe Gott und deinen Nächsten«, nimmt er zur Basis seiner Lehre.

Christus spricht denselben Gedanken vielemal aus. Er sagt (Lukas 10, 26): »Wie stehet im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?« Auch im Gesetz findet man die ewige Wahrheit, wenn man zu lesen versteht. Und nicht blos einmal weist er darauf hin, dass das Gebot ihres Gesetzes von der Liebe zu Gott und dem Nächsten das Gebot des ewigen Gesetzes ist. So Matth. 13, 52. Nach allen Gleichnissen, durch die Christus seinen Jüngern die Bedeutung seiner Lehre erklärt, zum Schlusse, gleichsam in Beziehung auf alles Vorhergehende, sagt er: »Darum ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes (zusammen, ohne Unterschied) hervorträgt.« – Der heilige Irenius fasst diese Worte in demselben Sinne auf und ebenso thut es die Kirche; doch ganz willkürlich und den Sinn der Rede zerstörend legt man diesen Worten den Sinn bei, alles Alte sei heilig. Der Sinn ist klar: wer Gutes braucht, der nimmt nicht bloß Neues, sondern auch Altes; letzteres lässt sich nicht verwerfen blos weil es alt ist. Christus sagt mit diesen Worten, dass er das nicht verwirft, was im alten Gesetze ewig ist. Als man ihm aber von dem ganzen Gesetze spricht, sagt er, dass man »neuen Most nicht in alte Schläuche« giessen könne. Christus konnte nicht das ganze Gesetz bestätigen, er konnte aber auch nicht das ganze Gesetz und die Propheten verwerfen – nicht das Gesetz, in dem es heisst: »liebe deinen Nächsten wie dich selbst« und jene Propheten, mit deren Worten er oft seine Gedanken ausgesprochen.

Und nun, anstatt dieser einfachen Worte, wie sie gesagt sind und durch die ganze Lehre bestätigt werden, wird eine nebelhafte Deutung aufgestellt, die einen Widerspruch hineinbringt da wo kein Widerspruch ist und dadurch die Lehre Mosis in ihrer ganzen sinnlosen Grausamkeit wiederherstellt.

Allen kirchlichen Erläuterungen nach, namentlich vom 5. Jahrh. an, hat Christus das geschriebene Gesetz nicht verworfen, sondern bestätigt. Wie aber hat er es bestätigt? Wie kann Christi Gesetz mit dem Gesetze Mosis vereinigt werden? Darauf giebt es keine Antwort. In allen Auslegungen werden Wortspielereien gemacht und wird davon gesprochen, Christus habe das Gesetz Mosis dadurch erfüllt, dass an ihm die Prophezeiungen in Erfüllung gegangen sind, und Christus habe durch uns, d. i. durch den Glauben der Menschen an ihn, das Gesetz erfüllt. Die einzige aber, für jeden Gläubigen wesentliche Frage: wie zwei sich widersprechende Gesetze, die das Leben der Menschen betreffen, zu vereinigen sind, bleibt sogar ohne einen Versuch zur Lösung. Und der Widerspruch zwischen dem Verse, in welchem gesagt ist, dass Christus das Gesetz nicht auflöst, und dem Verse, worin es heisst: »euch ist gesagt worden« – »ich aber sage euch«, sowie zwischen dem ganzen Geiste der Lehre Mosis und der Lehre Christi bleibt in voller Kraft bestehen.

Jeder, der sich für diese Frage interessirt, möge selber die kirchlichen Deutungen dieser Stelle durchlesen, von Joh. Chrysostomus an bis auf unsere Zeit. Nur, nachdem er diese langen Auseinanderlegungen durchgelesen, wird er zu der klaren Ueberzeugung gelangen, dass es hier nicht nur keine Lösung der Widersprüche giebt, sondern dass ein künstlicher Widerspruch da hineingeschoben wird, wo kein Widerspruch ist. Die unmöglichen Versuche das Unvereinbare zu vereinigen, beweisen deutlich, dass diese Vereinigung nicht ein Fehler des Denkens ist, sondern dass sie einen bestimmten Zweck hat, dass sie nothwendig ist. Und es ist zu ersehen, weshalb sie nothwendig ist.

Johannes Chrysostomus sagt Folgendes zur Erwiderung gegen jene, die das Gesetz Mosis verwerfen (Erklärung des Evang. Matth. 1, 3. Bd. 1. S. 320, 321): »Ferner treten jene Durchforscher des alten Gesetzes auf, das da gebietet Aug' um Auge und Zahn um Zahn auszureissen, und sagen: wie kann der gut sein, der solches gebietet? – Was sollen wir nun hierauf erwidern? Dass dies, im Gegentheil, der Ausdruck der höchsten Menschenliebe Gottes ist. Nicht darum hat er dieses Gesetz gegeben, damit wir einer dem andern die Augen ausreissen, sondern auf dass wir, in der Furcht solches Uebel von andern zu erleiden, auch ihnen keines zufügen. Gleichwie er, den Ninivern mit dem Untergange drohend, sie nicht verderben wollte (denn hätte er das gewollt, so hätte er schweigen müssen); sondern er wollte sie durch diese Furcht nur bessern und dann seinen Zorn fallen lassen. So hat er auch denen, die frech genug sind um anderen die Augen auszustechen, Strafe vorgeschrieben, zu dem Zweck, dass, wenn sie nicht gutwillig sich dieser Grausamkeit enthalten, wenigstens die Furcht sie verhindern solle dem Nächsten das Augenlicht zu rauben. Wäre dieses eine Grausamkeit, so wäre es auch grausam den Mord zu verbieten und den Ehebruch zu verwerfen. So sprechen aber Verrückte, die bis zum letzten Stadium des Wahnsinns gelangt sind. Ich aber hüte mich so sehr diese Gebote grausam zu nennen, dass ich, nach dem Urtheile der gesunden menschlichen Vernunft, das ihnen Entgegengesetzte für ungesetzlich halten würde. Du sagst: Gott ist grausam, weil er Aug' um Auge auszureissen gebietet; ich aber sage, dass wenn er kein solches Gebot gegeben hätte, dann könnten ihn viele dafür halten, wie du ihn benennst.«

Johannes Chrysostomus erkennt das Gesetz Zahn um Zahn geradezu als ein göttliches an; das diesem Gesetze entgegenstehende jedoch, d. i. Christi Lehre über das Nichtwiderstreben dem Uebel betrachtet er als gesetzwidrig.

(S. 322, 323.) »Nehmen wir an, das Gesetz sei aufgehoben – fährt Joh. Chrys. fort – und niemand befürchte die von demselben vorgeschriebene Strafe; allen Lasterhaften sei es gestattet nach ihren Neigungen zu leben, den Ehebrechern, den Mördern, den Dieben und den Meineidigen: würde dann nicht alles drüber und drunter gekehrt, würden nicht zahllose Verbrechen und Mordthaten Städte, Marktplätze, Häuser, Land, Meer und das ganze Weltall erfüllen? Das muss jedem einleuchten. Wenn selbst bei dem Bestehen der Gesetze, bei Furcht und Drohungen die bösen Absichten kaum niedergehalten werden, was wäre es dann, wenn diese Scheidewand fiele? Was würde dann die Menschen am Bösen verhindern? Was für Elend würde da nicht über die Menschen hereinbrechen? – Nicht nur das ist Grausamkeit, wenn dem Bösen gestattet wird zu thun was er will, sondern auch das, wenn man einen Menschen, der keinerlei Ungerechtigkeit verübt, unschuldig, ohne jeglichen Schutz seinen Leiden überlässt. Sage mir, wenn jemand von allen Seiten böse Menschen versammelte und sie mit Schwertern bewaffnend ihnen befehlen würde die ganze Stadt zu durchziehen und jeden, der ihnen in den Weg kommt, zu tödten: könnte es wohl etwas Unmenschlicheres geben als das? – Wenn, im Gegentheil, ein anderer diese bewaffneten Leute binden und sie gewaltsam in den Kerker werfen, diejenigen aber, denen der Tod gedroht, den Händen jener Gottlosen entreissen würde: was könnte wohl menschenfreundlicher sein als dies?«

Johannes Chrysostomus sagt nicht, wodurch dieser Andere in seiner Beurtheilung der Bösen geleitet wird. Wie, wenn er nun selbst böse wäre und die Guten in den Kerker werfen würde?

»Wende nun diese Beispiele auf das Gesetz an: der da befiehlt Aug' um Auge auszureissen, legt diese Furcht wie eine Fessel um die Seele der Lasterhaften und ist dem Menschen gleich, der jene Bewaffneten gebunden hat; wer aber den Verbrechern keine Strafe auferlegt, rüstet sie mit Furchtlosigkeit aus und wird dem gleich, der den Bösewichtern die Schwerter zugetheilt und sie durch die ganze Stadt gesandt hat.«

Wenn Joh. Chrys. das Gesetz Christi anerkennt, muss er fragen: »Wer wird Aug' und Zahn ausreissen, wer in den Kerker sperren?« Wenn derjenige der Aug' und Zahn auszureissen befiehlt, also Gott selbst, dies thäte, so wäre hierin kein Widerspruch, so aber müssen es die Menschen thun. Diesen Menschen aber hat Gottes Sohn gesagt, dass sie es nicht thun sollen. Gott hat gesagt: »ihr sollt Aug' und Zahn ausreissen«, und sein Sohn hat gesagt: »ihr sollt es nicht thun«. Man muss eines von beiden festhalten: Joh. Chrys. und nach ihm die ganze Kirche erkennt das Gebot des »Vaters«, d. i. Mosis an und verwirft das Gebot des »Sohnes«, d. i. Christi, zu dessen Lehre sie sich scheinbar bekennen; Christus verwirft das Gesetz Mosis und giebt sein eigenes. Für den an Christus Glaubenden besteht gar kein Widerspruch: er kümmert sich gar nicht um das Gesetz Mosis, sondern glaubt an das Gesetz Christi und erfüllt es. Für den an das Gesetz Mosis Glaubenden ist auch kein Widerspruch da. Die Hebräer halten Christi Worte für nichtig und glauben an das Gesetz Mosis. Der Widerspruch entsteht nur für diejenigen, die nach Mosis Gesetz leben wollen und sich und andere glauben machen wollen, dass sie an das Gesetz Christi glauben, – also für diejenigen, die Christus »Heuchler und Otterngezüchte« nennt.

Anstatt eines von beiden, das Gesetz Mosis oder das Gesetz Christi anzuerkennen, wird gesagt, dass beide göttlich und wahr sind. Wo es sich aber um das wirkliche Leben handelt, da wird das Gesetz Christi geradezu verworfen und das Gesetz Mosis anerkannt.

In dieser falschen Deutung, wenn man tiefer in deren Sinn eindringt, liegt ein schreckliches, furchtbares Drama des Kampfes zwischen dem Bösen und der Finsterniss mit dem Heile und dem Lichte.

Inmitten des hebräischen Volkes, das in unzählige äusserliche Regeln verwickelt war, die ihm durch die Leviten unter dem Scheine göttlicher Gesetze auferlegt wurden bei deren jeder es heisst: »und Gott sprach zu Mose«, – erscheint Christus. Nicht nur die Beziehungen des Menschen zu Gott: seine Opfer, seine Feste, seine Fasten, die Beziehungen der Menschen zu einander, als Völker, Bürger, Familienglieder, auch alle Einzelheiten des persönlichen Lebens, die Beschneidung, die Waschungen seines Leibes und seiner Geräthe, die Kleidung – alles ist bis auf die äussersten Kleinigkeiten geregelt und alles ist als Gebot, als Gesetz Gottes anerkannt. Was kann da, ich sage nicht Gott-Christus, sondern auch nur ein Prophet, auch nur der gewöhnlichste Lehrer thun, wenn er ein solches Volk lehrt, ohne jenes Gesetz anzutasten, welches bereits alles bis auf die geringsten Einzelheiten geordnet hat? Christus nimmt, wie alle Propheten, aus dem was die Menschen für das Gesetz Gottes halten, das was wirklich Gottes Gesetz ist; er nimmt die Grundidee, verwirft alles Uebrige, und mit dieser Grundidee verbindet er seine Offenbarung des ewigen Gesetzes. Es ist nicht nothwendig alles zu vernichten, aber unvermeidlich wird das Gesetz verletzt, das in allen Dingen als gleich bindend angesehen wird. Christus thut das und man macht ihm den Vorwurf des Vernichtens dessen, was für Gottes Gesetz gehalten wird, und dafür wird er gekreuzigt. Seine Lehre aber bleibt in seinen Jüngern und wird in andere Kreise und andere Zeiten übertragen. Jedoch auch in andern Kreisen erwachsen aus dieser neuen Lehre eben solche Ablagerungen, Auslegungen, Erklärungen; es werden wieder kleinliche menschliche Erdichtungen an Stelle der göttlichen Offenbarung untergeschoben; anstatt »und Gott sprach zu Mose« wird gesagt »so ist unser und des heiligen Geistes Wille«. Und abermals verbirgt das Wort den Geist. Und das Auffallendste ist, dass die Lehre Christi mit jener ganzen »Torah« in Verbindung gebracht wird in dem Sinne des geschriebenen Gesetzes, welches er nicht umhin konnte zu verwerfen. Diese »Torah« wird als ein Erzeugniss der Offenbarung seines Geistes der Wahrheit, d. i. des heil. Geistes anerkannt und er selbst soll sich in den Texten seiner Offenbarung dahin aussprechen. Und seine ganze Lehre wird auf ein Nichts zurückgeführt.

Deshalb also widerfuhr mir, nach 1800 Jahren, etwas so Seltsames: ich sollte den Sinn der Lehre Christi als etwas Neues entdecken.

Nicht entdecken sollte ich ihn, sondern ich sollte dasselbe thun, was alle Menschen, die Gott und sein Gesetz suchen, gethan haben und thun: ich sollte das ewige Gesetz Gottes aus alle dem herausfinden, was die Menschen mit diesem Namen nennen.


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