Ludwig Tieck
Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger
Ludwig Tieck

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Caput XX.

Beschluß und Nutzanwendung.

Seit jener Zeit ist die Nachkommenschaft der Schildbürger in der ganzen bewohnten Welt ausgebreitet. Man weiß kein Amt, in das sie sich nicht eingeschlichen hätten, keine Einrichtung, an der nicht einer von ihnen Theil genommen hätte. In Akademien, auf Universitäten, in den Collegien, auf den Richterstühlen treiben sie ihr Wesen und suchen die übrige Welt nach sich zu bequemen. Sie verschmähen keinen Stand, sondern suchen sich in jedem häuslich niederzulassen. Solltest Du, lieber Leser, auch einer von diesen Nachkommen seyn, so hoffe ich, Du erkennst meine Bemühungen in dieser Geschichtserzählung mit Dank.

Ich will nur noch aus dem Ganzen eine kleine Nutzanwendung ziehn, und dann den Lesern gute Nacht sagen. Daß man sich nämlich vor der Thorheit eben so gut, wie vor den Eroberern hüten müsse; man erlaubt ihnen nur einen Durchzug, und sie nehmen gleich das ganze Land auf immer in Besitz. Man kann fast nicht denken, ich will heute einmal ein Narr seyn! ohne es auch morgen und übermorgen, ja die ganze Woche hindurch zu bleiben. Ahme daher, lieber Leser, die Vorsichtigkeit der Stadt Hamburg nach, die nach Sonnenuntergang ihre Thore verschlossen hält, und kaum noch fremde Briefe annimmt, weil sie Verräther seyn könnten. Hüte Dich eben so vor jedem fremden, thörichten Gedanken, laß ihn in der Ferne stehen und nicht in Deine Mauern kommen, wenn nicht 82 an Deinem Himmel die Sonne der gesunden Vernunft steht; leide es nicht, wenn die Leidenschaften und Launen heimlich oder mit Gewalt die Thore aufmachen wollen.

Ein Nachkomme der Schildbürger wird über meine Furcht vor der Narrheit lächeln, weil sie das Lieblichste ist, was er kennt, die Würze und das Salz des Lebens. Mag er es thun, ich habe wenigstens nach meiner Ueberzeugung gehandelt und Jeglichen gewarnt.

 


 


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