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Ein bayrischer Soldat

Erlebnisse des Xaver Glas im Jahre 1870

Ich heiße Xaver Glas.

Mein Vater war der Korbinian Glas, und er hat das Kreilleranwesen in der Gemeinde Gaimersheim gehabt. Wir waren drei Geschwister.

Der Älteste mit Namen Joseph, dann ich und eine Schwester, die Anna Marie. Der Joseph ist um vier Jahre älter gewesen als ich. Mich hat die Mutter im Jahre 1846 zur Welt gebracht, und die Anna Marie ist spät gekommen, wo man es schon nicht mehr dachte; erst fünf Jahre nach meiner.

Das Anwesen meines Vaters war nicht groß und auch nicht gar zu klein. Es sind zweiundzwanzig Tagwerk gewesen; über sechzehn Tagwerk Ackerland, vier Tagwerk Wiesen und nicht ganz zwei Tagwerk Holz.

In der besten Zeit hat mein Vater vier Kühe gehabt, auch zwei Ochsen, und er hat sich nicht leicht gehaust, weil er beim Übernehmen zwei Schwestern hat hinauszahlen müssen.

Wie ich aus der Schule gekommen bin und bei der Arbeit geholfen habe, ist es leichter gegangen, denn der Joseph war fleißig dabei und er hat schon viel versehen.

Da ist aber gleich wieder das Unglück dagewesen, weil beim Holzfahren der Wagen umgeschmissen hat, wodurch dem Joseph der rechte Fuß abgeschlagen worden ist.

Das ist gewesen im Winter 1864.

Die Doktorkosten haben den Vater zurückgeworfen, daß er im selbigen Jahr die Hypothekenzinsen hat schuldig bleiben müssen, und sie sind ihm bloß gefristet worden, weil man ihn als fleißigen Mann erkannte.

Der Joseph ist krank geblieben, und nach anderthalb Jahren haben wir ihn eingegraben. Jetzt war ich der einzige Sohn, und das Anwesen ist mir zugestanden. Selbiges Mal habe ich wenig dabei gedacht, und ich habe erst viel später erfahren, was das heißt, wenn man um ein Anwesen sorgen muß.

Ein junger Mensch weiß das nicht und lebt bloß lustig dahin.

Ich habe bei der Arbeit frisch zugreifen müssen, wie der Joseph nicht mehr da war, und ich habe meiner Sache gut vorgestanden.

Da bin ich aber im Jahre 1867 zum Militär gekommen.

Den Vater hat es hart getroffen, denn er ist schon im siebenundfünfzigsten Jahr gewesen, und er hat einen Knecht einstellen müssen.

Aber man kann nichts machen, und so bin ich zum zweiten Infanterieregiment Kronprinz eingerückt, und ich habe meine Dienstzeit zwei Jahre ohne Strafe hinter mich gebracht.

Im Herbst 1869 habe ich herausdürfen, weil sich auch unser Lehrer Hofmann für meinen Vater verwendet hat, indem er eine Eingabe machte. Daheim habe ich das Anwesen regieren müssen; der Vater war den ganzen Winter nicht recht gesund, und er hat schon daran gedacht, daß ich bald übernehmen und heiraten soll.

Ich war vermeint, dem Sedlbauern von Edelshausen seine Tochter zu heiraten, weil sie dreitausend Gulden hatte, und auch hatte ich mit ihr schon eine Bekanntschaft.

Wir waren übereins, daß wir nach der Ernte protokollieren, und alles war in Ordnung. Da ist es im Juli 1870 gewesen. Das Heu war herin, und weil es bis zur Ernte noch Zeit war, habe ich für den Zimmermeister Maier Holz aus dem Forst gefahren.

Eines Tages, da waren wir jungen Burschen im Wirtshaus beisammen. Da kam der Dienstbube vom Joseph Osterauer herein und sagte zu dem Jakob Knerrer, daß er muß hinauskommen; es ist ein Soldat draußen. Wir erschraken alle, weil der Postbote schon gesagt hatte, daß es im bayrischen Kurier steht, es gibt einen Krieg mit dem Napoleon.

Alle jungen Burschen gingen hinaus, und wirklich ist ein Unteroffizier dagewesen. Der Jakob Knerrer fragte ihn, was er wolle, und er sagte, daß er einen Einrufzettel habe.

Ich fragte ihn, ob er für mich auch einen habe.

Da sagte er, wir sollen zum Bürgermeister kommen; dort werden wir es sehen.

Als wir beim Bürgermeister in der Stube standen, zog der Unteroffizier seine Brieftasche heraus und nahm die Zettel in die Hand und las sie vor.

Er sagte: Jakob Knerrer, und gab ihm den Zettel.

Er nahm den zweiten und sagte: Joseph Sturm.

Der war beim Stegmaier als erster Knecht im Dienst, und als er den Zettel nahm, sprangen ihm die Tränen über die Wangen herab, denn er sagte, er wisse schon, wie es im Kriege zugeht, weil er Anno 66 dabei war.

Der dritte Zettel war ich, und als den vierten rief er auf den Georg Scheffler, und dann war er fertig.

Der Unteroffizier sagte, den anderen Tag müßten wir nach München, wie es auf dem Zettel stehe, und dann sagte er uns Lebewohl, er geht noch bis Siegmertshausen.

Wir Burschen sind noch mal in das Wirtshaus hinüber und haben lange miteinander geredet, denn für uns war kein Schlaf mehr vorhanden.

Der Vater und die Mutter waren schon im Bett, wie ich heimgegangen bin; da habe ich sie nicht geweckt.

Den andern Tag in aller Frühe bin ich zum Kleeholen hinaus, und dann habe ich es den Eltern gesagt, daß ich fort muß in den Krieg.

Die Mutter hat es hergestoßen vor Weinen, und auch dem Vater und mir sind die Tränen heruntergelaufen.

Ich habe sie um den Segen gebeten und habe meine zwei Hände aufgehoben. Da haben sie mir das Kreuz gemacht und haben mich mit Weihwasser besprengt.

Dann fragte mich der Vater, ob ich ein Geld auch habe, und ich sagte, nicht recht viel.

Er ist in seine Kammer hinein und hat mir sechs Gulden gebracht. Aber die Mutter hat noch vier Gulden dazu getan.

Jetzt habe ich mein Feiertagsgewand angezogen und habe ihnen noch einmal Lebewohl gesagt und reichte ihnen zum letztenmal die Hand, und auch der Anna Marie. Wie ich dreißig Schritte von unserem Hause weg war, habe ich umgeschaut, und ich habe mir gedacht, ich sehe Vater und Mutter nicht mehr.

Da habe ich auf ein neues weinen müssen.

Ich ging schnell bis Edelshausen. Es war aber ein Sonntag und noch sehr früh bei Tag.

Als ich an das Haus beim Sedlbauer kam, war die Kreszenz noch nicht aufgestanden.

Ich nahm eine lange Stange und klopfte an ihr Fenster. Sie öffnete und fragte herunter, was es gibt. Ich sagte: »Kreszenz, komm herunter, ich bin es und ich muß Abschied nehmen von dir.«

Sie erschrak und kam schnell. Da habe ich ihr erzählt, daß es Krieg gibt und daß ich einrücken muß.

Sie sagte mit Weinen: »Was fange ich an? Ich bin das fünfte Monat in der Hoffnung, und wenn das Kind kommt, hat es keinen Vater nicht mehr.«

Ich sagte: »In Gottes Namen, ich werde doch nicht gleich erschossen werden, und wenn es aber der Fall wäre, so bete einen Vaterunser für mich, denn du weißt es schon, daß wir zwei einander hätten geheiratet.« Ich nahm sie um den Hals, und sie weinte bitterlich.

Ich sagte: »Lebewohl, es hilft nichts mehr, und ich habe nicht länger Zeit, denn in Indersdorf muß ich beim Vetter auch noch Abschied nehmen.«

Das war der Schuhmacher Berling, der eine Schwester von meiner Mutter hatte.

Ich ging bis Indersdorf, wo ich den Vetter besuchte.

Er tat seinen Geldbeutel heraus und gab mir fünf Gulden.

Ich sagte ihm Vergeltsgott und nahm ihn bei der Hand, und die Base auch. Dann ging ich weiter.

Beim Klosterbräu traf ich den Joseph Sturm; mit dem marschierte ich bis Röhrmoos, wo wir die Einrufzettel vorzeigten und in den Zug stiegen.

Alle Wägen waren voll Reservisten, die haben einrücken müssen. Ein paar haben gesungen und Spektakel gemacht, aber die mehreren sind still gewesen, denn es war uns nicht lustig zumut.

Einer war dabei von Hohenkammer, der hatte erst vor acht Tagen Hochzeit gehabt und das Anwesen übernommen. Jetzt hat er alles hint lassen müssen.

So einen trifft es gleich noch härter.

In München habe ich mich in der Kaserne vom zweiten Regiment gestellt, wo wir unsere Ausrüstung faßten. Dann kamen wir auf das Marsfeld. Ich bin in der neunten Kompagnie eingestellt worden.

Da habe ich viele alte Kameraden getroffen, und wir haben uns begrüßt und aufgemuntert.

Der Georg Scheffler war jetzt auch in meiner Kompagnie, was mich sehr gefreut hat, weil wir von daheim reden konnten; in der elften Kompagnie standen einige von unserer Gegend; der Michael Hechtl und der Kaspar Pfündl, der Knecht beim Eitel in Habbach gewesen ist.

Es sind schon Witze gemacht worden auf die Franzosen, denn ein Soldat denkt bloß an das Prügeln, und er schlägt den Feind schon vor er ihn sieht.

Wir mußten Scheiben schießen und manöverieren, und man hat uns im Unterricht gezeigt, wie die französischen Soldaten ausschauen.

Am 31. Juli sind wir ausmarschiert; es war an einem Sonntag früh um halb zehn Uhr, da sind wir vor der Max-Kaserne gestanden.

Unser Oberst von der Tann hat eine Rede gehalten, und er hat sein drittes Bataillon leben lassen.

Dann sind wir zur Bahn marschiert, voran der Herr Oberst und unser Herr Major Steurer.

Viele Leute haben uns begleitet und Abschied zugerufen, aber auf der Bahn ist es schnell gegangen mit dem Einsteigen und Abfahren.

Der Zug ist über Ingolstadt, Eichstätt nach Nördlingen gefahren; dort sind wir abgespeist worden. Dann ist es weitergegangen nach Heilbronn und Jagstfeid, wo wir Kaffee faßten, und dann bis Meggersheim.

Da sind wir ausgestiegen und weiter marschiert bis nach Altlustheim im Badischen.

Da haben wir biwakiert, und es war der 1. August.

Die Leute dort waren freundlich zu uns und haben uns fleißig regaliert.

Sie sind in Angst gewesen vor den Franzosen, und haben alle Tage geglaubt, sie kommen.

Jetzt, wie sie uns gesehen haben, da haben sie wieder mehr Schneid gekriegt und haben uns schon voraus gelobt.

Am 2. August in der Früh sind wir nach Speier marschiert. Dort hat der Kronprinz von Preußen vor dem Dom Aufstellung genommen, und er hat uns im Vorbeimarschieren etwas zugerufen.

Ich habe es nicht verstanden, aber hinterher hat man erzählt, daß er uns als tapfere Bayern begrüßt hat, und daß er gesagt hat, es wird bald Ernst. Denselben Tag sind wir bis Schifferstadt.

Das Wetter war schwül, und der Tornister hat mir Beschwerden gemacht.

Doch es ist mir besser gegangen als vielen Kameraden, die wunde Füße gekriegt haben.

Am 3. August sind wir bei Germersheim gewesen, und wir hatten ein schlechtes Biwak, denn bei der Nacht kam ein großes Gewitter, und der Regen hörte nicht auf.

Ganz durchnäßt sind wir den andern Tag bis Langenkandel marschiert. Auf einmal hörten wir es donnern, und unser Feldwebel sagte: »Ihr Grasteufel, jetzt könnt ihr Pulver riechen. Das sind Kanonen.«

Er hat es gleich gewußt, weil er Anno 66 dabei war.

Ich habe geglaubt, daß wir noch heute daran kommen, und das Herz hat mir stark geklopft.

Ein Offizier ist dahergeritten, daß er um und um voll Dreck war, und er hat im Vorbeisausen gerufen, daß Weißenburg erstürmt ist.

Es hieß zuerst, wir müssen auch vor, dann ist ein Gegenbefehl gekommen, und wir haben in Langenkandel abgekocht.

Ich habe keinen Schlaf gehabt in dieser Nacht, denn das Wasser ist an mir heruntergelaufen, und es ist auch keine Ruhe gewesen, weil ein Regiment nach dem andern durchmarschiert ist.

Am 5. August sind wir in aller Frühe aufgebrochen.

Wir haben beim Marschieren gesungen; auf einmal sind alle still gewesen, denn es waren die bayrischen und die französischen Grenzpfähle da, und jedem ist es eingefallen, daß wir jetzt im Feindesland waren. Der Major Steurer ist vorgeritten und hat gesagt: »Jetzt müßt ihr singen, Leute! Jetzt geht es ins Frankreich hinein.« Die Bajonette sind aufgepflanzt worden, und wir haben dreimal Hurra! geschrien und sind über die Grenze.

Wir sind zum Bahnhof in Weißenburg gekommen.

Da hat es wild ausgesehen. Tornister und Gewehre und Helme ist alles durcheinander gelegen, und ich habe auch die ersten Toten gesehen. An der Mauer ist ein Franzose gelehnt, und daneben noch einer. Die Gesichter waren ganz schmerzlich verzogen, und die Augen waren weit offen.

Wir haben Halt machen müssen, weil Gefangene gekommen sind.

Unser Hauptmann hat zu uns gesagt, wir sollen sie ruhig vorbei lassen und nicht lachen oder spotten.

Es sind vielleicht vierhundert Mann gewesen, und bayrische Jäger haben sie bewacht. Ein Offizier von ihnen hat zu uns auf deutsch gerufen: »Es ist noch lange nicht gar.«

Da hat der Stegmaier von meiner Kompagnie gesagt: »Aber der Anfang war gut.« Und der Hauptmann hat selber lachen müssen.

Am Bahnhof haben wir die Gewehre zusammengestellt, und es hieß, wir müssen abkochen.

Auf einmal ist der General Orff dahergesprengt und hat geflucht und geschrien, es ist keine Zeit zum faul sein.

Da mußten wir auf und sind am Schloß Geisberg vorbei bis Ingelheim.

Das Abkochen ist jetzt schwer gegangen, denn der starke Regen hat uns zugesetzt, und es war in der Nähe kein Wasser da. Wir haben es aus einem Bache geholt, der schon recht schmutzig war.

Aber nur her damit, wenn man kein anderes hat!

Wie es Zeit zum Schlafen war, habe ich umgeschaut, ob ich nirgends gegen den Regen Schutz finde. Da ist in der Nähe ein Holzschupfen gewesen, und ich bin hineingekrochen.

Ich bin auf ein paar Füße getreten, und da ist ein Mordsspektakel angegangen.

»Alle Herrgott und Kreuztürkenelement, Urviech verdammtes!« ist es angegangen, und ein Sakrament nach dem andern hat es gehagelt.

Da habe ich gewußt, daß ich unserem Feldwebel hinaufgetreten bin. Denn so wie der hat überhaupts kein Mensch fluchen können.

Ich habe mich hingelegt und bin froh gewesen, daß ich in der Trockenheit war, und vor Müdigkeit bin ich schnell eingeschlafen.

Liebe Leute, ich will euch jetzt erzählen von der Schlacht bei Wörth.

In aller Frühe, den 6. August, hieß es auf und den Kaffee kochen. Aber leider ging es nicht, denn wir hatten kein Wasser, und wir mußten jetzt unser durchnäßtes Brot essen und schleunig marschieren.

Wir hörten Kanonendonner und merkten, daß etwas los war.

Das sieht auch der Soldat in Reih' und Glied, wie auf einmal eine Aufregung da ist; die Offiziere treiben an und schreien lauter, und man marschiert schneller, und es ist ein Gefühl, das man nicht recht beschreiben kann.

Mir hat schon das Herz geklopft, und es ist mir gewesen, als wenn mir alles zu eng wäre. Es tut einem ganz wohl, wenn man beim Marschieren reden darf; das macht einem Luft.

Manche tun ganz schneidig und reißen einen Witz; vielleicht lacht man auch dazu, aber innerlich schaut es nicht so lustig aus.

Der General Orff ist wieder daher geritten, ganz aufgeregt, und hat immer angetrieben. Vorwärts! hat er geschrien und ist auf und ab gesprengt.

Die Mäntel haben wir unter dem Marsch gerollt, denn zum Halten war keine Zeit, und vor uns hat es gepumpert ohne Aufhören.

Es kamen uns preußische Husaren entgegen, und sie hatten französische Bauern dabei. Die mußten neben den Pferden herlaufen und wurden an das Kriegsgericht geliefert, weil sie auf deutsche Soldaten geschossen haben.

Was ihnen geschehen ist, weiß ich nicht.

Wir haben fort müssen, immer weiter auf den schlechten Wegen, die vom Regen ganz durchweicht waren.

Und dann ist es querfeldein über die Wiesen gegangen. Die Kräuter und Blumen haben schön gerochen, und ich habe nur so schauen müssen, wie gut das Grummet gestanden ist. Ganz fertig zum Mähen, und es wäre mir wohl lieber gewesen, wenn ich hätte arbeiten dürfen. Aber das Schauen und Denken ist mir bald vergangen, denn hoch in der Luft über uns hat es gekracht, und kleine, weiße Wolken sind aufgestiegen. Das waren die Schrapnell, und sie taten noch keinen Schaden.

Wir sind im Laufschritt durch ein Kartoffelfeld und einen kleinen Berg hinauf. Vor uns war eine Ebene, durch die ein Bach lief, und er hieß der Sauerbach.

Über dem Bache war ein Wald, aus dem der Rauch aufging, weil dort drinnen alles voll von Feinden war, die auf uns heraus schossen.

Als wir auf der Höhe waren, hieß es Halt! und Auf den Boden nieder!

Wir mußten das Bajonett aufstecken und laden.

Jetzt hörten wir schon ein spaßiges Pfeifen über den Köpfen, und hie und da patschte es in den Boden hinein, daß der Dreck aufflog.

Das waren die Chassepotkugeln.

Auf einmal schreit neben mir einer: »Jesus Maria! Midi hat's!« Und er hat sich auf die Seite gewälzt und mit den Armen geschlegelt.

Es war der erste Verwundete von meiner Kompagnie; einer vom Oberland – wir haben ihn den Miesbacher Franzl geheißen.

Gleich darauf hat es noch ein paar getroffen; einer hat laut geschrien, der andere hat bloß so einen Gluckser getan und wieder einer hat halblaut gejammert.

»Nur Ruhe, ihr Leut'!« hat der Hauptmann gerufen. »Nicht umschauen! Es kommt schon Hilfe für die Verwundeten.«

Dann ist kommandiert worden: Auf und vorwärts!

Wir haben im Laufschritt die Höhe hinunter müssen, daß wir über den Sauerbach hinüber kommen und angreifen.

Bei diesem Lauf sind wieder einige gefallen.

Einen habe ich gesehen, der hat die Arme kerzengerad in die Höhe geworfen und ist in die Luft gesprungen.

Später ist das noch öfter vorgekommen, und ich wußte dann, daß es die Leute so wirft, wenn sie ins Herz geschossen werden.

Also, wir sind schnell bis zum Sauerbach gestürmt und haben mit Erlenbäumen, oder was zur Hand war, eine Notbrücke gemacht.

Rechts von uns war das zweite Bataillon, links das erste; wir waren mit dem vierten Jägerbataillon in der Mitte, und wir setzten jetzt über den Bach.

Aus dem Walde schossen sie ganz verrückt auf uns, aber sie trafen nicht gar zu viele.

Überhaupt muß ich den Franzosen ein schlechtes Zeugnis über ihr Schießen geben; sie haben sich keine Zeit genommen zum Visieren, und haben einfach losgedrückt; wenn es bloß kracht, ist es schon recht. Das ist ja bei uns auch öfter vorgekommen, daß in der Aufregung einer bloß halb aufgefahren ist, aber da war unser Feldwebel der Richtige.

Der hat scharf Obacht gegeben, und wenn er so etwas gesehen hat, ist er schon imstand gewesen und haut dem Mann gleich im Gefecht eine Schellen herunter.

Der war ganz kalt.

Hinter dem Sauerbach sind wir durch nasse Wiesen bis an die Straße gelaufen; da ist meine Kompagnie links abgeschwenkt gegen einen Hopfengarten, der von den Turkos besetzt war. Der Spektakel ist jetzt immer ärger geworden.

Wir haben eine Salve nach der andern abgegeben, bei den Turkos krachte es, und links und rechts von uns da pfiff und heulte es, als wenn alle Teufel los wären.

Von den Turkos habe ich in der Schlacht selber nicht viel gesehen.

Man hat bloß Rauch und Feuer gesehen, und wie durch einen Nebel hat man drüben die Leute gesehen.

Auf einmal mit lauter Schreien und Brüllen und Schießen waren wir mitten in den Hopfenstangen und ich merkte, daß wir die Turkos hinausgehaut hatten.

Es lagen auch viele herum, aber es war keine Zeit zum Anschauen; denn jetzt mußten wir gegen den Wald.

Wir waren schnell an dem Rand, aber es ging nicht vorwärts, denn die Franzosen haben Verhaue angelegt im Walde, und sie waren gut verschanzt.

Da sah ich einen Baum vor mir, und ich legte mich geschwind dahinter.

Ich habe gedacht: Xaver, da kommst du lebendig nicht davon, denn man hat sich nicht vorstellen können, daß bloß ein Mensch in diesem Durcheinander mit heiler Haut bleibt.

Ober mir sind die Äste von den Bäumen weggeflogen mit Krachen, in den Blättern hat es gepatscht, als wenn ein schwerer Hagel niedergeht; und Baumrinden sind weggespritzt, und gepfiffen und geheult hat es, und dazwischen hat man durch das Pumpern und Krachen ein lautes Knarren gehört; das ist ganz regelmäßig weiter gegangen, und hat gerasselt, als wenn einer die allergrößte Karfreitagratschen dreht.

In den Ohren hat es mir gesungen, und ich habe schreien müssen, weil ich es sonst nicht ausgehalten hätte.

Ich habe für mich hingeschrien: »Drauf! drauf! Haut's zu!« Ich bin aber liegen geblieben und habe geladen und geschossen und immer gedacht, in der nächsten Minut' bist du hin.

Auf einmal ist das Schießen bei uns noch stärker geworden, weil Verstärkung gekommen ist.

Wir sind aufgerumpelt und vorwärts gelaufen, und wir haben große Sprünge gemacht, bis wir uns wieder hinlegten.

Da habe ich gemerkt, daß mein Gewehr nicht mehr geht; ich habe den Verschluß nicht mehr aufgebracht, weil der Zündstift nicht zurückgegangen ist.

Jetzt ist mir der Spektakel noch ärger vorgekommen, und ich habe gemeint, es trifft mich leichter, weil ich ganz wehrlos gewesen bin.

Vielleicht zehn Schritte vor mir hat es einen Kameraden hingeschmissen, und er hat sich herumgedreht, und hat die Hände zusammengeschlagen, als wenn er um etwas bittet.

Ich habe gedacht, wenn ich nur sein Gewehr hätte; er braucht es doch nicht mehr, und mit meinem verdammten Prügel kann ich nichts machen.

Aber hinspringen habe ich nicht können, weil über mir die Kugeln wie närrisch gepfiffen haben.

Da bin ich hingekrochen und habe schnell nach dem Gewehr gelangt.

Er hat sein Gesicht zu mir gedreht, vielleicht weil er gemeint hat, ich will ihm helfen.

Der Atem ist ihm kurz gegangen und er hat gelechzt, wie ein Hund, der Durst hat.

»Ganz tot schießen! Ganz tot schießen!« hat er schnell hintereinander gesagt und die Stimme ist ihm alleweil höher geworden. Ich habe mir gedacht, ich darf es wohl nicht tun, armer Teufel, und er hat mich erbarmt.

Ich war aber froh, daß ich wieder schießen konnte; wenn man selber etwas tut, gibt man nicht so Obacht, was links und rechts geschieht.

Die Offiziere sind aufgesprungen, und es ist das Kommando »Vorwärts!« gekommen.

Ihr Leute, das ist das Härteste. Wenn man liegt und glaubt, man hat eine Deckung, und es müssen dann alle Mann in die Höhe und den Schutz verlassen.

Man muß sich in der Gewalt haben und alles tun, als wie von selber; das Denken und Überlegen darf einer nicht anfangen.

Also ich bin aufgesprungen und vorwärts gelaufen, und ich bin an die Bäume gestoßen, und ich bin über die Wurzeln gestolpert. Geschrien habe ich ganz furchtbar, als wenn ich damit den Feind verschrecken könnte.

Wir sind an eine Straße gekommen, und ich habe vor mir einen ganzen Pack Franzosen gesehen.

Von links sind Preußen zu uns gekommen, und jetzt haben wir wieder teufelsmäßig geschossen.

Mein Nebenmann ist ein Preuße gewesen; ich habe ganz gut unterscheiden können, daß er schneller fertig war, weil die Metallpatronen beim Laden nicht aufhalten, und weil sie herausfliegen, wenn man das Schloß aufreißt.

Ich habe auch jetzt zum erstenmal gesehen, wie unsere Kugeln getroffen haben.

Aber nicht lange, weil es den Rauch niedergedrückt hat, denn es war nach dem Regen eine dämpfige Luft, und der Rauch hat nicht in die Höhe können.

Ich weiß nicht, ist noch ein Feind vor uns gewesen oder nicht, aber auf einmal sind wir aus dem verdammten Wald heraus und haben vor uns das freie Feld gesehen.

Sakrament, da ist mir aber schon wohler gewesen, und ich bin gleich lustig geworden. Jetzt fehlt es soweit nicht mehr, habe ich gedacht.

Die Schlacht war gewonnen, und wir haben bei Lembach das Biwak bezogen in einem großen Durcheinander, aber für die Verpflegung haben die Franzosen gesorgt, denn sie haben ihre Kochgeschirre zurückgelassen.

Meine Kompagnie ist auf Wache zu den Gefangenen gekommen, und da waren verwundete Turkos dabei.

Einer hat mich angerufen und hat auf meine Feldflasche hingedeutet, daß ich ihn trinken lassen soll. Ich habe es getan, und da hat er mich mit seinen kohlschwarzen Augen ganz dankbar angeschaut und hat immer gesagt: ah Mussiö!

Am Morgen haben die Turkos bei Sonnenaufgang ihre Andacht verrichtet, und es war spaßig, weil sie sich auf und nieder gebückt haben.

Sie sind aber bald forttransportiert worden.

Der 7. August ist ein Sonntag gewesen, und wir haben noch am Platz bleiben müssen, weil viel Militär nachgerückt ist. Wer mögen hat, der hat das Schlachtfeld abgehen dürfen, aber ich habe mir schon am vorigen Tag genug gesehen.

Links von der Straße haben bayrische Soldaten vier Gruben aufgeworfen, und dahinein sind die toten Kameraden gelegt worden; vielleicht zwanzig nebeneinander, dann hat man Kalk darauf geworfen und die zweite Schichte hinaufgelegt, auch wieder zwanzig Tote und so weiter, bis vier Reihen aufeinander gelegen sind, dann drei Schuh hoch Erde darauf, und fertig ist es gewesen.

Währenddem ich dabei zuschaue, haben die Feldgendarmen ein paar Zivilisten daher gebracht, und es waren Bauern und ein Schullehrer dabei, die haben verwundete Soldaten mißhandelt. Sie haben jeder seine eigene Grube einzeln graben müssen, und dann sind sie von rückwärts hinein geschossen worden.

Der Tag verging und abends kam ein Gewitter, und ich bin bis auf die Haut naß geworden, und in Schlamm und Morast bin ich gelegen. Am 8. August früh wurde aufgebrochen, und es ging im Regen vorwärts, und wir haben nicht einmal einen trockenen Stecken Holz zum Feuer machen gehabt, wie wir in Bärnthal das Biwak bezogen haben. Den 9. August ging es weiter. Wir kamen in einen Ort, den Namen weiß ich nicht mehr, ins Quartier, mußten es leider gleich wieder verlassen, weil zum Abmarschieren geblasen wurde. In dem anderen Dorf, wo wir sodann hinkamen, bin ich in der Kirche untergebracht worden, und mehrere Kameraden erkrankten von der kalten Luft. Es gab keinen Bissen zu essen, nicht einmal Brot.

Im ersten Ort, wo schon Welsch geredet ist worden, da ging es mir schlecht, denn ich kann kein Wort Französisch, und ich brauche Wasser zum Abkochen. Ich kam in ein Haus und redete eine Frau um Wasser an und deutete auf meinen Feldkessel, aber da war kein Verstehen, bis mir die Geduld riß und ich zum Fluchen anfing. Da kam ein Artillerieleutnant und fragte, was ich will, und er mußte lachen und redete welsch mit der Frau. Sie brachte gleich Wasser, und dann sagte der Leutnant zu mir, wir sind jetzt nicht mehr in Deutschland, das merkt euch, Wasser heißt de Loh.

Von diesem Biwak ging es fort über Lunéville nach Nanzig, wo wir aber bloß durchzogen und nach Toul mußten, daß die Festung eingeschlossen wurde.

Wir marschierten weiter bis Barleduc, und in diesem Ort haben wir den Namenstag von König Ludwig gefeiert, aber noch in der Nacht hieß es plötzlich auf!

Es war der Marsch nach Sedan, und da haben wir marschieren müssen, daß einem jeden seine Füße gebrannt haben.

Am 30. August ist das Gefecht bei Beaumont gewesen, und wir müssen vorwärts, einen Wald durchsuchen. Es ging schnell in eine Talschlucht und wieder hinauf, und von ferne sahen wir, daß ein französisches Biwak überfallen wurde. Gegen Abend mußten wir dann vorrücken und bei einem Wald übernachten, und durften aber kein Feuer anzünden.

Am 31. August marschierten wir nach Remilly, und als wir ein paar tausend Schritt entfernt waren, hören wir Gewehrfeuer, und hat auch schon eine Kugel den Georg Scheffler getroffen. Er schreit erbärmlich, weil's ihm in den Bauch gegangen ist, und vor lauter Schmerz fangt er zum Fluchen an, ein Sakrament nach dem andern, und beißt mit den Zähnen in den Boden hinein.

Ich sprang herbei, aber er kennt mich nicht mehr, und hat seine Augen verdreht, und habe ihn nicht mehr gesehen, weil wir vorrücken müssen, und zum Feuern anfangen.

Die Kugeln fuhren über uns, und wir haben bloß einen Mann verloren, und um acht Uhr war es vorbei.

Leider wir haben den ganzen Tag nichts zu essen bekommen, und werden aufgestellt und verlesen, und ein jeder schreit Hier! und fehlt bloß der Georg Scheffler.

Es wurde verlesen, wer auf Wacht kommt, und mein Name war der erste. Ich muß auf Vorposten von neun Uhr bis elf Uhr. Die anderen holen Fleisch und Holz und Wasser, aber mich führt der Unteroffizier auf den Posten. Wir waren links, und der Feind war rechts, und in der Mitte lauft ein großes Wasser, und heißt die Maas.

Beim Feind war ein großes Biwakfeuer, und die Musik spielte so schön und laut, daß mir kein Schlaf kam und der Hunger ein wenig verging.

Ich spaziere die Straße auf und ab, und da kamen Soldaten. Ich lasse sie auf dreißig Schritte her und schreie: »Halt! Wer da?« Einer ruft: »Patrulle.« Ich verlange das Feldgeschrei, aber bloß einen Mann lasse ich bis fünfzehn Schritt vorgehen, und er gab es richtig zur Antwort.

Dann kam auch gleich die Ablösung, und ich ging an das Biwakfeuer, um was zu essen, aber es hat keiner auf mich gedacht.

Am andern Tag war der 1. September. In der Früh um halb vier Uhr kam der Befehl an, wir müssen über die Eisenbahnbrücke gehen. Wie wir drüben waren, sah ich einen bayrischen Jäger liegen, der hatte keinen Kopf mehr. Nach zwanzig Schritten waren wir in dem Dorf Bazeilles. Die Straße war mit zwei Karren gesperrt, daß wir nicht so leicht durchkommen sollen. Da ist es auch schon angegangen mit lauter Feuern. Die Franzosen schießen aus den Häusern auf uns, und auch die Einwohner haben sich beteiligt, daß wir zurück müssen.

Die Franzosen fechten mit Standhaftigkeit, und der Kampf wuchs so, daß gleich die Weibsbilder mitgetan haben, und es kracht überall, und von oben kommen die Kugeln, und von unten kommen sie aus dem Keller. Sechsmal sind wir hinein und wieder heraus, und es brennt überall und hat eine Hitze, daß man es nicht aushalten kann, und die Balken fallen herunter, und die Verwundeten schreien, und es sind auch viele verbrannt.

Wir sind wieder vorgedrungen bis zu der Kirche, da heißt es: Stillgestanden. Sechs Stunden waren wir bereits im Kampfe, und da kam der Befehl, wir müssen noch eine halbe Stunde aushalten, weil Unterstützung kommt. Es kann zwischen elf Uhr und halb zwölf Uhr gewesen sein, daß diese Unterstützung gekommen ist und in das furchtbare Dorf hinein ist. Wir wurden abgelöst. Hunger und Durst hat ein jeder, wie ein Wolf, denn wenn man vom 31. August bis zum 1. September um ein Uhr mittags nichts zu essen bekommt, kann man es sich leicht vorstellen. Jetzt bekamen wir ein wenig schwarzen Kaffee, und von Hunger stillen war keine Rede. Das Beste war, daß auf dem Bahnhof ein Wagen voll Zuckerhüte gestanden ist, und da hat sich jeder ein Trumm geholt. Auf einmal heißt es Angetreten, die Gewehre in Pyramiden! Und die Lagerzelte wurden aufgesteckt. Vielleicht um halb drei Uhr kam der General Stephan daher und sagte, zu uns: »Ihr lieben Brüder, bis in vierzehn Tagen sind wir alle zu Hause.« Die Musik fing zu spielen an, und wir tanzen, daß der Staub auffliegt, aber o weh, es ist später anders gegangen.

Eine Ordonnanz ritt zum General Stephan hin. Die Musik hört auf und das Tanzen auch. Es heißt: Tornister auf! Ergreift das Gewehr! Denn man sagt, der Feind will durchbrechen. Wir müssen im Laufschritt durch Bazeilles, aber wie wir beinahe draußen waren, kommt die Nachricht, daß sich die Franzosen ergeben. Der Sieg war gewonnen, und der Napoleon will seinen Degen abgeben.

Um fünf Uhr kamen wir in unser Biwak zurück, und es wurde vorgelesen, wer auf Wachtposten muß. Gottlob hat es mich nicht getroffen, und ich bin mit einem Kameraden über das Schlachtfeld, bin aber bald zurück, denn es ist mir beim Anschauen Hunger und Durst vergangen.

Ich ging in mein Zelt und richtete mein Nachtlager. Der Tornister war das Kopfkissen, und mit dem Mantel deckte ich mich zu und schlief wie ein Ratz bis zum 2. September.

In der Frühe bin ich mit mehreren Kameraden in die Festung gegangen, und wir haben alles angeschaut.

Da sind wir auch zu den gefangenen Pferden hingegangen. Es war ein großer Platz mit Stangen eingemacht und die Pferde gehen hin und her, und was für schöne waren dabei! Ich dachte, wenn ich bloß zwei davon mit heim nehmen könnte.

Es waren Posten aufgestellt, und ein französischer Bauer ging zu den Pferden hinein, und da sagte ich zu meinem Kameraden: »Wenn der hinein kommt, schaue ich auch näher zu,« und ich tat es. Da kam aber der Posten und führte den Bauer beim Arm heraus, und mich schimpfte er.

In diesem Augenblick kriege ich einen Schlag auf meinen rechten Fuß, daß ich einen Schrei ausstoße und hinfalle, und ich konnte nicht mehr aufstehen.

Es hat ein Gaul hinter mir ausgeschlagen, und vielleicht hat er bloß gescherzt, aber mir war der Fuß unterm Knie abgeschlagen.

Man hat mich in das Lazarett geschafft, und dort bin ich verbunden worden. Vier Wochen bin ich gelegen und habe immer nachgedacht, wie man aus dieser blutigen Schlacht glücklich entrinnen kann, und aus Dummheit wird man hinterher verwundet.

Mein Fuß ist nicht mehr zum Marschieren tauglich gewesen, und ich bin zuerst ganz traurig gewesen, denn der Mensch weiß nicht, was sein Glück ist.

Hinterher habe ich es wohl erfahren, daß der zerbrochene Fuß wahrscheinlich mein Leben gerettet hat, denn von meiner Kompagnie sind keine zwanzig Mann heimgekommen von denen, die von Anfang an dabei waren. Sie lagen auf den Schlachtfeldern herum oder sind in den Spitälern gestorben, weil das Ärgste erst nach der Schlacht bei Sedan gekommen ist.

Ich bin am 16. Oktober in München entlassen worden, und am 17. Oktober bin ich heimgekommen. Die Eltern weinten vor lauter Freude, daß sie mich wieder gesehen haben, und die Kreszenz war in ihrem Herzen froh, daß ihr Kind jetzt einen Vater hatte.

Ein Jahr darauf haben wir geheiratet, und ich habe geglaubt, es ist nun alles schön und recht. So täuscht sich der Mensch, denn es ist viel Verdruß und Kummer über mich gekommen, und ich mußte immer der Beste bei der Arbeit sein und sorgen, daß wir die Heimat behalten können.

Deutschland ist jetzt groß und mächtig, aber ich bin grau und arbeitsunfähig geworden und muß von einem kleinen Austrag leben.

Das macht oft größere Entbehrungen wie damals gegen die Franzosen.


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