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London, den 10. Oktober 1710.
Wie ich Ihnen also eben in dem Brief, den ich vor einer halben Stunde abgeschickt habe, sagte, habe ich heute bei Herrn Harley gegessen, der mich dem Generalstaatsanwalt, Sir Simon Harcourt, unter viel Komplimenten auf allen Seiten vorstellte. Harley sagte mir, er hätte der Königin meine Denkschrift gezeigt und sie sehr kräftig unterstützt; er wünscht, dass ich Sonntag wieder bei ihm speise; er will es dann mit der Königin erledigen, bevor sie einen Statthalter ernennt; und ich kann versichern, ich hoffe, es wird dann bis auf die Förmlichkeiten alles getan sein, denn er liebt die Kirche; dies ist eine populäre Sache, und er möchte nicht, dass ein Statthalter das Verdienst mit ihm teilt; ausserdem höre ich von allen Seiten, dass er mich gern gewinnen möchte. Aber in dem Brief, den ich mit der letzten Post an den Erzbischof schrieb (gestern), habe ich noch keine Silbe von dem gesagt, was Harley gestern Abend mit mir besprochen hat, denn er bat mich, es geheim zu halten; deshalb würde ich es auch Ihnen nicht sagen, wenn ich nicht hoffte, dass es mit der Heimlichkeit vorbei sein wird, ehe dieser Brief angeht. Ich schreibe jetzt meine poetische Schilderung eines Schauers in London, die ich dem Tatler schicken will. Dies ist der letzte Bogen eines ganzen Buchs, das ich verschrieben habe, seit ich in der Stadt bin. Bitte, da es mir gerade einfällt, wollen Sie, wenn Sie zu Frau Walls gehn, in Erfahrung bringen, ob Frau Wesley in der Stadt ist, ob sie noch bei ihrem Bruder wohnt, wie es mit ihrem Befinden geht und ob sie noch in der Stadt bleibt? Ich habe ihr von Chester aus geschrieben, um zu fragen, was ich mit ihrem Schein machen sollte; ich glaube, die arme Frau fürchtete sich, an mich zu schreiben; jetzt muss ich an meine Geschäfte.
11. Heute endlich habe ich bei Lord Montrath gegessen und Lord Mountjoy und Sir Andrew Fountaine mitgenommen; ich habe ihnen wie ein Narr beim Ombre bis elf Uhr heut Abend zugesehn; sie spielten um halbe Kronen, und Sir Andrew Fountaine hat Herrn Coote acht Guineen abgewonnen; daher bin ich spät nach Hause gekommen und will MD heute Nacht nur wenig sagen. Ich habe mir einen halben Scheffel Kohlen gekauft, und Patrick, der verschwenderische Maulaffe, hatte ein Feuer für mich bereit; ich habe aber die Kohlen herausgelesen, ehe ich zu Bett ging. Es ist ein Zeichen, dass London jetzt leer ist, wenn es mir für nicht mehr als fünf oder sechs Zeilen täglich Stoff liefert. Haben Sie in meinem letzten gemerkt, dass ich Ihnen Tag und Ort nannte, als Sie Ombre spielten? Aber ich habe ein wenig eingerückt und geändert, als ich einen Brief von Herrn Manley erhielt, der mir sagte, dass Sie in seinem Hause beim Spiel sässen, während er mir schriebe; doch bis auf einen Tag hatte ich es auch ohne seine Hilfe erraten. Ihre Stadt ist jedenfalls weit geselliger als unsre. Ihre Mutter habe ich noch nicht gesehn, usw.
12. Ich habe heute mit Dr. Garth und Herrn Addison gegessen, und zwar in der Teufelsschenke bei Temple Bar, und Garth bewirtete. Es ist gut, dass ich jeden Tag diniere, sonst würde es länger dauern, bis ich meine Briefe füllte, denn wir sind noch immer in langweiliger Lage und fragen nur jeden Tag nach den neuen Wahlen, in denen die Torys unter den neuen Mitgliedern von sieben sechs gewinnen. Herrn Addisons Wahl ist leicht und unbestritten durchgegangen; und ich glaube, wenn er Lust hätte, sich zum König wählen zu lassen, so würde man es ihm kaum abschlagen. In Colchester ist ein wunderlicher Zwischenfall eingetreten; ein Hauptmann Lavallin, der aus Flandern oder Spanien kam, fand seine Frau schwanger durch einen Sekretär des Kollegiums der Rechtsgelehrten, dessen Aufgabe es ist, wie Sie wissen, Hurerei zu verhüten; und dieser Sekretär war ebenderselbe Bursche, der entdeckt hat, dass Dyet das Stempelpapier fälschte. Lavallin jagt dem Sekretär seit vierzehn Tagen nach, um ihn zu töten; aber der Bursche war beständig im Schatzamt mit der Entdeckung beschäftigt, die er gemacht hatte; der Frau war es gelungen, die Geschichte zu vertuschen, indem sie behauptete, der Sekretär habe ihr gesagt, ihr Gatte sei tot, nebst andern Entschuldigungen; aber neulich hat jemand Lavallin gesagt, seine Frau habe schon vor seiner Heirat mit ihm Händel gehabt; er geht wütend hin, schiesst seine Frau durch den Kopf und wirft sich in sein Schwert; und um ganz sicher zu gehn, feuert er sich auch noch in den eignen Kopf eine Pistole ab, so dass er auf der Stelle tot war und seine Frau ihn um Stunden überlebte, in welcher Geistes- und Körperverfassung freilich, das ist furchtbar auszudenken. Ich habe mein Gedicht auf den Regenschauer bis auf den Anfang beendet, und ich fahre in meinem Tatler fort. Man hat mir etwa fünfzig Schriften zugeschrieben, seit ich hier bin; ich habe nur drei gedruckt. Einen Vorteil habe ich dadurch, dass ich Ihnen täglich schreibe, oder vielmehr, Sie haben ihn, den nämlich, dass ich mich in acht nehme, dasselbe zweimal zu schreiben; und doch fürchte ich, ich habe es schon oft getan; aber ich will daran denken und mich auf die Ereignisse des Tages beschränken. Und jetzt scheren Sie sich ans Ombre, und sein Sie brave Mädchen und sparen Sie Ihr Geld, und werden Sie reich, bis Presto kommt, und schreiben Sie mir hin und wieder; ich denke mir, es wäre hübsch, wenn ich bisweilen von der ungezogenen MD hörte; aber ruinieren Sie sich die Augen nicht, Stella, ich bitte Sie.
13. O Himmel, da habe ich erst eine Kleinigkeit von meinem Brief geschrieben; was für ein Geplapper soll Presto vollführen, um MD zu unterhalten? Jetzt frischt das Gerede vom Herzog von Ormond für Irland auf; Herr Addison freilich sagt, es soll ein Ausschuss ernannt werden, und Lord Galway soll hinein. Diese meine Briefe sind eine Art Tagebuch, in dem sich die Dinge langsam eröffnen; und je nachdem ich wahr oder falsch rede, werden Sie am Ausgang erkennen können, ob ich gut unterrichtet bin; aber ich mache mir nicht für einen Groschen daraus, ob ich es bin oder nicht. – Abends. Heute war ich überall in der Paulskirche, bis in den Turm hinauf, wie ein Narr, und zwar mit Sir Andrew Fountaine und noch zwei andern; und wie ein Gelbschnabel habe ich sieben Schilling für mein Mittagessen ausgegeben; dies ist das zweitemal, dass er mich so hineingelegt hat; aber ich werde es nie wieder tun, und wenn auch die ganze Welt mich überredete, die rücksichtslosen Gelbschnäbel! Hier ist ein junger Bursche in der Stadt, den wir alle gern haben und der vor einem oder zwei Jahren von der Universität kam, ein gewisser Harrison, Dieser junge William Harrison, den Swift begönnerte, suchte später den Tatler fortzusetzen. ein hübscher kleiner Bursche mit viel Witz, Verstand und Gutmütigkeit; er hat ein paar wunderhübsche Sachen geschrieben; in der 6. Nummer der Miszellaneen steht etwas von ihm über einen Orangenspross. Er hat keinerlei Mittel, von denen er leben könnte, ausser, dass er für 40 Pfund im Jahr Hauslehrer eines der Söhne des Herzogs von Queensberry ist. All die feinen Burschen laden ihn immer in die Schenke ein, und seinen Klub muss er bezahlen. Henley ist ein grosser Freund von ihm; sie machen in der Schenke oft eine Zeche von sechs oder sieben Schilling, und immer muss der arme Junge seinen vollen Anteil bezahlen. Ein Oberst und ein Lord waren heute abend in derselben Weise über ihm und über mir her; ich lehnte einfach ab, hielt Harrison ein wenig zurück und überredete ihn, nicht mit ihnen zu gehn. Ich sage Ihnen dies, weil ich finde, dass alle reichen Burschen diese Laune haben, die Leute ohne jede Rücksicht auf ihr Vermögen zu behandeln; aber erst will ich sie verfaulen sehn, ehe es ihnen mit mir gelingen soll. Lord Halifax quält mich immer noch, ich soll ihn in seinem Landhause besuchen; das kostet mich eine Guinee Trinkgelder für seine Diener und zwölf Schilling Wagenlohn; und erst soll er sich hängen lassen. Ist dies nicht eine verwünschte, alberne Geschichte? Aber ich ärgere mich von Herzensgrund; denn ich liebe den jungen Burschen, und ich bin entschlossen, die Leute aufzustacheln, dass sie etwas für ihn tun. Er ist ein Whig, und ich werde ihn einigen meiner ausrangierten Whigs aufhängen; denn ich bin mit ihnen fertig; und sie sind, so hoffe ich, für unsre Zeit mit diesem Königreich fertig. Vor allen andern Orten waren sie der vier Londoner Wahlkreise sicher, und von den vier haben sie drei verloren. Sir Richard Onslow, so hören wir, ist in Surrey geschlagen worden; und an den meisten Orten werden sie überwunden. Sehn Sie, meine Damen, wenn ich lange Briefe schreibe, so muss ich Ihnen Neuigkeiten und Unsinn schreiben, wenn ich Ihnen nicht meine Verse schicke; und manche wage ich nicht zu schicken; die über den Regenschauer in London habe ich an den Tatler geschickt, und Sie können sie in Irland lesen. Ich denke mir, Sie werden mich in dem Tatler, den ich schreiben will, riechen; denn ich glaube, ich habe Ihnen einen Wink gegeben. Heute abend erhielt ich einen Brief von Sir Matthew Dudley; ich fand ihn auf dem Tisch, als ich nach Hause kam. Da er ganz ausserordentlich ist, so will ich ihn von Anfang bis zu Ende abschreiben. Er lautet wie folgt. Fehlt in allen Ausgaben.
Ich hätte auf jede einzelne Stelle darin geantwortet, aber es fehlte mir an Zeit. Dies ist, wie es ist, genug für heute abend usw.
14. Ist das Tabak am obern Rand des Blattes, oder was? Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich gesabbert hätte. Himmel, ich habe gestern nacht so wirr von Stella geträumt, und wir sahen den Dechanten Bolton Der frühere Amtsbruder Swifts als Kaplan bei Berkeleys: jetzt Dechant von Derry. und Sterne in einen Laden gehn; sie befahl mir, sie zu ihr zu rufen, und da erwiesen sie sich als zwei Pastoren, die ich nicht kannte; ich ging draussen umher, bis sie weiterging, und solchen Unsinn, verbunden mit viel Melancholie und Unbehagen; und jetzt ist es ein hässlicher, düsterer Morgen. – Abends. Herr Addison und ich haben mit Ned Southwell gegessen und sind dann im Park spazieren gegangen; im Kaffeehaus fand ich einen Brief vom Bischof von Clogher und ein Paket von MD. Den Brief des Bischofs öffnete ich; MD's aber sparte ich mir auf und besuchte eine Dame, die eben in die Stadt gekommen ist; und jetzt bin ich ins Bett gestiegen und will Ihren kleinen Brief öffnen; Gott gebe, dass ich MD wohlauf und glücklich und lustig finde, und dass sie Presto lieben wie den Kamin. Oh, ich will ihn noch nicht aufmachen; doch, ich will. Nein, ich wills nicht! Ich tus; ich kann nicht warten, bis ich dieses Blatt wende; was soll ich tun? Mir jucken die Finger; und jetzt habe ich ihn in der linken Hand, und nun will ich ihn im Augenblick öffnen. – Ich habe ihn schon gefasst und ich breche das Siegel, und ich kann mir nicht denken, was darin ist; ich werde niemandes Einfluss benutzen ausser meinem eignen. Nun, ich will durchschaun – Bah, er ist von Sir Andrew Fountaine: Was? Noch einer? Der wird von Frau Barton sein; sie sagte mir, sie wollte mir schreiben; aber sie schreibt eine bessere Hand: ich wollte, Sie erkundigten sich; er muss in Dawsons Bureau im Schloss liegen. Ich fürchte, nach dem Gekritzel wird dies von Patty Rolt sein. Nun, ich will MD's Brief lesen. Ach nein, er ist von der armen Lady Berkeley, um mich für diesen Winter nach Berkeley Castle einzuladen; und jetzt tut es mir im Herzen weh: sie schreibt, sie hoffe, My Lord sei auf dem Wege der Besserung: die arme Frau! Also, jetzt zu MD's Brief! Wahrhaftig, es ist alles in Ordnung. Ihr Brief Nummer 3, den ich eben erhalten habe, ist vom 26. September datiert; und Manleys Brief, den ich vor fünf Tagen schon hatte, war vom 3. Oktober datiert; das ist ein Unterschied von vierzehn Tagen; ich denke mir, er hat in Steeles Bureau gelegen, und er hat ihn vergessen. Nun, das ist zu Ende; er hat seine Stellung verloren; und Sie müssen alle, die mir Briefpakete schicken, bitten, sie in einen Bogen mit der Adresse des Herrn Addison in St. James's Kaffeehaus einzuschlagen: keine gewöhnlichen Briefe, sondern Pakete: der Bischof von Clogher möge das dem Erzbischof gegenüber erwähnen, wenn er ihn sieht. Ihr Brief macht mich wahnsinnig; Himmelschock! Ich bin der beste Junge in der ganzen Christenheit gewesen, und Sie kommen mir mit Ihren zwei Eiern fürn Groschen! Ei, ich glaube gar, es lag ein Abgrund zwischen meiner Nummer 2 und 3! Wahrhaftig, ich werde Ihnen nicht versprechen, jede Woche zu schreiben; aber ich will jeden Abend schreiben, und wenn der Brief voll ist, will ich ihn schicken; das wird einmal alle zehn Tage sein, und das genügt; und wenn Sie sich angewöhnen, an Presto zu schreiben, weil es nun eben Dienstag oder Montag ist, bei Gott, da wird es zu einer Aufgabe; schreiben Sie, wann Sie Lust haben. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein – ach Gott, ach Gott, ach Gott, ach Gott, ach Gott, ach Gott; nein, arme Stellachen. Bimbam, ich wollte, der Gaul sässe in ihrem – Schlafzimmer. Habe ich Parvisol nicht befohlen, Ihren Anweisungen über ihn zu gehorchen? Und habe ich nicht in meinen früheren Briefen gesagt, Sie könnten ihn pökeln oder einkochen, wenn Sie wollen? Wozu belästigen Sie mich mit Ihren Pferden? Gehn die mich im geringsten etwas an? – Umwälzungen für mich in meinen Geschäften ein Hindernis? Umwälzungen – für mich – in meinen Geschäften? Wenn die Umwälzungen nicht wären, so könnte ich garnichts ausrichten; und jetzt habe ich alle möglichen Hoffnungen, obgleich man nichts gewiss weiss; aber morgen soll ich eine Antwort haben, und mir ist eine gültige Antwort versprochen. Ich glaube, ich habe in diesem und einem früheren Brief genug darüber gesagt, wie ich mit den neuen Leuten stehe; zehnmal besser als ich je mit den alten stand; vierzigmal mehr umschmeichelt. Morgen soll ich bei Herrn Harley essen; und wenn er fortfährt, wie er begonnen hat, so ist nie ein Mensch von einem andern besser behandelt worden. Was Sie von Stellas Mutter sagen, darüber habe ich mich schon zur Genüge geäussert. Ich glaube, sie ist nicht in der Stadt; denn ich habe sie noch nicht gesehn. Mein Pasquill wird bis in den Himmel hinein gelobt; aber ausser Sir Andrew Fountaine hat niemand mich in Verdacht! wenigstens sagen sie mir nichts davon. Sagte ich Ihnen nicht von einem grossen Mann, der mich sehr kühl empfangen hätte? Den meine ich, aber sagen Sie nichts; es war nur eine kleine Rache; ich will daran denken und es mit hinüber bringen. Der Bischof von Clogher hat meine Tatler über die Verkürzung der Worte usw. gerochen. Aber Gott so usw.
15. Ich will deutlicher schreiben, wenn ich es nicht immer wieder vergesse; denn Stella darf sich die Augen nicht verderben, und Dingley kann meine Handschrift nicht recht lesen; ich fürchte auch, meine Briefe sind zu lang; dann müssen sie einen als zwei ansehn und ihn in zwei Abschnitten lesen. Ich habe heute bei Herrn Harley gegessen; Herr Prior war auch da. Er hat meine Denkschrift bei der Königin gelassen, und sie hat eingewilligt, uns die Erstlinge und die Zwanzigstel Auszug aus Swifts Denkschrift für Herrn Harley. »Die Zwanzigstel sind 1 Schilling vom Pfund, der jährlich von allen geistlichen Einkünften zu zahlen ist, wie sie zur Zeit der Reformation geschätzt wurden. Sie belaufen sich auf jährlich etwa 500 Pfund, sind aber, nachdem die Beamtenschaft und die andern Lasten bezahlt sind, wenig oder nichts mehr wert, während sie der Geistlichkeit viel Arbeit und Plage machen.« zu geben; wir hoffen, sie wird es morgen im Kabinett verkünden. Aber ich bitte Sie, sagen Sie es keiner lebenden Seele, denn so lautet mein Befehl, bis es öffentlich ist; und ich hoffe, noch etwas von grösserem Wert durchzusetzen. Nach Tisch kam Lord Peterborow: wir erneuerten unsre Bekanntschaft, und er hat mich gewaltig gern gewonnen. Sie begannen von einem Blatt Verse zu sprechen, das Sidi Hamed heisst. Herr Harley sagte einen Teil her, zog sie dann aus der Tasche und gab sie einem Herrn am Tisch, um sie vorzulesen, obgleich sie alle sie schon oft gelesen hatten; Lord Peterborow aber wollte nicht dulden, dass irgend jemand sie läse ausser ihm selber; er tat es, und Herr Harley stiess mich bei jeder Zeile an, um mich auf die Schönheiten aufmerksam zu machen. Prior zog Peterborow als Verfasser auf; und Lord Peterborow sagte, er wüsste, sie wären von Prior; Prior schob sie auf mich, und ich sie auf ihn. In der Stadt errät man mich keineswegs als Verfasser; und doch bin ich es; aber das ist ein Geheimnis zwischen Ihnen und mir. Zehn gegen eins, dass Sie die Verse in Irland gar nicht zu sehn bekommen; und doch gehn sie hier fabelhaft. Harley stellte mich dem Lord Präsidenten von Schottland und Herrn Benson, einem Lord des Schatzamts, vor. Prior und ich gingen um neun und blieben bis elf im Smyrnakaffeehaus sitzen wo wir Bekannte empfingen.
16. Heute morgen bin ich mit Patrick vor mir in einer Sänfte zu Herrn Harley gegangen, um ihm eine zweite Abschrift meiner Denkschrift zu geben, wie er es gewünscht hatte; aber da er zur Königin wollte, so war er zu beschäftigt, und ich konnte ihn nicht sprechen; er liess mich bitten, ihm die Abschrift hinauf zuschicken, und entschuldigte sich mit seiner Eile. Ich war ein wenig bestürzt, aber man sagt mir, es habe nichts zu bedeuten. Ich werde nach meinem nächsten Besuch urteilen. Ich habe seinem Pförtner eine halbe Krone Trinkgeld gegeben, so dass ich wenigstens eine Weile gut angeschrieben bin; gegessen habe ich bei Stratford in der Stadt; wir hatten Burgunder und Tokaier, aber ich musste wie ein Lump zu Fuss nach Hause gehn; dann begleitete ich Herrn Addison, um mit Lord Mountjoy zu Nacht zu essen, was mich für den ganzen Abend krank machte. Ich vergass, dass ich für Stella sechs Pfund Schokolade und eine kleine Holzkiste gekauft habe; und für Dingley habe ich ein grosses Stück brasilianischen Tabaks; und für Stella eine Flasche Lähmungswasser. All das soll mit den beiden Tüchern, die Herr Sterne gekauft hat und für die Sie ihn bezahlen müssen, in die Kiste gepackt werden, adressiert an Frau Curry und geschickt durch Dr. Hawkshaw, den ich noch nicht gesehn habe; aber Sterne hat das übernommen. Die Schokolade ist ein Geschenk, gnädige Frau, für Stella. Lesen Sie dies nicht, Sie kleine Halunkin, mit Ihren eignen kleinen Augen, sondern geben Sie es Dingley, bitte; und ich will so deutlich schreiben, wie der Himmel ist; und Stellas Antwort lassen Sie Dingley schreiben, während Stella diktiert, sooft sie für ihre Augen fürchtet, usw.
17. Dieser Brief sollte mit dieser Post abgehn; aber ich war von Geschäften in Anspruch genommen, und da ich zwei Nächte spät draussen war, muss er bis Dienstag warten. Heute habe ich auf Einladung mit Herrn Sterne gegessen und irischen Wein getrunken; aber ehe wir aufbrachen, kam jener Fürst der Gelbschnäbel, Oberst Edgworth; und so ging ich fort. Heute ist der Tatler erschienen, der ganz aus meinem Schauer und einer Vorrede dazu besteht. Man sagt, er sei das beste, was ich je geschrieben habe, und ich finde es auch. Vermutlich wird der Bischof von Clogher ihn Ihnen zeigen. Bitte, sagen Sie mir, wie er Dinen gefällt. Tooke druckt an meinen Miszellaneen weiter. Miszellaneen in Prosa und Versen; erschien 1711 bei Morphew, nicht bei Tooke; und zwar ohne Swifts Einwilligung; siehe später. Ich gäbe einen Groschen darum, wenn der Brief an den Bischof von Killala darin wäre: er würde ihm Ehre machen. Könnten Sie es nicht so einrichten, dass Sie sagen, Sie hätten gehört, man drucke meine gesammelten Schriften; und Sie wollten, der Verleger hätte mit den andern Sachen auch jenen Brief? Aber sagen Sie nichts in meinem Namen. Ich weiss nicht mehr, ob er gut war oder nicht; aber da ich viel Lob darüber gehört habe, so mag er es vielleicht verdienen. Nun, ich habe noch den morgigen Tag, um diesen Brief zu beenden; und dann will ich ihn übermorgen abschicken. Es ärgert mich, dass Sie mir Ihren dritten geschrieben haben, ehe Sie meinen zweiten hatten; und fünf hatte ich schon geschrieben; aber jetzt, so hoffe ich, haben Sie sie alle; und deshalb sage ich Ihnen, Sie sind ungezogene, hübsche, kleine, hebe Halunken usw.
18. Heute habe ich auf Einladung mit Stratford und andern bei einem jungen Kaufmann in der Altstadt gegessen; es gab Eremitagewein und Tokaier; ich blieb bis neun und bin eben nach Hause gekommen. Der Hund Patrick ist ausgegangen und trinkt, und ich kann meinen Schlafrock nicht finden. Ich habe Lust, den Gelbschnabel hinauszuwerfen; er ist in drei Wochen zehnmal betrunken gewesen. Aber ich habe keine Zeit, mehr zu sagen; also gute Nacht usw.
19. Ich komme eben nach Hause, nachdem ich in der Altstadt mit Addison bei einem Kaufmann gegessen habe; und eben haben wir im Kaffeehaus gehört, dass der Herzog von Ormond heute in Hampton Court im Kabinettsrat zum Lord Statthalter ernannt worden ist. Ich habe Herrn Harley seither nicht wieder gesehn; hoffe aber, die Sache mit den Erstlingen ist erledigt. Ich will ihn, wenn irgend möglich, morgen früh sprechen; aber dies geht heute Abend ab. Ich habe Herrn Sterne eine Kiste geschickt, die er Ihnen durch einen Freund übermitteln will. Ich habe sie an Herrn Curry adressiert; Sie sind also benachrichtigt, wenn sie ankommt, was, wie ich hoffe, bald sein wird. Die Tücher wird ein Freund in die Tasche stecken, damit sie keinen Zoll kosten. Und hier also endet mein sechster, abgeschickt, als ich von MD drei hatte: jetzt habe ich einen Vorsprung, und ich will ihn wahren; und Gott, der Allmächtige, segne die teuersten MD usw.