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Brief IV.

London, den 21. September 1710.

Hier muss ich einen neuen Brief auf einem ganzen Bogen beginnen, denn die ungezogene kleine MD könnte böse werden und finden, dass das Papier viel zu klein ist. Ich habe Ihren Brief heute Abend erhalten, wie ich Ihnen ohne weitere Bemerkungen in meinem letzten eben gesagt habe; denn dieser wird damit draufgehn, dass ich Ihren beantworte, Naseweis! Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, wo ich heute gegessen habe; und morgen verlasse ich die Stadt auf zwei Tage, um am Sonntag mit derselben Gesellschaft zu essen, Molesworth, dem Gesandten in Florenz, Stratford und einigen andern. Ich hörte heute, eine Dame aus Lady Giffards Hause sei im Kaffeehaus gewesen, um nach mir zu fragen. Es war vermutlich Stellas Mutter. Ich werde ihr morgen einen Pennypostbrief schicken und es so einrichten, dass ich sie sehe, ohne dass ich Gefahr laufe, Lady Giffard zu treffen; denn ich will sie nicht eher sprechen, als bis sie mich um Verzeihung bittet.

22. Ich habe heute mit Lady Lucy usw. in Hampstead gegessen, und als ich nach Hause kam, fand ich einen Brief von Joe vor, dem einer für Lord Wharton einlag; ich will ihn Seiner Exzellenz schicken und ihn so gut ich kann unterstützen; aber den Befehl der Königin zu erwirken, das ist ein Scherz! Die Dinge sind hier in einem solchen Brand, dass man mir rät, noch nichts in der Sache zu unternehmen, deretwegen ich hier bin und die die Geistlichkeit eines ganzen Königreichs angeht; und meint er, es werde irgend jemand die Königin mit Joe belästigen? Ich hoffe, wir werden eine Empfehlung des Lord Statthalters an die Vertrauensmänner des Leinengeschäfts erhalten, und ich hoffe, das wird genügen; ich will es ihm in wenigen Tagen schreiben, und er muss sich gedulden. Dies ist die Antwort sowohl auf einen Teil Ihres Briefes wie auf seinen. Ich habe gelogen; ich gehe erst morgen aufs Land, und von Ihrem Brief will ich noch kein Tittelchen mehr beantworten.

23. Hier herrscht grosser Aufruhr und Lärm um diese unsre kleinen MD; jeden Abend muss ich schreiben; ich kann nicht ohne ein Wort für sie zu Bett gehn; ich kann mein Licht nicht ausblasen, ohne ihnen gute Nacht zu sagen; o Gott, o Gott! Nun, ich habe also heute zum erstenmal mit Will Frankland und seinem Vermögen gegessen; sie ist nicht sehr hübsch. Sagte ich nicht, ich wollte heute die Stadt verlassen? Ich hasse es, auswärts zu schlafen, und das Getöse; ich fahre morgen in Franklands Wagen und komme abends zurück. Lady Berkeley hat mich nach Berkeley Castle eingeladen, und Lady Betty Germain Swift war in Irland, als der Graf von Berkeley Lord Statthalter war, Kaplan der Berkeleys gewesen; für Lady Berkeley wurde die berühmte ›Betrachtung über einen Besen‹ geschrieben; Lady Betty Germain war die Tochter des Grafen und stand bei Swift in ganz besonderer Gunst. nach Drayton in Northamptonshire; aber ich werde weder hierhin noch dorthin gehn. Lasst mich in Ruh, ich muss meine Broschüre beenden. Ich habe Bickerstaff Bickerstaff war eins der Pseudonyme Swifts, der Prophezeiungen unter diesem Namen erscheinen liess. Riechen hier = erraten. einen langen Brief geschickt: der Bischof von Clogher mag ihn riechen, wenn er kann. Nun, ich will an den Bischof von Killala schreiben; aber Sie hätten ihm sagen können, wie plötzlich und unerwartet meine Reise immerhin kam. Der Henker hole Lady S.....; und wenn ich D....y kenne, so ist er ein fleischloser Bursche, keineswegs hübsch, und sichtlich nicht so jung, wie Sie sagen; sie opfert zweitausend Pfund im Jahr und behält nur sechshundert. Meine Landreise habe ich Ihnen ganz in meinem zweiten Brief geschildert; und das genügt. So sind Sie also in Prestos Wohnung gezogen; schön, wirklich! Wir haben vierzehn Tage lang das glorreichste Wetter von der Welt gehabt, und es dauert noch an; ich hoffe, Sie haben es ausgenutzt. Ballygall wird, wenn Frau Ashe ihr Versprechen hält, ein guter Ort sein; dort ist die Luft rein. Stella schreibt wie ein Kaiser: ich fürchte, es schadet Ihren Augen: nehmen Sie sich in acht, bitte, Frau Stella. Können Sie nicht mit Ihrem eigenen Pferd tun, was Sie wollen? Bitte, lassen Sie es nicht von Parvisol, diesem jungen Hund, verkaufen! Patrick betrinkt sich etwa dreimal die Woche; ich lasse es hingehn, und er hat Oberwasser gewonnen; aber eines Tages werde ich ihn sicher in die weite Welt hinausschicken, wenn niemand von Ihnen da ist, um Fürsprache für ihn einzulegen. – Dummes Zeug – wie kann ich ihren Gatten in die Karthause bringen? –

Bringt einen ... in die Karthause! – Schreiben Sie beständig! Ha, Bursche, schreibe ich nicht jeden Tag und manchmal zweimal täglich an MD? Jetzt habe ich Ihren ganzen Brief beantwortet; und der Rest muss gehn, wie es geht; schicken Sie mir meinen Wechsel. Sagen Sie Frau Brent, was ich von der Karthause Stift für ältere Mädchen bei London. sage. Ich denke, dies genügt für einen Abend; und also leben Sie wohl bis morgen um diese Zeit.

24. Heute habe ich mit Stratford, Frankland und den Molesworths sechs Meilen vor der Stadt bei Will Pate gegessen; als ich abends nach Hause kam, war ich müde und träg. Ich kann jetzt nichts weiter sagen; aber gute Nacht.

25. Ich war heute so träge, dass ich nebenan gegessen habe; und seit sechs Uhr habe ich zu Hause gesessen und an den Bischof von Clogher, Dr. Asche. den Dechanten Sterne und Herrn Manley geschrieben; an diesen, weil ich für seine Stellung fürchte; ich habe ihm meine Ansicht geschrieben: was er nach meiner Meinung und nach der seiner andern hiesigen Freunde tun sollte. Ich hoffe, er wird es gut aufnehmen. Mein Rat war der, sich so sehr wie möglich bei Sir Thomas Frankland, seinem hiesigen Vorgesetzten, in Gunst zu erhalten.

26. Beachten Sie, wieviel breiter der Rand wird, wenn ich beim Schreiben im Bette liege. Mein Bett steht für mich auf der verkehrten Seite, so dass ich oft gezwungen bin, aufzustehn, wenn ich schreiben will. Manley, müssen Sie wissen, hat hier schon Leute, die sich um seine Stellung bewerben; und man hat Klage gegen ihn geführt, weil er Briefe geöffnet habe. Behalten Sie dies: der letzte Sonntag, der 24. September 1710, war so heiss wie mitten im Sommer. Dies ist morgens geschrieben; jetzt ist es Abend, und Presto liegt im Bett. Hier herrscht Aufruhr; ich habe MD's zweiten Brief erhalten und muss ihn hier beantworten. Den Wechsel habe ich Tooke gegeben und also... Nun, ich habe heute mit Sir John Holland gegessen, mit dem Haushofmeister; und bis acht bin ich bei ihm sitzen geblieben; dann ging ich nach Hause und schrieb einen Teil von einem Pasquill, ›Die Kraft der Rute des Sidi Named‹, eine Satire in Versen auf Lord Godolphin. das sehr langsam vorwärts kommt, und jetzt schreibe ich an die ungezogenen MD; kein Wunder auch; gute Jungen müssen an böse Mädchen schreiben. Ihre Mutter habe ich noch nicht gesehn; vermutlich ist mein Pennypostbrief verloren gegangen; ich werde noch einen schreiben. Herr S... hat mich aufgesucht und sagte, M... ginge am andern Morgen mit ihrem Gatten (der, wie ich finde, ein mürrischer Dummkopf ist) aufs Land, also konnte ich ihr nur meine Empfehlung schicken.

27. Heute hat unsre ganze Gesellschaft bei Will Frankland gegessen, Steele und Addison auch. Heute haben wir den ersten Regentag, seit ich in London bin; ich kann es mir noch nicht leisten, Ihren Brief zu beantworten.

Morgan, der Gelbschnabel, hat mir einen langen Brief geschrieben und mich gebeten, ich möchte ihn dem nächsten Lord Kanzler, der mit dem nächsten Statthalter hinüberkäme, als Säckelmeister oder Sekretär empfehlen. Ich will ihm nicht antworten, aber ich bitte Sie, diese Worte seinem Vater zu sagen, Raymond, Dr. Raymond nannte er nur seinen Vater, weil er mit allen Kräften Herrn Morgans Interesse zu dem seinen machte. (Anm. der Erstausgabe.) oder irgend jemandem, der sie ihm wiedersagt: Dr. Swift habe seinen Brief erhalten und sei ganz bereit, ihm zu dienen, könne es aber in dem, was er verlange, nicht tun, weil er keinerlei Einfluss auf die Leute besitze, an die man sich wenden müsse. Diese Worte können Sie schreiben, und Joe oder Herr Warburton Swifts stellvertretender Pfarrer. möge sie ihm geben; die Pest auf ihn! Aber auf diese Weise erlangen Narren die Beförderung. Ich darf noch nicht schliessen, weil ich noch nicht gute Nacht sagen kann, ohne eine Zeile zu verlieren, und dann würde MD schelten; jetzt aber gute Nacht.

28. Ich habe für Dingley das schönste Stück brasilianischen Tabaks, das je geboren wurde. Sie reden von Leigh; nun, der wird noch zwei Monate lang nicht nach Dublin kommen. Er geht aufs Land und kommt dann nach London zurück, um zu sehn, wie hier die Welt im Parlament hinläuft. Gute Nacht, Burschen; nein, nein, nicht gute Nacht, ich habe das morgens geschrieben, und da ich unaufmerksam hinsah, so glaubte ich, es wäre von gestern Abend. Ich habe heute mit Frau Barton allein in ihrer Wohnung gegessen, und sie erzählte mir als gewiss, dass Lady S... schwanger war, als sie zuletzt nach England kam; sie habe aber eine Schwellung vorgeschützt und überall verkehrt; dann verschwand sie auf drei Wochen, und ihre Schwellung war verschwunden; dabei sah sie aus wie ein Gespenst, usw. Kein Wunder, dass sie heiratete, wenn sie so unenthaltsam war. Conolly Zollkommissionär; später, zur Zeit der Kampagne Swifts gegen Wood (›Tuchhändlerbriefe‹) Sprecher des irischen Unterhauses. ist entlassen, und Herr Roberts nimmt seine Stellung ein; er verliert eine bessere hier, war aber früher Kommissionär in Irland. Dieses Amt hat Conolly dreitausend Pfund gekostet, die er an Lord Wharton gezahlt hat; er hat in seinem Leben kein schlechteres Geschäft gemacht.

29. Ich wünsche MD ein fröhliches Michaelis. Ich habe mit Herrn Addison und dem Maler Jervas auf Addisons Landsitz gespeist; dann kam ich nach Hause und habe an meinem Pasquill geschrieben. Ich habe, seit ich hier bin, einen Tatler geschrieben; raten Sie, welcher es ist, und ob der Bischof von Clogher ihn erkennt. Heute habe ich Herrn Sterne gesehn; er wird tun, was Sie ihm befehlen, und ich werde ihm Schokolade für Stellas Gesundheit geben. Er reist nicht vor drei Wochen. Ich wollte, ich könnte irgendwie anders schicken. Jetzt also zu eurem Brief, wackre Jungen! Ihre Art, Schillinge zu sparen, gefällt mir nicht; mich ärgert nur, dass Stella in der Kutsche nicht zum Feigling wird. Ich glaube nicht, dass irgendeiner Dame Rat inbetreff meines Ohrs zwei Groschen wert ist; ich will aber aus Nachgiebigkeit gegen Sie Dr. Cockburn fragen. Radcliffe kenne ich nicht, und Bernard sehe ich nie. Walls wird sicherlich unter dem Vorwand der Beraubung auf sieben Jahre noch filziger werden. Stella also macht wieder Wortspiele; nun, es ist ganz gut; aber ich will ihr nicht sekundieren, obwohl ich ein Dutzend machen könnte; seit ich Irland verlassen habe, habe ich noch kein Wortspiel gemacht. – Der Wechsel des Bischofs von Clogher? Ei, den hat er mir bezahlt. Meinen Sie, ich wäre Narr genug gewesen, ohne das zu reisen? Was die vier Schilling angeht, so werde ich Ihnen auf der andern Seite dieses Blatts eine Anweisung auf Parvisol geben; und bitte, reissen Sie die beiden Briefe, die ich an ihn und Joe schreiben werde, ab; oder Dingley mag sie kopieren und ihnen schicken; der an Parvisol allerdings, glaube ich, muss wohl in meiner Handschrift sein... Nein, nein, ich werde keine Trauben essen; ich habe neulich bei Sir John Holland etwa sechs gegessen; aber ich würde für tausend keinen halben Schilling bezahlen, sie sind so schlecht dieses Jahr. Ja, wahrhaftig, ich hoffe zu Gott, Presto und MD werden heut übers Jahr beisammen sein; was dann? Letztes Jahr, denke ich, war ich in Laracor, aber nächstes Jahr hoffe ich meine Michaelisgans bei meinen kleinen Gänsen zu essen. Ich trinke kein Biar (vermutlich meinen Sie Bier), sondern immer noch jeden Tag guten Wein zu fünf und sechs Schilling die Flasche. O Himmel, wie viel Stella schreibt! Bitte, treiben Sie das nicht zu weit, junge Frauen, sondern seien Sie mässig, damit Sie aushalten. Morgen gehe ich zu Herrn Harley. Harley war seit der Demission des Ministeriums Godolphin im August Kanzler des Schatzamtes; siehe auch Einleitung zum Appendix in Band I. Weshalb geringe Hoffnung auf den Herzog von Ormond? Er liebt mich sehr, glaube ich, und er würde mir, wenn ich an der Reihe bin, etwas geben, was mich der Sorgen enthebt; und ich habe viel Einfluss unter seinen besten Freunden. Aber ich denke an weiter nichts als an den Auftrag, mit dem ich hier bin; Sie sehen, ich hatte an Manley geschrieben, ehe ich noch Ihren Brief in Händen hielt, und ich fürchte, er wird hinausgesetzt. Ja, Frau Eule, Blighes Leichnam kam nach Chester, als ich dort war, und ich habe es Ihnen auch in meinem Brief gesagt, wenn ich es nicht vergass. Ich wohne in der Bury Street, wohin ich vor einer Woche umgezogen bin. Ich habe den ersten Stock; Speisezimmer und Schlafzimmer für acht Schilling die Woche; verteufelt teuer; aber fürs Essen gebe ich nichts aus; ich gehe nie in eine Schenke und fahre sehr selten mit einem Wagen; trotzdem wird es schliesslich kostspielig. Weshalb machen Sie sich Sorge um meine Vollmacht, Frau Stella? Ich habe die, die der Erzbischof mir gegeben hat; und sie ist jetzt noch genau so gut, da die Bischöfe fort sind. Der Dechant freundlich! Den Dechanten hole die Pest! Grosse Freundschaft, wahrhaftig, was Sie ihn zum Bischof von Clogher sagen hörten! Es wundert mich, dass er die Stirn hatte, so zu reden; aber er hat mir Geld geliehn, und das genügt. Meiner Treu, ich würde dies noch vier Tage lang nicht abschicken, wenn ich nicht an Joe und Parsivol schreiben müsste. Sagen Sie dem Dechanten, wenn die Bischöfe mir Pakete schicken, so sollen sie nicht an mich bei Herrn Steele schreiben, sondern an Herrn Steele selber in seinem Bureau im Cockpit; nur die Einlage soll an mich adressiert sein; dieses Versehn hat mich neulich achtzehn Pence gekostet.

30. Heute habe ich mit Stratford gegessen; Herrn Harley aber soll ich erst Mittwoch sehn. Es ist spät, und ich schicke dies ab, ehe ich den Nachtwächter brauche; denn ich möchte, dass Joe seinen Brief bekommt, und ebenso Parvisol: Sie müssen es so einrichten, dass es sie nicht doppeltes Porto kostet. Ich kann nichts mehr sagen, als dass ich bin usw.


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