Auguste Supper
Muscheln
Auguste Supper

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Der Hexenmeister

In einem fernen, sonnigen Frühjahr kam er vom Wald her gegen das Dorf gewandert. Am schäbigen Hut trug er einen grünen Busch, so groß, daß unter der Last das Hütlein schief auf dem ergrauten Kopf saß. Das gab dem Wanderer einen Anstrich von Jugend, von Übermut, ja von Leichtsinn, zu dem seine glitzernden Augen paßten.

Zwei kleine Jungen saßen auf einem Haufen Straßensteine. Sie schauten neugierig nach dem Daherkommenden, und sein geschmückter Hut, sein Wanderstecken, sein pfiffiges Gesicht machten ihnen Eindruck.

»Wo kommst du her?« fragte keck der eine den Nahenden.

»Aus Nirgendheim, wo die Brennesseln wild wachsen.«

»Wo gehst du hin?«

»Nach Nochnichtdort, wo das Wasser bergunter läuft.«

Die zwei kletterten interessiert von ihrem hohen Sitz. »Was tust du dort?«

»Schnecken abrichten, daß sie bellen wie die Hunde.« Der Fremdling bückte sich und nahm eine Weinbergschnecke aus den Steinen auf. Sofort erscholl leises Hundegebell.

Den zwei Knirpsen wurde absonderlich zumute. Vielleicht wenn einer von ihres Vaters Knechten oder ein Bekannter 6 aus dem Dorf ihnen so geantwortet hätte, wäre ihren arglosen Seelen die Schnödigkeit der Rede zum Bewußtsein gekommen; aber diesem fremden Wandersmann gegenüber waren sie hilflos.

Halb scheu, halb auffordernd sagte nach längerer Pause der Kleinste: »Auf unserem Hof hat's auch Schnecken.«

Der Mann schüttelte den Kopf, so daß der Strauß am Hut wackelte. »Es ist nicht die rechte Sorte.«

»Doch,« beharrte da kühn der Knirps, »eine hat schon einmal gebellt.«

Jetzt lachte der Fremdling laut auf. Er nestelte an seinem Wanderstecken, dann warf er ihn so von sich, daß er auf der glatten weißen Straße wie lebendig dahinschoß. »Seht,« sagte er eifrig und geheimnisvoll, »er ist eine Schlange geworden – da – seht ihr's nicht?«

Sie rissen die Augen weit auf in brünstigem Glauben. Tatsächlich: der Stock bäumte sich wie eine Schlange. »Holt sie her!« gebot der Mann.

Die beiden schüttelten die Köpfe. Ihr Wohlgefallen an dem Fremdling verwandelte sich heimlich in Grauen. Da gellte ein Pfiff aus des Alten Mund. Im Hui flog die Schlange zu ihm her und lag wieder als brauner Stock in seiner braunen Hand.

Für die zwei legte sich etwas Unheimliches über den Glanz des Frühlingsmorgens. Sie wünschten loszukommen. Wie zu Schutz und Trutz nahmen sie sich an der Hand 7 und schauten gegen das Dorf, bereit, sich zur Flucht zu wenden. Da strich ihnen der Alte über die strohblonden Köpfe. »Nehmet mich auch mit,« sagte er freundlich, fast bittend.

Sie führten ihn nach ihres Vaters Hof, der vor dem Dorf, unweit der Straße, in schönen Obstgärten lag. Zahm und sittig schritten sie aus, gefolgt von dem lächelnden Wanderer.

Eigentlich war es für das Brüderpaar eine Enttäuschung, daß der Fremdling nun Knecht war bei ihrem Vater. Sie sahen jetzt den Michel arbeiten, wie die anderen arbeiteten, sie saßen neben ihm beim Essen, sie kannten sein Nachtlager, seine enge Kammer, in der jener Stock in einer Ecke stand wie andere Stöcke, indes der grüne Busch am Hütlein welkte. Ganz heimlich trugen sie es als eine Gewißheit in sich, daß Michel ein Besonderer sei. Was sie draußen am Straßenrand mit ihm erlebt hatten, stand unverwischt und unverwischbar in ihren Seelen, mochten auch alle lachen, denen sie es erzählten. Michel lachte selbst darüber, nickte mit dem ergrauten Kopf und murmelte: »Ja, früher, früher –«

Die beiden suchten Michels Nähe in nie verlöschender Hoffnung. Einmal mußte doch das Versunkene wieder zutage treten. Ein Wort von ihm, eine Bewegung war oft wie geheimnisvolle Verheißung. Hinter allem, was er sagte und verschwieg, tat und ließ, vermuteten, ja spürten sie das Unnennbare. 8

So hatte er sie in der Gewalt durch ihren zähen Glauben. In seiner Nähe waren sie zahm. Wollten sie aufmucken, so brauchte er nur stumm den Kopf zu heben, dann kuschten sie, als hätten sie die Peitsche über sich gesehen.

Auch Knechte und Mägde, ob sie es öffentlich und vor sich selber leugneten, waren bald im heimlichen Bann des Alten. Auch sie scheuten eine schlafende Macht in ihm, der sie es zuschrieben, daß der Herr einen alten Sonnenbruder als Knecht einstellte und behielt. Auch sie warteten unbewußt darauf, daß der Michel eines Tages mehr und anderes sei als der Michel.

So kam der Winter heran, die stille Zeit.

In einer großen, kahlen Stube zu ebener Erde saßen Knechte und Mägde beisammen. Draußen fing es aus eisiger Luft leise zu schneien an. Ein uralter eiserner Ofen auf dünnen Füßen speite zornig seine jähe Hitze in den Raum, solange die Scheite flammten, und er wurde ebenso jäh kalt, wenn man ihn zu füttern vergaß. Die Mägde spannen grauen, groben Flachs auf klappernden Rädchen, die Knechte flochten Peitschenschnüre und verlasen Linsen. Michel allein hatte einen winzigen Webstuhl vor sich auf dem Tisch stehen und webte Schürzenbändel aus blaugefärbtem Garn. Neben ihm, auf hölzernen Stühlen, knieten die zwei Büblein und sahen zu, wie der Alte mit flinken und zugleich bedächtigen Händen das Schifflein lenkte und die Fäden schlichtete. Dabei war die alte, nie schlummernde 9 Erwartung in ihnen, es müsse etwas geschehen, irgend etwas Unerhörtes, wie es der verborgenen Kraft in dem leise lächelnden Michel gemäß war. Aber vorderhand erzählte er nur. Wie ein Kanarienvogel vom Geräusch in der Stube zum Singen verlockt wird, so kam Michel beim Klappern seines winzigen Webstuhls ins Reden. Dann horchten die anderen und verstummten.

»Das, was ich da webe, sind ja nur Schürzenbändel. Aber ich könnte ebensogut einen Strick weben. Einen hänfenen Strick. Jawohl, halten würde er schon, halten würde er sicher!«

»Was würde er halten?«

»Einen Kopf, ha ha, einen Kopf und die baumelnden Füße darunter, wie ich das gesehen habe in der Stadt Neapel, wo sie einen hängten.«

»Warum hängten sie ihn?«

»Weil er dumm gefragt hat natürlich.«

Die Mädchen lachten. Einer der Buben wollte wissen: »Hat er gezappelt?«

»Er hat gezappelt, wie du zappelst, wenn du drüben auf Hirschwirts Weiher im Eis einbrichst.«

Der Kleine schauerte, als stecke er im Eiswasser. »Was hat er denn Dummes gefragt?« erkundigte er sich schüchtern.

»Ach,« entgegnete Michel wegwerfend, »so dumm kann ich nicht erzählen, wie der fragte. Darum will ich lieber von Il Vesuvio reden, wenn es den Herrschaften recht ist.« 10

Er bekam keine Antwort. Jedem in der weiten Stube war es gewesen, als liege etwas Drohendes im Klang von Michels Stimme und im Klang dieses geheimnisvollen »Il Vesuvio«, das so fremd aus dem Klappern des Webstühlchens hervordrang.

Da begann der Alte ohne Aufforderung: »Ist ein Berg bei der Stadt Neapel, den heißen sie Il Vesuvio.«

»Bist du dort gewesen?« fragte kurz, fast grob der Großknecht Alois, den die überragende Rolle des Michel verdroß.

»Wirst es hören,« entgegnete unbewegt der Alte. »Eine Rauchwolke hängt über dem Berg und in der Nacht ein feuriger Schein. Wenn auf der Welt das Schlechte überhandnimmt, dann wird es diesem Berg übel, und er fängt zu speien an wie ein Hund, der Schlimmes gefressen hat. Denn es ist mit dem Berg so: er ist für die Welt das, was unsereinem sein Magen ist. Alles kommt darin zusammen.«

Der jüngste Knecht, der Fritz, lachte ein wenig. Nicht eigentlich ungläubig; aber Michels glitzernde Augen richteten sich dennoch fest und strafend auf ihn. »Höre, Fritz, als ich drunten war in Neapel, bekam es der Berg mit dem Speien, weil dazumal die Zeit war, da dein Vater sein Weib, deine Mutter, ein paarmal fast totschlug.«

Da richteten sich aller Augen auf Fritz, der die seinen niederschlug und eifrig an seiner Peitschenschnur flocht.

»Ja ja,« fuhr Michel fort, »was da oben bei uns gesündigt wird, das kommt alles dort unten durch den Berg 11 zutage.« Er hob den Kopf und sah den Großknecht an. »Ich hab' da Dinge gesehen, die keiner glauben würde. Du auch nicht, Alois.«

Dieser Alois war ein stämmiger, verwitterter Mensch, über den mancher Sturm dahingebraust zu sein schien. Unter des Alten Blick verzerrte sich das verwilderte Gesicht zu einem Lächeln, das nicht gelingen wollte. »Mich hältst du nicht zum Narren.«

Michel setzte sein Schifflein in Ruh und kratzte sich im Haar. »Alois,« sagte er dann gedämpften Tones, als gelte die Rede dem Großknecht allein, »so nah, wie ich jetzt dir bin, so nah bin ich neben dem Berg gestanden, als er einmal gespien hat. Kannst mir glauben, daß da allerlei herausgekommen ist: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.«

Eine Weile blieb es still; dann rief eine junge Magd keck, als könne sie damit den Alten einer Fälschung überführen: »Das steht im Spruchbuch.«

Er schaute sie an und schüttelte wie in Verwunderung den Kopf. »So – also dort drin steht's auch! Ja ja, der Berg und das Spruchbuch!«

Alle schwiegen. Alois streifte eine Handvoll Linsen so hastig zur Seite, daß die Hälfte zu Boden prasselte.

»Sag' weiter,« bat jetzt schüchtern das kleinste Büblein, das die Gespanntheit, die in der Luft lag, nicht völlig empfand. 12

Michel fing wieder zu weben an. »Was soll ich weiter erzählen! Die einen wissen ohnedies alles, die anderen glauben nichts.«

»Wir glauben schon,« rief die junge Magd von ihrer Kunkel her.

»Ja, ihr glaubet, so weit eure Nase reicht. Aber drüber hinaus ist auch noch etwas.«

»Sag' das!« bat eindringlich das Büblein.

»Ich will's schon sagen. Dir will ich's sagen. Der Alois kann's halten wie er mag. Also: wenn der Berg gespeit hat, dann wächst das Gras drüber. Viel Gras, und sogar Büsche und Bäume. Nicht, Alois?« Er wartete keine Antwort ab und blickte nicht nach dem Knecht. »Ihr glaubt gar nicht, wie schön das alles wächst auf dem Ausgespienen. Aber es ist sonderbar: man sieht auch dem Gras und den Büschen und den Bäumen nach Jahren noch an, aus was für Grund das alles herauswächst.«

Auffahrend, so daß er grob gegen den Tisch stieß, rief jetzt der Großknecht: »Halt dein Maul, du lügst ja wie der Satan!«

»Hast du den schon einmal lügen hören?« fragte Michel ruhig, und seine Augen glitzerten nicht mehr.

»Bist du darum hergelaufen, weil du Händel mit mir willst?« knurrte der Knecht.

»Ich bin gar nicht hergelaufen,« antwortete weiterwebend der Alte, »ich bin hergeführt worden.« 13

»Hergeführt worden,« höhnte der andere, »vielleicht vom Teufel, der alle Hexenmeister am Bändel hat.«

»Vielleicht,« gab Michel zu.

»Ist ja nicht wahr,« rief da treuherzig und ängstlich zugleich das kleinste Büblein, das Händel wittern mochte, »wir haben ihn hergeführt, der Theo und ich.«

»Sei zufrieden,« beschwichtigte ihn der Alte, »wer mich hergeführt hat, das weiß der Alois schon. Nur zu gut weiß er's.

Schmetternd schlug der Großknecht die Türe hinter sich zu.

Am anderen Tage ereigneten sich zwei seltsame Dinge.

Zum ersten brach drüben auf Hirschwirts Weiher das eine der Büblein durchs Eis. Er zappelte dabei wie ein Gehängter und wäre wohl gar ertrunken, wenn sein Freund Michel ihn nicht gerettet hätte. Es gab ein großes Erstaunen über das Eintreffen der Prophezeiung. Am meisten staunte Alois. »Ich sag's ja: der Hexenmeister!« knurrte er.

Zum zweiten – und das war noch seltsamer – lief am gleichen Abend der Großknecht weg. Lief einfach weg wie ein Vagabund, wie einer von der Landstraße. So etwas war nicht erhört von einem Großknecht. Warum wohl? Warum? Sie raunten einander zu, der Alois habe eben nicht bleiben wollen neben einem solchen. Er hab' sich von Anfang an darüber aufgelassen, daß der Bauer einen Sonnenbruder einstelle. 14

Ein Gären fing an unter den Leuten. Es wob sich ein Nimbus um den Entlaufenen. Man bewunderte ihn um seines Scharfblicks, seiner Entschlossenheit willen, die man so mitten im Winter und in der Geborgenheit des guten Dienstes selbst nicht aufbringen könnte, so unheimlich einem der Michel wurde. Der alte Fremdling wäre bald wie ein Verfemter an seinem Webstühlchen gesessen, wenn ihm das Brüderpaar nicht unwandelbare Treue gehalten hätte.

So ging die böse Zeit langsam dahin. Der Föhn fegte über die Berge und brach alles Morsche und Dürre im Wald. Auf der hohen Pappel vorne an der Straße probierte ganz leise die Amsel ihr Frühlingslied. Das Rumoren kam jetzt ins Bauernblut, das die Leute nicht länger in den dumpfen Stuben duldete. Sie liefen hinaus, nach den Saaten zu sehen, von denen der Schnee geschmolzen war, nach den Wiesen, wo unter der schützenden Dungschicht die Gänseblümchen blühten.

Einmal kam Fritz, der Jungknecht, heim und erzählte, er habe draußen am Rain vor dem Wald den Alois gesehen; aber nur von weitem. Man lachte ihn aus; man fragte ihn, ob er vorher im Wirtshaus gewesen sei. Aber er beharrte auf seiner Aussage. Bei der jungen Eiche, neben den Haselbüschen sei der Alois gestanden und habe auf den Boden geguckt. Dann habe er sich gebückt, als suche er etwas. Vielleicht vorjährige Nüsse oder Scharbockskraut zu Umschlägen oder zu Tee. 15

Wieder lachten die anderen. Er habe den Alois wohl mit der Theres, dem alten Kräuterweib, verwechselt. Michel, der unter den Gesprächen einen Gaul einschirrte, hielt zum Fritz. Vielleicht, weil er es überhaupt immer mit der Minderheit hielt.

Schritt für Schritt eroberte sich der Frühling die Welt. Schon trug am Sonntag der Michel einen grünen Busch am Hut. Der ganze Reiz, der ihm damals die Brüder draußen vor dem Dorf zu Freunden gemacht hatte, umlagerte ihn von neuem. Ja, seinen Stecken hatte er schon einmal wieder vor ihnen zur Schlange werden lassen. Nur war es nicht so tadellos gelungen wie einst. Der Faden sei über den Winter zermürbt, meinte Michel und gab damit den Ahnungslosen ein neues Rätsel auf.

Man fing an, die Wiesen abzurechen, weil das Gras mächtig hervordrängte; das Gras, von dem Michel sagte, man sehe ihm an, aus welchem Untergrund es aufwachse. Und mit dem neuen Gras wurde alles ruchbar.

Erst war Alois irgendwo zu einem Pfarrer gelaufen, um zu beichten. In einer fremden Kirche war's, und weit fort, wo man von seiner Sache nichts wissen konnte. Er hatte gemeint, in dieser Fremde werde alles untergehen und vermodern wie altes Laub über den Winter. Aber der Pfarrer belehrte ihn anders in langen, schweren Stunden. Er wies ihm den Weg vors weltliche Gericht. Da stand alles Vermoderte mit dem jungen Gras wieder auf. 16

Vor Jahren war's, da hatte Alois die taubstumme Anna erschlagen und verscharrt bei der jungen Eiche zwischen den Haselbüschen am Rain vor dem Wald. Spurlos war damals das Mädchen verschwunden. Es hieß, sie habe sich wohl irgendwo in den endlosen Wäldern ein Leid angetan aus Scham über die aufkommende Schande. Es wanderten danach ein paar Burschen aus dem Dorf aus, die der Verdacht umkreiste, Urheber der Schande zu sein. Der finstere Alois aber wanderte nicht aus. Sicher und gut wußte er sein furchtbares Geheimnis aufgehoben in der verschlossenen Brust.

Da kam der Michel und sagte das von dem fernen Berg. Lüge war's, stinkende Lüge. Aber etwas daran konnte doch wahr sein? Wenn auch der Berg nichts wußte – der Michel mußte irgend etwas wissen. Täglich, stündlich stand jetzt das grausige Geschehen wieder auf. Wie war's gewesen? Zwielicht, fast Nacht zwischen den Büschen. Aber wenn einer hinter der jungen Eiche gestanden war, der hatte doch vielleicht herübersehen können.

Vielleicht – –? Vielleicht war sie gar nicht ganz tot gewesen, die Anna. Der Michel – – Mit tausend Krallen packte ein verspätetes, ein nie geahntes Entsetzen den Verwilderten. Wohin seine gehetzten Gedanken entfliehen wollten, sie fanden den Weg verlegt durch Schrecken und Drohung.

Jahrelang hatte er beim Rain vor dem Wald auf den weiten Äckern gepflügt oder geschnitten, ohne nur einen Blick nach der jungen Eiche, nach den dichten Haselbüschen 17 zu werfen. Als ginge es ihn gar nichts an, war das grausige Abenteuer hinter ihm gelegen. Und nun jagte es ihn vom Hof, grinste aus jedem Winkel, trieb ihn zwischen die Haselbüsche, peitschte ihn vor den fremden Pfarrer, schleppte ihn vor Gericht!

Michel wurde vernommen. Alois selbst hatte des Alten Namen genannt als den eines etwaigen Mitwissers. Aber da war nichts zu erfahren. In jenen Jahren war Michel noch ein richtiger Landstreicher und weit drunten in Italien gewesen. Zur kritischen Zeit in Neapel, am Berg Vesuvio. Die Herren vom Gericht lächelten ein wenig über des Alten Wichtigtun mit seinen Welschlandfahrten. Dann mußten sie ihn ziehen lassen, denn er hatte Papiere, so sauber und wohlgeordnet wie Gerichtsprotokolle.

Als der junge Sommer durch die Wälder schritt, bat Michel um seinen Lohn und sein Buch. Wanderzeit war da; es hielt ihn nicht mehr.

Ein guter Arbeiter war er gewesen; aber sie weinten ihm doch nicht nach. Man hat nicht gern »solche« unter sich.

Nur die zwei Büblein wollten ihn nicht ziehen lassen. Ihnen war er etwas schuldig geblieben, auf das sie bis zur letzten Stunde hofften.

Als er längst über Berg und Tal war, hielten die zwei noch jede gefundene Schnecke lauschend ans Ohr. Vielleicht würden sie doch einmal eine finden, der der entschwundene Freund das Bellen beigebracht hatte –! 18

 


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