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O könnt' ich euch an Sterbebetten führen!

O könnt' ich euch an Sterbebetten führen,
Die ihr vom Heiland treulos euch gewandt,
Und könnt' ich euch nicht bis zu Thränen rühren,
Ich würf' ins Herz euch einen Feuerbrand.

Seht, wie ein Sünder sich hier sterbend windet,
Der vor dem Heiland stets auf scheuer Flucht,
Und wie sein Auge, das schon halb erblindet,
Verzweifelnd nach dem Bild am Kreuze sucht.

Und wieder, nein! Er mag das Bild nicht schauen,
Er sieht den Richter nur, der ihn bedroht;
Er hört den Ruf: »Hinab ins ew'ge Grauen!«
Er flucht dem Leben, und er flucht dem Tod

Gespenster steigen vor ihm auf, die Thaten
Der Sünde, die sein Leben ausgefüllt,
Die treuste Liebe, frech von ihm verrathen,
Verbrechen, grauenvoll in Nacht gehüllt.

»Unsterblichkeit – ein Spukbild feiger Seelen!
's gibt keinen Gott, was auch der Pfaffe spricht!«
Da schreit er auf, da tritt aus tiefen Höhlen
Das Auge, das im Todeskampfe bricht.

Nun kommt und folgt, doch müßt ihr leise treten,
Da liegt ein frommer Christ in Todesnoth,
Sein Auge leuchtet und die Lippen beten:
»Bescher' mir, Vater, einen seligen Tod!«

In tiefster Reue denkt er seiner Sünden,
Doch blickt er gläubig nach des Kreuzes Stamm:
Kam Christus nicht, Vergebung zu verkünden,
Starb nicht für uns das letzte Opferlamm?

Da naht der Tod, er heißt ihn still willkommen,
Er führt den Pilger in die Heimat ein,
Der die Verheißung von dem Herrn vernommen:
»Es soll, wo ich bin, auch mein Jünger sein.«

Und wie's ihm dunkelt vor dem matten Blicke
Und er noch segnend hebt die welke Hand,
Sinkt auf den Pfühl das müde Haupt zurücke,
Eilt fessellos der Geist ins Vaterland.

O, müßtet ihr an Sterbebetten treten,
Nicht länger haschtet ihr nach eitlem Schein,
Ihr lerntet aus des Herzens Tiefe beten:
»O, laß uns wieder, Herr, dein eigen sein!«

*


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