Julius Stettenheim
Muckenich's Reden und Thaten
Julius Stettenheim

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Bei den Androiden.

Muckenich (an der Casse). Jroßartig! Diese Figur, die hier als Cassirer sitzt, is det Jroßartigste an Künstlichkeit, was ick bis jetzt jesehen habe. (Legt eine Mark hin.) Nee, wie er det Jeld nimmt! Janz wie'n Mensch. Un wie er mir det Billet jiebt! Det jeht aber wirklich über alle Puppen.

Der Cassier. Sie wollen mich wohl aufziehen?

Muckenich. Aber liebster Androide, wenn man Ihnen nich ufzieht, denn können Sie doch nischt machen. Sie wollen mir doch nich einreden, det Sie ohne Uhrwerk sind?

Der Cassier. Ich habe nicht Zeit, mit Ihnen zu plaudern. Gehen Sie in den Saal.

Muckenich. Ooch nich übel, er is ufjezogen, un ick soll abloofen. Na, adjö! (Geht hinein.) Also hier sind die künstlichen Mitbürger? Nee, was Menschenhände Allens machen können! Wahrhaftig, 25 da looft Eener. Nee, wie er Luft holt un sein Tage-Uhrwerk verrichtet! Det wäre'n Abjeordneter! Wenn die Sitzung anfängt, denn wird er in Jang jesetzt, un denn springt er seinen Hammel ab un sagt nischt, un wenn er Allens bewilligt hat, denn wird er wieder in's Futteral vertagt.

Ein Herr. Dummes Zeug!

Muckenich. Um Verjebung, sind Sie Automat, oder der jewöhnliche Homosapienserich? Wenn Sie nämlich keen Automat sind, denn verbitte ick mir jede Redensart. Von einem Automaten lasse ick mir Allens jefallen, aber der Mensch, der hier ohne Mechanismus rumlooft, soll mir nich reizen, indem ick ihn durch eine Handgreiflichkeit nich weiter ruiniren kann, weshalb et mir nich druf ankäme. (Der Herr geht weiter.) Er is also ein jewöhnlicher Mensch. (Tritt vor eine der Figuren.) Sieh mal, dies nette Automädchen kann zeichnen.

Eine Dame (zu ihrem Begleiter.) Und wie reizend sie porträtirt, es ist bewundernswerth.

Muckenich. Det is ja eben det Faule. Sehen Sie, meine Dame, die kann bloß jut zeichnen, die kann jar nich anders. Ja, wenn die sich mal irrte, denn wäre sie ja menschlich un also keen anerkannt jrößtes Weltwunder.

26 Der Begleiter der Dame. Was Sie sagen! (Sie entfernen sich.)

Muckenich. Da wäre er nie druf jekommen. (Tritt an die Klavierspielerin heran.) Na, mein Püppchen, nu lasse mal hören, was Dein Androidenmacher kann. Frage mir mal aus Nanon, was heute für'n Tag is, oder spiele was von der Jeistinger. Du bist doch alt jenug dazu. (Der Automat beginnt zu spielen.) Was is denn det, die Puppe kann ja wirklich. Det is ja schrecklich! Wenn außer die natürlichen noch künstliche Clavierspielerinnen in die Welt jesetzt werden, denn hört ja Allens uf. Da wer' ick mir man jleich meine Trommelfelle vervorschuhen lassen. (Er läuft davon.) Ick lasse mir jeden Androiden jefallen, aber Clavierspielen, nee, da spiele ick nich mit!


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