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Es war vor mehr denn zwölf Jahren, als ich mir unter Anleitung meines jetzt verstorbenen Freundes Hans Merian in der Monatsschrift »Die Gesellschaft« meine literarischen Sporen verdiente. Als junger begeisterungsfähiger Student nahm ich an dem reichbewegten Literaturleben des damaligen Leipzig teils als Genießender, teils als studentischer Journalist lebhaften Anteil. Die Bemerkungen eines Freundes, welcher dem Leipziger Roman eine wissenschaftliche Studie widmen wollte, lenkten meine Blicke auf die »Phrasen« und auf »Adam Mensch«, die ich bis dahin nur vom Hörensagen kannte. Von anderer Seite wurde ich überdies nachdrücklich auf die »Lieder eines Sünders« hingewiesen und lernte so nach und nach den Teil von Hermann Conradis Schaffen kennen, auf dem das Urteil der Literaturgeschichte heute beruht. Immer interessanter kam mir das Jahrzehnt zwischen 1880 und 1890 vor; aber ich sah zugleich bei genauerem Forschen, daß von der großen Masse der damals Schreibenden nur ein geringer Bruchteil Anspruch auf dauernde Bedeutung hätte. Als einer dieser wenigen erschien mir Hermann Conradi! Dazu kam noch ein tiefes, menschliches Mitgefühl, das mich von jeher zu allem Gärenden und gewaltig Ringenden, auch wenn es sieglos blieb, gezogen hat. Und hier handelte es sich um eine Persönlichkeit, die unter schwersten Opfern vorwärtsgestrebt und die der Tod mitten aus der Bahn – mitten aus einer Welt großer Pläne und Entwürfe gerissen.
Dieses ursprünglich rein menschliche Mitgefühl verdichtete sich allmählich zu einem festen Plane, als ich sah, daß Hermann Conradis Bild in den literarischen Parteikämpfen schwankte. Ich wollte versuchen, seine Persönlichkeit zu schildern, wie sie wirklich war – ohne kritiklos zu loben oder grundlos zu schmähen. Ich wollte ein Werk schaffen auf breitester Grundlage, eine Lebensbeschreibung, die alle mir zugänglichen Quellen berücksichtigte. Im Jahre 1898 ging ich endlich an die Vorarbeiten. Hunderte von Briefen schrieb ich an ehemalige Bekannte und Freunde Conradis. Abgesehen von wenigen fand ich großes Entgegenkommen, und wichtige Mitteilungen und zahlreiche Conradibriefe gingen mir zur Benutzung zu. Andere Freunde Conradis suchte ich auf meinen Ferienreisen auf und brachte den Inhalt der mit ihnen gepflogenen Gespräche sorgfältig zu Papier. Erweiterte sich so mein Wissen von dem Dichter, so galt es nun vor allen Dingen diejenigen seiner Veröffentlichungen zu sammeln, die in Zeitungen und Zeitschriften verstreut waren. Hier zeigte sich allerdings ein Mangel, welcher auch der zukünftigen Literaturforschung verhängnisvoll werden wird: unsere deutschen Bibliotheken versagen durchaus, wenn man die literarischen und studentischen Blätter verlangt, in denen die Kämpfe der achtziger Jahre ausgefochten wurden. Ohne Unterstützung von privater Seite, wodurch ich sonst unauffindbare Organe zur Benutzung erhielt, wären einzelne Arbeiten Conradis völlig unentdeckt geblieben, einzelne vielleicht für immer verloren gegangen. Z. B. der schöne »Traum«, der sich in einem nur privatim vorhandenen Exemplar der »Kyffhäuser-Zeitung« findet. Außerdem hatte ich das Glück, durch Zufall selber in den Besitz wichtiger Zeitschriften und Bücher zu gelangen, die heute im Buchhandel vergriffen sein dürften, so daß mir etwas Wesentliches aus der Conradi-Literatur wohl nicht mehr fehlt.
So lag alles zu einer Bearbeitung bereit, aber die Aussichtslosigkeit, einen passenden Verleger zu finden, verleidete mir die weitere Arbeit. Meine zahlreichen Berufspflichten, sowie die studentischen und akademischen Kämpfe, in die ich als Leiter des freistudentischen Zentralorgans, der »Finkenblätter«, gerissen wurde, ferner meine Beschäftigung mit einem größeren geschichtlichen Werk Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig. 1910 (mit Dr. F. Schulze). entzogen mich den Studien der neueren deutschen Literatur. Ich danke es Gustav Werner Peters, daß ich nach vielen Jahren wieder veranlaßt wurde, mit Nachdruck an die Verwirklichung meines alten Planes zu gehen. Ihm gelang es vor allen Dingen, den geeigneten Verlag zu finden, und er erklärte sich auch bereit, das ihm von mir gesandte Material zur Herausgabe fertigstellen zu helfen.
Ich möchte diese einleitenden Worte nicht schließen, ohne allen zu danken, die mir bei meinen Conradi-Forschungen behilflich gewesen sind. Bei manchen allerdings kann mein Dank nur in einem ehrenden Gedenken bestehen, da sie bereits der grüne Rasen des Friedhofs deckt. Ich lasse das genaue Verzeichnis all dieser freundlichen Helfer in alphabetischer Reihe folgen. Es sind außer der Freien Wissenschaftlichen Vereinigung (Berlin), dem Akademisch-Literarischen Verein (Berlin), der K. K. Studienbibliothek (Brünn), der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten (Prag) und der K. K. Universitätsbibliothek (Prag) folgende Damen und Herren:
Conrad Alberti, Hermann Allmers (†), Hermann Baege (Friedrichshagen), Hermann Bahr, Prof. Adolf Bartels, Leo Berg (†), Dr. Arthur Blaustein, Karl Bleibtreu, Dr. Georg Blume (Magdeburg), E. G. Christaller, Dr. jur. Clauß (Merane), Prof. Dr. Clemen (Düsseldorf), Dr. M. G. Conrad, Fräulein Charlotte Conradi (Schwester des Dichters), Dr. Franz Deibel (Königsberg), Dr. G. Ellinger (Berlin), Arthur Fitger (†), Cäsar Flaischlen, W… F… (T…), Eduard Fuchs (München), Dr. Karl Frenzel (Weimar), Otto Fritsche (Bruder von Paul Fritsche in Frankfurt a. O.), Rudolf v. Gottschall (†), Dr. Julius Grosse (†), Julius Hart, Otto Erich Hartleben (†), Prof. Dr. Felix Hausdorff (Leipzig), Oskar Hänichen (Lockwitz b. Dresden), Hermann Heiberg (†), Paul Heinze (Dichterheim, Dresden), Karl Henckell, Prof. Dr. Max Herrmann (Berlin), Dr. jur. Kurt Hezel (Leipzig), Frau Prof. Clara Hillebrand (München), Dr. K. A. Hückinghaus (Remscheid), Henrik Ibsen (†), Ludwig Jacobowski (†), Frau Maria Janitschek, Oscar Jerschke (Straßburg i. E.), Prof. Dr. Karl Joël (Basel), Alois John (Eger), Ludwig v. Jordan (Weimar), Wolfgang Kirchbach (†), Carl Korn (Kiel), Ernst Kreowski (Stuttgart), Max Kretzer, Geh. Sanitätsrat Dr. med. Konrad Küster (Berlin), Dr. Friedrich Lange (Berlin, Deutsche Zeitung), Otto von Leixner (†), Detlev v. Liliencron (†), Hermann Lingg (†), John Henry Mackay, Hans Merian (†), Dr. Leo Müffelmann (Rostock), Dr. Neudecker (Würzburg), Dr. Max Oberbreyer, Dr. Pietschker (Potsdam), Frau Staatsminister Alberta v. Puttkammer, Carl Reißner (Dresden), Prof. Dr. Karl Reuschel (Dresden), Carl Richter (Cöthen i. A.), Alexander Rumpelt (Dresden-Langebrück), Christfried R– (G…), Julius Schaumberger, Johannes Schlaf, Frau Martha Schlesinger-Helmuth (Berlin), Frau Maria Schmid (Bern, Schwester von Dranmor), Prof. Schnobel (Arnstadt), H. Julius Schöltgen (Köln-Lindenthal), Prof. Dr. Siegmar Schultze (Halle), Dr. Friedrich Schulze (Leipzig), Arthur Schuster (Stettin), Dr. Richard Siegemund (Dresden), Prof. Dr. Adolf Stern (†) in Dresden, Prof. Dr. Rudolf Steinmetz (Haag i. Holland), Frau Maria Stona (Schloß Strzebowitz), Dr. Heinrich Stümcke (Berlin), Frau Baronin Bertha v. Suttner, Dr. Alexander Tille, Geh. Rat Prof. Dr. Urban (Magdeburg, Gymnasium), Prof. Dr. Johannes Volkelt (Leipzig), Wilhelm Walloth, Geh. Archivrat Prof. Dr. Wäschke (Zerbst), Dr. med. Martin Weiß (Kiel), Dr. Julius A. Wentzel (Leipzig), Franz Wichmann, Prof. Dr. Wichmann (Dessau), Dr. Moritz Wirth (Leipzig), Prof. Dr. Eugen Wolff (Kiel).
Ein paar Worte des Dankes möchte ich auch noch meiner lieben Gattin sagen, die mir bei allen meinen bisherigen Arbeiten treu und unermüdlich geholfen hat. Ohne ihre stille und unauffällige Unterstützung und Erledigung mancher zeitraubenden Vorarbeiten hätte ich niemals das alles vollenden können, was ich bisher veröffentlicht habe.
Posen, im Februar 1910.
Dr. Paul Ssymank.