William Shakespeare
Romeo und Juliette.
William Shakespeare

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Erster Aufzug.

Erste Scene.

Eine Strasse in Verona.

Sampson und Gregorio, zween Bediente der Capulets, treten mit Schwerdtern und Schilden bewaffnet auf, und ermuntern einander sich tapfer gegen die Montägues zu halten; ihre ganze Unterredung ist ein Gewebe von Wortspielen, Doppelsinn und Zoten.

Abraham und Balthasar zu den Vorigen.

Gregorio zu Sampson.
Zieh vom Leder, hier kommen ein Paar von den Montägischen – –

Sampson. Meine Fuchtel ist heraus; fang nur Händel an, ich will dir den Weg weisen – –

Gregorio. So? Willt du davon lauffen?

Sampson. Sey ohne Sorge, ich will stehen wie eine Mauer; aber es ist doch das Sicherste, wenn wir das Gesez auf unsrer Seite haben; wir wollen sie anfangen lassen.

Gregorio. Ich will die Nase rümpfen, indem ich bey ihnen vorbeygehe; sie mögen's dann aufnehmen, wie sie es verstehen.

Sampson. Oder wie sie das Herz dazu haben. Ich will meinen Daumen gegen sie beissen, welches eine Beschimpfung für sie ist, wenn sie's leiden.

Abraham. Beißt ihr euern Daumen gegen uns, Herr?

Sampson. Ich beisse meinen Daumen, Herr.

Abraham. Beißt ihr euern Daumen gegen uns, Herr?

Sampson zu Gregorio leise.
Ist das Gesez auf unsrer Seite, wenn ich sage, ja?

Gregorio. Nein.

Sampson laut.
Nein, Herr, ich beisse meinen Daumen nicht gegen euch, Herr: Aber ich beisse doch meinen Daumen, Herr.

Gregorio. Sucht ihr Händel, Herr?

Abraham. Händel, Herr? Nein, Herr.

Sampson. Wenn ihr's thut, Herr, so bin ich auch da, ich diene einem so brafen Mann als ihr.

Abraham. Keinem bessern.

Sampson. Gut, Herr.

Benvolio zu den Vorigen.

Gregorio zu Sampson leise.
Sag, einem bessern: Hier kommt einer von unsers Herrn Neffen.

Sampson laut.
Ja, einem bessern, Herr.

Abraham. Ihr lügt.

Sampson. Zieht, wenn ihr Männer seyd – – Gregorio, das war eine Ohrfeige, die du nicht einsteken must – –

Benvolio. Aus einander, ihr Narren, stekt eure Degen ein, ihr wißt nicht was ihr thut.

Tybalt zu den Vorigen.

Tybalt. Wie, du ziehst deinen Degen gegen diese verzagten Hasen? Kehre dich um, Benvolio, und sieh deinen Tod an.

Benvolio. Ich mache nur Frieden; stek deinen Degen ein, oder brauch' ihn, mir Friede unter diesen Leuten machen zu helfen.

Tybalt. Wie, mit gezogenem Degen von Frieden schwazen? Ich hasse diess Wort wie die Hölle, wie alle Montägues und dich – – wehr dich, H**

(Sie fechten.)

Drey oder vier Bürger mit Knitteln treten auf.

Ein Bürger. Knittel, Spiesse, Hellebarden her! Schlagt zu! Schlagt sie nieder! Zu Boden mit den Capulets! Zu Boden mit den Montägues!

Der alte Capulet in einem Schlafrok, und Lady Capulet.

Capulet. Was für ein Lerm ist das? Gebt mir meinen langen Degen, he!

Lady Capulet. Eine Krüke, eine Krüke – – was wollt ihr mit einem Degen machen?

Capulet. Meinen Degen, sag ich; da kommt der alte Montague, und fuchtelt mir mit seiner Klinge unter die Nase – –

Der alte Montague, und Lady Montague.

Montague. Du nichtswürdiger Capulet – – Halt mich nicht, laß mich gehn!

Lady Montague. Du sollt mir keinen Fuß rühren, um einen Feind zu suchen.

Der Fürst von Verona mit seinem Gefolge tritt auf, erzürnt sich gewaltig über diesen Unfug, wirft den beyden Alten vor, daß sie ihrer Familien-Feindschaft wegen Verona schon dreymal in Aufruhr gesezt, verbietet ihnen bey Todes-Straffe die Strassen nicht mehr zu beunruhigen, und tritt, nachdem er sie geschieden, wieder ab.


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