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XII.
Geld und Briefe

557.  Es ist unpraktisch, keine Briefe zu schreiben oder doch nur Postkarten. (Im Ernstfalle ist deine Handschrift stets aufzutreiben.) Denn der Brief ist ein suggestiveres Mittel als ein Telefongespräch, ja in gewissen Fällen sogar einem Aug in Auge vorzuziehen.

558.  Lerne so telegrafieren, daß es chiffriert aussieht, ohne es zu sein. Und umgekehrt.

559.  Es ist nicht schwer, das Tatsächliche, das ein Brief oft enthalten muß, so hinzuschreiben, daß es schief dasteht. (Repetiere VIII, 467.)

560.  Ein probates Mittel, zum Ziel zu kommen, ist, ein Dutzend Briefe schnell hinter einander zu hetzen.

561.  Es ist weitaus empfehlenswerter, in einem Brief nicht deutlich zu erwähnen, was man eigentlich will, sondern sich darauf zu beschränken, jene Atmosphäre zu schaffen, die den Empfänger dazu disponiert, das von ihm Gewollte selber auszusprechen.

562.  Bearbeite auch brieflich lieber den Willen des Andern als mit Argumenten seinen Widerspruchsgeist.

563.  Willst du auf einen wichtigen, dir aber sehr unangenehmen Brief nicht antworten, so lasse den Absender durch einen Dritten wissen, du hättest einen Blutsturz erlitten und in ein Sanatorium reisen müssen.

564.  Den Vornamen des Adressaten falsch zu schreiben, die Unterschrift wie im Traum zu vollziehen, ist nicht anzuraten, wenn man den Eindruck erwecken will, keinen Wert auf diesen Brief gelegt zu haben. Zu diesem Zwecke schreibe man ihn mit allergrößter Genauigkeit, bringe aber den Inhalt durch irgendeine grobe Unrichtigkeit um.

565.  Liebesbriefe sind die Dummheiten.

566.  Sei weder freigebig noch sparsam. Und nur in sehr besonderen Fällen verschwenderisch.

567.  Gib dem Kellner einer eleganten Bar kein zu hohes Trinkgeld. Sonst hält er dich für das, was du bist.

568.  Mußt du Geld in der Tasche haben, um in der Form, in der du bist, dich auch zu fühlen, dann zwinge dich, dreimal wöchentlich ohne einen Pfennig auszugehen und alle Schwierigkeiten zu besiegen. So wirst du dich daran gewöhnen.

569.  Es gibt Fälle, die verunglücken, wenn du das Geld aus der Westentasche ziehst; und welche, die glücken, wenn du über ein Portemonnaie verfügst. (Trage deshalb immer auch eine Brieftasche bei dir.)

570.  Liebe das Geld nicht zu sehr, damit du, wenn die Situation es erfordert, mühelos dich entschließen kannst, wochenlang nichts zu unternehmen. Gar mancher ging frühzeitig zugrunde, weil er der Gewohnheit, monatlich einige Tausender auszugeben, nicht widerstehen konnte.

571.  Riskiere nur Geld. Niemals deine Freiheit. Ziehe es vor, Teller zu waschen. Es wird deinem Elan weniger schaden als vier Tage Gefängnis.

572.  Mache kein Hehl daraus, daß du das Geld schätzst. Für kleinlich oder geizig hält man dich erst, wenn du so handelst.

573.  Lernst du einen Finanzmann kennen, so schlage ihm sofort ein Geschäft vor und wäre es noch so phantastisch. Er wird ja zweifellos nicht darauf eingehen, aber dich sich merken. Und eines Tages vielleicht dir eines vorschlagen.

574.  Nicht nur, wo Geld ist, kommt welches hin. Unterschätze nie die Kraft eines Menschen, der zu Geld kommen will. Dort, wo dieser augenblicks dreimal läuft, wirst du oft Mühe haben, einen Reichen zum Aufstehen zu bewegen.

575.  Mache bei geschäftlichen Abschlüssen, die reibungslos vonstatten gehen, plötzlich ein mißtrauisches Gesicht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß dein Partner nun doch mit einem Hinterhaken herausrückt, der dir, hättest du ihn nicht zu Gesicht bekommen, allen Gewinst illusorisch gemacht hätte.

576.  Banknoten, die private Zeichen tragen, lehne ab oder wechsle sie sofort.

577.  Zahle häufig mit Goldstücken. Es wirkt wohlhabender.

578.  Alles an dir muß stets einen sehr vermögenden Eindruck machen. Aber führe das Geld nur selten im Munde.


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