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Der Ritter spricht's, der Riese sagt:
Nimm mit dir fort die schmucke Magd,
Ich will mit Euch nicht rechten.
Um eine Stirn, von Stolz umfangen,
Um Ros' und Linien auf den Wangen
Will ich mit dir nicht fechten.
Romanze vom Falken.
Der Thurm, vor welchem sich die Schaar jetzt aufstellte, war ein kleines viereckiges Gebäude von finsterem Aussehen. Die Mauern waren von großer Dicke und die Fenster oder Schießscharten, welche als Fenster dienten, schienen eher darauf berechnet, daß sie den Vertheidigern die Mittel zu Entsendung ihrer Wurfgeschosse gewährten, als daß sie Luft oder Licht in die inneren Gemächer zuließen. Eine kleine Zinne ragte an jeder Seite über die Mauern hervor, und gewährte durch ihre Brüstung mit einer Mauervertiefung, von welcher ein steiles, mit grauen Steinen bedecktes Dach aufstieg, einen weiteren Vortheil der Vertheidigung. An einem Winkel ragte noch ein einzelnes Thürmchen über die Zinnen; es war durch ein mit großen eisernen Nägeln beschlagenes Thor vertheidigt; vom inneren Gebäude aus führte zu dessen Dach eine Wendeltreppe innerhalb der Mauern. Es schien den Elliot's, daß ihre Bewegungen von Jemand überwacht wurden, welcher in diesem Thürmchen versteckt war. Sie wurden in diesem Glauben bestärkt, als sie eine weibliche Hand durch eine der engen Schießscharten hinaus gestreckt erblickten, welche mit einem Schnupftuch wehte, als ob sie ihnen ein Zeichen geben wolle. Hobbie gerieth beinahe aus Freude oder Eifer in Wahnsinn. »Es war Grace's Hand und Arm,« sagte er, »ich möchte darauf schwören, und kenne sie unter Tausenden. Ihr gleicht nichts auf dieser Seite der Grenzgebirge. Wir wollen sie herausholen, Bursche, wenn wir auch den Thurm von Westburnflat einen Stein nach dem Andern abtragen sollten.«
Earnscliff wollte nichts sagen, um die lebhafte Hoffnung seines Freundes niederzuschlagen, obgleich er eine schöne Mädchenhand in solcher Entfernung von dem Auge ihres Liebhabers ebenfalls erkannte. Es ward beschlossen, die Besatzung zur Uebergabe aufzufordern. Das Geschrei der Belagerer und der Schall eines ihrer zwei Hörner brachte endlich das hagere Gesicht einer alten Frau an eine Schießscharte, welche sich neben dem Eingange befand.
»Das ist des Straßenräubers Mutter,« sagte einer der Elliots, »sie ist zehnmal schlimmer wie er selbst, und ihr fällt das meiste Uebel zur Last, das er im Lande anrichtet.«
»Wer seid ihr, was wollt ihr?« waren die Fragen der hochachtbaren alten Frau.
»Wir suchen William Gräme von Westburnflat,« sagte Earnscliff.
»Er ist nicht zu Hause,« sagte die alte Dame.
»Wann verließ er seine Wohnung?« fuhr Earnscliff fort.
»Ich weiß nicht,« erwiderte die Thorhüterin.
»Wann wird er zurückkehren?« fragte Hobbie.
»Davon weiß ich nichts,« erwiderte die unerbittliche Wächterin der Feste.
»Ist Jemand mit Euch im Thurme?«
»Niemand, als ich und mein Kater,« sagte das alte Weib.
»So öffnet das Thor und laßt uns ein,« sagte Earnscliff; »ich bin Friedensrichter und suche die Spuren eines Raubes auf.«
»Der Teufel befalle die Finger, die einen Riegel für euch aufziehen,« antwortete die Thürhüterin, »die meinigen sollen es nicht. Schämt euch, in solchem Schwarme mit Schwertern, Speeren und Stahlhauben zu kommen, um eine einsam lebende Wittwe zu schrecken.«
»Wir kommen nach bestimmten Anzeichen eines Verbrechens. Wir suchen Güter, die in großem Betrage mit Gewalt fortgeführt wurden.«
»Und ein junges Weib, welches grausam zur Gefangenen gemacht war, und welche zweimal soviel werth ist, als alle die Habe,« sagte Hobbie.
»Ich warne Euch,« fuhr Earnscliff fort, »Euer einziges Verfahren, wodurch Ihr die Unschuld Eures Sohnes erweisen könnt, besteht darin, daß Ihr uns ruhigen Zugang zur Durchsuchung des Hauses gestattet.«
»Und was wollt ihr thun, wenn ich nicht die Schlüssel herunter werfe, oder die Riegel nicht fortziehen, oder das eiserne Gitter einem solchen Gesindel nicht öffnen will?« fragte höhnisch die alte Dame.
»Wir werden mit des Königs Schlüssel die Thür eröffnen und jeder lebenden Seele im Hause den Hals brechen, wenn Ihr es nicht sogleich übergebt,« drohte der gereizte Hobbie.
»Leute, denen man droht, leben lang,« sagte die alte Hexe mit demselben spöttischen Tone, »da ist das eiserne Gitter, versucht daran eure Geschicklichkeit, ihr Burschen, es hat schon ebenso gute Leute, wie ihr seid, abgehalten.« Nach diesen Worten entfernte sie sich lachend von der Oeffnung, durch welche sie die Unterhandlung gepflogen hatte.
Die Belagerer eröffneten jetzt eine ernstliche Berathung. Die ungemeine Dicke der Mauern und der kleine Umfang der Fensteröffnungen hätte sogar auf einige Zeit Kanonenschüssen Widerstand leisten können. Der Eingang war zuerst durch ein starkes Gitter von getriebenem Eisen und von so gewaltiger Stärke geschützt, daß es jeder dagegen angewandten Kraft, wie es schien, Widerstand zu leisten vermochte.
»Zangen und Schmiedehämmer werden kein Loch hineinbringen,« meinte Hugh, der Grobschmied von Ringleburn, »ihr könntet ebensowohl mit irdenen Tabakspfeifen dagegen anrennen.«
Innerhalb des Thoreinganges und in der Entfernung von neun Fuß, der Dicke der Mauern, befand sich ein zweites Thor von Eichenholz, an welchem sowohl in der Länge wie Breite eiserne Stangen befestigt und eine Menge Nägel mit breiten Köpfen eingeschlagen waren. Abgesehen von allen diesen Vertheidigungsmitteln, hielten die Elliots jene Behauptung der alten Dame für unwahr, daß sie allein die Besatzung bilde. Die Scharfsichtigeren ihrer Schaar hatten die Spuren von Pferdehufen auf dem Pfade bemerkt, auf welchem sie zum Thurm gekommen waren; diese schienen anzuzeigen, daß mehrere Personen dieselbe Richtung kürzlich eingeschlagen hatten. Zu allen diesen Schwierigkeiten kam der Umstand, daß sie der Mittel zum Angriffe des Platzes entbehrten. Sie konnten keine Hoffnung hegen, sich Leitern zu verschaffen, um die Zinnen zu erreichen; die Fenster waren, abgesehen von ihrem engen Umfange, ohnedem mit eisernen Gittern versehen. Von der Ersteigung der Feste durch Leitern war somit nicht die Rede; noch weniger konnten Minen angewandt werden, da die nöthigen Werkzeuge und Schießpulver fehlten; auch waren die Belagerer nicht mit Nahrung, Obdach oder anderen Erfordernissen versehen, wodurch sie in Stand gesetzt wären, die Belagerung in eine Blokade zu verwandeln. Ohnedem hätten sie sich der Gefahr eines Entsatzes durch einige der Gefährten des Räubers ausgesetzt.
Hobbie knirschte mit den Zähnen, als er die Feste umging und kein Mittel, um mit Gewalt einzudringen, ausfindig machen konnte. Zuletzt rief er plötzlich aus: »warum thun wir nicht, was unsere Ahnen vor Zeiten thaten? Laßt uns Gebüsch und Dornengesträuch abhauen, es vor der Thür aufhäufen und anzünden, und diese alte Teufelsmutter einräuchern, als sollte sie wie ein Schinken geröstet werden.«
Alle traten sogleich dem Vorschlage bei, und Einige gingen mit Degen und Messern an die Arbeit, um die Erlen- und Hagedornbüsche abzuhauen, die an dem langsam strömenden Flusse wuchsen, und von denen viele für ihren Zweck genug gealtert und vertrocknet waren; Andere bildeten aus denselben einen großen zum Brennen gut angelegten Haufen so nahe beim eisernen Gitter, wie es geschehen konnte. Feuer wurde durch eine Flinte bald erlangt und Hobbie schritt bereits mit einem Feuerbrande auf den Holzhaufen zu, als das mürrische Antlitz des Räubers und die Mündung einer Stutzbüchse an der Schießscharte neben dem Eingange theilweise zum Vorschein kam. »Vielen Dank!« rief er spöttisch, »daß ihr so viele Winterfeuerung für uns sammelt, kommt Ihr aber einen Fuß näher mit jener Lunte, so müßt Ihr den Schritt mit solchem Preis bezahlen, wie noch keinen anderen in Eurem Leben.«
»Das wollen wir sehen,« sagte Hobbie, indem er furchtlos mit der Fackel vorging.
Der Räuber drückte auf ihn ab, der Schuß aber versagte zum Glück unseres ehrlichen Freundes; in demselben Augenblick feuerte Earnscliff auf die enge Fensteröffnung und das kleine von dem Räuber gebotene Ziel; die Kugel streifte dessen Kopf. Westburnflat hatte offenbar darauf gerechnet, daß ihm sein Posten eine größere Sicherheit gewähre, denn sobald er die übrigens sehr unbedeutende Wunde fühlte, verlangte er zu parlamentiren und fragte, weßhalb man auf so gesetzlose Weise einen friedlichen und ehrlichen Mann angreife, um sein Blut zu vergießen.
»Wir verlangen,« sagte Earnscliff, »daß Eure Gefangene uns wohlbehalten überliefert wird.«
»Was habt ihr mit ihr zu schaffen?« erwiderte der Räuber.
»Das habt Ihr kein Recht zu frage»,« fiel Earnscliff ein, da Ihr sie mit Gewalt zurückhaltet.«
»Gut, ich glaube, wir können uns vergleichen,« sagte der Räuber; »ihr Herren, ich mag nicht in Todtfeindschaft mit euch gerathen, indem ich das Blut von Einem unter euch verspritze, obgleich Earnscliff sich nicht bedacht hat, das meinige zu vergießen – und er hatte doch nur ein Ziel so groß wie einen Groschen. Wohlan, um mehr Unheil zu verhüten, will ich die Gefangene herausgeben, da ihr mit nichts Anderem zufrieden sein wollt.«
»Und Hobbie's Habe?« rief Simon von Hackburn, »glaubt Ihr, daß Ihr die Hürden und Ställe eines edlen Elliot plündern dürft, als wären sie der Hühnerstall eines alten Weibes?«
»So wahr ich vom Brode lebe,« erwiderte Willie von Westburnflat, »ich habe keinen einzigen Huf von seinem Vieh, sie sind schon lang über den Sumpf getrieben; im Thurme ist kein einziges Horn mehr davon vorhanden. Aber ich will sehen, was man wieder davon zurückbringen kann, und ich will nach zwei Tagen Hobbie in Castleton mit zwei Freunden von jeder Seite treffen und sehen, ob ein Uebereinkommen hinsichtlich dieses Schadens, den er mir vorwerfen kann, zu treffen ist.«
»Schon gut,« sagte Elliot, »das wird so ziemlich genügen« – dann sagte er bei Seite zu seinen Verwandten: »mein Vieh mag die Pest bekommen! Um Gotteswillen, Mann, sag nichts darüber, laßt uns nur die arme Grace aus den Klauen dieser Hölle retten.«
»Wollt Ihr mir Euer Wort geben, Earnscliff,« fragte der Räuber, welcher noch an der Schießscharte stand; »wollt Ihr Eure Treue mit Hand und Handschuh verbürgen, daß es mir freisteht, zu gehen und zu kommen, um innerhalb fünf Minuten das Thor zu öffnen, und weitere fünf Minuten, um es zu schließen und die Riegel vorzuschieben? Weniger Zeit genügt nicht, denn Schloß und Riegel bedarf sehr des Einschmierens. Wollt Ihr es thun?«
»Ihr sollt Eure volle Zeit haben,« sagte Earnscliff, »ich verpfände mein Wort und meine Treue, meine Hand und meinen Handschuh.«
»So wartet einen Augenblick,« sagte Westburnflat, »oder ich wünschte, ihr entferntet euch von der Thür auf einen Pistolenschuß. Ich will das nicht, weil ich Eurem Worte mißtraue, Earnscliff, aber sicherlich, es geziemt bei einem Vertrage.«
»Freund,« dachte Hobbie bei sich, als er zurückging, »hätte ich Euch nur auf der Turnierwiese und wäre Niemand gegenwärtig, als zwei ehrliche Burschen, um auf ehrliches Spiel zu sehen, so würde ich Euch dahin bringen, daß Ihr wünschtet, eher Euer Bein zu brechen, als ein Vieh, das mir gehört, zu berühren!«
»Der Spitzbube hat eine weiße Feder in seinem Flügel,« sagte Simon von Hackburn etwas ärgerlich; »seinem Vater wird er niemals gleichkommen.«
Mittlerweile hatte sich die innere Thüre des Thurmes geöffnet, und die Mutter des Freibeuters kam in dem Raume zwischen derselben und dem eisernen Gitter zum Vorschein. Dann kam Willie, indem er ein Frauenzimmer geleitete. Die alte Frau verriegelte das Gitter hinter Beiden und blieb als eine Art Schildwacht auf dem Posten.
»Einer oder Zwei von euch müssen vorwärts treten,« sagte der Räuber, »und dieß Mädchen aus meiner Hand heil und gesund empfangen.«
Hobbie trat eilig vor, um seiner Verlobten entgegen zu gehen. Earnscliff folgte langsamer, um gegen Verrätherei auf seiner Hut zu sein. Plötzlich ging Hobbie langsamer mit der tiefsten Niedergeschlagenheit, während der Schritt Earnscliffs durch ungeduldige Ueberraschung beschleunigt ward. Es war nicht Grace Armstrong, sondern Miß Isabel Vere, deren Befreiung durch diese Erscheinung der Elliots vor dem Thurme bewirkt worden war.
»Wo ist Grace Armstrong?« rief Hobbie im äußersten Zorn und Unwillen aus.
»Nicht in meinen Händen,« erwiderte Westburnflat; »Ihr mögt den Thurm durchsuchen, wenn Ihr an meinen Worten zweifelt.«
»Du falscher Schurke, du sollst Rechenschaft über sie geben, oder auf der Stelle sterben,« sagte Elliot, indem er sein Gewehr anlegte.
Allein seine Gefährten kamen jetzt herbei und entwaffneten ihn im Augenblicke, indem sie Alle zugleich riefen: »Hand und Handschuh, Wort und Treue! Hobbie, nimm dich in Acht, wir wollen dem Westburnflat unser Wort halten, wäre er auch der größte Schurke, der jemals auf einem Pferde saß.«
So beschützt erlangte der Räuber seine Kühnheit wieder, welche durch die drohende Stellung Elliot's etwas erschüttert war.
»Ihr Herren,« sagte er, »ich habe euch mein Wort gehalten, und ihr habt mir kein Unrecht vorzuwerfen. Ist dieß nicht die Gefangene, die Ihr sucht (er richtete diese Worte an Earnscliff), so gebt sie mir wieder zurück. Ich bin für sie denen verantwortlich, denen sie angehört.«
»Um Gotteswillen, Herr Earnscliff, beschützen Sie mich,« sagte Miß Vere, indem sie sich an ihren Befreier anklammerte, »verlassen Sie nicht ein Mädchen, welches die Welt verlassen zu haben scheint.«
»Fürchtet nichts,« flüsterte Earnscliff, »ich werde Euch mit meinem Leben vertheidigen.« Dann wandte er sich an Westburnflat mit den Worten: »Schurke, wie wagtest du, diese Dame zu beleidigen?«
»Darüber, Earnscliff,« erwiderte der Freibeuter, »kann ich denjenigen Rechenschaft ablegen, welche ein besseres Recht wie Ihr zu der Frage besitzen. Ihr aber, die ihr mit einer bewaffneten Macht kommt und sie demjenigen wegnehmt, dem sie ihre Verwandten anvertraut haben, wie wollt ihr euch darüber verantworten? – aber das ist eure eigene Angelegenheit, kein einzelner Mann kann einen Thurm gegen zwanzig halten. Alle Männer thun nicht mehr, als was sie können.«
»Er sagt eine falsche Lüge,« fiel Isabelle ein, »er riß mich mit Gewalt von meinem Vater fort.«
»Mädchen, vielleicht war es ihm nur daran gelegen, daß du dieß glaubst,« erwiderte der Räuber; »doch das geht mich nichts an, es mag sein wie es will – wollt ihr sie mir nicht wieder zurückgeben?«
»Dir sollten wir sie zurückgeben, Kerl? um keinen Preis,« antwortete Earnscliff; »ich will Miß Vere beschützen und sie an jeden Ort in Sicherheit geleiten, wohin sie gebracht werden will.«
»So so, Ihr habt vielleicht das mit ihr schon verabredet?« sagte Willie von Westburnflat.
»Und Grace?« unterbrach ihn Hobbie, indem er sich von den Freunden losriß, welche ihm von der Heiligkeit des sicheren Geleites predigten, auf welches hin der Freibeuter sich aus seinem Thurme gewagt hatte – »wo ist Grace?« Bei den Worten stürzte er auf den Räuber, das Schwert in der Hand.
Westburnflat so gedrängt, wandte den Rücken und floh, indem er ausrief: »Um Gotteswillen, Hobbie, höre mich nur ein wenig an.«
Seine Mutter stand bereit, das Gitter zu öffnen und zu schließen, Hobbie aber führte auf den Freibeuter, als er eintrat, einen Streich mit solcher Kraft, daß sein Schwert einen beträchtlichen Spalt in die Oberschwelle des gewölbten Thores einhieb, welcher noch jetzt als Gedenkzeichen der größeren Kraft früherer Geschlechter gezeigt wird. Ehe Hobbie den Schlag wiederholen konnte, war die Thür verschlossen und verriegelt, und er war gezwungen, sich zu seinen Gefährten zurückzuziehen, welche sich jetzt vorbereiteten, die Belagerung des Thurmes aufzuheben. Diese beharrten darauf, daß er sie bei ihrer Rückkehr begleiten sollte.
»Ihr habt den Waffenstillstand schon gebrochen,« sagte der alte Dick von Dingle, »und wenn wir nicht bessere Sorge um Euch tragen, so spielt Ihr uns noch mehr Narrenstreiche und werdet der Spott des ganzen Landes, abgesehen von der Schuld des Blutvergießens im Waffenstillstande, die Ihr Euren Verwandten aufbürdet. Wartet bis zur Zusammenkunft in Castleton, die Ihr ihm zugestanden habt, und wenn er Euch dann nicht befriedigt, so wollen wir sein Herzblut haben. Laßt uns aber vernünftig an's Werk gehen und Wort halten, und ich stehe Euch dafür, wir bekommen Grace und die Kühe und Alles zurück.«
Diese kaltblütigen Vorstellungen wurden von dem unglücklichen Liebhaber übel aufgenommen; da er jedoch den Beistand seiner Nachbarn und Verwandten nur unter den von ihnen selbst gemachten Bedingungen erlangen konnte, so sah er sich genöthigt, sich bei ihren Ansichten über das Halten der Verträge und der Beobachtung eines regelmäßigen Verfahrens zu beruhigen.
Earnscliff ersuchte jetzt einige der Gesellschaft um ihren Beistand, um Miß Vere zum Schloß ihres Vaters zu geleiten. Sie sprach nämlich ihre bestimmte Absicht dahin aus, daß sie dorthin gebracht werden wollte. Ihr Verlangen ward bereitwillig zugestanden, und fünf oder sechs junge Leute willigten ein, das Geleit zu übernehmen. Hobbie befand sich nicht darunter. Mit beinahe gebrochenem Herzen wegen der Ereignisse des Tages und der endlichen Täuschung seiner Hoffnungen, kehrte er betrübt nach Hause zurück, um dort solche Maßregeln zu treffen, die ihm zum Schutz und zum Unterhalt seiner Familie möglich waren, und um die weiteren Schritte mit seinen Nachbarn zu überlegen, die zur Wiedererlangung der Grace Armstrong getroffen werden könnten. Die übrige Schaar zerstreute sich in verschiedenen Richtungen, sobald sie über den Morast gelangt war. Der Räuber und seine Mutter überwachten sie auf dem Thurme, bis sie gänzlich verschwunden waren.