Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neuntes Kapitel.

So lange Herr Bertram seinem Amte eifrig oblag, vergaß er auch nicht für die Hebung der Zolleinahmen zu sorgen. Auf der ganzen südwestlichen Küste von Schottland war der Schleichhandel allgemein, für den die Insel Man besondere Eignung aufwies. Fast die ganze niedere Volksklasse war dabei beteiligt, die höhern Stände drückten die Augen zu, und die Zollbeamten wurden von denen, auf deren Schutz sie hätten rechnen müssen, oft in der Ausübung ihrer Pflicht behindert.

Um diese Zeit war der schon genannte Kennedy in jener Gegend der Küste als berittner Zollwächter angestellt; er war ein rüstiger, entschlossener Mann, der schon manches Schleichhandelsgut weggenommen hatte, und bei allen, die dem verbotenen Gewerbe nachgingen, bitter verhaßt. Er war der natürliche Sohn eines Mannes von Stande, und sowohl dieser Umstand als sein unversieglicher Humor sicherten ihm bei allen Landjunkern freundliche Aufnahme. Er kam oft nach Ellangowan und war dort stets willkommen. Die kühnen, gefährlichen Unternehmungen, die er in seinem Amte ausgeführt hatte, gaben trefflichen Unterhaltungsstoff; dem Burgherrn behagte dieser Umstand, und so tat er das Seinige, Kennedy bei der Ausübung seiner verhaßten und schwierigen Pflicht zu unterstützen. Da ereignete es sich, daß der Hauptmann Dirk Hatteraick eine Schiffsladung von Branntwein und andern verbotenen Waren nicht weit von Ellangowan landete und der Meinung war, im Vertrauen auf die Nachsicht, die der Laird ehedem gegen solche Gesetzesübertretungen gezeigt, sich bei der Bergung der Ladung weder beeilen zu brauchen, noch besonders heimlich dabei zu Werke gehen zu müssen. Da erschien aber Kennedy, mit einem Befehle von Ellangowan ausgerüstet, in Begleitung einiger der Gegend kundigen Landleute und eines Kommandos Soldaten, die gelandeten Fässer und Ballen zu konfiszieren, und brachte sie auch nach einem verzweifelten blutigen Kampfe siegreich ins Zollhaus. Dirk Hatteraick schwur in holländischer, deutscher und englischer Sprache dem Aufseher und seinen Beschützern grausame Rache, und wer ihn kannte, zweifelte nicht, daß er Wort halten werde.

Einige Tage nach der Vertreibung der Zigeunerhorde fragte Bertram seine Frau beim Frühstücke, ob nicht des kleinen Harry Geburtstag sei.

»Gerade fünf Jahre alt, Gott segne ihn!« antwortete sie. »Nun könnten wir ja auch einmal das Papier des Engländers ansehen.«

Bertram war in Kleinigkeiten pedantisch, »Nicht eher als morgen, mein Kind,« erwiderte er. »Der Sheriff sagte erst neulich bei der Gerichtssitzung, ein Tag, das heißt ein dies inceptus – doch Du verstehst ja nicht Lateinisch – ich meine, ein anberaumter Tag fange nicht eher an, als bis er zu Ende sei.«

»Aber das hört sich ja an wie rechter Unsinn, Mann.«

»Mag sein, doch das Gesetz bleibt deshalb Gesetz,« erwiderte Bertram und sagte nach einigen Abschweifungen, daß Franz Kennedy ausgeritten sei um dem königlichen Wachtschiff in der Bai von Hatteraicks Ankunft Nachricht zu geben, und nicht vor Abend zurückkehren werden, dann aber mit ihm eine Flasche Bordeaux auf Harrys Gesundheit trinken solle.

»Ich wollte, Kennedy bekümmerte sich nicht um Dirk Hatteraick,« meinte die Frau. Warum macht er sich mehr Arbeit als andere? Kann er nicht sein Liedchen singen, sein Schlückchen trinken und seine Besoldung ziehen, wie andere ehrliche Leute, die niemand stören? Mich wundert's, daß Du Dich in solche Dinge mengst. Brauchten wir je nach Tee oder Branntwein in den Flecken zu schicken, als Dirk Hatteraick ruhig hier landen konnte?«

»Du verstehst nichts von diesen Dingen,« antwortete der Laird. »Meinst Du, es schicke sich für einen Beamten, sein Haus zu einer Niederlage von Schleichhändlergut zu machen? Laß Dir von Kennedy einmal die Strafgesetze darüber zeigen. Du weißt ja selbst, wie sie ihre Waren im alten Schlosse unterbrachten!«

»O, was schadet's denn, wenn in den Gewölben einmal ein Fäßchen Branntwein liegt? Du bist ja gar nicht verpflichtet, etwas davon zu wissen. Und was schadet's dem Könige, wenn die Gutsherren hier ein gutes Gläschen um billigen Preis bekommen, und ihre Frauen ein Täßchen Tee? Es ist Sünd' und Schande, daß man solche Abgaben auf solche Genußmittel legt. Und als Dirk Hatteraick mit Brabanter Haubenspitzen von Antwerpen schickte, da war ich auch nicht böse. Aber lange dauern wird's, bis mir der König oder Kennedy etwas schickt. Und gar erst Dein Streit mit den Zigeunern! Mir bangt jeden Tag, daß unsere Scheune in Flammen steht.«

»Ich sage Dir nochmals Kind, Du verstehst nichts von solchen Dingen. Aber sieh, da sprengt Kennedy die Allee hinauf.«

»Gut, gut, Bertram!« rief sie ihm nach, als er hinauseilte, »ich wünschte, Du könntest es auch.«

Der Laird eilte seinem Freunde entgegen ... »Kommt, kommt,« rief Kennedy, »ins alte Schloß hinauf! Der alte Fuchs Dirk Hatteraick wird von des Königs Hunden tüchtig gehetzt.«

Mit diesen Worten warf er seines Pferdes Zaum einem Buben zu und eilte zu dem alten Schlosse hinauf. Der Laird folgte ihm mit mehreren Hausgenossen, die der von der See herüberschallende Geschützdonner in Angst und Schrecken setzte.

Als sie den Teil der alten Ruine erstiegen hatten, der die weiteste Aussicht bot, sahen sie ein Fahrzeug in der Bai, das von einer Kriegsschaluppe lebhaft verfolgt wurde. Beide Schiffe feuerten gegeneinander... »Es kommt ihm näher!« rief Kennedy, außer sich, vor Freude. »Verdammt! der Schmuggler wirft seine Ladung aus. Faß auf Faß fliegt über Bord. Der verwünschte Hatteraick! Ha! nun haben sie den Wind ihm abgenommen. Frisch ihm zu Leibe! frisch!«

Die Jagd dauerte fort. Das Schleichhändlerschiff, das mit großer Geschicklichkeit steuerte und mit aller Anstrengung zu entrinnen suchte, wollte eben um eine Landspitze biegen, als die Raa in der Mitte von einer Kugel getroffen wurde und das Segel auf das Verdeck stürzte. Dieser Unfall schien dem Schiffe verderblich werden zu sollen; aber es gelang ihm doch, um die Landzunge herumzukommen und hinter dem Vorgebirge zu verschwinden. Die Schaluppe setzte alle Segel, das fliehende Schiff zu verfolgen, hatte aber zu dicht am Vorgebirge gehalten und wäre, wenn sie nicht umgelegt hätte und in die Bai zurückgesteuert wäre, um Räumte zur Umsegelung der Landspitze zu gewinnen, auf die Küste getrieben worden.

»Verdammt,« rief Kennedy. »Sie verlieren Ladung und Schiff! Ich muß zur Warroch-Spitze reiten und ihnen sagen, wo sie das Schiff finden. Gott befohlen auf eine Stunde, Ellangowan! Holt den Punschnapf, wenn ich zurückkomme; wir trinken dann auf des jungen Lairds Gesundheit.«

Mit diesen Worten schwang er sich aufs Pferd und ritt davon. Als er ungefähr eine Viertelstunde weit geritten war und die Höhe des Waldes erreicht hatte, der das in die Landspitze auslaufende Vorgebirge deckte, traf er Harry Bertram in Sampsons Begleitung. Er hatte dem Knaben, der den lustigen Hausfreund sehr gern hatte, schon oft einen Ritt versprochen, und kaum hatte Harry ihn gesehen, als er ihn auch daran erinnerte. Kennedy, der kein Bedenken fand, dem Knaben den Willen zu tun, obendrein den bedächtigeren Lehrer, dessen Mienen Besorgnis verrieten, necken wollte, hob den Kleinen schnell vor sich aufs Pferd und ritt weiter. Sampsons Ruf: »Herr Kennedy!« verlor sich in dem Getrappel des Pferdes. Sampson überlegte eine Weile, ob er dem Reiter folgen sollte; aber da Kennedy ein Vertrauter des Burgherrn war, er selbst aber sich mit einem Manne, der immer Possen trieb, nicht gern viel einließ, ging er endlich seines Weges und nach Ellangowan zurück.

Die Leute vom Schlosse standen noch immer und beobachteten die Schaluppe, die endlich, nach vielem Zeitverluste, um die Warroch-Spitze bog und sich in kurzer Zeit hinter dem waldigen Vorgebirge verlor. Bald darauf hörte man Schüsse aus der Ferne, und nicht lange nachher einen furchtbaren Knall, wie wenn ein Schiff in die Luft geflogen wäre, und eine dicke Rauchwolke stieg über die Waldwipfel zu dem blauen Himmel empor. Darauf verließen alle die Burg, verschiedener Meinung über das Schicksal des Schleichhändlerschiffes, aber die meisten glaubten, es müsse entweder gefangen oder gesunken sein.

»Es ist Essenszeit, mein Kind,« sprach die Hausfrau, »wird Herr Kennedy bald kommen?«

»Ich erwarte ihn jeden Augenblick; vielleicht bringt er ein paar Offiziere von der Schaluppe mit.«

»Lieber Himmel, warum hast Du mir das nicht eher gesagt, daß wir den großen runden Tisch hätten decken können? Und dann – solche Leute haben doch Pökelfleisch satt, und außer Rindfleisch gibt's auch bei uns nichts. Ich hätte doch auch gern ein anderes Kleid angezogen, und für Dich wäre es auch nicht übel, wenn Du eine reine Halsbinde anlegtest. Aber Du hast immer Deine Freude daran, mich in Verlegenheit zu bringen.«

»Ei, hole der Henker Rindfleisch, Kleid, Tisch und Halsbinde! Es wird auch so gehen. Aber wo ist Sampson? Wo ist Sampson und Harry?«

»Sampson ist schon seit zwei Stunden wieder da,« antwortete der Diener, »aber Junker Harry ist meines Wissens nicht mit ihm gekommen.«

»Harry nicht mit ihm?« rief Frau Bertram. »Sagt doch Sampson, er möchte sogleich zu mir kommen,« – »Herr Sampson,« fuhr sie den Eintretenden an, »wie verhält es sich mit Harry? Ihr habt freien Tisch, Bett und Wäsche – dazu jährlich zwölf Pfund Sterling – bloß um über den Knaben zu wachen, und laßt ihn ein paar Stunden lang aus den Augen!«

Sampson antwortete mit demütiger Verbeugung für alle von seiner Herrin aufgezählten Benefizien und erzählte sodann, wie Herr Kennedy aus eigenem Antrieb den Knaben unter Obhut genommen, trotz aller Gegenvorstellungen von seiner Seite.

»Ich bin Herrn Kennedy für seine Mühe nicht im geringsten dankbar,« erwiderte sie ärgerlich ... »Wenn er das Kind vom Pferde fallen ließe, oder wenn das Kind von einer Kugel getroffen würde, oder –«

»Oder, Kind,« fiel Ellangowan ein, »was noch wahrscheinlicher als alles andere ist, sie sind an Bord der Schaluppe oder des gefangenen Schiffs gegangen und kommen mit der Flut um die Landspitze.«

»Und könnten am Ende gar ertrinken,« rief sie ängstlich.

»Ich habe freilich geglaubt,« nahm Sampson das Wort, »Herr Kennedy wäre schon seit einer Stunde zurück. Mich dünkt doch, ich habe sein Pferd gehört, als es in den Hof trabte.«

»Ei,« fiel grinsend der Hausknecht ein, »das war ja das Mädel, das die Kuh ohne Hörner austrieb.«

Sampson wurde über und über rot; nicht über den Spott, den er nie gemerkt und nie empfunden hätte, sondern über einen Gedanken, der ihm durch den Kopf fuhr ... »Ich habe gefehlt,« sprach er, »ich hätte auf das Kind warten sollen.«

Mit diesen Worten nahm er Hut und Stock und eilte zu der Warroch-Spitze, schneller als er je vorher und nachher in seinem Leben gegangen. Der Laird sprach noch einige Zeit mit seiner Frau über die Angelegenheit, Endlich ließ sich die Schaluppe wieder sehen, aber ohne sich der Küste zu nähern, und mit vollen Segeln westwärts steuernd, war sie bald wieder verschwunden. Bertram war das ängstliche Temperament seiner Frau so gewöhnt, daß ihre Besorgnisse ihn nicht sonderlich bekümmerten; aber die verstörten Gesichter seiner Dienstboten machten ihn endlich unruhig, und seine Bestürzung stieg, als man ihn hinauslief und ihm erzählte, Kennedys Pferd wäre allein zum Stalle gekommen, mit unterwärts hängendem Sattel und zerbrochenem Gebiß; ein Landmann hätte im Vorbeigehen gesagt, ein Schleichhändlerschiff stände in Flammen unten auf der andern Seite der Warroch-Spitze, doch hätte er, als er durch den Wald gekommen, weder Kennedy noch den Junker gesehen, nur Herr Sampson wäre wie wahnsinnig umhergelaufen, sie zu suchen.

Alles im Schlosse war nun in Bewegung. Der Laird eilte mit seinen Dienstboten, Knechten und Mägden zu dem Warroch-Walde. Die Landleute in der Umgegend leisteten Beistand, manche aus Teilnahme, die meisten aus Neugier. Kähne wurden bemannt, die Küste zu untersuchen, die der Landspitze gegenüber in hohe schroffe Felsen aufstieg, denn die Besorgnis wurde laut, das Kind sei von diesen Klippen hinabgestürzt; aber niemand wagte es, den schrecklichen Gedanken in Worte zu kleiden.

Der Abend war angebrochen, als die Leute in dem Walde ankamen und sich in verschiedenen Richtungen zerstreuten. Der dunkle Nachthimmel, der heulende Novemberwind, das Rauschen des welken Laubes und die wiederholten Anrufe der Suchenden gaben der Szene einen unheimlichen Anstrich.

Eine Stunde war verstrichen und trotz lebhaftester Mühe nicht das geringste ermittelt worden. Besorgt steckten alle die Kopfe zusammen. Da erscholl plötzlich ein Schrei vom Strande her so laut, so durchdringend, so ganz verschieden von allen Tönen, die in dieser Nacht den Wald belebt hatten, daß niemand zweifelte, er bedeute eine neue schreckliche Botschaft. Alle eilten dem Schalle nach, und auf Pfaden, auf denen sie zu anderer Zeit zurückgescheut wären, kamen sie an den Fuß eines Felsens, wo eben die Mannschaft eines Bootes gelandet war ... »Hier, ihr Leute, hier!« rief es. »Um Gottes willen, hier herunter!«

Ellangowan brach durch den Haufen, der sich schon um die unglückliche Stelle gedrängt hatte. Es war Kennedys Leichnam. Beim ersten Anblick schien es, als sei der Mann durch einen Sturz von den Felsen, die sich hier hundert Fuß über die Sandbank erhoben, umgekommen. Der Leichnam lag halb in, halb außer dem Wasser, Denjenigen, die zuerst sich näherten, war es vorgekommen, als ob noch Leben in dem Toten wäre, weil die anschwellende Flut den Arm gehoben und die Kleider bewegt hatte. Aber man sah bald, daß jeder Funke erloschen war.

»O mein Sohn! mein Sohn!« rief der unglückliche Vater, »wo kann er sein?«

Alle öffneten den Mund, Hoffnungen zu erwecken, die niemand hegte. Endlich nannte jemand die – Zigeuner. Im Fluge stieg Ellangowan den Felsen hinan, schwang sich auf das erste Pferd, das er fand, und ritt wie rasend zu den Hütten von Dernclengh. Alles war hier finster und öde. Als er abstieg, um genauer zu untersuchen, strauchelte er über die Trümmer von Hausrat, den man aus den Hütten geworfen, und über zerbrochene Dachsparren. Da fielen die Verwünschungen, die Meg Merrilies gegen ihn ausgestoßen, ihm schwer auf die Seele ... »Ihr habt von sieben Hütten die Dächer abgerissen; sehet zu, ob Euer eigenes Dach desto fester stehe.«

»Gib mir mein Kind wieder!« rief er aus. »Bring mir meinen Sohn zurück, und alles soll vergessen und vergeben sein!«

Als er diese Worte im Wahnsinn des Schmerzes ausrief, entdeckte er einen Lichtschimmer in einer der zerstörten Wohnstätten. Es war die Hütte, worin Meg Merrilies ehedem gewohnt hatte. Das Licht, das von einem Feuer zu kommen schien, schimmerte nicht nur durch das Fenster, sondern auch durch das zerstörte Dach.

Er flog dorthin. Der Eingang war verriegelt. Die Verzweiflung gab dem unglücklichen Vater Riesenstärke, und er stürzte mit so heftiger Gewalt gegen die Tür, daß sie wich. Die Hütte war leer; aber man sah Spuren, daß sie kurz vorher bewohnt gewesen; auf dem Herde brannte Feuer, es stand ein Kessel da, und man sah Anstalten zum Kochen. Bertram blickte starr umher, ob er irgend etwas fände, seine Hoffnung zu bestätigen, daß sein Kind noch am Leben, wenn auch in der Gewalt der Zigeuner wäre. Da trat ein Mann in die Hütte. Es war der alte Gärtner ... »O gnädiger Herr!« sprach er, »ich hätte nie gedacht, eine solche Nacht zu erleben. Ihr müßt sogleich ins Schloß kommen.«

»Ist mein Kind gefunden? Lebt es? Habt Ihr meinen Sohn gefunden? Andreas! Habt Ihr ihn gefunden?«

»Nein, gnädiger Herr, aber –«

»Man hat ihn gefangen! Gewiß, Mann, so gewiß, als ich auf Gottes Erde stehe, Sie hat ihn gestohlen, die Meg Merrilies, und ich gehe nicht von der Stelle, bis ich Nachricht von meinem Kinde habe.«

»Aber Ihr müßt heimkommen, Herr! Ihr müßt heimkommen. Wir haben nach dem Sheriff geschickt, und wir wollen hier eine Wache hinstellen, wenn die Zigeuner etwa zurückkommen sollten. Aber Ihr müßt heimkommen, Herr; die gnädige Frau liegt in den letzten Zügen.«

Bertram heftete sein Auge starr auf den Unglücksboten, und die Worte: »in den letzten Zügen!« wiederholend, als ob er den Sinn derselben nicht hätte fassen können, ließ er sich von dem Alten zu seinem Pferde ziehen. Auf dem Heimwege rief er nur mit schmerzlichem Ausdrucke: »Weib und Kind, beide – Mutter und Sohn! Beide!«

Wer könnte den neuen Jammer schildern, der ihn erwartete? Die Nachricht von Kennedys Schicksal war im Schlosse verbreitet worden, mit dem Zusatze, der Unglückliche hätte ohne Zweifel das Kind mit sich von der schroffen Klippe herabgerissen und die Flut hätte des Knaben leichtern Leichnam weggeschwemmt.

Die unglückliche Mutter vernahm die entsetzliche Botschaft, erlitt eine Frühgeburt, und ehe Ellangowan sein bewegtes Gemüt hatte sammeln können, um das Schreckliche seiner Lage zu fassen, war er Vater einer Tochter und Witwer.


 << zurück weiter >>