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Bibliographischer Anhang

Vorbemerkung

In den, seltenen, Fällen, wo im Originalmanuskript ein Wort oder Buchstaben in der Feder zurückgeblieben waren, habe ich die Ergänzung vorgenommen, und dies durch Einschließung in [ ] angedeutet.

Von Schopenhauer gebrauchte Abkürzungen von Worten sind meist genau so wiedergegeben, in einigen Fällen aber aufgelöst, z. B. statt »Plat:« gesetzt Platon.

E. G.

Einleitung in die Philosophie

Unter dieser von mir gewählten Gesammtüberschrift habe ich die doppelte Einleitung zu Schopenhauers Vorlesung über »die gesammte Philosophie d. i. Lehre vom Wesen der Welt und von dem menschlichen Geiste«, Vgl. über Schopenhauers Lehrthätigkeit überhaupt meine »Chronologische Uebersicht von Schopenhauers Leben und Schriften« (Band VI, S. 193 ff. der sämmtlichen Werke in der Univ.-Bibliothek.) sowie die einleitenden Abschnitte zu den vier Theilen der Vorlesung zusammengefaßt.

I.

S. 9–17: »Exordium über meinen Vortrag und dessen Methode«

Diese das Kolleg eröffnende Einleitung befindet sich in einem besonderen Hefte, 4 Bogen in Klein-Folio: Schopenhauers Nachlaß Nr. 29,12. Im Inhaltsverzeichniß zu Schopenhauers Vorlesungen lautet die Überschrift variirend: »Exordium über meinen Vortrag und dessen Gang.« In unserm Texte ist dies Exordium zum ersten Male genau und vollständig wiedergegeben: denn Frauenstädt hat in seiner Publikation »Arthur Schopenhauer. Von ihm. Ueber ihn. ... Memorabilien, Briefe und Nachlaßstücke.« (Berlin 1863) S. 756–759 nur ein Bruchstück (und auch dieses vielfach ungenau und mit Auslassung von 35 Worten) veröffentlicht. Gänzlich fehlt bei ihm was in unserm Texte S. 10 Z. 9 bis S. 15 Z. 9 steht.

II.

S. 18–53: »Einleitung, über das Studium der Philosophie.«

Diese auf das Exordium folgende »Einleitung« befindet sich in einem besonderen Hefte, 10 Bogen und 1 Blatt, in Klein-Folio: Schopenhauers Nachlaß Nr. 29,11: wonach sie in unserm Texte, zum ersten Male, genau und vollständig wiedergegeben ist.

Im Inhaltsverzeichniß zu den Vorlesungen ist dies Heft folgendermaaßen aufgeführt:

Einleitung

über den Trieb zu philosophiren, B. 1,
über den Gang der Geschichte der Philosophie, B. 1,
über die Fähigkeit zur Philosophie, B. 1, 4,
über Dogmatismus, Skepticismus, Kriticismus und Kant, B. 4.

Frauenstädt hat a. a. O. S. 739–756 veröffentlicht

a) das Stück S. 18–32 und die Anmerkung S. 33 unsres Textes, dabei aber, abgesehen von zahllosen Ungenauigkeiten im Einzelnen, 118 Worte ausgelassen;

b) das Stück S. 50 Z. 9 v. o. bis zum Schluß, unter Auslassung von 20 Worten, mit vielen Ungenauigkeiten und willkürlichen Aenderungen (statt »nach Grundsätzen« durch Grundsätze, statt »Lehrern des vorigen Jahrhunderts« vorhergehenden Lehren, statt »eng verknüpft« noch verknüpft).

Am Schlusse steht die Frauenstädt'sche Anmerkung: »Hierauf folgt eine kurze Uebersicht des Entwicklungsganges der Geschichte der Philosophie von Thales an.« Diese Uebersicht folgt aber hier keineswegs, sondern sie folgt, als integrirender Theil der »Einleitung«, auf das erste von Frauenstädt veröffentlichte Stück (S. 32, letztes Wort, unsres Textes bis S. 50 Z. 8 v. o.) –

Von dieser »Uebersicht der Geschichte der Philosophie« hat Frauenstädt später Bruchstücke publicirt, in seinem Buche »Aus Arthur Schopenhauer's handschriftlichem Nachlaß« (Leipzig 1864) S. 307–317: nämlich a) das Stück S. 33 Z. 2 v. u. unsres Textes bis S. 34 Z. 9 v. u. (ungenau und willkürlich ändernd, statt »eine bloße Ethik« hauptsächlich Ethik!)

b) S. 35 Z. 16 v. u. unsres Textes bis S. 36 Z. 8 v. u. (ungenau und mit Auslassung von 14 Worten);

c) S. 40 bis S. 50 Z. 8 v. o. (ungenau, mit willkürlichen Aenderungen und mit Auslassung von 31 Worten).

Mehr als 5 Seiten der »Einleitung« erscheinen also in unserm Texte zum ersten Mal im Druck.

III.

Schopenhauer's Manuskript seiner Vorlesungen besteht aus 4 starken Konvoluten in Quarto: Schopenhauer's Nachlaß Nr. 24. 25. 26. 27; das »Exordium« zur Dianoiologie befindet sich in einem besonderen Hefte: Schopenhauers Nachlaß Nr. 29,13. Dies »Exordium«, (also die Einleitung zum 1. Theil der Vorlesung, welchen er für das Wintersemester 1826/27 als separates Kolleg angekündigt hatte) hat Schopenhauer dreimal bearbeitet:

1) unter dem Titel »Exordium philosophiae primae« 4 Seiten in Quart;

2) unter dem Titel »Dianoiologiae Exordium« 26 Seiten in Klein-Folio;

3) unter dem Titel »Exordium zur Dianoiologie« zwei Seiten in Klein-Folio.

Das letztere ist in unserem Texte S. 54–55 genau wiedergegeben.

Frauenstädt hat dasselbe in seiner Publikation von 1863 S. 759–760 ungenau, und mit Auslassung von 17 Worten, abdrucken lassen. –

Das Stück aus dem 1. Theil der Vorlesung, von Schopenhauer mit dem besonderen Titel versehen »Ueber die Endlichkeit und Nichtigkeit der Erscheinungen«, folgt daselbst auf die Darstellung des Satzes vom Grunde.

Unser Text (S. 56–59) giebt diese Ausführung, welche, wie Schopenhauer sagt, »allen unseren ferneren Betrachtungen zum Grunde liegen wird«, genau nach der Handschrift wieder.

Frauenstädt hat dies Bruchstück veröffentlicht in seiner o.a. Publikation von 1864 S. 417–420, ungenau, mit willkürlichen Aenderungen (z.B. statt »Objekts« Daseyns, statt »als Gegensatz« im Gegentheil) und unter Auslassung von 57 Worten.

 

Die Einleitung zum 2. Theil der Vorlesung, in unserem Texte S. 60–61, erscheint hier zum ersten Male im Druck. Dieselbe ist dem Kapitel 1 »Ueber den Begriff der Metaphysik« entnommen, und giebt Seite 1 und Seite 8 des ersten Bogens wieder. Die S. 60 nach den Worten »so ziemlich zusammentrifft« durch – – angedeutete Lücke enthält eine ausführliche philosophiegeschichtliche Auseinandersetzung über Wort und Begriff Metaphysik bei Aristoteles bis zu Kant.

 

Die Einleitung zum 3. Theil der Vorlesung, in unserm Texte S. 62–63, erscheint hier ebenfalls zum ersten Male im Druck.

 

Die Einleitung zum 4. Theil der Vorlesung, in unserm Texte S. 64, erscheint hier zum ersten Male im Druck. Eingang und Schluß zu »Letztes Kapitel von der Verneinung des Willens zum Leben, oder von der Entsagung und Heiligkeit« (dieser Titel steht im Manuskript) sind bereits von Frauenstädt veröffentlicht, u.z. der Eingang in der Publikation von 1863 S. 760–762, der Schluß in der Publikation von 1864 S. 335–336: beides jedoch ungenau, mit willkürlichen Aenderungen (z.B. statt »des willenslosen Erkennens« der willenslosen Erkenntniß), und mit Weglassung von 8 Worten.

 

Abhandlungen

Eristische Dialektik

Das Manuskript dieser Abhandlung befindet sich in einem besonderen Hefte, 8 Bogen in Quart: Schopenhauer's Nachlaß Nr. 29,14. Nach Frauenstädt's Mittheilung in der Vorrede zu seiner o. a. Publikation von 1864 hätte dasselbe in einem Umschlage gelegen, mit der Aufschrift:

»Eristik, vide Parerga II, S. 24 ff.«

Dieser Umschlag ist nicht mehr vorhanden. Wenn derselbe aber sich auch noch vorgefunden hätte, würde ich diese Abhandlung dennoch nicht »Eristik« betitelt haben. An der Spitze des Manuskripts steht nämlich nur das Wort »Dialektik«: im Manuskript selbst aber sagt Schopenhauer: er würde die hier abgehandelte Disciplin gern »Dialektik« benannt haben, wolle sie jedoch »um Mißverständniß zu vermeiden Eristische Dialektik nennen.« Er fügt hinzu » Eristik wäre nur ein härteres Wort für dieselbe Sache.« Einige Seiten später sagt er nochmals: »wir wollen unsre Disciplin Dialectica eristica, eristische Dialektik nennen«; und abermals »der wahre Begriff der Dialektik ist also der aufgestellte ... obwohl der Name Eristik passender wäre, am richtigsten wohl Eristische Dialektik, Dialectica eristica«. In den Parergis, Band II, S. 33 (in unserm Texte) citirt er denn sein Manuskript auch als »eristische Dialektik«. Diesen Titel habe ich demnach an die Spitze der Abhandlung gestellt.

Von dieser, durch Schopenhauer selbst vorgezeichneten Ergänzung des Titels abgesehen ist das Originalmanuskript in unserm Texte (S. 71–107) genau wiedergegeben.

Die Abfassungszeit der Abhandlung ist später als diejenige der Vorlesungen anzusetzen. Denn im Originalmanuskript verweist Schopenhauer an einer Stelle auf die Vorlesungen: siehe unten S. 191. Außerdem wird (S. 96 in unserm Text) eine Abhandlung Mitscherlich's vom Jahre 1822 citirt, woraus sich ebenfalls ergiebt, daß die »Eristische Dialektik« frühestens in diesem Jahre abgefaßt sein kann.

Im Einzelnen wäre noch Folgendes zu bemerken:

S. 74 Z. 7 v. o. ist der im Manuskript nach den Worten »bei objektivem Unrecht« folgende Satz

Also die objektive Wahrheit eines Satzes und die Gültigkeit desselben in der Approbation der Streiter und Hörer sind zweierlei: auf letztere ist die Dialektik gerichtet. von Schopenhauer, mit Dinte, wieder ausgestrichen.

S. 77 Z. 6 v. o.Zu den Worten »nicht rein gelöst hat« ist von Schopenhauer am Rande bemerkt

Siehe Nebenbogen.

Dieser, im Berliner Originalmanuskript miteingeheftete Nebenbogen ist überschrieben

Nebenbogen zu B. 2 der Dialektik.

Derselbe enthält auf 4 engbeschriebenen Folioseiten eine Auseinandersetzung über Aristoteles' »Topica«. Der Schluß lautet:

So viel um Ihnen einen Begriff von der Dialektik des Aristoteles zu geben. Sie scheint mir den Zweck nicht zu erreichen: ich habe es also anders versucht.

Hieraus ergiebt sich, daß diese Auseinandersetzung als Nachtrag zu den Vorlesungen gedacht war. Ich habe deshalb den »Nebenbogen« in die »Eristische Dialektik« nicht aufgenommen, wie dies auch Frauenstädt in der unten zu erwähnenden Publikation nicht gethan hat.

S. 80 Z. 10 v. o. bis S. 82 Z. 7 v. o. Diese ganze Stelle ist von Schopenhauer mit Bleistift durchstrichen, weil er sie, mit zahlreichen Veränderungen, in die »Parerga« (a. o. a. O.) aufgenommen hat. Ich habe in unserm Texte der »Eristischen Dialektik« diese Stelle so wiedergegeben, wie sie ursprünglich im Manuskripte stand.

S. 88 Z. 7 v. o. Auf den Kunstgriff 6 folgt im Originalmanuskript:

Und hier stehe vorläufig der Letzte Kunstgriff.

Ich habe den »Letzten Kunstgriff« – auf welchen Schopenhauer auch S. 97 Z. 3 v. o. ff. hinweist – von jener Stelle des Manuskripts, wo er »vorläufig« niedergeschrieben war, an die ihm von Schopenhauer angewiesene definitive Stelle versetzt (S. 105 ff.).

S. 91 Z. 16–17 v. o. hat Schopenhauer zu der Ueberschrift » Argumenta ad hominem oder ex concessis« an den Rand geschrieben:

siehe Hefte Appendix B. zu B[ogen) 122.

Die hier aus dem 1. Theil seiner Vorlesungen citirte Stelle habe ich als Anmerkung unter den Text gesetzt, wie dies auch Frauenstädt in der sogleich zu erwähnenden Publikation gethan hat (freilich mit Weglassung der 12 Schlußzeilen und mit mehreren willkürlichen »Korrekturen«). –

Die »Eristische Dialektik« ist von Frauenstädt in seiner Publikation von 1864 (S. 3–35 unter dem Titel »Eristik«) veröffentlicht, jedoch in gänzlich ungenügender Weise (es fehlen z. B. nicht nur zahlreiche Worte und Sätze, sondern ganze Absätze), was im Einzelnen nachzuweisen, meine Geduld übersteigt und auch wohl der Geduld des Lesers zu viel zumuthen würde. Ich hoffe, man wird mir das Vertrauen schenken, daß überall, wo mein Text von dem Frauenstädtschen abweicht, der Grund davon der ist, daß Frauenstädt das Originalmanuskript korrumpiert wiedergegeben hat.

 

Ueber das Interessante

Diese, von Schopenhauer so betitelte Abhandlung steht in seinem Manuskriptbuch »Foliant« S. 1–17, und an der Spitze, vor der Überschrift, befindet sich Ort und Datum der Abfassung: Berlin, 1821 Januar.

Der letzte Absatz (S. 117 in unserm Texte) ist von Schopenhauer später hinzugeschrieben und zwar wie er am Rande bemerkt »1840«. Auch hat er damals an den Rand geschrieben:

Hieran ließe sich schließen, was M. S. B[ogen] 19, p. 8 über die Langweiligkeit steht.

Die hier citirte Stelle seiner Manuskripte ist aber in diesen mit Bleistift durchstrichen, weil im II. Bande der »Parerga« (in unserm Texte S. 551 f.) verwendet. –

Frauenstädt hat die Abhandlung »Ueber das Interessante« a. a. O. S. 43–51, ungenau und mit Weglassung von 11 Worten wiedergegeben.

 

Ueber die, seit einigen Jahren, methodisch betriebene Verhunzung der Deutschen Sprache

Ueber dieses Thema hat sich Schopenhauer zuerst im Jahr 1844, im II. Bande der »Welt als Wille und Vorstellung« (in unserm Text Seite 144–147) ausgesprochen. In der Ausgabe letzter Hand von 1859 sind nur 13 Zeilen hinzugekommen, nämlich S. 145 Z. 13–25 v. o.] Ausführlich kam er auf die Sache sodann im II. Band der »Parerga« (1851) zurück, wo fast das ganze Kapitel 23 davon handelt. Fünf Jahre später begann er dem Gegenstand von Neuem seine Aufmerksamkeit zu widmen und hat in seinem letzten Manuskriptenbuch »Senilia«, bis kurz vor seinem Tode, sehr zahlreiche, die Sprachverhunzung betreffende Aufzeichnungen zu Papier gebracht. Diese Aufzeichnungen heben daselbst Seite 80 an und enden, wenn auch von manchem Heterogenen unterbrochen, Seite 145, der fünftletzten Seite des Manuskriptbuchs. S. 72 beginnt daselbst das Jahr 1856, S. 89 das Jahr 1857 und S. 140 das Jahr 1860. Die Aufzeichnungen reichen also von 1856–1860.]

Seine ersten bezüglichen Niederschriften (S. 84 ff.) sind ausdrücklich zur Einverleibung in das Kapitel 23 der »Parerga« bestimmt, S. 80 trägt die Überschrift »Zu Parerga Bd. II p. 453« und S. 88: »Ferneres über die Infamie, welche von Sudlern mit der deutschen Sprache getrieben wird.«] und daher auch in unsern Text derselben aufgenommen (vgl. Sämmtliche Werke, Band V, S. 559 ff. und dazu die bibliographischen Bemerkungen, Band VI, S. 364–368).

Aber bereits S. 100 der » Senilia« schreibt er über eine Fortsetzung:

Allenfalls ein eignes Kapitel »Ueber den argen/(schändlichen) Unfug, der in jetziger Zeit mit der Deutschen Sprache getrieben wird.«

S. 116 heißt es schon gradezu:

Initium Capitis de infamia:

Eine sonderbare Monomanie hat sich sämmtlicher Deutscher Schreiber bemächtigt und droht unsre schöne Sprache auf immer zu verderben. Die fixe Idee ist, Kürze des Ausdrucks zu gewinnen. Statt nun diese auf dem im vorigen Kapitel bezeichneten Wege zu suchen, wollen sie solche durch Abkürzung der einzelnen Worte zuwege bringen.

Und S. 118:

Eigenes Kapitel »Ueber die allgemein und allseitig mit Wetteifer betriebene methodische Verhunzung der Deutschen Sprache.«

S. 124 endlich findet sich die endgültige Bearbeitung des » Initium capitis ad hoc« unter der definitiven Überschrift: Ueber die, seit einigen Jahren, methodisch betriebene Verhunzung der Deutschen Sprache.

Zur abschließenden Ausarbeitung dieses »eignen Kapitels« ist Schopenhauer aber nicht mehr gelangt, wenigstens nicht zu einer so weit gediehenen Vollendung des Aufsatzes, daß derselbe in die posthume Parerga-Ausgabe hätte aufgenommen werden können. Daß dem Aufsatz die letzte Hand fehlt, geht namentlich aus den vielen Wiederholungen (die aber als Variationen des Grundthemas stets interessant sind) hervor; insbesondere hat Schopenhauer auch seine S. 80 zu erkennen gegebene Absicht:

[Jedes getadelte Wort ist zuvor im Adelung zu suchen]

nicht ausführen können, ebenso wenig wie er die S. 113 aufgestellte Maxime

[Indignation erregen, nicht sie aussprechen]

durchgeführt hat.

Es konnte sich daher nur um eine abgesonderte Edirung dieses Posthumums – so wie es vorlag – handeln; wie ich solche in unserm Text (oben S. 118–182) zu leisten versucht habe.

In der allgemeinen Disposition der Abhandlung vermochte ich dabei Schopenhauers eigenen Anordnungen zu folgen.

S. 125 der » Senilia« finden wir nämlich nach den Schlußworten des Initiums: »Wir wollen diese Kunstmittel jetzt einzeln in Betrachtung nehmen« (siehe oben S. 119 Z. 16–17 v. o.) folgende Klammer:

[Nachdem Dies ausführlich geschehen, folgt die Betrachtung der gratuiten Sprachverhunzung wie folgt]

An diese Klammer schließt sich dann unmittelbar der Absatz:

»Nachdem man durch alle diese Streiche und Verwegenheiten«

bis

»Leistungen dieser Art sind z. B. folgende«

(S. 177 Z. 4 v. o. ff. unsres Textes).

Hierdurch ist also die Gliederung des Ganzen in zwei – ungleiche – Haupttheile vorgezeichnet. Auch giebt er oft Fingerzeige, in welchen der beiden Haupttheile, bez. an welche bestimmte Stelle diese oder jene Aufzeichnung unterzubringen sei. Z. B. »Bei Imperfecta«. » Diese Stelle da wo die Nova und Falsa die keine Wortersparniss geben zusammengestellt sind.« »Bei Sprachneuerungen ohne Verkürzung. Bei Anführung der ganz müßigen und muthwilligen Verstümmelung und Verdrehung der Wörter«; u. a.

Endlich hat er auch das »Finale« (S. 104 der »Senilia«) und den »Schluß« (S. 141 daselbst), unter diesen Überschriften, vorgeschrieben.

In der Anordnung im Einzelnen mußte ich dagegen (von S. 119 Z. 17 v. o. unsres Textes ab) selbständig zu Werke gehn, da hierüber keine bestimmte Weisungen des Meisters vorlagen. Die Einteilung in Paragraphen, die Überschriften derselben, Auch das Goethe'sche Motto vor § 1 ist von mir an diese Stelle gesetzt worden: Schopenhauer sagt S. 104 der »Senilia« nur: »Beizubringen Goethe's dem Buchstabensparer Nachlaß Vol. 16, p. 90.«] die Vertheilung des handschriftlichen Materials in die Paragraphen – dies Alles rührt also von mir her. Innerhalb dieses Rahmens aber ist jedes Wort genau nach der Handschrift wiedergegeben und selbstredend weder etwas hinzugesetzt, noch eigenmächtig etwas weggelassen. Nur eine kleine Stelle mußte wegbleiben, aus einem in der Sache liegenden Grunde. S. 104 des Manuskripts findet sich nämlich folgender, mit »Occasionaliter« bezeichneter Anfang eines Satzes:
Nicht bloß in Zeitungen, Journalen und sonstiger Litteraten-Handarbeit, sondern in respektabeln Büchern und ehrlichen, also die Namen der Recensenten anführenden Litteraturzeitungen finde ich
Ich führe diese Lücke besonders deshalb an, weil Frauenstädt, in seiner sogleich zu erwähnenden Publikation, das kleine Fragment in seinen Text verarbeitet hat.

Die Herstellung unsres Textes war übrigens, bei dem oft sehr schwer zu entziffernden Manuskript, nicht leicht, indessen hoffe ich Alles richtig gelesen und auch nichts übersehen zu haben.

Was die von Frauenstädt in seiner Publikation von 1864 (S. 53–102) veröffentlichten »Materialien zu einer Abhandlung über den argen Unfug, der in jetziger Zeit mit

der Deutschen Sprache getrieben wird« betrifft, so hat derselbe im Ganzen über 13 Seiten unsres Textes völlig unterdrückt, bei dem Abgedruckten aber in willkürlicher Text-Behandlung alle seine übrigen Schopenhauer-Editionen noch übertroffen – womit viel gesagt ist. Ich darf daher behaupten, daß Schopenhauers Abhandlung über die Sprachverhunzung in unserm Texte zum ersten Male wirklich edirt ist.

 

Folgende Stellen unsres Textes geben noch zu erläuternden Bemerkungen Anlaß:

S. 118 f. Zu diesem von Schopenhauer als »Initium« bezeichneten Eingang der Abhandlung, welcher sich, wie schon gesagt, S. 124 f. des Manuskripts findet, hat Schopenhauer einige Seiten später (S. 129) noch folgende, unvollendete, Variante hinzugeschrieben:

Initio: – Sie haben so etwas vernommen, daß man kurz und gedrungen schreiben soll: Da denken sie: Das fangen wir so an: wir knappen alle Präfixa und Affixa der Worte, alle irgend u. s. w.

S. 120 Z. 2 v. u.: das Wort »schamfischem« steht so im Manuskript.

S. 121 Z. 8–9 v. o. Vgl. Schopenhauer's Sämmtliche Werke, Band II, 145 und V, 565.

S. 129 Z. 9–13. Diesen Absatz habe ich aus dem Manuskriptbuch »Spicilegia« (S. 214) entnommen. Schopenhauer hat zu der citirten Schrift beigeschrieben:

»von wem?«

Gemeint sind Herder's Fragmente »Ueber die neuere deutsche Litteratur« (1. Ausgabe von 1767).

S. 130 Z. 17–18 v. o. Schopenhauer hatte zuerst geschrieben:

»das Adjektiv etwaige mit dem ekelhaften Diphthong!«

Dann hatte er das »das« gestrichen und dafür gesetzt

»nachher gar das widerwärtig diphthongische«

und dabei vergessen auch die 4 Schlußworte »mit dem ekelhaften Diphthong« zu streichen.

S. 134 Z. 3 v. u. bis S. 135 Z. 19 v. o. Diese beiden Absätze, welche Frauenstädt in der Publikation von 1864 S. 79 f. zum Abdruck bringt, finden sich nicht in den »Senilia«. Sie sind folglich dem Handexemplar der »Parerga« beigeschrieben gewesen und in der posthumen Ausgabe derselben von Frauenstädt weggelassen worden: ein Verfahren, für welches ich noch ein weiteres Beispiel in meiner »Bibliographie« (Sämmtliche Werke, Band VI, S. 365 f.) nachgewiesen habe.

S. 140 Z. 12 v. u. »(P. Z.)« bedeutet die Frankfurter Postzeitung.

S. 143 Z. 12–3 v. u. Zu diesem Absatz hat Schopenhauer an den Rand geschrieben:

General-Refrain.

S. 146 Z. 3–12 v. o. vgl. Sämmtliche Werke V, 572.

S. 148 Z. 6–14 v. o. Vgl. Werke V, 561 f.

S. 154: Ueber »Wenn« und »so« vgl. Werke V, 556 f.

S. 163 Z. 3–7 v. o. Vgl. Werke V, 561.

S. 165: Zu § 12 vgl. Werke V, 557 f.

S. 172 Z. 4 v. o. Diesem Citat der »Parerga« entspricht in unsrer Ausgabe der Werke: Band V, S. 559 f. Ich habe in der Anmerkung ††) daselbst alles zusammengestellt, was Schopenhauer über den »Unfug, der mit der Präposition für getrieben wird« in den »Senilia« aufgezeichnet hat. (Vergl. auch meine bibliographischen Bemerkungen dazu: Band VI, S. 364).

Berlin, den 29. September 1891.

In dem jetzt nöthig gewordenen neuen Abdruck habe ich, auf mehrseitigen Wunsch, das nachfolgende Wortverzeichnis hinzugefügt.

Berlin, im Oktober 1896.
Eduard Grisebach.

 

Verzeichniß der wichtigeren in der Abhandlung über die Sprachverhunzung besprochenen Worte

A. »beregen« 134.

Abbruch und Abbrechung 140. »bereinigt« 180.

abschätzig (statt geringschätzig) 162.bereiten und vorbereiten 142.

achtbar und achtungswerth 160. beruht in (statt beruht auf) 127. ändern (statt verändern) 137.141. 151.

als und wie 155.Besserung 133. 137.

anregen 134. 180. bessern 137.

Anrufung und Berufung 173. »Betreffs« 158.

»Anschauung« 161.Bezug (statt Beziehung) 133.

Ansprache und Anrede 177. billig und wohlfeil 160 f.

anstreben 119. 134.»bislang« 179.

antreffen und treffen 136. bloß und nur 163.Anzahl und Zahl 135. C.Consonanten 170. auffällig (statt auffallend) 178. D. »augenblicklich« 163 f. Dännemark 129 f.

aus Anlaß (statt auf Anlaß) 127. dasselbe und das selbe 146 f. 151. 174.daß und wie 155. aus Ursachen 151. das (statt dieses, jenes, welches) 175. Auxiliarverba 167. »der gleiche« (statt der selbe) 147. B. »beanspruchen« 157 E. einig und einzig 162. bedauerlich und bedauernswerth 160.erborgen und abborgen 126. 141. »Behufs« 158. »Erfand« 157. beifügen und hinzufügen 136. 143.

beiläufig und ungefähr 161.

beistimmen 131.

ernst (statt ernstlich) 148. erstreben 119. 134 f. etwan 130.

F.

Fälschung (statt Verfälschung) 133. 137.

»fertigen« 138. Führung (statt Aufführung) 142.

G.

Gallicismen 171 ff. »Gedenkfeier« 158. Geschick und Geschicklichkeit 133. giltig (statt gültig) 131. Goethe, Goethes, Goethen 144. »Goethemonument« 149.

H.

Hilfe (statt Hülfe) 131. hindern und verhindern 141. Hingabe und Hingebung 139. 142. »Hinsichts« 158. hinzufügen und beifügen 136. »Hochschule« 149. Hörer und Zuhörer 135.

I.

in der Straße (statt auf der Straße) 172. »indeß« 156. italienisch (statt italiänisch) 130.

K.

»kürzen« 133. »kürzlich« 162.

L.

»Längsschnitt« 157. »Langweil« 169. lösen und auflösen 139.

M.

Maaße und Masse 129. Maaßnahme und Maaßregel 161. mahnen und ermahnen 141. »Mozart-Geige« 150.

N.

»nahezu« 164. 180. Namens und im Namen 153. 158. nothwendig und nöthig 161.

O.

Obmacht (statt Uebermacht) 157.

P.

Proskribirte Worte 164 f.

R.

»Rechnung tragen« 172.

S.

Sachverhalt (statt Sachverhältniß) 133. sälig 129. Schärfe und Scharfsinn 159. »Schillerhaus« 149 f. Schmied (statt Schmidt) 130. »Seitens« 158. »seither« 157. »Selbstperson« 156. selbstredend 156. »selbstverständlich« 156. sicher (statt sicherlich) 148. sorglich (statt sorgfältig) 162. Spaß (statt Spaaß) 129. »ständig« 138. 163. stärken (statt bestärken) 134. »Sundzoll« 170. T. vor und über 142. »Tragweite« 170.vor (statt bevor) 158.vorfinden 136. U. üben, ausüben, einüben 137. W. überwiegend und vorwiegend 142. »umfänglich« 161. welcher, welche, welches 145 f. Unbill (statt Unbild) 177.wenn – so 154. ungefähr und beiläufig 161.»Willigung« 139. ungleich und unweit 161. unrecht und ungerecht 143. Z. Zahl und Anzahl 135. V.zeichnen (statt unterzeichnen) 139 f. »verderbt« 163. zeither 157. Vergleich und Vergleichung 133. Zeitungsdeutsch 121 f. verhalten (statt vorenthalten) 140. zeugen (statt bezeugen) 142. »Vervortheilung« 155. Zuhörer und Hörer 135.zurückhalten und zurückbehalten 142. zustimmen 131.


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