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Egoismus

Unsere Egoismen entstammen der Ichzone des Menschen in der Ganglienkette, weniger den unterbewußten Affekten. Der Egoist in uns ist eben der »Andere«. Das Ich ist der Kampfplatz, die Geburtsstätte, die Wiege, die Interferenzzone zwischen den unbewußten Affekten und den kategorischen Weltallforderungen der Umwelt. Ich möchte glauben, seelische Kraftform ist eine besondere Kraftdichte gleich einem schwebenden Gewitter, bereit sowohl in Tat- oder Gedankengehege einzuschlagen, hiernach der Leitung rasche Öffnung bestimmter Register des Gehirns.

Sie ist eben eine durch spezifische Hemmung (Ganglienapparat) geformte Allkraft, deren Natur wir nicht erkennen können, weil wir ja eine Hemmungsform wie die menschliche Nervenzelle nicht schaffen können. Seelenkraft physisch als eine etwa der elektrischen ebenbürtigen Kraft (Lebenskraft) studieren zu wollen, setzt die Möglichkeit, Leben, Homunkuli, nervöse Systeme zu erbauen, voraus. Es genügt uns ja aber auch, die Schwerkraft an ihren Widerständen zu studieren (Gesetze der Ballistik), warum verlangen wir von der Seelenkraft in uns, sie auf einem flachen Tische ausbreiten zu wollen. Genug, daß wir sie in uns zu fühlen die Möglichkeit haben (doppelseitige Kontrolle der Hirnhälften).

Entwickelt sich das Vorderhirn besonders und mit ihm die Ichzone, so kommt die Weltallsteuerung durch den Sympathikus zu kurz. Die Harmonie beider erst macht die Vernunft aus. Die Emanzipation des Ichs z. B. zu Reichtum, Ehrfurcht, Neid, Haß, Herrschsucht, Wille zur Macht führt zur Unvernunft. Der Mensch geht an prometheischer Aufbäumung, Emanzipation vom Rhythmus des Alls zugrunde, wie alle Völker schließlich zugrunde gehen: an einer Überschätzung des Bewußtseins auf Kosten des unterbewußten Einklangs in das nur im Gewissen verankerte Zugehörigkeitsgefühl von der Bindung des Ichs ans All.

Gewissen ist der Kurzschluß zwischen der Zone des Ichs und dem Sympathikus, dem Vertreter des Alls!

Wer sich vor dem Tode fürchtet, dem muß das Leben erscheinen wie eine zum Richtplatz zerrende Kette. Es bleibt ihm nur eins: mit den Gliedern dieser Kette sich zu betäuben, d. h. alle Lebenserscheinungen sind ihm narkotische Mittel gegen seine latente Lebensangst. Darum ist er so real: er klammert sich an die Phantasmen der sog. wirklichen Welt! Wem aber der Tod, als Phase eines unbegreiflichen Daseins nur ein Akkord im symphonischen Spiel der Rhythmen ist, der genießt frei ohne Narkose, hellen Herzens diese Wunder-besternte Welt!

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