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Wo in der Welt Bewegungen vorhanden sind oder geschaffen werden, welche sich einfügen in den Rhythmus unserer Wahrnehmungen, ihn zum Einklang zwingend, entstehen Ströme von Verwandtschaftsgefühl des Ichs mit dem All. Das ist die Empfindung des Schönen.
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Alles ist schön, was die Seele hinreißt in diesen aufgezwungenen Gleichstrom. In allem Schönen ist eine das Bewußtsein in Ekstase verwandelnde Gewalt. Der Grad dieser Hypnotisierbarkeit der Seele durch die streichelnde Hand der Schönheit ist das Maß der künstlerischen Persönlichkeit. Somit richtet sich der Wert einer Persönlichkeit nach dem Maß seines künstlerischen Einschlages.
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Welch' Reichtum an Gold, Silber, Meeresgrün und Alpenseeblau, Purpur und Blütenschmelz allein auf den Flügeln von sechzigtausend Arten Schmetterlingen! Ist nicht die organische Welt ein endloser Traum von schönsten Möglichkeiten?
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In den mikroskopischen Durchschnitten eines armseligen Blattstieles sind tausende von Stickmustern für hunderttausend weibliche Hände.
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Wer gab der Materie diese Sehnsucht, in Harmonie sich zu dehnen, zu kreisen, zu wachsen? Im Kristalle, in der Spirale, in den Verästelungen der Pflanze, in jeder symmetrischen Lagerung sind Bewegungen lebendig, die uns fühlen lassen, daß der Geist der Welt in uns und wir in ihm sind.
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Die Sonne riß das Tier empor zum Menschen. Um sie anzubeten, ward unser Gang aufrecht. Sie nahm dem Tier das Fell und goß ihr rosiges Licht über die leuchtende Blütenhaut eines Kindes. Sie warf einen Abglanz vom Morgenrot über die weiche Haut der Frauen.
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Schönheitswirkungen sind Vergewaltigungen des Schöpferischen an uns. Die Linien reißen uns in ihre Lust, die Töne in den Strom ihrer Inbrunst, die Farben in die Glut ihrer eingeborenen Wonne. Gib ihnen die Seele frei, und sie spielen auf deiner Harfe ihr berauschendes Lied.
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Phantasie haben heißt Schöpferwonnen fühlen, die Welt nachdenken.
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Wer die Welt als ein Produkt einer zufälligen Entwicklung ansieht, für den muß auch die Welt des Schönen nichts sein als eine zufällige Illusion des Menschengeistes. Ich hörte einen sehr klugen Mann der Wissenschaft die Phantasie einen colliquativen (Verleimungs-) Zustand des Gehirns nennen.
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Alle Farben sind im Sonnenstrahl und Millionen zierlichster Formen im Sonnenstäubchen. Der Tautropfen enthält die Schönheit der Welt und in der Schneeflocke sind alle Gesetze der Schönheit enthalten. Um den mikroskopischen Staub unserer Fensterscheibe ranken liebliche Eisblumen empor. Es ist, als seien dem Schönheitsbedürfnis der Natur Goldkörnchen und Diamantensplitterchen, Schmutz oder Staubpartikelchen gleich wert und gleich willkommen, sich darin zu spiegeln oder darum zu flattern.
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Das Schönste am Menschen ist sein Auge. Es empfängt den Quell des Lebens, das Licht, und gibt es wieder zurück als Strahl der Dankbarkeit. Die Sonne schuf das Menschenauge, um sich selbst und ihre Schönheit darin zu bewundern. Das Weltall glüht in unsern Augen und es verglimmt in unseren Tränen.
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Im feinen Uhrwerk, im elektrischen Betriebe, im Gang blitzblanker Schiffsmaschinen, im Eisenwerk – welch' hohe ästhetische Schönheit! Der geistige Zweck mit einfachsten Mitteln, der gerade Weg zum Ziel, die schöne Linie als Symbol der höchsten Idee – das sollten die Künstler von den Ingenieuren lernen. Wir erlebten die Geburt einer neuen Ästhetik aus Technik und Wissenschaft. Den praktischen Bedürfnissen der Technik auf jeder Stufe der Geschichte geht stets ein stiller Engel zu Seite: ein Wächter der Schönheit! Erst Jahrhunderte später spürt man sein Walten.
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Ästhetik ist Vorstufe und Krönung der Religion zugleich. Eine Kunst des Häßlichen wäre eine Religion ohne Gott. Das Schöne ist, wie das Göttliche, unaussprechlich, nur fühlbar. Ein Alphabet der Empfindungen. Ein Tanz der Ideen.
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Im Schönen siegt die Idee über die Materie, im Häßlichen die Materie über die Idee.
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Was ist so häßlich, daß nicht die Schönheit darüber ihre Schleier spönne, die so Wenige sehen können?
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Wenn das Auge die Schönheit eines Menschenleibes mit Strahlenfingern abtastet, fühlt man noch einmal den prüfenden Schöpfergedanken: »Und Gott sah, daß alles gut war«.
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Denkt euch: Gott saß vor der Orgel der Möglichkeiten und improvisierte die Welt. Wir Armen, Menschen, hören immer nur die Vox humana heraus. Ist sie schon schön, wie herrlich muß das Ganze sein!
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