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(1) Die Foderungen und Spuren einer Moral, die mehr wäre als der praktische Teil der Philosophie, werden immer lauter und deutlicher. Sogar von Religion ist schon die Rede. Es ist Zeit, den Schleier der Isis zu zerreißen und das Geheime zu offenbaren. Wer den Anblick der Göttin nicht ertragen kann, fliehe oder verderbe.
(2) Ein Geistlicher ist, wer nur im Unsichtbaren lebt, für wen alles Sichtbare nur die Wahrheit einer Allegorie hat.
(3) Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz.
(4) Die Religion ist die allbelebende Weltseele der Bildung, das vierte unsichtbare Element zur Philosophie, Moral und Poesie, welches gleich dem Feuer, wo es gebunden ist, in der Stille allgegenwärtig wohltut und nur durch Gewalt und Reiz von außen in furchtbare Zerstörung ausbricht.
(5) Der Sinn versteht etwas nur dadurch, daß er es als Keim in sich aufnimmt, es nährt und wachsen läßt bis zur Blüte und Frucht. Also heiligen Samen streuet in den Boden des Geistes, ohne Künstelei und müßige Ausfüllungen.
(6) Das ewige Leben und die unsichtbare Welt ist nur in Gott zu suchen. In ihm leben alle Geister, er ist ein Abyssus von Individualität, das einzige unendlich Volle.
(7) Laßt die Religion frei, und es wird eine neue Menschheit beginnen.
(8) Der Verstand, sagt der Verfasser der Reden »Über die Religion«, weiß nur vom Universum; die Fantasie herrsche, so habt ihr einen Gott. Ganz recht, die Fantasie ist das Organ des Menschen für die Gottheit.
(9) Der wahre Geistliche fühlt immer etwas Höheres als Mitgefühl.
(10) Ideen sind unendliche, selbständige, immer in sich bewegliche, göttliche Gedanken.
(11) Nur durch Religion wird aus Logik Philosophie, nur daher kommt alles, was diese mehr ist als Wissenschaft. Und statt einer ewig vollen unendlichen Poesie werden wir ohne sie nur Romane haben oder die Spielerei, die man jetzt schöne Kunst nennt.
(12) Gibt es eine Aufklärung? So dürfte nur das heißen, wenn man ein Prinzip im Geist des Menschen, wie das Licht in unserm Weltsystem ist, zwar nicht durch Kunst hervorbrächte, aber doch mit Willkür in freie Tätigkeit setzen könnte.
(13) Nur derjenige kann ein Künstler sein, welcher eine eigne Religion, eine originelle Ansicht des Unendlichen hat.
(14) Die Religion ist nicht bloß ein Teil der Bildung, ein Glied der Menschheit, sondern das Zentrum aller übrigen, überall das Erste und Höchste, das schlechthin Ursprüngliche.
(15) Jeder Begriff von Gott ist leeres Geschwätz. Aber die Idee der Gottheit ist die Idee aller Ideen.
(16) Der Geistliche bloß als solcher ist es nur in der unsichtbaren Welt. Wie kann er erscheinen unter den Menschen? Er wird nichts wollen auf der Erde, als das Endliche zum Ewigen bilden, und so muß er, mag auch sein Geschäft Namen haben, wie es will, ein Künstler sein und bleiben.
(17) Wenn die Ideen Götter werden, so wird das Bewußtsein der Harmonie Andacht, Demut und Hoffnung.
(18) Den Geist des sittlichen Menschen muß Religion überall umfließen wie sein Element, und dieses lichte Chaos von göttlichen Gedanken und Gefühlen nennen wir Enthusiasmus.
(19) Genie zu haben ist der natürliche Zustand des Menschen; gesund mußte auch er aus der Hand der Natur kommen, und da Liebe für die Frauen ist, was Genie für den Mann, so müssen wir uns das Goldene Zeitalter als dasjenige denken, wo Liebe und Genie allgemein waren.
(20) Künstler ist ein jeder, dem es Ziel und Mitte des Daseins ist, seinen Sinn zu bilden.
(21) Es ist der Menschheit eigen, daß sie sich über die Menschheit erheben muß.
(22) Was tun die wenigen Mystiker, die es noch gibt? – Sie bilden mehr oder weniger das rohe Chaos der schon vorhandnen Religion. Aber nur einzeln, im kleinen, durch schwache Versuche. Tut es im großen, von allen Seiten, mit der ganzen Masse, und laßt uns alle Religionen aus ihren Gräbern wecken und die unsterblichen neu beleben und bilden durch die Allmacht der Kunst und Wissenschaft.
(23) Tugend ist zur Energie gewordne Vernunft.
(24) Die Symmetrie und Organisation der Geschichte lehrt uns, daß die Menschheit, solange sie war und wurde, wirklich schon ein Individuum, eine Person war und wurde. In dieser großen Person der Menschheit ist Gott Mensch geworden.
(25) Das Leben und die Kraft der Poesie besteht darin, daß sie aus sich herausgeht, ein Stück von der Religion losreißt und dann in sich zurückgeht, indem sie es sich aneignet. Ebenso ist es auch mit der Philosophie.
(26) Witz ist die Erscheinung, der äußre Blitz der Fantasie. Daher seine Göttlichkeit und das Witzähnliche der Mystik.
(27) Platos Philosophie ist eine würdige Vorrede zur künftigen Religion.
(28) Der Mensch ist ein schaffender Rückblick der Natur auf sich selbst.
(29) Frei ist der Mensch, wenn er Gott hervorbringt oder sichtbar macht, und dadurch wird er unsterblich.
(30) Die Religion ist schlechthin unergründlich. Man kann in ihr überall ins Unendliche immer tiefer graben.
(31) Die Religion ist die zentripetale und zentrifugale Kraft im menschlichen Geiste, und was beide verbindet.
(32) Ob denn das Heil der Welt von den Gelehrten zu erwarten sei? Ich weiß es nicht. Aber Zeit ist es, daß alle Künstler zusammentreten als Eidgenossen zu ewigem Bündnis.
(33) Das Moralische einer Schrift liegt nicht im Gegenstande oder im Verhältnis des Redenden zu den Angeredeten, sondern im Geist der Behandlung. Atmet dieser die ganze Fülle der Menschheit, so ist sie moralisch. Ist sie nur das Werk einer abgesonderten Kraft und Kunst, so ist sie es nicht.
(34) Wer Religion hat, wird Poesie reden. Aber um sie zu suchen und zu entdecken, ist Philosophie das Werkzeug.
(35) Wie die Feldherrn der Alten zu den Kriegern vor der Schlacht redeten, so sollte der Moralist zu den Menschen in dem Kampf des Zeitalters reden.
(36) Jeder vollständige Mensch hat einen Genius. Die wahre Tugend ist Genialität.
(37) Das höchste Gut und das allein Nützliche ist die Bildung.
(38) In der Welt der Sprache oder, welches ebensoviel heißt, in der Welt der Kunst und der Bildung erscheint die Religion notwendig als Mythologie oder als Bibel.
(39) Die Pflicht der Kantianer verhält sich zu dem Gebot der Ehre, der Stimme des Berufs und der Gottheit in uns wie die getrocknete Pflanze zur frischen Blume am lebenden Stamme.
(40) Ein bestimmtes Verhältnis zur Gottheit muß dem Mystiker so unerträglich sein wie eine bestimmte Ansicht, ein Begriff derselben.
(41) Nichts ist mehr Bedürfnis der Zeit als ein geistiges Gegengewicht gegen die Revolution und den Despotismus, welchen sie durch die Zusammendrängung des höchsten weltlichen Interesse über die Geister ausübt. Wo sollen wir dieses Gegengewicht suchen und finden? Die Antwort ist nicht schwer; unstreitig in uns, und wer da das Zentrum der Menschheit ergriffen hat, der wird eben da zugleich auch den Mittelpunkt der modernen Bildung und die Harmonie aller bis jetzt abgesonderten und streitenden Wissenschaften und Künste gefunden haben.
(42) Glaubt man den Philosophen, so ist das, was wir Religion nennen, nur eine absichtlich populäre oder aus Instinkt kunstlose Philosophie. Die Dichter scheinen sie eher für eine Abart von Poesie zu halten, die, ihr eignes schönes Spiel verdammend, sich selbst zu ernsthaft und einseitig nimmt. Doch gesteht und erkennet die Philosophie schon, daß sie nur mit Religion anfangen und sich selbst vollenden könne, und die Poesie will nur nach dem Unendlichen streben und verachtet weltliche Nützlichkeit und Kultur, welches die eigentlichen Gegensätze der Religion sind. Der ewige Friede unter den Künstlern ist also nicht mehr fern.
(43) Was die Menschen unter den andern Bildungen der Erde, das sind die Künstler unter den Menschen.
(44) Gott erblicken wir nicht, aber überall erblicken wir Göttliches, zunächst und am eigentlichsten jedoch in der Mitte eines sinnvollen Menschen, in der Tiefe eines lebendigen Menschenwerks. Die Natur, das Universum kannst du unmittelbar fühlen, unmittelbar denken; nicht also die Gottheit. Nur der Mensch unter Menschen kann göttlich dichten und denken und mit Religion leben. Sich selbst kann niemand auch nur seinem Geiste direkter Mittler sein, weil dieser schlechthin Objekt sein muß, dessen Zentrum der Anschauende außer sich setzt. Man wählt und setzt sich den Mittler, aber man kann sich nur den wählen und setzen, der sich schon als solchen gesetzt hat. Ein Mittler ist derjenige, der Göttliches in sich wahrnimmt und sich selbst vernichtend preisgibt, um dieses Göttliche zu verkündigen, mitzuteilen und darzustellen allen Menschen in Sitten und Taten, in Worten und Werken. Erfolgt dieser Trieb nicht, so war das Wahrgenommene nicht göttlich oder nicht eigen. Vermitteln und vermittelt werden ist das ganze höhere Leben des Menschen, und jeder Künstler ist Mittler für alle übrigen.
(45) Ein Künstler ist, wer sein Zentrum in sich selbst hat. Wem es da fehlt, der muß einen bestimmten Führer und Mittler außer sich wählen, natürlich nicht auf immer, sondern nur fürs erste. Denn ohne lebendiges Zentrum kann der Mensch nicht sein, und hat er es noch nicht in sich, so darf er es nur in einem Menschen suchen, und nur ein Mensch und dessen Zentrum kann das seinige reizen und wecken.
(46) Poesie und Philosophie sind, je nachdem man es nimmt, verschiedne Sphären, verschiedne Formen oder auch die Faktoren der Religion. Denn versucht es nur, beide wirklich zu verbinden, und ihr werdet nichts anders erhalten als Religion.
(47) Gott ist jedes schlechthin Ursprüngliche und Höchste, also das Individuum selbst in der höchsten Potenz. Aber sind nicht auch die Natur und die Welt Individuen?
(48) Wo die Philosophie aufhört, muß die Poesie anfangen. Einen gemeinen Standpunkt, eine nur im Gegensatz der Kunst und Bildung natürliche Denkart, ein bloßes Leben soll es gar nicht geben; d. h., es soll kein Reich der Roheit jenseits der Grenzen der Bildung gedacht werden. Jedes denkende Glied der Organisation fühle seine Grenzen nicht ohne seine Einheit in der Beziehung aufs Ganze. Man soll der Philosophie zum Beispiel nicht bloß die Unphilosophie, sondern die Poesie entgegensetzen.
(49) Dem Bunde der Künstler einen bestimmten Zweck geben, das heißt ein dürftiges Institut an die Stelle des ewigen Vereins setzen, das heißt die Gemeinde der Heiligen zum Staat erniedrigen.
(50) Ihr staunt über das Zeitalter, über die gärende Riesenkraft, über die Erschütterungen und wißt nicht, welche neue Geburten ihr erwarten sollt. Versteht euch doch und beantwortet euch die Frage, ob wohl etwas in der Menschheit geschehen könne, was nicht seinen Grund in ihr selbst habe. Muß nicht alle Bewegung aus der Mitte kommen, und wo liegt die Mitte? – Die Antwort ist klar, und also deutet auch die Erscheinungen auf eine große Auferstehung der Religion, eine allgemeine Metamorphose. Die Religion an sich zwar ist ewig, sich selbst gleich und unveränderlich wie die Gottheit, aber eben darum erscheint sie immer neu gestaltet und verwandelt.
(51) Wir wissen nicht, was ein Mensch sei, bis wir aus dem Wesen der Menschheit begreifen, warum es Menschen gibt, die Sinn und Geist haben, andre, denen sie fehlen.
(52) Als Repräsentant der Religion aufzutreten, das ist noch frevelhafter, wie eine Religion stiften zu wollen.
(53) Keine Tätigkeit ist so menschlich wie die bloß ergänzende, verbindende, befördernde.
(54) Der Künstler darf ebensowenig herrschen als dienen wollen. Er kann nur bilden, nichts als bilden, für den Staat also nur das tun, daß er Herrscher und Diener bilde, daß er Politiker und Ökonomen zu Künstlern erhebe.
(55) Zur Vielseitigkeit gehört nicht allein ein weitumfassendes System, sondern auch Sinn für das Chaos außerhalb desselben, wie zur Menschheit der Sinn für ein Jenseits der Menschheit.
(56) Wie die Römer die einzige Nation, die ganz Nation war, so ist unser Zeitalter das erste wahre Zeitalter.
(57) Die Fülle der Bildung wirst du in unsrer höchsten Poesie finden, aber die Tiefe der Menschheit suche du bei dem Philosophen.
(58) Auch die sogenannten Volkslehrer, die der Staat angestellt hat, sollen wieder Priester werden und geistlich gesinnt: aber sie können es nur dadurch, daß sie sich an die höhere Bildung anschließen.
(59) Nichts ist witziger und grotesker als die alte Mythologie und das Christentum; das macht, weil sie so mystisch sind.
(60) Grade die Individualität ist das Ursprüngliche und Ewige im Menschen; an der Personalität ist so viel nicht gelegen. Die Bildung und Entwicklung dieser Individualität als höchsten Beruf zu treiben wäre ein göttlicher Egoismus.
(61) Man redet schon lange von einer Allmacht des Buchstabens, ohne recht zu wissen, was man sagt. Es ist Zeit, daß es Ernst damit werde, daß der Geist erwache und den verlornen Zauberstab wieder ergreife.
(62) Man hat nur soviel Moral, als man Philosophie und Poesie hat.
(63) Die eigentliche Zentralanschauung des Christentums ist die Sünde.
(64) Durch die Künstler wird die Menschheit ein Individuum, indem sie Vorwelt und Nachwelt in der Gegenwart verknüpfen. Sie sind das höhere Seelenorgan, wo die Lebensgeister der ganzen äußern Menschheit zusammentreffen und in welchem die innere zunächst wirkt.
(65) Nur durch die Bildung wird der Mensch, der es ganz ist, überall menschlich und von Menschheit durchdrungen.
(66) Die ursprünglichen Protestanten wollten treuherzig nach der Schrift leben und Ernst machen und alles andre vernichten.
(67) Religion und Moral sind sich symmetrisch entgegengesetzt, wie Poesie und Philosophie.
(68) Euer Leben bildet nur menschlich, so habt ihr genug getan; aber die Höhe der Kunst und die Tiefe der Wissenschaft werdet ihr nie erreichen ohne ein Göttliches.
(69) Ironie ist klares Bewußtsein der ewigen Agilität, des unendlich vollen Chaos.
(70) Musik ist der Moral verwandter, Historie der Religion: denn Rhythmus ist die Idee der Musik, die Historie aber geht aufs Primitive.
(71) Nur diejenige Verworrenheit ist ein Chaos, aus der eine Welt entspringen kann.
(72) Vergeblich sucht ihr in dem, was ihr Ästhetik nennt, die harmonische Fülle der Menschheit, Anfang und Ende der Bildung. Versucht es, die Elemente der Bildung und der Menschheit zu erkennen, und betet sie an, vor allen das Feuer.
(73) Es gibt keinen Dualismus ohne Primat; so ist auch die Moral der Religion nicht gleich, sondern untergeordnet.
(74) Verbindet die Extreme, so habt ihr die wahre Mitte.
(75) Als schönste Blüte der besondern Organisation ist Poesie sehr lokal; die Philosophie verschiedner Planeten mag nicht so sehr verschieden sein.
(76) Moralität ohne Sinn für Paradoxie ist gemein.
(77) Ehre ist die Mystik der Rechtlichkeit.
(78) Alles Denken des religiösen Menschen ist etymologisch, ein Zurückführen aller Begriffe auf die ursprüngliche Anschauung, auf das Eigentümliche.
(79) Es gibt nur einen Sinn, und in dem einen liegen alle; der geistigste ist der ursprüngliche, die andern sind abgeleitet.
(80) Hier sind wir einig, weil wir eines Sinns sind, hier aber nicht, weil es mir oder dir an Sinn fehlt. Wer hat recht, und wie können wir eins werden? Nur durch die Bildung, die jeden besondern Sinn zu dem allgemeinen unendlichen erweitert; und durch den Glauben an diesen Sinn oder an die Religion sind wir es schon jetzt, noch ehe wir es werden.
(81) Jede Beziehung des Menschen aufs Unendliche ist Religion, nämlich des Menschen in der ganzen Fülle seiner Menschheit. Wenn der Mathematiker das unendlich Große berechnet, das ist freilich nicht Religion. Das Unendliche, in jener Fülle gedacht, ist die Gottheit.
(82) Man lebt nur, insofern man nach seinen eignen Ideen lebt. Die Grundsätze sind nur Mittel, der Beruf ist Zweck an sich.
(83) Nur durch die Liebe und durch das Bewußtsein der Liebe wird der Mensch zum Menschen.
(84) Nach der Sittlichkeit zu streben ist wohl der schlechteste Zeitvertreib, die Übungen in der Gottseligkeit ausgenommen. Könnt ihr euch eine Seele, einen Geist angewöhnen? – So ist's mit Religion und auch mit Moral, die nicht ohne Vermittlung auf die Ökonomie und Politik des Lebens einfließen sollen.
(85) Der Kern, das Zentrum der Poesie ist in der Mythologie zu finden und in den Mysterien der Alten. Sättigt das Gefühl des Lebens mit der Idee des Unendlichen, und ihr werdet die Alten verstehen und die Poesie.
(86) Schön ist, was uns an die Natur erinnert und also das Gefühl der unendlichen Lebensfülle anregt. Die Natur ist organisch und die höchste Schönheit daher ewig und immer vegetabilisch, und das gleiche gilt auch von der Moral und der Liebe.
(87) Ein wahrer Mensch ist, wer bis in den Mittelpunkt der Menschheit gekommen ist.
(88) Es gibt eine schöne Offenheit, die sich öffnet wie die Blume, nur um zu duften.
(89) Wie sollte die Moral bloß der Philosophie angehören, da der größte Teil der Poesie sich auf die Lebenskunst bezieht und auf die Kenntnis der Menschen! Ist sie also unabhängig von beiden und für sich bestehend? Oder ist es etwa mit ihr wie mit der Religion, daß sie gar nicht isoliert erscheinen soll?
(90) Du wolltest die Philosophie zerstören und die Poesie, um Raum zu gewinnen für die Religion und Moral, die du verkanntest: aber du hast nichts zerstören können als dich selber.
(91) Alles Leben ist seinem ersten Ursprunge nach nicht natürlich, sondern göttlich und menschlich; denn es muß aus der Liebe entspringen, wie es keinen Verstand geben kann ohne Geist.
(92) Die einzige bedeutende Opposition gegen die überall aufkeimende Religion der Menschen und der Künstler ist von den wenigen eigentlichen Christen zu erwarten, die es noch gibt. Aber auch sie, wenn die Morgensonne wirklich emporsteigt, werden schon niederfallen und anbeten.
(93) Die Polemik kann nur den Verstand schärfen und soll die Unvernunft vertilgen. Sie ist durchaus philosophisch; der religiöse Zorn und Ingrimm über die Beschränkung verliert seine Würde, wenn er als Polemik erscheint, in bestimmter Richtung auf einen einzelnen Gegenstand und Zweck.
(94) Die wenigen Revolutionärs, die es in der Revolution gab, waren Mystiker, wie es nur Franzosen des Zeitalters sein können. Sie konstituierten ihr Wesen und Tun als Religion; aber in der künftigen Historie wird es als die höchste Bestimmung und Würde der Revolution erscheinen, daß sie das heftigste Inzitament der schlummernden Religion war.
(95) Als Bibel wird das neue ewige Evangelium erscheinen, von dem Lessing geweissagt hat: aber nicht als einzelnes Buch im gewöhnlichen Sinne. Selbst was wir Bibel nennen, ist ja ein System von Büchern. Übrigens ist das kein willkürlicher Sprachgebrauch! Oder gibt es ein andres Wort, um die Idee eines unendlichen Buchs von der gemeinen zu unterscheiden, als Bibel, Buch schlechthin, absolutes Buch? Und es ist doch wohl ein ewig wesentlicher und sogar praktischer Unterschied, ob ein Buch bloß Mittel zu einem Zweck oder selbständiges Werk, Individuum, personifizierte Idee ist. Das kann es nicht ohne Göttliches, und darin stimmt der esoterische Begriff selbst mit dem exoterischen überein; auch ist keine Idee isoliert, sondern sie ist, was sie ist, nur unter allen Ideen. Ein Beispiel wird den Sinn erklären. Alle klassischen Gedichte der Alten hängen zusammen, unzertrennlich, bilden ein organisches Ganzes, sind, richtig angesehen, nur ein Gedicht, das einzige, in welchem die Dichtkunst selbst vollkommen erscheint. Auf eine ähnliche Weise sollen in der vollkommnen Literatur alle Bücher nur ein Buch sein, und in einem solchen ewig werdenden Buche wird das Evangelium der Menschheit und der Bildung offenbart werden.
(96) Alle Philosophie ist Idealismus, und es gibt keinen wahren Realismus als den der Poesie. Aber Poesie und Philosophie sind nur Extreme. Sagt man nun, einige sind schlechthin Idealisten, andre entschieden Realisten: so ist das eine sehr wahre Bemerkung. Anders ausgedrückt heißt es, es gibt noch keine durchaus gebildete Menschen, es gibt noch keine Religion.
(97) Günstiges Zeichen, daß ein Physiker sogar – der tiefsinnige Baader – aus der Mitte der Physik sich erhoben hat, die Poesie zu ahnden, die Elemente als organische Individuen zu verehren und auf das Göttliche im Zentrum der Materie zu deuten!
(98) Denke dir ein Endliches ins Unendliche gebildet, so denkst du einen Menschen.
(99) Willst du ins Innere der Physik dringen, so laß dich einweihen in die Mysterien der Poesie.
(100) Wir werden den Menschen kennen, wenn wir das Zentrum der Erde kennen.
(101) Wo Politik ist oder Ökonomie, da ist keine Moral.
(102) Der erste unter uns, der die intellektuelle Anschauung der Moral gehabt und das Urbild vollendeter Menschheit in den Gestalten der Kunst und des Altertums erkannte und gottbegeistert verkündigte, war der heilige Winckelmann.
(103) Wer die Natur nicht durch die Liebe kennenlernt, der wird sie nie kennenlernen.
(104) Die ursprüngliche Liebe erscheint nie rein, sondern in mannigfachen Hüllen und Gestalten, als Zutrauen, als Demut, als Andacht, als Heiterkeit, als Treue und als Scham, als Dankbarkeit, am meisten aber als Sehnsucht und als stille Wehmut.
(105) Fichte also soll die Religion angegriffen haben? – Wenn das Interesse am Übersinnlichen das Wesen der Religion ist, so ist seine ganze Lehre Religion in Form der Philosophie.
(106) Nicht in die politische Welt verschleudere du Glauben und Liebe, aber in der göttlichen Welt der Wissenschaft und der Kunst opfre dein Innerstes in den heiligen Feuerstrom ewiger Bildung.
(107) In ungestörter Harmonie dichtet Hülsens Muse schöne erhabene Gedanken der Bildung, der Menschheit und der Liebe. Es ist Moral im hohen Sinne, aber Moral, von Religion durchdrungen, im Übergange aus dem künstlichen Wechsel des Syllogismus in den freien Strom des Epos.
(108) Was sich tun läßt, solange Philosophie und Poesie getrennt sind, ist getan und vollendet. Also ist die Zeit nun da, beide zu vereinigen.
(109) Fantasie und Witz sind dir eins und alles! – deute den lieblichen Schein und mache Ernst aus dem Spiel, so wirst du das Zentrum fassen und die verehrte Kunst in höherm Lichte wiederfinden.
(110) Der Unterschied der Religion und Moral liegt ganz einfach in der alten Einteilung aller Dinge in göttliche und menschliche, wenn man sie nur recht versteht.
(111) Dein Ziel ist die Kunst und die Wissenschaft, dein Leben Liebe und Bildung. Du bist, ohne es zu wissen, auf dem Wege zur Religion. Erkenne es, und du bist sicher, das Ziel zu erreichen.
(112) In und aus unserm Zeitalter läßt sich nichts Größeres zum Ruhme des Christentums sagen, als daß der Verfasser der Reden »Über die Religion« ein Christ sei.
(113) Der Künstler, der nicht sein ganzes Selbst preisgibt, ist ein unnützer Knecht.
(114) Kein Künstler soll allein und einzig Künstler der Künstler, Zentral-Künstler, Direktor aller übrigen sein, sondern alle sollen es gleich sehr sein, jeder aus seinem Standpunkt. Keiner soll bloß Repräsentant seiner Gattung sein, sondern er soll sich und seine Gattung auf das Ganze beziehen, dieses dadurch bestimmen und also beherrschen. Wie die Senatoren der Römer sind die wahren Künstler ein Volk von Königen.
(115) Willst du ins Große wirken, so entzünde und bilde die Jünglinge und die Frauen. Hier ist noch am ersten frische Kraft und Gesundheit zu finden, und auf diesem Wege wurden die wichtigsten Reformationen vollbracht.
(116) Wie beim Manne der äußre Adel zum Genie, so verhält sich die Schönheit der Frauen zur Liebesfähigkeit, zum Gemüt.
(117) Die Philosophie ist eine Ellipse. Das eine Zentrum, dem wir jetzt näher sind, ist das Selbstgesetz der Vernunft. Das andre ist die Idee des Universums, und in diesem berührt sich die Philosophie mit der Religion.
(118) Die Blinden, die von Atheismus reden! Gibt es denn schon einen Theisten? Ist schon irgendein Menschengeist der Idee der Gottheit Meister!
(119) Heil den wahren Philologen! Sie wirken Göttliches, denn sie verbreiten Kunstsinn über das ganze Gebiet der Gelehrsamkeit. Kein Gelehrter sollte bloß Handwerker sein.
(120) Der Geist unsrer alten Helden deutscher Kunst und Wissenschaft muß der unsrige bleiben, solange wir Deutsche bleiben. Der deutsche Künstler hat keinen Charakter oder den eines Albrecht Dürer, Kepler, Hans Sachs, eines Luther und Jakob Böhme. Rechtlich, treuherzig, gründlich, genau und tiefsinnig ist dieser Charakter, dabei unschuldig und etwas ungeschickt. Nur bei den Deutschen ist es eine Nationaleigenheit, die Kunst und die Wissenschaft bloß um der Kunst und der Wissenschaft willen göttlich zu verehren.
(121) Vernehmt mich nur jetzt und merket, warum ihr euch nicht verstehen könnt untereinander, so habe ich meinen Zweck erreicht. Ist der Sinn für Harmonie geweckt, dann ist es Zeit, das eine, was ewig wiedergesagt werden muß, harmonischer zu sagen.
(122) Wo die Künstler eine Familie bilden, da sind Urversammlungen der Menschheit.
(123) Die falsche Universalität ist die, welche alle einzelne Bildungsarten abschleift und auf dem mittlem Durchschnitt beruht. Durch eine wahre Universalität würde im Gegenteil die Kunst zum Beispiel noch künstlicher werden, als sie es vereinzelt sein kann, die Poesie poetischer, die Kritik kritischer, die Historie historischer und so überhaupt. Diese Universalität kann entstehn, wenn der einfache Strahl der Religion und Moral ein Chaos des kombinatorischen Witzes berührt und befruchtet. Da blüht von selbst die höchste Poesie und Philosophie.
(124) Warum äußert sich das Höchste jetzt so oft als falsche Tendenz? – Weil niemand sich selbst verstehen kann, der seine Genossen nicht versteht. Ihr müßt also erst glauben, daß ihr nicht allein seid, ihr müßt überall unendlich viel ahnden und nicht müde werden, den Sinn zu bilden, bis ihr zuletzt das Ursprüngliche und Wesentliche gefunden habt. Dann wird euch der Genius der Zeit erscheinen und wird euch leise andeuten, was schicklich sei und was nicht.
(125) Wer ein Höchstes tief in sich ahndet und nicht weiß, wie er sich's deuten soll, der lese die Reden »Über die Religion«, und was er fühlte, wird ihm klar werden bis zum Wort und zur Rede.
(126) Nur um eine liebende Frau her kann sich eine Familie bilden.
(127) Die Poesie der Dichter bedürfen die Frauen weniger, weil ihr eigenstes Wesen Poesie ist.
(128) Mysterien sind weiblich; sie verhüllen sich gern, aber sie wollen doch gesehen und erraten sein.
(129) In der Religion ist immer Morgen und Licht der Morgenröte.
(130) Nur wer einig ist mit der Welt, kann einig sein mit sich selbst.
(131) Der geheime Sinn des Opfers ist die Vernichtung des Endlichen, weil es endlich ist. Um zu zeigen, daß es nur darum geschieht, muß das Edelste und Schönste gewählt werden, vor allen der Mensch, die Blüte der Erde. Menschenopfer sind die natürlichsten Opfer. Aber der Mensch ist mehr als die Blüte der Erde; er ist vernünftig, und die Vernunft ist frei und selbst nichts anders als ein ewiges Selbstbestimmen ins Unendliche. Also kann der Mensch nur sich selbst opfern, und so tut er auch in dem allgegenwärtigen Heiligtum, von dem der Pöbel nichts sieht. Alle Künstler sind Decier, und ein Künstler werden heißt nichts anders, als sich den unterirdischen Gottheiten weihen. In der Begeisterung des Vernichtens offenbart sich zuerst der Sinn göttlicher Schöpfung. Nur in der Mitte des Todes entzündet sich der Blitz des ewigen Lebens.
(132) Trennt die Religion ganz von der Moral, so habt ihr die eigentliche Energie des Bösen im Menschen, das furchtbare, grausame, wütende und unmenschliche Prinzip, was ursprünglich in seinem Geiste liegt. Hier straft sich die Trennung des Unteilbaren am schrecklichsten.
(133) Zunächst rede ich nur mit denen, die schon nach dem Orient sehen.
(134) Du vermutest Höheres auch in mir und fragst, warum ich eben an der Grenze schweige? – Es geschieht, weil es noch so früh am Tage ist.
(135) Nicht Hermann und Wodan sind die Nationalgötter der Deutschen, sondern die Kunst und die Wissenschaft. Gedenke noch einmal an Kepler, Dürer, Luther, Böhme und dann an Lessing, Winckelmann, Goethe, Fichte. Nicht auf die Sitten allein ist die Tugend anwendbar; sie gilt auch für Kunst und Wissenschaft, die ihre Rechte und Pflichten haben. Und dieser Geist, diese Kraft der Tugend unterscheidet eben den Deutschen in der Behandlung der Kunst und der Wissenschaft.
(136) Worauf bin ich stolz und darf ich stolz sein als Künstler? – Auf den Entschluß, der mich auf ewig von allem Gemeinen absonderte und isolierte; auf das Werk, was alle Absicht göttlich überschreitet und dessen Absicht keiner zu Ende lernen wird; auf die Fähigkeit, das Vollendete, was mir entgegen ist, anzubeten; auf das Bewußtsein, daß ich die Genossen in ihrer eigensten Wirksamkeit zu beleben vermag, daß alles, was sie bilden, Gewinn ist für mich.
(137) Die Andacht der Philosophen ist Theorie, reine Anschauung des Göttlichen, besonnen, ruhig und heiter in stiller Einsamkeit. Spinoza ist das Ideal dafür. Der religiöse Zustand des Poeten ist leidenschaftlicher und mitteilender. Das Ursprüngliche ist Enthusiasmus, am Ende bleibt Mythologie. Was in der Mitte liegt, hat den Charakter des Lebens bis zur Geschlechtsverschiedenheit. Mysterien sind, wie schon gesagt, weiblich; Orgien wollen in fröhlicher Ausgelassenheit der männlichen Kraft alles um sich her überwinden oder befruchten.
(138) Eben weil das Christentum eine Religion des Todes ist, ließe es sich mit dem äußersten Realismus behandeln und könnte seine Orgien haben so gut wie die alte Religion der Natur und des Lebens.
(139) Es gibt keine Selbstkenntnis als die historische. Niemand weiß, was er ist, wer nicht weiß, was seine Genossen sind, vor allen der höchste Genosse des Bundes, der Meister der Meister, der Genius des Zeitalters.
(140) Eine der wichtigsten Angelegenheiten des Bundes ist, alle Ungehörigen, die sich unter die Genossen eingeschlichen haben, wieder zu entfernen. Die Stümperei soll nichts mehr gelten.
(141) O wie armselig sind eure – ich meine die besten unter euch –, eure Begriffe vom Genie. Wo ihr Genie findet, finde ich nicht selten die Fülle der falschen Tendenzen, das Zentrum der Stümperei. Etwas Talent und ziemlich viel Windbeutelei, das preisen alle und rühmen sich gar wohl zu wissen, das Genie sei inkorrekt, müsse so sein. So ist also auch diese Idee verlorengegangen? – Ist nicht der sinnige Mensch am geschicktesten, Geisterwort zu vernehmen? Nur der Geistliche hat einen Geist, einen Genius, und jeder Genius ist universell. Wer nur Repräsentant ist, hat nur Talent.
(142) Wie die Kaufleute im Mittelalter, so sollten die Künstler jetzt zusammentreten zu einer Hanse, um sich einigermaßen gegenseitig zu schützen.
(143) Es gibt keine große Welt als die Welt der Künstler. Sie leben hohes Leben. Der gute Ton steht noch zu erwarten. Er würde da sein, wo jeder sich frei und fröhlich äußerte und den Wert der andern ganz fühlte und begriffe.
(144) Ursprünglichen Sinn fordert ihr vom Denker einmal für allemal, und ein gewisses Maß von Begeisterung verstattet ihr sogar dem Dichter. Aber wißt ihr auch, was das heiße? Ihr habt, ohne es gewahr zu werden, heiligen Boden betreten; ihr seid unser.
(145) Alle Menschen sind etwas lächerlich und grotesk, bloß weil sie Menschen sind; und die Künstler sind wohl auch in dieser Rücksicht doppelte Menschen. So ist es, so war es, und so wird es sein.
(146) Selbst in den äußerlichen Gebräuchen sollte sich die Lebensart der Künstler von der Lebensart der übrigen Menschen durchaus unterscheiden. Sie sind Brahminen, eine höhere Kaste, aber nicht durch Geburt, sondern durch freie Selbsteinweihung geadelt.
(147) Was der freie Mensch schlechthin konstituiert, worauf der nicht freie Mensch alles bezieht, das ist seine Religion. Es ist ein tiefer Sinn in dem Ausdruck, dies oder jenes ist sein Gott oder Abgott, und in andern ähnlichen.
(148) Wer entsiegelt das Zauberbuch der Kunst und befreit den verschloßnen heiligen Geist? – Nur der verwandte Geist.
(149) Ohne Poesie wird die Religion dunkel, falsch und bösartig, ohne Philosophie ausschweifend in aller Unzucht und wollüstig bis zur Selbstentmannung.'
(150) Das Universum kann man weder erklären noch begreifen, nur anschauen und offenbaren. Höret nur auf, das System der Empirie Universum zu nennen, und lernt die wahre religiöse Idee desselben, wenn ihr den Spinoza nicht schon verstanden habt, vorderhand in den Reden »Über die Religion« lesen.
(151) In alle Gestalten von Gefühl kann die Religion ausbrechen. Der wilde Zorn und der süßeste Schmerz grenzen hier unmittelbar aneinander, der fressende Haß und das kindliche Lächeln froher Demut.
(152) Willst du die Menschheit vollständig erblicken, so suche eine Familie. In der Familie werden die Gemüter organisch eins, und eben darum ist sie ganz Poesie.
(153) Alle Selbständigkeit ist ursprünglich, ist Originalität, und alle Originalität ist moralisch, ist Originalität des ganzen Menschen. Ohne sie keine Energie der Vernunft und keine Schönheit des Gemüts.
(154) Zuerst vom Höchsten redet man durchaus freimütig, völlig sorglos, aber gerade zum Ziel.
(155) Ich habe einige Ideen ausgesprochen, die aufs Zentrum deuten, ich habe die Morgenröte begrüßt nach meiner Ansicht, aus meinem Standpunkt. Wer den Weg kennt, tue desgleichen nach seiner Ansicht, aus seinem Standpunkt.
An Novalis
Nicht auf der Grenze schwebst du, sondern in deinem Geiste haben sich Poesie und Philosophie innig durchdrungen. Dein Geist stand mir am nächsten bei diesen Bildern der unbegriffenen Wahrheit. Was du gedacht hast, denke ich, was ich gedacht, wirst du denken oder hast es schon gedacht. Es gibt Mißverständnisse, die das höchste Einverständnis nur bestätigen. Allen Künstlern gehört jede Lehre vom ewigen Orient. Dich nenne ich statt aller andern.