Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Renate hoffte vergeblich, Gedon würde sich beim Schlafengehen über die Reise nach Norden äußern und entscheiden. Seit er den Brief Ortners gelesen, hatte er ihn nicht wieder erwähnt. Sie wagte nicht zu fragen, aus Furcht, durch ein Vibrieren ihrer Stimme ihr wehes Geheimnis zu verraten. Auch am nächsten Morgen sprach er nicht. Sie schlich abseits vom Hofe in den Urwald und probte, ob sie ihn fragen könne, ohne Verdacht zu erregen. Immer wieder sprach sie halblaut vor sich hin: »Wollen wir Ortners Einladung folgen?« Doch ihre Stimme schien ihr fremd, verschleiert, rauh, ganz unmöglich.
Fiebernd vor Ungeduld ging sie im Hause umher. Da hörte sie, wie draußen auf dem Platze Gedon mit dem Kaufherrn verhandelte. Ob er sie bis zum nächsten Rancho mitnehmen wolle. Ihr eigenes Boot würden sie zur Rückreise ins Schlepptau nehmen.
Senhor Luiz Barboso rechnete es sich zur Ehre an. Ausgeschlossen, von Bezahlung könne keine Rede sein.
Da mußte Renate sich niedersetzen. Die Beine trugen sie plötzlich nicht mehr. So matt wurde sie in den Kniegelenken.
Am Nachmittag noch stieß der Catelao vom Ufer. Gedon war der letzte Siedler am Castanho in der letzten Einsamkeit. Hinter ihm stromauf lag die unbekannte Weite.
Renate stand allein am Bug des Schiffes, das rasch in der Strömung, von langen Stangen im untiefen Wasser der Ufernähe wie eine Spreezille getrieben, dahinglitt. In ihr rangen Glück, Freude. Erwartung und Angst. Sie hatte sich bis zur Erschöpfung nach dem Wiedersehen gesehnt. Jetzt, da es Wirklichkeit werden sollte, schüttelte sie die Furcht, sie habe ihre Sehnsucht einem Phantom, einem Traume, einem Irrtum dargebracht.
Vor ihr dehnte sich der Fluß, eine breite Heerstraße von geschmolzenem Golde, die weit, weit dort hinten hineinstieß in den flammenden Horizont. Das flüssige Gold war eingefaßt von dem ragenden, dunklen Grün des Urwaldes zu beiden Seiten. Dicht an das Wasser drängte sich der Tropenwald wie eine dicke gleichförmige Mauer. Dann und wann aber sah Renate Einzelheiten: hohe Wawarapalmen, riesige Apfelsinenbäume, unbekannte, seltsame, gelbstämmige Waldriesen, alles verkettet, verwebt, verbrückt durch ein Gewirr von wuchernden Schlingpflanzen. Die Zweige hingen oft so dicht zum Flusse nieder, daß die Uferlinie hinter dem grünen Vorhang verschwand.
Die ungeheure Einsamkeit, die wilde Majestät der Natur griff Renate ins Herz und mehrte ihre angstvolle Beklommenheit.
Dann wurde die Landschaft belebter und bunter. In das gleichmäßige, lastende, dunkle Grün des Ufersaumes mischten sich Farbenflecke: Bäume mit märchenhaft großen, roten und gelben Blüten, deren Namen sie nicht kannte. Oft brannten in der blendenden Sonne die lila Blumen der Begonie.
Auf den Sandbänken inmitten des Stromes watschelten Kormorane, rote Flamingos, dunkelgesprenkelte Ibisse und weiße Störche mit schwarzen Flügeln stelzten umher, gravitätisch wie alte Lebemänner. Caymans lagen faul und häßlich im seichten Uferwasser.
Stunde um Stunde stand sie dort, umraunt von der Einsamkeit und ihrer stillen Liebe. Wie aus unwirklicher Ferne hörte sie hinter sich das Gespräch der Männer, das Rufen der Schiffer, das Eintauchen und Ziehen der schweren Stangen durch das Wasser. Man lud sie zu einem Imbiß. Sie schüttelte den Kopf. Gedon ließ sie gewähren. Er wußte, daß sie fremd und träumerisch war. Und liebte sie, wie sie war.
Ohne Übergang kam die Tropennacht. Der Mond stand plötzlich inmitten der jähen Dunkelheit voll und hoch am Himmel. Das Wasser wurde zu Glas. Die Palmen am Ufer spiegelten sich weiß in dem Strome. Geisterhaft stand der Wald. Mit einer leichten Brise erwachten die Nachtgeräusche der Wildnis: der Schrei des jagenden Jaguars, das Kreischen der Affen, kleine, scharfe Rufe, ein süßes Flöten und Klagen und das Rauschen des Windes in den Kronen der Bäume. Der Duft der Tropen segelte auf der schweren Märzluft.
Über der einsamen Frau stand im Zenith der Orion, hinter ihr das Kreuz des Südens und Myriaden unbekannter Lichter tropften aus dem samtdunklen Blau des Firmaments.
Unbeweglich, eine weiße Statue, stand Renate am Bug des Schiffes, fühlte das Glück ihrer Liebe überwältigend, herzzerspringend wie nie zuvor und ihre Wangen herab sickerten Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung über ihr Geschick, das ihr die Liebe erst beschieden hatte, als sie Frevel und Unrecht geworden war.
Hastig trocknete sie das Gesicht, als Gedon sie zum Nachtmahle rief. Die klugen, etwas vorgewölbten, prüfenden Augen Senhor Luiz Barbosos bedrängten sie. Es war ihr, als durchschaue er sie. Sie empfand einen Stich in der Brust, als sie den spöttischen Blick voller Schadenfreude bemerkte, mit dem er ihren Mann während der Mahlzeit streifte.
Die vierte Nacht der Stromfahrt schloß Renate kein Auge. Leise schlich sie von Gedons Seite – man schlief auf Deck – und lugte aus durch die langen Stunden. Doch erst am Morgen, als das Hausboot eine Biegung des Flusses überwunden hatte, glänzte in dem Grün des Ufers ein heller Fleck auf, noch weit und fern. Da klammerte sie sich an die Reeling und grub die Nägel tief hinein in das Holz. Denn neben ihr stand Gedon und hielt Ausschau. Wortlos hob er deutend den Arm. Sie nickte und wandte den Kopf ab. Denn sie fühlte kalt die verräterische Leichenblässe ihres Gesichtes.
Als sie näher kamen, sahen sie in dem Weiß einen kleinen schwarzen Punkt. Sie wußte: das war Walter Ortner. Dort also hatte er gestanden durch die langen Monate, und sich verzweifelnd gesehnt den Strom hinauf ...
Aber als sie ihn am Ufer stehen sah, im ersten Lichte des Tages, hochgewachsen, das blonde Haar in der Morgenluft leise wehend, mit freudeverklärten Augen, ward alles in ihr still. Der Aufruhr schwieg plötzlich. Es war wie eine Flaute, die jählings einfällt. Sie hatte sich ausgegeben in der Erwartung, der Vorfreude, im tausendfachen Durchleben dieses Augenblickes des Wiedersehens, Die Wirklichkeit fand sie ohne die Kraft zum Erleben.
Sie lächelte fast konventionell, als sie ihm die Hand bot. Da brach aus seinen blauen Augen ein so ungezügelter Schmerz, ein so fassungsloses Unbegreifen, daß die Stille der Erschöpfung in ihr zum Sturme ausbarst. Sie war die erste, die vom Boote über die Laufplanke an Land gelaufen war. Ihr Mann war hinter ihr. Sprechen durfte sie nicht. Doch ihre grauen hellen Augen wurden zu Fenstern ihres Empfindens. Sie fühlte es. Sie fühlte, wie alle Seligkeit, die plötzlich orgiastisch in ihr aufwallte, in ihren Blicken lebte. Jubel und Taumel der Erlösung brauste in ihr. Er liebte sie, ihre Sehnsucht war kein Traum, keine Phantasie! Er hatte ihre Hand schon freigegeben. Sie berührten sich nicht mehr. Aber ihre Blicke hatten sich in dieser kleinen Sekunde alles gebeichtet, alles Glück, alles Leid, alle Martern des Entbehrens.
Herzlich begrüßte Gedon den alten Kameraden. Bedrückt und belastet sah Ortner zu Boden.
Nach einem kurzen Frühstück blieben die Gäste sich überlassen. Es gab Arbeit auf der Estanzia. Denn Senhor Luiz Barboso brachte nicht nur Waren, er war auch ein guter Käufer. Er nahm den Siedlern zu ehrlichen Preisen ihre Produkte ab. Auch Gedon hatte auf den Catelao verladen, was er an Orangen, Kaffee, Bananen und Reis verkaufen wollte.
Jetzt brachte Ortner mit seinen Leuten die erste Ernte an Bord. Ihre Größe bewies seinen rastlosen Fleiß. Während Gedon mit zufriedenem Kennerblicke den Ertrag abschätzte, wanderte Renate über den Rancho mit einem seltsamen Zugehörigkeitsgefühl, einer wohligen Zärtlichkeit für jede gerodete Lichtung, jede Pflanzung, jeden blühenden Baum.
Viel war hier in den zehn Monaten geschaffen. Das kleine Haus aus Palmenstämmen mit dem spitzen Dach aus Palmenblättern war sauber und blank. Es verriet, daß sein Erbauer Fachmann war. Dicht dabei war ein Feld mit Korn und Mandioc, mit Zuckerrohr und Bananen.
Als Ortner einmal an ihr vorübereilte, rief sie mit einem warmen Lächeln: »Sie haben hier tüchtig gearbeitet!« Er erwiderte und aus seinen Augen brach seine unterdrückte Liebe: »Was kann ein einsamer Mann anderes tun?!«
Dann war die Ernte verstaut und Senhor Luiz lichtete seinen Anker. Als er vor den drei Menschen stand, war in seinen listigen Augen wieder jener allzuwissende Schimmer. Es war, als habe er jetzt des Rätsels Lösung gefunden.
»Das nächste Mal, Senhora, bringe ich die feinsten Sachen von Monaos. Sie sollen mit mir zufrieden sein. Diesmal wußte ich ja nicht, welche Schönheit dort oben in der Einöde blüht. Also – auf gutes Wiedersehen, nächstes Jahr.«
Man schüttelte sich die Hände. Renate blickte dabei geistesabwesend ins Leere. »Nächstes Jahr?« dachte sie, wie eine Ahnung war es, »wer weiß, was dann sein wird, wer weiß?!«
Jetzt wurde das Zuckerrohrfeld mit seiner neuen Bebauungsart besichtigt. Ortner gab bescheiden und sachlich seine Erläuterung. Gedon hörte aufmerksam zu und nickte dann und wann begreifend mit dem kurzgeschorenen Schädel.
Neben den beiden Männern stand Renate unter dem dunstig heißen Himmel. Ihr Blick wanderte vergleichend zwischen ihnen. Sie sah, daß Ortner körperlich ihrem Mann überlegen war, wie er ihn an Größe überragte. Gedon war kaum mittelgroß, gedrungen, breitgebaut, seine Züge von dem wuchernden schwarzen Bart verwischt und beschattet. Aber sie kannte seinen Mut, seine Ehrlichkeit, seine Gradheit, seine schlichte Klugheit. Und sie wußte, wie scheu und zärtlich er sie liebte. Und da kam ihr der Gedanke, daß er zum Freunde geboren war, zum zuverlässigsten ehrlichsten Freunde.
Sie erschrak vor dieser Erkenntnis, die zum ersten Male ihren Mangel an Liebe grell und hemmungslos beleuchtete.
Als Ortner seinen Bericht beendet hatte, lobte Gedon das neue, geniale Verfahren in seiner prunklosen, wirkenden Art. Es tat Renate wohl, dieses Lob. Sie war stolz auf die Anerkennung ihres ernsten, wägenden Mannes. Stolz für Ortner. Sie empfand eine mütterliche Liebe zu diesem großen, heftigen Jungen, der um zehn Jahre jünger war als ihr Mann. Ihr war, als habe sie Anteil an seiner hoffnungsfrohen Pioniertat.
Ortner stand dabei mit freudlosen Augen. Seine Arme hingen schmerzlich hilflos am Körper herab. Auf seinen Lippen sah sie den Ausdruck: »Nun ja – wozu das alles? Es hat ja doch keinen Zweck.«
Da hatte sie das Verlangen, den Kopf dieses Mannes in ihren Schoß zu betten und ihn zu streicheln, ihm Worte des Trostes und der Zuversicht zuzuflüstern. Zugleich aber dachte ihr flughaft arbeitendes Hirn: Würde mir je bei meinem Manne dieser Wunsch aufsteigen? Seinen Kopf in meinen Schoß legen? Es schien ihr grotesk. Er war fest in sich verankert, geschlossen, ohne jede Schwäche, hatte nichts Kindliches. Nichts. Ihm gegenüber konnte keine Frau Mutter sein.
Wirklich geliebt aber werden immer nur Männer, denen Frauen auch Mütter sein dürfen. –
Es war im letzten Lichte des Tages. Sie saßen auf der hübschen Veranda, die das Haus umzog. Sie saßen stumm und blickten auf die Ruhe des Flusses. Aus dem Walde kam ein Volk Reiher. Mit starken, graziösen Flügelschlägen segelten sie in der schimmernden Helle, das lichte Gefieder glänzte schneeig in der Abendsonne. Dann kreuzten sie über den Fluß und wurden von dem grauen Dämmer des Abends aufgesogen.
Da sagte Ortner, aus fern wandernden Gedanken, mit einer Stimme, die voll weicher melodischer Verführung war: »Jetzt wird es Frühling in der Heimat. Jetzt atmen die Armen auf, daß das Schlimmste vorüber ist: die kalte, trostlose Stube. Jetzt wird der Himmel dort wieder zartblau mit weißen, scheuen Wölkchen. An den Zweigen zeigen sich grüne Punkte. Und die Primeln blühen.«
Sie fiel ein: »Und Rotkehlchen und Lerche singen am Morgen. Ein Dunst liegt über den Bäumen. Schüchtern öffnen sich die Fenster. Und man hört wieder das Leben der andern: ein Klavier – ein Lied.«
»Werdet nicht sentimental,« schalt Gedon gutmütig. »Heimweh ist ein schlechter Gefährte für uns hier draußen.«
Sie schwiegen verschüchtert. Dann fragte Renate: »Was hat Sie hergeführt, Herr Ortner?«
Nach einer kleinen Pause des Sammelns erzählte er mit seiner verhaltenen Stimme: »Sie wissen, gnädige Frau, daß ich vier Jahre an der Front war.«
Er blickte auf Gedon, von dem sie es wohl wußte. Sie nickte.
»Als ich Ende 1918 zurückkehrte, fand ich meine Stelle besetzt. Ich war Architekt bei einer großen Baufirma gewesen. Man zuckte die Achseln. Die Stelle war eben besetzt und der Bedarf gering. Ich fand keine Arbeit. Wer baute damals?! Meine Wohnung hatte ich verloren. Am zweiten Mobilmachungstage mußte ich fort. Meine Wirtschafterin vermietete sie möbliert, auf mein Geheiß. An einen Hauptmann vom Generalstab. Er hat Berlin während des Krieges nicht verlassen. Als ich nach der Heimkehr wieder in meine Wohnung wollte, lachte er mich aus. Auch auf dem Wohnungsamt zuckten sie die Achseln. Ich hatte meine Wohnung ja vermietet, hatte also keinen Anspruch mehr auf ein eigenes Dach. Meine Möbel dürfte ich nehmen. Was ich damit sollte, fragte ich. Das sei meine Sache. Ich könne sie ja auf einem Speicher unterstellen. Mich packte der Ekel. Ich ging davon. Erst versuchte ich es in Argentinien. Hatte Pech. Dann hierher. Ins Unbekannte.«
Renate hielt an sich, nicht zu sagen: »Damit wir uns hier fänden.« Sie fragte statt dessen: »Haben Sie es je bereut?«
Ortner schüttelte heftig den Kopf. »Hier höre und sehe ich nichts mehr von der Welt. Und das ist gut. Keine Zeitung, kein täglich erneutes Wissen davon, daß die Menschen sich gegenseitig nichts tun als Leid. Nationen, Völker, Einzelne. Im Grunde war es in Europa doch nichts als Vernichtungskampf aller gegen alle. Politisch, wirtschaftlich, privat. Keiner gönnt dem andern das bißchen Freude und Leben. Und wenn man bedenkt, wie hilflos wir Menschen auf diesem Sandkorn Erde im All sausen, daß wir doch eigentlich einander mit allen Kräften helfen müßten, dieses Leben zu ertragen, zu verschönern, uns gegenseitig zu erleichtern, scheint einem die Welt ein Tollhaus voll Wahnsinniger. Man begreift diesen Haß aller gegen alle nicht. Warum halten wir nicht wie die Kletten zusammen, wir, diese kleine armselige Notgemeinschaft Mensch, die auf einem einsamen Planeten dahinbraust im unermeßlichen Räume? Warum? Warum machen wir uns diese wenigen Jahre, die wir zu leben haben, gegenseitig nicht festlich und herrlich? Wir, die wir doch alle unter dem selben ehernen Gesetze des Kampfes mit der Natur leben. Warum sind wir nicht alle Brüder, wir, die wir durch ein großes, unentrinnbares, schweres Los zusammengeschmiedet sind als vergängliche, schwache Menschen mit engbegrenzter Lebensdauer? Warum?«
Er schwieg.
Renate wußte keine Erwiderung.
Gedon aber sagte: »Früher habe ich versucht, solche Fragen zu beantworten. Ich habe es aufgegeben. Ich philosophiere jetzt mit der Tat. Ich habe die Tür zur Welt zugeschlagen.«
Ortner seufzte leise: »Ich glaubte es auch. Die erste Zeit war es eine Befreiung. Keine Menschen sehen, keine Großstädte, von Politik nichts hören, von Parteizwist – alles hinter sich gelassen haben, diesen elenden Kleinkram der sogenannten Kultur.«
»Und jetzt?« fragte Gedon verwundert.
Renate wußte, daß Ortner hierauf nicht antworten könne.
Da er schwieg, sagte Gedon vertraulich: »Es ist die Einsamkeit, Ortner, die Sie peinigt. Sie sollten, wie ich, nach Deutschland fahren und sich ein Weib holen.« Dabei legte er einen Arm um Renates Schulter. Sie beugte den Körper wie unter einer untragbaren Last. Ortner stand auf und verließ wortlos die Veranda.
»Was hat er?« fragte Gedon erstaunt.
»Ich weiß es nicht,« log Renate.
»Er grübelt zu viel,« bedachte Gedon. »Es ist nicht gut, daß der Mensch hier in der Wildnis allein ist.«
Nach einer Weile, – es war inzwischen tiefe Tropennacht geworden – kehrte Ortner zurück. Er entschuldigte seinen jähen Aufbruch mit der allabendlichen Inspektionsrunde. Bald darauf ging man zur Ruhe.
Das Haus hatte drei Stuben, ein Wohn- und zwei Schlafzimmer. Das eine war für die Gäste bestimmt.
Lange vermochte Renate nicht einzuschlafen. Ihre Gedanken scheuchten den Schlummer. Es war unerträglich schwül unter dem sonnengeheizten Dache. Ruhelos warf sie sich auf dem Lager umher. Dann war sie wohl doch ermattet eingedämmert. Denn sie fuhr auf, emporgerissen von einem Schmerz im Knie. Sie lag, nur mit einem dünnen Hemde bekleidet. Das nackte Knie hatte sie im Schlafe gegen das Mosquitonetz gepreßt. Sofort hatten die Insekten sich gierig darauf gestürzt. Es brannte wie eine Schrotschußwunde. Sie richtete sich auf. Neben ihr schlief ruhig und unerschütterlich ihr Mann. Sie hielt es in dem stickigen Zimmer nicht aus. Leise stand sie auf, warf das Kleid über und ging ins Freie. Sie wußte: Ortner war draußen und harrte ihrer. Wußte es hellseherisch. Mit schlafwandlerischer Gewißheit ging sie zum Flusse, setzte sich auf den Stumpf einer der gefällten Palmen und sah hinaus auf das Wasser, dessen Strömen sie aus der flüsternden Finsternis vernahm.
So saß sie und fühlte irgendwo in der nächtlichen Stille seine Nähe.
Sie erschrak nicht, sie staunte nicht, als er leise aus dem Dunkel neben sie trat.
Lange schwiegen sie, von einer Gemeinsamkeit wie nie zuvor umschlungen.
Dann brach er aus. Unvermittelt und doch nur wie eine laut gewordene Fortsetzung all des Unausgesprochenen, das zwischen ihnen schwebte seit ihrem ersten Begegnen.
»Renate,« flüsterte er heiser, »ich kann so nicht weiterleben. Ich kann nicht weiter.«
Sie schwieg. Sie beugte den Kopf tief zu den Knieen hinab. Wie ein stummes Stöhnen unter dem tragischen Geschicke war es.
»Tausend Mal habe ich alles bedacht. Ich weiß: es ist gemein und schurkisch. Du brauchst mich an nichts zu erinnern. Er hat mir draußen mit eigener Lebensgefahr das Leben gerettet. Ich weiß alles. Aber diese Liebe ist stärker als Ehre und Pflicht. Es geht um mein Leben. Er hat es mir gerettet. Wozu? Damit es wertlos und verpfuscht ist? Dazu? Es wäre besser gewesen, er hätte mich in dem Trommelfeuer verrecken lassen.«
Sie richtete sich langsam auf.
»Morgen werde ich mit ihm sprechen. Ehrlich, Mann zu Mann.«
Sie schüttelte im Dunkel den Kopf. Er sah den Schein des Mondes auf ihrem Haare. Und sah die Verneinung.
»Ich soll nicht mit ihm sprechen?!«
Da endlich fand sie Worte.
»Nein, Walter.«
Er zuckte zusammen unter der schweren Süße, daß sie ihn mit dem Vornamen nannte.
»Ich will es nicht. Er war nur gut zu mir, immer nur gut. Als er mich fand, war ich eine Variété-Tänzerin. Er hat mich genommen, wie ich war, wie er mich fand. Er liebt mich. Ich habe kein Recht, ihm weh zu tun.«
Er wollte entgegnen.
Sie sprang auf. »Nein, nein, es ist unmöglich! Das ist ja Wahnsinn! Er würde es nicht fassen. Es wäre ein gemeiner Überfall auf einen Ahnungslosen. Unbegreiflich wäre es ihm. Er glaubt, ich liebe ihn, wie er mich liebt. Das kann ich nicht. Das darf ich nicht!«
Er taumelte sacht vor ihrer Heftigkeit.
»Was denn?! stieß er hervor.
»Nichts. Es muß so bleiben.«
»Liebst du mich?«
»Ja,« sagte sie, plötzlich ganz leise.
Da packte er sie an beiden Armen. Es tat weh durch das dünne Kleid.
»Du liebst mich und willst mit dieser Lüge weiterleben?«
»Irgendwie ist das Leben immer eine Lüge,« wich sie weh aus.
Ihr gehetztes Leben hatte sie viel gelehrt.
»Das ist Sophisterei,« keuchte er. »Das sind Worte. Hier handelt es sich um unser einmaliges Dasein, das wir nicht verpfuschen dürfen.«
Er schüttelte sie.
»Du – du – wollen wir unser Leben verpfuschen? Glaubst du, daß wir für einander bestimmt sind?«
»Und willst verzichten? Kannst verzichten?! Du liebst mich nicht!«
»Ich liebe dich!«
»Dann werde ich sprechen.«
Sie schüttelte wieder den Kopf. »Hast du nicht selbst heute abend gesagt: Wir Menschen tun einander nur Böses? Willst du diesen Menschheitsjammer hierher in den Urwald tragen? Drei weiße Menschen sind wir auf Tausende von Meilen. Und schon soll Kampf und Haß und Bitternis zwischen uns wüten?!«
Er gab ihre Arme frei. Seine Hände fielen machtlos nieder. Ihr Auge, das sich an das Dunkel gewöhnt hatte, sah sein erloschenes Gesicht. Sie nahm seine Hände, preßte sie gegen ihre Stirn, ihren Busen und sprach tröstend:
»Daß wir uns lieben, kann uns keiner nehmen und verwehren. Laß es unseren kostbarsten Besitz sein. Laß uns dieses Wissen hüten als Inhalt unseres Lebens. Ich kann nicht glücklich werden über das Glück eines andern, guten Menschen hinweg. Ich kann es nicht.« Sie stöhnte verzweifelt.
Er schwieg in Trotz und finsterer Ohnmacht.
»Du willst mich wieder hier allein lassen!« klagte er nach einer Pause, die nur erfüllt war von beider ächzendem Atem.
»Ich muß.«
»Ohne jede Hoffnung?«
»Nächstes Jahr komme ich wieder. Bis dahin wirst du mein höchster und heiligster Gedanke sein.«
»Fühlst du nicht, wie du deinen Mann damit betrügst? Kommt dir garnicht der Gedanke, daß du ihn damit mehr demütigst und entehrst, als wenn du ihm offen sagtest, daß du ihn nicht liebst.«
»Nein, Walter. Ich glaube, daß für viele – die meisten – das Nichtwissen das große Glück ist.«
Da packte ihn die Raserei der Verzweiflung.
»Und wenn ich es ihm doch sage?!« drohte er.
»Dann wirst du ihn vernichten. Aber mich auch. Dann werde ich gehen und verschwinden. Wohin, weiß ich nicht. Aber für dich werde ich verloren sein.«
Verbissen kauerte er sich nieder auf dem Stumpfe, den sie verlassen hatte. Sie stand vor ihm. Plötzlich umfaßte er ihre Schenkel und preßte das Gesicht in ihren Schoß. Seine Schultern zuckten. Sie fühlte, daß er weinte.
Sie ließ ihn gewähren, streichelte seinen Kopf.
»Lieber – Lieber –« flüsterte sie – »sei gut – ertrag es. Du weißt nicht, wie schwer es für mich ist, stark zu sein. Du weißt nicht, wie schwer!«
Sie löste sich von ihm und kniete neben ihn nieder.
»Nie habe ich einen andern vor dir geliebt,« raunte sie, »denke immer, daß da unten im Urwald eine lebt, deren einziges Glück du bist.«
Er erhob sich. »Ich werde warten, Renate. Ein Jahr wieder voll Tod und Sehnsucht. Ich will es ertragen, dieses Furchtbarste, das Menschen beschieden ist. Vielleicht wirst du nächstes Jahr anders sprechen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Glaube das nicht, Walter. Man ändert sein tiefstes Wesen nicht von einem Jahr zum andern. Wozu sich täuschen! Ist Liebe denn nur Besitz und Beieinandersein?«
»Ja, ja – ja,« schrie er unterdrückt auf, »ja! Wenn du mir die letzte Hoffnung nimmst –«
Er unterbrach sich, hob den Kopf und lauschte hinaus auf den Fluß.
Verwundert folgte sie der Richtung seines Blickes. Da vernahm auch sie ein Geräusch wie Ruderschlag.
»Ein Boot?!« flüsterte sie mit verhaltenem Atem.
Sie wußte, daß ein Boot in der Nacht dieser Wildnis immer eine Bedeutung habe. Meist eine feindliche.
»Vielleicht Gummisucher,« gab er leise zurück und starrte angestrengt hinaus auf den schwarzen Fluß, der unter den Sternen glomm wie Teer.
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Wildnis: Wer sich der Behausung oder Lagerstätte eines andern nähert, macht sich durch Rufen bemerkbar. Wer leise kommt, gilt als Feind und riskiert eine plötzliche Kugel.
Es waren Freunde, die kamen. Sie riefen, als sie von der Mitte des Stromes dem Ufer zudrehten. Ortner antwortete. Er erkannte seine nördlichen Nachbarn vom Aripuanan. Als das Boot – eine kleine Ruderjolle – ans Land stieß, entstiegen ihm ein blonder junger Hüne, ein dunkler Mann mit einem struppigen Wilderergesicht und eine kleine, zierliche, geschmeidige Frau.
Es waren Russen, Bruder und Schwester, die Ortner begrüßte. Den dritten kannte er nicht. Er wurde ihm als Gummisucher, als Seringueiro, vorgestellt, einer dieser Verwegenen, die wie Goldsucher den Urwald durchstreifen, den kostbaren Saft zu erbeuten.
»Wir bringen böse Nachricht,« rief der Russe auf deutsch, er war geborener Balte – und reichte Ortner die Hand. Ohne Staunen begrüßte er die Dame, die hier in tiefer Nacht am Ufer stand. Auch der Seringueiro, ein Brasilianer, bekundete keine Verwunderung. Die beiden Männer waren zu eifrig erfüllt von ihrer Botschaft. Doch die Dame blickte mit frauenhafter Neugier und – wie es Renate schien – mit schlecht verhehlter Betroffenheit auf die Gefährtin Ortners.
Man ging zum Hause, Ortner rief die Dienerschaft. Hastig eilte Renate in ihr Zimmer. Gedon saß aufrecht auf dem Fellager, das als Bett diente.
»Was gibt's?« fragte er.
»Gäste. Sie bringen böse Nachricht, sagen sie.«
Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie erwiderte:
»Ich hörte Geräusch, da lief ich hinaus.«
»Da bildet man sich weiß Gott was auf seine Ohren ein und schläft wie ein Murmeltier,« lachte Gedon und griff nach dem Beinkleid. »Böse Nachricht? Inwiefern?«
»Ich weiß es nicht.«
Als das Ehepaar in die Wohnstube trat, fanden sie dort die Fremden und Ortner in erregtem Gespräche. Der Hausherr stellte die Geschwister und den Gummisucher vor und sagte:
»Gut, daß Sie gerade hier sind, Gedon. Die Nachricht betrifft Sie genau wie uns andere. Wären Sie nicht hier, ich hätte Sie geholt.«
»Nanu?«
»Bitte, erzählen Sie alles noch einmal, damit mein Freund es auch hört,« bat Ortner den blonden Russen.
Er erzählte deutsch. Obwohl der Seringueiro kein Wort verstand, nickte er ab und zu bestätigend.
Man saß um den kleinen Tisch herum, auf dem die Öllampe trübe brannte. Die Russin sah immer wieder heimlich forschend auf Renate, die unruhig wurde unter ihrem prüfenden Blicke.
Delessow berichtete: Die Revolution greife immer weiter um sich. Die Regierungstruppen ständen fern. Die Aufständischen hätten sich zu größeren und kleineren Trupps zusammengeschlossen und durchzögen raubend und mordend das ganze Land. Überall überfielen diese Banden die Kolonisten, plünderten die Estanzias und mordeten, was sich nicht in die Wälder flüchtete. Der Gummisucher gehöre zu einem größeren Lager landeinwärts, östlich vom Aripuanan. Dieses sei nachts plötzlich von einer starken Rotte von Männern mit dem blau-grünen Bande, dem Abzeichen der Aufständischen, überfallen worden. Er sei der einzige Überlebende.
Der Seringueiro nickte heftig. Er merkte, daß jetzt von ihm die Rede sei.
»Erzählen Sie selbst weiter,« forderte Ortner auf portugiesisch. Der Mann nahm gelassen das Wort.
»Ich floh in den Wald. Als der Lärm nachließ, schlich ich zurück. Die Banditen waren abgezogen mit unserem reichen Vorrat an Kautschuk, dem Ertrag zweier schwerer Jahre. Die Teufel! Das Lager brannte lichterloh. Überall lagen die Leichen der erschlagenen Kameraden.«
Renate verstand von dem Dialekt, den der Mann sprach, keine Silbe. Sie musterte nun ihrerseits die Fremde. Sie hatte ein schönes, kluges Gesicht mit blauschwarzem, schimmerndem Haare. Unter den melancholischen, dunklen Augen zogen sich schwarze Ringe, ob des Kummers oder der Leidenschaft, konnte Renate nicht entscheiden. Sie empfand deutlich eine Feindschaft, die zwischen ihr und der Russin schwelte.
Der Gummisucher sprach fort: »Ich versuchte nun, nach Westen, zum Flusse, vorzudringen. Auf der Fährte der Bande zog ich. Jede Kolonie, die ich antraf, war eingeäschert. Männer, Frauen, Kinder niedergemetzelt. Hier und da gesellte sich ein Flüchtling zu mir.«
Dieser Mann der verlorensten Einsamkeit sprach schlicht, sachlich, ohne Erregung.
Als er seinen Bericht von den Greueltaten der entmenschten Banden beendet hatte, nahm wieder Delessow das Wort:
»Fünf Frauen und vier Männer brachte Senhor Caripe –« er deutete mit dem Kinn auf den Brasilianer – »mit sich zu unserem Rancho. Es war eine traurige Schar. Die Bande ist nordwärts zum Madeira gezogen. Sie kann sich aber stündlich südwärts wenden. Auch ziehen viele solcher Trupps im Urwald umher. Die Regierungstruppen sind fern und hier machtlos. Es gibt nur eine Rettung: Zusammenschluß aller Kolonisten am Madeira und seinen Nebenflüssen. Wir haben Ähnliches in Rußland gegen die Roten getan. Anfangs.
»Wir haben einige Mann nach Norden geschickt, die Kolonisten zu sammeln und zu meiner Estanzia, die zur Verteidigung besonders günstig liegt, zu holen. Zu Ihnen sind wir selbst gekommen. Meine Schwester wollte nicht allein zurückbleiben.« Delessow schwieg.
Anna Iwanowna blickte Ortner aus brennenden, schamlosen Augen an.
Gedon erhob sich.
» Ich denke nicht daran, meinen Besitz ohne Schuß diesen Halunken zu überlassen«, sagte er fest. »Ich reise noch heute nacht heim. Aber ich bitte Sie, meine Frau auf Ihre Estanzia mitzunehmen, Herr – ? Delessow – glaube ich, war Ihr Name.«
Der Balte nickte und erwiderte: »Sehr gern.«
Da stand Renate neben ihrem Manne.
»Du glaubst doch nicht im Ernst,« rief sie, »daß ich dich in der Gefahr verlassen werde! Ich würde es für vernünftiger halten, wenn wir uns den anderen anschlössen. Ich begreife aber auch deinen Standpunkt. Du hast zu entscheiden. Aber ich bleibe bei dir.«
Sie wußte, daß keine Macht der Erde vermochte, Gedon umzustimmen, wenn er einen Entschluß gefaßt hatte.
Er hatte nichts anderes von ihr erwartet. Zaghaft streichelte er ihr über Schulter und Arm, eine geheime scheue Liebkosung.
Ortner biß sich die Lippen blutig vor Schmerz und Eifersucht. Daher hatte sie ihn abgewiesen! Daher! Sie liebte diesen Mann. Nur Liebe konnte dieses Opfer bringen. Nur Liebe gab diesen Mut. In diesem Augenblicke haßte er sie.
Der Russe suchte Gedon zu überreden. Die Schwester schwieg mit verkniffenen Lippen. Sie liebte Ortner. Sie wünschte nicht, daß diese Rivalin bliebe.
Doch Gedon wehte die mahnenden Worte des Russen beiseite. Wenige Augenblicke später stieß sein Boot vom Ufer. Rasch hatte das Dunkel des Stromes es verschlungen.
Kurze Worte bildeten den Abschied. Hastig, flüchtig nur gaben Renate und Ortner sich die Hand. Keiner sprach. Dann blieben die andern allein.
Delessow trieb zum Aufbruch.
»Ich bleibe«, sagte Ortner. Es war wie ein Erwachen.
Da trat Anna Iwanowna dicht an ihn heran.
»Sie dürfen nicht bleiben!« rief sie. »Es ist Ihr sicherer Tod. Kommen Sie. Ich flehe Sie an.« Ohne Scheu vor den andern berührte sie ihn mit ihrem Körper, überhauchte ihn mit dem Dufte ihres Leibes.
Er schüttelte den Kopf.
Sie sprach weiter auf ihn ein.
Die andern gingen zum Ufer, das Boot fertig zu machen.
Da raunte sie eindringlich: »Kommen Sie, verteidigen Sie mich. Ohne Sie fürchte ich mich. Kommen Sie – kommen Sie!«
Sie faßte seine Hand. Er dachte an die Frau, die er geliebt hatte, die er haßte, die jetzt auf dem schwarzen Flusse mit einem andern dem Tode entgegentrieb.
Plötzlich schlang Anna Iwanowna die Arme um seinen Hals, küßte ihn lechzend und flehte: »Komm – komm – du bist mir alles – Leben – Glück – alles – jetzt schweigt jede Verstellung – jede Scham – es gilt dein Leben – ich liebe dich – lange schon – lange schon!«
Er war zu stumpf, zu betäubt von Renates Abschied, um überrascht zu sein. Er war zu müde, zu zerschlagen, um Widerstand zu leisten.
»Ich komme«, sagte er rauh, löste sich zermartert von ihr und ging, seinen Leuten den Befehl zum Aufbruch zu geben.
Bald ruderten in der raschen Strömung des Aripuanan drei Boote zum Norden. Im ersten saß dicht neben Anna Iwanowna – Walter Ortner. Im Dunkel der Nacht hielt sie seine Hand. Er merkte es nicht.
Weit ab schon kämpfte gegen den Strom nach Süden das andere Boot. Gedon und Renate schwiegen. Nur einmal sagte er schlicht und innig:
»Ich danke dir, Renate, für diesen großen Beweis deiner Liebe.«