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Als so Meister Waldfreund den Heimsitz begrüßt
Und des Mütterleins sorgliche Hand geküßt,
Gedacht' er, streng einsam sich einzurichten
Und so lang zu zeichnen, sinniren und dichten,
Bis die Fülle von Stoff, die sein Gang ihm gespendet,
Zu stattlichem Album mit Text sei vollendet.
Schon sah er im Traum den saffiangrünen Band,
Darauf goldig gepreßt »Wilhelmina« stand,
Und gab seinen Werbungs- und Zukunftsplan
Mit hoher Begeistrung dem Mütterlein an.
Doch das Mütterlein küßte die Stirn ihm und lachte
Und trippelte hin an den Spiegel und brachte
Einen groß mit dem Adler gesiegelten Brief,
Der, während er fort, mit der Landpost einlief.
Aus hohem Landministerium
Entbot das Forstcollegium:
»Zum Förster des Bezirks ernannt
Hans Waldfreund, Forstamtspraktikant;
Mit Wünschen für sein Wohlergehn
Gehaltserhöhung vorgesehn.«
Und eh' mit der Hand er zur Stirn fuhr empor,
Zog den zweiten Brief aus dem Busen sie vor
Und knixte, bevor er ihn nahm, mit dem Blatt.
Das war nicht in hochofficiellem Format,
War rosaroth und gesiegelt mit Grün,
Im Siegel sah man ein Röslein erblühn,
Adresse von zierlicher Damenhand
Schier zitternd geschrieben, und drinnen stand:
»Bist Du mit mir, bin ich mit Dir,
Und wo Du weilst, da zieh' ich hin,
Und wo Du försterst, bin ich Dir
Getreulich Deine Försterin!
Gezeichnet: Wilhelmine.«
Und wieder sprach zum Glückwunschkuß
Das Mütterlein: »O mein Fantasticus,
Was poetisch noch lang nicht Du fertig gemacht,
Hab prosaisch ich alles in Ordnung gebracht.
Du wärst selig verträumt und selig gestorben –
Ich hab frischweg statt Deiner geworben;
Ich wußt, es ist besser, ich spar Dir die Reise . .
Es reut sie schon lang ihre schnippische Weise!«
Weil also der Zwiespalt die Lösung fand,
Kam das Schratimbergalbum nicht mehr zu Stand;
Es blieb bei den ersten Entwürfen nur
Und den geistreichen Studien nach der Natur.
Ein Mann, dem das Bräutchen versöhnt winkt zum Kuß,
Sein Malen und Dichten sehr einschränken muß.
Drum folgt auch im Zwickbuch dem »stillen Heim«
Als Schluß nur der kurze, vielsagende Reim:
»Fahr wohl und kling aus, Waldeinsamkeit!
Ich freue fortan mich des Waldes selbzweit!«
Was Forstmeister Waldfreund einst glücklich skizzirt
Hat Julius Mařak nun schmuck komponirt
Und zu stimmungsvollem Cyclus geeint,
Der im Kunstverlag Peter Käsers erscheint.
Von Eduard Willmanns kunstfertiger Nadel
Stehts in Kupfer radirt und geäzt sonder Tadel,
Und Victor von Scheffel hat fröhlich zuletzt
Als Reimschmied Vorwort und Nachwort gesetzt.
Auch diese vier lassen sich gerne beschuldigen,
Daß der grünen Farbe von Herzen sie huldigen,
Und daß in knospender Lenzzeit der Wald
Ihr liebster irdischer Aufenthalt.
Gott geb ihnen all, nach der Mühsal der Zeit,
Die himmlische Künstlerglückseligkeit! . .
Du, freundlicher Leser und Kunstverständiger,
Erfühle, wie wir, daß ein Hauch, ein lebendiger,
Von würziger Waldluft das Werk unsrer Kunst
Durchweht, und betracht es mit Nachsicht und Gunst.
Es soll Dir des Urbilds Genuß nicht beschränken,
Noch die eigenen Schritte vom Waldgang ablenken;
Doch wenn Du novemberlich heimwärts getrieben
Am Kamin Dich wärmst im Kreis Deiner Lieben,
Wenns stürmt drauß und wirbelt mit Schneeflockenwetter,
Dann entfalte behaglich den Cyclus der Blätter;
Laut schall von der Heimat waldeinsamer Pracht
Ihr Buchfinkenlied in die Winternacht! |