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Glück auf, mein Marsch hat den Hochwald erreicht,
O Lust, ihn zu beschreiten,
Sein Ruch und Duft erfüllt die Brust,
Hochathmend will sie sich weiten! . .
Das kleine Gestrüpp, das kriechende Zeug
Verbleib in der Niedrung und thu, was es kann!
Starkstämmig ragt er, sturmtrotzend und kühn,
Und nicht ohne Ehrfurcht betrete ich ihn
Gleich dem, der einer Versammlung sich naht
Der besten Männer des Landes.
Noch dämmert die Frühe, noch scheiden sich nicht
Im Sonnglanz die Massen mit Schatten und Licht.
Ein mächtig Eichenpaar hütet den Eingang.
Der Tiras bellt laut und springt wedelnd empor
Weil flüchtigen Hupfs das Eichhorn vom Gras
Aufklettert zum höchsten der Wipfel.
Betretener Pfad führt voran. Es senkt
Mit bemoostem Gestein eine Halde sich;
Das Bächlein sickert mit frohem Gemurr
Durch das rothe Gefels
Und trägt zu Thale des Himmels Thau
Und die quirlenden Quellen des Mooses.
Lang wurzle und knospe und grüne noch fort,
Hochwölbig Portal des laubgrünenden Doms,
Eichenpaar, fürstliche Hochwaldzier!
Wie reckst du stattlich zum Himmel den Stamm
Stolz aufrecht und frank,
Wie entsendest du kräftig zur Seite den Ast
Hartwinkligen Schwungs, nicht sänftlich gewölbt,
In wagrechter Linie und steilab;
Wie zweigt sich knorrig das Durcheinand'
Zur hochwipflig schließenden Krone!
Sind wir auch nicht mehr Waldmenschen von einst,
Die eurer Eicheln Nahrung gelabt
Mit den grunzenden Herden gemeinsam:
Noch entzückt uns alle die Schönheit des Blatts,
Sein gekerbter Rand, sein Gebuschtsein zum Strauß;
Noch schmückt dem Krieger zum Sturmlauf der Schlacht
Das Eichreis den Helm,
Und ein Eichlaubkranz ehret den Sieger.
Denn den Göttern war und den Manen geweiht
Die Eiche, der Deutschen urheiliger Baum,
An ihren Stamm hieng als Weihgeschenk
Des Besiegten Schild der Freisaß des Walds,
Und wenn ihm selber der Schwerttod genaht,
Hieng des Ahnherrn Schlachtschild der Enkel dazu
Als Denkmal im Hain ohne Inschrift.
Wenn mächtiger Sturm dann sein Brausen erhub,
Da klirrten im Wetter die Schilde zusamm',
Und zum Kind sprach die Mutter: »Nun sprengen einher
Die von Heervater Wodans altheiligem Heer!« –
Hier möcht ich dereinst am geweihten Ort,
Der so fromm mich stimmt, wie ein Münster von Stein,
Nach des Lebens Genuß und des Lebens Verdruß
Im Eichenschatten ausruhn mein Gebein,
Von geliebter Hand einen Kranz ob dem Grab,
Und hoch im Geäst
Von der Wipfel Flüstern noch leise genannt: »Waldfreund!« . . |