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Noch einen Atemfang will ich mir gütlich tun, Sprach ich, ach daß in Stocken kam der Atemzug! Ach daß ich von des Lebens bunt besetztem Tisch Ein Paar Gericht' aß, und man plötzlich ruft: Genug!Wird einem 150-jährigen Alten in den Mund gelegt |
Hast du gesehn, wie übel es einem Mann bekommt, Wenn man aus seinem Munde nur einen Zahn ihm zieht? Urteile nun, wie diesem es mag zu Mute sein Wenn aus dem lieben Leibe das Leben selbst entflieht. |
Der Hausherr tapeziert sein Zimmer in Gedanken, Indes des Baus Grundfesten wanken. Der artge Doktor reibt die Hand verlegen, Wenn er den Kunden plötzlich sieht erlegen. Ein alter Mann ächzt unterm Seelenwandel, Das alte Weib rieb seinen Sandel: Der Lebenskräft' erschöpftem Magazin Hilft weder Sympathie noch Medizin. |
Soviel an mir liegt, will ich dir zu Liebe tun. Und tust du weh mir, soll es mir nicht wehe tun. Und wenn du bloß von Zucker lebst wie Papagein, Das süße Leben setz ich für dein Leben ein. 75 |
Du lässest Jahr hingehen ehr einmal Du kommst zu deines Vaters Grab gegangen. Was tatst du Gutes deinem Vater, daß Du gleiches darfst von deinem Sohn verlangen? |
Suche nicht beim Greise Jugendmut, Wieder kommt nicht die verlaufne Flut. Wenn dem Erntefeld die Ernte naht, Wallt es nicht mehr wie die junge Saat. |
Ihre Haare schwärzt' ein altes Weib. Zu ihr sprach ich: Mütterchen, o Schade, Wenn mit Kunst du schwarz die Haare machst, Wird der krumme Rücken doch nicht grade. |
Ach wenn vereinigt doch die offne Hand der Spende Sich mit der Frömmigkeit gesenktem Nacken fände! Heisch einen Groschen, und der Esel steckt im Kot, Heisch ein Gebet und dir stehn hundert zu Gebot. 76 |
Hart ist es nach der Macht die Dienstbarkeit ertragen, Gewöhnt an Fürstenpracht des Volks Roheit ertragen. |
Willst du des Vaters Erb, Lern des Vaters Erwerb! Sonst kannst du in zehn Tagen Des Vaters Gut durchschlagen. |
Ein Umsturz war einmal in SchamScham: Syrien oder die Hauptstadt Syriens, Damaskus. Wo jeder von seinem Platze kam. Der verständige Bauernsohn Kam als Wesir an den Fürstenthron; Der Sohn des Wesirs, schwach von Vernunft, Fand bei den Bauern Unterkunft. |
Geh tausend mißgefälliges aus vom Derwisch, Bemerken wird man eins von tausend kaum; Ein Mißgefälliges geh' aus vom Sultan Und tragen wird man es von Raum zu Raum. |
Wer, wenn er klein ist, annimmt Zucht nicht, Bringt, wenn er groß ward, gute Frucht nicht. Grün Holz läßt sich beliebig biegen, Das dürre kann nur Feuer schmiegenEigentlich: grad machen. 77 |
Wenn Schulmeister ist ein zu gelinder, Spielen Blindkuh auf dem Markt die Kinder. |
In die Schul' den Sohn ein Sultan gab, Eine Silbertafel trug der Knab', Auf der Tafel eine Schrift in Gold: Lehrer streng geht über Vater hold. |
Wo dir nichts eingeht, da gib langsam aus, Denn eine Weise singen die Matrosen: Wenn es ein Jahr nicht regnet im Gebirg, So wird des Tigris Strom zum wasserlosen. |
Ein Mann von gutem Glück und Wohlbehagen Was sollt er plagen sich mit Furcht vor Plagen? Geh trauter Freund und gönne dir die Freude! Man kann nicht Leid von morgen essen heute! |
Wer berühmt ist seiner Milde wegen, Darf den Pfennig nicht in Fesseln legen. Wenn dein Ruf ging in die Gassen aus, Kannst du ihn nicht sperren mehr ins Haus. |
Der lockre Schlemmer an des Rausches Grenze Bedenkt nicht leerer Hände traurges Los, Der Baum vergeudet all sein Laub im Lenze, Darum im Winter steht er nackt und bloß. 78 |
Ob man Gold und Silber gleich aus Steinen bricht, Doch in jedem Stein ist Gold und Silber nicht. Alle Welt bestrahlt SoheilDer Duft des feinen jemenischen Leders wird den Strahlen der Soheil (Kanopus) zugeschrieben. Soheil: Name eines südlichen Gestirns, das einen Einfluß auf die Farbe ausübt: Es soll durch sein rötliches Licht Rubinen und anderen Edelsteinen die rote Farbe einstrahlen., doch eine Flur Bringt gemeines Leder, duftges Jemen nur. |
Vergessen hat nicht damals Gott dein Los Als du ein Tröpflein warst im Mutterschoß. Er gab dem Tröpflein Leben, Seel und Sinne Daß es Gestalt und Sprach' und Geist gewinne. Zehn Finger gliedert er an jeder Hand, Zwei Arme maß er deinen Schultern an. Kleinmütiger darfst du in Unverstand Nur denken, daß er dich vergessen kann? |
Daß wir das Gewand der Kaaba küssen, Nicht vom Seidenwurm ists ihm verliehn. Lang in eines Heiligen Umgebung Blieb es, bis es heilig selbst erschien. |
Ein Wassertröpfchen wird zum Menschenbilde Das vierzig Tag im Mutterleib geruht; Doch fehlt dem Vierzigjährigen Geist und Bildung, So kommt ihm nicht der Name Mensch zu gut. |
Keine Kunst ist Welterobern; Wenn du kannst, erobr' ein Herz. 79 |
Sag' dem Pilger, der so hoch die Nase trägt, Und den Leuten gern ins Fell die Klauen schlägt: Du bist nicht ein Pilger, dein Kamel ist es, Das geduldig Disteln kaut und Lasten trägt. |
Eh du weisst vom Worte daß es völlig recht sei, sag es nicht; Und wovon du weißt daß drauf die Antwort schlecht sei, sag es nicht! |
Ein kluger geisterleuchteter verwendet Zu wichtigen Geschäften keinen Wicht. Der Mattenweber ist wohl auch ein Weber Doch bringt man ihn zur Seidenwerkstatt nicht! |
Wie freute sich mein Herz so oft im Garten, Ich sah des Laubes junges Grün erblühn! Nun geh vorbei, o Freund, und sieh im Frühling Aus meinem Staub erblühn das junge Grün. |
Nicht zürne deinem Knecht zu sehr Nicht kränk' und mach' das Herz ihm schwer. Du hast nur für ihn zehn Dirhem gegeben, Nicht deine Macht gab ihm das Leben. Gebieter von Agusch und Arslan, Gehörst du nicht selbst einem Herrn an! 80 |
Der Esel weniger beladen Geht gemächlicher auf den Pfaden. |
Jedenfalls ist der Gefangne, der dem Band entgangen, Besser dran als ein Gebieter, den man legt gefangen. |
Durch minder Essen steigt der Mensch zum Engel; Iß wie ein Tier, so sinkst du wie ein Stein. Wem du den Willen sonst tust, wird dir willig, Halsstarriger wird die Begierd allein. 81 |
Der Edelmütige hat in der Hand kein Geld Und keinen Edelmut der Reiche dieser Welt. |
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Oder: | |
Der Edelmütige hat in der Hand kein Gut, Der Reiche dieser Welt hat keinen Edelmut. |
Die Reichen haben Stiftungen, Gelübde, Gastherberge, Almosen, Festtagspende, Knechtentlassung, Opferschlachten. Womit erreichst du ihr Verdienst, der du nichts hast als diese Zwo BeugungenBei jeder der fünf täglichen Andachten werden zwei Beugungen, der Gottesstadt Mekka zugewandt, gemacht., die noch dazu zerstreutZerstreut: aus eigener Unwürdigkeit oder aus Nahrungssorgen. genug vollbrachten? |
Gesammelt beten kann, wer Wohlstands sich erfreut: Wer nichts beisammen hat, des Herz ist auch zerstreut. |
Durstigen spiegelt im Traum sich hell Die ganze Welt wie ein Wasserquell. |
Wenn eine Scholle man dem Hund wirft an den Kopf Springt er vor Freuden auf und denkt ein Knochen ists; Und tragen zwei auf ihren Schultern eine Totenbahr', Ein Hungerleider denkt, etwas zu kochen ist's. 82 |
Wem nach Wunsch die reifen Datteln in die Hände fielen Braucht mit Steinen nach des Stamms Fruchtbüscheln nicht zu zielen.Arabischer Vers, nicht Saadi |
Wenn der fräßge Hund ein Fleischstück findet, fragt er nicht dabei Ob es vom Kamel des SalehDas Kamel des Saleh: das Kamel, das der Prophet Saleh als ein Wunderzeichen aus dem Felsen hervorgehen ließ., ob von Dedschals EselDedschal: der Antimohammed, der als Vorbote des Jüngsten Tages auf einem Esel reitend erscheinen wird. sei. |
Des Weltgiergen Auge wird von irdschen Wonnen Voll so wenig als von nächtgem Tau ein Bronnen.Aus: Saadi's »Persischen Kassiden«. |
Wirf nur den Schild sogleich nicht weg vorm Anlauf des Beredten Der nichts hat außer seines Pomps geborgtem Bilderglanze. Fromm und verständig zeige dich, denn dieser Prosareimer Hat seine Waffen vor dem Tor und Niemand in der Schanze. |
Wenn alle Tropfen Taues Perlen würden, Man brächte sie zu Markt in ganzen Bürden. |
Wenn ein Schlechter aus dem Wasser zog sein Kleid, Sagt er: wenn die Welt ertrinkt, ist mirs nicht leid. 83 |