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»Kerlchen!«
»Tante?«
»Sind drei Flaschen Sekt nich en büschen viel für dich und mich?«
»Warum fragst du, Tantchen?«
»Dumme Deern! Als ob die Briefe von deinen naseweisen Cousinen nicht eine deutliche Sprache redeten!«
»Meinst du Sektsprache, Tantchen? Prickelnde, süffige Sssss – –?«
»Mich dünkt, Kerlchen, du wirst schon dun, wenn man bloß das Wort ausspricht, das gefällt mir nun gar nicht von dir!«
»O Tantchen! Mein Väterchen trank ihn auch so brennend gern – –«
»Na, denn is dat wat anneres. Denn büst du jo erblich belastet, mien Deern, un kannst da nix vör. Und nun geh in den Keller, weißt du, – rechts in dem verschlossenen Schränkchen –«
»Oho, Tantchen, ich weiß schon, ich hab' da schon manchmal in stummer Andacht davor gestanden.«
»Schämst du dich nicht, Kerlchen?«
»Nein, Tantchen, warum?«
»Frag' nicht so dumm und geh'!«
»I wo, Tanting. Erst mußt du 'ne Postanweisung, oder noch besser 'n Geldbrief schreiben an dein Patenkind Lieschen und den beiden Landwirten auf die Beine helfen.«
»Das kann ich auch nachher.«
»Nein, Tantchen, jetzt. So was darf man nie verschieben, und wer weiß, ob du nach dem Sekt noch auf einem Bein stehen kannst.«
»Was fällt dir ein, Deern? Da will ik uns schon 'n »P« vörschriwen. Meinst du, ich führ' 'ne Orgie mit dir auf?«
»Liebes Tantchen, erst 's Geschäft und dann 's Vergnügen. Hier ist dein Schreibtisch, da die Tinte, da die Feder, und nun schreib' ordentlich 'n paar Nullen.«
»Kerlchen, gib mir 'n Kuß! Bist doch 'ne ole gaude Deern!«
»Na nu los! Ich gehe inzwischen in den kühlen Keller. Welche Marke soll ich holen?«
»Ach, das werden sie auf der Post schon wissen!«
»Tantchen, ich meine die Sektmarke!«
»Mit dien olen Sekt. Da hätt' ik mi schön mang Marke un Marke verbiestern künn'.«
»Na, was soll ich also holen?«
»Oha, ich hab' allmeindag nur einen Champagner gehabt. De Franzosenkirl schickt em ümmer direkt ut Epernay.«
»Echten, Tantchen? Du bist ein Engel! Aber trotzdem werde ich nicht leiden, daß wir beiden deutschen Mädchen noch ferner französischen Sekt trinken, ich bin dafür, daß wir deinen Bestand möglichst rasch austrinken, um noch rascher »deutschen« bestellen zu können.«
»Oha, oha, Kerlchen, wat büst du vor 'n Patriotschen!«
Nach einer halben Stunde stand Fräulein von Hartwig von ihrem Briefe auf.
»Fertig!« rief sie tief aufseufzend. »Ungewennte Arbeit makt Quesen. Aber das Gör wird zufrieden mit mir sein. Und nun geh' ich noch selbst zur Post.«
In der Tür traf sie mit Kerlchen zusammen.
»Ich habe einstweilen drei geholt, Tantchen, Papa sagte immer, auf einem Bein steht kein Mensch.«
»Hm! – Du kannst dich ganz auf mich verlassen, ich habe sie bis an die Gurgel in Eis gepackt, und bis du wiederkommst, hab' ich auch den Abendbrotstisch nett gedeckt.«
»Und das verstehst du aus 'm ff, Kerlchen!«
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