Fritz Reuter
Ut mine Festungstid
Fritz Reuter

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KAPITTEL 18

Wo de Müs' utwannern un de Herr General den Kopernikus achter dat Geheimnis kümmt. Worüm Herr Bartels üm Gotts willen dat Mul hadd hollen süllt un de Herr Erzbischoff ok. Worüm ick 'ne Anstellung as Richter in Leiwssaken krig, de mi stats Sporteln un Ihr blot 'ne Taß Koffe un Hun'nlohn indröggt. Un worüm sick den Kapteihn sine Großmaud an en swarten Kledrock un en preußischen General breckt.

Nu hadd dat Krätending von Kopernikus, as em de Kapteihn äwer den Hals kamm, in sine Verlegenheit vergeten, dat Mus'paleh tautaumaken, un sine dreijöhrsche Mus'heck – wat dat beseggen will, weit jedwerein – was mit Fru un Kind ut de Arche Noäh utwannert un beset'te nu allens, wat fast was, un vör allen uns' Kasematt. – »Kapteihn«, schreg ick, »ick bidd di üm Gotts willen, hir sünd all den Kopernikus sine witten Müs'!« – Wer denkt denn äwer ok an allens? Mit dese Würd' ret ick den Kapteihnen sine Wun'n wedder bläudig, denn von de ßackermentschen Müs' was jo de ganze Spermang herkamen. Hei sprung up un kek den Kopernikus sin lüttes, wittes, frames Volk mit 'ne Wut an, as wir 'ne Haud wille Dird bi em inbraken, smet mit Stücken un Dinger nah de Unschuldswörm, nennte sei »ekelhaftes Ungeziefer«, un denn mal lachte hei wedder höhnschen up, wenn hei doran dachte, dat de Kopernikus an Aurelia, an sine Aurelia, weck von dit Takel hadd taum Present maken wullt, um tauletzt set't hei sick wedder dal un kümmert sick üm den ganzen Krempel nich.

Ick för min Part fung nu an, mi mit de ßackermentschen Dinger rümmer tau jagen – in de Dör wiren sei rin kamen, dor müßten s' doch also wedder rute – je ja! je ja! hadd ick ein von dat Wormtüg herute, denn kamm en halw Dutzend frischen Nahschub wedder rin. – Allein kreg ick dat nich farig, ick röp also den Erzbischoff un Don Juannen, de Röck würden uttreckt un nu gung de Jagd los! – »Hir sünd s'!« – »Holl wiß! Holl wiß!« – »Hurah, ick heww ein!« – Mit de Jagd kamm ok de Lust äwer de Jagd, un mit de Lust kamm ok dat Lachen äwer de Lust, un dat olle Kasemattengewölw schallte vör Lust un Lachen, wenn de erzbischöfflichen Gnaden in Hemdsmaugen sick as en Brummküsel herümmer küselte un in de Ecken herümmer tründelte oder Don Juan mit de langen Beinen unner't Bedd herute spaddelte oder ick mi mit den breiden Puckel unner den ollen hochbeinten Aben fast klemmt hadd. – Äwer 'ne Lust is up Festungen verbaden un 'ne Jagd irst recht, un as Gott den Schaden besach un wi so recht in Iwer wiren, kamm Herr Bartels herin: »Das muß ich mellen. Die Schildwach hat schon zweimal ›Ruhe da oben!‹ gerufen und hat's dem Unteroffzier gemellt, und der hat's dem du jour gemellt, und ich muß es dem General mellen.« – Na, wenn einer midden in so'n lustig Wirken is, dat is, as wenn en Strohdack brennt, dat lett sick mit ein Emmer vull Water nich löschen, ick säd also drist: hei süll man hengahn un't mellen; un as hei Don Juannen un den Erzbischoff ut uns' Kasematt gahn heiten ded, lachte Don Juan em in't Gesicht un makte allerlei Bubulum mit em, un de Erzbischoff set'te em mit sine angeburne Salwung utenanner, dat de Fristun'n noch nich tau En'n wiren un dat sei bi uns bliwen künnen, so lang', as de durten.

Herr Bartels gung mit Recht wütend von uns weg, un as hei unnen bi den Kopernikus dörchkamm, was de taurügg kamen un bedrew ok de Mus'jagd, äwer nich mit Lust, ne, in grimmigen Arger, un as Herr Bartels em seggt hadd, hei müßt em mellen, wil dat hei de Kasematten mit Ungezifer besetten ded, hadd de Kopernikus em 'ne snodderige Redensort in't Gesicht smeten. – Herr Bartels gung also un mellte. – Un wi? Wi gungen, as wi baben farig wiren, unnen dal nah den Kopernikus un drewen dat Rewier ok af, un nu kamm de Erzbischoff, de vel in ökonomschen Dingen verstunn, up den gesegenten Infall, dat en jeder sick einen Stäwel uttrecken un in de düstern Ecken leggen süll, un dat de Müs' in de Stäwelschächt jagt warden müßten. – Dit Middel is probat, un ick bedriw de Mus'jagd noch hüt un desen Dag so.

Grad, as wi nu wedder in vulle Arbeit wiren un up einen Stäwel un einen Socken herümmer hüppen deden, gung de Dör up, un de Platzmajur kamm herin: wat hir los wir, de Larm wir all up de Wach' mellt? – Ick wull em nu in'n korten de Sak utenanner setten, äwer de Erzbischoff drängte sick vör, un wil dat ick wüßt, dat hei'n grot Stück bi den Platzmajur güll, let ick em sinen Willen, denn mit en por richtige Drähnbartels is't justament so as mit en por Tobacksbräuder, sei verlaten sick nich un hacken tausam as Pick un Ledder. Un as de Drähnbartel von Erzbischoff allens kort un klein snacken ded, dunn hülp em de Drähnbartel von Platzmajur ihrlich dorbi, un as dunn Don Juan säd: Bartels hadd mit dat Mellen sihr unrecht dahn, dunn säd de Platzmajur: Ja, hei hadd ok sihr unrecht dahn, un as de Kopernikus un ick grad achter'n por Müs' her wiren, dunn möt't sei de Platzmajur mit sine Beinen, un ick glöw, wenn hei nich just den Degen an de Sid un den Fedderbusch up den Kopp hatt hadd, hei hadd sick mit uns up dat Mus'gripen leggt, so sihr hadd em de Erzbischoff von unsere gerechte Sak äwertügt.

Nu lat Bartelsen man kamen! Wi hadden nu den Herrn Platzmajur un kunnen em as en schönen Stein in't Bredd schuwen. Äwer den annern Dag kamm Bartels: De Kopernikus un ick süllen taum General kamen. – Na, wi gungen. – Bi den General was de Platzmajur, un Herr Bartels kamm mit uns rinne. – De olle Herr sach verdeuwelt irnshaft ut, un de witte Prück stunn em so krus üm den Kopp, as wenn dat unner ehr nich so ganz ruhig utsach. »Sie haben gestern einen solchen Lärm in Ihren Kasematten gemacht«, was de Anred'. – »Ja«, säd ick, »wi hadden blot 'ne lütte Mus'jagd hollen. – »Die Schildwache hat Ihnen Ruhe geboten, und Sie haben nicht darauf gehört!« – Dat hadden wi in unsen eigen Larm nich hürt, wi wiren dor hellschen giftig achter an west. – »Sie sollen aber keinen Lärm machen.« – »Herr General«, säd ick, »es war 'ne vollständige Treibjagd, und wie Sie wissen, geht das ohne Hallo nicht ab.« – De oll Herr vertrock den Mund en beten taum Lachen, hei was en Jäger, äwer 'ne Driwjagd up Müs' was em woll noch nich vörkamen, un ick dacht ok so: smäd du dat Isen man, so lang' dat noch warm is, un säd: de Herr Platzmajur wir doch ok dor west un hadd jo seihn, dat nicks Unrechts passiert wir. – De oll Herr kek den Platzmajur an, un de schüddelte den Kopp: ne, Unrechts nich; 't wiren blote Mus'angelegenheiten west. – Dese Unnersäukung let de oll Herr nu fallen, wendte sick äwer an den Kopernikus un frog em: Bartels hadd mellt, dat hei un de Kapteihn ümmer an de lütte Lind' stahn deden, un hei sülwen hadd dat ok all von sinen Finster ut bemerkt, wat sei dor tau stahn hadden? – Dat was nu 'ne häßliche Frag' för den Kopernikus, hei stamerte denn irst en beten hen un her un kamm tauletzt mit de Antwurd herute: »Wegen der schönen Aussicht.« – De General kek Bartelsen an, un Bartels säd nu so recht höhnschen: »Ja, nach die Proviantmeistersdochter.« – »Na, hören Sie mal!« säd de oll Herr mit en groten Nahdruck tau den Kopernikus. – Hir müßt nu wat gescheihn, dat dat Spill nich verluren gung, ick spelte Bartelsen also gradtau Trumpf in't Gesicht un säd: De Utsicht von de lütte Lind' wir äwer de schönste up unsen ganzen Spazierweg, un Bartels, de sünn dor man ordentlich up, dat hei wat mellen wull, un't wiren luter unschüllige Saken, wo hei wat rute säuken ded. Von de unschüllige Mus'geschicht hadd sick de Herr Platzmajur sülwst äwertügt; äwer hei hadd jo ok mellt, dat ein von uns nah den Pris von'n Hiring fragt hadd, un dat wi de lütten Schaulkinner de Dagstid baden hadden. – Nu fohrte äwer de oll Herr up mi los: »Das soll er auch melden, das ist seine Pflicht: er soll alles melden, was gegen seine Instruktion ist!« – Hadd Bartels nu dat Mul hollen, denn wir de Sak vörbi west, un wi wiren mit en schönen Wischer nah Hus schickt worden; äwer hei wull ok dat Isen smäden, so lang' dat noch heit was, un heit was't bi den ollen Herrn. »Ja«, säd hei, »und Sie mellen sich man, Sie reden ümmer mit die kleine Idachechen, und wenn ich man allens so sagen wollt...« – »Zum Teufel, sagen Sie's«, fohrt em de oll Herr in de Parad'. – »Ja, und die Mäus'geschicht is ganz anders. Der Herr da hat ein paar Mäuse in 'ne Schachtel gepackt und hat die Proviantmeistersdochter da en Present mit machen wollen.« – » Was ist das?« fohrt de oll Herr up den Kopernikus los. – Kopernikus, Kopernikus, dit ward slimm! – Äwer tau gliker Tid dreihte hei sick ok nah Bartelsen üm: »Woher wissen Sie das?« – Un ut Herr Bartelsen sin Ogen stek de gele Voß sinen Start herute, un sin dämlich Gesicht würd ganz glücklich äwer sine eig'ne Pfiffigkeit utseihn, as hei still vergnäugt säd: »Das hab' ich die kleine Idachechen abgefragt.« – Herr Bartels, Herr Bartels, dit ward sihr slimm! – »Kinderschnack!« fohrte de General up em los, »habe ich Ihnen befohlen, die Schulkinder auszufragen? Steht es in Ihrer Instruktion, daß Sie spionieren sollen? Das sollen Sie melden, was augenfällig ist. – Und gehn Sie man nach Haus'«, säd hei tau uns; »aber das sag' ich Ihnen, wenn die Schildwache ruft, denn müssen Sie Ordre parieren.«

Den Abend kamm de Kummandanturschriwer en beten an den Kopernikus sin Finster un vertellte uns mit grote Häg': Bartels wir bi uns afset't as en Bucklamm; denn dat, wat för de gemeine Niderträchtigkeit von alle Minschen gelt, dat sei sick äwer't Unglück von einen annern freuen, gelt för de Handlangers in Festungs- un Gefangenanstalten duwwelt.

Na, de General un wi kunnen dormit taufreden sin, denn stats den schulschen, ewigen Mellbrauder kregen wi einen ollen, gaudmäudigen Mann, de nicks hüren un seihn wull, un de General einen, de em nicks mellen ded. – Lewandowsky heit hei un bedrew neben sinen Unteroffziererposten noch de Snideri.

Ick lep nu also nah den Kapteihn heruppe, üm em in sin Trübsal 'ne Freud' tau maken, un vertellte em, Herr Bartels wir afset't. Äwer dor kamm ick schön an. – Bartels, säd hei, hadd sinentwegen noch lang' bliwen kunnt, denn Bartels wir noch lang' nich de Legst'; 't gew vel slichtere Minschen in de Welt; un wenn hei klauk west wir, denn hadd hei mihr up de Stein Obacht gewen, de em Bartels bi de lütte Lind' in den Weg smeten hadd. »Aber«, säd hei wild, »es soll alles ausgerottet werden aus meinem Herzen! selbst die Erinnerung!« Un dormit sprung hei up un kreg en Metz tau faten, lep nah de Dör un sned all de Erinnerungskaren an den Dörenstänner ut. – Äwer as hei dat dahn hadd, kamm 'ne Weikmäudigkeit äwer em, hei sackte up sinen Stauhl tausamen un kek mi äwer dat preußische Landrecht weg in de Ogen, denn hei was up den vernünftigen Infall kamen, de Leiw' mit dat preußische Landrecht tau verdriwen, un säd: »Charles, was sollen jetzt noch Heimlichkeiten? Ja, ich habe sie geliebt, ich habe sie glühend geliebt; aber nicht um meinetwillen, um ihretwillen habe ich sie geliebt, und wehe!« Hir schot hei äwer de Paragraphen in't Landrecht, de von de unrechtmäßige Ersitzung handeln, einen scharpen Blick nah mi räwer: »Wehe dem Kopernikus, wenn er eigensüchtige Zwecke verfolgt! – Wehe ihm! sage ich, wehe!« Un so blew dat bi, bet wi tau Bedd gungen. Äwer wenn de Kopernikus blot halw all de Weihdag' in'n Liw' hatt hett, de an den Abend von baben äwer em kamen is, hei wir möglicher Wis' tau Insichten von sine grote Slichtigkeit oder ok tau starken Kamellentee kamen.

Drei Dag' lang gung de Kapteihn nich ut, drei Dag' lang was hei in't Gewäuhl; twei Dag' lang was hei giftig up den Kopernikus, den drüdden Dag smet hei sick up Schr...men. »Der Hanswurst«, säd hei, wenn em de blot von firn in de Ogen kamm, »glaubt, weil er eine Braut hat, den Dicknäsigen spielen zu können. – Ist das 'ne Kunst? wenn einer gehen kann, wo er will?«

Glik den irsten Dag kamm ok de Erzbischoff un bed em, hei süll mit runne kamen; hei wull nich. De geistliche Herr beswur em bi allens in de Welt, hei süll kamen, dat wir 'ne Notsak, de uns all angahn ded; wi müßten doch Rat hollen doräwer, woans wi uns gegen den nigen Uppasser tau stellen hadden; hei ded't nich, un de Erzbischoff müßt mit uns äwrigen vörleiw nemen. De ganze Nacht hadd sick de würdige Herr up 'ne Red' tau Lewandowsky'n sinen Regierungsantritt vörbereit't un hadd sick de Weg' äwerleggt, de hei uns för de Taukunft vörschriwen wull. As wi all, utbenamen de Kapteihn, üm em rümmer wiren, let hei sine wolläwerleggte Red' los un fung mit en »Gott sei Dank!« an, dat wi ut den Bartelschen Löwenrachen errett't wiren, kamm denn up de irste Veranlassung, up den Kopernikus sin Mus'present, un set'te hentau, dat ok ut de apenbore Durheit von einen Minschen Glück för de annern entstahn künn. – Hir würd nu de Kopernikus falsch, un as de Erzbischoff dit wohr würd, set'te hei in sine Gaudhartigkeit hentau: äwer de Kopernikus hadd dat dörch sin klaukes Benemen un dörch sine dristen Reden vör den General wedder gaud makt. – Dordörch stödd hei mi nu vör den Kopp, denn wat dor Klauks un Drists redt worden was, rekente ick mi an, un as hei wohr würd, dat ick ok doräwer falsch wir, säd hei rasch: »Aber Charles auch!« – Dorup makte hei den Vörslag: Von nu an af süll keiner mihr an de lütte Lind' stahn – hir wull de Kopernikus losfohren –, denn, set'te hei hentau, wenn ok einer unner uns ungerechter Wis' mihr Friheiten hadd as de annern un mit 'ne Brud an den Arm gahn künn, so – dit kamm Schr...men sine Philosophi an't Mager, äwer as hei Inwendungen maken wull, winkte em de Redner mit de Hand tau Rauh – so, säd hei, wir dat vör uns' Tid verlöwt worden, un de General hadd dat verlöwt, un den General sin Seggen un Dauhn müßte för uns dat heiligste Gesetz sin. »Darum«, slot hei sine Red', »beschwöre ich euch, lieben Brüder, schweift nicht über die vorgeschriebenen Schranken hinaus, meidet den Verkehr mit unerlaubten Menschen, dringt nicht auf heimlichen Wegen in die Häuser hiesiger Bewohner« – hir kek hei Don Juannen an –, »kurz, laßt uns dem neu angestellten Herrn Lewandowsky zeigen, daß wir zu gehorchen wissen, und er wird das Befehlen vergessen; vor allem aber warne ich euch: stellt euch nicht mehr an die Linde, ihr würdet nicht bloß den Baum, nein! Ihr würdet auch Lewandowsky in eine schiefe Stellung bringen!« – Äwer nu gung't los! De irste was natürlich dat giftige Ding von Kopernikus: hei würd sick an de Lind' henstellen, wenn't em geföll, un wull hei den mal seihn, de't em wehren wull! Un Schr. frog em spöttischen up philosophisch: ob dor en Sinn in wir, dat hei üm sinentwillen, den Erzbischoff sinentwillen un üm Lewandowsky'n sinentwillen sine Brudschaft upgewen süll? Un ick frog em, ob hei wider kein Smerzen hadd? Hei wir doch de irste west, de sick mit en oll Wiw in en verbaden Hiringshandel inlaten hadd. – Äwer dat was allens nicks gegen Don Juannen, wo de upbegehrte. – Hei hadd sick ebenso gaud as de Erzbischoff de Nacht hendörch all de Weg' utdacht, de hei unner Lewandowsky'n sin Regiment wandeln wull, un de lepen meistendeils all in de Ställ un de Durweg' achter rüm in de Hüser. Hei hadd eben 'ne Red' anhürt, säd hei, »ein schwächliches Produkt, geboren aus der Schwächlichkeit einer geistlichen Natur« – denn hei drückte sick ümmer sihr sauber ut, wil hei en Dichter was –, äwer, säd hei, hei för sin Part wir nich ut Kummandanturbefehlen un Unteroffzierer-Instruktschonen tausam pappt, hei wir ut Fleisch un Bein, un hei wir nich dortau dor, Lewandowsky'n dat Lewen bequem un säut tau maken; ne, hei wull sick sin eigen Lewen säut maken; un dortau, säd hei, wir menschliche Umgang nödig, vör allen mit Frugenslüd'. Un nu let hei sick äwer dese Annehmlichkeit widlüftiger ut un wis'te sei an Bispillen ut sinen eigenen Lewen nah. »Und«, slot hei sine Red', »meine Herrn, wir müssen Lewandowsky'n verblüffen, ›verblüffen‹ ist das rechte Wort, wir müssen gleich in den ersten Tagen alle möglichen Extravaganzen mit der unschuldigsten Miene begehen, damit er glaubt, daß wir ein Recht dazu haben, und im übrigen bin ich der Meinung, ein jeder tue, was er will.« Un dorin gewen wi em all recht, bet up den Erzbischoff, uns' Versammlung slot grad so, as sei all sluten, wi gungen utenanner un deden all, wat wi wullen. – De Kopernikus stunn an de Lind', Schr. gung mit sin Brud, ick spaßte mit lütt Idachechen, un Don Juan würd von Lewandowsky'n bi de Schenkjumfer rute halt, würd äwer nich mellt; blot uns' geistliche Herr tründelte den irsten Dag as 'ne streng gesetzliche Körbs den Spazierweg entlang, den tweiten Dag äwer sach ick all, dat hei mit de dicke Bäckerfru äwer den Tun räwer parlamentieren ded, un den drüdden satt hei bi ehr up de Bänk un let sick von ehr ehre grote Krankheitsgeschicht un ehren Kinnersegen utenanner setten, denn as ick seggt heww, hei interessierte sick sihr för ökonomische Angelegenheiten. – Blot min oll gaud Kapteihn satt in sin Kasematt in Gram un in Led.

Den virten Dag endlich – 't was en Sünndag – sach ick, dat hei sick Vatermürder ümbinnen würd un dat hei sinen nigen blagen Rock utbösten ded. – Haha! denk ick, hüt geiht hei ut! – Ja, dor hadd 'ne Uhl seten, hei gung nich ut, wenigstens den Morgen nich. Äwer as wi uns' Middageten vertehrt hadden, treckte hei sick den Blagen an, rückte de Vatermürder en beten vör den Speigel taurecht un säd: »Charles, ich habe einen schweren Gang vor mir, willst du mich begleiten?« – Ja, säd ick, wohen hei ok ümmer gahn wull, ick wull em ümmer tau Hand stahn; äwer nu wir de Dör unnen noch tauslaten. – »Wir gehen bloß runter zum Kopernikus«, säd hei un gung. – Leiwer Gott, dacht ick, wat dit woll ward! un folgt em.

As wi unnen dal kemen, was dat Krät grad dorbi un makte sick Koffe; de Kapteihn gung strack un stramm up em los, höll em de Hand hen un säd: »Kopernikus, wir sind sechs Jahre lang ehrliche Freunde gewesen, sind wir das noch?« – »Ja«, säd dat Ding un gaww em verlegen de Hand un stickte sick gräun dorbi an. – »Kopernikus«, säd de Kapteihn wider un schüddelte em so recht truhartig de Hand, »hast du etwas dagegen, daß Charles Zeuge unserer Unterredung wird? Ohne daß wir weitläufig darüber gesprochen hätten, weiß er, worum es sich handelt; er soll Richter sein zwischen mir und dir.« – Dor hest du en gauden Posten kregen! dacht ick bi mi, wo dit woll warden deiht? Un ick denk: Täuw'! denk ick, sallst dat Krät en beten weikmäudig maken, de Kapteihn is't all, un tüschen weikmäudig Lüd' geiht allens glatter. Un ick gew em ok min Hand hen un kik em mit alle mägliche Weihleidigkeit in dat gräune Gesicht; dunn ritt sick dat Ding los un springt nah sinen Koffepott hen un röppt: de kakte em äwer! Un hei wull noch frischen Koffe upschüdden, un denn wullen wi hüt nahmiddag recht schön Koffe tausam drinken, un de Kapteihn süll ut 'ne lange irdne Pip Toback dortau roken.

Nu bidd ick einen üm Gottes willen! Um 'ne Pip Toback was doch de Kapteihn nich herkamen, un üm 'ne Tass' Koffe giwwt doch keiner 'ne Aurelia up! – De Kapteihn säd also ok sihr kolt: »Laß das! Ich will dich bloß fragen: Liebst du Aurelien?« – Süh so, nu satt dat Krätending dor un süll Hals gewen, un nu wull hei nich. – Äwer de Kapteihn was up den richtigen Weg, un hei let nich locker: »Ick frage dich«, säd hei, »liebst du Aurelien?« – »Ja«, säd endlich de Kopernikus. – Dat was äwer den Kapteihn nich naug, kunn em ok nich naug sin, denn wenn hei sick dormit begnäugt hadd, wir de Sak ut de Welt west, un up so'ne Wis' 'ne Sak ut de Welt tau bringen, dat is jo binah, as wenn't Kind in de Weig' ümbröcht ward; hei frog also noch indringlicher: »Liebst du Aurelien mit all der Innigkeit, mit der ich sie geliebt habe?« – Dat was nu 'ne dämliche Frag' von den Kapteihn, wo kunn de Kopernikus weiten, wo deip sei em satt; ick säd also ok as Richter in de Sak: De Frag' dürwt hei nich stellen, denn dordörch set'te hei den Kopernikus blot in Verlegenheit. Un ick denk noch so bi mi: na, dor hest du dinen Posten mal gaud verwacht! – Je ja, je ja! Dunn springt dat Ding von Kopernikus up mi los un fröggt, wat ick dormang tau reden hadd? Sei wullen ehr Sak allein utmaken; un de Kapteihn seggt, dorüm hadd hei mi nich mitnamen, dat ick sei utenanner bringen süll. – Na, dat treckt mi denn nu ok eklich an, un ick frog denn, wat sei sick stats mi nich leiwer den Erzbischoff raupen wullen, de wüßt jo allens taum Gauden tau kihren, oder ok Don Juannen, de wüßt jo mit Leiwsangelegenheiten am besten Bescheid. – Dat wullen sei äwer all beid' nich, un ich würd nu ok steinpöttig un set't mi dal un drunk Koffe un rokte Toback un denk: lat't Ding sinen Lop.

De Kapteihn hadd nu äwer in de drei Dag', de hei allein seten hadd, sick einen in allen Kanten fasten Plan utdacht, un hei was en tau gauden Militör, as dat hei sinen Find slippen laten süll, un wenn de Kopernikus Sprüng' nah rechtsch un linksch maken ded, gung hei em ümmer wedder drist tau Liw' mit de Frag': »Liebst du sie mit all der Innigkeit, mit der ich sie geliebt habe?« – Nu kunn de Kopernikus nich wider retürieren, hei müßte sick stellen: Dat wüßt hei nich, säd hei, wo wid de Kapteihn in de Leiw' herinne geraden wir, bet an den Hacken oder bet an dat Hart; hei wüßt blot, dat hei sülwen dat Mäten liden müggt un dat hei eben so gaud wir as jeder anner. – Dunn let de Kapteihn den Hall'schen Flügelmann von't tweite Glid los un let em schappieren un gung mit groten Schritten up un dal un säd: »Das war dein Glück! Die Antwort rettet dich! Hättest du diese Frage mit einem einfachen ›Ja‹ beantwortet; ich hätte dich für einen Lügner ansehen müssen, denn so wie ich sie geliebt habe, kannst du sie nicht lieben.« – »Nicht?« röp de Kopernikus un set'te so'n verwogen Gesicht up, as wull hei wedder mit fleigende Fahnen un Standarten in de Slacht rücken. »Herre Gott!« röp ick dormang, »nu makt äwer Freden! De Sak is jo nu vörbi, nu kamt her un drinkt Koffe!« – »Schweig, Charles!« röp de Kopernikus; »was hast du darin zu reden?« – »Ja, schweig Charles!« röp ok de Kapteihn, »nun kommt erst die Hauptfrage.« – Na, dachte ick, ditmal un nich wedder! Wo gahn sei mit ehren Richter in Leiwssaken üm! – »Kopernikus«, frog äwer mit einmal ruhig un kolt de Kapteihn un richtete sick steidel vör em in de Höcht, »willst du Aurelien heiraten?« – As nu äwer dit swore Geschütz von Frag' unverseihens achter'n Barg rute kamm un em in de Flanken fot, treckte de Kopernikus Fahnen un Standarten in un wull sick heimlich ut den Stohm maken, äwer de Kapteihn schot ümmer wedder mit de Frag' up em los: »Willst du sie heiraten?« – Na, ick was woll verdreitlich wegen de Behandlung, de sei mi as Richter hadden taukamen laten; äwer bi dese Frag' müßt ick doch nu ludhals' lachen: »Kapteihn«, säd ick, »dat is jo mines Wissens de allerletzte Frag', un de leggt einen jo irst de Preister an'n Altor vör.« – »So?« säd de Kapteihn un kek mi von baben dal an, »so? – Nu, dann laß dir sagen, ich stehe hier auch gleichsam als Priester, denn bevor ich an dies ernste Werk gegangen bin, habe ich mein Teuerstes als Opfer dargebracht. – Und dann laß dir sagen, daß diese Frage wohl am rechten Orte ist, denn der Kopernikus kann sie zu jeder Zeit beantworten; er ist homo sui juris, er ist majorenn, seine Eltern sind tot, er hat Vermögen und hat sein Auskultatorenexamen gemacht.« – »Un sall noch fiwuntwintig Johr sitten«, säd ick. – »Das geht dich nichts an«, säd de Kopernikus, »sorge du für dich selbst! Du hast selbst noch fünfundzwanzig Jahr.« – »Ja«, säd de Kapteihn, »du kannst nicht heiraten, denn du hast ja noch nicht das Auskultatorenexamen gemacht. Jeder Auskultator im preußischen Staat kann heiraten, das heißt, wenn er Vermögen hat; ich hab's nicht, aber Kopernikus hat es, und darum soll er heiratenich sage: er soll heiraten, und wär's auch erst nach fünfundzwanzig Jahren.« – Un hir fung taum irstenmal bi den ganzen Handel sick in den Kopernikus sine Bost wat von Begeisterung an tau regen un ganz gräun gaww hei den Kapteihn de Hand un röp: »Und ich will heiraten!« – Un de Kapteihn slot em in de Arm un küßt em baben up den Kopp, denn an den Mund kunn hei wegen den Kopernikus sine korte Verstiperung un wegen sine krumme Näs' nich gaud ankamen, un reckte den einen Arm in de ganze Welt un röp: »Und hiermit entsag' ich allen meinen Rechten!«

In desen Ogenblick müßt dat nu grad passieren, dat Aurelia an unse Kasematt vörbi gung, an'n Sünndagnahmiddag en beten spazieren. Snubbs wendte sick de Kapteihn af un gung hinnen nah de Kasematt rin; hei was en Mann von Ihr un von Wurd; de Kopernikus stellte sick an't Finster un kek sin niges Eigendaum nah, un ick satt dor as't föwt Rad an'n Wagen un hülp mi mit Koffedrinken ut de slimme Lag'; denn alle beid' hadden sei en Haß up mi smeten, as wir ick schuld an all de Qual; äwer so mag dat woll all de Richters gahn. – Ick wull nu doch äwer ok nich so von minen Posten afgahn, ahn dat ick mi wat marken laten ded, ick säd also: »Ja«, säd ick, »wir dat nu woll nich gaud, dat wi ehr« – un ick wis'te so äwer de Schuller ut dat Finster rute –, »dat wi ehr, minentwegen dörch de lütt Iding, tau weiten kamen leten, wat wi hüt hir äwer ehr utmakt hewwen, denn ji mägt nu seggen, wat ji willt, mit in de Geschicht rinne hüren deiht sei doch.« – Dunn fohrte de Kapteihn hinnen ut de Kasematt herute un säd, dorvon verstünn ick nicks, tau Kinnerkram un Aposteldräger wir de Sak nich anleggt, de Kopernikus müßte den negsten Sünndag en swarten Kledrock un witte Hanschen antrecken un müßte bi den Papa mit paßliche Würden üm de Dochter anhollen.

Nu smet sick äwer de Kopernikus up min Sid un säd: hei hadd äwer keinen swarten Kledrock. – Denn müßt hei sick einen von den Erzbischoff borgen, de hadd einen. – Ne, säd de Kopernikus, dorför bedankt hei sick, denn dorin würd hei utseihn as de Hiring in'n Rockluhr. »Ja«, säd ick, »un wat würd de General dortau seggen?« Dit verblüffte den Kapteihn, hei wüßt ogenschinlich keinen Rat wider! »Oh!« röp hei, »wenn ihr ahntet, was mir diese Tat gekostet hat, und sie soll an einem Leibrock und an einem General scheitern!« Dormit gung hei wedder in dat hindelst En'n von de Kasematt un ümmer up un dal. – Nah'ne Wil kamm hei still nah uns ranner: »Charles«, säd hei, »komm!« un dorbi wischte hei sick de kollen Sweitdruppen von dat blasse Gesicht; ich klappte min Pip ut, un wi gungen nah baben.


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