Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Zur selben Zeit, als der Leichencondukt des Königs von Audh sich durch die Straße La Roquette nach der letzten Ruhestätte des indischen Fürsten in einem fremden Welttheil bewegte, – rollte vom Faubourg St. Antoine her durch die Rue de la Muette ein geschlossener zweisitziger Wagen ohne Abzeichen rasch heran und hielt an der Ecke der Straße de la Folie, welche die Rückseite des Gefängnisses begränzt.
Zwei Männer stiegen aus, beide tief in Mäntel gehüllt, der eine den Kopf mit einer Militairmütze bedeckt, der andere in Civil. Sie gingen nach dem verschlossenen Eingang des Gefängnisses, vor dem ein Doppelposten steht.
»Werda?«
»Gutfreund! Wir wünschen in das Gefängniß zu treten!«
Der Soldat hatte die Militair-Mütze gesehen.
»Das ist hier nicht gestattet, mein Offizier, selbst wenn Sie die Parole haben. Sie müssen sich nach dem Haupteingang in der Straße La Roquette wenden.«
»Das ist, was ich vermeiden will, Kamerad! Giebt es kein Mittel?«
»Man müßte an der Schelle ziehen und einen Aufseher rufen. Aber ...«
»Nun?«
»Haben Sie die Parole?«
»›Malakof‹ – wo Du selbst gefochten mein Braver, wie ich an Deiner Uniform sehe.«
Zugleich öffnete der Fremde den Mantel und zeigte die Uniform eines Generals.
Die Schildwache wollte präsentiren, aber der Offizier verhinderte es. »Kein Aufsehen, Kamerad. Ziehe die Klingel und rufe Jemand herbei.«
Der Soldat zog stark die Schelle und bald darauf hörte man schwere Tritte auf dem Pflaster des Thorwegs im Innern und ein eng vergittertes Schubfenster im Thor wurde geöffnet.
»Was giebts?«
»Hier ist ein Herr, der in's Gefängniß zu treten wünscht.« »Unsinn – der Zutritt ist nur bis Abends 6 Uhr erlaubt. Ich werde es dem Sergeanten der Wache anzeigen, daß Sie mich unnütz belästigen, Schildwach!«
Der General war näher getreten, während sich sein Begleiter im Schatten hielt.
»Es ist auf meinen Befehl geschehen,« sagte er. »Ist der Direktor des Gefängnisses noch wach?«
»Ja – aber was geht das Sie an?«
»Hört guter Freund,« bemerkte der Offizier ruhig, »Ihr werdet am Besten thun, Euch etwas höflichere Manieren anzuschaffen, wenn Ihr Euren Posten behalten wollt. Bringt diese Karte sofort dem Direktor und hütet Euch, unterwegs das Papier zu öffnen, in dem sie steckt. Aber ohne einen Augenblick Verzug, wenn Euch Euer Amt lieb ist.«
Der eingeschüchterte Aufseher nahm leise brummend durch das Gitterfenster das Papier und trollte sich. Es waren kaum fünf Minuten vergangen, als rasche Tritte sich im Innern des Hofes hören ließen und das Pförtchen im Thor aufgeschlossen wurde.
»Darf ich bitten, einzutreten?«
Der alte Offizier von seinem Begleiter gefolgt trat in den Thorweg, wo der Direktor des Gefängnisses ihn erwartete, während der Wärter die Thür wieder verschloß.
»Ich bitte tausend Mal um Entschuldigung, daß Euer Excellenz haben warten müssen – aber ich konnte den Besuch nicht ahnen und die Dienstvorschriften sind überaus streng.«
»Keine Entschuldigung, mein Herr – die strengste Pflichterfüllung ist die beste. Wollen Sie so gut sein, uns an einen Ort in der Nähe zu führen, wo ich Ihnen meinen Auftrag mittheilen kann, ohne daß wir nöthig haben, durch das ganze Gefängniß zu gehen?«
»Ich bitte, mir die Ehre zu erweisen, mir zu folgen.«
Er schritt über den Hof weg nach einem Seitenflügel und öffnete die Thür.
»Haben Euer Excellenz die Gewogenheit einzutreten, hier ist eines der Bureaux.«
Sie waren alle Drei in ein in der gewöhnlichen Weise der Geschäftszimmer meublirtes Gemach eingetreten, aus dem zwei weitere Thüren nach dem Innern des Gebäudes führten. An den Wänden umher hingen schwarze Tafeln mit einer Menge von Schlüsseln.
»Wollen Euer Excellenz die Gnade haben, Platz zu nehmen? und dieser Herr?«
Der Direktor sah etwas neugierig auf den zweiten Besucher, der den Hut in die Stirn gedrückt und den Mantel um sich geschlagen behielt, so daß seine Züge nicht zu erkennen waren.
»Dieser Herr,« sagte der General »gehört zu mir! – Ich komme im Allerhöchsten Auftrag, mein Herr, um einige Fragen an Sie zu richten, und um eine Gefälligkeit zu bitten. Vor Allem muß aber über unsere Unterredung und selbst über meinen Besuch das unbedingteste Schweigen beobachtet werden. Sie haben doch bei Empfang der Karte meinen Namen nicht genannt?«
»Bewahre! – Des Schweigens können Euer Excellenz versichert sein, aus diesen Mauern kommt ohnehin nicht viel Nachricht in die übrige Welt.«
»Desto besser. Es ist Ihnen bekannt, daß der Kassationshof heute die Berufung der italienischen Meuchelmörder verworfen hat?«
»Ja, mein Herr. Heute Abend um sieben Uhr haben der Untersuchungsrichter und ein Mitglied des hohen Kollegiums in meinem Beisein den Verurtheilten die Verwerfung mitgetheilt.«
»Und was ist seitdem geschehen?«
»Sie sind, wie dies üblich ist, der Vorbereitung des Almoseniers des Gefängnisses übergeben worden.«
»Das Urtheil pflegt in drei Tagen nach der Bestätigung vollstreckt zu werden?«
»Gewöhnlich. Die Bestätigung ist bereits erfolgt und mit ihr zugleich vor einer halben Stunde der Befehl angelangt, alle Anstalten der Art zu beschleunigen, daß die Hinrichtung bereits am Sonnabend Morgen um sieben Uhr erfolgen kann!«
»Wissen das die Gefangenen?«
»Nein – sie erhalten die Nachricht erst wenige Stunden vor der Vollstreckung.«
»Wo befindet Orsini sich jetzt?«
»In einer der Zellen für die zum Tode Verurtheilten!«
»Wie hat er die Nachricht der Verwerfung aufgenommen?« frug plötzlich rauh der Verhüllte.
»Ziemlich gefaßt, mein Herr! er scheint die Hoffnung auf die Gnade des Kaisers noch nicht aufgegeben zu haben. Doch befindet er sich in einer fieberhaften Aufregung – er hat Schreibmaterial verlangt, um ein Gesuch aufzusetzen oder sein Testament zu machen. Pierri tobt und schleudert Verwünschungen gegen Gott und alle Welt – Rudio ist fast bewußtlos vor Angst und weint und klagt.«
»Der Dummkopf – der Kaiser hat ihn ja begnadigt! Man pflegt dies erst in der letzten Stunde den Verbrechern bekannt zu machen, um die heilsame Wirkung der Angst nicht zu schmälern.«
»Sind die Gefangenen gefesselt?«
»Nein Monsieur – die Aufsicht ist so gut, daß dies nicht nothwendig erscheint. Es wäre eine unnütze Grausamkeit.«
»Aber dieser Orsini zum Beispiel, ist bereits aus einem der festesten Gefängnisse ausgebrochen!«
Der Direktor lächelte. »Ich bitte Euer Excellenz zu bemerken, daß dies in Oesterreich geschah. Aus dem Gefängnis La Roquette geht man nur auf das Schaffot oder durch die Gnade des Kaisers in die bürgerliche Gesellschaft zurück.«
»Ist es nicht möglich,« mengte sich wiederum der Unbekannte in die Unterredung, »den Verurteilten vorher einige Zeit zu beobachten, ehe man ihn besucht?«
Der Direktor sah ihn erstaunt an. »Wie, Monsieur, Sie wollen Orsini sprechen?«
»Ja!«
»Aber das geht nicht an, ohne eine besondere Erlaubniß des Präsidenten des Kassationshofes!«
»Ich werde sie haben. Aber beantworten Sie zunächst meine andere Frage.« »Es befinden sich allerdings in den Thüren vergitterte Oeffnungen, durch welche die Aufseher ziemlich unbemerkt die Gefangenen controlliren können!«
»Ich bin kein Aufseher,« sagte der Fremde ungeduldig. »Machen Sie nicht so viel Umstände. Im geheimen Archiv der Polizei befindet sich ein Plan von La Roquette, demzufolge an drei gewissen Zellen ein geheimer Corridor oder sonst ein Raum da ist, aus dem man Alles, was in diesen Zellen gethan oder gesprochen wird, sehen und hören kann. Ich frage Sie nun, ob der Gefangene Orsini sich gegenwärtig in einer dieser drei Zellen befindet?«
Der Direktor zögerte, obschon er die Wahrheit zu ahnen begann.
»Mein Herr – das ist ein Amtsgeheimniß von so hoher Bedeutung ...«
Der Fremde unterbrach ihn ungeduldig.
»Roquet, sagen Sie diesem Herrn doch, daß er mich nicht unnöthig aufhält?«
Der General gab lächelnd dem Direktor einen bedeutungsvollen Wink mit den Augen.
»Ich versichere Sie auf mein Wort, daß Sie für Alles gedeckt sind. Entsprechen Sie genau den Befehlen dieses Herrn.«
Der Beamte verbeugte sich. »Orsini befindet sich in diesem Augenblick allerdings mit dem Almosenier des Gefängnisses und dessen Sakristan in einer der bezeichneten Zellen.«
»Und warum wird er dort nicht beobachtet?«
»Ich habe keinen Befehl dazu erhalten.« »Nehmen Sie Ihre Schlüssel und führen Sie mich an jenen Ort, wo ich sehen und hören kann!«
Der Direktor nahm, ohne ein Wort zu entgegnen, einen Leuchter mit Kerze, zündete diese an der Gasflamme an und öffnete eine der Thüren im Hintergrund.
»Haben Sie die Gnade mir zu folgen; mit so wenig Geräusch als möglich.«
Er ging voran in einem der gewöhnlichen Gänge, die in das Innere des Gefängnisses führen. Der Korridor war breit und gut erleuchtet; an einer Kreuzung fanden sie eine Schildwach, an zwei andern Stellen begegneten sie Aufsehern, die in Schuhen mit starken Filzsohlen fast unhörbar und auf einen Wink des Direktors, ohne sich weiter um sie zu bekümmern, an ihnen vorüber glitten.
Dann kamen sie zu einer steinernen Treppe, die in das erste Geschoß hinauf lief.
Der Direktor führte sie jedoch nicht diese hinauf, sondern wandte sich in einen engern Seitengang, der in einer kleinen Curve sich bog, so daß er von der Treppe oder dem größeren Corridor aus nicht übersehen werden konnte.
Als sie so weit hinein geschritten waren, schien der Gang mit einem quer vorgestellten großen Schrank zu endigen.
Der Direktor holte ein kleines Schlüsselbund, das offenbar nur seinem Privatgebrauch diente, aus der Tasche und suchte einen Schlüssel aus, mit dem er den Schrank aufschloß. Dann leuchtete er in das Innere.
»Haben Sie die Gnade, einzutreten!«
Als der Beamte das Licht in den Schrank hielt, konnte man sehen, daß statt der Hinterwand eine Treppenöffnung in die Höhe führte.
»Darf ich voran gehen?«
»Zeigen Sie den Weg!«
Der Direktor stieg, das Licht hoch haltend, die Stufen hinauf, die mit einem Teppich belegt waren, um das Geräusch der Schritte zu dämpfen, nachdem er den General ersucht hatte, die Thür des Schrankes wieder in's Schloß zu drücken.
Sie stiegen eine Anzahl Stufen hinauf, die wahrscheinlich der der großen Treppe, an welcher sie vorüber gegangen waren, gleichkam, und gingen dann einen kurzen, sehr schmalen Gang entlang.
Derselbe öffnete sich in einen dreieckigen Raum. Der Direktor zündete einen von der Decke hängenden Gasarm an, der eine spärliche, aber genügende Helle verbreitete, um erkennen zu lassen, daß an jeder der drei Seiten sich eine schmale dunkle Thüröffnung befand.
»Meine Herren,« sagte der Führer, »Sie befinden sich jetzt in Mitten des Gefängnisses. Diese drei Thüren führen zu den Wänden der Zellen, welche man den Verurtheilten oder solchen Verbrechern giebt, deren Treiben zu beobachten das Staatsinteresse gebietet. Die Einrichtung ist so geschickt, daß Sie Alles sehen und hören können, was der Gefangene thut und spricht, ohne bemerkt zu werden. Die ganze Anlage hängt in von Außen ganz unbemerkbarer Weise mit dem System der Röhrenleitungcn für die Heizung des Gebäudes zusammen.«
»Welches ist die Zelle, in der, wie Sie sagen, Orsini jetzt mit dem Geistlichen zusammen ist?«
»Dort!« Der Direktor wies nach der mittleren Oeffnung; der General wandte sich mit einer fragenden Bewegung zu seinem Begleiter.
»Bleiben Sie hier – ich will selbst gehen! Sprechen Sie nicht!« Als sei er überzeugt, daß man ihm gehorchen müsse, trat der Mann im Mantel in den bezeichneten Gang, in dem er etwa zwanzig Schritt machte, wobei ein schwacher Lichtschimmer vom Ende her ihm die Richtung zeigte, bis seine vorgestreckte Hand an die abschließende Wand stieß. Auch hier war der Fußboden mit einem dicken Teppich belegt und die Wand rechts und links stark mit Leder gepolstert. Als der Fremde an das Ende kam, befand er sich in Höhe der Augen vor einer durchbrochenen Rosette von Gußeisen, wie solche in den mit der sogenannten russischen Heizung versehenen Gebäuden dazu dient, die Wärme in die Zimmer zu lassen, oder die trockene Luft in der Höhe zu entfernen.
Die Rosette war so geschickt gearbeitet und so dünn, daß man durch die Oeffnungen die ganze darunter liegende gewölbte Zelle übersehen konnte. Zugleich war die Wölbung der Art eingerichtet, daß sie nach den Gesetzen der Akustik allen Schall nach der Rosette hin concentrirte.
In der Zelle befanden sich vier Personen: Felix Orsini, der ehemalige Gefangene von Mantua, – der greise Abbé Hugon, Almosenier des Gefängnisses, sein Kirchendiener oder vielmehr der Vertreter desselben, dem wir auf dem Bastillenplatz begegnet sind, und ein Gefangnenwärter.
Die Zelle enthielt Nichts, als einen am Fußboden befestigten Tisch und zwei in gleicher Weise angeschraubte Bänke, von denen die eine so breit war, daß sie mit einem darauf liegenden Strohsack zur Lagerstätte dienen konnte. An der Wand hing ein Kruzifix. Vor dem Tisch stand ein unbeweglicher schwerer Holzklotz als Sessel. Die Rosette befand sich an der Wandseite über der Lagerstätte. Der Verurtheilte saß in dem Augenblick, als der Fremde an die Rosette trat, neben dem Geistlichen auf der Lagerstätte und hörte mit zerstreuter Miene auf die Tröstungen der Religion und die Ermahnungen, seine Verbrechen zu bereuen und durch ein aufrichtiges Bekenntniß vor dem irdischen Richter seine Seele zu entlasten, ehe der furchtbare Augenblick gekommen sei, in dem sie vor ihren ewigen treten müsse.
Der Geistliche sprach in keiner Weise zelotisch, sondern ruhig und verständig, indem er das Gefühl nicht verdammte, aus dem die fanatische That der vier Italiener hervorgegangen, sondern nur diese That selbst. Dennoch achtete offenbar Orsini wenig auf die Worte und sein dunkles Auge suchte wiederholt den falschen Küster, dessen Zeichen beim Eintritt er Wohl bemerkt hatte. Der Alte unterhielt sich jedoch leise mit dem Gefangnenwärter und schien ihm keine Beachtung zu schenken.
»Sie wollen also heute nicht dem heiligen Sakrament der Beichte sich unterziehen, mein Sohn?« sagte endlich der Abbé.
»Nein, hochwürdiger Vater, – ich fühle mich nicht dazu gestimmt!«
»Aber bedenken Sie wohl, daß nach dem Urtheil der menschlichen Gerechtigkeit Ihre Stunden gezählt sind – daß Sie keine Zeit zu verlieren haben, sich vor Ihrem Schöpfer zu demüthigen und die Heiligen um ihre Fürbitte anzurufen. Ein reuiges Herz, ein offenes Bekenntniß erleichtert die letzten Stunden!«
»Sie reden, als ob ich in der nächsten schon hingerichtet werden sollte?« sagte der Verschwörer mit einem fragenden Blick.
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, mein Sohn, daß ich Nichts davon weiß, daß es nur meine Pflicht ist, den Verurtheilten ihre letzten Stunden zu erleichtern, indem ich sie mit ihrem Gott versöhne und sie die Gnade des Erlösers anrufen mache. Ich habe es für Pflicht gehalten, noch diesen Abend zu Ihnen und den andern Schuldigen zu kommen, weil ich gehört, daß Ihnen heute die Verwerfung Ihres Gnadengesuches verkündet ist.«
»Das ist noch nicht der Befehl zur wirklichen Vollstreckung des Urtheils!«
»Nein – Gott kann die Herzen der Mächtigen lenken zur Gnade, aber bedenken Sie, daß Ihr Verbrechen sehr schwer ist!«
Der Verurtheilte schleuderte einen trotzigen Blick nach dem falschen Sakristan.
»Ich werde mich diese Nacht damit beschäftigen,« sagte er in fieberischer Aufregung, »noch ein Mal an den Kaiser zu schreiben. Da liegt bereits das Papier – ich habe ihm so Vieles zu sagen, das er hören muß! ich verlange wenigstens Aufschub der Vollstreckung und er darf mir ihn nicht verweigern! ich habe Freunde, die mich unterstützen müssen. Mit ihrer Hilfe ...«
»Rechnen Sie lieber auf Gott, als auf die Hilfe menschlicher Freunde,« sagte der Geistliche ernst. »Unglücklicher Mann – ich sehe, wie es mit Ihnen steht. Sie können noch zu keinem Entschluß kommen und mißkennen Ihre Lage. Werfen Sie endlich die Bande von sich, mit denen Sie sich an das Leben ketten wollen und vertrauen Sie allein auf Ihren Erlöser. Ich muß Sie jetzt verlassen und mich zu Ihren unglücklichen Gefährten begeben. Gebe Gott, daß ihr Herz empfänglicher ist. Nehmen Sie dieses Gebetbuch und benutzen Sie es. Morgen hoffe ich Sie besser vorbereitet für das heilige Sacrament der Beichte und der Kommunion zu finden.«
Der Priester hatte sich erhoben und gab dem Sakristan einen Wink, die heiligen Gerätschaften aufzunehmen.
Diesen Augenblick benutzte der Verkleidete, um durch ein Zeichen dem Verurteilten anzudeuten, daß er mit ihm sprechen wolle.
Orsini legte die Hand auf den Arm des Priesters.
»Ich wünschte,« sagte er – »Sie könnten zu mir in den Klängen meiner Muttersprache reden. Sie würden wahrscheinlich mehr Eingang zu meinem Herzen finden, denn ich bin nicht so verstockt, als Sie glauben!«
»Ich weiß,« erwiederte der Abbé milde, »welche große Macht die Erinnerungen der Heimath über das menschliche Herz üben und bedauere deshalb um so mehr, daß ich die schöne Sprache Ihres Vaterlandes nicht verstehe!«
»Wenn ich Ihnen, hochwürdiger Herr oder dem unglücklichen Mann hier dienen kann,« sagte der verkleidete Sacristan, »so bin ich gern bereit, da ich in meiner Jugend unter dem großen Kaiser die Kriege in Italien mitgemacht und das Italienische gelernt habe, ehe ich in die heilige Kirche eintrat.«
»Das trifft sich gut,« meinte arglos der Geistliche, »und ich danke es dem hochwürdigen Pfarrer von St. Ambroise, der Sie mir in Stelle meines armen kranken Ambrosio zugeschickt und empfohlen hat. Da dieser Beamte hier mit dem Gefangenen die Zelle theilt, hat es wohl kein Bedenken, wenn ich Sie hier noch auf eine halbe Stunde zurücklasse, bis ich etwa Ihrer Dienste bei den andern Gefangenen bedarf?«
Die Frage war an den Aufseher gerichtet. »Es hat nicht das geringste Bedenken,« sagte der Mann. »Ich darf die Zelle nicht verlassen und mein Kamerad, der außen die Wache hält, wird Euer Hochwürden in die Zelle des Herrn Rudio geleiten. Das ist der Schlimmste, er thut Nichts als heulen, obschon ich glaube, daß der Kleine, der Major, wie er sich nennt,Pierri mehr Furcht hat, als er sehen lassen will.«
»So reden Sie diesem armen Manne zu, der Gnade Gottes sich demüthig anzuvertrauen, damit ich bei meinem Besuch morgen früh eine aufmerksamere Stimmung in ihm finde!«
Der Geistliche klopfte an die Thür, die sich sofort öffnete, und verließ die Zelle. Der Aufseher sprach einige Worte mit seinem Gefährten, dann wurde die Pforte wieder verschlossen.
Man hörte Schritte sich entfernen und dann nur noch den gemessenen Tritt der Schildwach, die auf dem Korridor der Verurtheilten mit geladenem Gewehr auf und nieder ging.
Der falsche Sakristan horchte einige Augenblicke, dann wandte er sich zu dem Gefangnenwärter, indem er dicht zu ihm herantrat.
»Sie sind der Mann, der bei diesem Herrn bis zu seinem Tode bleibt und bei der sogenannten Toilette des Henkers zugegen ist, kurz der ihm die letzten Dienste erweisen soll?«
»Ja, Monsieur!«
»Gut. Dann habe ich Ihnen einen Namen zu nennen. Es ist der des Lord Heresford!«
»Das genügt, Monsieur. Wer Sie auch sein mögen, ich sehe, Sie sind im Geheimniß!«
»Ich habe vor kaum einer halben Stunde den Lord verlassen, und bin hier, um Alles vorzubereiten und Signor Orsini zu verständigen.«
»Dann Monsieur, beeilen Sie sich. Sie können jeden Augenblick abgerufen werden. Ich werde unterdeß an der Thür Wache halten.«
»Parlate Italiano?«
Der Mann sah ihn groß an. »Was meinen Sie?«
»Ich fragte, ob Sie Italienisch verstehen?«
»Nein, Herr!«
»Gehen Sie an die Thür also. Sie wissen, daß der Lord mit der Belohnung nicht knickert.«
»Ich weiß, ich weiß! aber auch, daß man mich nach Lambessa oder Cayenne schicken kann!«
Der Aufseher stellte sich horchend an die Thür; der falsche Sakristan ging auf den Gefangenen zu, der sich, ihr Zwiegespräch mit großer Erregung beobachtend, auf sein Lager gesetzt hatte.
»Felicio!«
»Ha – ich kenne diese Stimme! ich habe mich also nicht getäuscht. Es ist der Prophet!«
»Für die Anderen meinetwegen, für Sie Ihr Freund! Wissen Sie, daß der Befehl zu Ihrer Hinrichtung bereits ertheilt ist?«
Der Verschwörer fuhr zusammen. »Zu wann?« stammelte er endlich.
»Uebermorgen, Sonnabend früh!«
»Und will man mich wirklich sterben lassen wie einen Hund?« frug der Gefangene wüthend. »Sind das die Versprechungen, die man mir gemacht? Aber ich werde mich rächen, ich werde dann nicht allein sterben, ich – –
»Still!« gebot der Sakristan. »Hätten Sie Ihre Absicht mit etwas mehr Geschicklichkeit oder Ruhe ausgeführt, so befänden Sie sich jetzt nicht in diesen Mauern. Doch das läßt sich nicht ändern, es handelt sich vorläufig nur darum, Sie zu retten! Sie wissen nicht, daß über diesem Versuch bereits mindestens zwanzig Menschen, die in der Nacht zum 5ten einen Aufstand vor La Roquette machten, nach Cayenne wandern werden. Was enthält jenes Papier, von dem Sie sprachen?« Er wies nach dem Tisch.
Der Verurtheilte zögerte.
»Antwort bei Ihrem Eid, Felicio Orsini!«
Der Republikaner holte tief Athem. »Es ist – es ist die Bitte um Begnadigung!«
Der Sakristan ging, ohne eine Antwort zu geben, nach dem Tisch, las das Papier, das übrigens erst einige Zeilen enthielt, und zerriß es.
»Setzen Sie sich und schreiben Sie, was ich Ihnen diktire!«
Der Verurtheilte gehorchte. Bei der Unterredung bedienten sich übrigens Beide nur der italienischen Sprache.
»Ich bin bereit!«
»»Sire!
An der Schwelle des Schaffots sende ich dem Mitgliede des Bundes der Carbonari, das jetzt auf dem Throne von Frankreich sitzt und mit der Gewalt seiner Bayonnette die Hauptstadt Italiens und damit Italien selbst gefesselt hält, mein Testament!««
»Mein Testament!« wiederholte der Schreibende.
»Fahren Sie fort:
»»Die italienische Liga hatte Sie nicht gerufen, Sie und Ihr Bruder sind freiwillig in den Bund getreten und haben den Eid bei Ihrem Leben geleistet. Ihr Bruder starb für die Freiheit, – das Wie? ist Ihnen am Besten bekannt! – Sie sind selbst einer unserer Tyrannen geworden. In der Nacht, als Ihre Kanonen das letzte Bollwerk des mit dem Blut Ihrer Bundesbrüder frei gewordenen und vertheidigten Roms niederwarfen, schworen hundert Männer einen heiligeren Eid, als der Ihre war, dieses Blut zu rächen. Sire – wir, die Sie auf das Schaffot senden – sind nun die Ersten, die nach langem Zögern, nachdem wir sieben Jahre lang auf Ihre Umkehr und die Erfüllung Ihrer Versprechungen gewartet haben, ihren Eid lösen.
Greifen Sie zurück in die letzten Erinnerungen Ihrer geheimen Politik, und Sie werden wissen, was uns den Dolch in die Hand gegeben hat.««
»Mailand!« sagte der Schreiber.
»Bologna und Venedig! weiter!«
»»Von diesem Augenblick an giebt es nur zwei Dinge, die Befreiung Italiens, oder Ihr Tod. Sie können noch hundert Köpfe unter dem Eisen Ihrer Guillotine fallen lassen, aber der hundertundeinste wird Ihren Fall sehen. Aus der Mitte Ihrer Cohorten heraus wird der Tod, in welcher Form es auch sei, Sie holen. Denken Sie an das Schicksal Cäsars! Die Tuilerieen gewähren nicht mehr Schutz, als das Kapitol!
Ich sterbe, Sire, indem ich Sie binnen hier und einem Jahre vor den Richterstuhl Derer lade, welche seit vierzig Jahren für die Freiheit Italiens gestorben sind, wenn bis dahin mein Blut nicht durch Ihre Kriegserklärung an Oesterreich gesühnt ist. Ich verwerfe Ihre Gnade und sterbe als ein Märtyrer meiner Ueberzeugung und als ein Rächer meines Volks.
Sire! wählen Sie! Ich vermache die Sorge für meine Familie meinen Freunden, und die Pflicht, meinen Tod zu feiern oder zu rächen Italien.««
Unterzeichnen Sie: »»La Roquette. Felicio Orsini!««
Der Verurtheilte hatte es gethan – er warf jetzt die Feder mit Erbitterung nieder.
»Gut – Sie wollen meinen Tod, so sei es denn!« sagte er finster. »Ich will Ihnen zeigen, daß ich meinen Eid halte!«
Er hatte das Gesicht mit den Händen bedeckt, die Arme auf den Tisch gestützt.
Der »Prophet,« wie er ihn nannte, hatte das Papier genommen und dasselbe in Briefform gefaltet.
»Sie sind noch nicht fertig. Schreiben Sie die Adresse des Kaisers – aber mit fester Hand. Unten die Bemerkung: Mein Testament. Nach meinem Tode zu übergeben!«
In stummer Verzweiflung leistete der Gefangene Folge.
»So ist es gut. Diesen Brief behalten Sie bei sich, bis Sie den Todesgang antreten sollen. Dann vergessen Sie nicht, ihn zurückzulassen, – oder besser, übergeben Sie ihn dem Mann dort, der Sie bis zum letzten Augenblick nicht verlassen soll. Er wird für die Beförderung sorgen!«
»Sie sind Erz und Marmor,« sagte der Verurtheilte bitter. »Bedenken Sie, daß ich nur ein Mensch bin und spannen Sie die Saiten nicht zu straff!«
»Eben deshalb, weil ich Sie nicht ganz für einen Brutus halte, wollen wir jetzt von Ihrer Rettung sprechen!«
»Von meiner Rettung? Sie fügen noch den Hohn zu Ihrer Hartherzigkeit!«
»Sie irren sich – ich bin von Nichts mehr entfernt, als davon, Sie zu höhnen oder zu täuschen. Ihre Rettung ist eine abgemachte Sache. Ich dächte, der Umstand, daß Sie mich hier sehen und daß jener Mann dort von unserer Unterredung keine Notiz nimmt, könnte Ihnen schon Bürgschaft genug sein.«
»Das ist wahr. Aber ich kenne Ihren Einfluß; daß Sie in Paris waren unter irgend einer Verkleidung und Verbindungen in meinem früheren Gefängniß hatten, wußte ich aus den Anweisungen und Botschaften, die Sie mir während des Prozesses haben zugehen lassen. Aber wenn sich vor Ihnen auch die Thüren der Kerker öffnen, so dürfte es doch ein Anderes mit uns sein!«
»Ich kann auch blos für Ihre Rettung bürgen – Pierri und Rudio müssen ihr Schicksal tragen. Sie aber, wenn Sie Muth und Ruhe bewahren, sollen frei aus diesem Kerker herausgehen!«
»Ja – auf das Schaffot!«
»Es führt ein Weg neben dem Schaffot vorbei!«
»So will man mich im letzten Augenblick begnadigen?«
»Nein – das Eisen der Guillotine wird fallen – aber auf den Kopf eines Andern!«
Der Verurtheilte blickte den Verkünder dieser seltsamen Rettung mißtrauisch und fragend an. »Was soll das heißen?«
»Sie wissen, daß Sie zur Strafe des Vatermordes verurtheilt sind?«
»Ja – ich soll die Hand verlieren, ehe man mir den Kopf zum Besten dieses würdigen Vaters abschneidet!«
»Das Urtheil ist in dieser Beziehung gemildert. Aber was wichtiger ist, Sie werden mit verhülltem Haupt das Schaffot betreten.«
»Nun?«
»Die Personen, welche Sie in dem letzten Augenblick in Ihrer Zelle umgeben zur Vornahme der sogenannten Toilette der Verurtheilten, sind bestochen. Man wird eine andere Person an Ihre Stelle schieben, irgend einen des Todes längst würdigen Verbrecher, der das Fallbeil erwartet. Sie werden in der Kleidung eines der Knechte des Nachrichters das Gefängniß verlassen im Augenblick, wo die Hinrichtung vor sich geht. Ein Fiacre erwartet Sie am hintern Ausgang von La Roquette und bringt Sie bis vor die Barriere. Dort harrt ein Wagen, der Sie mit Ihrem Begleiter im Galop bis Creil bringt, wo Sie den Bahnzug nach Brüssel besteigen. Das Uebrige ist die Sache Ihres Begleiters. In Brüssel finden Sie Alles Nöthige, um sofort nach England zu gehen.«
»Gott sei Dank! – wenn ich England erreichen kann, .....«
»England ist in diesem Augenblick kein Boden für Sie. So sehr man auch geneigt sein würde, sich über Ihre Flucht zu freuen und diese zu unterstützen, kann man Sie doch nicht offen beschützen, da man die französische Alliance braucht. Man würde gezwungen sein, Sie auszuliefern. Sie dürfen England nur betreten, um sofort nach Liverpool zu gehen und sich dort mit dem ersten Dampfer nach Amerika einzuschiffen.«
»Aber man wird den Betrug bald entdecken, man wird mich verfolgen!« sagte der Italiener eigensüchtig, ohne mit einer Sylbe des Schicksals seiner Gefährten zu gedenken.
»Nein – nur ein unglücklicher Zufall kann überhaupt eine Entdeckung herbeiführen, ehe sie von Ihnen selbst ausgeht. Die Todten sprechen nicht, und die Lebenden und Wissenden werden sich hüten, es zu thun, bis es an der Zeit ist. Darum auch müssen Sie selbst unter anderem Namen in Amerika verborgen bleiben, bis Sie von dem Bunde die Erlaubniß erhalten, wieder hervorzutreten.«
»Und – – wenn es nun mißglückt?«
»Dann halten Sie Ihren Eid und sterben Sie wie ein Mann, der jenen Schergen der Gewalt zeigt, was die Begeisterung für die Freiheit vermag. Der Erfolg hätte Ihre That geadelt, jetzt muß es Ihr Tod thun. Aber fürchten Sie Nichts – die Vorbereitungen sind so gut getroffen, daß ein Mißlingen kaum möglich isl. Darum, wenn man Sie morgen mit Versprechungen von Gnade oder Drohungen bestürmt, halten Sie fest und zeigen Sie ihnen die Verachtung des Mannes, der für seine Sache bereit ist, zu sterben!«
»Ich werde es!« sagte der Verurtheilte, in dem der alte Fanatismus wieder den Sieg gewonnen, mit funkelndem Auge. »Der Prophet soll den Schüler seiner würdig finden!«
In diesem Augenblick sah der Gefangenwärter von der Thür auf.
»Man kommt, um Sie zu rufen!« sagte er.
Der Sakristan war im Augenblick wieder in seiner Rolle.
»So leben Sie denn wohl bis morgen, unglücklicher Mann,« sprach er salbungsvoll, »und möge Gott Ihr Herz rühren, daß die Worte unsers frommen Abbé in demselben Eingang finden. – Bedarf der hochwürdige Herr meiner?« frug er den eintretenden Aufseher.
»Ja, Herr Sakristan – der Abbé wünscht Sie in der Zelle des Gefangenen Rudio zu sehen!«
»Also nochmals Muth und Vertrauen, Signor Orsini,« sagte der Verkleidete auf französisch. »Gott sei mit Ihnen!«
Die Thür fiel hinter ihm in's Schloß. – –
Einige Minuten nachher kehrte der Mann im Mantel aus dem geheimen Gange zurück und trat in das Vorzimmer, wo der Direktor und der General warteten.
»Kommen Sie!«
»Wohin befehlen Euer ...«
Der Unbekannte unterbrach ihn herrisch. »Still! – Haben Sie nicht verstanden, daß General Roquet Ihnen Schweigen in jeder Beziehung auferlegt hat?«
Der Direktor verbeugte sich ehrerbietig.
»Führen Sie uns zurück nach dem gewöhnlichen Aufgang. Ich wünsche in die Zelle des Signor Orsini zu treten und mit ihm zu sprechen. Sie werden die beiden Aufseher, die bei ihm postirt sind, so lange entfernen.«
»Aber – ich bitte um Entschuldigung – der Gefangene ist nicht gefesselt, er ist ein verwegener und entschlossener Mensch, und es dürfte nicht ohne Gefahr sein ...«
»Sie werden die Thür hinter mir nicht verschließen und mit dem General in der Nähe derselben bleiben, so daß Sie jeden Ruf hören können. Gehen Sie voran.«
Während der Direktor das Licht nahm und auf dem Wege zurück ging, den sie vorher gekommen, näherte sich der General seinem Begleiter.
»Ich bitte Sie, die Warnung dieses Herrn zu beachten,« sagte er flüsternd. »Es ist doch zu gefährlich – gestatten Sie mir wenigstens, dabei zu sein.«
»Nein, Roquet, das geht nicht! Ueberdies können Sie unbesorgt sein, ich bin nicht ohne Waffen.«
Er hob unter dem Mantel die Hand hervor und öffnete sie.
Aus dem Aermel ragte der kurze fünffache Lauf eines jener kleinen Taschenrevolver, die man bequem in der hohlen Hand bis zum Gebrauch verbergen kann und die man »Taschenmörder« nennt.
Der Offizier nickte beruhigt.
Unterdeß war der Direktor wieder bis zu dem Schrank gekommen und visirte durch eine geheime Klappe, ob der Gang leer sei, dann öffnete er und sie traten heraus.
Der Beamte schritt ihnen die Treppe vorauf und führte sie nach dem Vorplatz, von dem aus man die verschiedenen Gänge übersehen konnte. Dort bat er sie, einige Augenblicke zu verziehen und trat dann in den Corridor, der zu den Zellen der zum Tode Verurtheilten führt.
Gleich darauf kamen die beiden Aufseher, die in und vor der Zelle Orsini's ihren Posten hatten, an ihnen vorüber.
Der Direktor winkte, sie traten näher und standen vor der mit Eisen beschlagenen Thür.
»Sie ist offen, wenn Sie noch befehlen, einzutreten!«
»Gut. Bleiben Sie hier und merken Sie auf!«
Der Unbekannte öffnete selbst die Thür und trat in die Zelle, den Hut auf dem Kopf, den Mantel vor dem Gesicht. Orsini saß an dem Tisch und schrieb eifrig.
Als er den Fremden eintreten sah, glaubte er wahrscheinlich, es sei ein Beamter des Gerichts, denn er blieb ruhig sitzen und sagte mit trotziger und höhnischer Miene:
»Sie kommen wahrscheinlich im Auftrag des Tyrannen Frankreichs und Italiens, um mir anzuzeigen, daß seine Guillotine ihr Amt an mir verrichten soll? – Nun, ein Paar Stunden eher oder später, es kommt Nichts darauf an! Lassen Sie mich nur diesen Satz eines Briefes an meine Frau beendigen und ich stehe sogleich zu Diensten!«
Der Fremde trat an die andere Seite des Tisches, ließ den Mantelkragen fallen und nahm den Hut ab.
So blieb er stehen.
Der Italiener in der angenommenen Gleichgültigkeit schrieb noch ein oder zwei Minuten weiter, ohne die Augen zu erheben.
Dann sagte er: »Ich bedauere, mein Herr, daß ich Ihnen keinen andern Sitz als jene Bank anbieten kann. Se. Majestät der Kaiser Louis Napoleon hat mich etwas schlecht möblirt logirt.«
»Das ist wahr,« sagte der Unbekannte ruhig in italienischer Sprache. »Aber Sie haben es nicht besser gewollt.«
Der Verschwörer sah erstaunt empor – dann sprang er betroffen auf und starrte den Fremden an, als sehe er eine Erscheinung.
»Träume ich – seh' ich recht? – Sire – Euer Majestät ...«
»Still!« sagte der Fremde, »Sie vergessen, Signor Orsini, daß Sie ein Republikaner sind und mich vor vier Wochen haben in die Luft sprengen wollen!«
»Sire,« sagte der Verschwörer finster – »es galt dem Unterdrücker meines Vaterlandes!«
»Sie sind ein Narr mit sammt Ihrem Herrn Mazzini und haben Beide nicht warten gelernt. Aber die Kaiserin, die Sie mit Ihren Meuchelmördern so schwer gefährdet, hat um Gnade für Sie gebeten. Ich bin hierher gekommen, um Ihnen einige Fragen vorzulegen, ehe ich mich darüber entscheide. Wollen Sie dieselben beantworten?«
»Ich muß die Fragen erst kennen!«
»Bedenken Sie, es handelt sich um Ihren Kopf, den Sie verwirkt haben!«
»Ich bin bereit, ihn auf das Schaffot zu tragen!«
»Und ich wiederhole Ihnen, daß Sie ein Narr sind, wenn Sie Ihr Leben nicht retten wollen.«
»Fragen Sie und ich werde sehen!«
»Zunächst – man hat mich wissen lassen, daß der Eid zu meiner Ermordung sich schon aus früherer Zeit herschreibt!?«
»Seit dem Tage, da Sie die Freiheit Italiens durch die Eroberung Rom's unterdrückt haben.«
»Und warum hat man so lange gezögert? Oder gehörten Pianori und Bellamare auch zu Ihnen?«
»Nur der Erstere, der Andere war ein Verrückter. Aber nach uns werden Hundert kommen!«
»Das beantwortet meine Frage nicht. Warum haben Sie gerade jetzt Ihr Mordattentat versucht?«
Der Italiener sah ihn spöttisch an.
»Sie haben sonst nicht ein so kurzes Gedächtniß, Sire!«
»Ich verstehe Sie nicht!«
»Nun wohl – ich kannte eines Ihrer politischen Geheimnisse, Ihren neuesten Verrath an Italien!«
Der Andere schwieg.
»Pianori,« fuhr der Verurtheilte fort, »hob das Pistol wegen Ihres geheimen Vertrages mit Österreich für die Hilfe im Krimkrieg. Sie sicherten ihm damals die Lombardei.«
»Aber Oesterreich war nicht unser Verbündeter!«
»Man hielt nur so viel, als dem Kabinet von Wien gut dünkte. Eben deshalb schloß England den Vertrag mit Piemont.«
»Sie sehen also, daß Ihre wahnsinnige Partei sich getäuscht hat!«
»Nein, denn Sie hassen Piemont eben so wie Oesterreich und handeln nur nach Ihrem Vortheil.« – Er trat einen Schritt auf ihn zu, was den Andern veranlaßte, fast unwillkürlich die Hand von dem Mantel frei zu machen.
»Fürchten Sie Nichts, Sire, obschon ich weiß, daß Sie es waren, welcher den Aufstand in Mailand, Venedig und Bologna, der Italien frei machen sollte ohne die Waffen Victor Emanuels, den Österreichern verrathen und sie gewarnt hat!«
»Das ist falsch!«
»Es ist!«
Der Besucher biß sich auf die Lippen. »Wer hat Ihnen oder Herrn Mazzini dieses Mährchen aufgebunden?«
»Ihre Alliance mit England, Sire, steht auf sehr schwachen Füßen! Soll ich Ihnen vielleicht die Details der Mittheilung bezeichnen? Lord Palmerston ist in Wien sehr gut bedient!«
»Also von dort her? – ich hätte es mir denken können!« Er biß die Zähne auf einander. »Nun gut – ich will es nicht leugnen, denn das Geheimniß geht mit Ihnen zu Grabe. Ich will Ruhe in Europa!«
Wiederum lächelte der Italiener spöttisch. »Wenn England es Ihnen erlaubt, Sire!«
»Wiederum England, und immer England! – Nun wohl, Signor Orsini, ich habe Ihnen angeboten, Ihren Kopf zu retten, ja ich verspreche Ihnen, nach kurzem Gefängniß Sie ganz zu begnadigen und Ihnen selbst die Mittel zu einem anständigen und ruhigen Leben zu sichern, – wenn ...«
»Nun, Sire, wenn ...«
»Sie haben dies abscheuliche Attentat, das so vielen Menschen das Leben gekostet hat, in England vorbereitet!«
»Der Prozeß enthält darüber das Nöthige.«
»Ja – aber er läßt das Meiste hinter den Coulissen. Er enthüllt nicht einmal die Person dieses mysteriösen Master Alsop. Offenbar hätten Sie alle die Vorbereitungen und Proben in England nicht treffen können, wenn Sie nicht einen geheimen Schutz gehabt hätten.«
»Sire, England ist ein sehr freies Land!«
»Für die Verbrechen ja – sonst nicht! ich kenne es zur Genüge. Ich weiß ganz bestimmt, daß die Absicht des nichtswürdigen Attentats dem Kabinet von St. James vorher nicht unbekannt gewesen ist!«
»Dann Sire,« sagte der Italiener kalt, »wissen Sie mehr als ich! – Aber wie ich aus dem Prozeß gehört habe, hat die Londoner Polizei ja vorher gewarnt!«
»Bah – wie es alle Monat mindestens zwei Mal geschieht! Stellen Sie sich nicht, als ob Sie mich nicht verständen, Signor Orsini. Ich verlange von Ihnen eine Erklärung und die Beweise, um das englische Kabinet vor Europa des Mordversuchs gegen mich anklagen zu können! Ich bin überzeugt, ich weiß, daß Sie dies können!«
»Nun Sire – ja – ich kann es!«
»Also gut – wir sind einig! – Sie werden den General-Prokurator und zwei Mitglieder des obersten Gerichtshofes morgen zu sich fordern, und vor diesen ihre Aussage zu Protokoll geben!«
»Welche Aussage?«
»Nun, in Betreff der Mitwissenschaft des englischen Kabinets!«
»Ich weiß von Nichts!«
»Aber Sie haben im Augenblick mir ja die Thatsache selbst zugestanden!«
»Ihnen gegenüber Sire, das ist etwas Anderes! vor der Oeffentlichkeit habe ich keine Ursach, meinen Brüdern das letzte Asyl, Italien die letzte Hoffnung zu verschließen, die ihnen bleibt!«
»Also Sie weigern sich, die Aussage zu machen, die allein Ihren Kopf retten kann?«
»Ich bin ein Republikaner – aber kein Verräther! Suchen Sie diese in Frankreich und selbst auf dem französischen Kaiserthron!«
»Wahnsinniger! Ich hätte Ihnen Alles verziehen – aber Sie müssen begreifen, daß Sie nach dieser Unterredung meinen Willen erfüllen oder das Schaffot besteigen müssen. Ich warne Sie, täuschen Sie sich nicht mit falschen Hoffnungen!«
»Ich ziehe das Schaffot vor!«
»Ist dies Ihr letztes Wort, Signor Orsini?«
»Ja, Sire!«
»Dann wollen wir scheiden. Setzen Sie Ihren letzten Willen auf, Sie kennen jetzt meine Gesinnungen auf Kosten Ihres Kopfes – Sie selbst haben die Gnade zurückgewiesen und wollen Ihr Schicksal. Ich gebe Ihnen mein Wort, so viel als möglich Ihr Testament zu erfüllen.«
»Und Italien, Sire?«
»Wenn der König von Sardinien von den Deutschen angegriffen wird, werde ich sein Verbündeter sein!«
»Das ist für den Eid eines Carbonari wenig genug, wenn es auch der Krone Frankreich vielleicht sehr nützlich sein mag,« sagte der Verschwörer spöttisch. »Genug Sire – meine Stunden sind gezählt und ich brauche sie, um Ihnen und der Welt zu zeigen, daß Ihre Guillotine keine Schrecken für mich hat!«
»Wir werden sehen. Meine Aufgabe ist: die Größe Frankreichs, die Sicherheit Europas. In diesem Gefühl vergebe ich Ihnen den Mordversuch gegen mich!«
»Und ich vergebe Ihnen meinen Tod, Sire!«
Der Fremde klopfte an die Thür, die sich sofort öffnete.
Er warf noch einen Blick zurück auf den Verurtheilten, der ihm eine kalte höhnische Verbeugung machte.
»Signor Orsini, gedenken Sie morgen an diese Stunde!«
Die Thür schloß sich hinter ihm, man hörte in demselben Augenblick noch das trotzige spöttische Lachen des Verurtheilten.
Der Fremde hatte wieder den Mantel um sich gezogen.
»Führen Sie uns in das Zimmer, in dem Sie uns bei unserer Ankunft empfingen!« befahl er kurz.
Der Direktor ging ehrerbietig voran.
Als sie auf den großen Treppenflur kamen, in welchen die Korridors des Gefängnisses münden, trat gerade aus dem nächsten ein Aufseher mit zwei Personen. Es waren der alte Almosenier des Gefängnisses, Abbé Hugon mit seinem Sakristan.
Der Direktor konnte das Zusammentreffen nicht mehr vermeiden, er blickte entschuldigend nach dem Mann im Mantel, der ruhig mit dem Kopf nickte zum Zeichen der Zustimmung.
Abbé Hugon grüßte höflich die Fremden und trat zu dem Direktor.
»Es ist traurig, zu sehen, wie sich der Mensch gegen den Tod wehrt; der eine mit erheucheltem Trotz, der andere mit kläglicher Furcht, statt sich reuig seinem Erlöser in die Arme zu werfen,« sagte der Greis. »Ich habe kaum je die Schwere meines Amtes so gefühlt, als heute!«
»Hoffen wir, daß es Ihren Ermahnungen gelingen wird, die Unglücklichen zu einer passenden Stimmung zu bringen, ehrwürdiger Herr,« erwiederte der Direktor. »Sie waren bei Orsini?«
»Ja und bei Rudio. Nottelet hat seinen geistlichen Zuspruch dem Verurtheilten Pierri zugewendet. Ist denn keine Gnade zu hoffen?«
Der Direktor zuckte die Achseln. »In Betreff Orsini's und Pierri's schwerlich!«
»Dann helfe uns Gott in dem schweren Werk, sie wenigstens christlich sterben zu machen! Kommen Sie!«
Die letzten Worte waren zu dem Sakristan gesprochen, der ihn begleitete.
Dieser hatte sich während der kurzen Unterredung möglichst zurück und im Schatten gehalten, nachdem er einen raschen scharfen Blick auf die begegnende Gruppe geworfen. Jetzt, indem er dem Priester in seiner anscheinend vom Alter gebeugten Haltung nachschlich, kam er dicht an dem Mann im Mantel vorüber.
Dieser ließ in demselben Augenblick den Kragen des Mantels fallen, mit dem er den untern Theil des Gesichts bedeckt hielt.
Der falsche Sakristan schlug bei dieser Bewegung das Auge auf und begegnete dem auf ihn gerichteten Blick.
In diesem Blick lag ein eigenthümlicher Ausdruck von Ironie.
So große Selbstbeherrschung der Mann, den der Verurtheilte als den »Propheten« bezeichnet hatte, in den tausend Gefahren auch gewonnen, mit denen er sein ganzes abenteuerliches Leben lang gekämpft, so konnte er bei dem Anblick dieses Gesichts und dieses ironisch auf ihn gehefteten Auges doch eine unwillkürliche Bewegung der Ueberraschung, ja des Erschreckens nicht unterdrücken.
Im nächsten Moment hatte er seine Ruhe wieder gewonnen und schritt, als ob er nicht das Geringste bemerkt habe, hinter dem Geistlichen drein die Treppe hinab und nach dem vordern Theil des Gefängnisses.
Der ungenannte Begleiter des Generals hatte sofort wieder den Mantel vor das Gesicht gezogen und gab dem Direktor einen Wink, den Weg fortzusetzen. Dieser führte sie zurück nach dem Büreau, in das sie zuerst eingetreten waren.
Der Unbekannte setzte sich sogleich in einen Sessel und ließ jetzt den Mantel sinken. Der Beamte blieb in ehrerbietiger Haltung vor dem Tisch stehen.
»Ich sehe, Sie haben mich erkannt, mein Herr!«
»Ja, Sire!«
»Nun gut, dann wissen Sie, daß Schweigen Ihnen doppelte Pflicht ist! – Zur Sache! Welcher Beamte begleitet den Scharfrichter bei den Vorbereitungen zu der Hinrichtung?«
»Mein Stellvertreter, Sire, der Oberaufseher des Gefängnisses, der zugleich die Aufsicht über den Krankensaal führt.«
»Sein Namen?«
»Durand, Sire, er ist ein sehr zuverlässiger pflichtgetreuer Mann und Euer Majestät ganz ergeben.«
»Bemerken Sie den Namen, Roquet!«
»Ist derselbe bei der sogenannten Toilette der Verurtheilten zugegen?«
»Ja, Sire, er, der Scharfrichter mit seinem ersten Gehilfen und der Aufseher, der den Gefangenen in den letzten Tagen bewacht hat.«
»Welcher Nachrichter vollzieht das Urtheil?«
»Es ist das Privilegium des Scharfrichters von Paris, doch hat er das Recht, sich einen seiner Gehilfen oder Kollegen zu substituiren!«
»Gut! – Entfernen Sie sich jetzt, ich habe einige Augenblicke mit General Roquet zu thun. Sorgen Sie, daß wir hier nicht gestört werden. Ich werde Sie dann rufen lassen!«
Der Direktor entfernte sich gehorsam mit einer ehrerbietigen Verbeugung.
»Jetzt, General, setzen Sie sich hierher und schreiben Sie!«
Der General gehorchte. »Ich bin bereit, Sire!«
»Zuerst Ordre an Marschall Magnan, Gouverneur von Paris, die Dispositionen für die morgen, oder vielmehr heute, Mittag um 12 Uhr, die Wachen beziehenden Regimenter eine Stunde vorher zu ändern und namentlich für das Gefängniß La Roquette ein anderes Regiment zu bestimmen, als an der Reihe ist!«
»Fertig, Sire!«
»Weiter! Ordre an General Espinasse, sofort und noch diese Nacht durch den Telegraphen die Scharfrichter von Rouen und Caen hierher zu berufen, so daß sie diesen Abend in Paris eintreffen!«
Der General schrieb eilig. »Es ist geschehen Sire!« »Instruction für den Offizier, welcher die Wache des Gefängnisses kommandirt: Abends 10 Uhr einen Doppelposten vor das Lazareth der Anstalt zu stellen und Niemandem, selbst den Aufsehern nicht, den Austritt bis den andern Morgen 8 Uhr zu gestatten! Siegeln Sie die Ordre mit Ihrem Ring!«
Der General that es.
»Nun noch eine Instruktion für den Direktor des Gefängnisses. Erstens: Von dem Augenblick des Bezugs der neuen Wachen, also von Mittag ab, darf Niemand und unter keinerlei Vorwand mehr die Rundmauern des Gefängnisses verlassen bis 9 Uhr des andern Morgens. – Zweitens: Der Direktor hat in Stelle des bisher dazu bestimmten Beamten selbst der sogenannten Toilette der beiden Verurteilten beizuwohnen. – Drittens: die Hinrichtung des Verurteilten Orsini geschieht nicht durch den Scharfrichter von Paris, sondern durch den von Rouen. Der Wechsel ist diesen Beamten des Kriminalgerichts erst am Morgen der Hinrichtung mitzutheilen. – Sind Sie fertig?«
»Ja, Sire!«
»So schließen Sie die letzte Instruktion und die an den kommandirenden Offizier in ein Couvert und bezeichnen Sie es mit »Geheim« und dem Befehl, es erst Mittag 12 Uhr zu eröffnen.«
»Sire – ich verstehe Sie nicht recht – ist Etwas geschehen, was diese Veränderungen nothwendig macht?«
»Nichts von Bedeutung General. Ich habe nur einen alten Bekannten, der sich noch nicht daran gewöhnen kann, daß Aschermittwoch vorüber und die Maskenscherze des Faschings nicht mehr an der Tagesordnung sind!«
»In der That, ich verstehe Sie nicht Sire!«
»Später! später! – aber wissen Sie, wem wir eben in diesem so wohl bewachten Gefängniß von La Roquette begegnet sind?«
»Wen meinen Sie? dem Geistlichen?«
»Nein, – Herrn Mazzini!«
»Mazzini?«
»Ja – oder wenn Sie den vollständigen Namen wissen wollen, Signor Giuseppe Mazzini!«
»Das ist unmöglich, Sire!«
»Oh – doch!«
»Aber dann muß man die Person, welche verdächtig ist, dieser ewige Revolutionair und Meuchelmörder zu sein, sofort verhaften. Ich will sogleich selbst eilen ...«
»Bleiben Sie ruhig sitzen, General und siegeln Sie hen Brief. Ich denke nicht daran, Herrn Mazzini einzusperren, ich habe noch gewisse Verpflichtungen gegen ihn von Ham her. Ueberdies wäre es leicht möglich, daß wir in weniger als einem Jahre wieder ganz gute Freunde sind. Diese Herren italienischen Propagandisten sind nur etwas zu ungeduldig und heißblütig! – So, jetzt rufen Sie den Direktor und lassen Sie an dem hintern Thor den Wagen vorfahren!«
»Und die Mörder Sire?«
»Die Mörder? – Nun, sie sind ja verurtheilt und müssen ihr Schicksal tragen. Ich mische mich nicht in die Sprüche meiner Gerichtshofes!«
Der Direktor trat ein.