John Retcliffe
Magenta und Solferino - Band 2
John Retcliffe

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Lebendig begraben!

Haspinger, ohne sich um das Paar zu kümmern, von dem die Gräfin eine Zeitlang wirr umher starrte, ehe sie die Erinnerung an die furchtbaren Ereignisse wieder fand, hatte die Bunda genommen, die vorher den Schatz geborgen, und zog das Besteck aus der Tasche. Nach der Anweisung des Verwundeten, dessen Hand die des Mädchens festhielt, und von seinen Erfahrungen in Krieg und Jagd unterstützt, untersuchte er mit der Sonde die Wunde und fand bald die Kugel, die an dem Schulterknochen sitzen geblieben war. Ohne einen Laut des Schmerzes von sich zu geben, ließ der Slowak sie von der ungeübten Hand des alten Gemsenjägers ausziehen und die Wunde dann verbinden.

»Gott und dem heili Antoni sei Dank« sagte der Alte, »der Mordbuab hat Oes nit zum Tod g'troffen.«

»Warum mißgönnen Sie mir den raschen Tod?« frug der Verwundete. »Um uns ist die Nacht des Grabes, der wir nicht entrinnen können, und traurig ist es, Die sterben zu sehen, die man liebt!«

»Der Hergott und die Heili sein über uns« sagte der alte Mann mit Ruhe. »So lang uns sei Odem in der Brust is, soll ma nit verzweifeln an der Rettung. Es find halt schon gnua Leut begrab'n worden von der Lawin' und die Heili hab'ns wieder an's Tagslicht g'führt!«

»Gewiß, gewiß, wir wollen beten, wir wollen Geld geben an die Kirchen! – ich will Alles herausgeben, die Diamanten der Signorina – aber laßt uns nicht hier sterben! Ihr müßt uns retten aus diesem schrecklichen Grabe, es wird ein Mittel geben, einen Ausweg und Ihr sollt Gold haben, so viel Ihr wollt ...«

Die Gräfin, von Todesangst ergriffen, hatte sich vor dem alten Tyroler nieder geworfen und hielt sich an seiner rauhen Joppe fest.

»Geht fort, Weib, Oes gehört nit zu uns und Oes seid so schwarz vor Sünd' und Schand', daß die Tyroler Berg' über Enk z'sammen gefallen und die Unschuldigen begraben hab'n mit den Rüchen! Rührt mich nit an, Frau, denn im Grab' sind wir All' gleich und der Nazi Haspinger möcht vergessen vor all' dem Unheil, dös Oes ihm an'than, daß Oes a Weib seid und a Gräfin dazu!«

»Ich bereue, ich bereue Alles – aber habt Erbarmen! Ihr habt gesagt, daß es eine Möglichkeit der Rettung giebt, daß wir noch nicht verloren sind. Sprecht, redet Mann – ich bitte Euch – ich befehle es!«

Der Greis richtete sich straff empor: »Hier im Grab, Frau, b'fiehlt nur Gott der Herr! – Geht 'nüber zu Eurem Schatz, fügt Enk in das, was Der beschlossen hat über uns, der die Lawinen in's Thal schickt und ohne dessen Willen nit a Blüm'l g'knickt wird auf der Alm, und dankt ihm, daß Er die Rach' übernommen statt des Haspingers Axt. Aber bei dem heili Ignaci, meinem Schutzpatron, kommt mir nit zu nah mit Wort oder G'berd, oder i schlag Enk den rüchen Schädel ein, noch eh' der Herrgott selber a End' macht!«

Die drohende Miene des Alten und die Art, wie er das Beil im Bereich seiner Hand an die Bank lehnte, machte die Gräfin verstummen. Die entferntere Todesnoth verschwand vor der nähern Gefahr.

Die Gräfin schleppte sich zu ihrem Gefährten zurück, sie suchte bei dem Mann, der so oft mit teuflischem Hohn alle Regungen des Gewissens, alle Verheißungen und Drohungen der Religion verspottend' sie jede Gefahr hatte verachten und Gott hatte trotzen machen, um von ihm Kraft und Muth zu holen, aber der Elende war in den ersten Augenblicken selbst zusammen gebrochen und seine schaurige Philosophie des Egoismus zerstob wie Spreu im Winde.

Erst als er den ersten Schrecken über das furchtbare Ereigniß überwunden, als er sich überzeugte, daß der Tod nicht unmittelbar die Folge der Verschüttung sein mußte und der Sturz der Lawine ihn vielmehr vor der Axt des schwergekränkten Greises gerettet hatte, gewann er die kalte Berechnung und Ueberlegung wieder und der schnöde trotzige Cynismus seines Wesens besiegte die Furcht.

Das Erste, was der Doktor that, war, daß er den abgeschossenen Lauf des Revolvers wieder lud. Dann untersuchte er die Tasche mit dem geringen Mundvorrath, den sie mitgebracht, und legte sie neben sich, bereit, dieses Mittel zu ihrer Erhaltung nötigenfalls bis zum Aeußersten zu vertheidigen, vorerst aber es den Augen der Hausbewohner zu entziehen, um nicht etwa des Antheils auf deren Vorrathe verlustig zu gehen.

Lazare hätte gern sich bei dem Alten erkundigt, welche Aussicht auf Rettung aus diesem Grabe sie vielleicht hätten, aber er wagte nicht, ihn anzureden, bis der erste Zorn sich gelegt; denn er hatte die Drohung des greisen Tyrolers wohl gehört und wußte, daß er der Mann sei, sie wahr zu machen.

Das Paar hatte sich jetzt auf der einen Seite des Heerdes zusammengesetzt, wobei der Tisch ihm gleichsam zum Bollwerk gegen einen Angriff dienen sollte, und flüsterte heimlich miteinander. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten sie dabei auf jedes Wort aus der Gruppe der Hüttenbewohner und des Verwundeten, um darin eine Hoffnung oder einen Weg der Rettung zu entdecken.

Der alte Tyroler hatte jetzt die von seiner Enkelin angezündete Lampe genommen und untersuchte in deren Schein den Zustand seines Hauses. Die Lage desselben zwischen beiden Terrassen der sich emporwindenden Straße, oder vielmehr an dem Abhang in der Nahe der Biegung derselben, hatte sich als der glücklichste Schutz bewiesen. Die Lawine war über das Haus hinweggerollt und hatte das durch die überspringende steile Felsenwand geschützte in ihrem Lauf zwar verschüttet, aber nicht fortgerissen. Der Greis mit seiner Kenntniß der Naturereignisse der Alpen schloß, daß die Lawine weiter unten im Thal sich gestaut haben mußte, ohne doch vorerst beurtheilen zu können, wie nah oder fern dies geschehen war. Hiervon, wie er wohl wußte, hing hauptsächlich ihre Aussicht auf Rettung ab, denn sollte die Lawine mit ihrer ganzen Dicke auf der nächsten Terrasse lagern, so war die Schneewand, die sie vom Leben schied, zu gewaltig, als daß menschliche Arbeit allein sie von außen eher hätte durchbrechen können, bevor die Verschütteten den Tod durch Ersticken finden mußten.

Wir haben bereits erwähnt, daß das Dach durch den Druck der Lawine zum Theil zusammen gebrochen war, daß aber einige starke Balken den weiteren Einsturz verhindert hatten. Der alte Mann untersuchte zunächst das Gebälk und brachte mit jenem praktischen Geschick, welches das vereinsamtere Leben den Alpenbewohnern verschafft, einige Stützen an, die eine Gefahr in dieser Richtung beseitigten.

Während er diese Arbeit verrichtete, hatte seine Enkelin die Thür nach dem an den Küchenflur stoßenden Stall erbrochen, aus dem schon lange das angstvolle Gebrüll der dort eingesperrten Kuh erklungen war. Auch hier hatte das Gebälk größtentheils widerstanden und nur der Raum, der den beiden Ziegen zum Aufenthalt diente, war zusammen gestürzt und hatte die Thiere erschlagen.

So weit denn – da es bei der Absonderung der Familie von den anderen Bergbewohnern an einem Vorrath von Lebensmitteln nicht fehlte – wäre ihre Lage wohl erträglich gewesen, nachdem die erste Gefahr glücklich vorüber gegangen, aber der alte Haspinger und seine Enkelin wußten Beide, daß die furchtbare Entscheidung ihres Schicksals von anderen Umständen abhing.

Der Raum, oder vielmehr das Grab, in dem sie eingeschlossen sich befanden, war weit genug, um zuerst den Mangel an frischer Luft nicht schwer empfinden zu lassen; doch wurde mit jeder Stunde die Luft schwüler und drückender und die Begrabenen ersehnten das Ende der Nacht, um ermessen zu können, wie tief die Schicht des Schnees war, die sie begrub.

Im Unglück, in der Gefahr hat die Zeit – die dem Glücklichen auf Windesschwingen enteilt, – bleierne Sohlen. Langsam verstrich Stunde auf Stunde den lebendig Begrabenen.

Der alte Tyroler hatte sich, nachdem er Alles gethan, was er zur Erhaltung ihres Lebens für nöthig gehalten, zu der matt brennenden Lampe nieder gesetzt und las in seinem Gebetbuch, Verschiedene Versuche, die die Gräfin im Laufe der Nacht machte, durch Fragen ein Gespräch anzuknüpfen, um ihre Angst zu bewältigen, hatte er bloß mit einer abwehrenden Bewegung der Hand oder einem drohenden Blick beantwortet. An dem improvisirten Lager des Verwundeten saß gleich einer barmherzigen Samariterin die Enkeltochter des Greises, die arme Mutter ohne Gatten, und versuchte von Zeit zu Zeit die brennende Stirn der Kranken, bei dem sich das Wundfieber einzustellen begann, oder seine trocknen Lippen zu kühlen.

Die Hand des Slowaken hielt anfangs die ihre, gleich als wolle er das Wesen, dem seine stille Liebe gehörte, nicht von sich lassen. Bald aber stieg die Hitze des Fiebers und seine Phantasieen mischten sich in die leise und weinend gemurmelten Gebete der jungen Frau.

In abgebrochenen Worten, in wilden oder ängstlichen Rufen sprach sich der wirre Gang seiner Fieberträume aus. Bald rief er den Namen seiner Schwester, die unter den Zähnen der Bestie verblutet war, oder wehrte sich gegen den grimmigen Wolfsjäger, der ihn in einen See von Blut stürzen wollte; – bald flüsterte er zärtlich und glühend den Namen der jungen Tyrolerin und verwechselte ihre Person mit der geheimnißvollen Fremden, die in Berlin ihn entführt und sein Lager getheilt hatte; – bald schrie er laut auf vor Angst und glaubte mit Lazare und der Gräfin zu ringen, die ihn zu sich ziehen wollten in die kalten Fluchen des nordischen Meeres, oder er fluchte dem weiblichen Vampyr, der Messaline, die das junge Blut aus seinen Adern sog gleich dem Wolf, der seine Schwester zerriß, und rief um Hilfe, wenn er immer tiefer und tiefer hinabzusinken glaubte in das Schneegrab der Bergspalte, aus der der Tyroler ihn gerettet. Oder er meinte die wilde Gestalt des Teufels-Toni, den er wiederholt mit Lazare verwechselte, gleich einem Alp auf sich reiten und ihm das Gold stehlen zu sehen, das er mit Händen und Zähnen vertheidigen wollte, während seine Glieder vom Bann des Traumes gefesselt blieben. Dann wieder kam ihm der Angstruf seiner Pflegerin in die Erinnerung, der ihm verkündete, daß sie Mutter sei, und er jammerte über ihre Treulosigkeit, um im nächsten Augenblick sich selbst zu verwünschen und den Tod als Sühne herbeizurufen für den Fluch seines Daseins.

Aus den wilden Phantasieen und den wüsten Sprüngen seines Fiebertraums aber leuchtete immer und immer wieder der einzige Lichtblick seines geschändeten Lebens, seine Liebe zu dem Kinde der Alpen, zu dem tyroler Mädchen hervor, das er im Strahlenkranz einer Heiligen zu sehen glaubte und zu dem er betete, wie zu dem Bilde der Mutter Gottes selbst.

Große, schwere Thränen rollten über die bleiche Wange der Armen, die an seinem Lager saß, und deren jungfräuliche Liebe ja ihm gehörte, wie sie in dieser schrecklichen Stunde der Prüfung vielleicht erst selbst erkannte, während wenige Schritte von ihnen die Schänder dieser Liebe, die Verderber ihres Seelenfriedens und Lebens unter der rächenden Gotteshand für ihr schändliches Dasein zitterten.

Lange dauerte es, und einen schweren Seelenkampf kostete es der jungen Frau, ehe sich die neu erregten Schmerzen beruhigten und sie mit der duldenden Ergebung des Weibes und der Vergebung der Christin die Herrschaft wieder über ihr Leid gewann und den Fluch über ihren brutalen Verderber in ein Gebet auch um seine Rettung verwandelte. Der Gedanke an ihr Kind, dessen Vater er war, an den alten Mann, der so viel gelitten, und an den Unglücklichen an ihrer Seite gab ihr die Kraft, zu vergeben.

O glaubet nicht, Ihr Reichen und Hochgebildeten, die Ihr mit dem Secirmesser Eurer Bildung gleichsam jedes Gefühl in seine kleinsten Theile zu zerlegen und Euch Rechenschaft über Alles zu geben wißt, daß Ihr stärker und tiefer fühlt, als die rauhere Natur des einfachen Menschen, das schlichte ungeschulte Herz, das unter dem Leinwandmieder schlägt. Gewaltiger sind die Stürme der Leidenschaft, schwerer und wahrer gefühlt die Leiden und Kämpfe gar oft im rauhen Thale der Alpen als in den lichtstrahlenden Salons der vornehmen Welt, und heller, leuchtender vor dem ewigen Richterauge die Siege der Rechtschaffenheit und des Glaubens, die ihren einzigen Lohn in sich und keine prahlerische Verherrlichung finden!

Lange vorher, ehe der Kampf in dem Busen des einfachen Tyrolermädchens ausgerungen war und sich zu dem ergebungsvollen Gebet an die Mutter aller Schmerzen und aller Gnaden gewandelt hatte, war die Kraft des Kranken von den Anstrengungen des Tages, den Schrecken und dem Blutverlust vollkommen erschöpft und er in einen tiefen Schlaf gefallen.

Auch der alte Mann hatte das Gebetbuch niedergelegt, sein weißes Haupt war auf die Brust gesunken und sein Auge hatte sich ermüdet zu dem Schlummer der Rechtschaffenen geschlossen.

Nur das junge Weib wachte, stark in ihrer Liebe und Schuldlosigkeit, und das verbrecherische Paar, das die Angst um das Leben, das Haschen nach jedem Hoffnungsstrahl von Rettung und das Schmieden neuer schlimmer Pläne nicht schlafen ließ.

Mit dieser Hoffnung auf Rettung hatte der ehemalige Legionair allen Cynismus und Trotz seiner bösartigen Natur wieder gefunden, während seine würdige Gefährtin bald ihn mit verzweifelnden Klagen, bald wieder mit boshaften Bemerkungen über die so zu rechter Zeit an den Tag gekommene Vaterschaft, die ihm den Schutz der einfältigen tyroler Dirne sichern müsse, plagte.

So waren die Stunden der Nacht vergangen, die Uhr Lazares, die er ungeduldig jeden Augenblick zog, bewies ihnen, daß draußen außerhalb ihres Schneegrabes die Dämmerung des Tages bereits eingetreten sein mußte.

Der Doktor hatte einen Entschluß gefaßt. Er hatte sich erhoben und seinen Platz hinter dem Tisch verlassen, und als die Tyrolerin ihr Auge erhob, winkte er ihr ziemlich gebieterisch.

»Kommen Sie hierher, ich habe mit Ihnen zu reden!« Der Ton seiner Stimme war absichtlich unterdrückt, um den alten Mann, ihren Beschützer, oder den Verwundeten nicht zu wecken. Sie schauderte zusammen, indem die Worte ihr Ohr trafen, als hätte eine Schlange sie berührt; aber dennoch – wie das Auge des Reptils den Vogel zwingt, sich in den Dunstkreis seines giftigen Athems zu stürzen, – stand sie leise auf und trat ihm einige Schritte näher.

»Was wollt Oes von mir? Zwischen uns Beid' is ka Gemeinschaft nit auf Erden!«

»Bah! sei nicht einfältig Mädchen. Du hast mich also, ohne daß ich's wußte, zum glücklichen Vater gemacht?«

Die Tyrolerin hob schmerzlich die großen dunklen Augen zum Himmel und preßte die gefalteten Hände auf die Brust.

»Die heili Mueder Gott's mög Enk die Sünd vergeben, die Oes an mir g'thoan!«

»Nun, ich will sie schon tragen und wünschte nur, ich hätte mehr Vergnügen davon gehabt. Aber der alte Narr, Dein Großvater ließ mich nicht dazu kommen, mich an Deiner Jungfernschaft zu amüsiren, und hätte mir beinahe schon damals den Schädel eingeschlagen! Aber da wir nun doch einmal verwandt geworden sind, so will ich hoffen, Du wirst doch den lieben Vater Deines Kindes von einem alten Tollhäusler in dieser verdammten Lage nicht ermorden lassen. Du siehst die Pistole hier – sie hat fünf Kugeln und ich könnte Euch Alle über den Haufen schießen, wenn Ihr einen Finger gegen mich zu erheben wagt!«

»Gott der Herr hat Uns vor dem Unglück bewahrt,« sagte die Tyrolerin eintönig, »döß sei Hand sich mit dem Blut von a soll' schlechtem Menschen färben sollt! Das Gericht is des Herrn und die Heili im Himmel hab'n Enk straft mit der Gotteshand der Lawine und werden mir die Sünd' vergeben um meines Todes willen.«

So verhärtet auch das Herz dieses Mannes war, so erbebte es doch auf's Neue unter dem schlichten Gottvertrauen seines Opfers und zog sich in der Furcht, daß sie wahr sprechen möchte, krampfhaft zusammen. Erst nach einigen Augenblicken konnte er die Unterredung fortsetzen.

»So lange man lebt, Schätzchen, muß man die Hoffnung nicht sinken lassen« sagte er dann hastig. »Dein toller Großvater selbst hat es gesagt. Ich habe genug von Eurer Unterhaltung gehört, um zu wissen, daß unsere Rettung aus diesem verfluchten Nest nicht unmöglich ist und uns gewiß bald Hilfe kommen muß. Weswegen ich Dich hauptsächlich gerufen habe, das ist ein Mal, daß Du Deinen Einfluß auf den Alten anwendest, damit er Vernunft annimmt, – und zweitens, Dich zu fragen, ob wir Nichts thun können, um uns selbst aus der fatalen Klemme zu ziehen oder wenigstens der Hilfe von Außen in die Hände zu arbeiten?«

Die Enkelin Haspingers schüttelte den Kopf. »I kann Enk nix sagen Herr – Oes müßt halt zu den lieben Heili beten, döß sie uns helfen mögen; wir können selber nix thoan!«

»Ich hoffe, der Schurke von Postillon wird Lärm machen und die Leute auf der Station müssen doch wissen, was bei solchen Unglücksfällen zu thun ist. Wenn wir ihnen nur irgend ein Zeichen geben könnten, daß wir noch am Leben sind, dann verlaß ich mich auf gute Schaufeln und kräftige Hände mehr als auf alle Heiligen im Kalender.«

Das Mädchen bekreuzte sich bei dem frevlen Spott und schüttelte verneinend statt der Antwort wieder den Kopf als Zeichen, daß sie kein Mittel wisse.

»Gut – so müssen wir uns drein schicken, wenn uns der Teufel holt – es geschieht wenigstens in Gesellschaft, wenn sie auch grade nicht der haute volée angehört. Noch Eins! wie kommt der Mensch da drüben, den ich anschoß, hierher? Allem Anschein nach ist er Dein neuer Liebhaber, wenn auch ein etwas zerlumpter!«

Eine dunkle Gluth schoß über das Gesicht der Tyrolerin. »Oes sollt Enk schämen, so zu plauschen von einem Menschen, den's Unglück schwer g'nug g'troffen hat. Der Herr Matthias is a braver Bursch, und nit her kommen wegen a armes g'schänd'tes Diarndarl, sondern weil er a Herz in der Brust hat, dös ehrlich und gut schlägt, und mei Leben wollt i geb'n, wann er nit zu so schlimmer Stund für ihn herkommen wär!«

»Ich sagte es ja,« belächelte höhnisch der Doktor die Entrüstung – »der Duckmäuser hat mit seinen Mausefallen eine Eroberung gemacht. Nun Kind, ich bin nicht eifersüchtig, ich habe den Vorrang gehabt und kann Dich versichern – er nickte frech nach seiner Begleiterin hinüber – »man hat dafür gesorgt, daß er auch deflorirt ist, wie die Franzosen sehr poetisch sagen. Ihr habt Euch also keine Vorwürfe zu machen und ich will herzlich gern meinen Seegen dazu geben, obschon der Bursche beinahe meinen Kopf zum Holzblock Deines Großvaters gemacht hat. Da das kleine Andenken, das ich Dir aus Deinem wiener Logis hinterlassen, wahrscheinlich todt ist, kannst Du in dieser Wildniß dreist noch als Jungfer zum Altar treten.«

Das Mädchen hatte die Augen zu Boden geschlagen. »Er lebt halt – die liebe Mueder Gotts hat ihn mir g'Iassen!«

»Wer – Er?«

»Der Bros!«

»Der Henker soll das verstehn«. Wer ist der Bros?«.

»Euer Sohn!«

Der Doktor hätte beinahe laut aufgelacht, wenn er nicht gefürchtet hätte, den Alten zu erwecken. »Kutya lanczos, wie Madame zu sagen pflegt, – also ich bin glücklicher Papa eines lebenden Jungen? Da muß ich am Ende noch Alimente nachzahlen. Aber warum hast Du mir nicht längst den Burschen vorgestellt? ich bin wahrhaftig neugierig, ihn zu sehen.«

»Den Heili sei Dank, sie hab'ns gnädig g'macht mit a armer Mueder – der Bua is nit hier, er is mit dem Kälbl, dem Knecht, droben im Posthaus af'm Berg, und die Postmeisters Leut sind brav und werden ihn nit hab'n fortlassen bei dem Wetter!«

»Teufel – dann ist es am Ende der krause Bube, den uns die Frau auf dem Joch aufschwatzen wollte zum Mitnehmen im Schlitten nach der nächsten Station?« Er hatte es zurück nach der Gräfin gesprochen, die anfangs mit Angst, später mit spöttischem Lächeln dem Gespräch zugehört hatte. Dann wandte er sich wieder an das Mädchen.

»Wahrhaftig, Kind – der Bube macht mir Ehre, so viel ich davon gesehen. Komm her, gieb mir die Hand und laß uns gute Freunde sein. Wenn wir glücklich aus dieser Noth kommen, schick ich dem Bengel von Inspruck ein Paar neue Hosen und Dir ein Andenken dazu!«

Er haschte in seiner frivolen Weise nach ihrer Hand, aber sie trat hastig einen Schritt zurück, als hätte sie ein giftiges Gewürm berührt, und ihr sonst so mildes freundliches Auge blitzte ihm finster entgegen.

»Rührt mi nit an,« sagte sie drohend – »oder i ruf den Nönl zu Hilf! – A Böswicht seid Oes, wie die Erd ka zweiten mehr tragen mag! Dös G'thier im Wald hat a Lieb zu seinen Jung'n. Und d'rum lieb ich a den Bua, obschon Oes sei Vader seid und mit Gwalt mi g'zwungen hoabt, a's i nit Herr war meiner Sinn, und mich unglücklich g'macht hoabt für mei Lebtag, döß i mich der ehrlichen Lieb schämen muaß, die ich im Herzen trag zu dem Armen dort, dessen Mörder Oes seid. Denn i denk, di Mueder Gottes hat mir dös Kind geben zum Trost für die Sünd, in der i's empfangen thean! Oes awer hoabt nur a Spott! I bin a schlicht Diarndl und kann viel nit verstehn, was Oes habt geplauscht, aber i weiß halt, daß es bös war und schiech und mir greifen soll an's Herz. Der liebe Herrgott hat wegen Enk Unglück geschickt über uns Alle, und dechter seid Oes boshaftig und führt a frevel Gered. Aber bedenkt, döß Gott sich nit spotten läßt ungestraft, und wenn sei Gnad und Mild uns diesmal aus dem Grab führen sollt, dös seine Macht uns zu Warnung geschüttet, – sei Hand wird Enk doch noch treffen in Eurem Frevel und Uebermuth und die Sünd rächen, die Oes an mir gethoan!«

Und mit einer Bewegung des Abscheues und der Verachtung wandte sie sich von ihm und kehrte zu ihrem Platz an dem Lager des Kranken zurück.

Als sie sich über ihn bog, sah sie, daß seine Augen weit geöffnet waren und mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Schmerz und Glück an ihr hingen. Seine gesunde Hand faßte die ihre und zog die rauhe, von der Arbeit gebräunte und gefärbte, an seine Lippen.

»Nanette – Mädchen, Du bist rein wie die Engel selbst, und jetzt, an der Pforte des Todes, kann ich Dir sagen, daß nicht ich, sondern Du mir Sünde und Untreue zu vergeben hast, aber daß ich Dich geliebt habe aus vollem Herzen, seit jener Stunde, da Du zuerst das fluchbedeckte Haus betratst! Jetzt brauche ich nicht von Dir zu scheiden, gesühnt ist die Schuld, und rein, Hand in Hand, können wir Beide vor den Thron des Allgütigen treten, denn dort oben werden sich Die gehören, die das Leben hier unten getrennt hat!«

Sie war niedergesunken an dem blutigen Lager, eine Thränenfluth erleichterte ihr gepreßtes verwundetes Herz; als sie aber sah, wie seine Augen sich schlossen, das erhobene Haupt zurücksank, da schrie sie gellend auf: »Nönl! Nönl zu Hilf! Der Matthis wird alle, mai Herzallerliebster stirbt!«

Der alte Mann fuhr aus seinem Schlaf empor und schaute verwirrt um sich, als erinnere er sich anfangs nicht an das Geschehene, dann aber sprang er hastig empor und eilte seiner Enkelin zu Hilfe.

Die Gräfin hatte ihren Galan, als die Tyrolerin die Unterredung abgebrochen, mit spöttischem Lächeln empfangen.

»Man nennt dies abgeblitzt, Freund Ferdinand« sagte sie. »Allem Anschein nach wirst Du nicht Gelegenheit haben, mich zu einem zweiten Kindtaufen einzuladen.«

Der Doktor pfiff leise durch die Zähne. So sehr er es es auch verheimlichen wollte, die Worte des mißhandelten Mädchens hatten ihn doch verdrossen, wenn sie auch sonst keinen Eindruck auf ihn gemacht hatten.

»Bah – es galt uns eine Hilfe zu sichern, aber die Dirne steckt so voll Pfaffengeschwätz und Heiligenkram, daß sie sich zuletzt noch für den Schneehaufen über uns bedanken würde. Sieh die rührende Scene an, wir können uns trösten miteinander, denn Dein Bettwärmer außer Dienst sponsirt vor den Augen seiner gräflichen Freundin mit der Bauerndirne. – Die Narren – ein Bursche wie er hat ein Leben wie eine Katze und krepirt nicht an einem lumpigen Streifschuß!«

»Der Hund!« sagte die Gräfin giftig »warum hast Du ihn nicht besser getroffen?«

»Ich denke,« meinte mit philosophischer Ruhe der Doktor »wir haben bereits genug auf dem Kerbholz und brauchen es nicht vermehrt zu sehen, wenn wir glücklich entkommen sollten. Aber sieh, der alte Bursche schnüffelt umher, als wittere er, wie der Geist im Hamlet, Morgenluft und die hübsche Nanni hat sich wieder beruhigt, weil der Mausefallenhändler, Dein Schatz, wieder zu sich gekommen ist.«

Es war in der That so – die Anstrengung der Rede und die Aufregung, die der Slawonier bei dem von ihm gehörten Gespräch zwischen dem Doktor und dem Mädchen, das er so innig liebte, empfunden, hatte ihm eine Ohnmacht zugezogen, die Nanni für den Tod gehalten hatte. Mit Hilfe einiger einfachen Mittel hatte der erfahrene Gemsjäger den Ohnmächtigen wieder zum Bewußtsein zurückgebracht und die Tyrolerin saß jetzt wieder an dem Lager, die Hand des Kranken in der ihren.

Der alte Mann hatte mit einer gewissen traurigen Freude auf dies Einverständniß gesehen, und war dann aufgestanden, um seine Untersuchungen über ihre trotz der vorläufigen Rettung so schreckliche Lage fortzusetzen.

Seine große silberne Taschenuhr, die er mit der gewohnten Pünktlichkeit aufzog, zeigte jetzt 8 Uhr. Der Tag war also draußen vollkommen angebrochen und die steigende Tageshelle mußte sich bemerklich machen, wenn die Schneeschicht, die über ihnen lag, nicht übermäßig dicht war.

Der Greis, in den hundert Gefahren, die seine Heimath mit ihren wunderbaren Schönheiten verbindet, aufgewachsen und durch sein früheres Gewerbe als Gemsjäger und Krieger mit ihnen vertraut und gewohnt, auf alle Zeichen sorgfältig zu achten, ging mit allem Bedacht an das Werk, ohne auch nur im Geringsten von dem Paare Notiz zu nehmen, das sich klüglich ganz still und abgesondert auf seinem Platz hielt.

Die Temperatur in dem Innern des Häuschens war warm, denn die mächtige Schneedecke schützte die Bewohner jetzt gleich dem schlafenden Samojeden, der sich auf seiner Wanderschaft durch die ungeheuren Schneefelder ruhig über Nacht einschneien läßt, vor der Kälte.

Der Zustand der Luft war noch immer ziemlich schwer, aber diese Schwere hatte doch nicht oder nur wenig zugenommen, und dies bewies, daß die Schneeschicht nicht so dicht war, wie man gefürchtet hatte.

Das sicherste Zeichen aber war, daß, als der Greis nach einiger Mühe die Thür öffnete, die davor lagernde Schneewand nicht eine absolute Dunkelheit hervorbrachte, sondern – wenn auch kein Licht – doch einen gewissen Dämmerschein zeigte.

Dies war zugleich, der Beweis, daß die Schneewand ziemlich rein und nicht von Erd- und Felstheilen, Bäumen und Trümmern gesättigt war, welche die Lawinen in ihrem Fall gewöhnlich mit sich reißen.

Haspinger holte Schaufel und Harke, und während er seine Enkelin hieß, die Trümmer des Schornsteins möglichst fortzuräumen und zu versuchen, auf dem Heerde ein geringes Feuer anzuzünden, arbeitete er, in dem zur compacten Masse zusammengedrückten Schnee vor der Thür, um einen freien Raum herzustellen.

Der Versuch, ein kleines Feuer anzumachen, füllte erst das Innere des Häuschens mit einem unangenehmen Rauch, aber bald mit dem Schmelzen der auf der Decke lagernden Schneeschicht, fand er Platz, in diese einzudringen, und der sich erweiternde Raum vor der Thür übte ersichtlich einen wohlthätigen Einfluß auf die eingeschlossene Luft.

Mit dieser Arbeit waren an zwei Stunden vergangen; der alte Tyroler hatte wiederholt versucht, mit einer festen Stange Löcher in den Schnee zu bohren, doch hierauf seine Bemühungen beschränken müssen, und hieß jetzt seine Enkelin einige Lebensmittel auftragen. Diese bestanden in Brod und Kaffee und Nanni setzte schweigend, ohne daß der Alte eine hindernde Bemerkung machte, einen Theil derselben vor dem Doktor und seiner Gefährtin nieder.

»'S wird Alles d'raf ankommen« sagte der alte Mann zu dem Verwundeten, der sich so genug erholt hatte, um an den Vorgängen und der Besprechung der Lage Theil nehmen zu können, »woas für a Wetter draußen is. Wenn da Schneesturm halt fortmacht und das Geschnieb dauert, dann ist's aus mit uns und ma könne halt a Nuster beten, döß die Heili es kurz mit uns machen. Aber wenn a Frostwetterl eintreten, nöt zu stark, döß die Windbahn nit g'friert und die G'meind von Trafoi sich schleunt, können's zu uns durchbrechen, eh wir mitsammen derstickt oder verhungert sind!«

»So dürfen Sie auf Hilfe von Trafoi rechnen?« frug der Kranke.

»Freili – wenn den Schwoager nit selbst der Sturm oder die Lawin von der Straß in da Abgrund schmissen hat. S'is nit's erste Mal, döß dergleichen passirt is im Hochgebirg und der Herr Pater in Trafoi is a braver Moa und scheut ka Müh und Sorg nit. Auch der Kölbl, wenn er runter kommen is vom Joch, wird nit rasten und ruhn, a's bis er weiß, ob die Lawin uns derschlagen hat oder nit. Die Poststraß müssen's frei machen von dem Schnee und wenn's danach noch a Zeit for uns hoab'n, können wir mit der gesegneten Heili Hilf wohl ausgraben werden.«

Der Verwundete, dessen Sinne durch die fiebernde Erregung in diesem Augenblick vielleicht noch schärfer waren, als die des alten Gebirgsbewohners, legte plötzlich seine Hand auf die des alten Mannes.

»Still, Vater Haspinger – hörten Sie Nichts?«

»Döß i nit wüßt!«

»Jetzt – jetzt wieder!«

»Wahrhaftig – si's wahr!« Er sprang nach der geöffneten Thür und legte das Ohr an die Schneewand. S'is die Glocken von Trafoi oder vom Klösterli – sie läuten Sturm, dös die G'meind im ganzen Thal z'sammen kommt. S'is a sackrische Freund, was die tyroler Leut z'sammen halten in der Noth!«

Alle waren bei der Nachricht hastig empor, selbst der Verwundete suchte sich aufzurichten – der Doktor, die Drohung des alten Mannes vergessend, war näher getreten, die Gräfin schrie laut auf.

»Nach dem Schall werden Sie es bemessen können, – wie dick rechnen Sie die Schneelage?« frug Lazare.

Der Greis antwortete ihm nicht, aber er wies auch den Frager nicht mit dem früheren Ungestüm zurück. Er wandte sich vielmehr an den Slawonier, indem er sagte:

»I schätz halt das Schneeschild af a dreißig oder vierzig Ellen, nit höher, denn sonst könnt ma halt nit die Glock'n hören. Wenn's kräftig derzu thean und wir hier drinnen a Bissel helfen, können wir die lieben Stern wieder am Himmel scheinen sehn. Nandl geh nach dem Stad'l und schau, was dös Vieh macht und gieb ihm sei B'hör!«

Während die Tyrolerin seiner Anweisung folgte, begann der Alte mit Hacke und Schaufel kräftig vor der Thür nach Oben weiter zu arbeiten, indem er den abgelösten Schnee vorläufig im Eingang des Hauses selbst aufhäufte oder nach dem Stall schaffte. Dazwischen legte er von Zeit zu Zeit das Ohr an die Schneewand, um nach einem Geräusch von Außen zu lauschen, das ihm die Hilfe von dort und die Richtung der Arbeit anzeigen konnte.

Es ist eine Thatsache, daß der Schnee gleich dem Wasser den Schall überaus weit und deutlich fortpflanzt. Von den Lawinen Verschüttete konnten unter günstigen Umständen Tage vorher, ehe sie durch angestrengte Arbeit gerettet wurden, jedes Wort ihrer Helfer verstehen.

Nur, als Lazare mit Hand anlegen wollte, um dem Alten zu helfen, scheuchte dieser ihn mit einem drohenden Blick und einer energischen Geberde zurück.

Es mochte um Mittag sein, als plötzlich die Tyrolerin, die ihre Zeit zwischen dem Verwundeten und dem Schaffen in Haus und Stall theilte, aus diesem in den Küchenraum gestürzt kam und auf dem Estrich in die Knie fiel, die Hände nach Oben ringend, während eine unaussprechliche Freude ihr abgehärmtes Antlitz verklärte und große Thränen über ihre Wangen rannen.

»Nön'l – Nön'l! Mathis – der heili Mueder Gottes sei Dank – der Bros! der Bros!«

Der Alte ließ die Hacke fallen und kam eilig herbei.

»Was is Nandl? was schaut's?«

»Mai Kind – 's Buaberl! i Hab die Stimm von mai Kind 'hört!«

»Was – wen?«

»Mai Kind – den Ambros!«

»Wo?«

»Drinn im Stad'l – i Hab' sei liebe helle Stimm g'hört und sei Lachen, und and're Männer dazu!«

»Der sakrische Bua wär vielleicht dechter zu was nütz! Dann müßt der Kölbl die Männer vom Joch 'runter führt hab'n uns zur Hilf. Aber i will selber schaun – zeig mir die Stell, Nandl, wo's hört hast!«

Er hatte die Hacke zur Seite geworfen und folgte seiner Enkelin nach dem Stall, ohne den Doktor zurückzuweisen, der bei der allgemeinen Erregung, welche die Nachricht hervorgerufen, sich ihm anschloß.

Es dauerte eine längere Zeit und der alte Gemsjäger schien genaue Beobachtungen zu machen, während welcher die Zurückgebliebenen, die Gräfin und ihr Opfer, ängstlich auf eine Bestätigung der guten Nachricht lauschten.

Plötzlich kam der Doktor allein in den Küchenflur zurück. Sein von Natur fahles Gesicht war so todtenbleich wie in dem Augenblick, als er erkannt hatte, daß sie lebendig begraben waren. Er ging hastig an dem Kranken vorüber, faßte die Hand der Gräfin und zog sie nach der Außenthür, wo vorhin der alte Tyroler im Schnee gearbeitet hatte.

»Was ist geschehen – was giebt's?«

»Still,« sagte er hastig. »Sprich Italienisch, das der Schurke dort nicht versteht.«

»Aber was hast Du? Ist die Nachricht der Dirne wahr – arbeitet man an unserer Rettung?«

»Ja – es sind Männer dort – sie schaffen den Schnee fort! – aber wenn es ihnen gelingt, sind wir verloren!«

»Du faselst! Die Angst hat Dir die Besinnung geraubt!«

»Ich bin vollkommen ruhig – ich habe deutlich die Stimmen unterschieden!«

»Gott sei Dank – dann werden wir bald erlöst sein!«

Er preßte krampfhaft ihre Hand. »Weißt Du, wessen Stimme ich erkannt? wer die Arbeiten leitet?«

»Nun – rede endlich, Mensch!«

»Es sind unsere Todfeinde, es ist Stephan Batthyànyi und ....«

»Ebbadta – wer noch?«

»Der Graf Sforza, dem ich in Mailand die Papiere genommen, wegen deren Sicherung wir diesen Weg gewählt und in diesem Grabe liegen!«

Ein noch desperater Fluch entschlüpfte den Lippen der vornehmen Dame. »Ist denn die Hölle los? Wie kommen sie zusammen – wie kommen sie hierher? Das ist Deine Dummheit, Mensch! warum hast Du den anmaßenden Gecken nicht genug von dem Aether schlucken lassen, um ihm das Wiedererwachen überhaupt zu verleiden!«

»Es ist nicht geschehn und nicht zu ändern! Aber ebenso gewiß ist, daß wenigstens ich verloren bin, wenn sie mich hier treffen.«

»Aber sie können gar nicht wissen, daß wir hier, daß wir überhaupt ihnen erreichbar sind. Ich wiederhole, wie zum Henker kommen sie hierher?«

»Eins ist sicher – sie haben durch einen Zufall unsere Spur entdeckt und uns auf dem Weg über das Stilfzer Joch verfolgt. Der Zufall oder irgend ein uns unerrathbarer Umstand muß sie an dem Rettungswerk sich betheiligen lassen!«

Es folgte eine kurze Besprechung zwischen den beiden Genossen der Sünden und Verbrechen, in der sie wenigstens theilweise die Wahrheit erriethen. Sie konnten nicht bezweifeln, daß ihre Verrätherei in Mailand entdeckt worden war, und daß Graf Sforza und vielleicht noch mehre der Verschworenen sie verfolgt hatten. Wie der Ungar dazu gekommen, das vermochten sie aus der Kenntniß der Verhältnisse und der Verbindungen der revolutionairen Propaganda zu schließen. Mit der Muthmaßung jedoch, daß blos der Zufall oder die gewöhnliche Theilnahme bei einem Unglück ihre Verfolger veranlaßt haben mochte, an dem Rettungswerk Theil zu nehmen, irrten sie.

Das richtigere, auf die genaue Kenntniß des Terrains gegründetere Urtheil des alten Haspinger, der jetzt aus dem Stall zurückkam und dem Kranken Mittheilung machte, überzeugte sie bald davon.

Mit Angst und Spannung lauschten sie jedem Wort.

Der Alte berichtete, daß das Mädchen sich nicht getäuscht hatte. Es ließ sich deutlich hören, daß von Oben her Menschen an der Arbeit waren, das verschüttete Haus auszugraben. Er hatte die Stimme des Knechtes, ja des Kindes und mehrer Personen zu hören vermocht. Als hätte er sich draußen unter dem freien Himmel befunden, so genau vermochte er den Gang und die Ursache der Arbeiten zu beurtheilen.

Wer je die interessante Bergstraße bereist oder auch nur gesehen, die sich aus dem Thal der Etsch oberhalb von Trafoi an der mächtigen Bergwand des Ortler zu der Region des ewigen Schnees und Eises emporhebt, breite Gletscherfelder unter sich lassend, der weiß, daß das Riesenwerk in großen Spiralwindungen terrassenförmig bis zu der Höhe des Jochs emporsteigt. Wir haben bereits früher die Lage der Hütte oder des Hauses beschrieben, das sich an einer der Zwischenräume dieser aufsteigenden Windungen und zwar zwischen den beiden Endpunkten, an denen die Straße sich dreht, an den Schutz der Bergwand lehnte.

Die Lawine war in ihrem Lauf über die Terrassen der Straßenwendung zunächst dem Hause hinweg gerollt und hatte dieselben verschüttet und zwar so, daß die größere gewaltige Masse die Straße selbst hochaufgethürmt ausgefüllt hatte, während ihre Seite die Hütte des alten Gemsjägers begrub.

Aus diesem Umstand ging hervor, daß an dieser Stelle die Schneewand von einer oberen freien Stelle der Straße leichter und rascher zu durchbrechen sein mußte, um auf eine untere freie Biegung der Straße wieder zu kommen, als bei einer Räumung des verschütteten Theiles der Straße selbst.

Dies und die Anstrengungen des treuen Knechtes, der am frühen Morgen von der Höhe des Jochs gekommen und von dort wahrscheinlich Hilfe wieder herbeigeholt hatte, waren offenbar die Ursach, daß die Helfer von oben ihr Werk an dieser Stelle begonnen hatten.

Der alte Tyroler überzeugte sich bald, daß seine Vermuthungen und Schlüsse richtig waren; denn man konnte jetzt auch deutlich die Arbeit der Helfenden vernehmen, die aus dem Thal und von Trafoi heraufgekommen waren und von der unteren Terrasse des Weges, von der aus die Wohnung ihren gewöhnlichen Zugang hatte, in die Schneewand einbrachen, nachdem man sich durch Signale mit den Männern vom Joch verständigt hatte; denn einen andern Verkehr erlaubte die Höhe und Dicke des Schneewalles nicht.

Während der alte Mann seine Vermuthungen, die so ziemlich das Richtige trafen, dem Kranken und seiner Enkelin auseinander setzte, und der Doktor und seine Gefährtin eifrig darauf lauschten, verfolgte er die Fortschritte der Arbeiten auf beiden Seiten. Lazare, mit der Gewißheit der Rettung aus dem Schneegrabe hatte jetzt alle seine Kaltblütigkeit wiedergewonnen und überdachte die Mittel, wie er zunächst seinen Verfolgern entgehen könne.

Die Arbeiten waren so weit vorgerückt, daß man von der Seite von Trafoi her die Signale eines Posthorns und die Stimmen der Arbeiter deutlich hören konnte, welche der wackere Leutpriester von Trafoi aufmunterte. Das Gebell eines Hundes mischte sich häufig darein und dem alten Haspinger, dem harten Mann, kamen die Thränen in die Augen.

»Dös is da Tyras, das Hauspummerl,« sagte er freudig. »Dem heili Antoni sei Dank, daß dös treue Thier nit verschutt is!«

Wie sich später erwies, hatte der Hund treulich auf dem Schlitten Wache gehalten und war mit diesem von dem Luftstrom, der den Fall einer Lawine begleitet und die Gewalt eines Orkans hat, über den Rand des Weges und in eine Schneewebe geschleudert worden, aus der er sich bald herausgearbeitet hatte. Das treue Thier hatte dessenungeachtet seinen Platz nicht verlassen und vor der Schneewand, die das Grab seines Herrn bildete, fand es der Postillon, als er nach Tagesanbruch mit Leuten aus Trafoi heraufstieg, um die Straße gangbar zu machen und seine Reisenden aus der Hütte des alten Haspinger abzuholen, da die Verwüstungen, welche die Lawine angerichtet, noch unbekannt waren und der Fall derselben ein zu oft im Hochgebirge vorkommendes Ereigniß ist, um die Thalbewohner, wenn sie nicht direkt von dem Unglück betroffen werden, in Schrecken zu setzen.

Erst als der Postillon auf einem der Pferde zurückgejagt kam, das Unheil verkündend, und das hellere Tageslicht erlaubte, aus dem Thal mit den Fernröhren, welche die Alpenbewohner bei der Jagd brauchen, die Stätte des Unheils zu überschauen, war von dem Ortsrichter und dem Geistlichen rasch Hilfe aufgeboten worden, die Kirchglocken klangen durch das Thal und von allen Seiten eilten rüstige Männer und Frauen herbei, da die Gemeinden dort zu der Hilfe an dem Offenhalten der Straße verpflichtet sind und überdies Jeder weiß, wie leicht ihm selbst ein ähnliches Unglück passiren kann, in dem er der Hilfe seiner Nachbarn bedarf.

Der Doktor ging unruhig von einer Seite des Hauses zur anderen, nach den Fortschritten der beiden Parteien lauschend, welche ihnen Beistand brachten. Wenn sich auch vermuthen ließ, daß bei den Männern, die ihnen von der Höhe des Berges zu Hilfe kamen, auch andere Personen als die seiner Verfolger waren, deren Schutz sie also in Anspruch nehmen durften, bis sie sich unter den der Behörden stellen konnten, so kannte er doch den Ungarn zu gut als einen entschlossenen Mann und hatte von der Rache und Heftigkeit des getäuschten Italieners zu Viel zu fürchten, als daß er einem Zusammentreffen mit ihnen nicht hätte mit Besorgniß entgegen sehen müssen.

Die Rettung aus der Gefahr, die Sicherheit für seine Person und seine Zwecke beruhte also allein auf der Hoffnung, daß die Männer von Trafoi zuerst sich den Weg zu den Verschütteten bahnen und ihnen die Gelegenheit geben würden, ihre Reise so rasch als möglich fortzusetzen.

Ueberdies sollte er sich bald überzeugen, daß seine Verfolger von ihrer Anwesenheit – ob todt oder lebend – in dem verschütteten Hause wußten.

Der alte Tyroler, den die natürliche Unruhe fortwährend von einem Punkt zum andern umhertrieb, stand wieder in dem Stall, oberhalb dessen gearbeitet wurde, und der Doktor befand sich nicht weit von ihm entfernt und hatte das Ohr an die Wand gelegt.

Sie konnten jetzt deutlich die Stimmen hören und bereits einzelne Theile der Reden verstehen. Plötzlich drohte der Alte grimmig mit der Faust nach oben.

»Daß dös G'witter den sackrischen Dalk d'erschlagen mög'. Der Dieb und Dörcher, der's ganze Unglück verschuld hat! Aber i soll ihn in meine Fäust kriegen und will ihn auszahle, daß er sein Leblang nit mehr die Visasch auf'm Joch schauen läßt!«

»Ho ho – hi ho!« klang es dem lauschenden Doktor deutlich durch die Schneedecke herunter, die zu der von ihm zufällig gewählten Stelle akustisch den Schall gerade zu ihm klar durchließ. »Sollst mein Erbe sein, Fratz, sollst mein Erbe sein, wenn der Teufel mich geholt hat, wie Deinen Nönl und Deine Mutter und den fremden Laninger! Aber nit eher, denn das rothe Gold blinkt zu schön! Drei goldene Füchse für zwei todte! Hurrah – die Franzosen sind da und das Geld ist mein!«

»Es is der Teufelstoni, so wahr i seelig werden will!« sagte der alte Gemsjäger laut.

»Ihr wißt, Kerl, was wir Euch versprochen haben,« hörte der Doktor jetzt eine feste Männerstimme sagen. »Wenn sich Eure Nachricht bestätigt, daß die beiden Reisenden, der Mann und die Frau, die gestern Abend von dem Posthaus auf dem Joch abgefahren sind, vor dem Fall der Lawine in das verschüttete Haus geflüchtet sind, dann sollt Ihr noch zehn Napoleond'ors haben, ob wir sie todt oder lebendig finden – aber finden müssen wir sie!«

Eine wilde italienische Verwünschung und Drohung von einer anderen Stimme folgte dem Versprechen.

Haspinger, der nur einzelne Worte gehört, hatte sich überzeugt, daß jetzt der Augenblick gekommen, wo er den Helfern vielleicht ein Lebenszeichen geben könne, um ihren Eifer zu beschleunigen und ihre Arbeit der richtigen Stelle zuzuwenden.

Er legte die beiden Hände an den Mund, und mit einer Kraft der Lungen, die den jüngsten Bergsteiger beschämt hätte, stieß er einen jener gellenden Jodelrufe aus, mit welchen die Jäger und Hirten auf den Almen sich von einer Bergspitze zur andern oft auf kaum glaubliche Entfernungen anrufen.

Das Geräusch der Arbeit verstummte sogleich – dann hörte man ein dumpfes Klopfen.

Die beiden in dem Stall sich befindenden Personen lauschten.

Alsbald hörte man die Stimme des Knechts Kölbl. »Nazi – lebt Oes noch?«

Der Alte drängte sich an die Wand. »Ja, Kölbl, i und die Nandl,« schrie er mit seiner gewaltigen Stimme.

Die Antwort mochte wohl kaum oben recht verständlich gewesen sein, da nach den Gesetzen der Tonfortpflanzungen weit deutlicher die Rufe hinein in das Schneegrab dringen konnten von Außen her, als aus den Balken- und Mauerlagen des verschütteten Hauses hinauf. Aber sie schien doch zu genügen, da sie die Ueberzeugung gab, daß noch Menschenleben zu retten waren.

Gleich darauf klang wieder die Stimme des Knechtes.

»Nazi, Vader Nazi!«

»Hoi – hoh!«

»Sind zwei Fremde bei Enk!

»Hoi – ah!«

»A Mann und a Weib! Lebens noch?«

»Hoi – ah!«

Der Doktor erbebte – er hörte deutlich die Stimme des Grafen.

»Hundert Gulden Männer, aber grabt auf Tod und Leben! – Wir haben sie!«

»Nönl! Nönl! kommt annerst schleuni hieher,« erklang der eifrige Ruf der Tyrolerin von der anderen Seite der Hütte her – »i kann die Stimm' von unserm lieben Patter hören – gebt's a Zeichen hier, döß wir leb'n!«

Haspinger eilte nach dem Zugang des Hauses, wo die Trafoier an dem Durchbrechen des Schnees arbeiteten. Er ließ auch hier seinen Ruf erschallen und hatte die Freude, daß er gehört wurde und man ihm antwortete.

»Freu' Di, Nandl,« sagte er munter, »'s is noch a Stund sackrische Arbeit hier a's da, eher mehr für die vom Joch, weil's in die Tief arbeiten. Aber weil Du a brav Dearndl bist und die Kourasch nit verlor'n, wie's die Weibsleut thoan, soll'st a Freud' zuerst hab'n, und i will Denen vom Joch helfen, döß Du Dei Bros in a halb Stund a Dei Herz drucken kannst!«

Er griff nach Hacke und Spaten, die noch an dieser Stelle lehnten und wollte nach dem Stadel zurückkehren, während die junge Frau jetzt Freudenthränen vergoß.

Der Doktor trat ihm entgegen, den Revolver in der Hand. Er hatte seinen Entschluß gefaßt.

»Halt, Herr Haspinger, ich muß mit Ihnen reden!«

Der Greis sah ihn erstaunt an. »Was fällt Enk ein – i denk halt, Oes kennt den Nazi Haspinger! Geht a's dem Weg!«

»Nein! Sie müssen mich hören! Sie dürfen nicht auf jener Seite den Männern helfen. Lassen Sie uns hier den Leuten aus dem Thal entgegen graben – wir wollen Alle Hand anlegen – und wenn wir zuerst nach dieser Seite uns retten können, soll Ihnen aller Schade durch die Beschädigung des Hauses und selbst das gestohlene Geld reichlich vergütet werden!«

»Verflucht sei der Kreuzer, den der Haspinger a's Eurer Hand nimmt. A's dem Weg sag i und macht mich nit schirig! I bin der Herr hier und thu was i für gut find! Dankt der heili Mueder Gotts und dem armen Dearndarl, döß Oes nit längst todt in der Eck liegt. Aber Sakri – macht mich nit fuchtig!«

Er that einen Schritt, an ihm vorbei zu gehen, aber der Doktor stellte sich ihm entschlossen in den Weg.

»Nimmermehr – Sie dürfen dort nicht helfen. Wenn Sie es denn wissen wollen und mein Anerbieten verschmähen – unter jenen Leuten, welche die Schneewand vom Joch her durchgraben, sind Personen, die uns auf Tod und Leben verfolgen. Wir sind verloren, wenn sie hier eindringen und uns finden! Die wichtigsten Interessen stehen auf dem Spiel – wir müssen so schnell als möglich unsern Weg fortsetzen oder uns unter den Schutz der nächsten Behörden stellen. Wenn wir Trafoi oder Meran erreichen können, sind wir gerettet!«

Der alte Mann warf die Hacke auf den Boden, »Der Herrgott hat mei' G'wissen a mal die Sünd erspart, und die Rach' in Sei Hand g'nommen. Wenn Er Enk retten will, mag's d'rum sein – i aber will ka Glied ruhrn, um Enk für a neu' Schlechtigkeit der Straf' zu entziehn«!«

Er setzte sich auf die Bank.

»Sie waren Soldat, Herr Haspinger, Sie sind ein treuer Unterthan des Kaisers!«

Der Greis sah ihn finster an. »Wer wagt's, zu zweifeln an der Treu im Tyrolerland?«

»Wohlan denn – im Namen des Kaisers befehle ich Ihnen, uns beizustehn und uns nicht in die Hände unserer Verfolger fallen zu lassen!«

Der Tyroler zuckte unwillig die Achseln und wandte sich zu dem Verwundeten.

»Im Namen des Kaisers fordere ich Sie auf« wiederholte der Doktor. »Hier, sehen Sie diese Brieftasche, sie enthält Papiere von der größten Wichtigkeit für die Sicherheit des ganzen Staates. In Mailand ist eine Revolution ausgebrochen, – es droht ein feindlicher Einfall! Unsere Verfolger sind italienische Revolutionaire, ein ungar'scher Rebell, den jener Bursche kennt! Sie werden mich tödten, um die Papiere, die von der größten Wichtigkeit für die Regierung sind, und die wir selbst nach Wien bringen müssen, mir zu entreißen!«

»S'is a Lug und a Trug – Hab i nit g'schaut mit meinen Augen, döß Oes selber a Rebell wart am Kaiser unserm Herrn und g'holfen habt in der Mordnacht zu Wien beim Latour? Fluch Enk und mögt Oes verderben in Eurem Trug!«

»Aber ich habe die Partei der Rebellen verlassen – Sie selbst haben mich im Lager des Fürsten Windischgrätz gesehen, als ich ihm Nachrichten brachte aus Wien. Ich ....«

Die Gräfin unterbrach ihn und riß ihm die Brieftasche aus der Hand.

»Du bist ein Narr, daß Du die Zeit verschwendest, wo von jedem Augenblick Tod und Leben abhängt. Werdet Ihr Dem dort glauben, Mann?«

Sie wies nach dem Verwundeten, der aufgeregt die Szene verfolgte.

Der Greis sah zweifelnd bald auf den Slawonier, bald auf die Dame. »Der Hoisal is a rechtschaff'ner Bursch und Oes habt ihm g'nug Leids g'thoan, – wenn er's sagt .....«

Die Gräfin war mit einem Sprung bei dem Lager des Mannes, dessen Leib und Seele sie einst zu verderben gesucht, dessen Lebensfrieden sie zerstört hatte. Es war das erste Mal, daß sie ein Wort seit dem Wiederfinden an ihn richtete.

»Leuchte Mädchen, geschwind!«

Unwillkürlich gehorchte das Nandl.

»Lies!«

Sie hielt ihm eines der gestohlenen Papiere vor Augen.

Die alte unbegränzte Herrschaft, die sie so lange und so verderblich über den Armen geübt, hatte ihre Macht noch nicht verloren. Der Kranke richtete sich unwillkürlich trotz aller Schmerzen empor, seine Augen flogen fieberhaft über das Papier.

»Und hier – da! – Unter jenen Männern befindet sich Stephan Batthyányi– Du kennst ihn!«

»Der Graf? – Gott sei Dank!« rief freudig der Kranke.

»Der Teufel hole ihn! Sprich Bursche, sage dem ungläubigen Schwachkopf dort, was auf dem Spiel steht! Rede, oder ich will Dich an den Galgen bringen, undankbarer Schurke!«

Dunkle Fieberröthe hatte das Gesicht des Kranken übergossen. »Fort von mir – Sie haben keinen Theil mehr an mir und der Fluch eines zertretenen Lebens begleite Sie! – Vater Haspinger – kommen Sie hierher!«

Der Alte war an seiner Seite. »Red' die Wahrheit Hoisal, ohn' Menschenfurcht! Niemand soll Dir a Zwang thun!«

»Es ist wahr Vater – diese Beiden, so schlecht sie sind, müssen gerettet werden, wenn Ihr ein Mittel kennt, ihnen zur Flucht zu helfen. Wenn der Graf sie trifft, sind sie verloren!«

»Und es ist des Kaisers sei Sach? S'geschieht für den Kaiser in Wien?«

»Ich schwöre es Euch – die Papiere sind von der höchsten Wichtigkeit! Gott weiß, auf welche Weise sie in ihre Hände gerathen sind!«

»Eilt, eilt – jede Minute kann Sie selbst zum Verräther an dem Kaiser, zum Helfershelfer seiner Feinde machen!« drängte der Doktor.

»I a Verräther am Kaiser – der Nazi Haspinger mai Kaisers sei Feind? Wer wagt, solch Lug zu sagen!« Er hatte die greise Stirn zwischen die Hände gepreßt und seine Augen flogen umher, als suche er mit Gewalt nach einem Gedanken.

»I hoab's,« rief er plötzlich. »Welch' Tyroler wird fragen noch nach sei Hab und Gut, wo sei Blut und Leben dem Kaiser g'hört! – Nit für Enk, denn Eure Seele is schwarz und schirig und mei Enkels sei Blut klebt an Eurer Hand und Oes sollt verflucht sein bis in den Abgrund der Finsterniß – aber deß die Tyroler Treu wieder leuchte wie a Stern sollt Oes gerettet sein, oder der Haspinger wird sterben mit Enk! Aber wehe Enk, wenn Oes gewagt hoabt, uns a Trug zu thoan!«

»Fragt ihn!« Er wies ungeduldig auf den Slowaken.

»Wahr! wahr!« stöhnte' Matthias – »bei meiner ewigen Seligkeit!«

»A naß' Tuch her Nandl! – Werft Reiser af's Feuer, Frau, döß es hell a'fschlägt,« befahl der Greis. Dann rüstig, als stähle die volle Jugendkraft noch seine Glieder, sprang er zu der Schneewand. »Ioi – hoh! – Ioi – hoh!«

Ein ähnlicher Ruf antwortete ihm dumpf durch die Schneemasse – der Ton eines Posthorns!

»Der Jöggeli is da – jetzt Mann werft des Reisig aus der Hütt hierher vor die Thür und All's, was Oes finden könnt zum Brennen!«

Mit gewaltiger Kraft faßte er den schweren Tisch von Tannenholz in der Mitte der Küche und stieß ihn gegen das Estrich, daß er zusammenbrach. Dann schleppte er die Platte an die Tbür und warf sie in dem bereits ausgeschaufelten Raum auf das Schneewasser.

»Jetzt schleuni hier hera'f das Feuer – häuft's trockne Reisi a'f und was brennen will! G'schwind, g'schwind!«

»Aber um Himmelswillen, Ihr werdet dies Haus in Brand stecken!«

»Wenns a Möglichkeit war, warum nit? Desto rascher würd dös Schneeschild derschmelzen! Awer 's hat ka G'fahr nit, ausgenommen der Rauch! Faßt an Mann, wenn Oes a Kraft in den Knochen hoabt!«

Er hatte eine Stange aus dem Stall geholt und bohrte sie jetzt wiederholt in die Schneelage.

Die beiden Frauen hatten, die Absicht des Alten begreifend, auf dem Tischbrett vor der verschütteten Thür Reisig aufgehäuft und es in Brand gesteckt. Die Flamme, erst mühsam und spärlich, loderte bald kräftiger in die Höhe, denn der Greis warf Alles, was ihm Brennbares zur Hand kam, auf die Gluth, und der Doktor und die Gräfin folgten bald seinem Beispiel.

»Dös Tuch, Nandl, dös Tuch!« – die junge Frau hatte ihn verstanden und breitete das angefeuchtete Linnen über den Kopf des Verwundeten, so daß er mit der gesunden Hand es heben und frei darunter athmen konnte, ohne von dem Rauch belästigt zu werden.

Sie selbst kniete an dem dürftigen Lager nieder und barg ihr Gesicht darein.

Ein dunkler Qualm erhob sich von dem Feuer und füllte in wenig Minuten den ganzen Raum des Hauses. Der Greis allein hatte die Kraft, demselben aufrecht zu trotzen und das Feuer zu unterhalten.

»Ich ersticke – um Gotteswillen – hört auf!« jammerte die Gräfin.

»A'f die Erd d'nieder, legt Enk a'f den Boden oder druckt dös G'sicht in den Schnee,« befahl der Alte den Stöhnenden.

Zwei Mal mußte er selbst sich an die Wand lehnen – die Flammen leckten bereits an dem untern Gebälk der Thür – immer dichter ward der Rauch, eine dumpfe Betäubung bemächtigte sich Aller – – –

Da klang ein gellender Jubelruf in ihre Ohren – ein Hurrah – ein lang anhaltender Jodler von vierzig, fünfzig Stimmen – das Posthorn Jöggelis schmetterte – – –

»Hurrah! Der Rauch hat a Ausgang g'funden – sie hoab'n die Richtung!«

Der Alte versuchte den Zuruf von Außen zu beantworten, aber das Pusten und Husten schnürte ihm die Kehle zu. Aber unermüdlich stieß er mit seiner Stange durch den Rauch in den Schnee, um dem erstern den Ausgang zu öffnen und trat das Feuer auseinander und löschte mit Wasser und Schnee die Gluth der Balken.

Dann – ein frischer Luftzug – in Flocken wirbelte der Rauch in die Höhe – laute Stimmen – die Schneewand schien in feurigen Krystallen zu glühen, immer heller und heller, und endlich – ein Stoß – vier Eisen bohrten sich zu gleicher Zeit durch die Schneewand und rissen eine breite Oeffnung und das rothe Licht der Fackeln, kräftige, von dem Schweiß harter Arbeit geröthete Gesichter – und über ihnen das dunkle Firmament mit seinem Sternenheer! – –

»Gerettet! Gerettet! Hurrah!«

Ein dunkler Körper huschte durch die Oeffnung, ein lustiges Bellen – an dem alten Mann sprang in ausgelassenen Sprüngen der Tyras, das treue »Hauspummerl« empor.

Selbst Lazare, obschon er seit einer Viertelstunde dies Resultat hoffen konnte, war erschüttert und einige Minuten nicht Herr seiner selbst, indeß die kräftigen Arme der Gebirgsbewohner unter jubelndem Zuruf rasch die Oeffnung erweiterten.

Der Greis hatte die eigene Arbeit ruhen lassen, er hatte die Hände über die Brust gefalten und blickte fromm ein Gebet murmelnd hinauf in den Sternenhimmel, den er durch Gottes Willen noch ein Mal wiedersah. So fand ihn der Priester, der – das Kruzifix in der Hand, gleich als führe er sie zur Schlacht – während des ganzen Tages bei den sich von Stunde zu Stunde ablösenden Arbeitern geblieben war und sie ermuntert hatte, indem er zuerst durch die Oeffnung in die Hütte stieg und das Zeichen mit dem Bilde des Gekreuzigten dem alten Mann entgegen hielt.

»Auf Eure Knie, alter Freund und laßt uns Gott und den Heiligen danken, daß sie Euch aus der Nacht des Todes errettet haben! Denn der Herr ließ sein Angesicht leuchten über Euch und gab Euch dem Leben wieder! Amen!«

Und während der Greis inbrünstig und demüthig das heilige Zeichen Dessen, der den Menschen die Gräber geöffnet hat, küßte und sein weinendes Enkelkind nieder an seiner Seite kniete, erhob der alte Priester die Hände und sprach die erhabenen Worte, welche die Erstehung aus dem Grabe verkünden.

Die Männer umher hatten ihre Arbeit eingestellt und beteten andächtig auf ihren Knieen – selbst der Hund drückte sich schweigend an die Herrin, die klugen Augen auf die bekannten Gesichter gerichtet.

An der Wand zur Seite, im Schatten neben der halb vom Boden, auf dem sie gelegen, aufgerichteten Genossin seiner Sünden: der Legionair – der Verräther – der Spion!

Aber trotz alles Cynismus, trotz seiner Verachtung jedes Gottesglaubens, die mit dem Augenblick ihrer Rettung mit erneutem Trotz in seiner Seele aufbäumten, wagte er nicht die Andacht zu stören und begnügte sich, das Weib an seiner Seite empor zu richten.

Haspinger war es, der zuerst die kurze dem Gebet geweihte Stille unterbrach. »Gott und den Heili der erste Dank anes alten Mannes, der nit mehr die Sonn' über den tyroler Bergen a'fgehn zu schaun g'glaubt hat! Und Enk hochwürdiger Herr und den braven Nachbarn all'zsammen! – Aber nu – nehmts nit schlimm, döß i an's Notwendige denk! Is der Jöggeli da?«

»Hier Gams-Nazi!« Der Bursche schwang munter sein Horn. »Der Postmeister droben wird sei Freud haben, döß die Braunen gerettet sein! Er arbeit' halt oben mit den Gränzern im Schnee, awer wir waren rascher als sie!«

»Hast a G'fährt da?«

»Freili – der Herrschaft ihren Schlitten. Die Lawin hat ihn nunter worfen weit über die Straß in den Schnee, aber 's fehlt Nix von der Bagasch, wir haben Alles z'sammen sucht und 's G'fähr is wieder in Stand!«

Der alte Mann wandte sich mit gebietender Miene zu dem Paar und wies mit dem Arm hinaus nach der Straße.

»Dann fort mit Enk und befreit mai Hütt von Eurer Gegenwart! Ka sterblicher Mensch soll Enk folgen über die Schwell, die der Herrgott selber hat a'fbaut, damit Oes dös Papier bringt nach Wien in des Kaisers sei Burg. Aber wahrt Enk, dös Oes dem Vader nochmals vor die Augen tret't, dem Oes sei Kind geraubt; denn der Herrgott möcht nit mehr sei Lawin schicken, und der Kaiser zwischen Enk steh'n und mei Hand!«

Er wandte ihnen den Rücken und ging zu dem Lager des Verwundeten, zu dem Nandl bereits den Leutpriester gezogen hatte, der im Ruf stand, ein nicht ungeschickter Heilkundiger zu sein.

Ohne sich um das Erstaunen der neugierigen Zeugen dieses Auftritts zu kümmern, hatte Lazare bereits die Sachen, die sie mit in das Haus gebracht, zusammengerafft und reichte eine Hand voll Gold und Silbergeld an die verduzten Arbeiter.

»Da Leute, nehmt, theilt es und tausend Dank für die Hilfe. Fort Schwager, bringt das Gefähr in Ordnung! Einen Dukaten Trinkgeld, wenn wir in der halben Zeit am Posthaus sind! Schnell, Martha!«

Er zog die Gräfin am Arm mit sich fort durch den Schacht, den die Männer in die Schneewand gegraben. Kaum zehn Minuten nachher hörte man das lustige Schmettern des Posthorns. –

Ein Krachen – ein Schmerzensschrei – das letzte Brüllen und Stöhnen der erschlagenen Kuh – ein Theil des Gebälks des Stadels war bei dem unvorsichtigen Einschlagen der Arbeiter vom Joch unter der Last zusammengebrochen und hatte dem treuen Kölbl, dem alten Knecht das Bein zerschmettert!

Durch die gähnende Oeffnung über die Trümmer her sprangen zwei Männer, die Revolver in der Hand und drangen in die Hütte. Hinter ihnen drein kletterte, zwischen den zu Hilfe Eilenden ein Knabe herunter, einen Stutzen tragend.

»Mueder, der Ambros is da! i bring halt des Nönl sa Büchs, die der Teufelstoni ma schenkt hat!«

Die Mutter hielt ihr Kind in den Armen und bedeckte es mit ihren Küssen.

»Wo sind die Fremden, die in diesem Hause gestern Abend Schutz gesucht? – Ein Mann und eine Frau – wir müssen sie haben, todt oder lebendig!«

»Hoho! hihi!« klang es aus der Höhe – »der Haspinger ist todt! Hurrah! die Franzosen kommen, die Franzosen, aber sie kriegen mai rothes Gold nit!«

Das Rufen des Tollen verlor sich in der Ferne, – wie er jetzt eilig davon lief aus Furcht vor dem aus der Tiefe ihn wüthend anbellenden Hunde.

Der Fremde, der wie ein Engländer aussah, von dem Geistlichen und den Arbeitern gewiesen, war zu dem alten Gemsjäger getreten, der am Eingange seines Hauses Wache hielt.

»Sie sind der Hausherr hier? – Ich wünsche Ihnen Glück zu Ihrer Rettung aus so großer Gefahr. Aber ich muß Sie um eine dringende Auskunft bitten. Wir suchen zwei Reisende. Ein wahnsinniger Bettler behauptet, daß sie gestern Abend vor dem Fall der Lawine in diesem Hause Unterkommen gesucht haben!«

»S'is halt so! Der verhutzelte Dörcher hat die Wahrheit plauscht!«

»Ein Mann und eine Frau – der erste blaß mit hoher gewölbter Stirn, – die Dame klein und roth!?«

»S'is schon recht!«

»Und wo sind sie – Ihr haltet sie versteckt?«

»Nein, Herr – der Mann mit dem schiechen Blick, den sie den Doktor nennen, und sai schlimme Zuhalterin, die Gräfin, sind fort!«

»Fort?«

»Ja, Herr! – was die Pferd laufen können, fahren sie nach Trafoi, nachdem's Unheil g'nug hier anricht hab'n. Aber die Hand Gottes ist hinter ihnen!«

»Auch die unsere hinter dem Buben!« Er sprach rasch einige Worte italienisch zu seinem Begleiter. »Wenn Ihr die Menschen kennt, Alter, was seltsam genug ist, werdet Ihr wissen, was an ihnen ist. Sie haben uns bestohlen! Macht Platz, wir müssen ihnen nach so rasch als möglich!«

Aus der Tiefe der Straßenwindungen trug das Echo die fernen leisen Klänge des Posthorns herauf. Der alte Tyroler stellte sich breit in die Thür.

»Ka Schritt weiter Ihr Herren! Kehrt zurück woher Oes 'kommen seid – i will nit fragen wer Oes seid und was Euer Gewerb – dort drüben aber unter den Leuten steht der Gensd'arm und sind Männer g'nuag hier, a Landesfeind beim Kragen zu nehm'n! Die da unten wird der Teufel, wenn ihre Zeit kommen, schon finden, – aber annerst soll'n sie frei gehn und sicher nach 'Spruck und Wien, denn die Tyroler Treu is so fest wie unsre Berge stehn und Gott der Herr verläßt Oest'reich nit!«

Der Engländer faßte den Arm seines knirschenden Gefährten und zog ihn fort. »Unsere Anstrengung war vergebens,« sagte er französisch. – »Kommen Sie, wir müssen an uns selbst denken, denn dieser Mann weiß offenbar von unserm Zweck. Wir können jeden Augenblick verhaftet werden und es würde Hauptmann Müller schwer sein, uns loszumachen.«

Sein Blick begegnete den freudestrahlenden des Verwundeten.

»Wie – Du hier, Matthias?«

Der Slowak streckte ihm schüchtern die Hand entgegen.

»Sie sind sicher hier, Herr Graf,« flüsterte er – »der Haspinger ist ein Ehrenmann – nur verrathen Sie sich nicht selbst den Andern gegenüber! Sie sollen Alles erfahren.«

Der Graf Batthyànyi gab dem mailänder Nobile einen Wink – dann setzte er sich neben den Kranken und nahm seine Hand.

»Du bist verwundet, braver Landsmann – ich hoffe, nicht gefährlich! Wer that es?«

»Wer anders als Jene, die der Fluch meines Daseins waren! Aber die Kugel, die mich traf, hat mich dem Leben wieder gegeben und der arme zertretene Slowak, – er mag leben oder sterben! – hat sein Bestes wieder gefunden!«

Zehn Tage darauf fanden noch nachträglich in Mailand in aller Stille einige Verhaftungen statt – auch die Gräfin Montalban Cornello mußte ein scharfes Verhör bestehen – aber wegen Mangels an Beweisen wurde, wie schon am Schluß des vorigen Kapitels erwähnt, die Untersuchung nicht weiter verfolgt.

Graf Sforza kehrte nicht nach Mailand zurück – er war nach Turin geflüchtet und trat in die sardinische Armee.

Bald darauf begann Oesterreich vorsichtig seine Garnisonen in der Lombardei, namentlich an der italienischen Gränze zu verstärken. Die Festungswerke von Peschiera, Verona und Mantua wurden renovirt.

Herr von Hübener, der österreichische Botschafter in Paris, hatte um diese Zeit viel zu thun.


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