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Nun ja; dort sitzen sie wieder: die Dorfkinder unter den Linden, der »Zeugspeterle« unter den Kindern.
Der Peterle erzählt; sein Haupt ist gesunken, die Stirn in Falten, auf einen Bischofsstab von Weißdorn gestemmt, sitzt er vorgebeugt da und erzählt gar grusliche Dinge.
»Ja, ja, so ist es, glaubt es nur«, sagt er jetzt am Schlusse, »so sind sie, so kommen und verschwinden, belohnen und strafen sie, die Geister.«
Die Lindes schütteln sich im Abendwinde, als wollten sie sagen: »Nein, o Kinder, es ist erlogen und betrogen, glaubt ihm nicht!«
Die Kinder aber glauben ihm; sie lächeln, schauern, glühen; ihr Kopf ist voll von Wundern, Feen, Zauberern, die dem Peterle aus dem Munde gingen; der Peterle fährt fort:
»Manchmal in der Nacht vermeint man ein Weinen, Schreien und Klagen zu hören; Lichtlein kommen dorther und daher, manchmal lacht es auch, tut wie ein Hahn dazwischen, und ist es ganz still, so vermeint man, eine Million Krebse rascheln im Stroh. Wer das so hört, schlage ja ein Kreuz und geh' schön stille heim, es hat schon Übel genug gebracht. Der Feigl von Ampfing ist auch auf diese Art verkommen, weiß heut noch niemand, wo er ist und wer ihn selbe Nacht mit fortgenommen. Wie das so kommen ist? Nun, er ist einmal heim in der Nacht, halber Zwölfe mag's gewesen sein; und wie er so durchs Dorf geht, hört er's wimmern, klagen, schreien; er meint, ein Mensch sei im Unglück und geht drauf zu; je näher dass er kommt, desto stiller wird's, und er sieht auf einmal nichts mehr als die Lichtlein und hört nichts mehr als Millionen Krebse im Stroh. Den bösen Feind will ich sehen, der dahinter steckt, sagt er jetzt und geht näher und näher. Auf einmal werden die Lichter immer mehr, man hört es pusten, plärren, tumultieren, die Lichter tanzen durcheinander, dass man schwindelig wird vom Schauen; auf einmal sind es Hunde, Wölfe, Katzen, die da laufen, ein jedes ein Flämmlein auf dem Hirn, und der Feigl sieht sich mitten unter ihnen; er meint, es dreh' sich alles um ihn her; er will zurück und kann nicht mehr; so will er wenigstens feststehen, er kann auch das nicht mehr; er schreit um Hilfe und wird auch schon nicht mehr vernommen; – auf einmal stehen Wölf' und Hunde auf den Hinterbeinen, haben Menschenköpfe, greifen nach den Stirnen und haben die Lichter jetzt in Händen; auf einmal hebt sich alles von dem Boden, Geschrei, Gelächter fängt erst recht jetzt an; – und schneller als die Kugel aus dem Rohr, schießt nun alles durch die Luft, der Feigl mit und ist bis heut' auch nimmer wieder kommen. Sein Kamerad, der Simmernfranz, ist mit gewesen, hat alles selbst gesehen, doch weil er aber, Gott, Maria! ausgerufen, aufs Gesicht gefallen, hat es ihm nicht schaden können …«
Der letzte Sonnenschimmer ist indessen von den Linden gewichen, sie schauern im Abendwinde wie die Herzen der Kinder von dem Grauen der Sage.
Peterle erhebt sich jetzt und lässt sich von zwei Knaben heimwärts führen, indes die andern sich zerstreuen.
Aber wenige Schritte hat der Peterle gemacht, als er seinen Namen freundlich rufen hört. Er hat auch erwachsene Zuhörer gehabt, die ihm danken wollen; darunter ist die Mainhardin. Diese kommt jetzt näher, reicht dem Peterle ein Stück vom schönsten Weißbrot und bemerkt, wie brav es wäre, nächstens wieder so viel Schönes zu vernehmen …
Es war ein halber Feierabend heute, und zwar ein froher. Man hatte die Roggenernte vollendet, sie war vortrefflich ausgefallen, und so tat man sich denn gütlich, wo und wie es ging. Namentlich hatte die Schänke in Dobl um diese Stunde scharfen Zuspruch; fast alle Hausväter waren dort versammelt; es wurde gezecht, gelärmt, gelacht und gestritten.
Der Mainhard, anfangs unter den fröhlichen Zechern, hatte sich jetzt verstimmt zu den Kartenspielern gesetzt und tat auch mit. Ein Streit über Wunder und Aberglauben, wobei er alle Gäste als Gläubige gegen sich hatte, war im Stande gewesen, ihn dem Kartenspiel, das er hasste, in die Arme zu treiben. Aber auch hier wollte es nicht gelingen, seine frühere Ruhe wieder zu gewinnen. Denn noch immer, obwohl nicht in der Absicht, ihn zu reizen, fielen da und dort Bemerkungen, wurden Ereignisse als wahr erzählt, die über die Grenze alles Wunderbaren gingen.
Ein Tropfen mach ein volles Gefäß übergehen; und so war es auch eigentlich eine harmlose Äußerung, welche den Mainhard wieder ganz zur Verzweiflung brachte.
»Man merkt den Birkhahn heute«, sagte nämlich der Bendl einmal, sein oft geleertes Glas dem Wirt aufs Neue reichend; der Wirt ging lächelnd nach dem Keller, und Bendls Nachbarn nickten sich bestätigend. Sie glaubten steif und fest, dass der Wirt heute deshalb so viel ausschenke, weil er sich aus einer Birke, die mitten in einem Ameishaufen stand, einen Pipphahn gedreht hatte.
Mainhard legte die Karten weg und kam wieder zu Bendls Tisch zurück. Es dünkte ihn doch noch angenehmer, sich mitten in den Kampf zu stürzen und sich völlig auszutoben, als schweigend auf die Karten zu schauen und doch das Teufelszeug noch immer anzuhören; und so begann der Kampf von Neuem, und mit einer Hitzigkeit, die alles fürchten ließ.
Die bei den Johannisfeuern erschienen Hellseherin war nämlich inzwischen zu großen Ansehen gekommen, ja, zur vollkommenen Prophetin geworden. Nicht nur das Volk schenkte ihr unbedingten Glauben und erholte sich fortwährend Rats bei ihr; selbst der Landdoktor ging um ihre Erscheinung wie um ein unerklärliches Problem herum – und der Herr Pfarrer stellt die Prophetin schon am Tag nach ihrer Ankunft unter den mächtigen Schutz seiner Person und seines Amtes!
Unter solchen Umständen war selbstverständlich niemand schlimmer dran als Mainhard. Vom ersten Augenblicke an der Erscheinung wie dem ganzen Treiben der Prophetin auf das Grimmigste abhold, suchte er auch andere für seine Ansicht zu gewinnen; als er aber sah, wie fruchtlos er sich gegen den Unsinn wehre, wurde er nur noch aufgebrachter, machte das Wort »Spatenhex« stehend auf seinen Lippen, ging wütend und streitend von Haus zu Haus, sagte seinen Nachbarn Grobheiten von ungeheurer Tragweite, ging zum Doktor, um ihn an seine Studien zu erinnern, zum Pfarrer, um ihn (Gott weiß auf welche Weise) an das reine Wort des Christentums zu mahnen; – allein umsonst, vergebens! Der Doktor bedachte ihn mit einer Mixtur von essigsauern Mienen und derben Zurechtweisungen, der Pfarrer hielt ihm einen kurzen donnernden Vortrag von Kirchenbann und Heidensöhnen, und selbst der Amtmann zeigte wenig Lust, sich in eine Angelegenheit zu mischen, die der Geistliche und das Volk zu der Ihrigen gemacht.
Seitdem war nun die Prophetin in der Nähe des Pfarrhauses untergebracht, lebte einen Teil des Tages abgeschlossen in deinem hübsch und bequem eingerichteten Zimmer, aß und trank mit unvergleichlichem Appetit von den ausgesuchten Gaben, die man ihr von allen Seiten brachte und verschmähte es auch nicht, sich dreimal des Tages umzukleiden und dabei von den schönen Gewändern Gebrauch zu machen, die man ihr zu verehren gewagt. Kam aber hierauf die Zeit »ihres Zustandes« (gewöhnlich von fünf bis sieben Uhr abends), dann erschien sie vom Kopf bis zu den Füßen weißgekleidet und legte sich sanft und malerisch auf ein schneeweißes Paradebett im zweiten Zimmer, ließ hierauf, wenn alles schön in Ordnung war, eine geringe Anzahl Zuschauer zu sich herein, um ihnen ihre Martern zu zeigen, wälzte, krümmte, bäumte sich, ächzte, schnarrte, schrei, biss die Zähne übereinander und gab dazwischen durch abgerissene Worte den erklärenden Text zu den lebenden Bildern ihrer Qual. Spürte sie das Ende ihrer vorgeblichen Leiden herankommen und legte sich der Teufel, wie sie sagte, abgerackert von Arbeit hundsmüde in einen Winkel ihres Herzens, dann griff sie mit schön geschwungener Hand allmählig nach dem Glöcklein neben ihrem Bette, klingelte und sagte leise: »Die Erlösung kommt; da steigen meine Engel nieder, Engel mit den Palmen! Sie singen, singen und streuen Blumen, ach, wie schöne Blumen! Hosianna, seid willkommen, meine Engel, meine Retter!« Und hierauf entschlief sie, wie man glaubte, sanft und hochbegnadigt; nun durften alle Fenster und Türen angelweit geöffnet werden, um den hehren Anblick der Prophetin allen zu gewähren; dies war dann auch die Zeit, wo die Prophetin jede Frage, die ihr schriftlich übergeben worden, einer Antwort würdigte!
Dass nun die Prophetin auch heute wieder in den Kampf hineingezogen wurde, versteht sich von selbst. Mainhard wagte es geradezu auszusprechen, dass die »Spatenhex« mit allerlei Leuten in Verbindung stehe, die ihr heimlicher Weise über Menschen und Dinge Auskunft geben, von der sodann bei den Prophezeiungen Gebrauch gemacht würde. Diese Meinung erregte heftigen Widerspruch, und man rühmte die »Vielseitigkeit« der wunderbaren Fremden, die ja nicht bloß über Vergangenes und Künftiges Aufschluss gebe, sondern in ihrem verklärten Zustande auch klüger sei als Doktoren und Advokaten, überhaupt so gut als alles verstehe und wisse.
»Ich will nur eins hier sagen«, bemerkte der Bendl: »Vorgestern spürt meine Alte Fieber, kann nicht mehr aufbleiben und muss ins Bett; sie schickt zu Wunderjungfrau, lässt sie um ein Mittel fragen, und die gibt an, mein Weib soll auf die Stubenwand, die nach Sonnenaufgang sieht, drei Kohlenkreuze machen und dabei siebenmal sagen:
Hier steh' ich und bet'
Fieber kommt, Fieber geht,
Engel seht, Engel fleht,
Und das Fieber vergeht!
Mein Weib tut das, und heut ist sie frisch und gesund!«
»Das ist mir ein sauberes Fieber, das sich mit ein paar Worten die Tür weisen lässt«, rief der Mainhard lachend; – »ein ordentliches Fieber wäre erst recht da geblieben und hätte doppelt aufbegehrt!«
Der Stuiber jedoch nickte dem Bendl gläubig zu und sagte: »Menem Bruder hat die Wunderjungfrau auch geholfen; auf ihren Vorschlag hat er um Mitternacht den aufgehenden Mond zwischen den Beinen fünf Minuten angeguckt – und sein Zahnweh ist fort!«
»Da sind nichtsnutzige Krankheiten«, rief der Mainhard wieder, »wie abgerichtete Pudel kommen, gehen, apportieren, verkriechen sie sich! Wenn mir einmal so'ne miserable Krankheit nah' kommen wollte, ich drehte ihr den Hals um, eh' sie mich erreichte! Wozu krank werden, wenn nicht ordentlich? Solche Waschlappen von Übel ziehen nur elende Wunder und Hexereien groß!«
Sein Herz war voll, sein Gesicht von Unmut aufgetrieben. Den Deckel des Glases zuwerfend und seinen Hut ergreifend, stand er auf und sagte:
»Gute Nacht, nichts für ungut, Freunde! Aber eh' ich geh', will ich Euch auch ein Universalmittel sagen. Nehmt zur Zeit des Vollmondes eine gut schließende Schachtel und fangt darin um Mitternacht so viel Mondlicht auf, als Platz hat; dieses Mondlicht gut verschlossen und ein Jahr lang fleißig auf dem Ofen gedörrt, ist ein Mittel gegen jede Krankheit; eine Pris' davon morgens vor Gebetläuten geschnupft, vertreibt Hirnweh, Zahnweh, Fieber, Knochenfraß, Lungentuberkeln und führe einem Dummheit und Aberglauben aus dem Leibe, dass es eine Pracht ist!«
Er brach rasch auf und ging. Er merkte nicht, dass zwei fremde Gestalten, die den Abend stumm in einer Ecke an der Türe gesessen, sich ein Zeichen gaben und die Stube geräuschlos auch verließen.
Es mochte um Mitternacht sein. Im Freien war es sehr dunkel und schwül, indem eine dichte Wolkendecke am Firmamente hing. Der Mainhard lüftete wiederholt seinen Hut und wischte sich den Schweiß von der Stirne. »Dass auch gerade jetzt der Weringer fort sein muss!« sagte er bedauernd vor sich hin. Er war überzeugt, dass der Weringer über solche Auftritte nicht lächelnd und vermittelnd wie sonst hinweggehen könnte – »Mit seiner Hilfe wollt' ich der Dummheit schon zu Leibe geh'n, dass sie an mich denken sollte!« setzte er nach einer Weile hinzu.
Als Mainhard eine Reihe Häuser vorüber war, blieb er plötzlich stehen und horchte verwundert auf.
Er vernahm einige Laute aus der Ferne, welche mit dem Jammern verunglückter Menschen viele Ähnlichkeit hatten.
Die Laute verstummten aber wieder, und er ging ruhig seines Weges.
»Ein Bursch, der seine Sputzen treibt«, dachte er weitergehend.
Aber kaum war er in die Nähe seines Hauses gekommen, als er jene seltsamen Laute wieder hörte und betroffen stehen blieb. Zugleich bemerkter er jetzt sehr deutlich einige kleine, bewegliche Lichter, die auf seiner Hauswiese einen kleinen Bach entlang auf und unter und hin und wider irrten.
Sein Ohr unterschied ganz genau, dass die wimmernden Töne gerade von der Stelle kamen, wo die Lichter hin und wider blitzten.
Viele seiner Nachbarn hätten wahrscheinlich sofort an Hexen und Gespenster gedacht, wären in ihr sicheres Haus geschlüpft und hätten den Jammer Jammer sein lassen; Mainhard aber dachte, dort müsse ein verunglückter Mensch liegen, und wenn die Irrlichter überirdische Zeichen seien, so könnten sie nur gute und nützliche Zeichen sein. Er war also kurz entschlossen, einen tüchtigen Knüttel zu nehmen und zu Hilfe zu eilen. Diesen Vorsatz war er eben im Begriffe auszuführen, als er eine besorgt Stimme sagen hörte:
»Mainhard, seid Ihr's?«
Mainhard erkannte die Stimme seines Knechtes und sagte: »Ja, der bin ich; komm nur gleich mit, Dich kann ich brauchen!«
»Wohin?«
»Zu den Lichtern; dort muss ein Mensch liegen, dem muss geholfen werden.«
»Nicht um eine Million, Meister! Das geht nicht mit rechten Dingen zu, bleibt um Gottes willen selbst davon!«
»Was heißt das?«
»Ich steh' schon eine halbe Stunde da uns los' dem Dinge zu; das ist nicht geflennt allein, das ist auch grausam gegurgelt und gelacht; – Herr Gott, Meiste, das sind die Geisterwölf', die sind es, Meister, sie wollen wieder einmal ihr Opfer haben!«
»Wieder ein Opfer haben? Wann haben sie schon eins gehabt?« rief Mainhard sehr erzürnt – »Ich kann Dir nicht befehlen, dass Du mitgehst, aber wenn Du nicht mitgehst, so halt' ich Dich für einen Hasendarm von oben bis unten!«
Nach diesen Worten ein furchtbarer Krach; – der Mainhard stürzte über einen Zaun her, brach einen schweren Spaten heraus und schritt ohne Weiteres auf die Lichter zu.
Der Knecht aber wisperte einige Worte mit jemand, der nicht sichtbar war und eilte dann nach der Gartenseite des Hauses.
Dort klopfte er heftig an ein Kammerfenster und rief mit klagender Stimme:
»Auf! Auf! Heraus! Um Gott, Mainhardin, Euer Mann ist verloren! Es geht nicht mit rechten Dingen zu! Steht auf! Steht auf!«
Es dauerte nicht lange, so war ein Kopf mit fliegenden Haaren im Fenster und fragte entsetzt, was es gebe.
Der Knecht erzählte kurz, was er wusste, und die Mainhardin warf lautlos das Fenster zu, um bald darauf halb angekleidet und händeringend auf der Schwelle der Haustüre zu erscheinen.
»Lauf zu den Nachbarn! Weck' alles auf! Ruf alles herbei«, sagte sie, vor Schmerz und Entsetzen bebend; – dann einen Blick nach der Wiese werfend, wo die Lichter immer zahlreicher tanzten und das Jammern, Ächzen, Toben von Stimmen schauderhaft anschwoll, dachte die Mainhardin an die Sage, die am Abend der Zeugspeterle zum Besten gegeben, rief einige Male flehend den Namen ihres Mannes, taumelte dann hin und her und fiel bewusstlos vor der Türe ihres Hauses nieder.
Indessen war der Knecht wirklich zu den nächsten Häusern hin gesprungen und pochte und schrie alt und jung aus dem Schlafe.
Mit Entsetzen wie bei nächtlicher Feuersbrunst erschien alles an Fenstern und Türen – der Lärm drang bald auch bis in die Schänke, in Kurzem war die erwachsene Bevölkerung vollzählig vor Mainhards Hause versammelt und starrte, mit wenigen Worten von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt, nach dem Schauplatz des vermeintlichen Geisterspuks.
Die zuerst erschienen, konnten noch einige Male deutlich Mainhards Stimme aus der Ferne hören, welche mutig rief: »Wer da? Was soll das alles?« Aber nur wenige, die später kamen, waren Zeugen von Mainhards letztem Aufschrei, welcher ganz wie der wütend-schmerzliche Ruf eines Mensch klang, der plötzlich rücklings überfallen und dessen Mund unter heftigem Ringen verstopft wird. Das Treiben der Lichter, die immer toller und weiter vom Dorfe hinweg tanzten, ein dumpfes Murmeln, Toben und Wimmern von Stimmen hörten auch noch jene Dorfbewohner, die ziemlich spät vor Mainhards Hause erschienen.
So entsetzt und erstarrt war alles von dem nächtlichen Schauspiel, dass niemand wagte, dem armen Manne, der offenbar in großer Gefahr war, zu Hilfe zu kommen. Erst als die Lichter lange verschwunden und die geheimnisvollen Stimmen verweht waren, ohne dass Mainhard zurückkam, erhob sich hier und dort eine befangene Stimme, sich doch helfend nach dem Manne umzusehen; aber es graute bereits der Morgen, eh man sich wirklich zu diesem Schritte ermutigt hatte; – langsam und leise redend, in Masse und wohlbewaffnet zog man endlich der seltsamen Unglücksstätte zu; – aber Mainhard war weder zu sehen noch zu hören, und außer vielen Fußtritten im Grase keine Spur mehr von der nächtlichen Szene zu merken … Die Wellen des Bächleins plauderten freilich lebhaft an der verhängnisvollen Stelle heiter und harmlos, natürlich, kamen sie doch gleichfalls zu spät an die Stelle und wussten so wenig als die Dorfbewohner, was hier vorgegangen …
Als am folgenden Tage die Mainhardin schluchzend vor der Prophetin erschien und über ihres Mannes Schicksal Auskunft haben wollte, hieß es nur ganz trocken. »Den Ungläubigen habe sein Lohn ereilt; mehr dürfe sie nicht sagen.«