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Vorwort

Während man beinahe sämtliche Hauptschriftsteller der britischen Literaturgeschichte in diesem oder jenem Sinne als Humoristen bezeichnen kann, verdienen nur die wenigsten von ihnen diesen Titel ausschließlich oder doch wenigstens in dem Maße, daß die Summe ihres Schaffens dadurch erschöpfend gekennzeichnet wird. Die meisten sind eben nur insofern Humoristen, als man einzelne ihrer Erzeugnisse zu den humoristischen Schriften rechnen kann, oder als alle ihre Werke hier und da von humoristischen Schlaglichtern durchsetzt sind. Will man daher de Quincey unter die englischen Humoristen zählen, so kann es nur in diesem eingeschränkten Sinne geschehen.

Innerhalb jener Grenzen aber verdient de Quincey diesen Titel mit Recht. Am originellsten erscheint er uns jedenfalls in seinen beiden Essays über den »Mord als eine der schönen Künste«, und wenn sein Humor in diesen berühmten Schriften auch hart an Swifts ätzenden Spott streift, so empfinden wir außer dem Wohlgefallen an dem künstlerisch vollendeten Stil der Essays und der gediegenen Sachkenntnis ihres Verfassers doch sofort den Unterschied zwischen der feingeschliffenen Waffe seiner Ironie, dem drollig salbadernden Ton seiner erheuchelten Ernsthaftigkeit und andererseits den derben, hanebüchenen Keulenschlägen Swiftscher Satire. Höchst originell ist auch bei de Quincey die schauerliche Grausamkeit des Stoffes.

Im Aufbau sowohl wie in der Ausführung der beiden Essays hat de Quincey Meisterwerke zustande gebracht, wie sie nur wirklich großen Schriftstellern gelingen, deren Genie von Zeit zu Zeit nach mehr Ellenbogenfreiheit verlangt und in plötzlicher Eingebung alle herkömmlichen Schranken durchbricht. Daher auch jene gelegentlichen Extravaganzen, welche so viel dazu beigetragen haben, die englische Literatur vor dem bequemen Dahinschlendern in ausgetretenen Bahnen zu bewahren. Unser Autor ist sich übrigens der Kühnheit seiner eigenen Überschwänglichkeiten in jenen beiden Essays über den Mord selbst durchaus bewußt gewesen und hat sich in einem Nachtrag zu rechtfertigen gesucht. Manchen Lesern wird freilich auch das nicht genügen; ihnen kann man dann nur entgegenhalten, daß jene Essays, die so unverkennbar typisch für de Quinceys Schaffen sind, nach dem überzeugten Urteil der höchsten Kreise zu denjenigen Erzeugnissen englischer Prosa gehören, die auf unvergängliche Dauer Anspruch erheben dürfen und zwar hauptsächlich gerade deshalb, weil sie extravagant sind und sich kühn über das Herkömmliche hinwegsetzen.

David Masson.


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