Paula von Preradović
Königslegende
Paula von Preradović

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Der Räuber

Es begann nun leise zu herbsten. Der tiefe uralte Wald, der neben hohen Fichten knorrige und weitverzweigte Eichen, Buchen und Platanen aufwies, zeigte vielerorts gelbe und rote Blätter, die da und dort auch schon den Boden bedeckten. Nebel war eingefallen und es hatte den Tag über zuweilen geregnet. Sie ritten bergan und gelangten gegen Abend zu einer kleinen, ärmlichen Abtei. Die Ankunft vollzog sich, wie sie sich ähnlich nun schon oft vollzogen hatte. Einer der im ersten Glied reitenden Krieger klopfte mit der Faust an das Klostertor und als nicht sofort geöffnet wurde, schlug er mit dem Schwert darauf, daß es hallte. Nun hörte man Schritte und ein Mönch in der schwarzen Benediktinerkutte öffnete vorsichtig ein Pförtchen. Wie gewöhnlich machte sich Golub zum Sprecher der Schar, doch neigte er sich vom Pferd herab und redete so leise auf den Pfortenbruder ein, daß Slavatz ihn nicht verstehen konnte. Er sah nur, daß der Mönch aufmerksam aufhorchte und einen gespannten Blick auf ihn warf. Sodann wurde das Tor geöffnet und die Schar ritt in den Klosterhof ein. Einer der Normannen half dem lahmen König vom Pferd und nach einigem Hinundherreden, an dem sich noch mehrere hinzugekommene Mönche beteiligten, wurde Slavatz über eine kurze Treppe in eine Zelle 24 geführt, wo man ein einfaches Abendessen vor ihn hinstellte und ihn allein ließ.

Slavatz kannte diese kargen Mönchszellen, deren er im Laufe der Reise nun schon mehrere bewohnt hatte, allzu gut. Er wußte, daß das Lager hart, die Decke schwer und doch nicht warm sein und daß ihn mitten in der Nacht Glockengebimmel aus dem Schlaf reißen würde, denn die Mönche schienen zu den tiefsten Nachtstunden zum Gebet verpflichtet zu sein.

Gegenüber der Tür stand ein ziemlich breites, mit Hornscheiben versehenes Fenster offen und durch das Gezweig einer mächtigen Platane, die dicht am Hause wurzelte, fielen die roten Strahlen der Abendsonne, die die Regenwolken durchbrochen hatte. Er trat ans Fenster, sich wundernd, daß die Mönche es so hoch und breit gemauert hatten, wie es sonst nur in Kirchen und Königspfalzen üblich war, und warf einen Blick hinaus. Das Kloster stand an einem Abhang, ein schmaler, von einer Mauer umgebener Gartenstreifen, in dem jene Platane kaum Platz fand, umlief es. Jenseits der Mauer ging der Hang ziemlich steil in die Tiefe und Slavatz vermochte durch das dicht belaubte Gezweig eine waldige, von mancherlei Tälern und Bächen zerrissene Berglandschaft zu überschauen, deren Vorhandensein weder von dem in den letzten Stunden durchrittenen Hohlweg aus, noch von der Pfortenseite des Klosters her zu vermuten gewesen war.

Düster blickte er auf das Land hinab, das seines und doch nicht mehr seines war, wandte sich dann seufzend ab und wollte sich an den Tisch setzen, um das schon erkaltende Nachtmahl zu verzehren, das dort bereitgestellt war. Während er einen hölzernen Hocker, der 25 neben dem Bett gestanden hatte, heranzog, um sich zu seiner einsamen Mahlzeit niederzulassen, vernahm er plötzlich vom Fenster her ein Geräusch. Aufblickend sah er die Zweige des großen Platanenbaumes sich heftig hin- und herbewegen und sodann einen Mann sich mit Schnelligkeit von einem starken querstehenden Ast auf das Fenstergesims schwingen. Der Eindringling verweilte dort nicht, sondern sprang auf den Fußboden, strich sein zottiges, dunkles Haar, das durch das Klettern in wilde Unordnung geraten war, mit der Hand zurück, zog sein schmutziges Lederwams zurecht und blieb aufatmend einen Augenblick lang neben dem Fenster stehen. Es war ein untersetzter Mensch in mittleren Jahren, mit einem großen Kopf und fülligem Körper, der aber doch einer gewissen Geschmeidigkeit nicht entbehrte. Er war ganz in schmutziges Leder gekleidet und im Gürtel staken ihm mehrere Dolche. Als er sich etwas gefaßt hatte, beugte er ein Knie vor Slavatz, legte die Hand aufs Herz und sagte, noch ein wenig keuchend: »Heil und Gruß dir, König Slavatz aus dem Stamme Kačić! Erschrick nicht, weil ich mich aus der Luft hereinschwinge, ich komme als Bote.«

Slavatz war beim plötzlichen Erscheinen der menschlichen Gestalt im Fensterrahmen etwas zusammengefahren, denn der Gedanke, daß man ihn eines Tages ermorden lassen würde, um ihn los zu sein, verließ ihn nie, und das Gefühl, waffenlos jedem meuchlerischen Angriff preisgegeben zu sein, gehörte mit zur Fülle der Demütigungen, die sein Herz bewohnten. Auch die ehrende Anrede des Baummannes und sein Niederknien überzeugten ihn zunächst noch nicht von einer 26 etwaigen guten Gesinnung, denn hatte sich nicht Judas mit einem Kusse genaht und gesprochen: »Sei gegrüßt, Meister!« und war doch der Verräter gewesen? Andererseits aber regte sich doch etwas wie Hoffnungsfreudigkeit in ihm, weil nur überhaupt irgend jemand gekommen war und ihm den Königsnamen gegeben hatte. Zum erstenmal seit Wochen tat er also den Mund auf und fragte schnell und leise: »Kommst du vom Basileus?«

Der Ledergewandete schüttelte den Kopf und antwortete: »Ich bin ein Bote, aber von einer so hohen Herrschaft komme ich nicht.«

»Also von wem kommst du?« fragte Slavatz ungeduldig und enttäuscht. »Hat mein Bruder Rusin, oder haben die Kačićleute dich gesandt? Zeit wäre es, daß sie sich um mich bekümmerten.«

Wieder verneinte der Mann. »Niemand von den Kačićleuten habe ich gesehen, denn ich war hier im nördlichen Gebirg, wie du, Herr König. Ich komme als ein Bote von meiner eigenen Schar. Wir wollen dich befreien.« Er redete jetzt schnell und leise, als habe er Angst, es möchte jemand kommen und ihn hier überraschen.

»Wer ist das, deine Schar?«, fragte der König mißtrauisch und traurig; schon war seine Hoffnung zusammengebrochen.

»Mich nennen sie Petar Junak, weil ich niemand fürchte und in meinem Leben vieles vollbracht habe, und meine Schar, nun, das sind Waldleute, wilde Kerle, tapfere Burschen.«

»Räuber also«, sagte der König böse.

»Wenn du willst, Herr«, entgegnete der Ledermann 27 gekränkt. »Du müßtest nicht unbedingt Räuber sagen, da wir gekommen sind, dich zu befreien. Viele aus deinem Heer sind bei uns und warten, bis du dich wieder an ihre Spitze stellst.«

Bei diesem Wort durchfuhr es den König wie ein warmer und freudiger Blitz. Seit er mitten unter seinen zurückweichenden Scharen verwundet und bewußtlos zusammengebrochen war, hatte nichts vermocht ihm wohlzutun wie diese Rede. Eine hämmernde und glühende Erregung packte ihn.

»Wieviele von den Meinen sind bei dir?« fragte er zitternd.

»Im ganzen sind wir über fünfzig.«

Da wichen Erregung und Freude wieder vom König und er sagte mit bitter verschmähendem Munde:

»Bist du durchs Fenster geklettert, um mich zu verhöhnen? Soll ich mit fünfzig Leuten die Normannen zu einer Schlacht stellen? Verschwinde schnell von hier, du, hörst du, geh mir aus den Augen, wenn du nichts Besseres weißt.«

Petar Junak erschrak sehr und wurde traurig. Verstört faßte er Slavatz am Saum seines Wamses, sah ihn von unten her beschwörend an und flüsterte:

»Es werden unser immer mehr. Viele deiner Krieger halten sich hier in den Falten des Gebirges verborgen. Sie warten auf dich. Komm und führe sie an!«

»Siehst du denn nicht, daß ich lahm bin? Wie soll ich euch anführen?«

»Auf unseren Händen werden wir dich tragen, König Slavatz! Komm schnell! Jetzt sind die Mönche beim Stundengebet und deine Begleiter beim Essen. Bald werden sie fertig sein, mit dem Beten 28 die einen, mit dem Essen die anderen, dann ist die Zeit vertan.«

Nun fragte der König ähnlich schnell und leise wie der Räuber, wie er ihn mit seinem steifen Bein über den Baum fortbringen wolle. Der Gedanke, daß immerhin eine kleine Schar seiner Leute ihm hierher gefolgt war und ihn wieder zum Führer wünschte, rann ihm wie ein warmer Strom durch die Seele.

»Ich trage dich über den Baum hinunter, Herr König, ich trage dich, wenn du auch größer bist als ich. Du mußt nur die Fensterbrüstung ersteigen. Wirst du das können? Komm! Komm!«

Der dicke Geselle schob den Hocker, der am Tisch stand, zum Fenster und reichte dem König die Hand, um ihm beim Erklettern des Fenstersimses behilflich zu sein. Plötzlich aber ließ er ihn verstört los, flüsterte: »Verflucht, verflucht, sie sind schon fertig. Sie kommen schon herauf. Setzt Euch zum Tisch, Herr König! O verflucht, daß es mißlungen ist!« Und er schwang sich mit verkrampftem Gesicht aufs Fensterbrett. Geduckt oben stehend wandte er sich nochmals um und zischte in zitternder Aufregung:

»Herr König, seid wachsam, wenn Ihr reitet! Wir kommen und hauen Euch heraus. An einem der nächsten Tage kommen wir«, worauf er sich auf den breiten Querast schwang und alsbald hinter der Hausmauer verschwunden war. Abermals schwankte der Baum hin und her. Slavatz stand verstört und schwer atmend da. Daß die eisige Einsamkeit, in der er seit Wochen lebte und die soeben für wenige Augenblicke unterbrochen worden war, sich wieder dicht um ihn geschlossen hatte, gab ihm ein Gefühl von 29 schmerzhaftestem Grauen. Da aber hörte er mit Schrecken Schritte die Treppe heraufkommen, er riß mit einem Griff den Hocker vom Fenster fort, humpelte damit an den Tisch und setzte sich vor das Essen. Kaum hatte er den Holzlöffel ergriffen, so ging hinter ihm die Tür auf und er hörte eine Stimme sagen: »Seid Ihr noch nicht fertig?«

Aufblickend sah er einen langbärtigen Mönch, der verwundert auf den noch immer bewegten Baum vor dem Fenster sah und ganz leise den Kopf schüttelnd Slavatz mit einem forschenden Blick maß. Er sagte nichts mehr, ging aber geradewegs auf das Fenster zu, neigte sich hinaus, wandte den Kopf auslugend nach rechts und links und schloß mit einem kräftigen Griff die Flügel, worauf das Gelaß fast völlig finster wurde, da die Hornscheiben die schwache Abenddämmerung nicht durchfallen ließen.

An den beiden nächsten Tagen ritt man nicht weiter. Slavatz verblieb in seiner Zelle und sah niemand als den bärtigen Mönch, der am Morgen, als er die Suppe brachte, wortlos ein schmales Brett vor das geschlossene Fenster hämmerte, so daß Slavatz nun nicht mehr durch das Gezweig des Baumes in die bergige Ferne blicken konnte. Er verbrachte die Tage dumpfer und bitterer als die bisherigen, sowohl weil die Unterbrechung seiner Verlassenheit durch das Eindringen Petar Junaks ihm diese nun noch schmerzlicher zum Bewußtsein brachte, als auch weil es das erste Mal war, daß er sich nicht als ein Verwundeter auf dem Krankenlager, noch als ein Fahrender und Reitender, sondern als ein wirklicher, in versperrtem, unhellem Gelaß untätig hockender Gefangener fühlen mußte. Die 30 Hoffnung auf eine siegreiche Unternehmung Petar Junaks verschaffte ihm nur augenblicksweise Linderung und wohltätige Erregung, da er nicht wirklich damit zu rechnen wagte, daß sie in Angriff genommen und auch günstig zu Ende geführt werden würde.

Am übernächsten Morgen wurde er von zwei Normannen die Treppe hinabgetragen, wobei es ihm schien, als behandelten die langen Kerle ihn gröber und verächtlicher als bisher. Vor dem Abritt mußte Slavatz es mit Erbitterung erleben, daß man ihm die Sporen abnahm und die Fußknöchel mit kleinen Ketten an die Steigbügel fesselte. Überdies schlossen sich beim Reiten seine Wächter noch dichter um ihn und der König sah gleich nach Verlassen des Klosterhofes, daß die Schar weit zahlreicher geworden, wenn nicht gar verdoppelt war. Auch standen statt der Pferde Maultiere bereit. Der von den Mönchen zum mindesten geahnte Besuch Petar Junaks hatte sichtlich Golub veranlaßt, Verstärkung der Mannschaft zu holen, und dies war wohl auch die Ursache der Rasttage gewesen.

Der neue Morgen war klar und sonnig, der Kalkboden hatte den in den letzten Tagen gefallenen Regen aufgesogen und die Reiterschar bewegte sich langsam bergan. Es fiel Slavatz auf, daß es nun kaum noch Laubbäume gab, der Saumpfad stieg ziemlich steil zwischen sturmversehrten hohen Tannen und rauhen Felsblöcken hinan und der Kamm des Gebirges rückte näher.

Slavatz glühte vor Scham und Wut darüber, daß man ihm die Füße angekettet hatte; auch glaubte er, Petar Junak werde von der Verstärkung der Feinde sicherlich Kenntnis erhalten und seinen Plan 31 aufgegeben haben. Man kam an Abgründen vorbei, an deren Rand die Reittiere ihre Hufe nur zögernd zu setzen wagten, in den Lüften erscholl der Schrei von großen Raubvögeln. Doch ging der Tag hin und nichts geschah. Gegen Abend bog der Weg in ein seichtes Hochtal ein, dessen westliche Wandung wohl schon vom höchsten Kamm des Gebirges, die östliche von einer felsigen und gerölligen Halde gebildet wurde. Es dämmerte schon stark, als man sich einem schluchtartigen Einschnitt näherte, der, beim Kamm beginnend, das Hochtal überquerte und sich jenseits seiner in steilem Abfall fortsetzte und vertiefte.

Als die ersten Reiter die Schlucht erreicht hatten, begann die abendliche Bergwelt plötzlich von Lärm und Gebrüll widerzuhallen, Felsstücke wurden in kräftigem Wurf unter die Reiter geschleudert, kollerten nieder, trafen Männer und Maultiere. Slavatz hörte ein vielstimmig wiederholtes Geschrei »Hoch König Slavatz! Nieder mit den Verrätern!«, er sah Petar Junak, der über seinem schmutzigen Ledergewand Panzer und Schienen und auf seinem breiten Schädel einen Helm trug, an der Spitze ähnlich gewandeter kriegerischer und wilder Gestalten aus der westlichen Schlucht niederbrechen und sich zwischen den in einige Verwirrung geratenen Reitern hindurch hauend und stechend einen Weg zu ihm hinzubahnen. Es war Slavatz wegen seiner Fußfesseln nicht möglich, seinem Tier die Sporen zu geben und sich aus dem Gedränge der Reiter zu seinen Befreiern hinzuretten, doch brachen diese, unablässig brüllend, stechend und unmäßig schwitzend gewaltig durch; einige der getroffenen Maultiere waren in die Knie gesunken, da 32 und dort hing ein Reiter taumelnd und kraftlos im Sattel. Es vergingen so einige Augenblicke, ehe es Slavatz klar wurde, daß er nun die Befehlsgewalt an sich zu reißen und sich an die Spitze dieses wilden Fußvolkes zu stellen hatte. Er versuchte, sein Tier bloß durch Zügelgewalt und Schenkeldruck herumzureißen und rief mit einer Stimme, die ihm selbst fremd schien: »Auf! Kroaten! Mir nach! Tötet diese Verräter!«

Da aber sah er den blonden Jüngling Svein sich auf seinem Tier umwenden, sein Schwert weitausholend schwingen und Petar Junak mit großer Kraft und kriegerischer Kunst zwischen Helm und Brustpanzer hindurchstechend tödlich verwunden. Der füllige Räuberhauptmann stieß einen gurgelnden Laut aus und sank augenblicklich zusammen. Als seine Leute ihn stürzen sahen, erfaßte sie ein großer Jammer und Schrecken, sie waren nur noch darauf bedacht, den Körper ihres Anführers aus dem Getümmel hervorzuzerren. Unterdessen war Golub, der unverwundet im Sattel saß, herangeritten und schrie mit einer bösen Donnerstimme, die schauerlich zwischen den Felsen widerhallte: »In Fesseln den Kačić! Und das Räubergesindel zusammengehaut!« Der waffenlose, an den Füßen gefesselte Slavatz vermochte nichts zum günstigen Ausgang des Kampfes und zu seiner eigenen Rettung zu tun. In verzweifelter Ohnmacht sah er den Haufen der ihres Führers beraubten Waldleute in seiner Kampfeslust erlahmen und vor ihren berittenen wütenden Feinden in das Dunkel der Schlucht flüchten. Einige schienen den Vorteil ihrer schwer zugänglichen Stellungen an der steinigen Talwand 33 noch ausnützen zu wollen, denn es kollerten von Zeit zu Zeit Felsstücke nieder, doch waren die Schleudernden wahrscheinlich durch den Gedanken, daß ihre eigenen Leute sich nun auch im Tal befanden, sowie durch die Kunde von Petar Junaks Tod, die ihnen durch jammerndes Geheul der unten Kämpfenden zugekommen war, in dem richtigen Streitgeist gelähmt.

Golub hatte unterdessen Wachen mit Fackeln an die Eingänge der Schlucht beordert und befohlen, daß man sich um die verwundeten Männer und die gestürzten Tiere kümmere. Die verletzten und getöteten Gegner wurden mit groben Fußtritten an den Rand des Tälchens gestoßen und Slavatz auch an den Händen gefesselt, was er mit gramvollem Gleichmut geschehen ließ. Golub verfluchte in den wüstesten Ausdrücken die Rattenbande, das elende Räubergeschlecht, das es gewagt hatte, eine mächtige Reiterei anzugreifen, und das diese Männer und Maultiere gekostet hatte.

Die Schar Petar Junaks schien völlig entmutigt. Wie die Schatten von Verdammten sah man die geduckten Gestalten aus dem oberen Teil der Schlucht in den unteren schleichen und huschen, wo die Finsternis sie aufnahm wie schwarzes, rinnendes Wasser.

Auf Golubs Rat wurde sodann an einer etwas voranliegenden, verbreiterten Stelle des Hochtals, wo man von der Schlucht schon entfernt und gegen Steinwürfe einigermaßen gesichert war, ein Nachtlager eingerichtet. Für Slavatz und für einige der Führer wurden auf dem steinigen Boden Zelte aufgetan, Männer und Maultiere innerhalb eines weiten Fackelkranzes gelagert. Aus dem Umstand, daß die Fackeln nicht gelöscht wurden, schloß Slavatz, daß die Normannen sich völlig sicher 34 fühlten und nicht die Absicht hatten, sich vor ihren Gegnern zu verbergen, diese aber des Schutzes der Finsternis berauben wollten. Die wenigen toten und verwundeten Männer wurden auf Tragbahren ins Lager gebracht, die toten Tiere bei den erstochenen Räubern in der finsteren Nacht des Felstales liegen gelassen. 35

 


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