Franz Graf Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Graf Pocci

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Aufzug

Wald.

Im Hintergrunde das verzauberte Königsschloß, von Dornrosengesträuch und anderen Gewächsen überwuchert. Vorn eine Einsiedelei, neben deren Pförtlein eine Laute hängt. Auf der anderen Seite die Höhle des Riesen Schlafdorn.

Lautenklang (mit langem weißen Barte im Eremitengewande, den Lorbeerkranz auf dem Haupte).
Nun harr' ich hier solange schon der Lösung,
Daß meinem Sinn der Jahre Zahl entschwand;
Still leb' ich in der Hütte, die ich mir
Aus Stämmen selbst gebaut; Einsiedlern gleich
Hab' ich mir Waldesnahrung angewöhnt;
Der kühle Felsquell ist mein Trunk, ich ruhe
Des Nachts auf Moos. So alt bin ich geworden,
Daß mein ergrauter Bart berührt den Boden.
Kahl ist mein Haupt, der Lorbeer nur bedeckt es,
Doch ist mein Herz noch jung und frisch mein Geist,
Und täglich greif' ich in das Saitenspiel
Und täglich singe ich ein neues Lied.
Daß aber dies mein Drama nicht vollendet,
Daß ich am dritten Aufzug steh'ngeblieben
Und alles um mich schläft, betrübt mich tief;
Denn endlich wirkt's sogar auf's Publikum.
Ich bitt' euch: habt Geduld, es kann nicht fehlen,
Daß sich der Stoff vor euch noch ganz entwirrt;
Denn so, wie's jetzt steht, kann und darf's nicht bleiben;
Ein solch Fragment würd' nimmer euch genügen.
Nicht denkbar ist ein ew'ger Schlaf; Erwachen
Ist jedem Schlummernden gewiß, das Leben
Verbürgt es durch die innre Wesenheit:
Dem tiefsten Schlafe folgt einmal Erwachen.

(Der Riese Schlafdorn, in Felle gekleidet mit hoher Nachtmütze, mit einer Keule bewaffnet, tritt aus seiner Höhle.)

Schlafdorn. Was predigst du wieder, alter Narr? Ich bin deines Geleiers satt. Hör' einmal aus, wenn du willst, daß ich gute Nachbarschaft halte. Entweder fabelst du unverständlich Zeug oder klimperst auf deiner alten Leier. Du änderst ja doch nichts an der Geschichte. Dornröslein und alles, was im Königsschlosse lebte und webte, schläft ein für allemal bis zum jüngsten Tag.

Lautenklang. Unmöglich ist's! wär' gegen alle Regel:
Der Knoten, der geschürzt – er muß sich lösen!
Du alter Hamster, kannst es nicht versteh'n;
Du hast ein Drama wohl noch nie geseh'n.
Exposition, Verwicklung und Entwirrung –
Dies sind die Elemente solcher Dichtung.

Schlafdorn. Du faselst immer von Dichtung, und wir befinden uns mitten in der Wahrheit des Lebens. Das weiß ich am besten, seit mich die Feen Wiltrud und Scohlint als Wächter hier aufgestellt haben. Dir bin ich freilich ein Dorn im Aug'. Ich selbst hätte auch an der Geschichte längst genug, denn es ist kein Spaß, weiß der Himmel, wie lange schon und wie lange noch mit der Keule als Schildwache dazusteh'n, damit kein Sterblicher das verhexte Schloß betrete.

Lautenklang. Und trotzdem wird's gescheh'n; des Wächteramts
Wirst ledig du, ich kann es dir verheißen.

Schlafdorn. Wird sich zeigen, wer recht behält. Da, nimm eine Prise Tabak. Ich muß Tag und Nacht schnupfen, damit ich nicht einschlafe, obgleich ich mir durch langjährige Uebung das Schlafen schon ganz abgewöhnt habe.

Lautenklang. Ei, laß mich! Jeder treib' es, wie er will:
Den Bären gleich magst du beliebig brummen,
Die Laute spiel' ich, weil es mir gefällt;
Und wenn du meine Lieder nicht willst hören,
Bleib' in der Höhle, lege dich aufs Ohr.

Schlafdorn. Ich tu's und will in meinem Loch da drinnen ein wenig ausruh'n; aber schlafen darf und kann ich nicht. So oft ich mich niederlege, beugt sich der Zipfel meiner Nachtmütze herab und kitzelt mich unter der Nase; das ist eine verfluchte Hexerei, die die beiden Feen veranstaltet haben; und fortlaufen kann ich auch nicht, denn ihr Zauber hat mich an diesen Ort gebannt. Es ist wirklich ein miserables Leben für einen Riesen aus der Urzeit. So – jetzt leire soviel du willst. (Ab in die Höhle.)

Lautenklang. Nun komm' herab, mein trautes Saitenspiel!
Dem Herzquell soll ein innig Lied entströmen;
Ihr Vöglein, tragt hinaus es in die Welt,
Damit es von den Lüften niederschalle,
Begeisternd und erhebend irgendwo!

(Er nimmt die Laute und singt.)
        Im Walde steht ein altes Schloß,
Drin schläft ein König und sein Troß;
Er sitzt auf einem Thron von Gold,
Zu Füßen ihm ein Mägdlein hold.

Dornröslein, schön wie keine Maid,
So voll an Reiz und Lieblichkeit,
Dornröslein schläft, das holde Kind,
Mit Vater, Mutter und Gesind'.

Die Kunde lebt im ganzen Land
Und dennoch keiner sich noch fand;
Kein Ritter, der mit Mut zum Streit
Die Königstochter hätt' befreit.

Greift nach dem Schwert und nach dem Schild!
Bahnt euch den Pfad durch Dornen wild!
Ein Kuß auf Rösleins Purpurmund
Lös't allen Zauber zu der Stund'.

Ein alter Sänger singt das Lied,
Der von dem Leben gerne schied.
Wenn nur Dornröslein wär' befreit. –
Dann schied er in die Ewigkeit!

(Hängt die Laute wieder neben das Pförtlein der Hütte.)

Wie viele Lieder, ach, hab' ich gesungen,
Und zur Befreiung ist nicht eins gelungen;
Am Ende muß ich selber noch verzagen
Und hauch' mein Leben aus in lyr'schen Klagen.
Oh, wär' ein Ritter ich mit Schwert und Harnisch!
Mein armes Lied, es bannt den Zauber nicht;
Wohl eilt's empor in wunderbarer Macht
Und schwebet klingend über Berg und Tal!
Doch nicht vermag's mit Riesen hier zu kämpfen.
Zu schüchtern ist's, fliegt nicht ins Zauberschloß.
Wenn mit dem Lied ich Rösleins Lippen küßte,
Wär's nicht des rechten Mannes Minnegruß.
Geheimnisvoll nur naht sich Herz zum Herzen,
Wenn es die Minne will, löst sich der Fluch.

(Ab in die Hütte.)

Verwandlung

Gaststube einer Schenke an der Heerstraße.
An der Wand hängt Dornrösleins Bildnis.

Kasperl (alt und taub). Wie sich die Zeiten ändern! Vormals war ich der Diener eines Poeten am Hofe eines Königs und repräsentierte den Humor; ich war eigentlich der Lustigmacher – – da brach die Nacht herein. Wir floh'n: ich verlor meinen guten Herrn und mit ihm meinen guten Humor. Lautenklang zog in die Einsamkeit und harrt am Fuße des verzauberten Königsschlosses, bis die Nacht des Schlafes entweicht! Und ich, was bin ich jetzt! Ein alter Bursch', den die Last der Jahre taub gemacht; ich habe mich sozusagen überlebt, kein Mensch fragte mehr nach mir. Da bin ich denn in der Schenke in den Dienst getreten; man nährt mich, und ich zehre nebenbei an alten Schwänken. Der Gäste sind wenig; die Umgegend ist verrufen wegen der Nähe des verhexten Königsschlosses. Die Zeiten haben sich sehr geändert. Das war freilich ein ganz anderes Leben, als wir uns am Hofe König Purpur's bufunden hatten!

(Singt.)
        Das ist eine bekannte G'schicht,
Die Zeit lauft wie ein Radel;
Beim Alten bleibt es niemals nicht:
Heut' Rindfleisch – morgen Bradel.

Vor alters trug man einen Zopf
Und eine Mordsbarock'n;
Jetzt laßt man frei den ganzen Kopf
Wer Lock'n hat, hat Lock'n.

Ehmals, da war'n die Alten g'scheit,
Jetzt sind's die Jungen wor'n;
Das ist doch a kuriose Zeit;
Jetzt wascht man weiß die Mohr'n!

Das Radel läuft halt um und um
Bis 's einmal still muß stehen;
Ist einer g'scheit oder is' er dumm,
Er muß kapores gehen!

Ich möcht' aber doch wissen, wie's meinem vorigen Herrn geht. Seit wir damals bei der allgemeinen Einschlaferei davong'loffen sind, hab' ich'n nimmer g'seh'n. Vielleicht ist er schon g'storben? Ein braver Herr war's, aber a Narr, das is' g'wiß! (Es pocht an dem Tore.) Oho, ein Gast; etwa so ein Schnapphahn, deren wir nicht selten beherbergen. (Minnamunt, in Harnisch, tritt ein.)

(Unter der Türe.)

Minnamunt. Führt mein Roß in den Stall, reibt ihm den Schweiß ab und schüttet ihm auf. (In der Stube.) Heda! Wo ist der Wirt? Ich bin müde und mich dürstet. Gebt mir einen Imbiß.

Kasperl. Bei uns wird niemand gebissen, wir sind zahmes Volk, edler Ritter.

Minnamunt. Reicht mir einen Humpen!

Kasperl. Oho, hier gibt's keine Lumpen. Der Wirt ist ein ehrlicher Mann, und ich bin noch ehrlicher als er. Aber taub bin ich – also vergebt, wenn ich Euch nicht gleich verstehe.

Minnamunt (laut). Einen Becher Wein!

Kasperl. Ein verständlich Wort. Gleich sollt Ihr bedient sein. (Ab.)

Minnamunt (wirft sich auf einen Stuhl). Wie lange schon suche ich das verzauberte Schloß und die schlafende Prinzessin! Ich muß sie finden! Ueberall vernehm' ich die Kunde davon – mein ritterlicher Sinn verlangt nach solchen Abenteuern – aber niemand konnte mir noch Näheres von dieser Volkssage erzählen (Kasperl bringt Krug und Humpen.)

Kasperl. So, jetzt löschen's Ihren Durst, Oexzellenzritter!

Minnamunt. Du bist wohl der Diener in diesem Gasthofe.

Kasperl. Aufzuwarten, Oexzellenz! Vormals war ich nur Vize, aber seit einigen Jahren bin ich zum ersten Hausknecht avanciert, und eigentlich alles in allem.

Minnamunt. Also bist du schon lange in diesem Hause?

Kasperl. So lange, daß ich gar nimmer weiß, wie lang's her ist.

Minnamunt. Da weißt du vielleicht auch etwas von dem verzauberten Königsschloß, welches in der Gegend sein soll.

Kasperl. Nicht nur, sondern auch. Es sind nur ein paar Stunden hin; aber kein vernünftiger Mensch traut sich in die Näh' zu kommen, denn der Wald d'rum 'rum ist voller Hexen und Teufeln!

Minnamunt. Ha, gerade recht für einen Ritter, der auf Abenteuer ausgeht!

Kasperl. O, da irr'n sich Euer Oexzellenz gewaltig! In unserem Gasthaus ist's auch am Abend nicht teuer; im Gögenteile, es ist durch seine Wohlfeilheit bekannt und die Maß Bier kost't nur vier Kreuzer. Die Gäste loben den Preis und sagen stets: Wenn auch euer Wein sauer ist, so ist er doch wohlfeil, und nach meiner dummen Ansicht ist ein saurer Wein immer besser schlecht bezahlt, als ein guter mit Verdruß getrunken.

Minnamunt. Du kannst mir wohl den Weg angeben, der zu dem Zauberwalde führt?

Kasperl. Da schaun's einmal zum Fenster naus! Seh'ns den großen Baum, der da hinten auf der Wiesen steht? Um den geh'n's 'rum; nach'er bleib'n's a bißl stehen. Von dort geht's über das Haberfeld links vorbei und rechts 'nüber an ei'm Steg über's Moos. Wo 's Moos aufhört, fangt ein Sumpf an, nachher kommt ein klein's Hölzl. Durch das Hölzl marschier'ns g'rad fort und wenn's drei Stunden gangen sind, hab'n's noch fünf Stunden und nach'er können's den Weg leicht selber finden. – Aber – nicht genug! Da schau'ns amal her! (Zeigt auf das Bild an der Wand.) Da hängt das leibhaftige Purträt der schlafenden Prinzessin.

Minnamunt. Himmel, welche Schönheit!

Kasperl. Der Herr Wirt hat's kauft, wie im Königsschloß große Versteigerung war. Zuerst ist der Kaiser Napoleon dag'hängt; aber der ist ohnehin aus der Modi kommen und da haben wir die schöne Prinzessin in den alten Rahmen getan. (Weint.)

Minnamunt. O, reizendes Bild, wie bin ich von dir begeistert! Dornröschen, dich muß ich erlösen! Dich muß ich besitzen!

Kasperl. No, werden's nur nit gleich so hitzig! Das hat seine Mucken mit der Erlösung.

Minnamunt. Gleichviel. Es läßt mir keine Ruhe mehr! Auf, auf! Zu ihr, zu ihr, und sollt' ich mit allen Teufeln um sie kämpfen müssen! (Stürzt hinaus.)

Kasperl. Auch wieder einmal ein Narr! Der kommt nimmer lebendig z'ruck. Mag er mit Riesen kämpfen, ich leg' mich auf die faule Haut. Ich denke, ich werde bald einschlafen und kein verliebter Prinz wird mich wecken. Also gute Nacht! (Ab.)

Verwandlung

Dekoration wie am Anfange des Aktes.
Mondschein.

Schlafdorn (mit seiner Keule auf und ab gehend wie eine Schildwache. Singt.)

        Keine Ruh bei Tag und Nacht,
Nichts was mir Vergnügen macht!
Immer auf und ab zu geh'n,
Unablässig Wache steh'n!

Selbst der Mond wacht nur die Nacht,
Wenn er scheint in seiner Pracht;
Untertags ins Bett er geht,
Weil die liebe Sonn' aufsteht.

Auch die Sterne wandeln hin,
Wenn das Morgenrot erschien,
Ruhen aus von ihrem Gang
Bei der Vögel Morgensang.

Schlafen möcht' auch ich einmal;
Ist doch's Wachen eine Qual!
Hol' der Teufel Hexerei
Und die Feen alle zwei!

Schmählicher Dienst für einen Riesen aus der besten Riesenfamilie! Eines schlafenden Mägdleins wegen dasteh'n und wachen! Schickten mir die beiden Zauberschwestern nicht täglich ein Faß Meth und ein Kalb zur Nahrung, so hielt ich's wirklich nicht aus. Mein sanfter Nachbar, der Sänger, schläft ruhig in seiner Hütte; das Morgenlied der Waldvögel weckt ihn täglich, während ich mich die Nacht über am Heulen der Wölfe und am Geächze der Eulen zu erfreuen habe.

(Ein Flug Raben schwirrt durch die Luft und läßt sich auf den Bäumen nieder.)

Holla, ihr lieben Vögelein mit schwarzem Gefieder, was wollt ihr da? Wenn ihr auffliegt, gilt's eine Botschaft; was habt ihr mir zu verkünden?

Die Raben.

        Wir kräh'n und kräh'n,
Daß wir dort geseh'n,
Den Minnamunt geh'n;
Wir kräh'n und kräh'n,
Bald wird es gescheh'n,
Bald wird es gescheh'n –
Krah, krah, krah! (Fliegen fort.)

Schlafdorn. Was wird gescheh'n, ihr weisen Vögel? fort sind sie! – Aber dorther kracht's durch's Gebüsch; es klingt wie Eisen, es blitzt wie Stahl im Mondlicht. Wer da? Der Riese wacht!

Minnamunt (tritt ein).
's ist Minnamunt mit Schwert und Schild;
Er will erlösen die Jungfrau mild;
Er will zerbrechen des Zaubers Macht,
Als Freier kommt er in dieser Nacht!

Schlafdorn. Steck' dein Schwert ein, du Minneheld, wage dich nicht an den Riesen!

Minnamunt. Mein Schwert ist fest, mein Schwert ist gut,
Das will sich färben im Riesenblut!
Stell' dich zum Kampf, ich bin bereit –
Der Morgen graut, 's ist an der Zeit!

Schlafdorn. Willst du, so sei's! (Sie kämpfen.)

Lautenklang (aus der Hütte tretend). Was weckt mich aus dem Schlummer? Wie, ein Kampf?

So ist ein Streiter endlich hier erschienen,
Den meine Klänge haben hergerufen!
Mut! edler Kämpfer! Heil dem edlen Schwerte!
Mög' dich ein Lied begeistern für den Sieg!

(Er nimmt die Laute und singt.)

Die Schönheit ruft's; Komm' wecke mich!
Sie windet und erwartet dich;
Die Minne harrt im Zauberschloß:
Auf, Ritter, auf! besteig' dein Roß!
Greif' nach dem Schwerte, hell und blank,
Zu kämpfen um der Minne Dank!

Schlafdorn. Halt ein, Ritter! Ich bin vom Kampfe müd. Laß uns ruh'n. Dann beginnen wir wieder; dein Arm ist stark.

Minnamunt. Mein Arm ist stark, mein Schwert ist gut,
Das will sich färben im Riesenblut!

Lautenklang (fährt fort).
Wenn du ein starker Held auch bist,
So traue nicht des Riesen List,
Dornröslein liegt in Schlummers Macht,
Dornröslein dir im Traume lacht!
Die Sonn' geht auf, drum kämpfe fort,
Der schönste Preis ist Minne dort!

(Sie kämpfen wieder; während sich die Bühne vom Morgenrot erhellt, fällt der Riese im Kampfe. Ein wunderbarer Klang ertönt.)

Lautenklang. Heil dir! du hast gesiegt, jetzt eil' ins Schloß;
Dornröslein schlummert in des Königs Schoß.

Minnamunt. Wohlan es sei! Es winkt der schönste Lohn:
Mein Schwert haut mir die Bahn durch's Dorngeheg.

(Er eilt in das verzauberte Schloß.)

Lautenklang. Gesegnet sei, du junger Held, zu pflanzen
Des Sieges Banner auf die Zinnen dort!
Vollbracht hast du das Schwerste, freue dich
An deiner Tat! Nun hole dir die Krone!
Dank dir, o himmlisches Geschick! die Lösung naht!
Geschlossen ist der mag'sche Ring der Minne,
Das Seherlied des Sängers hat's verkündet.

(Donnerschlag. Die Hülle des Schlosses fällt, das im hellen Morgenlichte dasteht. Auf einer breiten Treppe steigen herab: Minnamunt, Dornröslein führend, König Purpur und Königin Hermeline mit Gefolge. Zugleich erscheint Sconea auf rosigen Wolken.)

Sconea. Heil euch! der böse Zauber ist gelöst.
Mein Segen ruht auf euch; der Schlaf entwich,
Die Nacht entfloh, nun winkt das Morgenrot –
Erfreut euch nach langen Schlummers Not!

(Verschwindet wieder.)

Minnamunt. Dornröslein ist nun mein! Das Röslein blühe,
Die Dornen bleiben in der Nacht zurück,
Gleich einem Traume, der entschwunden ist.

Dornröslein. Ja, ich bin dein, mein holder Minnamunt,
Da mich geweckt der reinen Minne Kuß!
Dein bin ich für die ird'sche Lebenszeit,
Und dein gehör' ich für die Ewigkeit!

Lautenklang. Zu gutem Ende führt der edle Kampf
Des Lebens; ja er führt einmal zum Heil.
Zur Wahrheit ward's! Nun stirbt der Sänger gern.
Der Laute Saiten springen und es bricht
Sein Herz; dort oben winken lichte Höh'n.

(Er sinkt zusammen.)

Lebt wohl! im Reich der ew'gen Poesie
Seh'n wir uns wieder! Heil euch, lebet wohl!

(Er stirbt.)

(Alle gruppieren sich um ihn.)

(Der Vorhang fällt.)

Ende.


 << zurück weiter >>