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Freies Feld, im Hintergrund die Stadt München.
Münchner-Kindl. Später Kasperl.
Das Münchner-Kindl (tritt auf und spricht)
Verehrtes Publikum, versammelt Groß und Klein,
Willkommen seid, die Ihr hier tretet ein,
Wo eine Welt im kleinen ich erbaut,
Darin Ihr manches, wie im Spiegel schaut!
Ihr kennt mich doch? Schaut meine Tracht nur an:
Uralt bin ich, doch nur ein Kind, kein Mann,
Wie man mich seit uralter Zeit schon nennt:
Das »Münchner-Kindl« macht sein Kompliment
Und bringt Euch Märlein und Geschichten allerhand
Und Schwänke – was es immer irgend fand.
Daraus Ihr möget weidlich Nutzen zieh'n,
Zu lernen Gutes tun und Böses flieh'n.
Euch kleinen Münchnern sei's zunächst geweiht,
Wenn sich ein buntes Bild ans and're reiht.
Paßt nur hübsch auf, spannt Aug' und Ohr,
Wenn sich zum Schauspiel öffnet dieses Tor:
Bedenkt's, wenn ich im Ernste Euch belehre,
Und lacht hell auf, wenn ich den Scherz beschere.
Wie dieses Spiel zieht's Leben auch vorüber,
Bald ist der Himmel hell, bald wird er trüber,
Wie's kommt, so nehmt's, doch eines stets bedenkt,
Daß, was geschieht, von oben wird gelenkt! (ab.)
Kasperl (der schon aus den Kulissen hervorgeschaut hat). Ja, was wär' denn das? Eine Komödi und der Kasperl nit dabei? Das wär' was Neues. Sitzt das ganze Schauspielhaus voller Publikum, vorn die Kleinen, nachher die Größeren, Butzeln sind auch dabei, und da sollt' der Kasperl fehlen? Schlipperdibix! Mein altes Recht lass' ich mir nit nehmen! Wo eine Komödi ist, da muß der Wurstl auch dabei sein, damit's auch manchmal lustig hergeht, denn bisweilen muß der Mensch sein' Gspaß haben, damit er sich nicht z' Tod weint in der traurigen Welt, wo Not und Elend oft aus und ein spazieren. Also, wenn auch das Münchner-Kindl g'sagt hat, daß ihr allerhand schöne und ernsthafte Geschichten da sehen werd't, so will ich meinerseits publizieren, daß auch die Gspaß'ln nit fehlen werden. Aber eins muß ich Euch sagen: brav müßt's sein, Kinder, sonst kriegt's Schläg', und der Hanswurstl setzt sich auf die Ofenbank und weint selber, statt daß er pfeift und singt. – Punktum, so ist's, weil's der Kasperl g'sagt hat.
Münchner-Kindl (hinter der Szene). Kasperl! Kasperl!
Kasperl. Wer ruft mir da? Ich will an Ruh haben und mein Sach' vorbringen.
Münchner-Kindl (tritt auf). Was hast denn du da heraußen zu tun, Kasperl?
Kasperl. Das geht dich nichts an! Was hast denn du da heraußen zu tun, Fratzl?
Münchner-Kindl. Ich bin der Theaterdirektor. Du hast mir zu folgen.
Kasperl. Oho, das wär' nit übel! Ich bin ja der Kasperl Larifari.
Münchner-Kindl. Wenn ich dich da heraußen brauche, werd' ich dir's schon sagen und dich am rechten Ort applizieren.
Kasperl. Was kaprizieren! Die Kaprizen verbitt' ich mir!
Münchner-Kindl. Marsch, fort, an deinen Platz. Du sollst jetzt den Vorhang aufziehen und die Lampen putzen.
Kasperl. Also die Lampen aufziehen und den Vorhang stutzen? Das kann gleich gescheh'n; aber vorher brauch' ich ein paar Bratwürstlein und eine Maß Bier.
Münchner-Kindl. Du fangst schon mit Dummheiten und Konfusionen an, da werd' ich dich nicht lange mehr brauchen können.
Kasperl. Ich hab' meiner Lebtag keine Konvulsionen g'habt und bin ein kreuzg'sunder Kerl.
Münchner-Kindl. Merk' nur auf, was ich dir sage. Ich hoffe, daß du dich gut aufführen wirst.
Kasperl. Ich kann mich nicht selber aufführen, wenn die Komödi aufgeführt wird. Kurz und gut – –
Münchner-Kindl. Kurz und gut, wenn du nicht gleich gehorchst, so werde ich dich einsperren lassen.
Kasperl. In der Kuchel oder im Keller, da lass' ich mir's gefallen!
Münchner-Kindl (droht). Kasperl! Kasperl! (Es donnert).
Kasperl (fährt zusammen). Nein, das verbitt' ich mir! Das ist kein Gspaß.
Münchner-Kindl. Es donnert, dir zur Warnung.
Kasperl. Nun, und wenn a G'witter kommt und 's fangt z' Regnen an, da wird ja mein niglnaglneu's Gwandl verdorben, weil ich kein Parapluie bei mir hab.
Münchner-Kindl. Drum folge mir und gehe heim.
Kasperl. No meinetwegen, aber lang halt' ich's drin nit aus. Juhe! Juhe! (ab.)
Münchner-Kindl. Laßt euch vom Kasperl nur nicht irremachen;
Ich brauch' ihn wohl bisweilen, sollt ihr lachen;
Doch alles in der Welt hat seine Zeit,
Das alte Sprichwort sagt: Auf Leid kommt Freud'.
Er ist ein guter Narr, doch etwas ungeschlacht;
Nehmt's ihm nicht übel, wenn er Späße macht,
Die etwas derb sind – er meint's gut
Und ist ein Bürschlein von gesundem Blut.
Und nun beginn' das Spiel, mög's euch gefallen,
Damit Ihr oft erscheint in diesen Hallen!
(Der Vorhang fällt.)
Ende