Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Achte Szene

Periphanes kommt aus seinem Haus

Periphanes: Wie gut, daß Menschen Spiegel haben,
nicht nur, das Gesicht sich anzuschauen,
auch die Fülle der Gedanken zu betrachten.
Hätten sie's getan, dann wüßten sie,
wie sie einst in der Jugendzeit ihr Leben lebten.
Wirklich nützlich wär' das ihnen, wie ich glaube.
Ich zum Beispiel, der ich eben drauf und dran war,
mich abzuquälen meines Sohnes wegen,
so, als ob mein Sohn sich gegen mich vergangen hätte,
so, als ob in meiner Jugendzeit nicht oft genug
die tollsten Streiche auf mein Konto gingen.
Wir Alte denken manchmal doch
entsetzlich dummes Zeug.

Apoecides kommt mit einer Harfenspielerin
Ah – da kommt mein Kompagnon Apoecides
mit seiner Beute. Daß der Kaufherr mit Erfolg
zurückkommt, freut mich. Nun, wie läuft's?

Apoecides: Die Götter stehn dir bei!

Periphanes: Ein Zeichen, das mir wohl gefällt.

Apoecides: Und alle Zeichen stehen deiner Sache günstig!
Doch laß erst die ins Haus jetzt bringen.

Periphanes: (ruft ins Haus hinein)
He, komm einer mal heraus!

Ein Sklave kommt aus dem Haus

Und führ das Mädchen da hinein! Und höre!

Sklave: Was befiehlst du?

Periphanes: Achte drauf, daß sie mit meiner Tochter
Nicht zusammenkommt, sie nicht zu sehen kriegt.
Verstanden? Ganz für sich allein soll sie
in einer Kammer eingeschlossen werden.
Ganz verschieden sind in ihrer Art
die Jungfrau und die Dirne.

Apoecides: Klug und weise sprichst du.
Seiner Tochter Sittsamkeit kann niemand
gut genug behüten. Grad zur rechten Zeit noch
haben die wir deinem Sohn noch weggeschnappt.

Periphanes: Wieso?

Apoecides: Wie einer mir erzählte, hab' er deinen Sohn
schon hier gesehn. Die Sache mit dem Freikauf
hat er wohl schon sorgsam vorbereitet.

Periphanes: Offensichtlich hat er das.

Apoecides: Doch wirklich, einen Sklaven hast du, raffiniert –
von unschätzbarem Wert, mit Gold nicht aufzuwiegen.
Wie er's diese Harfenspielerin nicht wissen ließ,
daß er für dich sie doch erstanden hatte!
Heiter und mit lachendem Gesicht
kam sie mit ihm daher, als er sie brachte.

Periphanes: Ein Wunder, wie er's fertigbrachte.

Apoecides: Er sagte ihr, du wolltest hier im Haus
den Göttern opfern, für den Sohn, weil der
von Theben heil zurückgekehrt.

Periphanes: Geschickt hat er das angestellt!

Apoecides: Er hat ihr nämlich weisgemacht, sie sei gemietet,
dir beim Opfer hier zu assistieren.
Ich darauf tat meinerseits, als sei das wirklich so;
ganz tölpelhaft und dumm hab' ich mich produziert.

Periphanes: Das paßte gut.

Apoecides: Ein wichtiger Prozeß wird auf dem Forum
abgehandelt, einen Freund betrifft er,
ihm will ich als Anwalt beistehn.

Periphanes: Aber bitte, wenn du Zeit hast,
komm sofort zurück.

Apoecides: Gleich bin ich wieder da.

Apoecides geht ab

Periphanes: Nichts ist dem Menschen freundlicher
als grad zur rechten Zeit ein Freund:
Nicht die geringste Mühe hast du,
trotzdem wird erledigt, was du wolltest.
Hätt' ich einen weniger gescheiten Mann
in dieser Sache losgeschickt, nicht so gewandt wie er,
ich wäre angeschmiert, und lachend würd' mein Sohn
die weißen Zähne sehen lassen:
Auslachen würd' er mich – verdientermaßen. – Aber –
es ist doch eine Dummheit, zum Verbrechen
ihm zu machen, was ich selber noch und noch
getan in meiner Jugend, als ich ein Söldner war.
Den Leuten redet' ich die Ohren taub
sobald ich anfing, meine Streiche zu erzählen,

Ein Söldner tritt auf, begleitet von einem Sklaven

Wer ist der junge Mann, den ich da kommen sehe?
Der mit seinem Schlenkergang
den Reisemantel wallen läßt?

Neunte Szene

Söldner: Geh an keinem Haus vorbei, ohne daß du fragst, ob hier Periphanes Platenius wohnt. Hüte dich, den Fuß zurück zu wenden, wenn du nicht Bescheid weißt.

Periphanes: Junger Mann, wenn ich dir zeige, wen du suchst, verdien' ich damit von dir irgendwelchen Dank?

Söldner: Als Waffenheld hab' ich es durch meine Taten verdient, daß alle Sterblichen mir Dank zu sagen haben.

Periphanes: Hör, junger Mann, hier hast du keinen ungestörten Ort gefunden, wo du deine Taten breit auseinanderfalten kannst, wie's dich gelüstet. – Rühmt sich ein an Tüchtigkeit Geringerer seiner Kriegestaten: Armselig werden sie gegenüber den Taten eines Tüchtigeren. Aber wenn du den Periphanes Platenius suchst: Ich bin es selber, wenn du was von ihm willst.

Söldner: Der bist du, von dem man sich erzählt, wie er in der Jugend bei den Königen durch seine Waffen und durch seine Kriegskunst sich großen Reichtum erwarb?

Periphanes: Wirklich: Händewerfend läufst du nach Haus, wenn du meine Taten hörst.

Söldner: Ich möchte einen, dem ich meine verkünden kann, nicht einen, der mir die seinen erzählt.

Periphanes: Dafür ist hier nicht der Ort; such besser einen anderen, wo du deine Lumpen zusammenflicken kannst.

Söldner: Hör jetzt zu, damit du weißt, weshalb ich zu dir komme. Ich habe gehört, du hast mein Mädchen gekauft.

Periphanes: (für sich) Ah, jetzt weiß ich, wer das ist: Der Söldner, den Epidicus mir angekündigt hat. (laut) Nun, junger Mann, es ist, wie du sagst. Ich habe sie gekauft.

Söldner: Nur ein paar Worte – wenn es dir nicht lästig ist.

Periphanes: Ob's mir lästig ist oder nicht, weiß ich erst, wenn du gesagt hast, was du willst.

Söldner: Daß du sie an mich abtrittst – gegen Geld.

Periphanes: Hast du's dabei?

Söldner: Aus welchem andern Grund bin ich sparsam mit Worten? Als Freigelassene soll sie noch heute das Lager mit mir teilen.

Periphanes: Ich will dich kurz abfertigen: Für fünfzig Minen hab' ich sie gekauft; zahlst du mir sechzig, soll das Mädchen deine schlachtenfreie Zeit besitzen. Aber mit der Bedingung, daß du sie aus dieser Gegend wegschaffst.

Söldner: Ist sie mir zu diesen Bedingungen verkauft?

Periphanes: Von mir aus hast du sie. Und hübsch billig hast du eingekauft! (ins Haus zurück) Heda, bringt die Harfenspielerin heraus, ja die, die ihr vorhin hineingebracht habt! (zum Söldner) Die Harfe, die zu ihr gehört, geb' ich dir noch gratis dazu.

Zehnte Szene

Die Harfenspielerin kommt aus dem Haus des Periphanes

Periphanes: So, da nimm sie!

Söldner: Was ist das für ein Gewittersturm? Was für eine schwarze Nacht bringst du da hervor? Läßt du die Harfenspielerin jetzt augenblicklich aus dem Haus führen?

Periphanes: Das ist die Harfenspielerin. Hier gibt es keine andere.

Söldner: Du kannst mich nicht zum Narren halten. Bring die Harfenspielerin Acropolistis heraus!

Periphanes: Das ist sie, sag' ich.

Söldner: Ist sie nicht, sag' ich. Glaubst du, ich könne meine Gefährtin nicht erkennen?

Periphanes: Die ist's, sag' ich, in welche mein Sohn sich verliebt hat.

Söldner: Ist sie nicht.

Periphanes: Was? Sie ist's nicht?

Söldner: Nein, sie ist's nicht.

Periphanes: Woher aus aller Welt kommt dann die? In der Tat, für die hab' ich das Geld gezahlt.

Söldner: Das war dumm, glaub' ich. Ein schlimmer Fehler.

Periphanes: Aber die ist's. Ich habe doch den Sklaven hingeschickt, der meinen Sohn stets als Diener begleitet. Und er selbst hat diese Harfenspielerin zum Kauf bestimmt.

Söldner: Stückweise hat der Kerl dich auseinander genommen, dein Sklave, glaub mir, Alter.

Periphanes: Mich auseinander genommen? Wieso das?

Söldner: Es sieht so aus; für die Harfenspielerin hat man dir diese Hirschkuh unterschoben. Alter, man hat dich angeschmiert, rundum und tüchtig. Ich such' nun die richtige, wo sie auch sein mag. Leb wohl, Kriegsmann!

Der Söldner und sein Sklave gehen ab

Periphanes: So, so, Epidicus, du bist tüchtig, gut gemacht hast du das, ein ganzer Kerl bist du, mich Dummkopf hast du hereingelegt nach Strich und Faden. – (zur Harfenspielerin) Hat dich Apoecides heute vom Kuppler gekauft?

Harfenspielerin: Von dem hab' ich nie etwas gehört. Auch konnte mich keiner für irgendeine Summe kaufen; mehr als fünf Jahre bin ich schon frei.

Periphanes: Was tust du dann in meinem Haus?

Harfenspielerin: Du sollst es hören: Dem alten Herrn beim Opferdienst mit der Harfe zu singen kam ich hierher, dazu hat man mich gemietet.

Periphanes: Ich gesteh': Von allen Menschen in ganz Athen bin ich der allerdümmste. Aber du, kennst du die Harfenspielerin Acropolistis?

Harfenspielerin: Gradso wie mich.

Periphanes: Wo wohnt sie?

Harfenspielerin: Seit sie frei ist, weiß ich nicht mehr, wo sie wohnt.

Periphanes: Was? Sie ist frei? Wer hat sie freigemacht? Sag mir's, wenn du es weißt.

Harfenspielerin: Was ich gehört habe, sollst du hören: Ein Stratippocles, der Sohn des Periphanes, sagt man, habe dafür gesorgt, daß sie frei würde, während er abwesend war.

Periphanes: Ganz und gar bin ich verloren, wenn das wahr ist. Beim Herkules: Epidicus hat mir den Geldsack ausgeweidet.

Harfenspielerin: So hab' ich's gehört. Brauchst du mich noch?

Periphanes: Der Henker soll dich holen! Mach, daß du verschwindest!

Harfenspielerin: Meine Harfe krieg' ich nicht?

Periphanes: Die Harfe nicht und nicht die Flöte. Wenn die Götter es gut mit dir meinen, machst du schnell, daß du hier wegkommst.

Harfenspielerin: Ich geh schon; du wirst mir trotzdem alles wiedergeben müssen, und mit Schmach und Schande.

Die Harfenspielerin geht ab

Periphanes: Was nun? Ich soll sie ziehen lassen, ungestraft,
ich, dessen Name so oft auf Senatsbeschlüssen steht?
Und muß ich auch das doppelte an Wert dabei verlieren,
lieber das, als daß ich dulde, daß ich ungestraft verlacht
und ausgeplündert werde. Ah, vor aller Augen
so betrogen sein! Jedoch, was mich betrifft,
mach' ich mir weniger daraus,
vergleich' ich mich mit dem, den man so rühmt
als Schöpfer und Verkünder von Gesetz und Recht.
Der redet ja auch immer selbst davon, wie klug er sei.
In einem Hammer ohne Stiel ist mehr Verstand!

Elfte Szene

Philippa tritt auf

Philippa: Läßt irgendwo ein Elend die Menschen Mitleid fühlen, ist es in der Tat ein schlimmes Elend. Das erfahre ich, auf die nun alles zusammenschlägt, was meine Brust bedrängt. Vielfache Drangsal drückt die Gequälte, Armut und Angst erschreckt das Innerste der Seele, nirgendwo ist ein sichrer Platz für meine Hoffnung. Meine Tochter ist in der Gewalt der Feinde, und ich weiß nicht, wo sie ist.

Periphanes: Wer ist die Frau, die so verzagt hier ankommt aus der Fremde und ihr Schicksal laut beklagt?

Philippa: In dieser Gegend soll Periphanes wohnen, sagte man mir.

Periphanes: Meinen Namen nennt sie; sie sucht wohl eine Unterkunft.

Philippa: Wer mir den Mann zeigen kann oder seine Wohnung: Gern wollt' ich ihn dafür belohnen.

Periphanes: Wer ist sie nur? Irgendwo,scheint mir, hab' ich sie schon gesehen. – Ist sie's, oder ist sie's nicht, die meine Seele ahnt?

Philippa: Ihr guten Götter! Hab' ich den nicht früher schon gesehen?

Periphanes: Ja, gewiß ist sie's, die ich in Epidauros, ich erinnre mich, umarmte mit Gewalt – das arme Wesen.

Philippa: Ja, gewiß, das ist er, der in Epidauros mir, der Jungfrau, mit Gewalt als erster meine Unberührtheit nahm.

Periphanes: Die schwanger wurde dadurch und die Tochter gebar, die ich nun im Haus habe. Soll ich hingehen?

Philippa: Ich bin ungewiß – geh ich zu ihm?

Periphanes: Ob sie es ist?

Philippa: Ob er der Mann wohl ist? Wie doch die vielen Jahre Ungewißheit schaffen.

Periphanes: Lange Zeit verstrich indessen; dies läßt mich schwanken Ob sie es ist, die ich, noch ungewiß, vermute – ich will zu ihr, aber mit List und Vorsicht.

Philippa: Weiberlist zu üben scheint mir jetzt angebracht.

Periphanes: Ich will zu ihr sprechen.

Philippa: Meine Redekunst will ich aufbieten.

Periphanes: Sei gegrüßt.

Philippa: Den Gruß nehm' ich entgegen, für mich und die meinigen.

Periphanes: Und weiter?

Philippa: Sei auch du gegrüßt; ich gebe dir soviel, wie du mir anvertraut hast.

Periphanes: Gegen Vertrauen hab' ich nichts. Aber – kenn' ich dich?

Philippa: Wenn ich dich kenne – ich möchte mich erst überzeugen, daß auch du mich kennst.

Periphanes: Wo hab' ich dich gesehn?

Philippa: Das ist zu deinem Vorteil: Ungerecht bist du!

Periphanes: Wieso das?

Philippa: Du hältst es für recht, daß ich dir dein Gedächtnis erkläre.

Periphanes: Dein Einspruch ist angemessen.

Philippa: Seltsames rufst du mir in Erinnerung.

Periphanes: Gut, so ist es besser. Du erinnerst dich?

Philippa: An das, woran ich mich erinnere.

Periphanes: Auch an das, wie in Epidauros –

Philippa: Ah – mit Wassertropfen hast du mir die glühende Brust besprengt.

Periphanes: – wie ich dir armem Mädchen und auch deiner Mutter eure Armut – zu erleichtern suchte?

Philippa: Du bist es, der schwere Drangsal in mich hineingesät hat durch deine Lust?

Periphanes: Ich bin's. Dir wünsche ich, daß es dir gut geht, daß du wohl bist und gesund.

Philippa: Wohl bin ich und gesund, weil ich dich gesund vor mir sehe.

Periphanes: Gib mir deine Hand!

Philippa: Nimm sie; eine Frau hältst du, die Teil hat an Elend, an Not.

Periphanes: Weshalb ist deine Miene so verstört?

Philippa: Die Tochter, welche ich einst von dir empfing –

Periphanes: Was ist mit ihr?

Philippa: Aufgezogen hab' ich sie und verloren! In Feindeshand –

Periphanes: Sei ruhig und gelassen. Nur still! Hier in meinem Haus ist sie, gesund und wohlbehalten. Denn sobald ich von meinem Sklaven erfuhr, daß sie gefangen sei, gab ich ihm unverzüglich Geld, sie freizukaufen. Und der hat dies sehr besonnen, äußerst ordentlich besorgt, wie er – nun – wie er in andern Dingen über alle Maßen unverschämt ist.

Philippa: Oh, laß sie mich sehen, wenn du willst, daß ich gesund und wohl bin!

Periphanes: (ins Haus hinein) He, Canthara, laß meine Tochter, laß Telestis vor das Haus kommen, ihre Mutter soll sie sehen!

Philippa: Jetzt kehrt meine Seele zurück.

Zwölfte Szene

Acropolistis kommt aus dem Haus

Acropolistis: Was ist, Vater? Du hast mich vor das Haus gerufen?

Periphanes: Deine Mutter sollst du sehen, zu ihr gehen und der Angekommenen Gruß und Kuß entbieten.

Acropolistis: Welcher meiner Von Mutter auf Mütter geändert. Re. Mütter?

Periphanes: Die betäubt und außer sich nach deinem Anblick drängt.

Philippa: Wer ist die, die ich küssen soll, wie du meinst?

Periphanes: Deine Tochter!

Philippa: Diese da?

Periphanes: Die.

Philippa: Die soll ich küssen?

Periphanes: Warum nicht, die du geboren hast?

Philippa: Du bist unsinnig!

Periphanes: Ich?

Philippa: Ja, du!

Periphanes: Warum?

Philippa: Weil ich von der, die meine Tochter sein soll, überhaupt nichts weiß. Weil ich sie gar nicht kenne, sie nie gesehen habe bis auf diesen Tag.

Periphanes: Ich kann mir denken, weshalb du dich irrst: Weil sie andere Kleider trägt und anderen Schmuck.

Philippa: Jungen Hunde riechen anders als junge Schweine. Wirklich, die kenn' ich nicht; ich weiß nicht, wer sie ist.

Periphanes: Oh, bei der Treue von Göttern und der Menschen. Was? Kuppelei hab' ich betrieben, halte fremde Mädchen in meinem Haus? Geld hab' ich grad so zum Haus hinausgeschüttet? – Aber du, die du mich Vater nennst und mich küßt, was stehst du dumm da und sagst kein Wort?

Acropolistis: Was soll ich sagen?

Periphanes: Die hier leugnet, daß sie deine Mutter sei!

Acropolistis: Wenn sie nicht will, soll sie's halt nicht sein. Ob es ihr paßt oder nicht, meiner Mutter Kind bleib' ich doch. Wenn sie nicht will, möcht' ich sie nicht drängen, mir Mutter zu sein.

Periphanes: Warum nanntest du mich dann Vater?

Acropolistis: Das ist deine Schuld, nicht meine. Warum soll ich nicht Vater zu dir sagen, wenn du mich Tochter nennst? Auch die hier nenn' ich Mutter, wenn sie Tochter zu mir sagt. Wenn sie leugnet, daß ich ihre Tochter bin – dann ist sie eben nicht meine Mutter. Schließlich ist das alles nicht meine Schuld; gelernt hab' ich alles, was ich sagte. Und Epidicus hat es mir beigebracht.

Periphanes: Ich bin verloren, den Wagen hab' ich umgeworfen!

Acropolistis: Dabei hab' ich doch nicht gefehlt, Vater?

Periphanes: Hör' ich noch ein einziges Mal, daß du Vater zu mir sagst: Beim Herkules, ich bring' dich um!

Acropolistis: Ich sag' es nicht. Wenn du Vater sein willst, so sei es, willst du's nicht, bist du eben kein Vater.

Philippa: Wenn du sie aus diesem Grund gekauft hast, welche Zeichen hattest du denn, sie zu erkennen?

Periphanes: Keine.

Philippa: Weshalb hieltest du sie dann für unsere Tochter?

Periphanes: Weil Epidicus, mein Sklave, es mir sagte.

Philippa: Wenn sich dein Sklave getäuscht hat, weshalb konntest du sie nicht erkennen?

Periphanes: Wie sollt' ich? Ich sah sie als Säugling, dann nie mehr.

Philippa: Weh, ich Arme!

Periphanes: Weine nicht, geh hinein ins Haus, Frau, sei guten Muts; ich will sie ausfindig machen.

Philippa: Ein Bürger von Athen hat sie gekauft, ein junger Mann, hat man mir versichert.

Periphanes: Sei ruhig; ich will sie finden. Geh nun hinein und paß auf diese Circe auf – die Tochter des Sonnengotts.

Philippa und Acropolistis gehen in das Haus des Periphanes

Vor allem anderen will ich den Epidicus aufzuspüren. Erwisch' ich ihn – dieser Tag soll ihm zum Tag des Untergangs werden.

Er geht ab

 

*

Pause

*


 << zurück weiter >>