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Wie man das Fest in Granada feierte und wie auf ihm die Feindschaft zwischen den Zegri und Abencerragen und Alabez und Gomel heftiger entbrannte. Und was weiter vorfiel zwischen Zayde und Zayda, der Maurin, um ihrer Liebe willen.
Bevor wir mit dem Feste fortfahren, wollen wir von dem tapferen Zayde, dem feurigen, hochherzigen Mauren, erzählen und von der schönen Zayda, welche der tapfere Zayde so offenbarlich liebte, daß von nichts anderem in ganz Granada die Rede war, bis der Vater der Zayda und ihre Mutter beschlossen, ihr einen Gatten zu erwählen, oder das Gerücht auszusprengen, damit Zayde nichts mehr von seiner Liebe erhoffte und abließe, so häufig vor ihrer Türe vorüberzugehen, und daß der Ruf der schönen Zayda nicht in der Leute Mund käme. In solcher Absicht hatten sie ein Auge auf Zayda und ließen sie nicht ans Fenster gehen, damit sie nicht mit Zayde spräche. Aber wenig helfen solche Mittel: denn Amor ist solcher Art, daß er sich wenig um so kluge Vorsicht sorgt. Denn um deswillen ließ Zayde nicht ab, durch die Straße zu gehen, noch sie ihn mit heißerer Glut zu lieben, als vorher. Wie aber das Gerücht von Zaydas Heirat so bestimmt durch die ganze Stadt ging, daß ihre Eltern sie einem wackeren Mauren aus Rondo, einem vermögenden Manne, verloben wollten, fand der edle Zayde keine Ruhe bei Tage noch bei Nacht und trug sich mit tausend verschiedenen Gedanken, wie er die beabsichtigte Heirat hintertreiben könnte, indem er dem Verlobten den Tod gäbe; und ließ keine Stunde verstreichen, ohne durch die Straße der Geliebten zu gehen, um zu sehen, ob er zu ihr sprechen könnte, um ihre Gedanken und ihren Willen zu erfahren. Denn er hatte ein Entsetzen, daß seine Zayda so versprochen wurde, weil sie unter sich abgemacht hatten, daß sie einander heiraten wollten. Mit solchen Sorgen wartete er Tag und Nacht darauf, daß sie sich am Balkone zeigte, wie sie zu tun pflegte. Die schöne Zayda aber, in nicht weniger Sorge und Qual als ihr Geliebter, starb vor Verlangen, mit ihm zu sprechen und ihm zu sagen, was ihre Eltern über sie beschlossen hatten. Mit diesen Gedanken ging sie zu günstiger Zeit an den Balkon und erblickte Zayde, welcher allein und ohne Diener mit traurigem und nachdenklichem Gesichte auf und nieder ging. Wie er aber den Blick zu dem Balkon erhob und Zayda so schön und anmutig erblickte, war ihm, als lachte die Sonne vor ihm. Schritt zum Balkon und sprach zu seiner Zayda mit bebender Stimme folgendermaßen: Sag' mir, schöne Zayda, ist es Wahrheit, was in Granada in allen Gassen widerhallt, daß dein Vater dich verlobt? Wenn es Wahrheit ist, sag' es mir, und verbirg es mir nicht, und laß mich nicht im ungewissen. Denn ist es so, bei Allah, so erschlage ich den Mauren, der dich haben will, damit er sich nicht meines Glückes freue. – Die schöne Zayda antwortete ihm, die Augen voller Tränen: Ich glaube wohl, Zayde, daß mein Vater mich verloben will; tröste dich, wie ich es tun werde. Suche dir eine andere Maurin, der du dienen kannst, denn bei deinem Werte kann es dir nicht fehlen. Es ist Zeit, daß unsere Liebe ein Ende nimmt. Gott weiß um den Verdruß, den ich deinetwillen mit meinem Vater gehabt habe. – O Grausame, antwortete der Maure, das also ist dein Versprechen, welches du mir gegeben hast, mein zu sein, solange du lebst? – Geh, Zayde, denn ich kann nicht länger mit dir sprechen, sagte die Maurin, denn meine Mutter sucht nach mir. Und hab' Geduld. Sagte es und verließ den Balkon weinend und ließ den edlen Zayde in Verzweiflung mit tausend Gedanken, ohne zu wissen, was er gegen seinen Schmerz beginnen sollte. Zuletzt ging er voller Gram nach seiner Wohnung und gedachte nicht abzulassen, der schönen Zayda zu dienen, bis er das Ende ihrer Heirat gesehen hätte.
Und auf dieses, daß Zayde mit seiner Dame sprach, wurde folgende Romanze gedichtet.
Durch die Straße der Geliebten
Geht Zayde auf und nieder,
Wartet zweifelnd auf die Stunde,
Da sie sich am Fenster zeigt.
Und ein wilder Schmerz ergreift ihn,
Wie die Stunden langsam schwinden,
Denkt, die Glut in seinem Busen
Müßte schon ihr Anblick lindern.
Und erblickt sie am Balkone
Schöner als der Mond in dunklen
Nächten, schöner als die Sonne,
Wenn ein Wetter sich verzogen.
Und er spricht mit ängstlich leiser
Stimme bebend: Schöne Maurin,
Allah mit dir! Ist es Wahrheit,
Was mir deine Weiber sagen?
Sagen, daß du mich verlassen
Willst und einem Manne folgen;
Sagen auch, es sei ein Maure
Aus dem Lande deines Vaters.
Wenn es Wahrheit ist, Zayda,
Sag' es mir in einem Worte,
Löse mich aus meinen Zweifeln,
Töte meine süße Hoffnung. –
Und die schöne Maurin traurig:
Liebster, unsre süße Freundschaft
Muß zu dieser Stunde enden;
Denn man weiß es und man redet.
Würde meinen Ruf verlieren,
Liebster, ach, wir müssen enden,
Allah weiß um meine Schmerzen,
Daß ich von dir lassen muß.
Ach, du weißt, daß ich dich liebte
Gegen meines Stammes Willen;
Und du weißt, wie oft die Mutter
Deinethalb mit mir gescholten,
Wenn ich nächtlich dich erwartet,
Und du spät ans Fenster kamest.
Um mir Zeit und Ort zu nehmen,
Wählen sie mir einen Gatten.
Liebster, suche eine andre,
Schön und vornehm, die dich liebt,
Und die du im Kerzen lieb hast;
Denn du bist des Glückes würdig. –
Gramvoll spricht der edle Maure,
Und der Schmerz drückt seine Seele:
Nimmer hätte ich geglaubt.
Daß du so mit mir verführest;
Nimmer, daß du meine Liebe
Gegen eines mir Verhaßten,
Plumpen, der doch deiner unwert,
Erste Werbung tauschen würdest:
Du, die hier auf dem Balkone
Noch vor wenigen Nächten sprachest:
Dein bin ich, dein will ich bleiben,
Dein, Zayde, ist mein Leben!
Wiewohl nun die schöne Zayda mit ihrem Zayde gesprochen hatte, wie ihr gehört habt, ließ sie um deswillen nicht ab, ihn im Innersten ihres Herzens zu lieben, und der tapfere Zayde liebte sie desselbigengleichen; und wiewohl die Maurin ihn entließ, wie wir erzählt haben, sprachen sie doch oftmals miteinander, wie sie gepflegt hatten, obschon nicht in solcher Freiheit, damit die Eltern und Verwandten Zaydas es nicht merken sollten; und die schöne Maurin erwies ihm alle Gunst, wie sie gewöhnt war, wenn auch der edle Maure, um kein Geschwätz zu geben, nicht mehr durch ihre Straße kam wie vordem. Doch geschah solches nicht so im Verborgenen, daß Tarfe, der Maure, Zaydes Freund, nicht darum merkte, welcher im Innern seiner Seele vor tödlichem Neide starb, denn im geheimen liebte er selbst die schöne Zayda; und wie er sah, daß Zayda niemals ablassen würde, Zayde zu lieben, gedachte er sie zu entzweien, indem er Uneinigkeit unter ihnen stiftete, wiewohl diese Anmaßung ihm das Leben kostete, wie wir später erzählen wollen. Denn in ähnlichen Fällen pflegt es denen so zu ergehen, welche den Freunden nicht die Treue bewahren.
Da wir aber jetzt auf das Fest kommen, von dem eben die Rede war, wollen wir vorher eine neue Romanze hierhersetzen, welche als Antwort auf die erste gedichtet ist, und darauf erzählen, was beim Feste vorfiel:
Du, meiner Augen Herrin,
Zayda, und der Seele,
Schöner als alle andern,
Als alle, undankbarer:
Aus deinem Haare knüpft sich
Die Liebe tausend Schlingen
Für tausend freie Seelen,
Die deine Schönheit blendet.
Was freut es dich so plötzlich,
Gemüt und Herz zu wandeln.
Mich, der dich liebt, so launisch
Und grausam zu behandeln;
Mir allen Mut zu nehmen,
Die Hoffnung auszulöschen,
Dich jemals mein zu heißen,
Mein Schicksal zu vertauschen?
Wie schlimm, du süße Feindin,
Belohnst du meine Liebe,
Und bietest mir dagegen
Nur Wankelmut und Laune!
Wie schnell sind deine süßen
Versprechen fortgeflogen;
Daß sie von dir gekommen,
Beschenkte sie mir Flügeln.
OH, denke jener Tage,
Da du mir deine Liebe
In heißer Glut bewiesen!
Du hast sie lang vergessen.
Denk an die süßen Stunden,
Da du mich bebend, heimlich
Mit bangem Glück im Herzen
Auf dem Balkon erwartet!
Wenn kaum der Tag verglommen,
Dann stahlst du dich ans Fenster
Und lauschtest auf die Gasse
Nach den vertrauten Schritten.
Und wenn ich ausgeblieben,
So waren deine Augen
Gerötet, wie von Tränen,
Voll Argwohn deine Seele.
Jetzt darf ich dich nicht sehen,
Darf dir kein Wort mehr schreiben,
Was einst dein Glück gewesen,
Erweckt dir jetzt Verdruß.
Zayda, deine Liebe
Und deine süßen Worte
Und deine Zärtlichkeiten
Verraten deine Falschheit.
Du bist ein Weib. Und Weiber.
Sind alle wankelmütig.
Du liebst, wer deiner spottet.
Und der dich liebt, den haßt du.
Doch wenn du mein vergissest,
So will ich dir nicht gleichen,
Je mehr dein Herz von Eis ist,
Soll meine Liebe brennen.
Ich will dir Ungetreuen
Mit Zärtlichkeiten lohnen.
Denn wahre Liebe wandelt
Sich niemals bis zum Tode.
Weil diese Romanze schön ist und zu der ersten gehört, ist sie zum Schmucke unserer Arbeit hierhergesetzt worden.
Jetzt kehren wir zu unserem Mauren Zayde, dem edlen Abencerragen, zurück, welcher so erschüttert war über das, was die schöne Zayda ihm gesagt hatte, daß alle Kraft in ihm schwand, wenn er daran dachte, ob es Wahrheit sein mochte, daß Zaydas Eltern sie verloben wollten. In solcher Sorge bekümmert und von Gedanken beunruhigt, ging der wackere Mann oftmals durch die Straße der Geliebten, wie er gepflegt hatte, aber sie zeigte sich nicht am Fenster, wie sie vordem getan hatte, außer vielleicht einmal nach langen Tagen, obwohl sie in ihrem Herzen ihn glühend liebte. Aber um ihre Eltern nicht zu verdrießen, unterließ sie es, so sehr sie vermochte, mit ihrem Ritter Zayde zu sprechen, welcher Tracht und Kleidung häufig und nach der Hoffnung, die er hatte, wechselte. Das eine Mal trug er sich nur in schwarz, ein andermal in schwarz und grau, wieder ein andermal maulbeerfarben und weiß, um seine Zuversicht zu bezeigen, und grau oder schwarz als Zeichen seiner Qual. Ein andermal kleidete er sich in blau zum Zeichen einer wütenden Eifersucht; und wieder in grün, um seine Hoffnung auszudrücken, und in gelb zum Zeichen seines Argwohnes. Und am Tage, da er mit seiner Zayda gesprochen hatte, trug er rot und weiß als Zeichen der Freude und Zufriedenheit. Solcher Art, daß man in Granada deutlich sehen konnte, wie es um seine Liebe stand. So lebte der edle Zayde in heftiger Leidenschaft, daß er abzumagern und krank zu werden begann. Und voller verliebter Angst nahm er, um sich zu trösten, in einer dunklen, zu seinem Zwecke gewählten Nacht, nachdem er sich prächtig gekleidet hatte, eine reich gearbeitete Laute und ging nach der Straße seiner Herrin um die Mitternachtsstunde und begann hier aufs schönste zu spielen, welches er wohl verstand, spielte und sang auf arabisch in leidenschaftlichen Tönen folgendes zärtliches Lied:
Aus dem Meere stammen meine Tränen,
Und das Meer empfangt sie wieder;
Denn in deinem Herzen weckten
Sie kein zärtlich gleiches Sehnen.
Würden selbst die Felsen rühren.
Daß sie mit dem Liebeskranken
In dem toten kalten Busen
Mitleid und Erbarmen spüren.
Ach, kein zärtlich gleiches Sehnen
Weckten sie in deinem Kerzen;
Und das Meer empfängt sie wieder.
Aus dem Meere stammen meine Tränen.
Nicht ohne Tränen sang der verliebte Zayde dieses Lied beim Klang der wohlklingenden Laute und unter glühenden Seufzern und vermehrte so noch die Betrübnis seines Herzens. Aber wenn der edle Maure eine Glut in der Seele spürte, so spürte sie nicht minder die schöne Zayda, welche, sobald sie die Laute vernahm und sah, daß Zayde es war, der sie spielte, wie sie es bereits von früher her gewohnt war, sich ganz leise erhob und an einen Balkon ging, wo sie aufmerksam auf das Lied und auf die Seufzer ihres Geliebten lauschte, und begleitete es zu Mitleid bewegt in ihrem Gefühl mit Tränen und behielt die Worte des Liedes in ihrem Gedächtnisse, weil der Maure sie sang und aus dem Grunde, weshalb er sie sang. Es war dieses aber der, daß zum ersten Male Zayde die schöne Zayda in Almeria am Tage des heiligen Johannes gesehen hatte, und es war Zayde Führer eines Ruderschiffes, mit welchem der Maure viel durch Raub erbeutete. Und zufällig langte am Tage des heiligen Johannes Zayde auf seinem Schiffe am Strande von Almeria zu einer Zeit an, da die schöne Zayda sich dort aufhielt, denn ihre Eltern hatten sie dorthin gebracht, um sich mit Verwandten, welche sie dort hatten, zu vergnügen. Und wie die Galeere mit Beute von den Christen beladen am Strande anlegte, fröhlich mit Wimpeln und Bannern und Standarten geschmückt, war der heitere Anblick Anlaß, daß die schöne Zayda und ihr Vater und andere Verwandte hinausfuhren, um die schöne Galeere zu betrachten und ihren Führer, den sie kannten. Stiegen hinauf und der tapfere Zayde empfing sie fröhlich und heftete seine Augen auf die schöne Zayda, welcher er vieles und reiches Geschmeide schenkte, und entdeckte ihr damit im geheimen sein Herz und empfing von ihr solchen Lohn, indem sie ihm so gefiel, daß er sie für immer in seinem Herzen behielt. Nicht minder gefiel der schönen Maurin der hochherzige Maure. Zuletzt kamen sie untereinander überein, daß Zayda, sobald sie nach Granada zurückgekehrt wäre, ihn als ihren Ritter annähme, und er beschloß bei dieser Uebereinkunft, das Meer zu verlassen und nach Granada zu kommen, indem er seine Galeere einem verwandten abließ. Und wie der herzhafte Zayde nach Granada kam, diente er seiner Zayda, wie ihr bisher habt erzählen hören. Und wie er die Lauigkeit der Eltern seiner schönen Maurin sah und daß sie sich anders gegen ihn bezeigte als vordem, welches er für eine große Geringschätzung hielt, und in sich die leidenschaftliche Glut der Liebe spürte, sang er in jener Nacht das Lied, welches ihr gehört habt, indem er sich im Gedächtnis wachrief, wie er sie zum ersten Male gesehen hatte. Und wie die schöne Maurin das Lied vernahm und den Schmerz fühlte, mit dem ihr Geliebter sang, konnte sie nicht wehren, dasselbe zu fühlen wie er. Und vermochte es nicht, dort zu bleiben, ohne ihn ganz vorsichtig zu rufen, damit niemand sonst sie hörte. Und der edle Maure kam sehr fröhlich auf den Ruf seiner Geliebten herbei, und sie sprach zu ihm folgendermaßen: Immer noch, Zayde, beharrst du dabei, mir Leid und Verdruß zu bereiten? Weißt du nicht, daß du meinen Namen in der Leute Mund bringst und daß ganz Granada schon von mir spricht? Denke daran, daß meine Eltern mich nur deinetwillen eng eingeschlossen halten, und mir nicht mehr die Freiheit schenken wie früher. Geh fort, bevor sie dich hören, denn sie haben geschworen, mich, wenn sie dich wieder in dieser Straße sehen oder hören, nach Loyn zu einem Oheim, einem Vatersbruder, zu schicken, welches mein Tod sein würde. Denk nicht, mein Zayde, daß ich dich nicht mehr liebe wie mich selbst. Laß die Zeit vergehen, die mit ihrer Macht alles ins gleiche bringen wird. Und Allah sei mit dir, denn ich kann nicht länger bleiben. – Sagte es und verließ den Balkon unter Tränen, und ließ den starken Mauren wie in einer Finsternis, indem ihm sein Licht erloschen war; und unter mancherlei Gedanken ungewiß ging er nach seiner Wohnung und wußte nicht, wie seine Liebe enden sollte, noch wie er die Dinge zum Besseren zu wenden vermöchte. Doch jetzt wollen wir zu dem verflossenen Ball und zu dem erwarteten und angeordneten Feste zurückkehren, welches größer wurde als man beabsichtigt hatte um deswillen, was auf ihm vorfiel, wie man späterhin sehen wird, wir sagen aber, daß auf dem Balle und auf dem Feste sich einfand der edle Zayde, der Ritter von den Abencerragen, welcher die schöne Zayda liebte, die von solcher Schönheit war, daß ihr wenige gleichkamen. Diese erwies Zayde, dem Mauren, große Gunst um seines Wertes wie um seiner anmutigen Gestalt und seines Wesens willen, denn in ganz Granada gab es keinen Ritter von so angenehmem Aeußeren, noch solcher Geschicklichkeit wie ihn, zu Pferde wie beim Tanze, im Saitenspiel, Gesang und anderen Dingen, in welchen die maurischen Ritter sich auszeichnen. Und es ereignete sich, daß die übergroße Liebe, welche Zayda zu ihm trug, sich umwandelte in großen Abscheu, wie es bei den Weibern, die den Wechsel lieben, vorkommt. Die Ursache aber war, daß ihm die Dame, als sie ihn so sehr liebte, eines Tages von ihrem eigenen Haar, welches weich war und wie aus Golde, eine prächtige Strähne auf dem Turban befestigt hatte mit roter und goldener Seide, worauf Zayde, der Maure, der stolzeste Ritter auf Erden wurde, und da es scheint, als freue man sich über das Geschenk erst recht, wenn man von ihm mit einem anderen gesprochen hat, teilte es Zayde dem Audalla Tarfe, seinem nahen Freunde, mit und zeigte ihm den Turban mit der schönen Strähne von dem Haar seiner Geliebten und sprach ihm von der Ehre, die ihm daraus erwuchs. Der Maure Tarfe sah voll tödlichen und giftigen Neides, in welcher Gunst sein Freund Zayde stand, und beschloß, es der schönen Zayda wieder zu sagen. Und wie er eines Tages mit ihr in ihrem Hause im Gespräch war, sagte er, daß sie sich vorsehen solle, wenn sie liebte, denn sie dürfe versichert sein, daß er ihre Geschenke allen zeigte, die ihm zu Gesichte kamen, Rittern wie anderen. Als die schöne Zayda voller Groll und Verdruß sah, daß es so um sie stand, beschloß sie, mit Zayde zu brechen. Und beschloß zu diesem Zwecke, wie ihr mitgeteilt wurde, daß Zayde mit aller möglichen Hartnäckigkeit die Diener und Dienerinnen ihres Hauses ausfragte, was sie täte und mit wem sie spräche und wer sie besuchte und welche Farbe sie trüge, ihn rufen zu lassen. Und als er fröhlich, wie er pflegte, gekommen war, sprach sie, das Gesicht vor Zorn gerötet, zu ihm folgendermaßen: Ich würde mich aufs höchste freuen, Zayde, und gib wohl acht, was ich dir rate, wenn du nicht mehr durch meine Straße gingest, noch mit meinen Dienern und Sklaven sprächest. Denn es ist nicht mein Wille, daß du mir länger dienst, da du so wenig Sinn besitzest, daß du deine Geheimnisse nicht bewahrst. Ich weiß wohl, daß du die Strähne, welche ich dir von meinem Haare gegeben habe, Tarfe, dem Mauren, gezeigt hast und jedem, der dir in den Weg kam, und hast meiner Ehre Einbuße getan. Wohl weiß ich, du bist schön und ein Ritter vornehmen Geschlechts, ein Edelmann mit Gaben bedacht, aber deine Lippen und dein Mund machen dir Schande. Ich würde mich freuen, wenn du stumm geboren wärest, denn, wenn das der Fall wäre, würde ich dich anbeten, weiter habe ich dir nichts zu sagen; geh mit Gott und das Vergangene sei vergessen. Aber hoffe nicht, je wieder zu mir zu sprechen. – Sprach es und ging weinend in ihr Gemach, denn die Entschuldigungen des Mauren vermochten nicht, sie zu halten, welcher sagte, daß alle logen, die solches gesagt hätten, und dabei schwur, Tarfe, den Mauren, ums Leben zu bringen.
Hierauf aber wurde eine schöne Romanze gedichtet, welche folgendermaßen lautet:
Hör', Zayde, meinen Willen,
Geh nicht mehr durch meine Straße,
Sprich nicht mehr mit meinen Weibern,
Frag' nicht mehr bei meinen Sklaven,
Was ich dichte oder trachte,
Wer mich sieht und wer mich aufsucht,
Welche Feste ich besuche,
Welche Farben mir gefallen.
Laß es dir genügen, daß sie
Mir vor Scham das Antlitz färben,
Weil mein Herz an einem Mauren,
Der leichtfertig ist, gehangen.
Ach, ich weiß es, du bist tapfer,
Und du rühmst dich, und mit Recht.
Christen hast du mehr erschlagen,
Als du Tropfen Blutes hast.
Und du bist ein wackrer Reiter,
Und du tanzest, singst zur Laute,
Bist ein Edelmann, so trefflich,
Als er sich nur denken läßt.
Blonde Locken auf der Stirne,
Adelig und stolzer Herkunft,
Trotzig, wie ein Hahn, und artig,
Höfisch, zierlich, witzig, spitzig.
Viel verliere ich mit dir,
Würde viel mit dir gewinnen:
Wenn du stumm geboren wärest,
Würde ich dich lieben müssen.
Aber so muß ich dich lassen;
Deine Zunge ist geschwätzig,
Und du hältst sie nicht im Zaume.
Bitter hast du mich beleidigt.
Wer es mit dir wagen wollte,
Müßte dir in deine Brust
Einen Kerker, vor den Mund
Einen Kerkermeister setzen.
Männer deiner Art vermögen
Viel bei Frauen, denn wir wollen
Euch lebendig, keck und kühn,
Unverzagt und wohl gebildet.
Doch dazu, mein Freund Zayde,
Daß ihr beim Bankett der Liebe
Von der Schüssel unsrer Gunst
Eßt und dann zu schweigen wißt.
Teuer war, was du getan hast.
Glücklich wärest du, Zayde,
Hättest du mich festzuhalten,
Wie zu fesseln einst verstanden.
Doch du warest aus den Gärten
Jenes Tarfe kaum gekommen,
Als du dich mit deinem Glück,
Meinem Unglück brüsten mußtest.
Jenem jämmerlichen Mauren,
Sagt man, zeigtest du die Strähne
Meines Haares, die ich selber
Einst dir an den Turban steckte.
Fordere sie nicht zurück,
Will nicht, daß du sie bewahrest;
Aber wissen sollst du, Maure,
Daß du meine Gunst verscherztest.
Weiter sagt man mir, du habest
Das Gesprochne abgeredet,
Abgeleugnet, daß es wahr sei,
Was dem Mauren du erzähltest.
Wider Willen möcht' ich lachen,
Deiner Torheit möcht' ich lachen,
Du gibst dein Geheimnis preis,
Glaubst, daß andre es bewahren!
Suche nicht, dich zu entschuld'gen!
Höre noch zum letzten Male:
Nimmermehr siehst du mich wieder,
Nie mehr werd' ich zu dir sprechen!
Also spricht die kluge Maurin
Zu dem stolzen Bencerragen.
Ruft ihm, da sie fortgeht, zu:
Wer so handelt, muß es büßen.
Diese Romanze wurde auf das gedichtet, was wir erzählt haben, und sie paßt sehr gut in unsere Geschichte. Jetzt aber kehren wir zu ihr zurück.
Es war Zayde in solcher Verzweiflung, als er die grausame Verachtung seiner Geliebten sah, da alles Trug war, was sie ihm vorgeworfen hatte, daß er fortging und beinahe von Sinnen nach Tarfe suchte, um ihn zu erschlagen, und fand ihn auf den Bivaramblaplatze, wo er auf das Fest hin, welches gefeiert werden sollte, Anordnungen traf. Rief ihn beiseite und fragte ihn, warum er ihn ohne allen Grund mit seiner Dame Zayda entzweit hätte, worauf Tarfe erwiderte, daß er unschuldig daran wäre und nichts solcher Art gesprochen hätte. Kamen von Scheltworten zu Streit solcher Art, daß die Waffen ihren Zwist entscheiden mußten. Und in dem Kampfe wurde Tarfe so böse zugerichtet, daß er nach sechs Tagen zu Tode kam. Und da er ein Freund der Zegri war, trachteten die Zayde nach dem Leben, welcher sich herzhaft ihrer erwehrte. Und zu Hilfe kamen ihm viele Abencerragen. Und wenn nicht um die Zeit der König Chico über den Bivaramblaplatz gekommen wäre, welcher in Eile auf das Kampfgetöse herbeikam, wäre an diesem Tage Granada zugrunde gegangen: denn die Gomel und Maza und Zegri und alle, welche zu ihnen hielten, hatten sich gewaffnet, um mit den Abencerragen und den Gazul und den Vanegas und den Alabez abzurechnen. Aber der König Chico, und mit ihm viele vornehme Ritter von anderen Geschlechtern taten so viel, daß sie sie zur Ruhe brachten, und Zayde wurde in der Alhambra gefangengesetzt. Und wie der Streitfall untersucht wurde, fand sich, daß Tarfe die Schuld daran trug, und damit der Ruf der schönen Zayda keine Einbuße erlitte, befahl der König, daß Zayde sie zum Weibe nehmen sollte, und verzieh ihm den Tod Tarfes, weil jener die Schuld trug.
Hierüber grollten die Zegri; aber um deswillen wurde das Fest, welches gefeiert werden sollte, nicht aufgegeben, denn der König hieß die Vorbereitungen fortsetzen. Doch um dieses willen und um der Worte, welche Malique Alabez und Zulema, der Abencerrage, auf dem Balle gesprochen hatten, blieben alle Zegri und Gomel und Mazas und die zu ihnen hielten, voller Grimm und böser Absichten und gedachten sich zu rächen, wie wir im Verlaufe unserer Geschichte sehen werden, und zwar mit vielem Grunde um des Stolzes und Hochmuts der Abencerragen und ihres Dünkels willen. Und voller Zorn und Scham waren die Ritter der Zegri über die Worte, die Malique Alabez und der Abencerrage gesprochen hatten. Aber da sie schon versöhnt waren, sprach man nicht weiter über das Vorgefallene, wiewohl in ihrem Herzen ein ewiges Uebelwollen und Feindschaft fest blieb, welche sie mit großer Klugheit verbargen, und sie unterließen es nicht, mit den Abencerragen und den Alabez zu sprechen, als hätten sie des vergangenen Verdrusses vergessen. Aber den Vorsatz hatten alle von den Geschlechtern der Zegri, sich zu rächen, wie später offenbar ward.
Wie eines Tages alle Zegri in der Burg Bivataubin waren, dem Sitze des Mahomat Zegri, des Führers und Oberhauptes der Zegri, und von dem Vorgefallenen sprachen, indem sie sich der Worte des Alabez erinnerten, und von dem, was auf das kommende Fest und auf die Turniere und das Ringelreiten zu bedenken war, sprach Mahomat Zegri zu allen übrigen seines Geschlechtes, welche sich dort befanden, folgendermaßen: Wohl wißt ihr, edle Ritter von den Zegri, wie unser königliches und uraltes Geschlecht in ganz Spanien wohlbekannt ist, und nicht nur in Spanien, sondern auch drinnen in Afrika, woher unser Geschlecht stammt. Und wohl seht ihr an der Ehre, in welcher es stets in Cordoba und in den übrigen Ländern, welche ich eben genannt habe, gestanden hat, wie wir immer als Männer von königlichem und edlem Blute gegolten haben. Aber jetzt werden wir, wie ihr gesehen habt, geringgeachtet und von den Alabez und Abencerragen keiner Ehre wert gehalten, und auch die Almoradi haben sich gegen uns gekehrt. Ueber das alles habe ich solche Bekümmernis, daß mir das Herz in der Brust stille stehen und brechen will, und glaube, daß ich vor Groll sterben muß, wenn ich mich nicht räche. Und da uns alle die Rache dieser Schmach, denn für eine solche halte ich es, angeht, sind wir alle gehalten, sie zu rächen. Und da uns das Schicksal eine so gute Gelegenheit zur Rache beut, lassen wir sie nicht vorübergehn, sondern sie vielmehr mit allem Fleiße betreiben. Und die Gelegenheit, die sich uns darbietet, ist die, bei diesem Ringelreiten oder dem Turniere es so anzustellen, daß wir alle zur Genüge gerächt werden, wenn wir dem Malique Alabez oder dem hochmütigen Abencerragen den Tod geben: denn wenn wir diese beiden aus der Welt schaffen, werden wir zwei Todfeinde weniger haben und darauf wird die Zeit uns Gelegenheiten zeigen und bieten, wie wir diesem ganzen falschen Geschlechte der Abencerragen ein Ende bereiten, welches in Granada und im ganzen Königreiche so in Ehren steht und von allem gemeinen Volke so geliebt wird. Und zu diesem Zwecke seien wir darauf bedacht, daß wir alle am Tage des Ringelspiels wohl mit Waffen versehen und unter dem Festgewande stark gepanzert erscheinen. Weiter hat mich der König zum Quadrillenführer gemacht. Von der einen Seite werden dreißig Zegri auftreten, und alle wollen wir rotgelbe und fleischrote Gewänder mit blauen Federbüschen, dem alten Abzeichen der Abencerragen, anlegen, um ihnen allen Verdruß anzutun, den wir ihnen antun können. Und wollen sehn, ob sie um deswillen mit uns anbinden werden. Und wenn es geschähe, was ich sage, wollen wir tapferen Herzens und schnell unsere Rache nehmen, denn wir sind alle nicht weniger stark und mutig als sie, solcher Art, daß sie, wenn sie sehen, um was es geht, ihren Nachteil nicht mehr auszugleichen vermögen. Und laßt uns keinem Bedenken Raum geben, sondern hinausgehen, wie ich gesagt habe, auch wenn es nicht anginge, ohne einen oder zwei von ihnen zu erschlagen, denn da wir auf unserer Seite die Maza und Gomel haben, brauchen wir nichts zu befürchten, wenn aber geschehen sollte, daß sie um des blauen Abzeichens willen keinen Streit bei dem Ringelreiten anfingen, wollen wir bei der zweiten Runde des Ringelreitens sie mit spitzen Lanzen angreifen, dann müßte es schon ein schlimmer Zufall sein, wenn kein Abencerrage fiele. Dieses ist meine Meinung. Und ich möchte wissen, ob ihr ebenso denkt wie ich. – Als Mahomat seine Worte geendet hatte, versicherten alle mit einer Stimme, daß ihnen sein Vorschlag sehr gut dünke. Und wie sie so diese Verräterei zu ihrer Rache beschlossen hatten, kehrten sie ein jeder in seine Wohnung zurück.
Zu dieser Zeit trafen Musa und die Ritter vom Geschlechte der Abencerragen die Vorbereitungen zu ihrer Quadrille, denn es war Musa auf Befehl des Königs, seines Bruders, Anführer dieser Quadrille, zu welcher der edle Malique Alabez gehörte. Kamen überein, alle Kleidung aus blauem durchbrochenen Damast mit einem feinen silberfarbenen Gewebe darunter anzulegen, mit blauen und weißen und strohgelben Federbüschen, und entsprechend dem Gewande die Lanzenfähnchen weiß und blau und reich mit Gold bestickt, auf dem Schilde trugen alle als Abzeichen einen Wilden. Nur Malique Alabez führte sein eigenes Abzeichen, auf maulbeerfarbenem Grunde eine Krone aus Gold und die Unterschrift: Mit meinem Blute, wie wir bereits erzählt haben. Musa trug dieselbe Devise, mit welcher er an dem Tage ausgezogen war, da er mit dem Großmeister kämpfte, nämlich ein Herz in der Hand einer Dame. Das Herz vergoß Blut in Tropfen; und die Unterschrift: Ruhm ist nur mein Schmerz. Alle übrigen Ritter vom Geschlechte der Abencerragen trugen Wappenbänder mit der Inschrift, wie es einem jeden gefiel, und zwar waren die Streifen davon also auf den Schilden angebracht, daß sie die Devise mit dem Wilden nicht verdeckten. Als diese Quadrille von Musa in solcher Art geordnet war, kamen sie überein, Schimmelstuten zu reiten, den Schwanz mit blauen golddurchwirkten Bändern durchflochten.
Wie nun der Tag des Festes herangekommen war, welches im September war, wo sie ihr Fasten hatten, und die Fastentage verflossen waren, ließ der König vierundzwanzig vollkräftige und wilde Stiere aus dem Rondagebirge holen. Und nachdem der Bivaramblaplatz hergerichtet war, wie es der Brauch war bei solchen Festen, begab sich der König, von zahlreichen Rittern begleitet, zu der königlichen Schaubühne, welche zu diesem Ende bestimmt war. Die Königin mit vielen Damen nahm auf einer anderen Schaubühne von derselben Einrichtung, wie die des Königs, Platz. Alle Fenster der Häuser am Bivaramblaplatze waren voll schöner Damen. Und so viele Leute waren aus dem Königreiche zusammengeströmt, daß kein Platz und kein Fenster mehr zu finden war, wo man sich hätte aufstellen können, denn niemals hatte man eine solche Menschenmenge bei den Festen gesehen, die in Granada gefeiert wurden. Auch aus Toledo und Sevilla waren viele und vornehme maurische Ritter gekommen.
Es begannen des Morgens die Stierkämpfe. Die Abencerragen ritten über den Platz und kämpften mit den Stieren mit solcher Keckheit und Anmut, daß es zum Verwundern war. Es gab keine Dame auf dem Balkons und an den Fenstern, deren Herz nicht für die ritterlichen Abencerragen schlug. Und hielt es für ganz gewiß, daß es keinen Abencerragen in Granada noch im ganzen Königreiche gab, der nicht bei den Damen und selbst bei den vornehmsten in hoher Gunst stand. Und dieses war der Hauptgrund, aus welchem die Zegri und Gomel und Maza einen tödlichen Haß und Neid gegen sie hegten. Und so war es in Wahrheit, daß es keine Dame in Granada gab, welche es sich nicht hoch angerechnet hätte, einen Abencerragen als Liebhaber zu haben, und sich für unglücklich hielt und für geringer als die anderen, wenn sie keinen hatte. Und hierin hatten sie durchaus recht, denn niemals gab es einen von schlechtem Wuchse oder Aussehn. Und es gab keinen Abencerragen, welcher feige oder unedel gewesen wäre. Es waren diese Ritter, einer wie alle, leutselig und Freunde des gemeinen Mannes. Und niemals sah man, daß zu einem von ihnen jemand in der Not gekommen wäre, dem er nicht geholfen hätte. Sie waren endlich Freunde der Christen und oftmals gingen sie selbst in die unterirdischen Kerker, um die gefangenen Christen aufzusuchen, und erwiesen ihnen Wohltaten und schickten ihnen Speisen durch ihre Diener. Um deswillen waren sie auch im ganzen Königreiche wohlgelitten und beliebt; und waren über alles tüchtige und treffliche Reiter. Niemals hat man Furcht an ihnen gesehen, mochten sie sich in noch so schwieriger Lage befinden.
So große Befriedigung riefen sie hervor, wie sie auf dem Platze erschienen, daß aller Augen, am meisten die der Damen, sich auf sie richteten. Nicht schlechter als sie führten sich an diesem Tage die Alabez, welche wackere Ritter waren. Und die Zegri zeigten desgleichen, daß sie voll großen Wertes waren, denn sie fällten an einem Tage acht Stiere auf das geschickteste, ohne daß auch nur ein Zegri die Haltung im Sattel verloren hätte. Die Stiere aber, welche kraftvolle Tiere waren, wurden so tödlich mit der Lanze getroffen, daß es nicht nötig war, ihnen die Kniekehlen zu durchschneiden.
Es war eine Stunde nach Mittag, als zwölf Stiere erlegt waren, da ließ der König die Hörner und Flöten blasen, welches das Zeichen war, daß alle Ritter des Kampfspiels sich in seinem Schaugemach einzufinden hatten. Hierher kamen alle auf das Zeichen, und der König bewirtete sie fröhlich und zufrieden mit einem prächtigen Mahle. Dasselbe tat die Königin mit ihren Damen, welche sich auf diesen Tag prächtig geschmückt hatten, und mit solcher Schönheit, daß es ein Wunder zu sehen war. Es trug die Königin einen maurischen Rock aus Brokat in drei Bauschen mit vielen und reichen Zierarbeiten, welcher ganz unschätzbar war, denn er war über und über mit edlen Steinen besät; und trug einen über die Maßen reichen Kopfschmuck, und über der Stirne eine wunderbar künstlich gearbeitete rote Rose, und mitten innen war ein Karfunkelstein gefaßt, welcher eine Stadt galt. Und so oft die Königin den Kopf bewegte, leuchtete der Karfunkelstein auf, daß er einen jeden blendete, der ihn ansah. Die schöne Daraxa trug sich ganz in blau, ihr Rock war aus dem feinsten Damast, aufs schönste gefaltet und durchbrochen und mit ganz zarter Silberleinwand unterlegt, solcher Art, daß sich in den Falten seine feine Kostbarkeit zeigte, und alle Falten wurden von goldenen Schleifen gehalten. Ihr Haarputz aber war sehr reich und trug seitwärts zwei kurze Federn, die eine blau, die andere weiß, Farben, die den Abencerragen wohl bekannt waren. Solchermaßen war sie so schön, daß keine Dame von Granada sie in den Schatten stellte, ob es schon zu jener Zeit dort sehr schöne und ebenso reich gekleidete Frauen gab wie sie. Galiana von Almeria trug auf diesen Tag ein Kleid aus weißem Damast mit weißen Zieraten von einer Arbeit, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte. Ihr Gewand war aufs zierlichste und wohlberechnetste geschlitzt und mit maulbeerfarbenem Brokate durchbrochen. Ihr Kopfputz war eigenartig. Oeffentlich zeigte sie mit ihrer Kleidung, daß sie frei von Liebe war, ob sie schon wußte, daß der wackere Abenamar sie heiß liebte; nur Musa hatte sie übergroße Gunst erwiesen. Fatima trug sich maulbeerfarben, denn sie wollte nicht in Musas Farben erscheinen, da sie schon erfahren hatte, daß Musa sein Herz an Daraxa gehängt hatte. Fatimas Kleid war sehr kostbar, denn es war aus maulbeerfarbenem Sammet und durchbrochen mit weißem Brokat. Ihr Kopfputz, reich und kostbar, mit einer einzelnen grünen Reiherfeder zur Seite. Sie war so schön wie irgendeine andere von denen, welche da waren. Und Cohayda und Sarrazina und Arbolaya und Xarifa und die übrigen Damen, welche bei der Königin waren, erschienen in großer Pracht, über die Maßen schön und kostbar gekleidet, daß es ein Wunder war, soviel Schönheit hier beisammen zu sehen.
Auf einem anderen Balkone waren alle Damen vom Geschlechte der Abencerragen, und es war nichts weiter zu sehen, noch zu wünschen, an Trachten und Reichtum der Gewänder und Anmut, besonders die schöne Daraxa, die Tochter Mahamets, des Abencerragen, welche alle anderen übertraf. Und bei ihr saßen andere Damen ihres Geschlechtes, so schön, daß sie ihr gleichkamen. Dieser wunderschönen Daraxa diente der edle Gazul in Liebe und vollbrachte glänzende Taten für sie, als er in San Lucar war, wie wir in der Folge erzählen wollen.
Um aber auf unsern Gegenstand zurückzukommen, so war es schon zwei Uhr am Nachmittage, als die Ritter und Damen das Mahl beendeten. Da ließ man einen schwarzen, über die Maßen kraftvollen Stier heraus, welcher keinen Menschen angriff, ohne ihn zu treffen, so groß war seine Gewandtheit, und es gab kein Pferd, welches ihm zu entweichen vermochte. Und der König sagte, ruhmvoll würde es sein, diesen Stier zu fällen, weil er so stark war. Malique Alabez aber erhob sich und bat ihn, daß er ihm gestatte, es mit diesem Tiere aufzunehmen. Der König gestattete es ihm, ob er schon gewünscht hätte, daß Musa es mit ihm versuchte, aber wie er sah, daß Alabez darnach Verlangen trug, willigte er ein. Alabez verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem Könige und höfisch vor den anderen Rittern und verließ den Schausaal und stieg auf den Platz hinab, wo seine Diener sein schönes Pferd für ihn bereithielten, einen Apfelschimmel von großer Ausdauer, welches ihm ein Vetter von des Vaters Seite, der Sohn des Statthalters von Velez dem roten und dem weißen, ein Mann von hohem Vermögen, geschenkt hatte. Den Vater dieses Statthalters erschlugen verräterischerweise maurische Ritter, welche die Alquifaes hießen, aus Neid auf seine Tüchtigkeit, und weil ihn der König sehr wert hielt. Aber bitter rächte der König ihren Verrat, denn von sieben Brüdern, die sie waren, kam kein einziger mit dem Leben davon, sondern wurden sämtlich enthauptet. Und diesen edlen Statthalter, von dem wir gesprochen haben, welcher an Vaters statt Statthalter von Velez dem weißen geworden war, liebte der König Audalla sehr, welchen wir hier den Chico nennen. Von diesem also, wie gesagt, stammte das Pferd, welches Alabez bestieg und lenkte es dem Platze zu und betrachtete die Balkone, wo die Damen saßen, um seine Herrin Cohayda zu sehen. Ritt dicht bis an den Balkon heran, ließ das Pferd die Knie auf den Boden beugen und der tapfere Alabez beugte das Haupt auf den Sattelknopf und erwies seiner Herrin und den anderen Damen, welche bei ihr waren, seine Ehrfurcht. Gab alsdann dem Pferde die Sporen, welches sich mit solchem Ungestüm und solcher Schnelligkeit aufmachte, daß es wie ein Blitz schien. Der König und alle anderen, welche um den Platz saßen, verwunderten sich sehr, als sie sahen, wie gut Alabez dieses ausgeführt hatte. Nur den Zegri schien es schlecht, weil sie mit Augen voll tödlichen Neides zuschauten. Unter diesen erhob sich auf dem Platze ein großes Geschrei, und die Ursach war, daß der Stier um den ganzen Platz gestürmt war und mehr als hundert Menschen niedergeworfen und mehr als sechs von ihnen getötet hatte. Kam wie ein Adler dorthin, wo Alabez auf seinem Pferde hielt, welcher, da er ihn kommen sah, ein geschicktes und artiges Stück zeigen wollte, indem er, noch ehe der Stier ankam, mit großer Behendigkeit vom Pferde sprang und ihm mit dem Mantel in der Linken entgegeneilte. Als der Stier ihn so nahe bei sich sah, wandte er sich gegen ihn, um ihn aufzuspießen, aber der kühne Malique Alabez erwartete ihn unerschrockenen Herzens. Und wie der Stier den Kopf zum Stoße neigte, schlug ihm Alabez mit der Linken den Mantel über die Augen, wich ein wenig beiseite und packte ihn mit der Rechten so kräftig am rechten Horne, daß er ihn innehielt, packte mit der Linken das andere Horn in Hast und hielt ihn so fest, daß der Stier nicht zuzustoßen vermochte. Als der Stier sich so gehalten sah, wollte er sich mit ungestümen Sprüngen freimachen, indem er jedesmal den kühnen Alabez mit vom Boden aufhob, wobei der tapfere Maure in beträchtlicher Gefahr schwebte und es um ein geringes zu bereuen gehabt hatte, ein so zweifelhaftes und gefahrvolles Stück begonnen zu haben. Aber tapferen und starken Herzens ließ er den Mut nicht einen Augenblick lang sinken, sondern hielt dem Stiere stand mit großer Stärke, als ein Mann, welcher des tapferen Statthalters von Vera Sohn war, der in Lorca in jener blutigen Schlacht bei den Alporchonen, wie erzählt ist, ums Leben kam. Der Stier aber brüllte vor Verlangen, ihn auf die Hörner zu nehmen, doch des Mauren Gewandtheit war so groß, daß es ihm nicht gelingen wollte. Alabez aber schien es schmachvoll, in solcher Weise gegen solch ein Tier zu stehen, wandte sich nach der linken Seite des Stieres und drückte ihn, indem er alle Kraft und Entschlossenheit zusammennahm, derart an den Hörnern, daß er ihn zu Boden schmetterte, so daß die Hörner in die Erde eindrangen. Der Stoß war so gewaltig, daß es war, als wäre ein Berg zusammengestürzt, und der Stier blieb da überwältigt und vermochte sich eine geraume Zeit hindurch nicht zu regen. Wie ihn der kühne Malique Alabez aber so sah, ließ er ihn und nahm seinen Mantel, welcher aus feiner Seide war, und ging zu seinem Pferde, das seine Diener hielten, schwang sich mit großer Behendigkeit hinauf, ohne mit dem Fuße den Steigbügel zu berühren, und ließ alle Umstehenden voller Bewunderung über das Geschehene und über seine Stärke. Nach einiger Zeit erhob sich der Stier, wenn auch nicht mehr mit der Leichtigkeit wie vordem. Der König aber ließ Alabez rufen, welcher dem Befehle in anmutiger und bescheidener Haltung Folge leistete, als hätte er nicht solches vollbracht. Und wie er nun vor dem Könige stand, sprach der: Wahrlich, Alabez, Ihr habt Euch wie ein tapferer und herzhafter Ritter benommen, und ich will, daß Ihr von heute ab Hauptmann seid über hundert Rosse und als Statthalter die Burg Cantoria innehabt, welches ein guter Posten ist und von guten Einkünften! – Alabez küßte ihm die Hand für seine Gnade, die er ihm erwies.
Um diese Zeit war es vier Stunden nach dem Mittage und der König ließ zum Aufsitzen blasen. Als sie das Zeichen gehört hatten, gingen alle Ritter, welche an dem Kampfspiele teilnahmen, um sich fertigzumachen und aufzutreten, sobald es an der Zeit wäre. Da der Stierkampf zu Ende war, begannen viele Instrumente, Trompeten und Hörner und Flöten zu spielen, und als der Platz geräumt war, ritt der hochherzige Musa als Führer einer Quadrille durch die Zacatinstraße ein. Sie ritten zu vieren in anmutiger Haltung und mit solcher Schnelligkeit, daß es wert zu sehen war. Und nachdem sie alle in der Folge, wie erzählt ist, herinnen waren, ritten sie durch die Bahn zu einem Trupp vereinigt, so leicht wie der Wind. Es gehörten zu dieser Quadrille insgesamt dreißig, alles ruhmvolle Ritter vom Geschlechte der Abencerragen, außer Alabez, welcher nicht von ihrem Geschlechte war, aber um seines Wertes willen hatten sie ihn genommen, um sie zu begleiten, von den Kleidern und Abzeichen, welche blau waren mit silberfarbenem Stoffe, und als Abzeichen den Wilden, haben wir bereits gesprochen. Sie traten alle so vornehm auf und mit solcher Anmut, daß keine Dame sie anblickte, ohne eine Leidenschaft im Herzen zu spüren. Und sicherlich war die Schar der Abencerragen, alle auf Schimmelstuten weiß wie Schnee, ein prächtiger Anblick. So hoch und mutig kamen sie heran; aber nicht minder prächtig und anmutig kamen die Zegri auf einer andern Straße herein, alle in rot und grün mit blauen Federbüschen und alle auf falben Stuten von schönem Körperbau. Und trugen alle dieselbe Devise auf den Schilden auf reichem blauem Bande. Diese Devise aber war ein von der Hand einer Dame geketteter Löwe, und die Inschrift: Die größte Kraft hat die Liebe. Solcher Art ritten sie vier und vier auf den Platz und führten darauf alle zusammen anmutige Figuren in Schneckenwindungen und Kampfszenen mit solcher Schönheit und Genauigkeit aus, daß sie nicht weniger Beifall ernteten als die Abencerragen. Und als dann beide Häuflein sich an ihrem Orte aufgestellt und mit den Schäften versehen hatten, indem sie die Lanzen beim Klange der Hörner und Flöten beiseite legten, begann das Kampfspiel mit vielem Anstand und guter Ordnung, indem die beiden Trupps acht zu acht aufeinander einritten. Die Abencerragen, welche aufgemerkt hatten, als sie die Zegri mit blauen Federbüschen erblickten, ein Abzeichen, das ihnen wohlvertraut war, gedachten dieses, sobald sie konnten, mit ihren Schäften herunterzustoßen. Aber die Zegri deckten sich so gut mit ihren Schilden, daß die Abencerragen ihre Absicht nicht auszuführen vermochten. So wurde das Spiel sehr lebhaft und handgemein, obschon in guter Ordnung, und es war eine Freude ihnen zuzusehen. Und das Fest würde gut geendet haben, wenn es das Schicksal gewollt hatte, aber wandelbar, wie es ist, wollte es, daß die Ritter der einen Seite wie die der andern ihrer alten Feindschaft nachgaben, bis sie alle zugrunde gegangen waren, wie wir in der Folge erzählen wollen. Und da es denn in Wahrheit von dem unseligen Tage dieses Festes seinen Anfang nahm, war der Stifter alles Unheils Mahomat Zegri, das Oberhaupt des Geschlechts der Zegri, welcher mit den Seinigen beschlossen und abgemacht hatte, dem wackeren Alabez oder einem von den Abencerragen den Tod zu geben, um der Worte willen, die gefallen waren, wie wir oben erzählt haben. Und da es so abgemacht war, gab Mahomat Zegri Befehl, daß Alabez von der gegnerischen Seite ausfiele und in seinen Haufen einbräche, wobei, wie ich sagte, die Zegri sich im Einverständnis waren, damit er und die Seinigen sich alsdann rückwärts gegen Alabez und die Seinigen wandten.
Und wie bereits sechs Kampfspiele geritten waren, sagte der Zegri zu denen von seiner Quadrille: Jetzt ist es Zeit, daß aus dem Spiele Ernst wird. Und nahm von seinem Diener eine Lanze mit einer scharfen und durchdringenden Spitze, in Damaskus aus feinem Stahle verfertigt, wartete, daß Alabez mit den acht Rittern seiner Quadrille käme und sich gegen die der Gegenseite zurückwandte, wie es Brauch ist bei dem Spiele. Und zur Zeit, da Alabez wohl mit seinem Schilde sich deckend, gegen ihn und die Seinen sich zurückwandte, ritt der Zegri los; und die Augen auf Alabez gerichtet, um zu sehen, wo er ihn am besten verletzen könnte, schleuderte er die Lanze mit solcher Kraft auf ihn, daß sie den Schild von einer Seite zur anderen durchstieß, und das scharfe Eisen traf den Arm solcher Art, daß der Aermel des starken Panzerhemdes, welches Alabez trug, ihm nicht zu widerstehen vermochte, sondern von der scharfen Spitze durchbohrt wurde, und sie durchdrang den Arm durch und durch. Großen Schmerz fühlte Alabez unter diesem Stoße; und auf seinem Platze angekommen, sah er nach seinem Arm, und wie er ihn verwundet voller Blut fand, rief er mit lauter Stimme Musa und den anderen Rittern zu: Schlimmen Verrat bereitet man uns und mich hat man böse verwundet. Die Abencerragen, ob des Vorfalls verwundert, griffen alle auf der Stelle zu ihren Lanzen, um vorbereitet zu sein. Schon hatte der Zegri sich mit seiner Quadrille gewandt, um auf seinen Platz zu reiten, als Alabez in grimmem Zorne durch sie hindurchjagte, denn er wußte wohl, wer ihn getroffen hatte. Und da er eine schnelle Stute ritt, holte er ihn geschwind ein, zielte auf ihn mit der Lanze und rief: Verräter, jetzt sollst du mir die Wunde zahlen, die du mir geschlagen hast! – Durchbohrte ihm den Schild und die Lanze hielt nicht inne, sondern durchbrach den Panzer, den der Zegri trug, und es drang ihm Eisenspitze und Lanze mehr als eine Spanne weit in den Leib. Es war der Stoß von solcher Gewalt, daß auf der Stelle der Zegri halbtot von seiner Stute sank. Und da sich nun beide Seiten mit ihren Lanzen versehen hatten, begann zwischen den Gegnern ein hartes Handgemenge und ein blutiger Kampf. Doch waren die Zegri im Vorteil, weil sie sich besser ausgerüstet hatten als die Abencerragen. Aber bei alledem richteten die tapferen Abencerragen und Musa und der ungestüme Alabez unter ihnen großen Schaden an. Der Lärm war groß und der Wirrwarr gewaltig. Der König sah das blutige Scharmützel und eilte auf den Platz, stieg auf eine schöne wohlgestaltete Stute und rief mit lauter Stimme: Hinaus, hinweg! Nahm einen Stock zur Hand und sprengte unter die tapferen Ritter, die heiß und erbittert miteinander im Kampfe waren. Es begleiteten den König alle vornehmsten Ritter von Granada und halfen Frieden stiften. Und damals wäre um ein geringes Granada zugrunde gegangen, denn auf die Seite der Zegri schlugen sich die Gomel und Maza, und auf die Seite der Abencerragen die Almoradi und die Vanegas. So wurde das Handgemenge so wirr und erbittert, daß es kaum ein Mittel zu geben schien, Frieden zu stiften. Aber so viel taten der König und die anderen Ritter, welche nicht mit zu den gegnerischen Parteien gehörten, daß sie sie zur Ruhe brachten. Der tapfere Musa und seine Quadrille verließen den Platz den Zacatin hinauf und hielten nicht inne bis zur Alhambra und nahmen mit sich alle Almoradi und Vanegas. Die Zegri zogen durch das Bivaramblator zur Burg Bivataubin und nahmen Mahomat Zegri mit sich, welcher schon tot war. Alle Damen der Stadt und die Königin hatten die Fenster unter Gekreisch verlassen, als sie den Tumult und Kampf beginnen sahen. Und beweinten die einen Brüder, die anderen Gatten, die dritten den Vater und andere ihren geliebten Ritter. Solcher Art, daß alles voll großer Bestürzung und Entsetzens war und andererseits ein Jammer, die Trauer und das Wehklagen der Damen anzuhören. Vor den anderen das der schönen Fatima, welche die Tochter des Mahomat Zegri war, den Alabez erschlagen hatte. Viel Mühe gab man sich, sie zu trösten; doch es gab keinen Trost, welcher kräftig genug war, um sie aufzurichten und zu beleben. Solch trauriges Ende nahm das Fest und hinterließ Granada voll Verwirrung.
Auf dieses Fest wurde eine Romanze gedichtet, welche folgendermaßen lautet:
Hinaus! Hinaus! Hinaus!
Beiseite! Beiseite! Beiseite!
Der edle Musa kommt
Als Führer der Quadrille.
Dreißig Abencerragen
In gleichen Festgewändern,
In blau und silber, reiten
Mit ihm in der Quadrille.
Mit Wappen und mit Sprüchen
Auf ihren Schilden, reiten
Sie auf schneeweißen Stuten
Mit banddurchflochtenen Schweifen.
Umkreisen wie der Sturmwind
Den Platz von Bivarambla,
Die Damen an den Fenstern
Verspüren es im Herzen.
In grünen Festgewändern
Mit roten Unterkleidern
Erscheinen auf dem Platze
Die ritterlichen Zegri.
Bei lautem Hörnerschalle
Beginnt darauf das Schauspiel,
Und aus dem frohen Spiele
Wird bald ein blut'ger Ernst.
Die Freunde werden Feinde,
Die Stäbe werden Lanzen:
Verwundet wird Malique,
Ein Zegri kommt zu Tode.
Der König Chico sieht
Die Stadt in wildem Aufruhr
Und sprengt auf seinem Schecken
Wohl unter grimme Kämpfer
Mit einem Stab bewaffnet.
Und ruft: Zurück! Zurück!
Musa erkennt den König,
Zum Zacatin entrinnt er
Und mit ihm die Quadrille,
Und reiten zur Alhambra.
Die Zegri aber wählen
Sich den Bivataubin.
Um ihres Zwistes willen
In Sorgen lebt Granada.
Es blieb nach dem oben Erzählten die Stadt Granada voller Unruhe und Bestürzung, denn die Blüte ihrer Ritterschaft hatte teil an diesem Hast und Hader. Der König Chico war der bekümmertste Mann der Welt und wußte nicht, was er unter so vielen unerwarteten Ereignissen beginnen sollte, welche Tag für Tag an seinem Hofe vorfielen. Und sorgte sich in aller Wahrheit, Freundschaft unter den Rittern zu stiften; und ließ in solcher Absicht eine Untersuchung anstellen, aus welcher Ursach der Aufruhr entstanden war. Zuletzt fand man klar und unzweideutig, wie Mahomat Zegri, welcher bei dem Kampfspiele erschlagen war, der Anstifter gewesen, und erfuhr um den Verrat, den er gegen die Abencerragen und Alabez gesponnen hatte. Aus welchem Grunde der König gegen die Zegri vorgehen wollte, aber die Ritter von Granada baten ihn so lange, bis er nicht mehr darauf bestand. Und aus diesem Grunde wurden mit größerer Leichtigkeit die beiden feindlichen Parteien versöhnt, und Granada kam wieder zu Ruhe, wie vordem.