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Heran, heran! Meine Herrschaften! Immer hereinspaziert! Das Neueste! Allerneueste! Noch nie dagewesen! Das Beste vom Besten!
So schreit der Zirkusklown vor seiner schäbigen Leinwandbude, und so meint es die gewaltige Lichtreklame der Großstadt und die Rauchreklame, die ihr Waren-Schlagwort durch Flugzeuge an den Himmel schreiben läßt.
Reklame braucht ja jeder: der große Gelehrte wie der Künstler, der Politiker wie der Erfinder, Aber der Kaufmann kann ohne Reklame überhaupt nicht leben. Und so hat sich der Witz und der Spott auch der Reklame bemächtigt. Besonders sind die biedermeierlich angehauchten Anzeigen in die Mühle der Spötter geraten. Und jene Naiven, die in ihrer Ehrlichkeit das Geschäftliche nicht vom Familienereignis trennen können, werden zum Spaß aller bloßgestellt.
Eine kleine Probe von der vorbildlichen Anpreisungsgabe mancher Berliner Straßenhändler sei auch hier mitgeteilt. Mehr davon findet der Leser im »Urberliner« und im »Richtigen Berliner« von Dr. S. Mauermann, Von diesen Straßenhändlern kann manch großmächtiger Reklamechef und manch Verkäufer in Warenhäusern lernen.
Welche große Wirkung ein richtiger Reklametrick haben kann, erzählt die Geschichte von dem amerikanischen Kleiderhändler. So fallen die Kunden herein. Das ist moderne Reklame.
Und was Christian Morgenstern an Vorschlägen für Reklame beigesteuert hat, das führt in die vom Gelächter über alle Reklame und über viele Lebenserscheinungen widerhallenden Gebiete des vergeistigten Ulks.
So dröhnt das Gelächter auch über diese Dinge und erheitert das grelle Getue der Moderne. –
Ein Berliner Kaffeehändler kündigte im »Pfennig-Blatt« das Eintreffen neuer Kaffeeware an und verstieg sich dabei zum Lobe seines Kaffees zu folgendem Gedicht:
Brauner Mark- und Beindurchdringer,
Syrupsüßer Schlafbezwinger,
Rippenbalsam, Zungenschwenker,
Wundertunke großer Denker:
Lieblich feiner allerbester
Herzenstusch- und Leidenströster,
Aller Grillen Totengräber,
Seelenfärber, Freudengeber,
Stadtposaunenblasewasser,
Armer Leute Pfennigprasser;
Katzenjammerschnellvertreiber,
Hausfreund, Liebling aller Weiber,
Lindrer qualbedrängter Leiber;
Krämpfestiller, Zeitverkürzer,
Salbungsreicher Freundschaftswürzer,
Gönner der Nikotianer,
Raucher, Qualmer, Gurgelbahner;
Alter Jungfern einzig Labsal
Bei des Krebsetreibers Trübsal,
Kurz, was Extraordinäres,
Delikat, bei Gott, ich schwör' es.
Der Leipziger Schneidermeister Hoyer wetteiferte seiner Zeit mit dem Berliner Weinwirt Louis Drucker Siehe »Urberliner«, Verlag Paul Franke G.m.b.H. in einem geradezu virtuosen Annonzierungsstil, Unter anderen veröffentlichte er in den Zeitungen folgendes:
»Bülletin«
Ich sehe nicht ein, was der Tanzkünstler vor dem Kleiderkünstler voraus haben soll! Meister Strauß, der Walzerkönig, hat jedem Opus einen packenden Namen gegeben, ich werde dasselbe von jetzt ab mit den Kunsterzeugnissen meines Ateliers tun, von heute an sind bei mir folgende Opera zu haben: »Das Leben ein Tanz« (Ballhose); »Frisch auf, Kameraden, aufs Pferd!« (Reithose); »Sag' Poete, sag' Prophete, was bedeutet dieser Traum?« (Morgenröcke von persischem Muster nach Goethes westöstlichem Divan); »Adelaide« (Frühlingsfrack, Text von Matthisson, Musik von Beethoven und Fasson von F. C. Hoyer).
*
Um einem längst gefühlten Bedürfnis abzuhelfen, werde ich nunmehr Vorlesungen abhalten über die Philosophie der Bekleidungskunst. Ich werde mit wissenschaftlicher Gründlichkeit von Evas Feigenblatt bis zum modernsten Sackpaletot mir keine Nuance entgehen lassen. Um bildungsbeflissenen Herren das Honorar zu ersparen, mache ich nur die Bedingung, daß jeder Zuhörer durch Bestellung und sofortige bare Zahlung eines vollständigen Anzuges sein Interesse erweist. Näheres in meinem Atelier.
*
Empfehle als Neuheit: Gesegnete Mahlzeitwesten, die so eingerichtet und so elastisch sind, daß das Aufknöpfen nach Tisch überflüssig wird.
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Da Wetterkundige behaupten, es würde in diesem Jahr nicht richtig Sommer werden, so mache ich ein geehrtes Publikum auf meine ausgezeichnet schönen Paletots mit Luftheizung aufmerksam. Ich stehe eben im Begriff, mir ein Patent darauf geben zu lassen. Wer ein Modell dieser wahrhaft pyramidalen Erfindung zu kaufen wünscht, bemühe sich, mit einigen Baaribus versehen, gefälligst zu mir.
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Für die Verehrer des schönen Geschlechts habe ich einen Anzug entworfen, der sofort das Herz der kältesten Geliebten besiegt und dem zaghaftesten Anbeter herkulischen Mut verleiht. Rosenglut und Lilienduft, Schüchternheit und Heldenmut umschließt seine fabelhafte Wattierung. Für angehende Salonlöwen und spätere Roués ist er somit unentbehrlich.
*
Als Venus Anadyomene nackt aus dem Meere stieg, waren andere Zeiten, man schrieb Anno Domini vor Christo. Wollte die Heidin es heute etwa in Schimmels Teich probieren, so würde unsere christliche Polizei ihr schön aufs Dach steigen. Auch sitzen in unseren Gymnasien die Knaben nicht etwa in »puris naturalibus« auf der Schulbank, was beiläufig gesagt, jetzt eine stark verdoppelte Schulheizung erfordern würde. Man sieht also, daß unsere Zeiten wesentlich von denen der Alten abweichen. Was folgt daraus? Daß ich vollkommen berechtigt bin, die christlich-germanische Welt auf die Notwendigkeit der Kleider und besonders auf die von mir angefertigten aufmerksam zu machen.
*
Atelier von Sam. Chr. Hoyer, bildendem Schneider und schneiderndem Bildner. Für lebensgroße Staturen Mäntel mit grandiosem Faltenwurf und vielfältige Hosen. Zur Bekleidung von Büsten oder Brustbildern Westen, welche alles Fehlende ersetzen.
Ein Häusermakler empfahl ein zu verkaufendes Haus unter anderem auch mit folgendem: »Die erste Etage enthält sieben durcheinanderlaufende Zimmer und hat den ganzen Tag Mittagssonne.«
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Ankündigung eines Klempners: »Hier sind Maulkörbe zu haben für wütende Hundebesitzer.«
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»Hierdurch wünsche ich einen Käufer für einen Ochsen, der seinesgleichen sucht.«
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Ankündigung eines Hühneraugenoperateurs: »Nach fünfzehnjährigem Studium habe ich ein Mittel gefunden, die Hühneraugen, die eine große Beschwerde jedes vieldenkenden Menschen sind und oftmals Rasen und Melancholie erzeugen, so herauszuheben und bis auf die Knochen zu vertilgen, daß sie niemals wieder zurückkehren, jedoch muß diese kleine Prozedur alle Jahre bei mir wiederholt werden.«
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»Vorige Woche habe ich meine Vermählung mit Fräulein Kunigunde Sinngrün gefeiert, was ich hiermit meinen geehrten Kunden und Gönnern ergebenst anzeige, und empfehle ich mich bei dieser Gelegenheit ganz besonders in baumwollenen Unterhosen.«
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»Gestern hat es dem Schicksal gefallen, meine mir treu ergebene Frau und zärtliche Mutter von drei Kindern und einem Mädchen durch ein Schleimfieber zu entreißen. Indem ich mein Geschäft mit Korsetten ohne Naht fortsetze, bitte ich alle Freunde, denen der unersetzliche Verlust nahegeht, mich ferner mit Ihrem Vertrauen zu beehren, denn es gibt ein Wiedersehn.«
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»Da in Folge der schlechten Zeiten mir meine Hände vollständig gebunden sind, habe ich mich entschlossen, mein Haus freihändig zu verkaufen.«
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»Nach langjährigen Erfahrungen und Vaterfreuden hat es dem unbegreiflichen Schicksal gefallen, meinen Mann und Schneidermeister beiderlei Geschlechts durch einen plötzlichen Schlagfluß bei vollkommen frischem Gesundheitssystem und geistiger Verrichtung in das Dasein eines besseren Jenseits hinüberzurufen. Kurz war sein Schmerz, und lange währten meine Leiden, und ich bitte daher die geehrten Kunden um stille Teilnahme hintere Bleiche Nr. 801.
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Lokalveränderung. »Seit Ostern wohne ich mir gegenüber und bitte um Zuspruch. N. Silberstein, Getragene Kleider und Waren jeder Art.«
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»Auf der hinteren Bleiche ist ein zwei Stiegen hohes, sehr freundliches Frauenzimmer mit oder ohne Möbel zu vermieten und sogleich zu beziehen.«
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Ein Handschuhmacher ließ in den Zeitungen bekannt machen: »Bei mir sind zu haben: Handschuhe für Herren von Bockleder.«
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Eine poetische Anzeige stand in einem norddeutschen Blatt:
»Laß Neider neiden, Hasser hassen,
wenn wir nur schöne Elbinger Süßmilchkäse und
frische Litauer Butter können kommen lassen!«
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»Dieser Laden ist täglich zu veranlassen und mit oder ohne Regale zu beziehen.«
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»Es sind hier zwei helle Zimmer zu vermieten. Auskunft im dritten Stock und in Abwesenheit desselben im Schuhladen.«
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»Zu vermieten. Ein schönes Zimmer für einen Herren von achtzehn Fuß Länge und dreizehn Fuß Breite.«
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Der Inhaber eines Sargmagazins hatte in seinem Hause Zimmer zu vermieten. Er befestigte den Zettel an einem seiner Särge, und man las darauf: »Ruhige Wohnungen für einzelne Herren.«
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Ankündigung des Besitzers eines Tanzlokals: »Bei mir wird jetzt jeden Mittwoch und Sonntag die ganze Sonntagsmusik abgehalten. Das Tanzbillet kostet 6 Gr. den Mann. Mädchen gehen drauf.«
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Ein Perückenmacher kündigte an: »Ich fertige vollständig unsichtbare Perücken an. Wer's nicht glaubt, der kann sie sich in meinem Laden ansehn.«
*
Ankündigung eines Erziehers: »Hier werden wohlerzogene Knaben zum Unterricht und zum Essen angenommen.«
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Eine hülflose, verlassene Witwe sucht Stelle als Kammerjungfer.«
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»Einem geehrten Publikum und den Meßfremden in Leipzig zeige ich ergebenst an, daß ich wie bisher warm speisen werde. August Brenne, Traiteur.«
In einem der unter dem Titel »Berlin wie es ißt und trinkt« erschienenen Hefte schlug Adolf Glasbrenner seinen Landsleuten, den Berlinern, vor, ihre Läden durch Bilderschilder bezeichnen, in denen der Volkswitz Gelegenheit hätte, sich zu zeigen. Zugleich gab er einige Beispiele.
Verschiedene Männer verschiedenen Standes, die alle den Hut aufhaben und sich gegenseitig den Rücken kehren.
Unterschrift:
Mein Vaterland, das lob ich mir!
Man bringt nicht viele Köpfe hier
In Deutschland unter einen Hut,
Und das ist für die Hüter gut.
Ein Engel, über Berlin schwebend, ein brennendes Licht in der Hand.
Unterschrift:
Nur Missetäter scheuen's Licht!
Wer jeht vorbei und kooft hier nicht?
Saturn mit drohendem Gesicht. Unterschrift:
Alle Not, die wir erdulden müssen,
Alle Schmach, die wir ertragen,
Liegt daran, daß viele niemals wissen,
Was die Glocke hat geschlagen.
Das Bild eines Herrn, der sich lange nicht rasiert hat, dessen mit grauen Stoppeln bedecktes Gesicht daher einen höchst garstigen Eindruck macht.
Unterschrift:
Pfui!
Überschrift:
Ooch 'ne scheene Jegend!
Darunter ein Getreidefeld mit einer Mühle.
Unterschrift:
Wem's in Berlin an Brot gebricht, der koofe sich meine
Jabe;
Ich, Bäcker, habe nur mein Brot, wenn ich mein Brot
nich habe.
Hygieia hält dem Tode eine große Flasche Medizin entgegen, vor der dieser entsetzt zurückfährt.
Unterschrift:
Noch nicht!
Am nächsten blauen Montag sollen nachverzeichnete Seltenheiten gegen gleich bare Zahlung verkauft werden:
1. Ein Mantel, der sich von selbst nach dem Winde hängt und dadurch seinem Träger manche Mühe spart.
2. Ein-großer Kasten voll Versprechungen, an dem sich aber keine Griffe zum Heben befinden.
3. Ein Glas mit Seufzern, ausgezeichnet für Leute, die Kondolenzbesuche machen.
4. Eine Flasche mit sympathetischer Tinte, deren Schrift nach kurzer Zeit spurlos verlöscht. Unentbehrlich für Kavaliere, die Liebesbriefe, Schuldscheine und dergleichen zu schreiben gezwungen sind.
5. Eine Maschine, womit man Leuten, ohne daß sie es merken, eine Nase drehen und sie daran herumführen kann.
6. Eine Brille, die man aufsetzt, wenn man jemand nicht sehen oder erkennen will.
7. Ein schönes Sortiment Patentschnurrbärte für Jünglinge, die auf natürliche Weise anwachsen und dann, auch wenn sie beschnitten und rasiert werden, immer wieder nachwachsen.
Aus »Berlin«, von Adolf Glasbrenner.
»In unserer Bude zwischen dem Schloß und der Freiheit, links an der Stechbahn, wo die Brüderstraße aufhört, haben wir ein wohlassortiertes Lager fertiger Weihnachtsgeschenke für jeden Stand und jedes Alter aufgestellt und erlauben uns hiermit, auf nachfolgende Artikel besonders aufmerksam zu machen:
1. Blankowechsel mit den täuschend nachgeahmten Unterschriften der solidesten Firmen. Die Summe ist ausgelassen, und kann jeder den leeren Raum nach Bedürfnis ausfüllen.
2. Feine Brustzigarren. Für Schwindsüchtige und solche, die es werden wollen. Die Unterblätter stammen aus den Plantagen Mecklenburgs, das Deckblatt aus demjenigen Teil der Pfalz, wo die echt importierten Zigarren auf den Bäumen wachsen. Das Hundert nur 1 Tlr. 15 Sgr. Geruch für Liebhaber sehr angenehm.
3. Schnupftücher für Kinder nebst vollständig darauf gedruckter Gebrauchsanweisung. In der Mitte jeden Tuchs befindet sich ein Gemälde, die Szene aus dem Roman »Werthers Leiden« von Goethe darstellend, in welcher Lotte den Kindern in dieser Hinsicht Unterricht gibt.
4. Handel- und Wandelröcke. Herrenkleidungsstücke, die, je nachdem man sie von oben oder unten, von rechts oder links anzieht, bald als grauer Paletot, schwarzer Frack, bunte Uniform und als gewöhnlicher Überzieher erscheinen. Für Leute, die wegen einer Entzweiung mit der Polizei zu einer schnellen und unauffälligen Abreise gezwungen sind, einfach unentbehrlich. In den Taschen befinden sich 20 auf verschiedene Namen ausgestellte Pässe nach Amerika. Auf Verlangen können auch adelige Pässe ausgestellt werden, doch stellt sich dann der Preis etwas höher.
5. Ächter Champagner aus einer berühmten Fabrik in der Ackerstraße. Mit allen renommierten Etiketten. Wer zwei Flaschen auf einmal nimmt, erhält einen saueren Hering zu.
6. Mehrere alte Schachteln mit Schminke.
7. Vexierbücher für höhere Töchter. Wenn Eltern oder Lehrer diese Vexierbücher aufschlagen und sie Zeile für Zeile lesen, so genießen sie moralische Betrachtungen im Stile eines Erbauungstraktätchens. Die junge Dame braucht aber nur immer eine Zeile zu überschlagen, so hat sie die pikantesten Witze aus Kreisen, in denen man sich nicht langweilt.
8. Konvexgläser für fremde und Konkavgläser für eigene Fehler.
9. Amors Album. Für Lyriker unter zehn Jahren. Enthält eine Unmasse der zartesten Liebesreime, welche den besten derartigen Dichtungen in Knallbonbons und auf Pfefferkuchen in nichts nachstehen. Für denjenigen Teil der deutschen Jugend, der noch nicht imstande ist, solche Poesien selbst zu verfassen, und daher seinen lyrischen Trieb in grausamer Weise unterdrücken muß.
10. Haarausraufer. Dieses kleine, goldene, mit Diamanten besetzte Instrument bietet allen unglücklichen Börsenspekulanten Gelegenheit, ihre Haare einzeln auszuraufen und dadurch alles Aufsehen zu vermeiden. Preis 200 Tlr., wofür noch eine gedruckte Sammlung geistreicher »hinterlassener Briefe« gratis beigegeben wird, in denen sich in den verschiedensten Variationen die tiefste Verachtung gegen unsere materielle Zeit und ein idealisch zarter Weltschmerz ausspricht.
11. Schauder-Romane für stille Familienkreise. Die Elle mit einem schöngearbeiteten Mord und einer reizend gemalten Verführung: 5 Silbergroschen; mit 2 Morden, 2 Verführungen und 1 Selbstmord: 7-½ Sgr. Bei Abnahme von 12 Ellen wird eine halbe Elle zugegeben.
Seine Exzellenz der kommandierende General Ritter von Schwertfeger bezieht seine Weine von der Firma Wassermann und bezahlt die Rechnung immer sofort. Trotzdem bekommt er die Rechnung nochmals zugeschickt. Er weist die quittierte Rechnung vor und die Firma entschuldigt sich in einem höflichen langen Schreiben.
Nach einigen Wochen bekommt Seine Exzellenz dieselbe Rechnung nochmal, er weist wiederum die quittierte Rechnung vor und diesmal kommt ein Vertreter der Firma in Frack und Zylinder und entschuldigt sich persönlich.
Es vergehen wieder einige Wochen und Exzellenz bekommt dieselbe Rechnung wieder. Da reißt dem jovialen alten Herrn die Geduld und er schreibt an die Firma Wassermann:
»Ihre Weine sind vorzüglich, Ihre Buchhaltung ist unter aller Kanone.«
Diesmal kommt der Chef der Firma mit einem Korb des feinsten Sektes bewaffnet und macht einen Kniefall.
Am nächsten Tage erscheint in sämtlichen Zeitungen eine ganzseitige Annonce:
»Seine Exzellenz der kommandierende General Ritter von Schwertfeger schreibt uns unaufgefordert:
»Ihre Weine sind vorzüglich.«
»Unseren Rettungsgürtel kann ich Ihnen sehr empfehlen, wir verkaufen ihn seit zehn Jahren, und es ist bisher keine einzige Beschwerde eingelaufen.«
Ein Kaufmann, der ein neues Geschäft auftat, schrieb in einem Zirkular seinen zukünftigen Kunden:
»Meine Verkäuferinnen werden Ihnen in zuvorkommender Weise alles zeigen, was sie haben.«
Ein großer Konfektionär in Berlin ließ sich eine Schutzmarke mit einem Apfel machen, und auf die Frage, was der Apfel denn mit seiner Branche zu tun habe, antwortete er:
»Na, wenn Adam und Eva nicht den Apfel gegessen hätten, wo wäre da heute die Konfektion?«
Als einmal in Braunschweig zu Ehren des Herzogs illuminiert werden sollte, fertigte der Stadtsekretär Wolf, der ein witziger Poet und ein lustiger Bruder war, einem befreundeten Kaufmann und Hoflieferanten auf sein Ersuchen für ein Transparent folgende Verse, die dann auch abends berechtigtes Aufsehen erregten:
Das Haus der Welfen soll grünen und blühn,
Hier ist ein großes Tuchmagazin.
Durchlauchtigster Herzog! Belohne die Treu,
Reiß alle Tage ein Paar Hosen entzwei!
In einer Magdeburger Zeitung vom 19. März 1842 stand folgende originelle Todes- und Geschäftsanzeige:
Tod meines Sohnes, des Spiegelmachers.
Dem lieben Gott hat es gefallen, meinen Sohn Jakob durch einen Gußspiegel von 6 Fuß 8 Zoll Höhe und 4 Fuß 4 Zoll Breite sterben zu lassen. Er wollte den Spiegel im Kaufmann Schönemann'schen Hause an der Wand befestigen. Der obere Nagel steckte schon in der Mauer, der Spiegel hing bereits, da wurde der bewußte Nagel plötzlich bewußtlos, er riß sich aus der Wand und stürzte und mit ihm der Spiegel auf meinen Sohn, dem sogleich das Empfinden schwand. Die Verletzung, die er erlitt, war schauderhaft, heute gab er den Geist auf. Ich zeige dieses an und bitte um doppelte Beileidsbezeugungen. Erstens wegen meinen Jakob und hernach wegen des Spiegels. Denn Schönemann behauptet, ich müßte den Spiegel tragen, da mein Sohn doch durch seinen schlechten Nagel an dem Tode des Spiegels und seinem eigenen schuld gewesen. Ich trage ihn aber nicht, er liegt in Scherben. Mein Jakob aber war 27 Jahr alt.
Suse Fädecke,
Spiegel- und Glaslustre-Fabrikantin.
In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fand sich in einer Londoner Zeitung folgende Anpreisung:
Ein Gentleman, der Chef eines namhaften Hauses, saß kürzlich vor seinem Schreibpult und schnitt sich eine Gänsefeder zurecht. Da fuhr ihm plötzlich ein Splitter davon in das rechte Auge. Schnell griff er nach dem Auge, um den Splitter herauszuziehen, aber in der Hast drückte er ihn nur noch tiefer hinein, tötete den Sehnerv, und sein Auge, dieses köstliche Organ, war verloren.
Darum, Gentleman, verbannen Sie alle Gänsekiele und bedienen Sie sich gefälligst von nun an nur noch unserer patentierten Stahlfedern, mit denen keine andern den Vergleich aushalten.
Crawford und Co.
Ein Schneider war einem Handelshause eine kleine Summe schuldig, und da er diese nicht bezahlen konnte oder wollte, verurteilte man ihn zur Strafe des Sitzens im Schuldgefängnis. Nachdem er vierzehn Wochen dort zugebracht hatte, sah man sich genötigt, ihn wieder freizugeben, worauf dann folgende Anzeige von ihm im Tageblatt seines Ortes erschien:
»Von einer vierzehnwöchigen, für das hiesige Handelshaus H. A. H. gemachten Reise zurückgekehrt, ersuche ich meine hiesigen und auswärtigen Gönner und Freunde, mir ihr sonstiges Zutrauen und Wohlwollen wiederum zu schenken.«
Im Frankfurter Intelligenzblatt suchte ein Mann von 27 Jahren eine Stelle als Markthelfer, Hausmann oder dergleichen und sagte am Schluß seiner Anzeige:
»Wenn es verlangt wird, kann derselbe 200 Taler Kaution stehlen.«
»Soeben ein großer Posten frischer Hasen angekommen. Den verehrten Kunden wird auf Wunsch das Fell abgezogen.«
Die Amerikaner haben sich zu allen Zeiten ihrer Geschichte durch ihre marktschreierischen Ankündigungen ausgezeichnet, die für unseren Geschmack manchmal etwas Komisches an sich haben, aber doch irgendwie wirksam sein müssen.
Auf dem Schilde eines Schneiders in New York las man in riesengroßen Buchstaben: »Hierher! Hierher! Kommt alle zu mir, die ihr nackt seid, ich will euch kleiden.«
Ein Kaufmann in Mississippi, der seine Kunden zur Zahlung anfeuern wollte, ließ in die Zeitungen einrücken: »Blut und Donner! Feuer und Schwefel! Bezahlt mir, was ihr schuldig seid!«
Einer der besten dieser Anzeigen aber ist die eines Quacksalbers, der dem Publikum anzeigen wollte, er könne böse Augen heilen. Die Überschrift seiner Anzeige lautete: »Möge kein Blinder vorübergehn, ohne dies gelesen zu haben!«
Das Wiener »Fremden-Blatt« brachte als sehr originelle Reklame eines Zigarrenhändlers eine Zeichnung, die ein Liebespaar in einer sehr romantischen Gegend darstellte. Darunter befanden sich die folgenden Verse:
Julie:
Geliebter, sprich, welch wundervoller Duft
Durchwürzt heut dieses Gartens Luft?
Romeo:
O Julie, nicht Rosen sind es, nein!
Es können nur Zigarren, die ich rauche, sein.
Julie:
Wer liefert, Teurer, dir dies edle Kraut?
Romeo:
O Julie, zu allen sag ich's laut!
Emanuel Oberski kann allein
Verkäufer solcher edler Blätter sein.
Auch in Paris pflegen die Straßenhändler ihre Waren mit laut tönenden Worten anzupreisen. Ein Handelsmann, der Rasiermesser verkaufte, empfahl sie mit folgenden Worten:
»Diese Rasiermesser, die ich in der Hand halte, sind bei dem Scheine eines Diamanten in einer Höhle in der Provinz Andalusien in Spanien verfertigt. Sie schneiden schnell wie ein Gedanke und glänzen wie der Morgenstern. Ich will nur zwei Worte sagen und bin fest überzeugt, daß Sie dann alle kaufen werden. Legen Sie diese Messer beim Schlafengehen unter das Kissen und am andern Morgen werden Sie über und über rasiert sein!
Auf einer Londoner Industrieausstellung war unter anderem auch ein »wachsendes Kinderbett« ausgestellt, dessen Mechanismus so angeordnet war, daß es sich strecken liest und dem Kinde für sein Lebtag als Bettstelle dienen konnte, selbst wenn sich dieses Kind zur Größe eines Grenadiers entwickeln sollte. Jedenfalls war das ein passendes Patengeschenk.
Ein Plakat an einem Herrenkonfektionsgeschäft trug folgende Aufschrift:
»Bitte, beachten Sie mein schönes Hosenfenster.«
Ein Spezialgeschäft für Betten schrieb in einem Zirkular an die Damenwelt:
»Gerade beim Einkauf von Betten können die geehrten Damen nicht vorsichtig genug sein, da sie von einem wenig reellen Verkäufer leicht hineingelegt werden können.«
Die Inhaberin eines kleineren Geschäfts schrieb an ihren Grossisten: »Wenn ich auch nicht immer sofort zahlen kann, so brauchen Sie doch keine Sorge deshalb zu haben. Bei mir können Sie ruhig schlafen, wovon sich Ihr Vertreter bei seinem letzten Hiersein ja auch überzeugt hat. Im übrigen ist mir in Ihrem Allerwertesten noch ein dunkler Punkt aufgefallen, den ich bei Ihrem Hierherkommen mündlich berühren werde.«
Ein biederer Schuhmachermeister, der einen hübschen, kleinen Laden in einer lebhaften Geschäftsstraße des Berliner Westens besitzt, bekommt plötzlich einen bösen Nachbar, nämlich eine Riesenfiliale einer ganz großen und durch ihre reißerische Reklame bekannten Schuhfirma. Sein kleiner Laden verschwindet fast neben dem großen Nachbar, der sich links von ihm hingesetzt hat. Noch übler wird ihm zu Mut, als nach einigen Monaten ein zweites großes Schuhgeschäft rechts von ihm in allergrößter Aufmachung eröffnet wird, so daß es ihm unmöglich erscheint, sich gegen die doppelte Konkurrenz zu halten. Plötzlich kommt ihm aber doch ein rettender Gedanke. Er nimmt sein Firmenschild herunter und ersetzt es einfach durch ein anderes, das vom Nachbar rechts zum Nachbar links hinüber reicht, und auf dem mit Riesenbuchstaben steht: Haupteingang!
Hausierer (der an der Wohnungstür geklingelt hat, zu der ihm öffnenden Frau Lehmann): »Ihre Nachbarin, die Frau Schulze, schickt mich zu Ihnen, Sie würden gewiß Bedarf in meinen Waren haben, Sie selbst braucht nichts.«
Frau Lehmann (erfreut): »So, was haben Sie denn?«
Hausierer: »Insektenpulver!«
»Witwe, Inhaberin eines gutgehenden Schuhwarengeschäfts, sucht sich wieder zu verheiraten, Hühneraugenoperateure bevorzugt.«
»Ich brauche für mein Installationsgeschäft als Stütze einen zuverlässigen Fachmann. Schlosser, der auf Muttern eingearbeitet ist, erhält den Vorzug. Frau Witwe Anna Schulze.«
In einer mittleren Stadt gibt es drei Drogisten, die sich in allem scharfe Konkurrenz machen und jeden Reklametrick einander nachahmen. Da bringt der eine ein neues Mottenpulver heraus und nennt es, da er Schulz heißt, ›Schulzin‹. Der andere läßt sich sofort bei seinem Lieferanten ein anderes Mottenmittel anfertigen, auf dessen Verpackung mit auffälligen Buchstaben nach seinem Namen Schröder das Wort ›Schröderin‹ steht.
Nur der Dritte versucht diesmal nicht, das Manöver seiner beiden Konkurrenten nachzuahmen, er heißt nämlich – Uri.
In einer Schule erhalten die Knaben als Aufsatzthema »Was ich werden möchte.«
Der kleine Moritz schrieb ganz begeistert:
»Ich möchte ein Geschäftsmann werden. Sobald ich groß bin, fang ich einen Handel mit alten Kleidern und Möbeln an, denn mein Vater sagt, das trägt mehr, als man glaubt. Ich werde aber in jeder Hinsicht bestrebt sein, mir das Vertrauen meiner geehrten Kundschaft zu erwerben, weshalb ich jetzt schon den Herrn Lehrer bitte, mich dann mit seinen geschätzten Aufträgen und seiner Empfehlung bei Freunden und Bekannten zu unterstützen. Moritz Meseritzer.«
Ein Schneider wurde auf Veranlassung eines Handlungshauses festgesetzt und nach vierzehn Tagen wieder entlassen. Er ließ darauf in die Zeitung setzen: »Von einer vierzehntägigen Reise, in Angelegenheiten des Hauses M. B. & Co., zurückgekehrt, bitte ich meine früheren Kunden um ferneren geneigten Zuspruch.«
Ein Pferdemetzger kündigte in der Zeitung an:
»Von Montag ab Weiße Woche – habe zwei Schimmel geschlachtet.«
Ein armer Mann geht über den Trödelmarkt.
»Kaufen Sie mir etwas ab?« ruft ihm ein Händler zu.
»Was soll ich armer Mann Ihnen abkaufen?«
»Nehmen Sie diesen schönen Koffer.«
»Was soll ich mit einem Koffer?«
»Da können Sie Ihre Kleider hineinlegen.«
»Und ich soll nackend herumlaufen?«
»Sie kündigen da eine neue Salbe gegen kalte Füße an, kolossal wirksam, die beste der Gegenwart, der Tiegel zu zwölf Mark in jedem Laden'. Sagen Sie mal aufrichtig: glauben Sie selbst an das, was Sie ankündigen?«
»Na, zum Teil glaub' ich's schon.«
»Und was glauben Sie?«
»Daß der Tiegel im Laden zwölf Mark kostet.«
In einer Zeitung befand sich folgende Anzeige: »Ich teile hierdurch mit, daß nur der gelbe Neid eines schwarzen Konkurrenten behaupten kann, meine Blaubeeren wären alle noch grün. Rosa Braun, Gemüsehändlerin.«
»Ich bitte meine geehrte Kundschaft, mein Geschäft nicht mit ähnlichen Schwindelunternehmungen zu verwechseln.«
Die glückliche Geburt eines gesunden Jungen sowie die Ankunft einer neuen Sendung prachtvollen holländischen Käse zeigen hocherfreut an
Peter Bollhase und Frau, geb. Tulpe, Delikatessengeschäft.
Eine tüchtige Geschäftsfrau war die Frau eines oberbayrischen Schneidermeisters, die ihrem verunglückten Mann folgende Gedenktafel setzte:
Hier ruht leider mein Gemahl,
Er war Schneider unten im Tal,
An seiner Stelle setze ich dort
Mit den Gesellen die Arbeit fort.
Vor einem Hutladen in Prag befand sich ein Schild mit folgender Aufschrift:
Ich lobe meinen Gott,
Laß ihn in allem walten,
Und mache neue Hüt',
Färb aber auch die alten.
Auf einem Friedhof zu Paris befand sich auf einem Grabe folgende Inschrift:
»Hier liegt Maurice Piradou, Mützen- und Schnittwarenhändler in der St. Dionysstr. Nr. 19. Seine betrübte Witwe setzt seinen Handel fort und empfiehlt sich mit allen in ihr Fach einschlagenden Artikeln einem verehrlichen Publikums bestens. Er war ein guter Familienvater. Sanft ruhe seine Asche.«
Ein Damenfriseur, der zwei Stockwerke hoch gewohnt hatte und dann ins Erdgeschoß gezogen war, meldete auf seinem Anschlagzettel unter anderem:
»Hier wird nicht mehr oben, sondern unten frisiert.«
In einem amerikanischen Blatt stand folgende Geschäftsanzeige:
Sie feigherziger Schuft! Gibt es etwas, was Ihnen an Nichtswürdigkeit gleichkommt? Betrachten Sie Ihr junges, schönes Weib, betrachten Sie ihr heiteres, sonniges, gesundes Antlitz! Und nun sehen Sie Ihre eigene Fratze an, die voll von Aussatz und Beulen ist! Aber Sie sind zu schmutzig, ein paar Groschen für ein Stück unserer berühmten italienisch-chinesischen Seife auszugeben, die Sie ganz davon befreien, die Ihre vergilbte Haut rein und gesund machen würde, versuchen Sie es nur einmal und kaufen Sie noch heute ein Stück in unserem Laden zum Amerikanischen Adler.
Die Zeiten ändern sich. Auf den Inschriften der alten Römer begegnen uns immer wieder die Lettern: S.P.Q.R. Im neuen Deutschland heißt es: G.m.b.H.
Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt pflegten früher die Händler ihre Waren mit allerlei Versen anzupreisen. Ein Pfefferkuchenverkäufer bot den vorübergehenden jungen Damen seine Rosinenmänner mit folgendem Gedicht an:
»Hierher, mein liebes Mamsellchen,
wenden Sie einen Sechser dran!
So kriegen Sie, was Sie suchen,
Den allersüßesten Mann!
Der wird sich treu beweisen
In seinem Lebenslauf,
Und haben Sie ihn satt, so speisen
Sie ihn vor Liebe auf!«
»Fünfzig Fennje die hochelejante Brieftasche! Jeder Käufer erhält eine zweite gratis. Dreißig Fennje das krokodillederne Portmonnee mit Heckjroschen! Meine Herrschaften, da muß ihnen ja was ins Ooge jeflogen sein, wenn Se da nich die Einsicht haben, sich kurz zu entschließen. Na, mir kann et ja recht sind, wenn ick von die hochfeine Ware wat übrig behalte vor das wirkliche feine Publikum; des kommt erst nach Fabrikschluß um Uhre sechsen.«
*
»Hier hochfeine Spazierstöcke, schwarz Ebendholz mit Silberkandierung! Fünf Mark das Stück! – was sage ich? fünf Mark? Nein vier Mark! Na, det se alle werden, drei, zwei, eine Mark das Stück! Eine hochnoble Arbeit! Sehen Se sich die Stöcke an! Ansehen, bloß ansehen! Nicht ant Silber polken! Echtes Silber verträgt des nicht! Wie kann man sich man bloß 'nen Stock, den ich drei Mark unter Selbstkostenpreis verkaufe, so lange ansehen.«
Der Inhaber eines Modewarengeschäfts in einer der besten Geschäftsstraßen New Yorks, dessen Umsatz in der letzten Zeit sich sehr vermindert hatte, kam auf einen einfachen Gedanken, um die Zahl seiner Kunden zu vergrößern. Er ließ eine Annonce in die New Yorker Blätter einrücken, daß 20 junge Damen in seinem Geschäft eine angenehme Beschäftigung finden könnten. Wie zu erwarten war, meldeten sich über hundert junge Damen, von denen er die zwanzig hübschesten aussuchte. Er kleidete sie hochelegant und nach der letzten Mode, so daß sich alle Blicke, vor allem die der vornehmen Damenwelt, auf sich ziehen mußten. Ihre Beschäftigung bestand nun darin, den Tag über zu dreien, vieren oder fünfen die Avenue, in der das Geschäft lag, auf und ab zu gehen, vor dem betreffenden Laden stehen zu bleiben, die ausgestellten Kostüme zu bewundern und hineinzugehen, um sie sich vorlegen zu lassen. Der Inhaber der Firma vertraute mit Recht auf den Einfluß dieser Lockvögel auf die neugierigen Amerikanerinnen.
Kaum waren einige Tage seit dem Beginn des Unternehmens vergangen, da wurde die vornehme Damenwelt der Gegend auf den Zuspruch aufmerksam, den das einzelne Geschäft hatte. Sie sahen, daß keine zehn Minuten vergingen, ohne daß nicht höchst elegant gekleidete Kundinnen hineingingen. Diesem Beispiel war schwer zu widerstehen. Wagen hielten an, und man ging hinein, um wenigstens eine Kleinigkeit zu kaufen, und bald überstieg die Zahl der wirklichen Kunden die der Scheinkunden. In kurzer Zeit gehörte das Geschäft, das anfangs gar nicht zur Blüte kommen wollte, zu den bedeutendsten und vornehmsten des besseren New York.
Aus Christian Morgenstern »Gingganz«, Verlag Bruno Cassirer, Berlin.
5. August!! Künstliches Schneegestöber in Thale (Harz), veranstaltet vom Hotel Alpenrose: mit der großen Papierschnitzelschneezentrifuge der amerikanischen Naturschauspielimitationskompagnie Brotherson & Son.
*
Amerikanischer Agent sucht ausgestopfte Fürsten zu höchsten Preisen.
Red. 43. W. P. St.
*
Von morgen ab wieder täglich:
Verwandlung von Wasser in Wein.
Austern, Kaviar, Champagner, Tafelobst für jedermann auf einfachstem Wege.
Egon Schwarzfuß, Hypnotiseur. Gegenüber dem Ackerbauministerium.
*
Die Vereinigung für Ameisenspiele wird ersucht, sich morgen, den 17. hjs. auf dem Tempelhofer Felde einzufinden, um den großen Haufen zu vollenden.
Darunter in riesigen Lettern:
Für Ameisenkostüme, braun, schwarz, in jeder Größe, genau nach den Vorschriften der VfA, empfiehlt sich Phantasus Liptauer, Warenhaus für Tierspiele aller Art.
Desgleichen Blattlauskostüme samt allem Zubehör.
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Die Gesellschaft für Verbreitung von Schrecken aller Art teilt mit, daß nun auch fingierte Einbrüche polizeilich genehmigt worden sind. Die Abonnenten genießen wie immer erhebliche Vorteile. Auf ein Jahresabonnement zu 3 Einbrüchen 1 Mordüberfall gratis. Näheres die Prospekte und Kataloge.
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English church, aus Gummi, zusammenlegbar; samt Koffer 1250 M.
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Nutridentol!! Ist das beste Zahnwasser! Dasselbe besitzt außer seinen reinigenden Eigenschaften hohen Nährwert! Der Gebrauch ersetzt jedes Abendbrot oder Frühstück!
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Künstliche Köpfe!! – Jedermann ist ein Narr, der sich nicht einen künstlichen Kopf anschafft. Der künstliche Kopf wird über den natürlichen gestülpt und gewährt diesem gegenüber folgende Vorteile: a) Des Schutzes gegen Regen, Wind, Sonne, Staub, kurz alle äußeren Unbilden, die den natürlichen Kopf ohne Ende belästigen und von seiner eigentlichen Beschäftigung, vom Denken, abhalten; b) der Erhöhung der natürlichen Sinnesfunktionen: man hört mit seinen künstlichen Ohren etwa hundertmal mehr und besser als mit den natürlichen, man sieht mit seinem Augenapparat so scharf wie ein Triëder-Binocle, man riecht mit dem K. K. feiner und man schmeckt mit dem K. K. differenzierter als mit seinem Vorgänger. Dabei braucht man jedoch nichts von alledem. Man kann die Apparate nämlich einstellen, wie man will, also auch auf ›tot‹. Der auf tot eingestellte K. K. ermöglicht ein vollkommen ungestörtes Innenleben. Geschlossene Zimmer, Mönchszellen, Waldeinsamkeit usw, sind fortan überflüssig. Man isoliert sich im dichtesten Volksgewühl. – Der K. K. wird nur nach Maß angefertigt und ist leicht zu tragen. Gegen unbefugte Berührung ist er durch eine eigene Batterie geschützt. Da er kein Haarkleid braucht, ist die Schädeldecke für Annoncen reserviert. – Wer klug ist und vorurteilslos, kann durch Übernahme einer geeigneten Großfirmenanzeige die Kosten eines K. K. herausschlagen, ja noch mehr, durch den künstlichen Kopf auch auf diesem Wege weit leichter Geld verdienen als durch den natürlichen.