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Neuntes Kapitel.
Der Boden bebt.

Die Natur unsers Stoffes legt uns auch in diesem Kapitel skizzenhaft hingeworfene Lebensbilder auf, deren Bedeutung und Zusammenhang wir häufig dem Leser selbst zu suchen überlassen müssen. Wenn wir einzelne historische Andeutungen, gleichsam als rothen Faden den Lesern in die Hand zu drücken wagen, um sich im Labyrinth kleinstaatlich welfischer Zustände zurechtzufinden, so bitten wir deshalb um Verzeihung.

Als das Jahr sechsundsechzig seinen Umlauf begann, hatte Georg V. während einer funfzehnjährigen Regierung sein Ministerium zum sechsten male geändert. Das Ministerium der neuen Aera, das in den Wolkenbildern flüchtig an uns vorüberrauschte, war entlassen. Niemand wußte so recht den Grund, und an die Stelle von Männern, die es so getreu mit dem Könige und so gut mit dem Lande gemeint hatten, als sie, um ihre Stellung zu behalten, es wagen durften, waren zum Theil gänzlich grüne und unbekannte Persönlichkeiten getreten, zum Theil Namen, die weder bei dem Adel, noch bei der Volkspartei, noch bei den Bureaukraten und Gerichten beliebt waren. Hatte der Blinde gegenwärtig die Männer gefunden, die in all und jedem Punkte seinem Willen unterthan waren, ihn als den Stellvertreter Gottes, sich selbst als die untergeordneten Werkzeuge der königlich welfischen Majestät ansahen?

Das Organ des Grafen Platen, der sammt dem Kriegsminister auf seinem Posten geblieben war, predigte allerdings: »Das göttliche Wort und die göttliche Ordnung sind der Ausgangspunkt und die Wurzel aller menschlichen Ordnungen, die Bestand haben sollen im drängenden Treiben der Zeit. Die Politik muß ein Gottesdienst sein. Wir müssen Vertrauen haben in die unumstößliche Wahrheit und die ewige Dauer welfischer Dinge.«

Es klang recht schön und mußte die in dem »Herrn« Gläubigen zu der schönsten Begeisterung erheben, wenn die officiöse königliche Zeitung am Neujahrstage sagte: »Es ist die Sache Gottes, die wir führen, und der gewaltige Arm des Allmächtigen ist es, der unser heiliges Banner trotz aller Anfechtungen siegreich emporhält!« Man sieht, wenn die Politik noch nicht zur Religion geworden war, so war sie doch bereits kirchlich geworden.

Drei Monate später war dieses heilige Banner freilich schon in großen Schwankungen. Noch zwei Jahre früher hätte Graf Platen dem, was man historisch-legitimes Recht nennt, Geltung verschaffen können, wenn er den Muth gehabt hätte, redlich und offen für die Rechte des Augustenburgers, wie die Zweite hannoverische Kammer es wollte, einzutreten. Allein die Integrität der dänischen Monarchie und die Londoner Protokolle galten dem Grafen eben mehr als die nationalen Rechte Deutschlands und die Forderung aller, die an mehr als das Arndt'sche Lied: »Was ist des Deutschen Vaterland?« bei dem Worte Deutschland dachten. Jetzt waren die Elbherzogthümer ein erobertes, Oesterreich und Preußen gehöriges Land, von dem Oesterreich schon ein Stück altwelfischer Lande, Lauenburg, an Preußen verkauft hatte. Man stritt sich um Auslegung des Vertrags von Gastein, Oesterreich und Preußen hatten zu rüsten angefangen, selbst das kleine Sachsen, welches das Herausdrängeln der Executionsbundestruppen aus Holstein übler aufgenommen hatte als Hannover, rüstete.

Freilich hatte der »Kladderadatsch« den Grafen von Platen ziemlich geschont, den Herrn von Beust aber in seiner vollen Glorie dargestellt seit den Londoner Conferenzen.

Es hatte sich ein Zeitungskrieg darüber entsponnen, wer zu rüsten angefangen habe; nach Krieg dürsten wollte weder Oesterreich noch Preußen. Am Hofe zu Hannover nahm man diese Entwickelung der Dinge nicht so ernst, der fatale Zeitpunkt war gekommen, wo man die Kammern wieder zusammenrufen und Rechenschaft ablegen mußte, weshalb man die unschuldige Novelle zum Wahlgesetz nicht publicirt habe. Bacmeister glaubte sich mit der Zweiten Kammer durch Vorlegung einer Gewerbeordnung abfinden zu können, und Graf Platen, der in Berlin sehr fetirt und mit dem Großkreuz des Rothen Adlerordens decorirt war, machte kein Hehl daraus, daß er die Elbherzogthümer, wenn sie einmal nicht dänisch bleiben könnten, lieber in den Händen einer zollernschen Secundogenitur sähe als in denen des Herzogs von Augustenburg, obgleich derselbe offenbar welfisches Blut in sich trug, da seine Urgroßmutter eben jene unglückliche Karoline Mathilde war, die wir im Anfange unserer Erzählung kennen gelernt haben.

Erst als Preußen mit seinen Bundesreformvorschlägen hervortrat, schien man in Hannover aufzuwachen und sich darüber klar zu werden, daß der Bund kein Ding sei, welches einen ernsthaften Antagonismus zwischen Oesterreich und Preußen ertragen könne; und als nun Preußen anfragen ließ, welche Partei Hannover ergreifen würde, wenn es zu einem Bruche zwischen den beiden deutschen Großmächten käme, oder wenn gar Preußen von Oesterreich angegriffen würde, da mußte der Welfennebel, der die Köpfe umdüsterte, wol etwas schwinden.

Graf Platen erklärte dem preußischen Gesandten: Hannover werde sich in einem solchen Falle auf den Bundesstandpunkt, auf den Boden stricter Neutralität, zurückziehen.

»Gegen Oesterreich kämpfen wir nicht«, sagte der Graf Anfang April zu dem Prinzen Ysenburg, »aber auch nicht gegen Preußen; wir werden weder mit Oesterreich noch mit Preußen eine Allianz schließen; wir stehen auf dem Bundesstandpunkte, und wenn eine deutsche Großmacht mit einem auswärtigen Staate oder mit einem zum Deutschen Bunde gehörigen Staate Krieg führen will, so bleibt der Bund selbst neutral.«

Prinz Ysenburg machte bemerklich, daß das Zurückgehen auf den Bundesstandpunkt einem Bündnisse mit Oesterreich ziemlich gleichbedeutend sei, da der Bund seit seinem Wiederauferstehen nur österreichischen Augenwinken nachgelebt habe.

Indeß war man damals noch der Meinung, daß ein Bruch vermieden werde, und Frauenhände arbeiteten in Wien, Berlin wie München gar emsig an dem Frieden. Dieser lag niemand mehr am Herzen als der Königin Marie; sie glaubte ihn erbeten zu können, und verdoppelte ihre Betstunden, denn der Herr Gemahl fühlte sich sehr empört, daß Preußen durch die Bundesreform, namentlich die der Militärverfassung, die Sphäre seines Machteinflusses augenscheinlich zu vergrößern suchte.

»Hochmuth kommt vor dem Fall!« hatte Georg seiner Marie in Bezug auf den Vetter Wilhelm gesagt, doch hatte er nur Herrn von Gerlach und der Kreuzzeitung nachgesprochen.

»Wir wollen nicht ganz machtlos sein, wenn es zum Kriegstanze kommt«, sagte er zu seinem Generaladjutanten Freiherrn Haus von Finkenstein, »man soll hundertzweiundzwanzig Mann Reservisten auf das Bataillon bis zum 15. April einberufen. Frühjahrsmanöver!«

»Der General J. befindet sich im Vorzimmer«, bemerkte der Graf.

»Eintreten!«

Der General, den das Volk für einen der tüchtigsten Offiziere hielt, versuchte dem Könige diese Einberufung der Reservisten auszureden und als eine halbe Maßregel darzustellen, die zu nichts helfen, sondern nur schaden könne.

»Will man Preußen durch eine bewaffnete Neutralität imponiren, königliche Majestät, so muß man sich gefallen lassen, von Preußen als Feind behandelt zu werden, und ein preußisches Armeecorps reicht hin, Hannover zu occupiren und die Armee Ew. königl. Majestät lahm zu legen. Wir sind, seitdem die Division Manteuffel in Schleswig sich befindet, auf allen Seiten von Preußen umschlossen.«

»Mein Land occupiren?! Das wird König Wilhelm nicht wagen, die Gesandten der Höfe von England, Rußland, Frankreich würden das nicht dulden!«

»Majestät verzeihen«, erwiderte der General, »von diplomatischen Kunststückchen verstehe ich nichts; darf ich mir aber untertänigst die Frage erlauben, über wie viel Mann die Herren Sir Francis Howard, Johann von Persigny und der Graf de Rieser verfügen?«

König Georg schwieg, aber Graf Schlottheim nahm das Wort und sagte: »Der Graf von Ingelheim verfügt über die Division Kalik, und die Worte von England, Rußland, Frankreich wiegen mehr als hunderttausend Mann.«

»Königliche Majestät, Verzeihung, wenn ich zu fragen mir erlaube«, erwiderte der General, »was wird es helfen, wenn wir unsere Infanterie auf zwölftausend Mann erhöhen und nicht zugleich Pferde ankaufen, unsere Artillerie mobil machen, kurz ganz rüsten, wie es Sachsen thut? Wir haben nicht drei Batterien mobiler Geschütze. Unsere Zeughäuser sind vollgepfropft von Tuchvorräthen, Uniformen, Decken, Militäreffecten aller Art, Pulver genug, um Hannover in die Luft zu sprengen, aber die Miniégewehre sind noch nicht eingeschossen. Wird Preußen in der Lage sein, ein vollständig bewaffnetes Hannover zwischen seinem Osten und Westen ertragen zu können? Gewiß nicht, und so nützt denn das Zusammenberufen der Reservisten wenig.«

»Ich weiß, Herr General,« sagte der König, »Sie sind ein Bewunderer des preußischen Militärorganismus, während ich glaube, daß wir von Preußen nichts mehr lernen können und nichts zu lernen brauchen. Noch bin ich souveräner Fürst und werde mir die Politik der freien Hand nicht nehmen, mich von dem Bundesstandpunkte nicht verdrängen lassen. Wenn der Bund Mobilmachung befiehlt, so gehorche ich in derselben Stunde.«

»Ew. Majestät sind mein gnädigster Kriegsherr, dessen Befehlen ich mich dienstwillig unterordne«, erwiderte der General.

Man sah jedoch das Heraustreten Hannovers aus dem Friedenszustande in Berlin nicht mit gleichgültigen Augen an, und Prinz Ysenburg mußte dem Grafen Platen sein Befremden über diese Maßregel ausdrücken, da Preußen in einem ausbrechenden Kriege Hannover nichts über die Neutralität Hinausgehendes zumuthen werde; aber das sei nur möglich, wenn Hannover seine Truppen auf dem bisherigen Friedensstande belasse.

Das Hofblatt, die »Nordseezeitung«, eiferte gegen die maßlose Ueberhebung der preußischen Noten, welche der geschichtlichen Wahrheit, dem Rechte, der Logik in das Gesicht schlügen und offen und rücksichtslos Hohn sprächen. Man brauche keinen Schutz von Preußen, der einzig wahre würdige, kräftige Schutz für die Existenz und Selbständigkeit Hannovers sei der Deutsche Bund; die mächtige Defensivkraft desselben habe sich funfzig Jahre bewährt, den deutschen Grenzen Respect verschafft, und dem deutschen Stamm Achtung in Europa.

»Die Reformvorschläge Bismarck's sind ein Hohn für Oesterreich«, sagte man in Herrenhausen; »die Drohung des Austritts aus dem Bunde ist lächerlich, wohin will Preußen denn treten?«

So kam der 18. April und mit ihm die Stände. Die Erste Kammer war antipreußisch, ein Parlament nach allgemeinem Stimmrecht schien den Herren etwas Ungeheuerliches; an einen Krieg glaubten sie nicht, da der Artikel 11 der Bundesverfassung einen Krieg verbiete; die Machtstellung Hannovers hielten sie für größer, als sie war und sein konnte.

In der Zweiten Kammer hatten die Liberalen unter der Führung R. von Bennigsen's die Majorität, sie hatten schon die Schwenkung von dem Augustenburger weg nach Preußen gemacht und sich mit einer Annexion der Elbherzogthümer durch Preußen halb und halb versöhnt, obgleich Graf Bismarck in ihren Augen nicht als der Mann galt, Deutschland die Einheit zu geben, da er zu Hause Verfassung und Freiheit nicht achte.

Die Sonnabendsversammlungen der Nationalvereinler in Kasten's Hotel waren zahlreicher besucht als je vorher, da die liberalen Mitglieder Zweiter Kammer, auch wenn sie nicht Mitglieder des Nationalvereins waren, an den Versammlungen teilnahmen. Zu den letztern gehörte Karl Baumann, der, nachdem sein Bruder Bruno nach Ungarn übergesiedelt, an dessen Stelle in die Kammer gewählt war.

Während in diesen Versammlungen Grumbrecht und Miquèl gegen den Fluch der Kleinstaaterei eiferten, vertheidigte der Preuße Redacteur Eichholz das Recht der Legitimität in den Elbherzogthümern und warnte im Sinne der preußischen Fortschrittspartei vor allen Bismarck'schen Planen.

So nahte das liebliche Fest der Pfingsten; aber es war ein kalter Mai, die ausgeschlagenen Bäume in der Eilenriede erfroren, die Knospen wollten nicht springen, der Holunder keine Düfte spenden. Der Zeiger am Zifferblatt der Polytechnischen Schule zeigte elf Uhr morgens, die Polytechniker schwärmten aus, in das nächste Bierhaus oder zu der kohlenwassersauern Elise mit den langen schwarzen Augenwimpern und dem feuchtschwimmenden Augenpaar, die auf dem Platze, wo jetzt Robby's Kaffeehaus steht, ihr kühlendes Getränk verzapfte. Aus der großen Packhofsstraße schritten fünf Männer dem Keller der Zauberflöte zu, voran ein ältlicher, dicker, schwerfälliger Herr. Dieser stieg mit langsamen, bedächtigen und gewichtigen Schritten die Treppe hinab und sah, unten angekommen, sich nach seinen Begleitern um, als wolle er sich überzeugen, daß keiner fehle.

Es war das Otto von Düffel, seit achtzehn Jahren Vertreter des dritten ostfriesischen Standes in Zweiter Kammer, der treue Führer seiner Landsleute. Sie erschienen als die ersten Gäste in diesen heiligen, aber etwas düstern Hallen, die sich erst abends bei Gaslicht zu füllen pflegten. Der Inhaber der Zauberflöte, Herr Scheele, kannte das Bedürfniß seiner Gäste, und ohne Bestellung wurden vor den Ostfriesen vier kleine Gläser mit Jan ten Dornkaat-Koolmann'schem Kümmel aufgesetzt, eine tüchtige Portion friesisches Nagelholz, das so roth und saftig aussah wie Schinken und dem schönsten hamburger Rauchfleische den Preis streitig machte, sammt fetter, gelber Grasbutter und Brot, während vor Otto von Düffel eine große Tasse Bouillon und ein Weißbrötchen aufgetragen wurde.

Ein Mann mit schwarzem Vollbart und großen lebhaft funkelnden braunschwarzen Augen trat in den Keller und wendete sich zu den Frühstückenden. Es war der Bürgermeister Miquèl aus Osnabrück.

»Treffe ich euch endlich, edle Frisia«, sagte er. »Ich habe euch vergeblich in euerm Hauptquartier, in Stadt Hamburg, aufgesucht. Die dringendste Nothwendigkeit erfordert, daß wir mit einem tüchtigen Stamm Norddeutscher nach Frankfurt kommen, denn die Süddeutschen werden im Abgeordnetentage sonst zu stark vertreten sein, und sie sind sämmtlich ganz aus dem Häuschen und erbitterter auf Preußen, als man es glauben sollte. Da müssen wir Hannoveraner vermitteln. Herr von Beust, dieser grimmige Preußenhasser, hetzt die Königreiche, und die süddeutsche Presse ist im österreichischen Solde, namentlich die jüdische in Frankfurt. Wir vertagen uns heute bis Donnerstag, gewinnen also fünf Tage. Deshalb, edle Friesen, rüstet euch, heute Nacht oder spätestens morgen früh mit nach Frankfurt zu fahren, Bennigsen, Albrecht, von der Horst und noch ein Dutzend andere fehlen nicht!«

»Ich bleibe hier«, sagte Otto von Düffel, »wenn der Landrath, Strenge und sonst jemand mit wollen, habe ich nichts dagegen; die haben jüngere Beine, ich bin mein Leben lang genug auf Reisen gewesen.«

»Mit euch verdammten Kerlen«, erwiderte Miquèl, »ist seit dem Annexionsschwindel im vorigen Jahre gar nichts mehr anzufangen, es scheint, als wenn ihr sämmtlich Welfenhosen angezogen hättet! Aber Spaß beiseite, Frisia muß in Frankfurt vertreten sein, und da ist keiner würdiger als unser Otto von Düffel. Bester, raffen Sie sich auf, Sie haben Ihre Pappenheimer schon zu manchem Treffen geführt, führen Sie dieselben nach Frankfurt! Reden braucht ihr nicht zu halten, zu singen braucht ihr auch nicht. Düffel imponirt hinreichend durch seine Schulterbreite und seinen Stiernacken, Strenge durch seine Länge, der Landrath durch seine Geschwindigkeit. Für eine Flasche Jan ten Dornkaat-Koolmann will ich, wenn es sein muß, sorgen, den Rückweg könnt ihr über Köln nehmen und ein Stück Rhein ansehen.«

»Ich fahre mit«, sagte der Landrath, welcher sich geschmeichelt fühlte; »ich auch«, fiel Strenge ein, und auch die übrigen Vertreter entschlossen sich zur Mitfahrt.

Während so in der Zauberflöte verhandelt wurde, wandelten im Garten des Ständehauses, wenige Schritte weiter südlich von der Zauberflöte, eine hohe militärische Gestalt und ein sehr kleiner Mann mit goldener Brille und von gebücktem Gange. Es war das einer der vielen Exminister, die das Welfenland aufzuweisen hatte, aber ein Mann, von dem man glaubte, daß er die weitgreifendste Verbindung in Wien, ja über die Alpen hinaus in Rom habe. Der Uniformirte war der Graf von Schlottheim, und dieser sagte: »Ich kann Excellenz versichern, daß die Situation eine sehr ernste ist, und wir der dringendsten Hülfe bedürfen, sonst drängt man uns, trotz der Abneigung Sr. Majestät, zum Neutralitätsbündnisse mit Preußen. Prinz Ysenburg hat nicht nur der Excellenz Platen eine sehr energische, beinahe drohende Depesche vom 9. Mai vorgelesen, sondern letzterer hat auch Gelegenheit genommen, vorgestern selbst Sr. Majestät in Herrenhausen den Inhalt derselben zu wiederholen. Graf Bismarck versichert, daß König Wilhelm nicht die Absicht hege, die Souveränetät der deutschen Fürsten anzutasten oder zu gefährden, daß auch die beabsichtigte Reform der Bundesverfassung von diesem Gedanken fern sei und auf das bescheidenste Maß dessen sich beschränke, was das allgemeine deutsche Interesse, was die Wehrhaftigkeit nach außen und die Entwickelung der Wohlfahrt nach innen verlange.

»Der Prinz hat Sr. Majestät über die vermeinte Gefährlichkeit des allgemeinen Wahlrechts Aufklärungen gegeben, die den König in dieser Beziehung beruhigt haben. Die Diätenlosigkeit ist das große Gegengewicht.

»Dann ist der Gesandte darauf übergegangen, daß die geographische Lage Hannover zum natürlichen Bundesgenossen Preußens mache, und das eigene Interesse Hannovers verlange, jede zweideutige Stellung fern zu halten. Wenn irgendeine feindselige Tendenz sich in der Haltung Hannovers kundgebe, so dürfe Se. Majestät versichert sein, daß König Wilhelm alle und jede verwandtschaftliche Rücksicht beiseitesetzen und keinen andern Beweggrund anerkennen werde als die Pflichten gegen Preußen. Dieses könne die Rüstungen Sachsens, nicht aber eine bewaffnete Neutralität Hannovers, wie man sie jetzt im Sinne zu haben scheine, ertragen. Die von Hannover in Aussicht genommenen Frühjahrsexercitien hätten Se. Majestät König Wilhelm schon jetzt veranlaßt, das siebente westfälische Armeecorps mobil zu machen. Das Motiv dazu sei einfach, daß Preußen sich von Hannover bedroht glaube; die Antwort sei deutlich.

»Se. Majestät müsse sich sagen, daß es gerade die Entschließungen Hannovers sein könnten, welche die deutschen Reformbewegungen aus den sehr bescheidenen Bahnen, die sie nach den Intentionen des Königs Wilhelm innehalten sollen, hinausdrängten; denn je nachdem werde Preußen diese Bestrebungen, die in den Herzen der Völker festgewurzelt seien, als Vertheidigungswaffe gegen die Bundesgenossen in Bewegung setzen müssen, um der von den bisherigen Bundesgenossen drohenden Vergewaltigung vorzubeugen.

»Sr. Majestät Regierung müsse die angeordneten Rüstungen zurückziehen, denn eine bewaffnete Neutralität Hannovers, das müsse er wiederholen, übe auf Preußen einen nicht zu ertragenden Druck. Preußen sei jeden Augenblick geneigt, einen Vertrag über Bewahrung der Neutralität mit dem Könige Georg zu schließen.

»Während Se. Majestät durch mich selbst noch vor acht Tagen dem Kurfürsten von Hessen. melden ließ, daß das Gerücht von einer Vereinbarung mit Preußen zu einem Neutralitätsvertrage falsch sei, hat am 14. d. M. Graf Platen dem Herrn von Stockhausen nach Berlin berichten müssen, daß unsere königliche Majestät bereit sei, in sofortige Unterhandlungen wegen eines Neutralitätsvertrages einzutreten.

»Se. Majestät sind durch die Drohungen des Prinzen Ysenburg zum ersten male auf den Gedankengang gebracht, daß bei einem Kriegsfalle zwischen Oesterreich und Preußen die Grundsätze des deutschen Bundesrechts tatsächliche Geltung nicht mehr finden würden und es daher im Interesse Hannovers liegen könne, sich zuerst selbst zu sichern.

»In diesen Gesinnungen ist, wie es scheint, Se. Majestät noch durch den Staatsrath Zimmermann bestärkt, welcher, durch telegraphische Depesche hergerufen, mit Sr. Majestät eine Unterredung unter vier Augen hatte, und offen erklärt, daß er den Krieg für unvermeidlich halte.

»Denken Sie, Excellenz, was wird man in Wien von uns halten, wenn Stockhausen in Berlin abschließt?! Das muß verhindert werden.«

»Ich weiß«, sagte die kleine Excellenz und wischte an der goldenen Brille, den Grafen mit blöden Augen anstarrend, »daß heute noch, vielleicht in diesem Augenblick der Präsidialgesandte Hannover vor einem Neutralitätsvertrage mit Preußen, wodurch dasselbe verhindert würde, einem Bundesbeschlusse wegen Mobilmachung Folge zu leisten, warnen wird. Herr von Heimbruch wird nicht säumen, die Nachricht noch heute nach Herrenhausen zu senden.«

»Das genügt mir nicht«, erwiderte Graf Schlottheim, »der General Jacobi, Generallieutenant Knigge, Oberst Slicher und Generalconsul Zimmermann haben das Vertrauen Sr. Majestät auf einen unbedingten Sieg Oesterreichs erschüttert. Ich weiß nur Ein Mittel: Se. Majestät hält große Stücke von Sr. Durchlaucht dem ältesten Bruder. Könnten Excellenz vielleicht durch Verbindungen in Wien vermitteln, daß Prinz Solms-Braunfels, der österreichische General, sofort hierher käme und bezeugte, daß der Kaiser achtmalhunderttausend Mann ins Feld stellen werde?«

»Will sehen«, sagte die Excellenz und setzte sich in einem der Commissionszimmer zu einer telegraphischen Depesche nieder, die ein Diener des Hauses sofort zum Telegraphenbureau brachte.

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen, aber es wehte ein kaltschneidiger Ostwind, und unsere Freunde, die in der Freitagsnacht ohne Pelze nach Frankfurt abgereist waren, waren von der Fahrt nicht sehr erbaut, trotz des Jan ten Dornkaat und sonstiger Erwärmungsmittel. Im Saalbau zu Frankfurt wurde ihnen dagegen desto stärker eingeheizt, Metz wurde von Dr. Braunfels, Braun und Miquèl von beliebigen schwäbischen Größen vernichtet, zum Schlusse wurden die Abgeordneten durch Kanonenschläge zur Ordnung gerufen. Eine eigentümliche Manier das! Die Norddeutschen drangen auf Neutralität und Frieden; wenn sich die beiden Großmächte um die Eroberung der Elbherzogthümer, die sie außerhalb des Bundes vollendet, zanken wollen, so gehe das den Bund nichts an, wie ja in solchem Falle der Artikel 11 (im Entwurfe 10) der Bundesverfassung es vorher bestimmt habe. Die Versammlung des souveränen Volks im Circus verlangte dagegen Krieg. Die Frankfurter wollten Berlin zeigen, daß sie auch ein Wort mitzusprechen hätten, sie wollten kein deutsches Parlament an der Spree, das gebühre allein Frankfurt, der Kaiserstadt.

In der Welfenstadt war inzwischen der k. k. General Prinz Solms-Braunfels, Stiefbruder des Königs, angekommen. Er stellte der brüderlichen Majestät die Sachlage in anderm Sinne vor, als es der langjährige Berather des Königs, der Generalconsul in Hamburg, gethan hatte.

Es bleibe kein Zweifel, daß es zum Kriege kommen werde und daß Oesterreich entschlossen sei, selbst Venetien zum Opfer zu bringen, um sich durch einen Hohenzollern nicht aus Deutschland verdrängen zu lassen. Das Kaiserreich werde Combattanten weit über die Zahl der Preußen aufstellen können, und verstärkt durch das bundestreue Baiern, Würtemberg, Sachsen, Baden, Nassau, beide Hessen werde man, ernstlicher als am Tage von Olmütz, Preußen demüthigen müssen. Die Souveränetät der kleinen und mittlern Staaten würde nicht früher gesichert sein, als bis Preußen so geschwächt worden, daß es seine Prätension, europäische Großmacht zu spielen, aufgebe.

»Es ist Zeit«, sagte der General in vertraulicher Unterredung, »daß man den Preußen den alten Raub abnimmt; hat Se. kaiserliche Majestät die Waffen ergriffen, so wird er sie nicht niederlegen, bis Schlesien wieder an Oesterreich, die Provinz Sachsen an den König von Sachsen abgetreten ist, und stände Hannover treu zu dem Kaiser, so würde Westfalen Ew. Majestät keine unliebsame Vergrößerung sein. Wie große Stücke mein kaiserlicher Herr auf königliche Majestät hält, davon sei Ihnen, königlicher Bruder, dieses eigenhändig Schreiben des Kaisers ein Beweis, welches dem Feldmarschallieutenant von Gablenz befiehlt, die Brigade Kalik zu Ew. Majestät vollkommenster Disposition bereit zu halten.

»Es sind Vorbereitungen getroffen, daß in kürzester Zeit auch holsteinische Truppen mobil gemacht werden können, und ein gemeinsames Lager der Brigade Kalik mit den Truppen Ew. Majestät und den Holsteinern an der Niederelbe würde die Preußen in Schleswig nicht nur in Respect halten, sondern die preußischen Combinationen geradezu umstoßen.«

»Durchlauchtiger Bruder«, erwiderte der König, »wir sprechen hier als Söhne Einer Mutter, die für das Wohl aller ihrer Kinder bis zu ihrer Beisetzung in der Welfengruft ernstlich strebte und zu dem Herrn betete; ein Punkt ist und bleibt mir dunkel. Die thränenreichsten Briefe meiner königlichen Gemahlin – unter uns gesagt, gibt sie sich dem Beten, dem Schwarzsehen, dem Thränenvergießen zu sehr hin – an ihre Schwester die Großfürstin, sowie ähnliche Strebungen der Königin Olga haben nicht vermocht, von Petersburg die bestimmte Versicherung zu erwirken, daß Rußland unter allen Umständen das halte, was es 1815 versprochen, und die Existenz der deutschen Souveräne auch jetzt zu garantiren gewillt sei. Eine Aeußerung meiner erlauchten Schwägerin läßt mich sogar befürchten, daß Kaiser Alexander oder sein Leiter, Fürst Gortschakow, den Kampf Oesterreichs gegen Preußen gern sehe, weil er Gelegenheit gebe, an der Donau Geschäfte zu machen. Das wirkt auf meine Entschließungen entschiedener ein, als das immer mehr Grund gewinnende Gerücht eines Allianzvertrags Preußens mit Italien. Da sind die Alpen ein Hinderniß und Italien ist, von Frankreich abhängig, ein unzuverlässiger Verbündeter.«

»Ew. Majestät«, erwiderte der General, »kennen die Uneigennützigkeit der deutschen Politik meines kaiserlichen Kriegsherrn. Die Interessen seiner getreuen Bundesgenossen haben in seinen Augen immer höhere Ansprüche gehabt als sein eigenes Interesse. Oesterreich hat seit fünfundfunfzig Jahren in Deutschland für sich nichts gesucht, es hat nur die ihm von Rechts wegen zustehende Führung nicht an Preußen abgeben oder mit ihm theilen wollen. Glauben mir brüderliche Majestät, daß Oesterreich seit dem Fürstentage entschlossen war, Preußen mit Gewalt der Waffen die ihm gebührende Stellung anzuweisen, und daß es diesen Gedanken trotz der Allianz mit Preußen gegen Dänemark nie aufgegeben hat. Wir sind bis an die Zähne bewaffnet. Unser Festungsviereck schützt uns gegen Italien. Die vier Königreiche stehen auf unserer Seite! Es würde nur an uns liegen, Preußen gänzlich zu zermalmen. Daß wir es demüthigen, stark demüthigen, das sieht man in Petersburg gern, obgleich man sich dort immer tiefer in den Mantel der Schweigsamkeit und Neutralität hüllt.

»Glauben Majestät, daß die kaiserliche Mutter über alles, was am Hofe Alexander's geschieht, nicht ebenso gut unterrichtet sei als Graf Platen? oder selbst Majestät Königin durch ihre erlauchte Schwester?«

Georg V. ließ sich leicht zu dem überreden, was er wünschte; ein Neutralitätsbündniß mit Preußen kam ihm nach den Versicherungen, die Graf Platen, die er selbst dem österreichischen Gesandten und andern Agenten der Bamberger gegeben, die er dem Kurfürsten von Hessen direct gegeben, wie ein halber Verrath an Oesterreich vor.

Nachmittags machte das königliche Diner in Herrenhausen der Kochkunst des Verclas alle Ehre, und man erging sich in Phantasiegebilden eines Welfenreichs von der Elbe bis zum Rhein. Georg V. war in der rosenfarbensten Laune, auch die Königin Marie hatte das Jammergesicht, das sie seit Wochen zur Schau getragen, in ihrem Boudoir gelassen; Prinz Solms, der an ihrer Seite saß, wußte ihr viel Schönes aus der Hofburg, von Wien, von dem Enthusiasmus, mit welchem die Ungarn rüsteten, zu erzählen. Die Familie der Stiefbrüder des Königs war heute sehr stark in Herrenhausen vertreten, der Gardehauptmann Ernst scherzte mit der Prinzessin Friederike, Prinz Georg, Rittmeister in der Garde-du-Corps, vermaß sich gegen die Prinzessin Marie, ihr, wenn er an der Seite seines Bruders, Kaiser Franz Joseph-Kürassier-Rittmeisters, in die Spreestadt eingeritten, die schönste Vase der Porzellanfabrik für ihr Boudoir auf der Marienburg zu senden.

Die große Fontaine ließ ihre Wasser in die Lüfte springen, Tausende getreuer Angestammten wandelten in den steifen Gängen des Park- und Berggartens oder fuhren durch die schönen Grünflächen des Georgengartens nach Herrenhausen.

Am Abend fand eine neue Feier statt – die Bäder des Caracalla wurden im Odeon eröffnet. Der königliche Hofrestaurateur Grobmeier hatte es für nöthig gehalten, der buntlampigen Tivoliausschmückung eine classische Säulenhalle entgegenzusetzen, zu Ehren der Welfen, allerdings mit dem Gelde des Königs. Aller Glanz der Kunst, welcher von Hannover ausstrahlte, fiel doch immer wieder auf das Welfenthum zurück, und wenn der k. k. Generallieutenant dem Bruder versicherte, daß man an der Wien Hannover um diese Bäder Caracalla's beneiden würde, und daß er in der Hofburg von dem Glanze erzählen werde, mit dem sich das Leben in der Residenz an der Leine entwickelte, so zog ein zufriedenes Lächeln über das sonst ernste Gesicht des Königs.

Für diesen war ein Ehrenplatz vom Wirth eingerichtet worden, ein Platz, von dem es dem Könige möglich war, die ganze Herrlichkeit zu überschauen. Der Platz war mit Teppichen belegt und nach einer Seite gegen den kalt von dem Bahnhofe her eindringenden Nordwind geschützt.

Landdrost Wermuth war zur Feier des Tages von Hildesheim herübergekommen und referirte über die zunehmenden Eroberungen, die er für das königliche Haus in jener so übel verschrienen Stadt mache. Später machte auch noch Excellenz, der Minister des Innern, seine Aufwartung, und der König begnadigte ihn mit einer langen Privataudienz. Der dünne lange Mann, mit dem feinen Gesichte und spärlichen Haar, stand beinahe eine Viertelstunde barhaupt vor Sr. Majestät, um demselben nach telegraphisch eingegangenen Nachrichten zu referiren, daß die in Frankfurt versammelten national-liberalen Abgeordneten im Saalbau Fiasco gemacht, und die Volksversammlung im Circus »Nieder mit Bismarck, nieder mit Preußen, es lebe Oesterreich!« geschrien habe. Süddeutschland dürste nach Krieg und sei gerüstet.

Der Minister mußte oft stark husten, der kalte Ostwind, der über sein beinahe kahles Haupt wehte, das er nicht zu bedecken wagte, wenn Se. Majestät das nicht befahl, bat endlich sich zurückziehen zu dürfen, da er sich unwohl fühle. Das Zipperlein war im Anzuge, ein sehr verhängnißvolles Zipperlein für Hannover, und trotzdem daß Excellenz nicht verfehlte, ehe sie das Odeon verließ, sich von Herrn Grobmeier eigenhändig ein steifes Glas schwedischen Punsches reichen zu lassen, hüllte sie sich im Wagen doch tief in den dort befindlichen Pelz, um nach dem Emmerberge zurückzufahren.

Majestät ließ sich vom Grafen von Schlottheim die Menschenmassen charakterisiren, die sich vor dem erhabenen Welfensitze vorbeidrängten und unterthänigst und ehrerbietigst die königliche Familie begrüßten. Da fehlte kein Hoffourier mit Frau und Kind, die gesammte welfentreue Einwohnerschaft hatte sich auf dem Odeon versammelt, die höhere Staatsdienerschaft, das Militär, die Geistlichkeit, alles war vertreten.

»Wenn ich sehe, wie meine treuen Hannoveraner mit freudestrahlenden Gesichtern an dem Sitze ihres angestammten Königshauses vorbeiströmen, so fühle ich so recht, wie keiner der deutschen Stämme inniger und bis in alle Ewigkeiten mit dem angestammten Hause mehr verbunden ist als meine Hannoveraner«, sagt Se. Majestät.

Gerade in diesem Augenblicke ging indeß eine Gruppe von Menschen an dem Königssitze vorüber, unter denen keiner der Herren den Hut zog, keine der Damen eine Verbeugung machte. Es waren das Karl Baumann aus Heustedt, in Begleitung seiner Frau, und einiger national-liberalen Mitglieder Zweiter Kammer, nebst Hans Dummeier von der Wüstenei und seinen zwei schönen Töchtern, eben hinaus über die Backfischjahre. Graf Schlottheim lorgnettirte die Gruppe, und Baumann warf ihm von unten einen bösen Blick zu.

Das mochten vielleicht die einzigen Personen sein, die wenigstens äußerlich damals den Welfencultus nicht zur Schau trugen. Alles, was kleindeutsche und preußische Neigungen hatte, dem eine Niederschmettern Preußens als ein Unglück erschien, betrat die Räume des welfisch durchräucherten Odeons schon nicht mehr. Baumann hatte seine Frau und die Dummeier'schen Töchter auf Pfingsten eingeladen, und da hielt er es für seine Pflicht, diesen auch die Bäder des Caracalla und die königliche Familie zu zeigen, den Rest des Abends oder der Nacht wollte man im Tivoli zubringen.

Kaum aber waren die Pfingsttage vorbei, ja noch am dritten Festtage, den wenigstens das Volk zu feiern pflegt, klopfte Prinz Ysenburg an die Pforte des Grafen Platen und eröffnete ihm laut einer Depesche des Grafen Bismarck vom ersten Pfingsttage, daß Preußen unter sehr günstigen Bedingungen für Hannover sich zur Neutralität bereit erkläre. Der Graf war damit einverstanden, daß der fragliche Vertrag nur für den Fall abgeschlossen werde, daß es zum innern Kriege in Deutschland und damit zum Zerfall des Bundes komme. Das Aufhören des Bundes falle aber mit dem Anfange des Krieges unmittelbar zusammen; es sei mit dem Austritt Preußens aus dem Bunde ein Verstecken Hannovers hinter das Bundesrecht und Bundesverhältniß nicht möglich.

Daß König Georg bis zu diesem Zeitpunkte das Bundesverhältniß wahre, sei selbstverständlich; allein Preußen könne den Bundesstandpunkt sich gegenüber nicht gewahrt finden, wenn man etwa in Frankfurt durch Majorität eine Mobilmachung beschließe, und Hannover diesem Beschlusse seinerseits Ausführung geben wolle.

Ein solcher Mobilisirungsbeschluß werde von Preußen unbedingt als Anfang des Krieges angesehen.

Dagegen habe man nichts dawider einzuwenden, daß die angeordnete verfrühte Exercirzeit ausgehalten werde, damit dem Ansehen des Kriegsherrn kein Schade geschehe.

Die Souveränetät des Königs werde, soweit es das neue Bundesverhältniß erlaube, respectirt werden, und König Wilhelm sei bereit, sofort in Verhandlungen einzutreten, welche auch nach der Auflösung des Bundes die Unabhängigkeit des Königreichs Hannover gewährten.

Fürst Ysenburg eröffnete dem Grafen Platen und denjenigen Mitgliedern des Ministeriums und Hofes, mit denen er in diesen Tagen in Berührung trat, auch noch mehr. Es sei für keinen der betheiligten Staaten gefährlicher, auf eine Niederlage Preußens zu speculiren, als für Hannover, weil selbst in solchem Falle kein Land gelegener liege, um als Compensation benutzt zu werden.

Diese Warnung drang zu dem Könige, wie zu der Königin, noch während der Prinz Solms in Hannover weilte, fand ebendeshalb kein geneigtes Ohr. Man legte in jener Zeit vielmehr dem Blinden das in Gips gearbeitete Modell eines bewaffneten Lagers bei Stade vor, das dreißig- bis vierzigtausend Mann Truppen fassen könne.

Von einer Zusammenziehung österreichischer, holsteinischer und hannoverischer Truppen bei Stade, die einen Flankenmarsch auf das schutzlose Berlin machen könnten, sprach man in militärischen Kreisen ziemlich offen und ohne Scheu.

Es war in einer Conseilsitzung in Herrenhausen vom 23. Mai, wo Hannovers Schicksal besiegelt wurde, wo das Gesammtministerium unter dem Vorsitze des Königs beschloß, von einem Neutralitätsbündnisse mit Preußen abzusehen. Man hoffte noch im friedlichen Wege neue Tage von Olmütz kommen zu sehen, hoffte, die Kleinstaaten würden durch ihre Majorität in der Eschenheimer Gasse dem Vetter Wilhelm soviel Respect einflößen, daß er zu entwaffnen und sich der Reformidee des Fürstentages zu unterwerfen anfange. Dazu standen ja Friedensconferenzen in Paris in Aussicht.

Freilich war ein solches Conseil nur Popanz; die Verfassung hatte dem Blinden zwar ein Gesammtministerium zur Seite gestellt, aber hatte dieser je seinen Willen dem des Gesammtministeriums untergeordnet? Auch heute würde, wenn sämmtliche Minister sich für ein Neutralitätsbündniß erklärt hätten, der Wille des Königs, der von einem solchen nichts wissen wollte, den Ausschlag gegeben haben; allein Georg hatte sich ein Ministerium zusammensetzen lassen, das noch nie einen Gesammtwillen gehabt hatte, von dem jeder einzelne Minister nur der gehorsame Diener des Königs war.

Prinz Ysenburg, der täglich drängte, denn man wollte in Berlin wissen, woran man mit Hannover sei, erhielt endlich die Antwort: »Die königlich hannoverische Regierung sei fest entschlossen, ihren Bundespflichten treu zu bleiben und allen Bundesbeschlüssen, welche die Competenz des Bundes nicht überschritten, Folge zu geben.«

Baumann wollte seinem Besuche, den Dummeierschen Töchtern, den Silberschatz der Welfen zeigen, allein der Lohndiener brachte die Antwort, es würden keine Karten mehr ausgegeben; er eilte nun selbst zum Schlosse, um in seiner Eigenschaft als Abgeordneter den Eintritt zu erlangen, aber auch hier erhielt er die Antwort, die Silberkammer sei auf acht Tage geschlossen, es finde große Silberwäsche statt. Als er das einigen seiner politischen Freunde klagte, erwiderte Grumbrecht: »Silberwäsche? ich wette, daß die ganze Silberkammer schon nach England transportirt ist, man will hier den Krieg, ich weiß es.«

Im Volke wollte niemand den Krieg; wie die Mehrheit Zweiter Kammer, wollte die Mehrheit der Hannoveraner Neutralität. Rudolf von Bennigsen hatte seiner Partei einen Antrag vorgelegt, welcher nicht nur dies aussprach, sondern das Mittel, dieses Ziel zu erreichen, deutlich angab: das war kein anderes als Entlassung des gegenwärtigen Ministeriums. Da man den Nationalverein in Hannover trotz des Grünen Buches nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten konnte, hatte ein Schatzrath von Rössing, als Liedervater von größerm Ruf denn als Politiker, einen Großdeutschen Verein gestiftet, dem alle Hofarbeiter angehörten.

Dieser großdeutsche Held, welcher noch ein paar Jahre früher seine Liedertafeln nach Herrenhausen geführt hatte, um dem Könige ein Ständchen zu bringen, obwol einer der vorzüglichsten der vereinigten norddeutschen Liedertafeln, der bielefelder, untersagt worden war, dorthin ihr schwarz-roth-goldenes Banner mitzubringen, hatte sich nicht geschämt, dem Bennigsen'schen Antrage eine Retourkutsche entgegenzufahren, wie man zu sagen pflegt. Er brachte in Erster Kammer, deren Mitglied er war, einen Antrag ein, der den Bennigsen'schen geradezu auf den Kopf stellte, dahin lautend, daß die Stände von Sr. Majestät dem Könige in einer Adresse verlangen sollten: mit allen bundestreuen Staaten dem Friedensbruche rücksichtslos entgegenzutreten; dem Kriegsherrn dazu die kräftigste Unterstützung des Volkes zu versprechen, und Se. Majestät zu ersuchen, dahin zu wirken, daß eine Delegirtenversammlung, nach Maßgabe der österreichischen Vorschläge auf dem Fürstentage, baldigst zusammentrete.

Das Zipperlein, welches sich Excellenz Bacmeister bei Eröffnung der Bäder des Caracalla zugezogen hatte und das seine Abwesenheit in Zweiter Kammer entschuldigte, hatte zugleich die am Hofe erwünschte Folge, daß der von Rössing'sche Urantrag, der viel später gestellt war, früher in Erster Kammer zur Verhandlung kam als der von Bennigsen'sche, bei dem der Minister des Innern gegenwärtig zu sein wünschte.

Man schrieb den 4. Juni, die gute Stadt Hannover war in Aufregung, die Tribüne Erster Kammer war besetzt wie noch niemals, selbst im Jahre 1848 nicht, als es sich um die Einhelligkeit eines Beschlusses handelte, den Riegel vor dem jede Verfassungsänderung hindernden Schlußparagraphen der Verfassung zu beseitigen, oder wo es sich um die Adresse handelte, in welcher sich der Adel als todt erklärte. Der für Mitglieder Zweiter Kammer reservirte Theil der Tribüne war von Frauen und Töchtern von Abgeordneten so besetzt, daß es schwer hielt, auch nur für Einen Mann noch Raum zu schaffen, dazu war die Hitze unerträglich. Verschiedene Mitglieder der Opposition, die dort nicht mehr Platz finden konnten, entschlossen sich zur Arbeitstheilung; es sollte ein Mitglied, für das Platz erobert war, eine halbe Stunde zuhören, und dann, von einem zweiten abgelöst, vor Victoria Hotel Bericht erstatten.

Unsern jüngern Freund Karl Baumann traf das Los, der erste zu sein.

Es würde eine Grausamkeit sein, eine meiner schönen Leserinnen auch nur eine Stunde auf die menschenüberfüllte Tribüne zu führen; dagegen im Schatten der Markise vor dem Hotel Victoria zu sitzen, mit der Aussicht auf das Theater und die Promenaden vor demselben, die blühenden Blumenbeete, eine Flasche Selters vor uns, das wird schon angehen.

Neben dem Tische, wohin ich meine Leserinnen führe, hat sich ein halbes Dutzend Oppositionsmitglieder aus Zweiter Kammer hinter halbe Flaschen bairischen Biers postirt, um ihren Berichterstatter zu erwarten; wir kennen sie nicht mit Namen, wollen sie aber, so gut das in der Eile möglich ist, zu zeichnen versuchen. Neben dem Tische der Deputirten steht ein anderer, an welchem ein Dutzend Offiziere verschiedener Waffengattungen sitzen, als sei es ihre Lebensaufgabe, die vorübergehenden Frauenzimmer zu lorgnettiren. An dem Tische der Kammermitglieder wird so laut gesprochen, daß man an dem Tische der Lieutenants wie an dem, wohin ich meine Leserinnen führe, jedes Wort vernehmen kann.

»Es ist eine Niedertracht«, sagt ein ältlicher Herr im Anfange der funfziger Jahre, mit graumelirtem Henriquatre, aber schwarzem Lockenhaar, »daß über diesen Rössing'schen Antrag heute vor dem in unserer Kammer von Bennigsen eingebrachten Urantrage debattirt wird. Ich fange an zu glauben, daß Bennigsen's Onkel, unser Präsident, mit den Schwarz-Gelben durchsticht, sonst hätte er nicht dulden dürfen, daß Schlepegrell den Antrag auf die Tagesordnung der Ersten Kammer setzt.«

Sein Nachbar, einen Kopf höher, ebenfalls grau, wie es schien ein paar Jahre älter, der seinen Strohhut sorgfältig neben sich gelegt, aber ein grünes Sammtkäpplein aufgesetzt hatte, um den Mondschein auf seinem Kopfe zu verdecken, oder diesen gegen Zugluft zu schützen, erwiderte: »Das weiß ja jeder, daß der Graf Bennigsen ein Particularist ist, das ist er 1848 gewesen wie 1849, und ist er noch heute, trotzdem, daß ihn Georg Rex heute noch so schlecht behandelt, wie er ihn in den vierziger Jahren als Kronprinz in Norderney behandelte, wo er freilich oppositioneller Schatzrath war.«

»Lieben Freunde«, sagte ein Mann in grauer Jagdjoppe mit grünem Kragen, offenbar viel jünger als die bisherigen Sprecher, »ich freue mich über die Dummheit der Collegen in Erster Kammer, wie ich mich heute über die Dummheit ärgere, der einzige Hannoveraner gewesen zu sein, der am Rumpfparlament theilnahm. Die Unentschiedenheit in Herrenhausen, ich weiß das aus bester Quelle« (dies wurde mit einem gewissen Nachdruck gesprochen und so laut, daß die Lieutenants vom Nebentische es nothwendig hören mußten; der Sprecher war nebenbei Redacteur einer national-liberalen Zeitung), »ist haarsträubend, heute Neutralität, morgen Bundesstandpunkt, übermorgen Furcht vor Preußen und Neigung zur Neutralität, den folgenden Tag kommt unser College, der aus Rendsburg verdrängelt wurde, zur Audienz, dann ist wieder der Muth Heinrich's des Löwen in den König gefahren. Das muß doch endlich einmal ein Ende nehmen. Wie man sich entscheidet, das ist ziemlich gleichgültig, Hannovers Militär macht den Kohl nicht fett, trotz aller Einbildung, die der ›tappere Husar‹ meines Freundes da drüben von seinen Königin-Husaren und unserer Cavalerie überhaupt hegen mag.«

Dieser Freund da drüben war ein Mann von herculischer Gestalt, breiten Schultern, langem vollen Schwarzbarte, der sich förmlich in einen jungen, von der Majestät selbst in die Kammer geschickten Collegen – einen Husarenoberst, der das Interesse des Klosterfonds vertreten sollte und wenige Wochen später den Heldentod starb, – verliebt zu haben schien, da er nie anders als »mein tapperer Husar« von ihm sprach; er erwiderte: »Ich habe gestern noch mit unserm Kriegsgott gesprochen, er hat mich versichert, daß an ein actives Eingreifen Hannovers nicht zu denken sei. Die Einberufungen hätten keine Bedeutung, es sei das nur eine Beruhigung für ›Dietrich‹, unsern Nachbar, der in einigen Aengsten zu schweben scheint. Daß man Kanonen und Miniégewehre nach Stade gesendet, hängt mit einem früher beabsichtigten Lager bei Stade zusammen.«

»Aber«, und ein kleiner Mann mit blondem Bart, den unsere Leser schon unter dem Namen Giftkröte kennen gelernt haben, ein gefürchteter Correspondent für auswärtige Zeitungen, sprang von seinem Sitze auf und fuhr fort: »aber, wiederhole ich, warum sendet man denn die Infanterie zu den sogenannten Frühjahrs-Exercitien in die Heiden zwischen Rotenburg und Tostedt, wo sie sich mit der Division Kalik in vierundzwanzig Stunden, wenn es noththut, vereinigen können?«

Ein Mann, der zwei Stühle bedurfte, um es sich recht bequem zu machen, eine Zierde des Magistrats und gleichfalls Kammermitglied, legte mit Bedächtigkeit die Cigarre aus dem Munde und sagte: »Weil es zwischen Rotenburg und Tostedt keine Saaten zu zertreten gibt!«

In diesem Augenblick kam Karl Baumann, der erste Berichterstatter, aus der Ersten Kammer zurück und rief schon von weitem nach einem Glase Soda.

»Verfluchte Hitze in dem Kasten«, sagte er, »und dazu Blech und Blech. Hat dieser Rössing ein Zeug durcheinandergeschwatzt! Die ganze Weisheit des Liedervaters gipfelte sich in dem Satze, daß der Deutsche Bund für ewige Zeiten geschlossen ist. Wer sich der Majorität nicht füge, sei ein Friedensbrecher, und dem müsse man mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Ja, wie viele Verträge sind nicht auf ewige Zeiten geschlossen? Wie viele haben aber nur ein Menschenalter überdauert? Wenn mir ein Vertrag unerträglich wird, wer will mich hindern, ihn aufzuheben, aus einem Bündniß, das man benutzt, um mich zu unterdrücken, auszutreten? Ich begreife gar die Geduld Preußens nicht. Wenn Bismarck, wie unser Freund da neulich erörterte, zu revolutionären Zwecken reactionäre Mittel unbegreiflicherweise in die Hand nimmt, so mag er dazu Gründe haben. Aber dieses Bambergisiren, das mag der Teufel ertragen, nur nicht ein Staat wie Preußen! Ich möchte wetten, daß der Herr Schatzrath Berlin noch mit keinem Auge gesehen und von der Macht Preußens gar keinen Begriff hat.«

»Wir haben dich nicht in die Kammer geschickt, uns hier deine politischen Ansichten vorzutragen«, unterbrach ihn der Joppenmann, »dazu stelle ich dir, da wir Eichholz über die Elbe geschickt, unser Blatt zu Gebote, du sollst hier referiren.«

»Nun, das ist bald geschehen«, erwiderte jener. »Der Hofmarschall von Malortie begrüßte den Antrag im Namen Sr. Majestät mit Freude und Befriedigung und versicherte, Hannover werde auf dem Bundesstandpunkte beharren!

»Wo bleibt aber der Bundesstandpunkt, wenn der alte Bund in die Höhe fliegt? Oesterreich hat nach meiner Ueberzeugung die Lunte schon angelegt; nachdem es früher den Bund beiseiteliegen ließ und einen Sonderbund mit Preußen geschlossen hatte, will es jetzt alles in die Hände des Bundes legen? Das ist ja geraden lächerlich und heißt den Bund für Sünden, die er nicht begangen hat, verantwortlich machen.«

»Nicht raisonniren, berichten!« erscholl es am Tische, und unser Freund fuhr fort: »Graf von Schlottheim sprach es mit dürren Worten aus, jede mittelbare oder unmittelbare Stärkung Preußens sei ein Schritt zu Hannovers Untergang. Der Friedensbrecher sei Preußen, und die hannoversche Politik verlange daher engen Anschluß an die Königreiche und enge Verbindung mit Oesterreich, um Preußen zu schwächen. Bin sehr neugierig, ob Bismarck das so ruhig hinnimmt, diese von dem vertrautesten Rathgeber Georg's ausgesprochene Aeußerung. Als Graf Borries zu reden anfing, erschien mein Stellvertreter und ich war froh, frische Lust schöpfen zu können.«

»Was sagt ihr denn zu der in der ›Nordsee-Zeitung‹ verbreiteten Nachricht, daß Bismarck einen geheimen Vertrag mit Napoleon abgeschlossen habe«, fragte der dicke Schwarzbärtige, »wonach das linke Rheinufer an Frankreich falle und Preußen durch Hannover und Sachsen entschädigt werde?«

»Dann verdiente Bismarck an den höchsten Galgen gehängt zu werden«, schrie die Giftkröte, vom Sitze aufspringend, »und er wird ihm nicht entgehen wie dem Schusse Blind's.«

»Beruhige dich, edler Friese«, sagte der Mann mit der Joppe, »ich weiß von Bennigsen, daß Graf Bismarck den Prinzen Ysenburg schon durch eine Note vom 28. Mai beauftragt hat, gegen Graf Platen und gegen jeden zu erklären, das sei eine schändliche Lüge und Verleumdung. Was gilt aber eine solche Erklärung dem Meding und Onno Klopp oder dem Könige selbst? Die ›Nordsee-Zeitung‹ bezeichnet heute Bennigsen wieder als hannoverischen Romano und uns alle als seine Helfer und Landesverräther, welche das selbständige Mittelreich der Welfen der unberechtigten Suprematie Preußens unterwerfen wollen.«

Wir übergehen die weitern Berichterstattungen, da die Verhandlungen der Adelskammer sowol als der Zweiten Kammer der Geschichte angehören, und es uns nur darum zu thun ist, die Situation der letzten Tage der Herrschaft des Königs anschaulich zu schildern.


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