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Faden, Wathfield, dann Herr von Rauchengeld, Emilie und Mathilde; die Vorigen
Faden (in einem reichgestickten Kleide mit Wathfield zur Türe links zurückkommend) Sachen haben wir jetzt b'stellt, das is schon eine Pracht.
Emilie (mit Herrn von Brauchengeld und Mathilde aus der Türe rechts kommend) Ich höre die süße Stimme meines Bräutigams!
Faden Ich sehe die Engelsgestalt der Geliebten!
Emilie Ich fühle den zarten Druck seiner Hand!
Faden Ich schmecke den Vorgeschmack von himmlischer Seligkeit!
Emilie Und wie schön Sie aussehen!
Faden Nicht wahr? Ja, wenn ich zusamm'g'stampert bin, da gib ich eine starke Anmahnung an den verstorbenen Adonis.
Emilie Sebastian, können Sie Ihrer Braut eine Bitt' versagen?
Faden Nein, Emilie! (Für sich.) Wie schön sich diese beiden Namen machen, Emilie und Sebastian!
Strick (für sich) Paßt z'samm' als wie Vanili und Primsenkäs.
Emilie (zu Faden) Ich fordere einen Beweis Ihrer Liebe.
Faden Fordere kühn, sprich ohne Scheu, wie dir der Schnabel wuchs!
Emilie Kaufen Sie mir den Palast dort drüben!
Faden (betroffen) Emilie, das ist stark!
Emilie Wie? Sie weigern sich?
Faden Es ist unmöglich, die Paläst' sind in dieser Jahreszeit zu teuer, und meine stabilen Revenüen sind ja nur zwei Zwanziger des Tags.
Emilie Sie wollen mich zum Besten haben – aber es wird Sie furchtbar gereuen. Der Gram wird meine Gesundheit untergraben, sie wird wanken und hinstürzen in den Abgrund des Todes. An das Fenster werd' ich mich hinsetzen alle Tag', mit weinenden Augen hinübersehen auf das Palais – und so sitz' ich eine Leiche eines Morgens da, nach dem Haus drüben noch das bleiche –
Faden Halt ein, das is zu viel! Du sollst den Palast haben.
Emilie (freudig) Gewiß? Kann ich darauf bauen?
Faden Drauf bauen? Nein, er ist ja ohnedem drei Stock hoch. Geh jetzt ins Freie, Emilie, du bist angegriffen, lüfte dich ein wenig aus, und wenn du nach Haus kommst, so wird der Palast schon da sein.
Emilie (zärtlich) Ich werde sehen, ob du Wort hältst, geliebter Bastiano! Kommen Sie, Papa! (Zur Türe links ab.)
Mathilde Da bin ich doch neugierig. (Folgt ihrer Schwester mit Theresen.)
Herr von Rauchengeld (zu Faden) Sehen Sie, sie hat schon wieder keinen Groll mehr auf Ihnen, o, das is ein edles Herz! (Emilien nachrufend.) Lauf nicht so, Töchterl, lauf nicht so! (Folgt ihr zur Türe links nach.)
Faden, Strick, Wathfield, dann Howart
Faden (zu Strick) Mir wird angst und bang'.
Strick Kurasch! Die Macht der Geister kennen wir, jetzt heißt's halt probieren, was wir über die Geister für eine Macht haben. Nur keck!
Wathfield (zu Faden) Du hast vorschnell viel versprochen.
Faden Reden S' nit lang und rufen S' Ihren Prinzipal!
Wathfield (schlägt an die Tapetentüre, welche sich mit Geräusch öffnet, man sieht Howart wie früher am Tisch sitzend) Dein Schützling, mächtiger Gebieter, hat einen Wunsch dir vorzutragen.
Howart Sprich, was verlangst du?
Faden Euer Exzellenz werden mir meine Freiheit nicht übelnehmen, weil Sie schon einmal einen Narren an mir g'fressen haben – ich brauchet halt notwendig den Palast da drüben.
Howart (etwas unwillig aufstehend und vortretend) Wie? Was? Hast du vergessen, daß ich dir nur das zum Glücke Notwendige zugesagt?
Faden Ich bitt' Sie, meine Braut stirbt, wenn ich ihr den Wunsch nicht erfüll'.
Strick Folglich ist der Palast notwendig, drum machen S' keine langen G'schichten und fahren S' füra damit!
Howart Was kümmern mich die übertriebenen Wünsche deiner Braut?
Faden Der Wunsch is nicht übertrieben, ihre Reize verdienen noch viel mehr als das. Es is noch recht schön von ihr, daß sie sich mit dem Palast behelfen will. Sie haben mir versprochen, Sie werden mich glücklich machen (halbweinerlich), und jetzt machen Sie mich erst recht unglücklich durch Ihre Schmutzigkeit.
Strick Schamen S' Ihnen, so G'schichten z' machen wegen ein bisserl Palast! Sein Sie ein Geist, der eine Ehr' im Leib hat?
Howart (zu Wathfield) Finden Sie, daß das Begehren auch zum Notwendigen gehört?
Wathfield Bei seiner Liebe zur übermütigen Emilie, ja.
Howart Ich kann aber doch nicht –
Wathfield Sie müssen, Sie haben Ihr Wort verpfändet, bei Malvinens Besitz haben Sie's geschworen, ihn glücklich zu machen.
Howart (mit unterdrücktem Ärger) So sei's denn!
Faden Jetzt deliberieren S' nicht lang, und sagen S' ja; mir wär' leid, wenn ich Ihnen da ein Reprament geben müßt'.
Strick Wir wären auf d' Letzt' gezwungen, grob zu sein.
Howart Dein Begehren ist erfüllt, ungenügsamer Mensch!
Faden Räsonieren S' nicht, ich sag's Ihnen!
Strick (beiseite) Wie er sich gift't wegen dem G'schloß, und es nutzt ihm nix.
Howart Du wirst das gerichtliche Instrument erhalten, worin der neue Gutsherr, Lord Howart, das Schloß dir abtritt. (Geht in sein Kabinett, die Türe schließt sich.)
Faden (zu Wathfield) Jetzt kommen S' nur g'schwind, sonst reut's ihn! Bringen wir schleunigst alles in Ordnung, daß sie nit früher nach Haus kommt.
Wathfield Du bist ungezähmt in deinen Wünschen, hüte dich, je das Überflüssige zu verlangen.
Faden Hör'n S' auf, das fallt mir ja so nit ein. Ich bin ja zufrieden, wenn ich nur das Notwendige hab'. (Mit Wathfield zur Türe links ab.)
Strick
Strick Mein Herr hat ein Glück g'macht, das muß man sag'n; aber es is doch noch nicht das wahre! Daß seine Wünsche so erfüllt werden, das is eine scharmante Sach', aber daß er alles überflüssige vermeiden muß, das is doch wieder ein gewaltiges Hakerl. Es gibt halt nichts Vollkommenes unter der Sonne, überall is ein Umstand dabei.
1. | |
Es heiratet einer a Madl mit Geld, Von der halben Million nit a Groschen ihr fehlt, Ein jeder, der d' Sach' überhaps nur betracht't, Wird sag'n: der Mensch hat a unsinnig's Glück g'macht. Doch darf er vom Geld keinen Kreuzer anrühr'n, Er darf ihr nur helfen, d' Interessen verziehr'n, Für das muß er kuschen, sie übt Tyrannei – So is überall halt a Umstand dabei. |
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2. | |
Ein andrer hat a Frau, wie die Venus so schön, Wenn er mit ihr spazier'n geht, so bleibt alles stehn, Die ganze Welt schaut mit Bewundrung sie an Und alles schreit: »Das is ein glücklicher Mann!« Doch sie steigt stets um kokettierenden Blicks. Der Mann sagt: »Pfui, 's schickt sich nit!« s'nutzt aber nix, Sie hat allweil Liebhaber zwei oder drei – So is überall halt a Umstand dabei. |
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3. | |
Der hat a Quartier, das is völlig a Pracht, Doch ein Eh'paar ober ihm zankt und rauft Tag und Nacht, Der hat a brav's Weib, der könnt' sag'n – »Gott sei Dank!« Doch sechs Monat' ist s' kränklich, a halb's Jahr ist s' krank. Der hat ein' Freund, der ist ihm all's in der Welt, Doch der Freund sagt in ein' fort: »Geh, leih mir a Geld, Wenn ich amal zum Vermögen komm', zahl' ich dir's glei!« – So is überall halt a Umstand dabei. |
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4. | |
Die hat einen Mann, wie a Lamperl so gut. Den ganzen Tag hört man kein unfreundlich's Wurt, Er ist fleißig beim G'schäft, macht kein unwillig's G'sicht Und tut alles, was er ihr in d' Augen ansiecht, Doch wenn's anfangt, Abend z' werd'n, geht er allmal aus Und kommt in der Nacht als a B'soffner nach Haus, Wie sie da nur ein' Muxer macht, prügelt er s' glei'- So is überall halt a Umstand dabei. |
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5. | |
D'Leut wünschen sich Kinder, erreichen das Glück, Da preisen s' das Schicksal mit dankbarem Blick, Sie hab'n a paar Madln, wie d' Engel so schön, Und Bub'n, die so schlank wie die Kerzen dastehn, Doch d' Kinder werd'n groß, da hab'n d'Eltern a Not, D' Bub'n kommen mit dreißig Jahr' noch zu kein' Brot, Mit die Mädeln ist's wieder a andre Kei'rei – So is überall halt a Umstand dabei. |
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6. | |
Es singt mancher au'm Theater so öfters a Lied, Und wie er was singt, wird er stark applaudiert, Der das hört, der sagt: »No, der Mensch kann glücklich sein, Er hat einen Beifall, der is allgemein!« Doch strengt man die Ohr'n mit Genauigkeit an, Vernimmt man dazwischen manch anderen Ton, Es zischen beständig a zwei oder drei – So is überall halt a Umstand dabei. |
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7. | |
Jüngst steigst ein Paarl ganz nobel in Wag'n, »In d' Brigittenau fahrst!« zum Fiaker tun s' sag'n. Der Fiaker fahrt lustig und denkt in der Still': »Das ist mir a Herrschaft, die handeln nit viel«, Doch draußt bei der Au schreit der Herr: »Kutscher, halt! Wir gehn jetzt, weil's schön ist, zu Fuß durch den Wald!« Der Kutscher lacht heimlich und denkt: »Bei die zwei, Da is doch gewiß auch a Umstand dabei!« (Links ab.) |
Saal im Schlosse mit Bogen
Mehrere Bediente, Georg, Anton, dann Herr von Rauchengeld, Mathilde, Emilie, Theres, Wathfield, Howart, Faden
(Die Bedienten treten aus den Bogen hervor,)
Anton (aus der Seite rechts) Sie kommen schon! Sie sind schon da!
Georg (zu den übrigen) Nur tiefe Komplimente geschnitten!
(Die Bedienten stellen sich alle an der Türe auf und verneigen sich.)
Herr von Rauchengeld, Faden, Emilie, Mathilde, Theres, Wathfield (alle geputzt bis auf den letzteren, treten links ein; Howart erscheint im Hintergrunde; die Bedienten geben ab)
Faden Nun, wie sind Sie zufrieden, schöne Braut?
Emilie O, außerordentlich! Ich bin entzückt!
Mathilde (für sich) Ein herrliches Schloß! Wie meine Schwester zu so einem Glück kommt – ich wollt' nichts sagen, wenn ich es wär'!
Herr von Rauchengeld Thildi, sei bescheiden, verleg' du dich auf die romantische Lieb', dann bist du mit einer Hütten zufrieden!
Faden Wenn Sie die geringste Ausstellung haben, nur sagen, jedes Zimmer, was Ihnen nicht recht is, werf' ich bei der Tür hinaus.
Emilie Sie sind zu gütig. Welchen Flügel des Schlosses werden Sie mir einräumen, den rechten oder den linken?
Faden Nehmen Sie meinetwegen alle zwei Flügeln, ich bin mit einem Biegel zufrieden. Und was befehlen Sie in Rücksicht Ihrer Equipage? Haben Sie lieber Schimmeln oder Pferd'?
Emilie O, das is ein Wunsch von mir, an dem mein ganzes Glück hängt.
Faden (zärtlich) Ihr Glück ist das meinige, befehlen Sie!
Emilie Apfelschimmeln hätt' ich gar so gern.
Faden Apfelschimmeln? Sollen Sie haben von der besten Gattung! (Zu Wathfield.) Zwei Maschanskerschimmeln für meine Braut! Sie werden einsehen, es is notwendig, der Besitzerin eines solchen Schlosses kann man einen Lieblingswunsch nicht versagen.
Wathfield Gut!
Emilie Jetzt will ich die übrigen Gemächer in Augenschein nehmen. Auf baldiges Wiedersehen! (Mit Mathilde, Theres und Herrn von Brauchengeld ab zur Seite rechts.)
Faden Adieu! (Sieht ihr nach.) Ein Zimmer weit muß ich sie doch begleiten. (Folgt ihr.)
Howart, Wathfield
Howart Wenn ich dem Menschen noch durch acht Tage das Notwendige geben soll, so kann ich anfangen, meine Besitzungen in England zu verkaufen.
Wathfield Sehen Sie nun Ihre Unbesonnenheit ein, als Sie sagten, es wäre Ihnen ein Leichtes, diesen Menschen vollkommen glücklich zu machen?
Howart Ja freilich, aber was soll ich jetzt tun?
Wathfield (kalt die Achsel zuckend) Abwarten, bis er das Überflüssige verlangt.
Howart Auf das warte ich mit Ungeduld. Wie er sich unterfängt, etwas Überflüssiges zu verlangen, so habe ich schon veranstaltet, daß zwei Raketen als Blitze durch dieses Zimmer fahren, Trompeten und Trommeln ertönen und alle meine Bedienten, als Furien verkleidet, erscheinen, um ihn recht in Angst zu jagen – doch was nützt das alles, wenn Sie alle seine Wünsche für notwendig erklären?
Wathfield Bis jetzt hat er nur begehrt, was in seinen Verhältnissen zu seinem Glücke nötig war.
Faden, dann Georg; die Vorigen
Faden (von rechts zurückkommend, zu Wathfield) Unter andern, Geist, grad sagt mir die Emilie, wir müssen große Tafel haben, der Schwiegervater hat die Gäst' eing'laden, ich kann da nicht ausweichen.
Wathfield Das seh' ich ein; dein Wunsch wird erfüllt.
Georg (von links auftretend, zu Faden) Es verlangt jemand, mit Euer Gnaden zu sprechen.
Faden Wer?
Georg Ein gemeiner Mensch mit seiner Schwester.
Faden Ist sie auch gemein? Tut nichts, man lasse die beiden Gemeinen herein! (Georg geht nach dem Bogen links und läßt Pumpf und Hannerl eintreten.)