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Arnold hatte seine Geschichte geendigt; die Fahrt auf dem Menzaleh war am Ziele; das Fahrzeug landete; man stieg aus, und legte den Rest des Weges bei hellem Mondscheine vollends zu Fuß zurück: ein lieblicher Weg zwischen Palmen, Orangen und Tamarindenschatten. – Arnold und Conrad fühlten wenig von seinen Schönheiten; denn ihre ganze Seele war mit den Gesprächen beschäftigt, welche sie unter sich führten. Viel hatten sie sich über das Gehörte und Gesagte mitzuteilen, viel Anschläge für die Zukunft, viel Plane zum frohen Wiedersehen zu machen. – Das Erste, worüber man einig ward, war, daß der Statthalter nichts davon erfahren müsse, wie der deutsche Ritter seinen Weg geändert habe. Eben Aibeck blieb also in dem Wahne, Conrad sei mit den fertig liegenden Schiffen nach Europa abgegangen, indes dieser einen ganz andern Pfad einschlug, der ihn mit weniger Gefahr, Abenteuern und Mühseligkeiten an den bestimmten Ort brachte, als er vielleicht auf einem Wege von gleicher Länge Zeitlebens gefunden haben mochte. –
Ach das Schicksal wollte ihm seine Tücke erst am Ende seiner Reise beweisen, wollte ihm die bitterste Fehlschlagung gerade in dem Augenblicke fühlen lassen, da sein Herz ähnlichen Schmerzen am empfänglichsten war; in dem Augenblicke, da sich schon seine Arme öffneten, den lang verlornen Bruder an sein Herz zu drücken! – Die Burg Sidon war erreicht. Arnold hatte, wie man denn im Drang, gehäufter Empfindungen immer etwas vergißt, vergessen, seinem Freunde den Namen bekannt zu machen, unter welchem Hermann von Feuchtwangen in diesen Ländern lebte. Der Fehler schien nicht groß. Conrad begehrte vor den Besitzer des Schlosses gebracht zu werden, und die Kleidung, welche er trug, verursachte, daß man augenblicklich gehorchte; aber wie erstaunte er, als er in dem Manne, dem er vorgestellt ward, einen alten Ritter in Tempelherrentracht erblickte, welcher wohl mit dem, den er hier suchte, nicht die geringste Ähnlichkeit hatte, viel weniger er selbst sein konnte! – Nach dem ersten ahndenden Entsetzen, das uns oft beim ersten widrigen Anschein, die ganze Fülle des Unglücks malt, fragte Conrad mit der Ehrfurcht, welche die Tracht, welche der alte Humbert von Ronnay Ein Bruder Heinrichs von Ronnay, der vor diesen Zeiten eine ansehnliche Stelle unter den Hospitalitern bekleidete. trug, von ihm heischte, ob der Eigner des Schlosses abwesend sei.
»Welcher?«, erwiderte Humbert mit rauher Stimme. »Eigner der Burg Sidon ist der Tempelorden; ob er dieselbe einem andern auf kurze Zeit lehnsweise übertragen haben möchte, das tut wenig zur Sache.«
»Für mich sehr viel«, antwortete Conrad etwas empfindlich; »denn eben dieser andere ist derjenige, welchen ich suche!«
»Nennt mir seinen Namen, und vielleicht kann ich euch Auskunft geben.«
»Er ist mein Bruder«, fuhr der immer unwilliger werdende Conrad fort. »Mein Name ist Feuchtwangen; ob er sich hier einen andern gegeben haben mag, so verdiene ich doch wenigstens, daß man mich zurecht weise.«
Humbert versicherte, der Name Feuchtwangen sei hier unbekannt. So viel wisse er, daß der Mann, der vor ihm auf Vergunst des Tempelordens hier residiert habe, nicht also geheißen habe. Veränderung der Namen sei übrigens eine missliche Sache, und er erzeige seinem vorgeblichen Bruder einen schlechten Dienst, wenn er ihm dergleichen Züge der Falschheit aufbürde. Conrad, voll Unmut, mit dergleichen Gemeinplätzen aufgehalten zu werden, deutete auf sein Ordenskreuz, und forderte die Achtung, die man selbem schuldig sei.
»Ich weiß wohl, Ritter! ich weiß wohl!«, lächelte der fatale Alte: »wir haben hierin gleiche Ansprüche. Ihr seid deutscher Ritter, ich bin Templer; auch denke ich nicht, daß ich es an nötiger Achtung gegen euern Stand habe fehlen lassen; zu etwas mehrerm könnte nur Freundschaft mich verbinden; und nach unserer ersten Unterredung zu urteilen, möchte wohl nie eine besondere Sympathie unter uns stattfinden.« Feuchtwangen fühlte die Wahrheit in den letzten Worten des Tempelritters so lebhaft, daß er seinen Besuch abkürzte, und mit Unmut auf der Stirn, mit tiefem nagendem Kummer im Herzen Abschied nahm.