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7.

Am nächsten Tage war das Herrenhaus in Croix rouge still bis zum Abend. Die Familie schlief die Ermüdung aus, sie war spät zurückgekehrt, und erst als die Kühlung eintrat, fand sich Eugenie in dem Salon ein, wo Lariviere sie erwartete. Er saß bei einigen Büchern und Landcharten und schien Allerlei nachzulesen und zu studiren.

Hast Du endlich ausgeschlafen und fühlst Dich wohl? fragte Simon ihr entgegen.

Die junge Frau bejahte beides und nach einigen scherzenden Worten zog er sie an den Tisch, deutete auf die Bücher und sagte:

Ich suche schon den Weg nach Frankreich zurück und denke, das wird die liebste Neuigkeit sein, die ich Dir sagen kann. Morgen reite ich nach Banique, übermorgen ist dort die große Versammlung. In die Nationalassemblée komme ich ganz sicher und ebenso gewiß werde ich zu der Deputation gewählt, die nach Frankreich geht. Die Freude darüber glänzt so hell in Deinen Augen wie in Deinem Herzen, liebe Eugenie, aber in mir sieht es eben so aus. Ich bin zu lange von Domingo entfernt gewesen, offen gestanden, es behagt mir wenig. Darum lebe ich lieber noch eine Zeit da, wo es mir besser gefallen hat; und wer weiß, was geschieht, ob wir überhaupt bald zurückkehren, womit Du gewiß einverstanden bist.

Ganz mit Dir einverstanden, mein Simon, rief die junge frohgesinnte Frau. Ich gehe, wohin Du gehst, bleibe gern, wo Du auch sein magst, aber führst Du mich nach Frankreich zurück, so wüßte ich nicht, was mir Lieberes geschehen könnte. Wann glaubst Du, daß ich meinen Koffer packen kann?

Es kann sehr bald geschehen, sagte er belustigt über ihre Eile, und nun setzten sie sich, und er erzählte ihr von den Schritten, die erfolgen müßten, von dem Widerstande, den die Behörden leisten könnten und wie dieser zu überwinden sei; denn was sie auch thun möchten, es werde ihnen sicher nichts helfen. Im Norden der Insel sei die weiße Bevölkerung noch mehr für die Bewegung, wie im Westen, und der Landadel an ihrer Spitze noch viel mehr den neuen Ideen zugethan; viele sogar nicht abgeneigt zu den Waffen zu greifen und den General-Gouverneur zu zwingen, entweder seinen Platz und die Insel zu räumen und einem Kreolen Platz zu machen, oder aber sich der General-Assemblée zu unterwerfen und deren Willen zu vollziehen.

Delville, fügte er dann hinzu, hat überall längst Verbindungen angeknüpft und ist mit den bedeutendsten Männern vertraut. Die Versammlung in Banique wird zahlreich sein und eine Haltung annehmen, vor welcher der ängstliche alte Peynier das Zittern bekommen muß. Ich habe Delville versprochen, fest bei ihm zu stehen, und was könnte ich Besseres thun! Es ist der Mann der Zukunft. Aber wo bleibt Melanie, warum kommt sie nicht?

Sie wird nicht aufstehen, sagte Eugenie; sie fühlt sich ermattet und will sich nicht sehen lassen.

Lariviere lachte.

So wird sie morgen kommen, erwiderte er, und ich habe Zeit zum Warten. Delville hat beim Abschiede noch etwas in ihr Ohr geflüstert. Weißt Du, was es war?

Ich weiß es nicht, sagte Eugenie.

Du scheinst mir in der Verschwörung, fuhr er fort, aber ich will Dir sagen, was es ist. Delville wird mich von Banique hierher begleiten, und dann müssen alle diese mädchenhaften Zierereien ihr Ende haben. Er hat ihr geschworen, daß er sich die Braut holen will, und wenn wir reisen, liebe Eugenie, nehmen wir das junge Paar mit uns, halten die Hochzeit als Abschiedsfest und engen alle Seligkeit der Flitterwochen nochmals in Schiffswände ein.

Eugenie nickte ihm lächelnd und nachdenkend zu. Sie wagte nicht die Zweifel noch einmal zu erheben, die sie bei der ersten Mittheilung angeregt hatte, aber Simon selbst kam darauf zurück.

Ich kann mir wohl denken, sagte er, daß Melanie ein gewisses Sträuben empfindet, doch ihr Verstand hat sie richtig geleitet. Sie hat Delville in der Eremitage erwartet, und sich mit ihm dort verständigt; was übrig bleibt, ist Formalität. Es zeugt von richtigem Takt, daß Sie Delville bat, nochmals seine Schritte zu prüfen, da sie ohne Vermögen und ohne vornehme Verwandte sei. Er hat Beides nicht nöthig, darum kommt er, um ihr nochmals zu sagen, daß er nur sie will, nichts weiter. Und so sind wir denn in Richtigkeit und können ihnen von ganzen Herzen unseren Segen geben. Sage ihr das Alles, liebe Eugenie, bereite sie vor und besprecht euch, so viel ihr mögt. Im Uebrigen soll Melanie nicht wie eine Fremde von uns gehen. Ich statte sie aus und will so viel Sorge tragen, wie ich kann. Delville, das kannst Du ihr noch im Stillen vertrauen, wird in dem Ehecontract ihr sofort einen bedeutenden Theil seines Vermögens zusichern.

Hier wurde das Gespräch durch den raschen Schritt einiger Pferde gestört, die sich draußen hören ließen. Lariviere sprang auf und seine Stirn zog sich mißmuthig zusammen. Er sah Alexander Petion, der von einem Diener begleitet eben an dem Gartengehege anlangte und abstieg.

Was führt ihn heut hierher? fragte er halblaut.

Haben wir ihn nicht gestern erst eingeladen? sagte Eugenie.

Du, nicht ich, antwortete Lariviere. Ich mag ihn nicht, ich habe meine Meinung über ihn bedeutend geändert, und eben jetzt kann ich am wenigsten mit ihm zu schaffen haben. Geh auf Dein Zimmer, fuhr er fort, ich werde ihn rasch abzuweisen suchen, und hoffe, er wird mich verstehen.

Sei nicht hart gegen ihn, flüsterte sie bittend.

Nimmst Du so großen Antheil an ihm? fragte er.

Ja, sagte Eugenie, denn ich halte ihn für edel und unglücklich.

So, lachte Simon spöttisch auf. Nun, geh denn, ich werde diesen Edlen so sanft behandeln, wie ein Kätzchen.

Die junge Frau verließ das Zimmer, Lariviere blieb hinter den Jalousieen stehen und beobachtete seinen Jugendfreund, der langsam durch die Kiesgänge und Jasminbüsche ging, dann stehen blieb und das Haus betrachtete, in welchem sich nichts zu seinem Empfange regte, bis er endlich die Stufen der Verandah erreicht hatte, und Simon es für Zeit hielt, die Thür zu öffnen.

Sieh da, Alexander! rief er ihm entgegen, sei mir willkommen.

Bin ich Dir willkommen? fragte Petion mit einem Blicke, der den jungen Pflanzer verlegen machte.

Wenn Du mit mir vorlieb nehmen willst, antwortete dieser, so kann ich getrost ja sagen. Tritt herein, nimm Platz. Er schlug nach der Sitte in die Hände, ein paar seiner Haussklaven sprangen herein. Das Pferd ward dem einen übergeben, der es im Schatten umherführen sollte, der andere brachte Erfrischungen und Cigarren; dann saßen die beiden jungen Männer in dem kühlen Strom der Abendluft und waren bald in einem ernsten Gespräch begriffen.

Zu Lariviere's Verwunderung wußte Petion nicht allein was im Mutterlande vorgefallen war, er wußte auch ganz genau, was während der Nacht in Delville's Hause geschah.

Eben deswegen, sagte er, bin ich zu Dir gekommen, mein theurer Simon, um Dir meine Ansichten mitzutheilen, meinen Rath, wenn Du ihn haben willst.

Warum nicht, erwiderte Lariviere. Wenn Dein Rath jedoch dahin geht, mich von der Verbindung in Banique abzuhalten, so wird es vergeblich sein. Ich habe meine Ehre verpfändet, dort zu erscheinen.

Dann mußt Du allerdings Dein Wort einlösen, sagte Petion, Du kannst Dich jedoch auch in Banique noch zurückziehen, wenn meine Gründe einiges Gewicht haben.

Deine Gründe? So laß sie hören! rief der junge Pflanzer mit einem stolzen Lächeln.

Ihr wollt den alten furchtsamen Grafen zwingen, die General-Assemblée zu berufen, um deren Willen zu vernehmen.

Das wollen wir und das wird gut sein, sagte Simon.

Ihr verlangt eine Deputation nach Paris zu schicken, fuhr Petion fort.

Glaubst Du, daß er uns daran hindern wird?

Nein, sagte der Farbige, er wird nachgeben müssen, weil er es nicht wagt, dem reichen Landadel die Spitze zu bieten, weil dieser die Aufstandsfahne erheben könnte und weil er den dreitausend Soldaten in der Colonie nicht trauen darf, da ein bedeutender Theil der Offiziere Kreolen sind, überdies aber die achtzig Milizcompagnien die dreifache Zahl bewaffneter Männer liefern.

Nun also, lachte Simon, so ist unser Spiel gesichert und gewonnen.

Es ist verloren, antwortete Petion ruhig. Laß Dich nicht wählen, Lariviere. Nimm keinen Theil daran. Geh vor allen Dingen nicht nach Paris, sondern bleib auf Deiner Pflanzung.

Warum soll ich nicht nach Paris gehen? fragte Lariviere spöttisch. Was hat Deine Weisheit für Gründe.

Was wollt Ihr denn in Paris? Ihr wollt gegen den General-Gouverneur klagen, wollt Antheil an der Nationalversammlung fordern, wollt begehren, daß ihr selbst euch künftig regiert, Gesetze macht, Befehle erlaßt, daß diese Insel, die Soldaten und Beamten darauf euch gehorchen; aber man wird euch mit Hohn aus dem Hause jagen.

Was sagst Du da! rief der junge Pflanzer, indem sich sein Gesicht verfinsterte und ein Blick voll Mißtrauen und Aerger über den Sprecher glitt.

Man ist, wie Du weißt, den Kreolen in Frankreich überhaupt nicht gewogen, fuhr Petion fort. Du kennst ja die öffentliche Stimmung, hast oft wohl selbst gehört, was man Sünde, Anmaßung und Unrecht nennt, und hier hast Du erfahren, wie wenig die weißen Herren dieser Insel geneigt sind, Gerechtigkeit zu üben, wie übermäßig groß die Verachtung ist, mit der sie auf Jeden herabsehen, der nach ihrer Meinung getreten werden muß, weil sein Blut von Gott zur Knechtschaft und zur Peitsche verdammt wurde.

Laß uns aufhören, sagte Lariviere unruhig. Du weißt, Alexander, daß ich nicht zu den Unbilligen gehöre, ich beweise es Dir, indem ich Dir mein Haus öffne, Dich Freund nenne; allein Du kannst bei der heftigen Erbitterung der weißen Farbe gegen die Forderungen der Gelben nicht verlangen, daß die allein berechtigte Klasse weise und mäßig sein soll.

Weil sie dies niemals sein wird, antwortete Petion, darum wird sie verderben. Das Mutterland wird die Freiheit und Gleichheit aller Menschen ausrufen, der Tornado, den dies Wort über den ganzen Erdboden stürzen wird, wird auch zu uns kommen und seine Wuth in einem Maße entwickeln, wie nirgend auf der Erde.

Das heißt, Du drohst mit Aufständen, wie es schon Manche gethan haben. Die Farbigen wollen zu den Waffen greifen. Nimm Dich in Acht, Petion. Man weiß, daß ein gewisser Ogé Geld von den Negerfreunden in Paris bekommen hat, um in Amerika Waffen anzukaufen; man weiß von allerlei geheimen Versammlungen in Höhen am Artibonite, man weiß auch, daß die Rigauds in Jamel ein Complott im Werke haben; aber Rad und Henker sind bereit, und wehe ihnen, wenn sie sich ertappen lassen!

Ich danke Dir, sagte Petion gelassen, ich kümmere mich um unüberlegte Handlungen nicht; doch, Simon Lariviere, denkst Du auch daran, wer die Verzweifelnden dahin bringt? Dieselben Männer, die mit Rad und Kerker strafen, dieselben sind es, die durch Gräuel und Druck der furchtbarsten Art uns auf den Weg der Gewalt treiben. Sie werden auch nicht eher ruhen und rasten, bis sich erfüllt hat, was ich kommen sehe, bis nicht die Farbigen über sie herfallen, sondern ihre eigenen Sklaven erbarmungslose Vergeltung üben werden.

Unsinn! Narrheit! rief Lariviere, aber wenn es so käme, wer anders trüge dann die Schuld, als die Verrücktheit der tollgewordenen Nationalversammlung, die Freiheit und Gleichheit aller Menschen decretiren will?

Petion schwieg eine Minute lang, dann begann er sanftmüthig:

Du bist, mein theurer Simon, in der kurzen Zeit Deiner Rückkehr schon mehr Kreole geworden, als ich dachte. Bei alledem aber glaubst Du selbst nicht an das, was Du sagst. Du sprichst nur nach, was der fanatische Delville Dir in den Mund legt.

Sprich mit größerer Achtung von ihm! fiel Lariviere hastig ein.

Die Nationalversammlung, fuhr der junge Farbige fort, wird allerdings eine Uebereilung begehen, allein ihr werdet sie hervorrufen und werdet die Folgen ernten. Sieh, lieber Simon, das ist der Kern meiner Gründe. Es giebt, wenn auch nur in keiner Zahl, doch edle und gerechte Männer auf Domingo, die wohl einsehen, wohin die traurige Verblendung der meisten Pflanzer führt. Schließe Dich ihnen an, bereite Dich vor Deine Sklaven in Deine Arbeiter umzuwandeln.

Ich behandle meine Sklaven mild, und sie lieben mich dafür, antwortete Lariviere.

Sie lieben Dich, wie Sklaven lieben können, sagte Petion. Nein, nein, Freund, das ist der rechte Weg nicht. Glaube nicht, daß die Neger Dir den mäßigen Gebrauch Deiner Macht danken; wie wilde Thiere werden sie nur um so leichter Dich zerreißen, wenn Du die Verthierung nicht von ihnen nimmst. Suche Menschen aus ihnen zu machen, flöße menschliche Gefühle in ihre Herzen. Nimm Dich ihrer an, richte sie auf, belehre sie, bringe Nachdenken in ihre öden Köpfe. Darum bleibe hier, Lariviere; im Namen der Menschheit, im Namen der Tugend fordere ich Dich dazu auf! Und die Zeit wird kommen, bald wird sie da sein, wo Du es mir danken wirst, daß ich Dich abhielt, Delville zu folgen.

Ein lautes Gelächter in der Nähe der Thür machte, daß die beiden Herren umblickten, und da stand die Dama Lätitia den Arm in die Seite gestemmt, den rachsüchtigsten Hohn in ihrem lederharten Gesicht.

Nun, meiner Treu! schrie sie, es ist weit in Croix rouge gekommen, daß so ein Taugenichts öffentlich den edlen Baron Delville verspotten darf. Laß ihn festnehmen, den Schelm! Holla! Cäsar, Jupiter, Pluto, bringt Stricke und schnürt ihn zusammen. Wir wollen ihn dem Gerichtshof in Leogane überliefern, der ihn an den höchsten Galgen hängen wird.

Da hast Du ein Beispiel, sprach der Farbige, wie weit ruchlose Bosheit und die Verwilderung aller Gefühle reicht, und dies Weib da ist noch immer nicht das schlechteste unter ihres Gleichen.

Lätitia faßte die Peitsche an ihrem Gürtel und schrie:

Er kennt mich noch, er weiß aus alter Zeit, wie ich ihn gegerbt habe!

O ja, Dama Lätitia, antwortete Petion, wir sind alte Bekannte. Gedenke des Tages, wo Du das unglückliche Negermädchen zwangst, den glühenden Reiskuchen zu verschlingen, den sie verbrennen ließ, und wo ich Gottes Fluch und Gottes Rache über Dich herabrief, ohne Deine Krallen zu achten.

Geh hinaus, Lätitia! rief Lariviere, fort hinaus, ich befehle es Dir! –

Die Haushälterin gehorchte, sie war verstummt, Wuth und Schrecken schienen im Streit bei ihr.

Höre, Petion, fuhr der junge Edelmann dann unmuthig fort, ich will über Deine Worte nicht mit Dir rechten, aber ich darf sie nicht länger hören. Du mußt einsehen, daß die Verhältnisse gegenwärtig so sind, daß wir beide die größte Gefahr laufen, wollten wir unsere Freundschaft fortsetzen.

Ich werde die meine für Dich niemals aufgeben, Simon, sagte Petion.

Kann ich etwas für Dich thun, was ich thun darf, so soll es mir Freude gewähren, erwiderte der Pflanzer.

Thue was Du darfst und kannst für Dich selbst, rief der Farbige, indem er seines Freundes widerstrebende Hand faßte. Noch einmal, Simon, merke auf meine Worte. Bleib hier, sichere Dein Glück, Dein Vermögen, Dein Leben, Alles ist bedroht. Laß diesen Delville seinem Verhängniß entgegen gehen, trenne Dich von ihm, und was Deine Absicht betrifft, ihm Deine Schwägerin zu geben

Das weißt Du auch? unterbrach ihn Simon erhitzt. Wie weit reicht Deine Spionage?

So weit, sagte Petion, daß ich Dir sagen kann, Du bringst Unheil über Dich und sie, denn dieser gewissenlose Mann wird sie verderben.

Schweig! schrie Lariviere mit dem Fuß aufstampfend.

Bedenke was Du thust, fuhr der Farbige mit seiner unerschütterlichen Ruhe fort, Du kennst ihn, ohne daß ich sein Bild Dir hinstelle.

Verlaß mich, ich verlange, daß Du gehst! rief Simon. Da ist die Thür, Du bringst es dahin, daß ich es sagen muß. Ich will nichts weiter hören, will kein Wort mehr!

Noch ein Wort über mich, wenn es Dir beliebt.

Lariviere starrte ihn an. –

Ich liebe Melanie! sagte Petion die Hand auf seine Brust legend. Höre mich aus, unterbrich mich nicht.

Aber Lariviere hob seinen Arm mit der geballten Faust auf, und schien im Begriff, ihn mit Gewalt auf Petions Kopf fallen zu lassen, als dieser ihm zuvorkam und mit überlegener Kraft ihn fest hielt.

Wie, sagte er strafend, so weit wolltest Du Dich vergessen? Ich, der ich hundert Male mit meinen Armen Dich schützte, der ich mein Leben für Dich lassen würde, wenn Du in Gefahr wärest, ich könnte Gegenstand einer entehrenden Behandlung sein? Besinne Dich, Simon; sieh mich an. Kennst Du mich noch? Kannst Du Unwürdiges von mir denken?

Du bist der einzige Mensch in diesem heißen Lande, der kalt ist wie Eis, sagte Lariviere. Sie haben wohl Recht, Du bist der Gefährlichste von Allen. Was Du gesagt hast, laß Dein Geheimniß sein und bleiben, ich will es vergessen. Wenn es Delville erführe, er würde nicht ruhen und rasten, bis er Dich vernichtet hätte. Andere würden Dich auslachen, für mich ist es Beleidigung.

Glaube mir, fiel Petion ein, auf den diese Antwort keinen Eindruck zu machen schien, die Stunde kann kommen, wo mein Beistand, meine Freundschaft, meine Verwandtschaft Dir mehr werth sein wird, wie die der ganzen Kreolenschaft.

Auch das will ich Dir vergeben, erwiderte Simon heftiger gereizt. Sei ein Narr, wenn Du es sein willst, aber sei es nicht auf meine Kosten und mische den Namen des Fräulein von Aubrisson nicht hinein, das verbiete ich Dir, verbiete es für alle Zeit – und nun verlaß mich, wenn Du Aufsehen vermeiden willst.

Armer Simon, sagte Alexander seine milden Augen zu ihm aufhebend, Du wirst verloren gehen, weil Du zu schwach bist, Dich zu retten. Lebe wohl, ich gebe noch nicht alle Hoffnung auf, Dich zu befreien.

Als er hinaus war, drückte Lariviere seine Hände an seinen Kopf und murmelte hastig:

Ist es möglich, dieser Wahnsinnige liebt sie! Kein Wort davon soll über meine Lippen kommen; Melanie soll es niemals erfahren. Delville würde rasen, und doch ist das Ganze nur eine Lächerlichkeit.



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