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Primula veris.
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Kaum die ersten Lerchenlieder
Himmelan, wie Glocken, klangen,
Primel, Blumen-Erstling, wieder
Dir die goldnen Hüllen sprangen.
Ich:
Blümlein, kamst zu früh zu Tage:
Boreas noch wehet Flocken;
Weiß noch starren Höhn und Hage,
Noch ist nicht der Eichwald trocken!
Senk' der goldnen Aeuglein Blicke:
Birg dich in der Mutter Schooße,
Daß nicht eisbeperlte Schloße
Oder Reifes Zahn dich knicke!
Blume:
Faltern gleich, mir fliehn die Tage:
Morgens – Leben; Mittags – Sterben:
Monden ich im
Herbst entsage,
Einen
Lenztag zu erwerben.
Suchst ein Götterangebinde?
Willst du Freund und Liebchen schmücken?
Meine Blüten nimm, und winde
Dir ein Kränzlein zum Entzücken.
Ich:
Tief im Gras, im wilden Haine,
Sproßtest du, o holde Blume –
Ohne Glanz und Hoheit, Kleine,
Was gereicht dir so zum Ruhme?
Nicht des Frühroths Farbenfülle,
Nicht der Tulpe bunte Bänder,
Nicht der Lilie zarte Hülle,
Nicht der Rose Prachtgewänder.
Wähl' ich dich zum Kranz vor Allen!
Doch woher dies Selbstvertrauen?
Wirst den Freunden du gefallen?
Wird dich gern die Liebste schauen?
Blume:
Freunden bin ich stets willkommen,
Als des jungen Lenzes Englein:
Was kann Prunk der Freundschaft frommen?
Schatten liebt sie, wie mein Stenglein!
Ob ich werth der Liebsten Hände,
Schön-Marylka dir erkläre:
Für die erste Knospe spende
Sie mir nur die erste … Zähre!