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Der vorigen Erzählung mag ein anderes Ereignis folgen, welches mit derselben erschütternden Unwiderleglichkeit beweist, daß die ewige Gerechtigkeit den Menschen, welcher allzusehr auf Gottes Langmut rechnet, endlich und plötzlich grad mit derjenigen Strafe packt, welche mit natürlicher Notwendigkeit aus der betreffenden Sünde hervorgehen muß.
Ich war mit Winnetou, dem herrlichen Häuptling der Apatschen, den ja alle meine Leser schon längst kennen, jenseits der Felsenberge bei befreundeten Indianern auf der Herbstbüffeljagd gewesen und dann mit ihm über das Gebirge und trotz der späten Jahreszeit quer durch ganz Wyoming bis nach Fort Niobrara in Nebraska geritten, wo uns der Winter überraschte. Da auf diesem Fort oft Sioux erschienen, welche uns ganz unverdienterweise als ihre Todfeinde betrachteten, so hüteten wir uns natürlich, unsere Namen zu sagen. Es war für alle Fälle besser, wenn niemand wußte, daß Winnetou und Old Shatterhand anwesend seien. Weil unsere Jagdanzüge vollständig defekt waren und wir nach dem civilisierten Osten wollten, kauften wir uns im Fort anständige Anzüge aus warmen Winterstoffen und dicke Reitdecken dazu. In dieser Kleidung sah ich nicht wie ein Westmann aus, und da ich mich Mr. Beyer nannte und Winnetou kaum einen Augenblick von meiner Seite wich, so war er bald nur als »Mr. Beyers Indianer« bekannt.
In Fort Niobrara wurden wir leider vollständig eingeschneit; das ganze weite Land war unwegsam geworden, und wir sahen uns gezwungen, den ganzen Dezember und Januar in dieser Einsamkeit festzusitzen. Gesellschaft fanden wir nur an den wenigen Offizieren der Garnison, von denen ich auch nicht sagen kann, daß sie uns sehr sympathisch gewesen seien; um die übrige Soldateska bekümmerten wir uns nicht mehr, als unumgänglich nötig war, und was die andern auf dem Fort Anwesenden betrifft, so gab es unter ihnen nur zwei Personen, mit denen wir uns zuweilen unterhielten. Das waren die Brüder Burning aus Moberly in Missouri, welche in den Blackhills glücklich nach Gold gegraben hatten und sich jetzt mit dem Ertrage ihrer schweren Arbeit auf dem Heimwege befanden. Beide waren verheiratet, sehnten sich nach den Ihrigen und empfanden es darum schmerzlich, durch diesen Schnee für so lange festgehalten zu werden.
Außerdem hatte sich noch allerhand Volk im Fort zusammengefunden, lauter zweifelhafte Existenzen, mit denen die Burnings nicht verkehrten. Es gab da allerhand Roheiten; es wurde viel Pulver verknallt, viel gespielt, viel gewettet und noch mehr getrunken, und es herrschte dabei ein Ton, der mir so zuwider war, daß ich den allgemeinen Barroom nur dann betrat, wenn es unumgänglich nötig war. Am rohesten betrugen sich zwei Kerls, welche Grinder und Slack hießen. Sie waren Falschspieler, notorische Säufer und rücksichtslose Raufbolde, ohne aber wirklichen Mut zu besitzen. Es verging kein Gelage, ohne daß sie einen Raufhandel in Scene setzten; ganz besonders aber schienen sie es auf die Art der Duelle, welche man amerikanische nennt, abgesehen zu haben; aber stets wußten sie es so zu machen, daß nicht sie, sondern andere die Angelegenheit zum Austrag zu bringen hatten. Sie bramarbasierten eben nur, waren aber feig. Am widerlichsten unter ihnen war mir der Umstand, daß jeder von ihnen sich eine stehende Redensart angewöhnt hatte, welche man täglich hundertmal hören konnte, als Schwur, als Beteuerung, überhaupt bei jeder Gelegenheit. Das ständige Wort Grinders war, »ich will gleich erblinden«, während sein Kumpan die Lästerung »Gott soll mich wahnsinnig machen« im Munde führte.
Mit diesen beiden Menschen kam ich nur ein einziges Mal in Konflikt. Sie hatten erfahren, daß ich ein Deutscher sei, und warfen mir, als ich ihre Einladung, mitzuspielen, mit einer stillen Handbewegung zurückwies, ein »damned dutchman« ins Gesicht. Dafür erhielt jeder sofort eine so kräftige Ohrfeige von mir, daß beide von ihren Stühlen flogen. Die andern glaubten natürlich, es werde hierauf eine großartige Schlägerei oder Schießerei erfolgen, hatten sich aber geirrt, denn die Gezüchtigten besaßen nicht den Mut, sich thatsächlich an »Mr. Beyer oder seinen Indianer« zu wagen.
Zu erwähnen sind noch zwei Indianer, welche der Schneesturm nach dem Fort getrieben hatte. Sie behaupteten, dem sehr fraglichen Stamme der Caddo anzugehören, waren aber wahrscheinlich Ausgestoßene eines andern Stammes, blutarme Teufel, die kaum ihre Blöße bedecken konnten und nicht einmal Waffen hatten, denn sie waren vor kurzem von den Sioux vollständig ausgeraubt worden. Sie wollten nach Karfas hinunter und schnitzten sich Pfeile und Bogen, um nicht unterwegs hungern zu müssen. Wir beschenkten sie nach Kräften, konnten ihnen aber weder Pferde noch Gewehre verschaffen, weil diese so notwendigen Artikel leider nicht zu haben waren.
Am Anfange des Februar trat plötzlich milde Witterung mit Tauwetter und dann Regen ein. Der Schnee verschwand, und wir konnten nun daran denken, unsern Ritt fortzusetzen. Zuerst brachen die zwei Indianer auf, zu Fuße natürlich; wir gaben ihnen einen guten Vorrat von Lebensmitteln mit, welcher gewiß bis Fort Hillock reichte, wo sie wieder Rast machen konnten. Dieses Fort war damals versuchsweise angelegt worden, mußte aber im nächsten Jahre wieder aufgegeben werden. Zwei Tage später ritten die Brüder Burning fort, denen am nächsten Tage Grinder und Slack folgten. Ich stand mit Winnetou am Thore. Als sie an uns vorüberkamen, rief uns Slack zu:
»Kommt uns ja nicht einmal in den Weg! Wenn ihr euch wieder vor uns sehen laßt, so soll mich Gott wahnsinnig machen, wenn wir euch nicht so schnell auslöschen, wie ein Talglicht ausgeblasen wird!«
Und Grinder fügte drohend hinzu:
»Ja, das merkt euch wohl, ihr Schufte! Laßt ihr euch ertappen, so will ich gleich erblinden, wenn ihr nicht an den Ohrfeigen zu Grunde geht, die wir euch noch schuldig sind!«
Wir sahen natürlich in die Luft, als ob wir die Worte gar nicht gehört hätten. Solche Menschen konnten, auch wenn wir gewußt hätten, wohin sie ritten, uns nicht im geringsten bange machen.
Als erfahrene Westmänner warteten wir noch einen Tag, um zu erfahren, ob die milde Witterung beständig sei; dann brachen wir auch auf. Es läßt sich denken, daß der Weg durch das tief aufgeweichte Land kein bequemer war; aber unsere famosen Rapphengste hatten sich nun wochenlang ausgeruht und überwanden fast spielend alle Hindernisse. Nebraska hat fast nur Prairieland; das, durch welches wir kamen, war offen, und in dem weichen Boden sahen wir ganz deutlich die Spuren derer, welche Fort Niobrara vor uns verlassen hatten. Sie alle, die zwei Indianer, die Burnings, Grinder und Slack, schienen ohne Ausnahme, so wie wir auch, nach Fort Hillock zu wollen. Das machte mich um der Burnings willen bedenklich. Man hatte mir gesagt, daß Grinder und Slack in der letzten Zeit Unglück im Spiele gehabt und alles verloren hätten, und da war solchen Leuten nicht zu trauen. Sie wußten höchst wahrscheinlich ebensogut wie wir, daß die Burnings Goldstaub und Nuggets bei sich führten, und wenn ich sie auch für viel zu feig hielt, einen offenen Kampf zu wagen, so traute ich ihnen dafür die Gewissenlosigkeit zu, um dieses Goldes willen einen hinterlistigen Überfall auszuführen. Als ich meine Gedanken Winnetou mitteilte, sagte er zwar nichts, aber er drückte seinem Pferde die Fersen in die Weichen, was für mich ebenso deutlich war, als wenn er mir geantwortet hätte: »Du hast recht; wir wollen uns beeilen, diese Kerls einzuholen!«
Es ist kein Grund vorhanden, auf die Einzelheiten unseres mehrtägigen Rittes einzugehen. Die Spuren hielten sich beisammen, und wir folgten ihnen über den Loux-Fork hinüber, dessen Eis stellenweise noch so dick und fest stand, daß es Reiter trug. Von da aus konnte man Fort Hillock nach einem kurzen Tagesritte erreichen. Da es aber jetzt schon über Mittag war, konnten wir nicht vor morgen vormittag dort eintreffen.
Die tief ausgetretenen Spuren waren so deutlich zu lesen, wie man in einem Buche liest; ihr Alter war, besonders für die scharfen, geübten Augen meines Winnetou, fast bis auf die Stunde zu bestimmen. Die zwei Indianer hatten zwar vor den Burnings einen Vorsprung von zwei Tagen, waren aber als Fußgänger jetzt von ihnen beinahe eingeholt worden; jedenfalls mußten sie heut abend oder morgen früh von ihnen eingeholt werden. Grinder und Slack waren einen Tag nach den Burnings von Niobrara fort; sie hatten aber, wie ihre Fährte uns sagte, ihre Pferde so angestrengt, daß sie jetzt hart hinter den beiden Brüdern ritten. Das erhöhte meine Sorge. Aus welchem Grunde waren diese zwei Menschen so schnell geritten? Um die Burnings einzuholen und zu überfallen oder nur um rasch nach Fort Hillock zu kommen? Das letztere war ja auch sehr leicht zu denken, aber ich konnte mich dabei nicht beruhigen. Die nächsten Stunden mußten uns Gewißheit bringen. Sagten uns da die Spuren, daß Grinder und Slack die Burnings überholt hatten, so waren meine Befürchtungen grundlos gewesen.
Wir fegten also im Galoppe über die Ebene, immer neben den drei Fährten her und sie scharf im Auge behaltend. Es verging eine Stunde und noch eine, da parierte Winnetou sein Pferd und sagte, als ich das meinige auch anhielt, in seiner bestimmten Weise:
»Die beiden weißen Männer, welche sich Burnings nennen, sind verloren; sie werden heute nacht ermordet werden.«
Ich nickte nur, denn ich war ganz derselben Meinung wie er. Er fuhr fort:
»Der Unterschied zwischen diesen beiden Fährten beträgt eine Stunde; er ist während eines Rittes von über acht Meilen nicht geringer geworden; also wollen Grinder und Slack die Burnings nicht überholen, sondern sie erst, wenn es dunkel geworden ist, erreichen und ermorden.«
»Herrgott!« fuhr ich auf. »Und es ist uns unmöglich, Rettung zu bringen!«
»Howgh!« stimmte er bei. »Es ist uns unmöglich, sie so schnell einzuholen, denn in zwei Stunden wird es Nacht, und da können wir die Fährten nicht mehr sehen. Folgen wir ihnen trotzdem so schnell wie möglich, und beten wir zum großen Manitou, daß er die Brüder beschützen möge!«
Hast du vielleicht einmal Todesangst ausgestanden, lieber Leser, richtige, wirkliche, entsetzliche Todesangst? Wohl kaum! In Beziehung auf meine Person ich auch nicht, obgleich ich mich wie oft in Todesgefahr befunden habe; ich habe den Tod nie gefürchtet und fürchte ihn auch heut nicht, denn er ist der liebe Engel, welcher die Kinder Gottes zu ihrem himmlischen Vater führt. Aber um anderer willen habe ich diese Angst nicht nur ein- und nicht nur zehnmal ausgestanden. So auch hier während dieses Nachmittags, dieses Abends und der darauf folgenden Nacht. Von der Gewißheit eines Mordes überzeugt sein und doch nicht retten können! Diese Nacht, die wir am Gebüsch eines kleinen Nebenflüßchens des Loux-Fork zubrachten, werde ich nie vergessen!
Wenn Schnee gelegen hätte, hätte er uns geleuchtet; die Spuren wären zu erkennen gewesen, und wir hätten die Frevelthat vielleicht verhüten können; aber ohne Schnee gab es keine des Nachts sichtbare Spuren; wir mußten trotz der Ungeduld, die uns nicht schlafen ließ, warten, bis der Wintertag zur leider späten Morgenstunde anbrach. Sobald es im Osten nur einigermaßen zu grauen begann, saßen wir auf und ritten weiter. Es gab noch eine Hoffnung, nämlich die, daß die Burnings kein Lagerfeuer angebrannt hatten und infolgedessen von Grinder und Slack nicht gesehen und gefunden worden waren; aber diese Hoffnung wurde immer schwächer und schwächer, als wir bemerkten, daß die beiden Fährten sich der Zeit nach einander immer mehr näherten. Grinder und Slack hatten sich gestern, als es zu dunkeln begann, so nahe wie möglich an die Brüder herangemacht. Jeder Augenblick konnte uns jetzt die traurige Gewißheit bringen, daß zwei Menschenleben vernichtet worden seien.
Wir ritten einem Buschwerke zu, um dessen Ecke die Spuren bogen. Als wir dieser Biegung gefolgt waren, prallten unsere Pferde, ohne von uns angehalten worden zu sein, von selbst zurück. Da lagen die Burnings bei der Asche eines ausgegangenen Feuers in einer großen Blutlache. Wir sprangen von den Pferden, um die Körper zu untersuchen. Es war kein Leben mehr in ihnen; der Tod hatte sie schon gestern abend ereilt. Zu unserm Erstaunen sahen wir, daß sie nicht erschossen, sondern erstochen worden waren. Einen Menschen zu erstechen, dazu gehört mehr Mut, als ihn aus sicherer Entfernung zu erschießen. Waren die Mörder vielleicht nicht so feig, wie sie mir vorgekommen waren? Oder hatten sie einen bestimmten Grund gehabt, das Messer der Kugel vorzuziehen?
Was wir zu thun hatten, war leicht einzusehen. Wir durften uns nicht bei den Leichen aufhalten, sondern mußten den Mördern folgen, welche ihre Opfer, wie wir sahen, nicht vollständig ausgeraubt, sondern ihnen nur das Gold und die Gewehre abgenommen hatten und dann mit den zwei erbeuteten Pferden fortgeritten waren. Wir galoppierten also auf ihrer Fährte weiter, welche zu unserm Erstaunen genau in der Richtung auf Fort Hillock führte. Lag nicht in der Missethat selbst der triftigste Grund, diesen Ort zu meiden?
Nach vielleicht einer halben Stunde sahen wir, daß die Reiter angehalten hatten. Es gab da nicht nur Huf-, sondern auch Fußspuren, und von dieser Stelle an teilte sich die eine vierpferdige Spur in zwei zweipferdige Fährten.
Was hatte das zu bedeuten? Wir hielten an, und Winnetou rief aus.
»Uff! Hier gingen die roten Caddo-Männer und haben von den Mördern die geraubten Pferde geschenkt erhalten!«
Mit welcher Sicherheit traf der unvergleichliche Scharfsinn Winnetous hier wieder einmal das Richtige! Die Mörder hatten die armen Roten hier eingeholt und ihnen die Pferde geschenkt, um den Verdacht von sich ab auf sie zu lenken. Darum hatten sie ihre Opfer auch nicht erschossen, sondern erstochen, weil die Caddo-Indianer keine Gewehre, sondern nur Pfeile, Bogen und Messer besaßen. Die bedauernswerten Roten waren also schon gestern ausersehen gewesen, die Schuld anderer büßen zu sollen. Wie nichtsahnend sie in diese Falle gegangen waren und welche ungeheure Frechheit die Mörder besaßen, ersahen wir daraus, daß die beiden Spuren mit dem nur einzigen Unterschied auf Fort Hillock zuliefen, daß Grinder und Slack einen Umweg gemacht hatten, jedenfalls um ihren Raub zu verbergen und dann später als die Indianer auf dem Fort anzukommen und sie da zur Anzeige zu bringen.
Während wir hierauf weiterjagten, schüttelte Winnetou seine langen, prächtigen, blauschwarzen Haare aus dem Gesichte, daß sie wie eine Mähne hinter ihm herflogen, und preßte zornig zwischen den halbgeschlossenen Lippen hervor:
»Hier sieht mein Bruder Scharlieh wieder einmal, wer besser ist, die Weißen oder die Roten. Trotzdem ist das Geschick auf der Seite der Bleichgesichter; wir aber müssen verderben und untergehen! Uff, uff, uff!«
Was sollte, was konnte ich ihm antworten? Nichts! Übrigens hätten wir jetzt auch keine Zeit zu einer Auseinandersetzung über diese traurige Frage gefunden, denn wir sahen am Horizonte vor uns eine Reiterschar auftauchen, welche uns entgegenkam. Da diese Leute fast ebenso schnell eilten wie wir, trafen wir sehr bald zusammen. Es war ein Teil der Besatzung des Fort Hillock, von einem Lieutenant angeführt. Diese Kavalleristen führten in ihrer Mitte die beiden Caddo-Indianer mit sich, welche gefesselt und an die Pferde gebunden waren. Als der Offizier das Kommando zum Halten gegeben hatte, warf er uns die Frage zu:
»Woher des Weges, Mesch'schurs?«
»Von Fort Niobrara,« antwortete ich.
»Auf dieser Fährte hier?«
»Ja.«
»Habt ihr heute vielleicht etwas Auffälliges gesehen?«
»Allerdings, Sir, nämlich die Leichen zweier Männer, welche ermordet und beraubt worden sind.«
»Well, stimmt. Wie weit ist der Ort von hier entfernt?«
»Drei Viertelstunden. Ich sehe da zwei Indsmen, welche gefesselt sind. Aus welchem Grunde hat man sie gebunden?«
»Weil sie die Mörder der beiden Männer sind, deren Leichen ihr gesehen habt. Wir schaffen sie an Ort und Stelle, um ihre Opfer zu begraben und sie über den Gräbern aufzuhängen. Ihr wißt vielleicht, daß die Justiz hier im Westen eine schnelle ist.«
»Das weiß ich allerdings, Sir; aber wißt Ihr ebenso genau, daß diese Indianer wirklich die Schuldigen sind?«
»Natürlich sind sie es. Sie sind ja mit den Pferden und Gewehren der Toten betroffen worden!«
»Woher wißt ihr, daß diese Pferde und Gewehre den Ermordeten gehört haben?«
»Mann, wer giebt Euch das Recht, mich so auszufragen? Ihr seid ein Unbekannter, der gar nicht so aussieht, als ob er hierher in den Westen gehört; ich aber bin Offizier und Euch jedenfalls keine Rechenschaft schuldig!«
Nach dieser Zurechtweisung wendete er sich von mir ab, um das Kommando »Weiterreiten« zu geben; ich aber kam ihm zuvor. »Halt, Sir! Noch einen Augenblick! Es befinden sich zwei Personen im Fort, auf deren Anzeige hin Euch der Befehl geworden ist, diese beiden Indsmen aufzuknüpfen?«
»Ja, und nun haltet den Schnabel, Mann! Ich habe keine Zeit, müßige Fragen anzuhören und – –«
»Müßige?« unterbrach ich ihn. »Ich habe nicht nur allen Grund, sondern sogar die heiligste Pflicht, diese Fragen auszusprechen, denn die Indsmen hier sind unschuldig, und ihre Angeber sind die Mörder.«
»Halloo! Wir kommt Ihr zu dieser Behauptung?«
»Wir wußten schon gestern von dem geplantem Morde, konnten ihn aber leider nicht verhindern. Führt uns zum Kommandanten des Forts; wir werden das, was ich behauptet habe, vollständig beweisen.«
»Das geht nicht so schnell, wie Ihr denkt. Ich habe strengen Befehl, die Leichen zu begraben und die Mörder an den Hälsen so hoch zu binden, daß ihre Füße den Boden nicht erreichen.«
»Dagegen wird kein Mensch etwas haben, vorausgesetzt, daß es die Mörder auch wirklich sind, welche aufgeknüpft werden. Erlaubt mir, Euch zu sagen, was wir wissen!«
Er that mir trotz des erhaltenen Befehles den Gefallen, mich anzuhören. Als ich geendet hatte, betrachtete er uns mit einem Blicke des Erstaunens und sagte:
»Hm! Ihr habt ganz das Aussehen von Gentlemen, die hier im wilden Westen so grün sind, wie kaum ein Laubfrosch grün sein kann, aber aus Euern Worten geht eine Beobachtungsgabe hervor, die ich mit allem Respekt anerkennen muß. Sollten dieser Grinder und dieser Slack uns wirklich belogen haben? Sehr gentlemanlike sahen sie allerdings nicht aus. Einen Teil des Befehles, nämlich die Begrabung der Leichen, muß ich unbedingt ausführen; die Unterlassung des anderen Teiles will ich auf Eure Aussage hin wagen. Aber wehe Euch, Sir, wenn Ihr geflunkert habt! Ich lasse nicht mit mir spaßen!«
Er wählte sechs Mann aus, welche mit den mitgebrachten Spaten zum Ausstechen der Gräber weiterreiten mußten; dann nahm er mich und Winnetou mit den beiden Gefesselten in die Mitte, um nach dem Fort zurückzukehren. Er hatte trotz der Wichtigkeit meiner Aussage gar nicht daran gedacht, nach unsern Namen zu fragen. Die Caddo-Indianer durften nicht mit uns sprechen, aber die Blicke, die sie uns zuwarfen, sagten uns ebenso deutlich, wie Worte, welche Dankbarkeit sie für uns fühlten.
Es waren nur wenige Minuten vergangen, seit wir uns in Bewegung gesetzt hatten, so begann es erst leise und dann immer stärker zu schneien, und der Schnee schmolz nicht, weil die Temperatur plötzlich um mehrere Grade gesunken war. Winnetou musterte mit einem Blicke, welcher mir auffiel, den Himmel und den Horizont, und als wir das Fort vor uns auftauchen sahen, war die ganze Gegend bereits mit einer mehrere Zoll hohen Schneelage bedeckt. Das war höchst fatal, weil dadurch die Spuren verloren gingen, mit denen wir die Wahrheit unserer Aussage hatten beweisen wollen.
Fort Hillock hatte nur den Namen, nicht aber die Beschaffenheit eines Forts. Auf einem mit Planken eingezäunten Vierecke waren Blockhütten errichtet. Lange, hölzerne, schuppenartige Bauwerke gaben der Niederlassung mehr das Aussehen einer Warenniederlage als eines Festungswerkes, und nur die kaum mehr sichtbaren schmutzig-weißen Überreste ließen erkennen, daß der Platz von einem hohen und starken Schneewalle umgeben gewesen war, den die Witterung der letzten Tage weggeschmolzen hatte. Vor Indianern schien man sich nicht zu fürchten, denn das Thor stand weit offen, als wir einrückten. Wie wir aus der Beschäftigung der anwesenden Soldaten ersahen, schienen die erwähnten Schuppen als Stallungen und Futtermagazine zu dienen. Von dem Hufgetrappel unserer Pferde gerufen, kamen aus einer der Blockhütten zwei Offiziere, ein Lieutenant und ein Kapitän, welch letzterer sein Gesicht in sehr strenge Falten zog, als er uns erblickte. Der Führer unseres Trupps stieg vom Pferde und trat auf ihn zu, um ihm seine Meldung zu machen. Auch wir sprangen aus dem Sattel.
Der Kapitän folgte dem Berichte seines Untergebenen mit keiner allzu großen Spannung, und als er sich uns dann näherte, sahen wir seine Aufmerksamkeit viel weniger auf uns, als auf unsere beiden Pferde gerichtet. Er musterte sie mit Kennerblicken und rief dann aus:
»Thunderklapp, welch herrliche Geschöpfe das sind! Die kaufe ich euch ab, Gens! Was sollen sie kosten?«
Er hielt es erst bei dieser Frage für nötig, uns anzusehen. Winnetous Anblick hatte nicht die geringste Wirkung auf ihn; aber als sein Blick auf mein Gesicht fiel, sah ich den Ausdruck der Überraschung in dem seinigen erscheinen.
»All devils!« rief er aus. »Wen sehe ich da? Ist es wahr? Wer seid Ihr, Sir?«
»Ich heiße Beyer,« antwortete ich.
Da schüttelte er den Kopf, trat nahe zu mir heran, faßte mich am Kinn, drehte mir den Kopf nach rechts, um die linke Seite meines Halses zu sehen, und sagte dann in triumphierendem Ton:
»Habe es doch gleich gedacht! Diese Narbe da unten stammt von dem berühmten Messerstiche. Ich habe Euch bei Mutter Thick in Jefferson-City gesehen und weiß nun, daß diese beiden Hengste nicht verkäuflich sind, denn es giebt in den ganzen Staaten kein Tier, welches mit ihnen zu vergleichen ist. Mögen Euch andere für Laubfrösche halten, ich laß mich durch diese Eure Kleidung nicht täuschen, Mesch'schurs. Ihr beide seid – –«
»Bitte, keine Namen nennen, Kapt'n!« fiel ich ihm schnell in die Rede.
»Warum nicht?« fragte er.
»Der Sioux wegen, durch deren Gebiet wir noch müssen. Wenn Ihr uns wirklich erkannt habt, so werdet Ihr auch wissen, daß die Angehörigen dieser Nation nicht zu erfahren brauchen, daß wir uns jetzt in ihrem Streitgebiete befinden.«
»Well, ganz wie Ihr wollt, Sir! Ich hatte die Absicht, meinem Lieutenant ein tüchtiges Donnerwetter aufzubrennen dafür, daß er sich durch Euch hat bewegen lassen, umzukehren; nun aber meine ich, daß er ganz recht gehandelt hat. Kommt herein in den Block! Ich werde Eure Pferde gut versorgen lassen. Ihr aber sollt einen tüchtigen Grog haben und mir dabei sagen, was Ihr gegen Grinder und Slack vorzubringen habt.«
»Wo sind diese Kerls, Kapt'n? Ich sehe sie nicht. Doch nicht schon wieder etwa fort?«
»O nein. Ihre Pferde stehen dort im Schuppen; sie aber sind auf die Jagd, um sich ein Stück Fleisch zu schießen.«
»Und um wahrscheinlich gleichzeitig nach dem geraubten Golde zu sehen, welches sie versteckt haben. Jammerschade, daß es solchen Schnee herabwirft! Dadurch wird es unmöglich, ihnen nachzugehen und sie zu belauschen. Dieser Schnee bringt uns um die Beweise, welche unumgänglich nötig sind, sie der Mordthat zu überführen.«
»Das ist mir ziemlich gleichgültig, Sir. Ich weiß ja, daß ihr beide die richtigen Leute seid, die Beweise unter dem tiefsten Schnee bervorzusuchen.«
Die Blockhütte, in welche er uns während des letzten Redewechsels geführt hatte, diente ihm und den beiden Lieutenants zur Wohnung. Während der jüngste Offizier sich an die Bereitung des Grogs machte, deutete der Kapitän auf zwei primitiv zusammengenagelte Stühle und sagte:
»Setzt Euch, Mesch'schurs, und sagt mir aufrichtig: Nicht wahr, Ihr seid Mr. Old Shatterhand und Mr. Winnetou?«
Ich antwortete, indem ich auf unsere Gewehre zeigte, die wir natürlich mit hereingenommen hatten:
»Hier ist die berühmte Silberbüchse des Häuptlings der Apatschen, und hier seht Ihr meinen Henrystutzen und meinen Bärentöter. Nun wißt Ihr hoffentlich ganz genau, wer wir sind.«
»Allerdings. Es ist eine große Ehre für uns, euch bei uns zu sehen. Wir heißen euch herzlich willkommen und werden jedes Wort, welches ihr über die Mordthat sagt, als wie mit einem Schwur beglaubigt betrachten.«
»Danke, Sir! Aber eine solche That muß nach den Gesetzen der Savanne beurteilt werden, und diese Gesetze erfordern strikte, unwiderlegliche Beweise. Daraufhin, daß Ihr uns glaubt und vertraut, dürft Ihr kein Urteil fällen.«
Winnetou, der niemals Spirituosen genoß, wies den Grog zurück; ich aber kostete Schluck für Schluck von dem heißen Trank und erzählte dabei nun ausführlicher als vorher, was wir von Grinder und Slack wußten und dachten. Noch war ich nicht ganz fertig, so wurde die Thür geöffnet, und die beiden Genannten traten ein.
»All devils!« rief Grinder, als er uns erblickte, »ich will gleich auf der Stelle erblinden, wenn das nicht dieser Mr. Beyer mit seinem Indianer ist!«
»Er ist es allerdings,« antwortete der Kapitän, indem er dem Lieutenant einen Wink gab, worauf sich dieser entfernte. Es galt, wie ich ganz richtig vermutete, der Arretur der beiden Verbrecher. Dann fuhr der Kommandant fort: »Wahrscheinlich ist es euch nicht lieb, diese beiden Gentlemen hier zu sehen?«
»Nicht lieb? Der Teufel soll mich holen, wenn mir etwas, was diese Männer betrifft, entweder lieb oder unlieb ist! Sie gehen mich nichts an; sie sind mir gleichgültig; sie sind mir vollständig Luft!«
»Wohl kaum! Wenn ihr wüßtet, weshalb sie nach Fort Hillock gekommen sind, würdet ihr weniger gleichgültig sein.«
»Pshaw! Was können sie wollen! Wir beide haben nichts, gar nichts mit ihnen zu schaffen! Wir sind nur gekommen, um zu fragen, ob Eure Leute schon zurück sind. Hoffentlich baumeln die roten Halunken schon an zwei guten hanfenen Stricken?«
»Nein, sie baumeln noch nicht. Mr. Beyer hat sie wieder zurückgebracht.«
»Wie? Was? Mr. Beyer? Was hat dieser Mr. Beyer und sein Indianer mit dieser Angelegenheit zu schaffen?«
»Sehr viel! Sie kennen die wahren Mörder und haben sie bis hierher verfolgt.«
»Die wahren Mörder? Das sind doch die Caddo-Indsmen!«
»Nein. Mr. Beyer behauptet vielmehr, daß die wirklichen Mörder Slack und Grinder heißen.«
»Slack und Grin – – all devils, wir?« stieß Grinder erschrocken hervor.
»Ja, ihr!«
»Wenn er das behauptet, so will ich gleich erblinden, wenn er nicht den Verstand verloren hat! Slack, sprich, was sagst du dazu?«
Der Gefragte streckte mir die geballte Faust entgegen und schrie:
»Hol ihn der Teufel! Was will der Kerl von uns? Er ist ein Dutchman, dessen Wort nichts gilt. Gott soll mich wahnsinnig machen, wenn ich ihm nicht das Maul stopfe, daß er für das ganze Leben schweigen muß! Komm, Grinder! Für solch einen Kerl sind wir hier viel zu gut!«
»Ihr bleibt!« herrschte sie der Kapitän an.
Sie wollten trotz dieses Befehles fort; aber als sie die Thür öffneten, sahen sie den Lieutenant vor sich, welcher mit einem halben Dutzend Soldaten hereintrat, von denen sie umringt und festgehalten wurden.
»Was soll das heißen? – Was hat das zu bedeuten?« schrie Grinder, indem er sich vergeblich loszureißen suchte.
»Das soll heißen, daß ihr wegen 'Raubmordes arretiert seid,« antwortete der Kapitän.
Nun folgte eine Scene, welche nicht zu beschreiben ist. Nicht etwa, daß die beiden Menschen Widerstand zu leisten, sich zu befreien suchten; dazu waren sie zu feig. Ihre Thaten bestanden nur in Worten, die sie zu ihrer Verteidigung vorbrachten; aber was für Worte und Reden waren das? Flüche, Schwüre, Beteuerungen und Verwünschungen derart, daß mir die Haare zu Berge stehen wollten. Ein erblinden und wahnsinnig werden wollen folgte dem andern; solche Lästerungen hatte ich in meinem Leben noch nicht gehört; es war mir, als ob ich in diesem Schwalle der sündhaftesten Ausdrücke ersticken müsse, und ich holte tief und erleichtert Atem, als die Lästerer endlich hinausgeschafft waren, um eingesperrt und bis zum Verhöre streng bewacht zu werden. Selbst mein sonst so überlegener Winnetou, den nichts aus der Fassung zu bringen vermochte, drückte mir seine Finger in schmerzender Weise in den Arm und sagte:
»Scharlieh, würde sich jemals ein roter Mann so gebärden und seinen himmlischen Manitou in solcher Weise beleidigen? Wer kann da noch behaupten, daß die Bleichgesichter besser und gebildeter seien als die eingeborenen Kinder der Savanne? Wenn es einen wilden Westen giebt, so ist er nur durch die weißen Eindringlinge, die wir einst wie Götter behandelt haben, verwildert worden! Howgh!«
Howgh war bei ihm das Wort heiligster Beteuerung, gleichbedeutend mit unserem Amen. Scharlieh, so pflegte er meinen Vornamen Karl auszusprechen.
Nach einiger Zeit kamen die sechs Kavalleristen von der Bestattung der Ermordeten zurück. Sie brachten alles mit, was sie in den Taschen derselben noch vorgefunden hatten. Es befanden sich Notizen dabei, durch welche wir die genauen Adressen ihrer Verwandten erfuhren. Dann wurde das Kommando zum Mittagessen gegeben. Ich wurde selbstverständlich mit Winnetou zur Offizierstafel gezogen. Offizierstafel! Es gab so viel Gänge, wie man wollte; man brauchte sie sich nur von der Hirschkeule, welche auf einem ungehobelten Brettstücke präsentiert wurde, herunterzuschneiden.
Dann wurden die Mitglieder des Gerichtshofes zusammengerufen, welcher aus den Offizieren und drei Unteroffizieren bestand. Winnetou und ich hatten in der Eigenschaft als Zeugen beizuwohnen, und auch die Caddo-Indianer mußten erscheinen, um etwaige Fragen zu beantworten. Als diese Personen alle beisammen waren, wurden Grinder und Slack geholt. Sie erschienen gefesselt und wurden von je zwei Soldaten bewacht.
Die beiden Angeschuldigten sahen nicht etwa sehr niedergeschlagen aus; ihr Auftreten war vielmehr ein recht zuversichtliches, und es klang sogar geradezu frech, als sie erklärten, daß sie die Kompetenz der anwesenden Jury nicht anzuerkennen vermöchten. Sie wußten jedenfalls und pochten darauf, daß der frisch gefallene Schnee uns die Möglichkeit genommen hatte, vollgültige Beweise zu bringen. Diese Beweise konnten nur darin bestehen, das geraubte Geld zu finden und ihnen auf den Kopf zu sagen, daß sie es gewesen seien, die es versteckt hatten. Daß sie den Caddo-Indsmen die Pferde und Gewehre der Ermordeten geschenkt hatten, war von fast gar keinem Wert, weil sie auch ohne Mord in den Besitz derselben gelangt sein konnten, und besonders auch deshalb, weil nach dem Savannenbrauche das Zeugnis dieser beiden Roten so viel wie gar nichts galt.
Ich kann nicht behaupten, daß der Kapitän als Vorsitzender das Verhör in sehr pfiffiger Weise leitete; doch falls ich aufrichtig sein will, muß ich eingestehen, daß es mir an seiner Stelle auch nicht gelungen wäre, die Verbrecher zum Eingeständnis ihrer That zu bringen. Der Hauptbeweis, den wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen bringen konnten, war der Umstand, daß sie die Ermordeten mit Absicht nicht überholt, sondern ihren Ritt so eingerichtet hatten, daß sie dieselben erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten. Zwar waren auch diese Spuren nicht mehr zu sehen, aber wir konnten es beschwören. Leider war damit auch nur die Einholung und nicht die Ermordung der Burnings erwiesen.
Aus diesen Gründen bestand das Verhör nur aus den Anschuldigungen vonseiten des Kapitäns und in der Zurückweisung seiner Behauptungen seitens der Angeklagten. Ihre Frechheit stieg bis zum Hohn und Übermut, und ihre Lästerungen gingen so in das Unglaubliche, daß ich es endlich nicht mehr aushalten konnte und den Vorsitzenden bat, die Untersuchung, wenn nicht zu schließen, so doch wenigstens für heut abzubrechen.
»Abbrechen?« fragte Grinder unter Lachen. »Das müssen wir uns verbitten. Wir verlangen entweder die sofortige Verurteilung auf Grund unumstößlicher Beweise oder unsere augenblickliche Freilassung. Ich will auf der Stelle erblinden, wenn wir ein zwischen diesen beiden liegendes Mittelding zugeben!«
»Ja,« fiel Slack ein: »entweder hängt uns auf, oder laßt uns frei! Etwas anderes ist gar nicht zu denken. Was dieser Mr. Beyer und sein Indianer gegen uns vorbringen, ist so lächerlich, daß mich ihre Dummheit geradezu erbarmen kann. Es ist uns nicht das Geringste anzuhaben, dennoch wollen wir, um unsere Unschuld sogar im Übermaße zu beweisen, ihnen eine Chance geben, ihre Behauptungen zu verfechten. Steckt uns heut abend mit ihnen in einem dunkeln Raume zusammen, und gebt jedem ein gutes, spitziges Messer in die Hand! Wenn sie auf diese ritterliche Art der Überführung eingehen, so soll mich Gott wahnsinnig machen, wenn wir ihnen unsere Unschuld nicht in der Weise durch die Rippen stechen, daß morgen früh nur noch ihre stinkenden Kadaver übrig sind. Bist du damit einverstanden, Grinder?«
»Mit größtem Vergnügen,« antwortete der Gefragte. »Amerikanische Duells, Mann gegen Mann im Dunkeln, sind unsere ganz besondere Spezialität; es ist dabei schon mancher an unsern Messern zu Grunde gegangen, und es sollte mir eine wahre Wonne sein, wenn diese sogenannten Gentlemen auf deinen Vorschlag eingingen. Leider bin ich überzeugt, daß sie den Mut nicht haben werden, darauf einzugehen. Lügen können sie wie gedruckt, aber ob auch kämpfen? Pshaw!«
Ich warf einen fragenden Blick auf Winnetou; er antwortete zustimmend bloß mit den Augenlidern. Darum sagte ich:
»Das ist Großsprecherei, weiter nichts! Gingen wir auf diesen Vorschlag ein, so würden sie ihn sofort zurückziehen.«
»Zurückziehen?« lachte Grinder, daß es dröhnte. »Zwei so berühmte und gefürchtete Duellmeister wie wir und zurücktreten! Dieser Gedanke ist so lächerlich, so albern, daß ich gar keine Worte finde, ihn richtig zu bezeichnen.«
Die beiden fuhren in dieser Weise noch eine ganze Weile fort, uns zu verhöhnen, bis ich bei dem Vorsitzenden den Antrag stellte, auf ein Doppelduell als Gottesurteil zu erkennen. Das Wort Gottesurteil erregte wieder die Heiterkeit der Angeklagten, welche förmlich stolz darauf waren, nicht an Gott zu glauben. Sie waren vollständig überzeugt, daß wir jetzt nur notgedrungen und bloß scheinbar auf das Duell eingingen, heut abend aber gewiß verschwunden sein würden. Der Kapitän dagegen, welcher wußte, wer wir waren, und daß also für uns nichts zu fürchten sei, erklärte sich mit meinem Antrage einverstanden, und so wurde bestimmt, daß wir vier Personen, jede mit einem Messer bewaffnet, von heut abend acht Uhr bis morgen früh acht Uhr in einem leeren Schuppen einzuriegeln seien, um die Frage über die Schuld oder die Unschuld der Angeklagten blutig auszufechten. Noch als die letztern wieder abgeführt wurden, lachten sie über uns und warfen im Hinausgehen Schimpfworte zur Thür herein, die ich hier unmöglich wiedergeben kann. Sie wurden natürlich wieder eingeschlossen. Ihre ganze Zuversicht fußte auf den beiden Umständen, daß sie sehr sorgfältig ausgesucht worden waren, ohne daß man eine Spur des geraubten Goldes bei ihnen gefunden hatte, und daß sie uns für furchtsame Neulinge hielten, denen es gar nicht einfallen würde, heut abend acht Uhr noch auf Fort Hillock anwesend zu sein.
Als sie fort waren, wagte der Kapitän es natürlich nicht, uns einen Rat zu erteilen. Für ihn war der Ausgang eines Duells zwischen Winnetou und Old Shatterhand und zwei solchen Strolchen vollständig zweifellos, und die ganze Besatzung des Ortes war entzückt darüber, daß ein so hochinteressantes Ereignis sich hier abspielen sollte.
Wir sahen uns den Schuppen an. Er stand unter einem Baume und war aus rohen, starken Brettern zusammengefügt. An der Außenseite der Thür war ein langer, schwerer Holzriegel angebracht. Zur Zeit befand sich im Innern nichts als ein wenig Streu, welche im rechten, hintern Winkel lag.
Wir unterhielten uns bis fast acht Uhr mit den Offizieren, ohne das Duell besonders in Erwähnung zu bringen. Wiederholt aber ließ die Gefangenwache melden, daß Grinder und Slack gefragt hätten, ob wir noch anwesend seien. Punkt acht Uhr wurden sie nach dem Schuppen transportiert und bekamen ihre Messer. Dann übergaben wir alle unsere Waffen, natürlich außer den Messern, dem Kapitän, nahmen unsere warmen Decken und ließen uns nach dem Schauplatze des Kampfes führen. Wir traten mit dem Kapitän und den Lieutenants in das Innere des Schuppens; ein Soldat leuchtete mit einer Kienspanfackel. Grinder und Slack lehnten an der hintern Wand, mit ihren Messern in den Fäusten.
»Da kommen sie!« höhnte Grinder. »Sie fliegen in ihr Verderben wie die Mücken in das Licht. Warum bis morgen früh warten? Die Thür kann schon in einer Viertelstunde geöffnet werden, denn bis dahin haben wir die Kerls an die Hölle abgeliefert!«
Das sollte sehr zuversichtlich klingen, aber wir hörten wohl, daß seine Stimme zitterte. Nun sich ihre Berechnung, daß wir verschwinden würden, als trügerisch erwies, trat die Angst bei ihnen ein. Während wir unsere Decken in der Ecke rechts ausbreiteten, als ob wir uns dann da niederlassen wollten, klärte der Kapitän die Prahler auf:
»Es ist freilich möglich, daß es so rasch geht, wie ihr denkt, aber sehr wahrscheinlich mit dem grad entgegengesetzten Erfolg. Ihr wißt ja gar nicht, wer dieser Mr. Beyer und sein Indianer eigentlich sind.«
»Wer sollen sie sein!« lachte Slack. »Leute, die hinter den Ohren noch nicht trocken sind. Gott soll mich heut hier in diesem Schuppen wahnsinnig machen, wenn diese Kerls nach Verlauf von einer Stunde noch einen einzigen Tropfen Blutes in den Adern haben!«
»Hört nun endlich auf mit euern Lästerungen! Wenn eure Worte in Erfüllung gehen, verlaßt ihr diesen Ort nicht anders als der eine blind und der andere irrsinnig. Ihr sollt jetzt endlich erfahren, mit wem ihr es zu thun habt. Diese Gentlemen sind nämlich Old Shatterhand und sein roter Freund Winnetou, von denen wir überzeugt sind, daß sie den Schuppen vollständig unverletzt verlassen werden.«
»Old Shatt – – Winn – – –!« erklang es an der Hinterwand; sie konnten vor Schreck die Namen gar nicht vollständig aussprechen, und es dauerte eine ganze Weile, bis Grinder hinzufügte: »Ich will gleich erblinden, wenn das nicht eine freche und ganz verdammte Lüge ist!«
Da ging ich auf ihn zu, faßte ihn mit der rechten Hand beim Gürtel, hob ihn hoch empor und warf ihn gegen die Wand, daß alle Pfosten und Bretter krachten; dann ging ich, ohne ein Wort zu sagen, wieder an meinen Platz zurück. An meiner Stelle aber sagte der Kommandant, während Grinder sich ächzend und fluchend vom Boden aufraffte:
»Das war der richtige Beweis, daß ich die Wahrheit gesagt habe. So ein Kraftstück mit einer Hand kann nur Old Shatterhand ausführen. Glaubt ihr nun, daß er es ist?«
»Hol euch der Teufel!« zischte da Slack. »Das ist Betrug; das ist Hinterlist! Warum wurde uns nicht eher mitgeteilt, wer diese Leute sind? Sie werden uns hier langsam und sicher abschlachten, im Dunkeln meuchlerisch niederstechen! Das ist noch schlimmer, als wenn man uns drin bei der Jury den Prozeß macht. Wir wollen fort von hier! Wir wollen noch einmal verhört sein!«
»Wollt ihr den Raubmord eingestehen?«
»Nein, und abermals nein! Wir sind unschuldig!«
Da winkte Winnetou mit der Hand Schweigen und sagte in seiner ruhigen, eindringlichen Weise:
»Hier steht Winnetou, der Häuptling der Apatschen, und hier steht sein Freund und Bruder Old Shatterhand, dem noch nie ein Feind hat widerstehen können. Ich habe noch kein Wort gesprochen, nun aber werde ich sagen, was geschehen soll. Man wird uns jetzt einriegeln und dann den Schuppen umstellen, daß die Mörder nicht aus Angst durch die Holzwände brechen. Hierauf werden trotz der Dunkelheit unsere Messer in die Gurgeln der Missethäter fahren, denn unsere Augen sind gewöhnt, die Finsternis zu durchdringen. Wir sind wie die Schlangen, die man nicht hört, wenn sie gekrochen kommen. Es sind heute genug unnütze Worte gesprochen worden; und nun sollen die Thaten folgen, und man soll nichts weiter hören als die Todesschreie der Mörder, welche unter unsern Messern ebenso fallen werden, wie sie mit den ihrigen die Burnings niedergestochen haben! Es mag beginnen!«
Die Art und Weise, wie Winnetou sprach, machte einen geradezu niederschmetternden Eindruck auf die Schurken. Sie erhoben in zitterndem Tone Einspruch, vergeblich; sie baten, sie drohten, sie fluchten, ebenso vergeblich. Noch als der Fackelträger den Raum verließ, ballten sie die Fäuste und brüllten vom wahnsinnig machen und blind werden. Erst als die Thür verriegelt worden war, schwiegen sie und vermieden von nun an jedes, auch das geringste Geräusch, um uns nicht auf die Stelle aufmerksam zu machen, an welcher sie sich befanden.
Was uns betraf, so wollten wir sie nicht erstechen, sondern durch die Todesangst zum Geständnis bringen. Wir waren überzeugt, daß sie sich hüten würden, uns anzugreifen; dennoch schafften wir unsere Decken leise aus der einen in die andere vordere Ecke und legten uns mit ausgestreckten Beinen so nieder, daß jeder, der sich näherte, nicht an uns kommen konnte, ohne einen unserer Füße zu berühren. Dann warteten wir, die Messer in den Händen und jeden Augenblick zur sofortigen Gegenwehr bereit.
Es fehlte uns natürlich jedes Maß, die Zeit genau zu bestimmen; aber ich rechnete eine halbe Stunde und noch eine, ohne daß unsere durch die Übung geschärften Ohren ein Geräusch entdeckten. Da wurde es ganz plötzlich außerordentlich kalt, so kalt, daß es durch Mark und Bein zu gehen schien, und kurz darauf begann ein hohles, dumpfes Brausen pausenlos über das Dach zu gehen. Nur wenige Minuten später hörten wir draußen rufen:
»Seht ihr die Sankt-Elmsfeuer an allen Spitzen und Ecken? Der Blizzard kommt, der Blizzard! Rettet euch in die Blockhäuser, schnell, schnell!«
Blizzard heißt der furchtbare Schneesturm im Westen des Mississippi, welcher stets aus Norden kommt, sich durch ein ganz plötzliches und tiefes Sinken der Temperatur anzeigt und zwar ziemlich schnell vorübergeht, aber in Beziehung auf seine Gefährlichkeit der entsetzlichen Wjuga Hochasiens nicht nachsteht. Er wird häufig von elektrischen Erscheinungen begleitet, und trotz der Winterzeit sind Blitz und Donnerschläge keine Seltenheit. Wehe dem, den der Blizzard im Freien oder in einem nicht fest gefügten Bauwerke überrascht! Er reißt alles nieder oder mit sich fort und bedeckt jeden erhabenen Gegenstand mit dem Leichentuche meterhohen Schnees.
Das Rufen draußen war verschollen; die Wächter hatten sich in die Blockhütten geflüchtet. Da kam der erste Windstoß, welcher alles von der Erde fegen, alles aus den Fugen reißen zu wollen schien. Und nun heulte, kreischte, zischte, stöhnte und brüllte es über uns dahin wie eine entfesselte, unsichtbare Flut, die keine Ufer und auch kein Erbarmen kennt. Der Donner rollte; Blitze zuckten. Das Innere des Schuppens füllte sich mit einem feinen aber dichten Schneemehle, welches der Orkan zu den Lücken hereintrieb. Wir zitterten vor Frost; wir klapperten mit den Zähnen, obgleich wir die Decken eng um uns geschlagen hatten. Die Erde bebte; der Schuppen wankte. Das dauerte wohl über eine halbe Stunde; dann traten im Wüten der Elemente kurze Zwischenräume ein, in denen wir Grinder und Slack ächzen, stöhnen und röcheln hörten; vielleicht nur aus Angst? Das konnten wir jetzt nicht wissen. Dann nahm der Orkan seine Kraft zu einem letzten, gewaltigen Stoß zusammen. Der Boden zitterte unter uns; der Schuppen prasselte; er neigte sich nach rechts, nach links, worauf sein hinterer Teil krachend zusammenbrach. Und als ob der Blizzard damit befriedigt worden sei, trat jetzt die Ruhe ebenso plötzlich ein, wie der Sturm plötzlich gekommen war. Die Gefahr war vorüber.
Wirklich vorüber? Für Winnetou und für mich, ja, ob aber auch für die andern? Unter den Trümmern der eingestürzten Schuppenhälfte arbeitete sich eine Gestalt hervor, welche mit lautem Gebrüll von dannen lief; das war Slack. Von der andern Ecke her erklangen unartikulierte Laute, als ob einer rufen wolle, I aber nicht könne; wir hüllten uns aus unsern Decken und gingen hin. Da lag Grinder zwischen zerbrochenen Brettern unter einem Balken, der ihm fast die Brust eindrückte. Ich hob den Balken empor, und Winnetou zog den Verletzten heraus, welcher in Ohnmacht fiel, sobald er von seiner Last befreit war. Wir trugen ihn nach der Offizierswohnung, an deren Thür uns der Kapitän entgegenkam, um nachzusehen, welchen Schaden der Blizzard im Fort angerichtet hatte; er kehrte mit uns um. Als wir Grinder hineinbrachten und am Feuer niederlegten, konnten wir seine Verletzungen sehen und schrien alle vor Schreck auf. Es war ein Brett mit der scharfen Kante quer über sein Gesicht gefallen und hatte ihm die Nasenwurzel ein- und beide Augen ausgeschlagen.
»Blind, blind, blind!« rief der Kapitän, indem er die Hände faltete. »Wie hat er gelästert, daß er gleich erblinden wolle! Das ist Gottes Gericht!«
Ich sagte kein Wort, so tief ergriffen war ich; auch Winnetou stand stumm neben mir. Dann verbanden wir den von Gott Gerichteten und legten ihn auf das Lager eines der Lieutenants. Hierauf gingen wir hinaus, um nach den Folgen des Orkanes zu sehen. Der einzige Schaden, den er angerichtet hatte, bestand darin, daß unser Schuppen eingestürzt war. Nun suchten wir nach dem verschwundenen Slack.
Seine Spur führte nach der Plankenumzäunung, über welche er gestiegen war, und draußen weiter nach dem nahen Walde. Der Schnee war knietief; er leuchtete so, daß wir der Fährte ohne Fackeln folgen konnten. Am Rande des Waldes angekommen, hörten wir zwischen den Bäumen eine ganz eigentümlich Iallende menschliche Stimme. Wir drangen in das Dickicht ein und fanden Slack, welcher unter einem Baume den Schnee aufgewühlt hatte und, lang an der Erde liegend, die eine Hand unter dem Wurzelwerk hatte, wobei er wie ein Kind immer vor sich hinsang:
»Staub, Nuggets – – Staub, Nuggets – acht Beuteln voll – – acht Beuteln voll – –!«
Er ließ sich nur mit Gewalt wegreißen, und dann fanden wir unter dem Moose acht mehr als pfundschwere Lederbeutel. Das stimmte genau mit den Notizen der Burnings; es war das Gold, welches ihnen den Tod gebracht hatte.
Slack wurde nach dem Fort geschafft. Dort sahen wir, daß Blut in seinen Haaren klebte. Als wir seinen Kopf untersuchten, stellte sich heraus, daß auch er von den zusammenbrechenden Hölzern schwer getroffen worden war. Ob infolge davon sein Geist umnachtet war oder ihn schon vorher die Angst um den Verstand gebracht hatte, das konnte nicht entschieden werden.
Also Grinder blind und Slack wahnsinnig! Ganz so, wie sie es in ihrem Unglauben und ihrer Frechheit von Gott gefordert hatten! Wer da noch leugnet, daß es eine ewige Gerechtigkeit giebt, der kein Mensch, ob hier oder im jenseits, entgehen kann, der mag sich wohl hüten, durch das Walten eben dieser Gerechtigkeit zur Erkenntnis geführt werden zu müssen! Gottes Gerichte sind unabwendbar und gerecht. Jede Schuld muß getilgt werden, ob früh oder spät, hier oder drüben, und kein Schuldiger entgeht der Strafe.
Sonderbarerweise trat nach dem schlimmen Tage wieder mildes Wetter ein, welches uns die Fortsetzung unseres Rittes erlaubte. Grinder und Slack blieben als Schwerkranke auf dem Fort zurück. ihr Schicksal hing, wenn sie ihren Verletzungen nicht erlagen, von den dortigen Offizieren ab, welche uns eine Strecke weit das Geleit gaben. Die beiden Caddo-Indsmen bekamen Grinders und Slacks Pferde geschenkt; sie konnten uns also begleiten. Wir brachten sie bis an den vereinigten Plattefluß, wo sie von uns schieden, uns ihrer immerwährenden Dankbarkeit dafür versichernd, daß wir sie vom unverdienten Tode des Erhängens gerettet hatten. –
Vier Jahre später stieg ich in Baton-Rouge aus dem Missisippi-Steamer, weil ich hier auf das Dampfboot nach Natchez warten mußte. Am Landeplatze saßen zwei Bettler, elend, hager aussehend und fast in Lumpen gekleidet. Ihre Gesichter kamen mir bekannt vor. Dem einen fehlten beide Augen, und an Stelle der Nasenwurzel hatte er eine tiefe, breite Schmarre. Der andere hielt mir mit flehender Gebärde seinen Hut hin. Als ich ein Silberstück hineinwarf, steckte er es hastig ein und murmelte:
»Staub, Nuggets acht Beuteln voll acht Beuteln voll!«
Nun wußte ich, wen ich vor mir hatte. Die Mörder hatten also auf Fort Hillock doch nicht den verdienten Tod gefunden; aber ihre jetzige Lage war jedenfalls noch schlimmer als der Tod.
In demselben Jahre kam ich zufälligerweise auch nach Moberly in Missouri. Dort erkundigte ich mich nach den Familien der Brüder Burning. Da bekam ich die Geschichte von der Ermordung der beiden zu hören, und zwar mit den weitgehendsten Ausschmückungen in Beziehung auf das, was Winnetou und Old Shatterhand dabei geleistet hatten. Ich sagte nicht, wer ich war, und begnügte mich damit, zu erfahren, daß der Kapitän den Anverwandten die acht Beutel mit dem vollen Inhalte nebst einem ausführlichen schriftlichen Berichte übermittelt hatte.