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Dieser von Champagner- und Chartreusegeistern umnebelte Schlaf hatte ihn ohne Zweifel beruhigt und milder gestimmt, denn er wachte in wohlwollender Laune auf. Er beurteilte seine Gedanken vom Tag vorher, wog sie ab, zog einen Schluß, suchte klar und vollständig die thatsächlichen geheimen und persönlichen Beweggründe, zugleich auch alles, was äußerlich dafür oder dagegen sprach, festzustellen.
Die Kellnerin konnte ja wirklich den gemeinen Gedanken gehabt haben, die Idee einer Prostituierten, als sie erfuhr, daß nur einer der Söhne Rolands erbte. Aber verdächtigen diese Geschöpfe nicht immer, ohne auch nur den Schatten eines Grundes, alle anständigen Frauen? Beschimpfen, verleumden, schmähen sie nicht immer die Frauen, deren Reinheit sie ahnen? Jedesmal wenn man in ihrer Gegenwart eine anständige Dame erwähnt, ärgern sie sich, als hätte man sie beleidigt, und rufen: »Ach weißt du, die verheirateten Frauen, die kenne ich, das ist 'ne schöne Gesellschaft. Die haben noch viel mehr Liebhaber wie wir. Sie verbergen sie nur, weil sie heucheln. Die können mir gestohlen werden.«
In jedem anderen Fall hatte er das, was diese Kreatur über seine arme, so gute, so einfache, so ehrwürdige Mutter sagte, garnicht begriffen oder hätte keinen Wert darauf gelegt. Aber die Eifersucht wühlte in ihm und trübte seinen Blick. Vielleicht hatte auch seine erregte Phantasie, die, ohne daß er es selbst wollte, alles, was seinem Bruder schaden konnte, aufgriff, dieser Biernymphe einen schlechten Gedanken untergeschoben, den sie garnicht gehabt hatte. Es war wohl möglich, daß nur seine Einbildung, diese Einbildung, die er nicht beherrschen konnte, die ohne seinen Willen immer arbeitete, keck und frei in der Welt der Gedanken umherflog und ab und zu garnicht einzugestehende, schimpfliche Vorstellungen weckte, die sie in den Tiefen seiner Seele barg, in heimlichen Schlünden wie gestohlenes Gut: daß diese Einbildungskraft ganz allein diesen furchtbaren Zweifel geschaffen und erfunden hatte. Sein eigenes Herz hatte gewiß Geheimnisse für ihn. Und hatte dieses verwundete Herz nicht in diesem widerlichen Zweifel ein Mittel gefunden, seinen Bruder um die Erbschaft zu bringen, um die er ihn beneidete? Er hatte sich jetzt selbst im Verdacht und behorchte alle Geheimnisse seiner Seele, wie ein Gläubiger sein Gewissen.
Frau Rosémilly hatte ganz gewiß, obgleich ihre Geistesgaben beschränkt waren, den Takt, das Ahnen und das feine Gefühl der Frauen. Und dieser Gedanke war ihr doch nicht gekommen, da sie mit größter Naivetät auf das Gedächtnis des seligen Maréchal getrunken. Sie hätte das bestimmt nicht gethan, wenn sie den geringsten Verdacht gehegt. Jetzt zweifelte er nicht mehr daran, daß seine Unzufriedenheit über das plötzliche Glück, das seinem Bruder in den Schoß gefallen, und gewiß auch seine unendliche Liebe für seine Mutter seine Zweifel übertrieben hatten, fromme und ehrwürdige Zweifel, die aber doch ungerechtfertigt waren.
Als er zu diesem Schluß kam, freute er sich, wie man sich über ein gutes Werk freut, das man gethan hat, und nahm sich vor, gegen alle Welt nett zu sein und damit bei seinem Vater zu beginnen, dessen ganze Gedankenwelt, thörichte Redensarten und oberflächliche Behauptungen, dessen zu auffallende Mittelmäßigkeit ihn fortwährend ärgerten.
Er kam zur rechten Zeit zum Frühstück zurück und unterhielt die ganze Familie durch seinen Geist und seine gute Laune.
Die Mutter sagte glückselig zu ihm:
– Mein kleiner Peter, Du weißt garnicht, wie amüsant und geistreich Du bist, wenn Du nur willst.
Und er redete, er fand Wortspiele, schilderte ihre Bekannten, so daß sie alle lachten. Beausire diente zur Zielscheibe seiner Witze und auch ein wenig Frau Rosémilly. Aber auf milde Art, nicht gar zu bösartig. Und er dachte, indem er seinen Bruder ansah: »Na, da verteidige sie doch! Dein Geld nützt Dir garnichts, ich schiebe Dich doch bei Seite, wenn's mir paßt.«
Als sie beim Kaffee waren, sagte er zu seinem Vater:
– Brauchst Du die »Perle« heute?
– Nein, mein Junge.
– Kann ich mit Jean-Bart hinausfahren?
– Ja, so viel Du willst.
Er kaufte sich eine gute Cigarre im ersten Tabak-Trafik, und ging guter Laune zum Hafen hinunter.
Er sah nach dem klaren, leuchtenden Himmel auf, der in hellem Blau frisch wie vom Seewind gereinigt glänzte.
Der Matrose Papagris, Jean-Bart genannt, lag schlafend im Schiff, das er täglich, wenn früh nicht gefischt worden war, bereit halten mußte.
– Los, Alter, wir fahren zusammen! – rief Peter.
Er stieg die eiserne Leiter vom Quai hinab und sprang ins Schiff.
– Was für 'nen Wind giebts? – fragte er.
– Ostwind, Herr Peter. Draußen weht 'ne steife Brise.
– Na, Alter, denn los.
Sie zogen das Focksegel auf, lichteten den Anker, und das freie Schiff begann langsam über das ruhige Wasser dem Hafenausgang zuzugleiten.
Der leichte Wind, der aus den Straßen herabblies, traf oben das Segel so schwach, daß man nichts davon spürte und die »Perle« den Eindruck machte, als habe sie eigenes Leben, als rege sie sich wie die Schiffe, die eine geheimnisvolle Kraft, die in ihnen liegt, vorwärts treibt.
Peter hatte die Ruderpinne in die Hand genommen; die Cigarre zwischen den Zähnen, die Beine von sich gestreckt, sah er mit bei den blendenden Sonnenstrahlen halb geschlossenen Augen die großen getheerten Pfähle des Wellenbrechers an sich vorbeischießen.
Als sie an der Nordspitze des Hafendammes, der sie bisher beschützt, das offene Meer erreichten, wurde der Wind stärker und traf Gesicht und Hände des Doktors, wie eine etwas kalte Liebkosung, blies ihm in die Brust hinein, daß sie sich blähte und er ihn tief seufzend einsog, füllte das braune Segel, das sich anfing zu runden, und drückte die »Perle« zur Seite nieder, daß sie schneller dahinschoß.
Jean-Bart hißte plötzlich das Focksegel, dessen Dreieck windgefüllt einem Flügel glich. Dann eilte er mit zwei langen Schritten nach hinten und band das Bramsegel ab, das am Maste lag.
Leise und lebhaft schäumte und gurgelte das Wasser an der Barke, die sich plötzlich auf die Seite legte und es nun mit aller Geschwindigkeit durchschnitt.
Bei jeder Welle, die sie traf – kurz und schnell hintereinander – bekam die »Perle« einen Stoß vom Bugspriet bis zum Steuer, das in Peters Händen bebte. Und als der Wind ein paar Sekundenlang stärker blies, spritzten die Fluten über Bord, als wollten sie die Barke füllen. Ein Liverpooler Kohlendampfer lag vor Anker, um die Flut abzuwarten. Sie kamen hinten um ihn herum, dann liefen sie an all den Schiffen, eines nach dem anderen, vorüber, die auf der Rhede lagen, und fuhren dann etwas weiter hinaus, um den Blick auf die Küste zu haben.
Drei Stunden lang irrte Peter so ruhig und zufrieden auf der bewegten Flut umher, indem er dieses Ding aus Holz und Leinwand, das ging und kam unter dem Druck seiner Hand, wohin er wollte, steuerte wie ein flinkes, gelehriges, beflügeltes Tier.
Er träumte, wie man nur auf dem Rücken der Pferde träumt oder auf dem Deck eines Schiffes, dachte an seine Zukunft, die schön sein würde und wie prächtig es wäre, sich sein Leben vernünftig einzurichten. Gleich morgen wollte er seinen Bruder bitten, ihm auf drei Monate fünfzehnhundert Franken zu borgen, um sich dann gleich in der hübschen Wohnung Boulevard Franz I einzurichten.
Der Matrose sagte plötzlich:
– Der Nebel fällt ein, Herr Peter. Wir müssen zurück.
Er blickte auf und gewahrte gegen Norden einen grauen, tiefen, leichten Schatten, der den Himmel einnahm und das Meer verdeckte und auf sie zulief wie eine von oben herabgesunkene Wolke. Sie legten bei. Und den Wind im Rücken ging es nun wieder dem Hafen zu, von der Nebelwand gefolgt, die ihnen näher kam. Als sie die »Perle« berührte und sie dicht einhüllte, lief es kalt über Peters Glieder, und ein Geruch von Rauch und Schimmel, der sonderbare Geruch der Seenebel, ließ ihn den Mund schließen, um den eisigen feuchten Dunst nicht einzuatmen. Als die Barke im Hafen an der gewöhnlichen Stelle wieder fest machte, war schon die ganze Stadt von dem Nebeldunst erfüllt, der, ohne doch niederzufallen, alles näßte wie ein Regen, und über Häuser und Straßen hinglitt wie ein strömender Fluß.
Peter kehrte mit eiserstarrten Händen und Füßen heim und warf sich aufs Bett, um bis zum Essen zu schlafen. Als er ins Eßzimmer kam, sagte die Mutter zu Hans:
– Die Glashalle wird reizend. Dort stellen wir Blumen hin. Du wirst mal sehen. Ich will schon dafür sorgen, daß sie blühen und immer erneut werden. Wenn Du ein Fest giebst, wird das aussehen, wie die reine Feenpracht.
– Wovon sprecht ihr denn? – fragte der Doktor.
– Von einer reizenden Wohnung, die ich für Hans gemietet habe. Ein wirklicher Fund. Ein Halbgeschoß mit der Front nach zwei Straßen. Es enthält einen Salon, eine Glas-Galerie, ein kleines, rundes Eßzimmer. Ganz reizend für einen Junggesellen.
Peter ward bleich, der Zorn stieg in ihm auf:
– Wo liegt es denn? – fragte er.
Er zweifelte nicht mehr und setzte sich in so wütender Stimmung, daß er am liebsten gerufen hätte: »Das ist aber zu toll! Muß er denn alles haben.«
Die Mutter war strahlend und redete immer weiter:
– Und dann denk Dir mal, ich habe das für zweitausend achthundert Franken bekommen. Es sollte dreitausend kosten, aber ich bekam es zweihundert billiger, da ich einen Kontrakt gemacht habe auf drei Jahr, der immer um drei Jahr verlängert werden kann. Das ist eine wundervolle Wohnung für Deinen Bruder. Ein Advokat braucht nur eine anständige Wohnung zu haben, dann macht er schon Carrière. Das zieht die Leute an, verführt sie, giebt ihnen Vertrauen. Und dann weiß man gleich, daß jemand, der in so einer Wohnung wohnt, auch seine Dienste teuer bezahlen läßt.
Sie schwieg ein paar Sekunden und fuhr dann fort:
– Wir müssen was Ähnliches für Dich finden. Natürlich etwas bescheidener, da Du nichts hast, aber trotzdem sehr nett. Ich glaube sicher, das würde Dir viel helfen.
Peter antwortete wegwerfend:
– Ach, ich will meinen Weg durch Arbeit und Können machen.
Die Mutter fuhr fort:
– Ja. Aber ich glaube sicher, daß eine hübsche Wohnung Dir eine große Hilfe sein würde.
Mitten während des Essens fragte er plötzlich:
– Woher kanntet ihr eigentlich den Maréchal?
Der alte Roland blickte auf und dachte nach:
– Warte mal, das weiß ich nicht mehr genau. Es ist so lange her. Ja, ja, ich weiß es. Die Mama hat ihn im Laden kennen gelernt. Nichtwahr, Luise? Er hatte irgend etwas bestellt. Und dann kam er immer wieder. Wir hatten ihn als Kunden, ehe er unser Freund wurde.
Peter aß Bohnen und pickte sie einzeln mit der Gabel auf, als spießte er sie auf einen Degen, und sagte:
– Wann ist denn das gewesen, als ihr ihn kennen lerntet?
Roland überlegte es sich wieder, kam aber nicht darauf und wollte, daß seine Frau seinem Gedächtnis nachhelfen sollte:
– Wart mal, Luise, welches Jahr war denn das. Du wirsts ja noch wissen. Du hast ja so'n gutes Gedächtnis. Warte mal, das war – – das war fünfundfünfzig oder sechsundfünfzig. Überleg Dir doch mal, Du mußt's doch besser wissen, wie ich.
Sie überlegte es sich in der That, dann sagte sie ruhig und sicher:
– Das war achtundfünfzig, Dicker. Peter war damals drei Jahr alt. Ich weiß ganz bestimmt, daß ich mich nicht irre, denn es war in dem Jahr, wo das Kind Scharlach hatte. Und Maréchal, den wir noch sehr wenig kannten, war uns eine große Hilfe.
Roland rief:
– Das ist wahr! Das ist wahr! Er benahm sich sogar großartig. Als Deine Mutter vor Müdigkeit nicht mehr konnte, und ich im Laden zu thun hatte, ging er in die Apotheke, um Deine Medizin zu holen. Er war wirklich ein guter Kerl. Und als Du gesund warst, hättest Du mal sehen sollen, wie er sich freute und Dich küßte. Von dem Tag ab wurden wir dicke Freunde.
Und plötzlich traf mit aller Heftigkeit der Gedanke Peters Seele, wie eine Kugel die ein Loch macht und alles zerreißt: »Da er mich doch zuerst kannte und er so nett zu mir war, da er mich gern hatte und mich so oft geküßt hat, und da ich der Grund war zur engen Freundschaft mit meinen Eltern, wie kommt es dann, daß er sein ganzes Geld meinem Bruder vermacht hat und mir nichts?«
Er fragte nicht weiter, blieb, mehr innerlich beschäftigt, als träumend, finster sitzen. Eine neue Unruhe war über ihn gekommen, noch etwas Unbestimmtes, der geheime Keim einer neuen Qual.
Er ging zeitig fort und irrte durch die Straßen. Sie lagen in tiefem Nebel, der die Nacht drückend finster und unangenehm machte. Es war, als drückte ein Pestilenzhauch auf die Erde. Er schien über die Straßenlaternen hinzuhuschen und sie manchmal wie zu verlöschen; das Pflaster auf der Straße wurde schlüpfrig, wie wenn Glatteis wäre, und aus dem Innern der Häuser schienen alle Übelgerüche auszuströmen, der Gestank aus den Kellern, Gruben und Gossen, aus armseligen Küchen, um sich mit dem gräßlichen Geruch dieses fliegenden Nebels zu verbinden.
Peter machte den Rücken krumm, versenkte die Hände in die Taschen. Da er bei der Kälte nicht draußen bleiben wollte, ging er zu Marowsko.
Der alte Apotheker saß beim Schein seiner einen Gasflamme, die für ihn wachte, und schlief. Als er Peter erkannte, den er liebte, wie ein treuer Hund, schüttelte er seinen Stumpfsinn ab, holte zwei Gläser und den Schnaps.
– Nun, – fragte der Doktor – wie stehts mit dem Likör?
Der Pole erzählte, daß vier der Hauptcafés in der Stadt ihn vertreiben wollten und daß die beiden Zeitungen »der Leuchturm« und »der Telegraph von Havre« versprochen hatten, Reklame für ihn zu machen, wofür er den Redakteuren einige Apothekenprodukte überlassen wollte.
Nach langem Schweigen fragte Marowsko, ob Hans schon endgiltig das Geld bekommen hätte. Dann stellte er noch zwei oder drei allgemeine Fragen darüber. Seine zärtliche Vorliebe für Peter empörte diese Bevorzugung. Und Peter meinte, ihn denken zu hören, erriet und verstand, las in seinen rollenden Augen, dem zögernden Ton seiner Stimme die Worte, die ihm auf die Lippen kamen und die er doch nicht äußerte, die er nie sagen würde, er, der so vorsichtig, so zurückhaltend, so verschlagen war.
Er zweifelte jetzt nicht mehr daran, der Alte dachte: »Ihr hättet ihn die Erbschaft nicht annehmen lassen dürfen, denn man wird von eurer Mutter Übles reden.« Vielleicht dachte er sogar, Hans sei Maréchals Sohn. Ja das dachte er ganz bestimmt. Und wie sollte er es auch nicht denken? Die Sache schien so wahrscheinlich, augenfällig und sicher. Kämpfte er, der Sohn, er, Peter selbst, nicht seit drei Tagen mit aller Kraft dagegen, mit allen Beweggründen seiner Seele, um die Vernunft zu betäuben. Kämpfte er nicht gegen diesen schrecklichen Verdacht.
Und plötzlich kam wiederum das Bedürfnis über ihn, allein zu bleiben, um nachzudenken, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um diese entsetzliche Möglichkeit offen, ohne Hinterhalt, ohne Schwäche, zu überlegen. Und das kam so zwingend über ihn, daß er aufstand, ohne sogar sein Glas Schnaps ausgetrunken zu haben, dem zu Tode erschrockenen Apotheker die Hand drückte und wieder in den Nebel der Straße untertauchte.
Er sagte sich: »Weshalb hat der Maréchal nur dem Hans sein ganzes Vermögen hinterlassen?«
Jetzt war es keine Eifersucht mehr, weshalb er danach forschte, nicht mehr jene etwas niedrige Lust, die er in sich fühlte und gegen die er seit drei Tagen ankämpfte, sondern das Entsetzen vor etwas Furchtbarem, der Schreck, selbst glauben zu müssen, daß Hans, daß sein Bruder der Sohn jenes Mannes sei.
Nein, er glaubte es nicht. Er konnte sich diese sträfliche Frage garnicht stellen. Aber er mußte diesen leisen, so unwahrscheinlichen Verdacht ganz von sich abwälzen, ein- für allemal. Er mußte Licht haben, Gewißheit. Er mußte die Sicherheit seines Herzens wiedergewinnen, denn er liebte nur seine Mutter auf dieser Welt.
Und wie er ganz allein durch die Nacht irrte, suchte er in seinen Erinnerungen, mit seiner Vernunft genau alles festzustellen, was die Wahrheit ans Licht brächte. Dann wäre alles aus, er wollte nicht mehr daran denken, nie wieder, und schlafen gehen.
Er überlegte: »Wir wollen erst einmal die Thatsachen feststellen, dann will ich mir alles ins Gedächtnis rufen, was ich von ihm weiß, von seinem Benehmen gegen meinen Bruder und mich, alles was zu dieser Bevorzugung hat führen können. Er hat Hans geboren werden sehen? Ja, aber er kannte mich schon früher. Hätte er meine Mutter in stiller stummer Zurückhaltung geliebt, würde er mich lieber gehabt haben, denn durch mich, durch das Scharlach das ich hatte, wurde er der intime Freund meiner Eltern. Also mußte er notgedrungen mich wählen, für mich eine stärkere Zuneigung haben. Es sei denn, daß er für meinen Bruder, als er ihn heranwachsen sah, eine Neigung, eine unwillkürliche Vorliebe empfunden.«
Nun suchte er in seinem Gedächtnis, mit verzweifelter Anstrengung aller Sinne, alles Nachdenkens, diesen Mann wieder vor sich zu sehen, ihn wieder aufleben zu lassen und ganz zu durchdringen, diesen Mann, der, seinem Herzen fern stehend, während all dieser Jahre in Paris ihm vor Augen gewesen war.
Aber er fühlte, daß das Gehen, die leise Erschütterung und Bewegung ihn im scharfen Nachdenken störte, die Sicherheit seiner Gedanken, ihre Tragweite hemmte und sein Gedächtnis verschleierte.
Er mußte irgendwo in der Einsamkeit, in der Weite sein, um auf die Vergangenheit und die Ereignisse, die er nicht kannte, jenen scharfen Blick zu werfen, dem nichts entging. Und er beschloß sich wieder an den Strand zu setzen, wie vor ein paar Tagen in der Nacht.
Als er sich dem Hafen näherte, hörte er nach dem offenen Meer zu einen kläglichen dumpfen Schrei, wie das Gebrüll eines Stieres, aber länger und lauter. Es war der Ton einer Sirene, der Ruf der Schiffe im Nebel.
Ein Schauer traf ihn und zog ihm das Herz zusammen. In seiner Seele und in seinen Nerven hatte dieser Schrei der Verzweiflung einen Widerhall gefunden, als hätte er ihn selbst ausgestoßen. Nun stöhnte wieder eine andere Stimme etwas weiter entfernt, dann stieß ganz nahe die Hafensirene als Antwort einen herzzerreißenden Schrei aus.
Peter eilte mit schnellen Schritten an den Hafendamm, ohne noch über irgend etwas nachzudenken, nur glücklich in diese traurige, heulende Dunkelheit zu tauchen.
Als er an der Spitze der Mole saß, schloß er die Augen, um die elektrischen Lichter, die vom Nebel verschleiert waren, nicht zu sehen, die Lichter, die es möglich machen, daß man auch bei Nacht den Hafen gewinnt, noch auch das rote Licht des Leuchtturms am südlichen Hafendamm, das man jedoch kaum erkannte. Er wendete sich zur Hälfte herum, stützte die Ellbogen auf den Stein und verbarg das Gesicht in den Händen.
In seinen Gedanken klang, ohne daß er das Wort ausgesprochen hätte, als riefe es ihn fortwährend, als wolle er immer seinen Schatten heraufbeschwören: »Maréchal! Maréchal!« Und im Dunkel, als er die Lider geschlossen hatte, sah er ihn plötzlich genau so vor sich stehen, wie er ihn gekannt. Er war ein sechzigjähriger Mann, mit weißem, spitz geschnittenem Bart, und gleichfalls weißen, starken Augenbrauen. Er war nicht groß, nicht klein, sah freundlich aus, seine grauen Augen blickten weich, er benahm sich bescheiden wie ein einfacher, zartfühlender, braver Mensch. Peter und Hans nannte er: »Meine lieben Kinder.« Und nie hatte er einen vor dem anderen vorgezogen, wenn sie alle beide zu ihm zum Essen kamen.
Und Peter begann mit der Beharrlichkeit eines Hundes auf frischer Fährte sich alle Worte, Bewegungen, Betonungen, Blicke dieses Mannes wieder zu vergegenwärtigen, der von der Erde verschwunden war. Allmählich erinnerte er sich seiner genau wieder, wie er seinen Bruder und ihn in seiner Wohnung in der Rue Tronchet zum Essen empfing.
Zwei Mädchen bedienten, beide alt, die seit langer Zeit wahrscheinlich sich angewöhnt hatten, »Herr Peter« und »Herr Hans« zu sagen.
Maréchal streckte den beiden jungen Leuten die Hand entgegen, dem einen die rechte, dem anderen die Linke, wie sie gerade eintraten.
– Guten Tag, liebe Kinder! – sagte er. – Habt ihr Nachricht von euren Eltern? Mir schreiben sie ja nie.
Man sprach leise und intim von gewöhnlichen Dingen. Bei diesem Mann gab es nichts Außergewöhnliches, aber er besaß viel Liebenswürdigkeit, Reiz und Zauber. Er war wirklich für sie wie ein guter Freund, einer jener guten Freunde, an die man kaum denkt, weil man ihrer so sicher ist.
Nun kamen Peter allerhand Erinnerungen. Manchmal, wenn er sah, daß er Sorgen zu haben schien, hatte ihm Maréchal, der wußte, daß er als Student nicht viel zu verthun hatte, Geld angeboten und geborgt, vielleicht ein paar hundert Franken, die von beiden Seiten vergessen und nie zurückgegeben worden. Der Mann hatte ihn also immer gern gehabt, hatte immer an ihm Interesse genommen, da er sich um seine Bedürfnisse gekümmert. Ja aber dann, warum hinterließ er dann Hans sein ganzes Vermögen? Nein, er war damals niemals gegen den jüngeren zärtlicher gewesen, als gegen den ältesten, hatte sich nie mehr um den einen gekümmert, als um den anderen, hatte sich nie gegen diesen herzlicher gezeigt, als gegen jenen. Ja aber dann – dann? Dann mußte er doch einen geheimen, ausschlaggebenden Grund gehabt haben, um Hans alles zu geben und Peter nichts.
Je mehr er darüber nachdachte, je mehr er die vergangenen Jahre wieder durchlebte, desto unwahrscheinlicher, unglaublicher ward ihm der Unterschied, den er zwischen ihnen gemacht.
Und ein stechender Schmerz, eine unerklärliche Beklemmung überkam ihn, so daß ihm das Herz flatterte, wie eine Flagge im Wind. Es war ihm, als wäre die Spannkraft seines Herzens gebrochen, als strömte das Blut frei in großen Fluten hindurch und versetzte es in gewaltige Aufregung.
Da flüsterte er in unbestimmten halben Worten wie im Traum vor sich hin: »Ich muß es wissen, mein Gott, ich muß es wissen.«
Er suchte sich jetzt noch weiter zurück zu versenken in die Zeit, wo seine Eltern in Paris wohnten. Aber die Züge wurden undeutlich, so daß seine Erinnerung sich verwischte. Er wollte sich vor allem entsinnen, ob Maréchal blondes, braunes oder schwarzes Haar gehabt. Er konnte es nicht mehr. Das Aussehen dieses Mannes, wie er zuletzt gewesen als Greis, hatte jede andere Erinnerung verwischt. Und doch erinnerte er sich, daß er schlanker gewesen, daß er eine weiche Hand gehabt, daß er ab und zu Blumen gebracht. Ja, sehr oft, so daß sein Vater unausgesetzt sagte: »Wieder ein Bouquet! Aber das ist ja eine Verrücktheit, lieber Freund. Sie werden sich noch an den Rosen ruinieren.«
Maréchal antwortete: »Lassen Sie doch, es macht mir solchen Spaß.«
Plötzlich schoß ihm die Stimme seiner Mutter durchs Gedächtnis, so genau, daß er meinte, sie zu hören, wie sie lächelte und sagte: »Danke, lieber Freund.« Sie mußte die drei Worte wohl oft gesagt haben, daß sie sich so in des Sohnes Gedächtnis gegraben.
Maréchal brachte also Blumen. Er, der reiche Mann, der Herr, der Kunde, dieser kleinen Ladenfrau, der Gattin des bescheidenen Goldarbeiters. Hatte er sie geliebt? Wie wäre er der Freund dieser Kaufleute geworden, wenn er die Frau nicht geliebt! Er war ein kluger Mann gewesen von seiner Bildung. Wie oft hatte er nicht über Dichtung und Dichter gesprochen mit Peter. Er beurteilte die Schriftsteller nicht als Künstler, sondern als begeisterter Liebhaber. Der Doktor hatte oft über seine Überschwenglichkeiten, die er ein wenig thöricht fand, gelacht. Heute begriff er, daß dieser etwas sentimentale Mensch niemals, aber auch nie der Freund seines Vaters hatte sein können, dieses so positiven Mannes, der fest auf der Erde stand und so hausbacken war, daß das Wort Poesie für ihn etwas Lächerliches hatte.
Also dieser Maréchal, dieser junge, freie, reiche Mann, zu allerlei Liebesunternehmungen aufgelegt, war eines Tages zufällig in einen Laden gekommen, wo ihm vielleicht die hübsche Frau Eindruck gemacht. Er hatte etwas gekauft, war wiedergekommen, hatte mit ihr gesprochen, war von Tag zu Tag zutraulicher geworden und hatte durch häufiges Kaufen das Recht sich errungen, in diesem Haus seinen Platz einzunehmen, der jungen Frau zuzulächeln und dem Manne die Hand zu drücken.
Und dann, dann! O mein Gott, dann!
Er hatte das erste Kind geliebt und verhätschelt, das Kind des Juweliers, bis zur Geburt des anderen. Dann hatte er sein Geheimnis bewahrt bis zum Tode. Aber nun, wo sein Grab geschlossen, sein Leib zerfallen war, sein Name aus der Liste der Lebenden gelöscht, er für immer verschwunden, nun wo es nichts mehr zu schonen gab, er nichts mehr befürchten und verstecken mußte, hatte er dem zweiten Kinde sein ganzes Geld hinterlassen. Warum? Der Mann war doch klug gewesen. Er hatte doch begreifen und vorhersehen müssen, daß es beinah unvermeidlich war, daß man dadurch annehmen mußte, dieses Kind wäre seines. Er brachte also eine Frau um Ehre und Ruf. Wie sollte er das gethan haben, wenn Hans nicht sein Sohn gewesen wäre.
Und plötzlich durchschoß eine ganz scharfe, fürchterliche Erinnerung Peters Seele: Maréchal war blond gewesen, blond wie Hans. Er erinnerte sich jetzt, früher ein kleines Miniaturbild gesehen zu haben, in Paris auf dem Kamin im Wohnzimmer, das jetzt verschwunden war. Wo war es hin? Verloren oder versteckt? Ach, wenn er es nur einen Augenblick hätte in der Hand halten können. Vielleicht hatte es seine Mutter irgendwo in einem Fach verborgen, wo man Liebeserinnerungen bewahrt.
Seine Verzweiflung wurde bei diesem Gedanken so groß, daß er ein Stöhnen ausstieß. Eine jener kurzen Klagen, die bei allzu großem Leid den Menschen entfahren. Und plötzlich heulte die Hafensirene ganz nahe neben ihm, als ob sie ihn gehört, ihn verstanden und nun ihm antworte. Das Gebrüll, das wie von einem übernatürlichen Ungetüm klang, stärker als der Donner, ein wilder, furchtbarer Schrei, um die Summe von Wind und Wellen zu übertönen, klang in die Dunkelheit hinaus über das unsichtbare Meer, das unter den Nebelschleiern verborgen lag.
Da erhoben sich in dem Dunst, weit oder nah, wieder Antwortrufe in der Nacht. Sie waren furchtbar diese Schreie, die die großen, blinden Dampfer ausstießen.
Dann war tiefes Schweigen.
Peter hatte die Augen geöffnet und blickte erstaunt um sich, aus seinem Traum erwacht.
»Ich bin verrückt,« dachte er. »Ich verdächtige meine Mutter.« Und ein Ansturm von Liebe und Zärtlichkeit, von Reue, Gebet und Verzweiflung überkam ihn. Seine Mutter, da er sie kannte, wie sie war, wie konnte er sie überhaupt in Verdacht haben. Lag das ganze Leben dieser einfachen, keuschen, ehrlichen Frau nicht heller vor ihm, als klares Wasser. Wer sie gesehen und gekannt, mußte sie doch für erhaben über allen Verdacht halten. Und er, er, der Sohn, zweifelte an ihr. Ach, wenn er sie diesen Augenblick hätte in den Armen haben können, wie hätte er sie umschlungen, geküßt und geliebkost, wäre vor ihr niedergekniet, sie um Verzeihung zu bitten.
Sie sollte seinen Vater betrogen haben. Sie, seinen Vater! Er war ja gewiß ein braver, ehrlicher, trefflicher Mann, zuverlässig in Geschäften, dessen Geist aber doch nie über den Horizont seines Ladens hinausgekommen. Wie hatte nur diese Frau, die einst sehr hübsch gewesen sein mußte, – er wußte es und man sah es noch – die eine zarte, liebebedürftige, weiche Seele gehabt, sich mit einem Mann verloben und verheiraten können, der so verschieden war von ihr.
Warum sollte er sich den Kopf zerbrechen? Sie hatte eben geheiratet, wie junge Mädchen den vermögenden Mann nehmen, den ihr die Eltern vorschlagen. Sie hatten sich sofort einen Laden in der Rue Montmartre eingerichtet, und die junge Frau war Geschäftsfrau geworden. Die neuen Verhältnisse hatten sie ganz in Bann geschlagen, das ausgeprägte, geheiligte, gemeinsame Interesse, das bei der Mehrzahl Kaufmannsehen in Paris an Stelle der Liebe oder der Zuneigung tritt. Sie hatte begonnen zu arbeiten mit all ihrer eifrigen, feinen Intelligenz, um das erträumte Vermögen zu verdienen. Und so war ihr Leben gleichmäßig ruhig, ehrenhaft, ohne Leidenschaft dahingeflossen.
Ohne Leidenschaft? War es überhaupt möglich, daß eine Frau niemals geliebt? Eine junge, hübsche Frau, die in Paris lebt, Bücher liest, Schauspielerinnen beklatscht, die in Liebesleidenschaft auf der Bühne sterben. Konnte sie von der Jugend bis zum Alter ihr Leben hinbringen, ohne daß nur ein einziges Mal sich ihr Herz gerührt? Bei einer anderen hätte er es nicht geglaubt. Warum sollte er es bei seiner Mutter glauben?
Sie hatte gewiß auch geliebt, wie eine andere. Warum sollte sie anders sein, wie die übrigen, wenn sie auch seine Mutter war.
Sie war jung gewesen mit aller idealen Schwachheit, die das Herz junger Wesen befällt. Im Laden ihr Leben hinbringend, an der Seite eines gewöhnlichen Mannes, der immer nur vom Geschäft redete, hatte sie geträumt von Mondschein, Reisen, Küssen in dunkler Nacht. Und dann war eines Tages ein Mann in ihr Leben getreten, wie der Liebhaber in den Romanen und hatte gesprochen, wie solche sprechen.
Sie hatte ihn geliebt. Warum nicht? Sie war seine Mutter! Nun, mußte man denn blind sein und so dumm, die Wahrheit nicht zu sehen, weil es sich um die Mutter handelte?
Hatte sie sich ihm hingegeben? Gewiß, da der Mann keine andere Geliebte gehabt. Gewiß, da er dieser Frau, auch in der Ferne und als sie alt geworden, treu geblieben. Gewiß, da er dem Sohn dieser Frau, dem Sohn von ihnen beiden, sein ganzes Vermögen hinterlassen.
Und Peter stand auf, von einer solchen Wut gepackt, daß er jemand hätte niederschlagen mögen. Er streckte den Arm aus, öffnete weit die Hand mit dem Wunsch, jemand anzupacken, zu stoßen, zu erwürgen. Wen? Alle. Seinen Vater, seinen Bruder, den Toten, seine Mutter.
Er setzte sich in Gang, um heimzukehren. Was sollte er thun?
Als er an einem Turm neben dem Signalmast vorüberging, klang ihm der grelle Schrei der Sirene ins Gesicht. Er war so erschrocken, daß er beinah gefallen wäre, und bis an die Granitbrüstung zurückwich. Dort setzte er sich kraftlos, gebrochen durch die Aufregung.
Der Dampfer, der zuerst antwortete, schien schon ganz nahe zu sein und tauchte am Hafeneingang auf, da Flut war.
Peter wandte sich um und gewahrte sein dunstverschleiertes, rotes Auge. Dann zeichnete sich zwischen den beiden Hafendämmen im Licht der elektrischen Scheinwerfer des Hafens ein großer, schwarzer Schatten ab. Hinter ihm klang die Stimme des Wächters im heiseren Ton eines alten Seemannes:
– Wie heißt das Schiff?
Und durch den Nebel klang die Stimme des Lootsen, der auf der Kommandobrücke stand, gleichfalls heiser zurück:
– Santa Lucia.
– Land?
– Italien.
– Hafen?
– Neapel.
Und es war Peter, als sähe er vor seinen geblendeten Augen die Feuergarbe des rauchenden Vesuv, während zu Füßen des Vulkans in den Orangenhainen von Sorrent oder Castellamare Glühwürmchen flogen.
Wie oft hatte er von diesen Namen geträumt, die ihm geläufig waren, als kenne er diese Gegenden. Ach, wenn er doch fortgekonnt hätte, gleich fort, irgendwohin und nie wiederkehren, nie schreiben, nie Nachricht von sich geben, was aus ihm geworden. Aber nein, er mußte zurückkehren, mußte in das Vaterhaus heimkehren und in seinem Bett schlafen.
Ach was, er wollte nicht heimkehren. Er wollte bis zum Morgen warten. Der Ton der Sirenen machte ihm Spaß. Er erhob sich und begann hin und her zu laufen, wie der wachhabende Offizier an Deck. Ein zweites Schiff kam heran, hinter dem ersten, riesig, ganz rätselhaft, ein Engländer, der aus Indien wiederkehrte. Dann folgten noch mehrere, die alle, eines nach dem anderen, aus dem Schatten tauchten. Als dann die Feuchtigkeit des Nebels unerträglich ward, kehrte Peter zur Stadt zurück. Er war so durchfroren, daß er in eine Matrosenkneipe trat, um einen Grog zu trinken. Und als die scharfe, heiße Flüssigkeit ihm Gaumen und Kehle netzte, fühlte er die Hoffnung zurückkehren.
Vielleicht hatte er sich doch getäuscht. Er kannte sich ja, wie seine Gedanken hin und her irrten – er hatte sich sicher getäuscht. Er hatte alle Beweismittel angehäuft, wie man gegen einen Unschuldigen die Anklageschrift aufstellt. Gegen einen Unschuldigen, der immer leicht zu verurteilen ist, wenn man ihn für schuldig halten will. Wenn er erst einmal ausgeschlafen hätte, würde er anders denken. Da kehrte er heim, um zu Bett zu gehen. Und alle Willenskraft zusammennehmend, schlief er endlich ein.