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An Erzherzog Ferdinand und seine Gemahlin Marie Beatrix

Erzherzog Ferdinand (1754-1806) vermählte sich nach langer Verlobungszeit am 15. Oktober 1771 mit Marie Beatrix, der Tochter und Erbin des letzten Herzogs von Modena aus dem Hause Este und begründete die Linie Österreich-Este.

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Undatiert (24. Jänner 1762).

Mein lieber Sohn. Ich habe selbst dieses Kästchen bringen wollen; weil mir aber so viele Geschäfte vorgefallen, so muß ich mich dieser Satisfaktion berauben, und meiner ersten Schuldigkeit als König muß die Sorge der Mutter und ihr Vergnügen weichen. Ich habe geglaubt, ihm keine größere Freude zu machen, als seinem freigiebigen, erkenntlichen Herzen eine Gelegenheit zu geben, selbes seinen Leuten bezeigen zu können. Ich hoffe, der Appetit, der Schlaf und die Kräfte werden täglich zunehmen, und ich werde morgen selbst kommen.

Maria Theresia.

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Undatiert (etwa 1764).

Ich will Ihnen wieder ganz wohlgeneigt sein, aber unter der Bedingung, daß Sie sich durchaus bessern indem Sie aufmerksam sofort jedermann und allen Weisungen gehorchen und nicht blindlings Ihren Sinnen und Ihrem Geschmack folgen. Sie sind schon zu groß, um ein solches Kind zu sein, aber noch viel sträflicher ist es, daß Sie es wagen, Ihren Vorgesetzten oder denen, die älter sind als Sie, zuwider zu sprechen.

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den 9. Juni 1765.

Allerliebste Frau Tochter! Ich will nicht die Letzte sein, die Euer Liebden in dieser Sprache schreibt. Obwohl mir viel gemächlicher ist die französische Korrespondenz, so erfreue ich mich doch, deutsche Zeilen von meiner lieben Tochter zu empfangen, und dadurch zu ersehen, wie selbe sich anwendet, eine ganze Nation zu beglückseligen, daß sie deren Sprache sich kundig macht, obwohl sie in Italien zu verharren hat. Graf Sternberg, der nach Genua geht, wird das Glück haben, Euer Liebden zu sehen, und Sie mündlich meiner Zärtlichkeit zu versichern, mit welcher allzeit verharre Euer Liebden ergebenste Mutter

Maria Theresia.

Der Melzi einen Gruß von mir.

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Undatiert (13. April 1771).

Mit diesen Heften, besonders mit der Leichtigkeit und dem Charakter der Arbeiten bin ich sehr zufrieden. Aber, mein lieber Sohn, zuviel Tabellen sind nicht nötig und werden nur von denen begehrt, die weder gern lesen noch al tavolino Am Schreibtisch. zu arbeiten lieben, die vom lieben Gott Talente, besonders ein gutes Gedächtnis bekommen haben und dadurch ihren Pflichten zu genügen glauben, wenn sie Anfang und Ende auswendig wissen, ohne etwas gründlich zu können, und dadurch den andern für kurze Zeit zu imponieren verstehen. Ich betone aber für kurze Zeit, denn wir werden zu genau geprüft, um undurchdringlich sein zu können, und wir sind zu schwach, um uns nicht durch unsere Gefälligkeiten selbst zu verraten. Ich lege diesem Punkt um so größeren Wert bei, als ich Ihre Talente und Ihren Geist für große Angelegenheiten kenne. Aber Ihre Unachtsamkeit, Ihre Trägheit für die kleineren Dinge, die doch unsern Tag und unsern Lebensweg ausfüllen, die Eigenliebe, die Sie in so hohem Grade besitzen, machen Sie eingebildet und übellaunig, wenn man Sie drängt oder es Sie fühlen läßt. Die Geschäfte erledigen sich nur, wenn man sich Mühe darum giebt und alle Zerstreuungen oder Nachlässigkeiten beiseite läßt; in diesem Punkt habe ich allen Grund Befürchtungen zu hegen. Ich sehe Sie niemals die geringste Trägheit oder Neugierde überwinden; ein absichtliches Vergessen begleitet Ihre Handlungen, und mir mit Ärger folgen Sie, wenn man Ihnen helfen will herauszukommen; dann werden Sie ironisch, kritisch, sentenziös und sehr verstimmt. Bei einem Privatmann wären diese Fehler schon groß, aber bei einem Prinzen sind sie von den schwersten Folgen, erstens für sein eigenes Glück und dann für das der Provinzen, die Ihnen unterstellt sein werden, damit Sie sie glücklich machen. Unser Glück besteht nur in dem der andern und in dem Vertrauen, das sie uns entgegenbringen. Wie wollen Sie, daß sie dieses Vertrauen haben, wenn sie finden, daß Sie so sind, wie ich Sie soeben geschildert habe? Wir werden zu genau geprüft, um lange imponieren zu können, und es macht mich zittern, daß Sie sich bisweilen rühmen, undurchdringlich zu sein. Wenn das Vertrauen einmal verloren ist, ist es für immer. Man versteckt sich nicht, wenn man nur Gutes mitzuteilen hat und man niemand etwas vortäuschen will. Meine lange Erfahrung meine Liebe für meine Völker, in denen ich auch bei den größten Schicksalsschlägen und Verlusten Hilfsquellen und Trost gefunden habe, haben mich allein aufrechterhalten und mein Glück ausgemacht. Den Großen und den Kleinen, allen schulde ich diese Gerechtigkeit und Erkenntlichkeit, die ich in meiner Familie sehr befestigt wünsche, um sie auch nach meinem Tode glücklich zu machen.

Sie werden zuweilen, wenn ich freie Zeit habe, solche Billetts empfangen und sollen sie in Ihren Heften aufbewahren. Sie sind von einer zärtlichen Mutter diktiert.

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2. Jan. 1772.

Ich muß Ihnen auch bemerken, daß Ihr Brief vom 17. an Ihren Bruder Betrifft einen Zwist, den Ferdinand mit seinem Bruder Joseph, dem späteren Kaiser, hatte. mir keineswegs gefällt und für Sie Beide nicht passend ist und vor allem eignet er sich weder für das Alter Ihres Bruders, noch für den Stand, für den er bestimmt ist. Unterlassen Sie es, sich mit den Personen vom Theater zu beschäftigen. Nicht allein, daß man ihre Namen außerhalb des Theaters nicht aussprechen soll, soll man sie noch weniger zur Hauptsache seiner Beschäftigungen machen. Ich sage das nicht ohne Grund, mit fünfzig Jahren hat man Erfahrung. Ich liebe Sie zu sehr, um ansehen zu können, wie Sie sich mit diesen Bagatellen und Nichtigkeiten abgeben und mit den Theaterintrigen genau Bescheid wissen. Sind sie gute Schauspieler, dann seien Sie freigebig, sonst aber sollen Ihnen ihre Namen noch ihre Geschichten für immer unbekannt bleiben. Das sind die Früchte des häufigen Theaterbesuchs und dieser halblauten Redensarten, dieser vertraulichen Mitteilungen und Bemerkungen. Was für ein Zeitverlust! Füllt man sich den Kopf mit solchen Dummheiten an, so verbannt man alle ernste Urteilskraft daraus. In Italien wird man Ihnen alle diese Histörchen vorsetzen, wenn Sie die geringste Neigung dazu haben ...

Ich verbleibe stets
Ihre treue Mutter
Maria Theresia.

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den 2. Juli (1772).

Meine liebe Frau Tochter und reizende Sekretärin! Ferdinand hat recht sich Ihrer zu bedienen, um zu glänzen. Sie veranschaulichen so niedlich seine Furcht mir zu mißfallen, als er den Ball im Theater hielt und ins Parterre hinunterging, daß ich beim Lesen ausrief: Ich möchte sie beim Kopf nehmen und sie abküssen, wie fein und hübsch beschreibt sie das. Sie sind eine Malerin und alles was Sie wollen. Meine liebe Tochter, wie glücklieh sind wir, Sie zu besitzen.

Es hätte mir sehr leid getan, wenn die Kurfürstin und ganz Mailand Sie nicht einige Menuetts hätten tanzen sehen, ohne daß Sie dadurch ermüdet oder erhitzt wurden; das hätte Ihnen nicht schaden können, aber nur keinen Kontertanz. Ich bin nicht so sicher wie Sie, meine liebe Tochter, daß Sie nicht zu Fehlgeburten neigen. Wollte es Gott, zart und zugleich vollblütig wie Sie sind, mehr Geist, mehr Seele als Körper; da ist alles zu fürchten.

Mein Sohn hat unrecht, sich nicht sogleich zufriedenzugeben, als Firmian ihn bei dieser und allen andern Gelegenheiten beruhigte, und wenn er meint, daß Firmian ihm etwas nach eigenem Ermessen rät, ohne daß es ihm durch das Vergnügen, das es meinem Sohn bereitet, abgelockt ist, denn kann dieser dreist ausführen, was er ihm rät, und wenn ich es selbst nicht gut fände, wäre es nie seine Schuld, und ich würde ihn stets entschuldigen. Dieses Zartgefühl hat etwas sehr Rührendes für mich, denn die Furcht allein könnte ihn nicht zurückhalten. Es geschieht also aus Aufmerksamkeit und Freundschaft für mich, deren Wert ich fühle.

Indem ich Sie beide zärtlich umarme, bin ich immer Ihre treue Mutter
Maria Theresia.

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den 26. Mai 1773.

Was lesen Sie, um Ihren Geist zu bilden, denn die Schmöker allein tun es nicht? Ihre Gemahlin hat immer sehr nützliche Bücher geliebt und gelesen. Ahmen Sie ihr nach und setzen Sie sich täglich eine Stunde dafür fest, aber dann dürfen Sie keine Albernheiten treiben oder mit den Hunden spielen. Zufälligerweise habe ich erfahren, daß Sie welche haben und sie dressieren. Ich gestehe, daß ich, da ich Sie von Grund aus kenne, dieses Vergnügen für Sie recht verderblich finde, für Sie und für die Reinlichkeit, in der Sie sich nicht besonders auszeichnen. Ich kenne Ihre Leidenschaft für die Hunde, und ich weiß auch, wie Sie es verstehen, die Zeit totzuschlagen und die Hunde immer eine sehr schädliche, ich muß sagen kindliche Zerstreuung für Sie sein werden. Wenn man Familie hat, passen keine Hunde dazu, also denken Sie ernstlich darüber nach, und ich erwarte am 1. Juli, wenn Sie zwanzig Jahre alt sein werden, eine feste Regelung, mit der Sie am 1. Juni beginnen werden. Je schwerer Ihnen das wird, desto deutlicher zeigt es die schlimme Wendung, die Sie schon genommen haben, und je mehr Sie damit zögern, je schwerer erscheint es Ihnen, und um Ihre Gesundheit, Ihren guten Ruf und Ihre Zufriedenheit zu bewahren, müssen Sie dahin kommen, sonst ist alles umsonst. Glauben Sie einer Mutter, welche die Welt kennt und die aus Erfahrung darüber zu urteilen weiß, und die nur Ihr Glück und Ihr Wohlbehagen im Auge hat.

Ich umarme Sie und bin Ihre treue Mutter.
Maria Theresia.

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den 30. Januar des Jahres (1777).

Mein lieber Herr Sohn! In aller Eile. Der Karneval beschäftigt mich nicht, sondern die böhmischen Angelegenheiten, um ein festes System aufzustellen. Nicht als ob dort Unruhen und Ungehorsam herrschte; das ist im Sommer zu befürchten, wenn man nicht die nötigen Maßregeln trifft, denn der Bauer wird durch die Gewalttaten der Herren zum Äußersten getrieben, und diese haben es während der sechsunddreißig Jahre, seit denen ich sie regiere, verstanden, sich wie jetzt wieder aus der Affaire zu ziehen, so daß man nie ins Reine kommt und der Untertan weiter in der Unterjochung bleibt. Ich glaube, daß, wenn der Kaiser Joseph II., der seit 1765 Mitregent seiner Mutter war. mich zwar nicht unterstützt, doch wenigstens neutral bleibt, es mir gelingt, die »Leibeigenschaft« und die Robotdienste aufzuheben, dann würde sich alles erledigen. Aber unglücklicherweise haben sich diese Herren, als sie sahen, daß ich mir nicht von ihnen imponieren ließ, aus die Seite des Kaisers geschlagen, und ich leide sehr durch diesen Widerspruchsgeist, der herrscht. Wenn alles gut wird, will ich nicht über alles, was es mich kostet, reden, aber ich bin oft zum Äußersten gebracht.

Was das anbetrifft, was Sie von mir für Serbelloni Der Rittmeister Graf Alexander Serbelloni, für den hier um Protektion ersucht wird, wurde 1777 zum Major ernannt. Er machte keine weitere Karriere. bitten, so können Sie sicher sein, daß ich nichts erwähnen werde; die Sache würde vollständig verdorben sein. Ich kümmere mich um nichts Militärisches, und ich glaube, der junge Mann, mit dem nicht viel los ist, könnte sich damit zufriedengeben, Flügeladjutant zu sein, da er weiß, daß man mindestens vor einem Jahre keinen Generaladjutanten mehr machen wollte. Von mir können Sie sicher sein, da es sich um den alten Marschall und um die Malzi Graf Alexander Serbelloni vermählte sich 1777 mit Rosine, Gräfin Sinzendorff; deren Mutter, Marianne, Gräfin Harrach, war eine Schwester der Fürstin Malzi. handelt. Wäre es fünfzehn Jahre früher, würde Ihnen dieser Brief die Entscheidung bringen, um Ihnen meine Dankbarkeit und meine Achtung zu zeigen. Aber ich rate Ihnen, deshalb an den Kaiser zu schreiben und es als eine Gnade für den Marschall und die Malzi hinzustellen, denen Sie es nicht verweigern können, sie bei ihm zu erbitten.

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den 27. Juli 1778.

Mein lieber Herr Sohn! Nichts Neues. Pichler Hofrat und Kabinettssekretär. wird Ihnen das Journal schicken, das seit zwei Monaten kommt, aber nicht viel sagt, und ich kann weiter auch nichts mitteilen, da ich selbst Feine andere Kenntnis habe. Ich schreibe Ihnen heute wegen der Feste in Mailand, mein lieber Sohn. Ebensosehr, wie ich es dem Volke wünsche sich zu vergnügen und nicht mit mir zu trauern, ebensowenig kann ich die geringste Belustigung in unserem schweren Mißgeschick billigen, und solange der Krieg Der Bayrische Erbfolgekrieg, 1778-1779, den Preußen gegen Österreich für Bayerns Selbständigkeit führte. dauert, und wenn es zehn Jahre wären, darf keine stattfinden. Was für eine gute Nachricht auch kommen mag, solange der Krieg nicht vollständig beendet ist, darf keine Volkslustbarkeit stattfinden. Man wird keine öffentlichen Bälle, noch weniger Maskenbälle, selbst nicht einen Karneval geben; am Hofe, außer den kleinen Bällen auf dem Lande, gar nichts. Alle die Ausgaben stimmen nicht mit der allgemeinen Lage, mit der meinen im besonderen überein, und wenn man ein Fest erlauben könnte, wäre es das Gondelfest, weil das für das Volk ist; aber ich rechne darauf, daß weder der Hof, noch irgendein Beamter dort erscheine.

Man soll das für diese Vergnügungen bestimmte Geld für die Armen gebrauchen, um den göttlichen Beistand, der uns so nötig ist, zu erlangen: dem muß alles weichen.

Der Gedanke, daß man bei mir tanzt und sich vergnügt, während der Staat vielleicht besiegt wird, der Kaiser und Ihr Bruder usw. in der größten Gefahr sind, dieser Gedanke ist unerträglich und alles hört solchen Betrachtungen gegenüber auf, und ich gestehe, daß mein Herz das Gegenteil zu denken nicht ertragen könnte, da ich eine zu gute Meinung von meinen Untertanen habe, um sie fähig zu glauben, anders zu denken und zu fühlen. Ich umarme Sie.

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Den 30. Juli 1778.

Meine liebe Frau Tochter! Heute schreibe ich Ihnen, statt an Ferdinand, da ich ihm am letzten Montag schrieb, um die Feste abzubestellen, die leider jetzt während der großen Staatskrise nicht am Platze sind. Bis zu dieser Stunde ist noch nichts besonderes oder entscheidendes geschehen, außer den besonderen Sachen, die in der Zeitung stehen. Aber das muß sich ändern, denn alle beiden Heere können nicht so weitergehen; die große Hitze ruft auch Ruhr und heiße Fieber hervor. Das lange Verweilen in denselben Lagern hat seine großen Unannehmlichkeiten wegen der Zuträglichkeit der Luft, und obgleich der Prinz kein Fieber mehr hat, ist er dadurch sehr herunter und hat einen trockenen Husten zurückbehalten, der ihn sehr quält, und ich zittre für den Kaiser, der sich keine Ruhe gönnt. Alles sorgt sich um ihn, aber er läßt sich nichts sagen. Es ist kein Glück lange zu leben, man hat keinen Trost mehr.

Meine Gesundheit hält stand, ich magere nicht einmal ab, aber ich esse fast kein Fleisch und Suppe, sondern Obst und Gemüse, und ich schlafe zu allen Tages- und Nachtzeiten. Wenn ich mich abgespannt fühle, mache ich es wie die Hunde, die jederzeit schlafen können. Ich tue es nicht zu meiner Erhaltung, aber aus Liebe zu meinen Kindern, die mich noch erhalten wünschen, und da ich sie zärtlich liebe, ist mir kein Opfer zu schwer.

Gott möge nur Ihre Schwangerschaft schützen, die mir unsagbare Freude bereitet, sicher soviel wie die in Frankreich, denn dieses Kind gehört zum Hause, zu uns. Auch die Königin von Neapel Maria Theresias Tochter Karoline. ist schwanger, aber sie leidet viel an Erbrechen und den Nerven. Die Königin von Frankreich wird gegen Mitte Dezember niederkommen, die von Neapel im Januar und Sie, meine liebe Tochter, Ende Februar. Die Wintermonate werden sich mithin durch tröstlichere Ereignisse auszeichnen als die Sommermonate.

Schon einige Zeit schiebe ich eine Bitte an Sie auf, die mich um so mehr kostet, als ich weiß, daß Sie mit den Diensten der Datel zufrieden sind. Die Fischerin ist fast nicht mehr imstande zu dienen, die Lanz allein kann nicht aushalten, sie tut mehr als eine andere, aber sie muß ins Bad reisen, und ich hoffe, daß sie dadurch wieder hergestellt wird. Wenn es nicht ein zu großes Opfer für Sie ist – ich bitte Sie, sich aufrichtig darüber auszusprechen – würde ich Sie bitten, der Datel den Vorschlag zu machen, ob sie kommen will und glaubt, mich bedienen zu können. Sie ist die einzige, die ich kenne, und was Sie mir von ihr sagten, läßt sie mich jeder andern vorziehen, und ich gestehe, neue zu nehmen, die noch nicht gedient haben, ist eine große Unannehmlichkeit für jemanden, der, wie ich eingestehe, ungeduldig ist und viele Dinge im Kopf hat. Ich hoffe, daß ihr Alter sie tauglich macht, länger als ich auszuhalten. Ich wiederhole Ihnen noch einmal, wenn sie Ihnen zu sehr fehlt, tun Sie nichts, aber wenn Sie sie entbehren können, da Sie noch die Gmeinerin haben, beauftrage ich Sie, sogleich mit ihr zu sprechen und auf meine Rechnung alle nötigen Anordnungen für ihre Ankunft hier zu treffen, falls sie annimmt, sonst muß ich mich für eine andere entscheiden.

Ich umarme Sie zärtlich.
Maria Theresia.


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