Detlev von Liliencron
Roggen und Weizen
Detlev von Liliencron

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Friedrich in der Schlacht bei Zorndorf

Shakespeare und Johann Sebastian ausgenommen, sonst von Caesar bis Friedrich kein Genie.

. . . Der linke Flügel weicht. Kosaken und Kalmücken dringen vor. Der König erscheint. Umsonst. Er ergreift eine Fahne. Umsonst. Da stürzt zu ihm auf dem roten hannoverschen Hengst der größte Reiterführer, den bis jetzt die Welt gesehen hat. Seydlitz hält neben Friedrich: Der Genius neben dem Genius. »Euer Majestät erlauben den Angriff.« Der König, der herrliche, weiche Mensch auch in diesem Augenblick, gibt seinem General die Hand. Und der hohe, kräftige, schöne General beugt sich tief und küßt sie. Und während die Fanfaren schreien, setzen die Schwadronen an. Weit voraus Seydlitz. Statt des hochblitzenden Palasches kreist er als Vorwärts zum Sieg mit der Rechten den Handschuh.

Und Friedrich jagt auf seiner kleinen hellbraunen Tatarenstute Delila zum rechten Flügel. Feldmarschall Lord Keith rast ihm entgegen: Keith, den er liebt mit seiner ganzen Seele. Und der König umarmt gerührt den alten Marschall. Ahnt er, daß er seinen Freund zum letztenmal sieht?

Nun hält Friedrich vor dem Regiment Prinz von Preußen (Nr. 18). Er ruft ihm zu. »Daß sich Gott erbarm! Diese Scheißkerls vom linken Flügel seind gelaufen wie alte Huren . . . O, vorwärts, meine Freunde . . .« Und mit blinkendem Degen, vorgebeugt bis zu den Ohren seines Pferdes, eine Welt für diesen Anblick! Was gilt dem Genius der Tod, reitet der König im Schritt in die Asiaten hinein. Seine großen Himmelsaugen flammen . . . Und über ihm, am heißen, sonnendurchsengten Augusttag blitzt ein strahlender, nie gesehner diamantheller Stern.

Und der große diamanthelle Stern leuchtet über seiner Stirn:

Fridericus divus.


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