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Armselig Volk wohnt in der schmutzigen Gasse, Vor allen Türen stehen freche Weiber, Geschminkt, entblößt, gemeines Wort im Munde. Gleichgültig schreit hindurch der Karrentreiber, Der seine Waren preist im engen Passe, Und wüstes Leben wogt hier jede Stunde. Ach, aus dem eklen Schlunde, Der plötzlich in ein vornehm Viertel mündet, Wo sehr gewitzt der große Kaufherr handelt Und mancher Gauner wandelt, Der seinen Reichtum stolz der Welt verkündet, Aus diesem Schlunde gähnt es so alltäglich Wie nebenan, wo die Paläste prunken, Und alles schwer in Üppigkeit versunken. Dort geht die Sünde nackend, hier verkleidet, |
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2. |
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O holde Zeit, du lichter Maienmorgen, Verstecktes Waldbächlein der ersten Liebe, Erinnerung von einem schönern Sterne, Was drängst du dich ins öde Weltgetriebe, In diese ewige Schlacht von Qual und Sorgen, Und leuchtest einmal noch aus fernster Ferne? O komm, wie gern, wie gerne Halt ich dich fest, und sind es Augenblicke, Und ist es nur wie Sonnenblitz im Nebel, Des Herzens nur ein schneller Kummerhebel, Der bald versagt, ich schicke Dir dankbar meiner Seele tief Empfinden. Und ein unnennbar glückliches Vergessen Vertauscht den grauen Tag mir unterdessen. Die Regimentsmusik spielt zur Parade, |
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3. |
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Im Saale klingt ein fröhlich Gläserklirren. Nach langer Felddienstübung, im Kasino Schmeckt uns das Essen und der Nierensteiner. Vom Garten schallt ein lustig Concertino, Gelächter schüttert, Wort und Witze schwirren, An Gräberkreuze dachte sicher keiner. Doch neben mir saß einer, Mein Herzensfreund, reich, ein Verzug der Frauen, Leichtsinnig, hohen Geistes, ohne Schlacken, Mit Kraft in Faust und Nacken, Mit sanften Augen, die wie Veilchen schauen, Der war heut still . . . Was willst du Grillen fangen, Stoß mit mir an: Gut gehts uns bis zum Sterben! Und böse brach sein Rheinweinglas in Scherben. Es waren manche Jahre hingegangen, |
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4. |
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Zieh hin, mein Orgeldreher. Kaum hör ich noch von weitem deine Klänge, Die du mir, Vielverwünschter, eben sandtest, Und mich tagabwärts banntest In alte, längst vergeßne Herzensgänge. Nun tauch ich wieder auf aus dunklem Schachte, Denn vor mir steht, er muß sich noch gedulden, Herr Nathansohn, der Bräutigam meiner Schulden. |