Detlev von Liliencron
Bunte Beute
Detlev von Liliencron

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Der Feldblumenstrauß.

          »Kam in ein Wirtshaus, ich weiß nicht wie,
Tanzt der Soldate, tanzt der Kommis.«
Ich ahne nicht, wer diesen Vers gemacht,
Aber ich habe sehr gelacht:
Denn Sonntag ist es gestern gewesen,
Und der Montag führte noch nicht den Besen.
Herrgott, sah der Tanzsaal aus,
Die Kehrweiber fegten noch nicht das Haus:
Cigarrenreste und Streichhölzerleichen,
Manschetten, ein Strumpfband und dergleichen,
Vertrocknetes Bier auf Bänken und Tischen,
Und der dickste Staub, kaum wegzuwischen.
An den Wänden Gemälde: »Der erste Kuß«,
»Die Teufelsinsel«, »Am Bosporus«.
Auch hingen hier Fahnen und ähnlicher Rummel,
Vergessen lehnte die große Trummel.
Ein zerschlagnes Seidel, ja selbst ein Schuh
Schmückte die Bar in heiterer Ruh.
Wer hat denn hier herumgerast
Und alles durcheinandergeaast?
Das war der teutsche Klub »Kasematte«,
Der gestern seine Sommerfahrt hatte.
Eben wollt ich dem Schmutz mich entziehn
Und voller Entsetzen von dannen fliehn,
Als mir auffiel in diesem Pfuhl
Ein vergessen Bouquetchen auf einem Stuhl.
Ich nahm es mit, es war schon tot,
Verwelkt wie am End alle Erdennot:
Schafgarbe, roter und weißer Klee,
Eine Taglichtnelke und Wiesenschnee,
Ein Butterblümchen, Kamillen und Gräser
Und einiges andere feine Gefäser.
Wer hat denn diesen Strauß besessen,
Wer hat ihn gepflückt und dann vergessen?
Sie ging wohl mit ihrem Schatz beiseit
In eine stille Seligkeit.
Und während die andern die Polka sprangen,
Ist sie mit ihm durch die Felder gegangen.
Dort fanden sie ein liebes Geschick,
Und während er faul auslümmelt am Knick,
Bog sie sich in die Blumenwelt
Und hat den Strauß zusammengestellt.
Und als er steckte im Gürtel drin,
Gingen sie wieder zum Tanzen hin.
Durch des Mädels heißes Blut
Verlor das Sträußchen bald den Mut,
Und die Blümekens ließen die Köpfe hängen
Durch all das Drücken und dreiste Drängen.
Roh lacht ihr Liebster, als er das sieht:
»Smiet em doch weg, den ohln Schiet!«

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