Bernt Lie
In Knut Arnebergs Haus
Bernt Lie

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XV.

»Wie wunderlich das Leben des Menschen sich doch zergliedert, – in Perioden!« sagte Bergliot. »Ist es nicht, als sei man in eine ganz andere Welt versetzt, wenn man darüber nachdenkt, wie wir diesen Sommer und diesen Herbst – bis vor ein paar Monaten – gegen jetzt gelebt haben!«

»Das ist so aus Rücksicht auf uns arme Geschichtsschreiber eingerichtet, gnädige Frau!« Langberg lächelte und griff nach dem Cigarrenkasten, den sie ihm reichte. – wir würden ja vor Unruhe aufgerieben werden, an Ermüdung zu Grunde gehen, wenn nicht das Leben selber, dem wir ja nachjagen, uns Ruheplätze baute, – Rettungsinseln, auf die man sich flüchten und in Ruhe dem Straßengewimmel zusehen, sich orientieren und verschnaufen kann, ehe man weiter läuft, in ein neues Kapitel hinein, in eine neue Periode, – einen neuen Band!

»Es muß schrecklich interessant sein, Geschichte zu studieren! Denken Sie, das ist ganz im geheimen mein Ideal gewesen.«

»Ja, es ist interessant!« sagte Langberg und blies den Rauch an die Decke. »Fast so interessant, wie es selbst erleben!«

»Ach, das ist doch oft sehr trivial!«

»Niemals, gnädige Frau! Das ist nur ein Mangel in der Auffassung. Sie, die leben, – wirklich leben, teilen das Schicksal mit allen, die das wirklich haben, was andere vielleicht entbehren: der Sinn für das, was Sie besitzen, stumpft allmählich ab, – das Bewußtsein wird mit jedem Tage schwächer. Die Macht der Gewohnheit!«

»Sie reden so, als wenn Sie selber nicht ›lebten‹,« lachte sie. Sie lehnte sich hintenüber und stellte einen kleinen Metalltisch mit Aschbechern und Rauchutensilien vor Langberg auf das Eisbärfell hin. Er antwortete nicht, – und sie drang nicht weiter in ihn. Es lag in dieser Zeit eine eigene Melancholie über Langberg. Sie glaubte jetzt – obwohl Knut es nicht wahr haben wollte, – daß dieselbe sich von dem Tage her schrieb, als Lotte Falck mit Doktor Prytz an die Westküste reiste, – als dessen ehelich Weib!

»Nein, gnädige Frau. Es ist niemals trivial zu leben! Was der einen Periode vielleicht gefehlt hat, bringt uns die nächste wieder ein. Ich bin zum Beispiel überzeugt, daß Sie Ihr voriges Kapitel nicht entbehren!«

Sie lächelte warm zu ihn: hinüber:

»Nein, das thue ich wirklich nicht, Langberg.«

»Es kommt nur darauf an, darüber hinwegzukommen, sich mitten im Getümmel auf die Rettungsinsel zu flüchten, von wo aus man zurück und vorwärts sehen, und an beiden Teilen Freude haben kann.«

»Ja,« sagte sie sinnend. Der Schein aus dem großen Ofen, in den das rotglühende Feuer durch das Fenster aus Marienglas fiel, lag warm auf ihrem Gesicht.

»Schlimmer steht es ja mit denen, die nicht hinübergelangen,« fuhr er fort.

»Ja. Da haben Sie recht.«

Sie blieben eine Weile schweigend sitzen. Beide dachten an dasselbe, – Langberg ein wenig ärgerlich, daß er ohne es zu beabsichtigen, den Gedanken wachgerufen hatte. Thomas Hageman! An einem Oktobertag war seine alte Tante Jeannette zu Knut und Bergliot gekommen mit einem Brief von dem Arzt eines kleinen deutschen Kurortes, der meldete, Assessor Hageman sei ein paar Tage nach seiner Ankunft plötzlich verschieden. Er sei sofort beerdigt und seine Nachlassenschaft an die Adresse gesandt, die man bei ihm gefunden hatte. Da der Brief ganz kurz war und keine weiteren Aufschlüsse gab, veranlaßte man einen entfernten Verwandten, hinzureisen und genauere Untersuchungen anzustellen. Er kehrte bald darauf mit dem wortkargen Bescheid zurück, Thomas Hageman sei am Schlag gestorben. Man habe ihn tot im Bett gefunden, pedantisch wie er sein Leben lang gewesen, hatte er eine vollständige schriftliche Übersicht über alle seine Angelegenheiten hinterlassen.

Bergliot stand auf und kehrte mit einer Weinkaraffe zurück.

»Ich habe ganz vergessen, daß Sie Bedürfnis nach einem Glas Portwein haben werden –«

»Bedürfnis gerade nicht –«

»Nun, wenn man in einem solchen Wetter aufs Land kommt!«

»Ja, es wird jedenfalls brillant schmecken! Danke bestens! Der arme Knut, der sich noch draußen herumtreibt!«

»Ja, und können Sie sich etwas Dümmeres vorstellen! Ich vergaß die Besorgung heute morgen in der Stadt! Eine Kleinigkeit, wissen Sie, zur Taufe morgen, – für Bibbi Hedels Kleine!«

»Daran habe ich gedacht! Ich habe einen reizenden kleinen Gegenstand gefunden, – freilich, so ganz klein ist er nicht! Ein Papiermesser aus Schildpatt mit einem wunderhübsch gearbeiteten goldenen Griff.« – – –

»Ein Papiermesser?«

»Ja!«

Bergliot lachte laut.

»Aber das arme Kind kann doch noch nicht lesen! Und dann ist es noch obendrein ein Mädchen!«

»Ja. Aber soll denn ein Mädchen nicht auch einmal im Leben lesen! Was wollen Sie schenken?«

»Enen Löffel oder dergleichen, natürlich.«

»Ißt das Kind etwa schon mit einem Löffel?«

»Nein, – aber das ist doch etwas Natürliches. Das Stadium kommt doch früher! Aber ich weiß es gar nicht, – ich ließ Knut freie Wahl. Gott weiß, worauf der verfällt. Er ist ja auch ein Mann! Möglich, daß er mit einem Tintenfaß angestiegen kommt!«

»Oder mit einem Regenschirm. In diesem Wetter liegt der Gedanke nahe.«

»Ja, unmöglich ist nichts! Auf Ihr Wohl, Langberg. Sie sind eine treue Seele, Sie kommen immer, – bei jedem Wetter.«

»Ja, ja, ich bin reizend!«

»Ja. Ich denke oft darüber nach, Langberg, Sie sind der einzige von allen unsern Freunden vom Sommer her, der uns zeigt, daß er nicht nur um der kleinen Karen Ragnhild willen herkam. Die andern waren ja wie weggeweht von dem Tage an, als sie abreiste.«

»Hm, –« lachte Langberg – »das ist wohl nur ein zufälliges Zusammentreffen gewesen. Erstens hat sich »die Bande« aufgelöst, und dann war da noch so mancherlei anderes.«

»Ja. Aber ein wenig habe ich mich doch darüber gewundert.«

Bergliot saß eine Weile nachdenklich da. Dann sagte sie endlich ernsthaft:

Nicht daß ich glaubte, Sie hätten sie nicht auch gern gehabt? Nicht wahr?«

»Wen?«

»Karen Ragnhild.«

»Ja, ja – natürlich!«

»Sehen Sie, ich möchte eigentlich gern einmal mit Ihnen über sie sprechen. Die arme Kleine! Es sieht gar nicht so erfreulich mit ihr aus. Und ich habe mir schon lange vorgenommen, einmal mit Ihnen zu reden. Ich weiß, daß Sie gut gegen sie waren und daß sie Sie sehr gern hatte. Sie nehmen es mir nicht übel, – so eine kleine Familienvertraulichkeit – –?«

»Nein, gnädige Frau, – ganz im Gegenteil – –«

»Ja, wissen Sie, da möchte ich Ihnen gern etwas zeigen!«

Sie ging in ihr Boudoir und kehrte mit einem Brief zurück.

»Dies ist der letzte Brief von meinem Vater. Sie wissen, sie reiste so plötzlich, und niemand konnte es begreifen, niemand konnte etwas aus ihr herausbekommen. Ich, – ja ich und Knut auch waren ganz überrumpelt, – es war gerade eine etwas eigentümliche Zeit für uns, – ja, und dann reiste sie, ohne daß wir eine Ahnung davon hatten. Ich habe im Grunde schreckliche Gewissensbisse ihretwegen. Sie hat irgend etwas mit sich herumgetragen. Und niemand hier hat sich ihrer angenommen; so stehe ich jetzt ganz ratlos da und weiß nichts. Ja, – jetzt können Sie ja den Brief selber lesen, – von da an, bitte, Sie kam also zu Vater zurück und hat auch ihm gar nichts darüber gesagt,«

Langberg nahm den Brief wie ein Heiligtum aus Bergliots Hand. Er putzte die Brille und las: »– – – Ich habe mich den ganzen Herbst mit dem Gedanken getragen, zu Euch zu reisen und mir Bescheid über unsere kleine Karen Ragnhild zu holen. Aber teils habe ich übermäßig viel Arbeit gehabt, – die Herbstthinge und was damit zusammenhängt – und teils hat Deinem alten Vater der Mut zu dieser Reise gefehlt. Die Umgebungen, in denen Ihr lebt und in denen also unser kleines Mädchen die Monate mit Euch verlebte, sind mir gewiß zu fremd und neu, ich mit meinen altmodischen Begriffen bin zu alt dafür. Ich habe gefürchtet, eine Enttäuschung zu erleben und kein Resultat zu erzielen. Vielleicht könnten auch Mißverständnisse daraus entstehen, die man am liebsten vermeiden sollte, deswegen bleibe ich, wo ich bin. Auch hegte ich große Bedenken, Karen Ragnhild allein zurückzulassen. Wie ich Dir schon gesagt habe, ist sie freilich scheinbar guter Laune, munter und zufrieden. Aber ich habe doch bemerkt, daß sie in einsamen Stunden geneigt ist, sich in grübelnde Melancholie zu versenken, was ja sehr unnatürlich für ein Mädchen in ihrem Alter ist. Dem möchte ich nicht gern Nahrung geben, indem ich sie längere Zeit allein lasse. Mit gemischten Gefühlen beobachte ich ihre außerordentliche Unternehmungslust. Sie hat alle ihre Tage besetzt; sie unterrichtet die Bangschen Kinder und beteiligt sich an einer Menge von Wohlthätigkeitsbestrebungen im Kirchspiel, – ja, sie ist sozusagen die Seele von den meisten dieser Arbeiten, was ja doch bei ihrer Jugend und ihrem heiteren Sinn nicht ganz natürlich ist! Außerdem hat sie mit großem Eifer ihre »Studien« von früher wieder aufgenommen, teils auf eigene Hand, teils in Gemeinschaft mit einigen Freundinnen wie auch mit mir. Ich sage, mit gemischten Gefühlen. Denn natürlich freue ich mich darüber, daß sie in Anspruch genommen und beschäftigt ist. Gleichzeitig aber berührt es mich peinlich, zu sehen, wie das arme Kind sich in Wirklichkeit alle diese Beschäftigung aus einem forcierten Bedürfnis sucht – teils, wie es mir scheint, als Selbstzüchtigung, teils zur Ablenkung von schmerzlichen Gedanken. Du kennst vielleicht ihre starke und leidenschaftliche Natur und wirst wissen, daß sie in ihrer herrlichen, aber leider jugendlich unbalancierten Ehrlichkeit sich ihren Vorstellungen mit einer Blindheit hingiebt, die zu Übertreibungen führt. Und was mich am meisten ängstigt, ist, daß sie sich mir in dem einen Punkt gänzlich verschließt, in dem ihr Seelenzustand jetzt seine Lösung hat, – nämlich darin, was vor ihrer plötzlichen Abreise von Euch mit ihr vorgegangen ist.

Ja, mein liebes Kind, Dein Vater ist gar sehr bekümmert. Ich verkehre hier mit der kleinen Karen Ragnhild wie mit einem kranken Tier, das mir seinen Schmerz und sein Leiden nicht mitteilen kann. Ich habe Dir schon früher Andeutungen gemacht, Bergliot, ob Du mir vielleicht eine Aufklärung darüber geben kannst, was mit dem Kinde vorgegangen ist. Ich weiß ja, daß da so vielerlei sein kann, und ich schwebe zwischen den äußersten Möglichkeiten. Ist ein wirkliches Ereignis trauriger Art vorgefallen? Oder hat das Kind nur in dem eigenen Gefühlsleben Kummer erlitten? Sie schrieb damals sehr viel an mich über einen gewissen Nils Börge, für den sie sich interessierte. Ich bin, wie du weißt, kein Lumpensammler, und es ist mir zuwider, dergleichen Sachen nachzuforschen. Kannst Du mir aber irgend eine Anleitung geben, wie ich den Weg zu dem Geheimnis des kleinen Mädchens finden kann, so mußt Du sie mir ohne Bedenken verschaffen. Du weißt, daß Dein Vater sie nicht mißbrauchen wird. Ich habe mir alles verschafft, was besagter Nils Börge an Dichtungen veröffentlicht hat, und halte ihn für ein bedeutendes Talent, – wenn auch eine gewisse robuste Sinnlichkeit nur nicht recht zusagt – – –«

Langberg war bis dahin mit dem Brief gekommen, wo ihm Bergliot die Grenze bezeichnet hatte, und reichte ihn ihr zurück. Bergliot sah ihn fragend an. Sie saß mit einem wunderlichen Gesicht da, alle ihre Züge kämpften und zuckten.

Plötzlich stand er auf und schlenderte durch das Zimmer, den Rücken ihr zugewandt. Er putzte die Nase gewaltsam und fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. Dann kehrte er ruhig zurück und setzte sich auf seinen Platz ihr gegenüber.

Bergliot beugte sich vor und legte ihre Hand auf die seine:

»Danke, Langberg! Sie sind unser guter, guter Freund!« sagte sie mit wehmütigem Lächeln.

»Aber können Sie mir etwas sagen, – etwas, das als Anleitung dienen könnte?« fragte sie nach einer Weile.

»Ja, Sie wissen es ja auch, daß Fräulein Karen Ragnhild sich sehr für Nils Börge interessierte. Ich glaube, namentlich nach dem Zusammenleben mit ihm im Sommer im Gebirge. Und an jenem Tage war sie ja gerade ausgegangen, um ihm zu begegnen. Da liegt die Annahme sehr nahe, daß sie – auf irgend eine Weise erfahren hat, daß ihre Gefühle für ihn – nicht erwidert würden – und da, – daß sie – wie ihr Vater sagt, mit ihrer leidenschaftlichen Natur, und so jung wie sie ist –«

»Ja, vielleicht verhält es sich so,« sagte Bergliot sinnend. »Und doch habe ich eigentlich nicht den Eindruck gehabt, daß ihre Gefühle für ihn so tiefgehender Art seien – namentlich nicht in der letzten Zeit. – – – Ja, Knut und ich haben uns jetzt entschlossen, in acht Tagen zu Vater zu reisen und das Weihnachtsfest bei ihm zu verleben – –«

»Also das wollen Sie? Das ist ja aber ganz vorzüglich, gnädige Frau!«

»Ja, ich hoffe, daß sie sich mir anvertrauen wird. Hauptsächlich deswegen reisen wir, – um des entzückenden kleinen Mädchens willen.«

»Puh –! Guten Abend!« Die Thür öffnete sich und Knut trat ein, über und über mit schwerem, feuchtem Schnee bedeckt, der auf seinen: Bart wie auf einem Tannenbusch lag.«

»Nein, Langberg! Das ist so verteufelt gemütlich. Ein famoser Vorwand zu einem guten Grog, – aber Gott bewahre, Bergliot! Du bekommst ja das ganze Schneegestöber auf den Leib. Weg mit dir! – Ja, du, wir bekommen herrliches Reisewetter, wenn es so beibleibt!«

»Nun, und was hast du denn gekauft, du armer Mann?«

»Ach, etwas Brillantes, sage ich dir, etwas ganz Brillantes! Warte nur! So – ah! hier ist es aber warm und gemütlich! Ja, du mußt dich auch verheiraten, Langberg.«

»Aber das Taufgeschenk – –?«

»Ja, weißt du, – ich gehe also zu Tostrup. Und da frage ich denn, was die andern gekauft haben. Norgreens sind dagewesen und haben Messer, Gabel und Löffel gekauft. Dyrings einen – einen Eierbecher, glaube ich, – und Bornemann einen Serviettenring. Und dann endlich Langberg hier – ein Papiermesser, – sie zeigten nur ein ebensolches. Und das war ganz wunderschön. Und da kaufte ich – gerissen wie ich bin, – den ganzen Rest der Garnitur – sieh nur, Gold und Schildpatt, Alte – Federhalter, Bleistift, Radiermesser und Löscher! Das nenne ich genial! – – – –


Als Langberg gegen Mitternacht nach Hause kam, lag da ein Brief für ihn. Er stand eine Weile da und sah die flotte Handschrift an, drehte und wendete den Umschlag, sah nach dem Poststempel – und erbrach plötzlich in fieberhafter Eile den Brief:

»Lieber Herr Langberg!

Ich bin so feige. Ich habe es während dieser ganzen Zeit nicht über mich gewinnen können, Ihren reizenden Brief zu beantworten und Sie um Entschuldigung zu bitten, weil ich abgereist bin, ohne Ihnen Lebewohl zu sagen. Ja, was müssen Sie eigentlich von mir denken! Aber ich kann Ihnen nicht ein paar nichtssagende Worte schreiben, denn das würde unwahr sein. Ich muß Ihnen die Wahrheit voll und klar sagen. Und dazu bin ich zu feige gewesen. Aber jetzt bin ich besser und stärker geworden. Und selbst wenn Sie nicht so über alle Maßen prächtig gewesen wären und mir den reizenden Brief nicht geschrieben und mich nicht gefragt hätten, so würde ich Ihnen jetzt trotzdem die Wahrheit geschrieben haben, denn ich muß ganz wahr sein. Das lehre ich mich jetzt selber, vielleicht kann ich in vielen Jahren dahin gelangen und ein besserer Mensch werden. Denn meine Wahrheit ist so beschaffen, daß ich von Ihnen und von allen den Lieben fortreisen mußte, weil ich ein schlechtes Mädchen gewesen war. Unrein und besudelt und entehrt war ich, und da konnte ich nicht länger unter Ihnen allen leben, unter lauter reinen, feinen Menschen. Das wäre eine ewige Lüge von mir gewesen nach dem Entsetzlichen, was mir begegnet ist. Ich gehöre nicht zu Ihnen. Ich muß mich hier mit meiner Schande verbergen und arbeiten, unausgesetzt arbeiten, wenn ich jemals meine Selbstachtung wiedergewinnen soll. Vielleicht ist das unmöglich.

Ich kann Ihnen nie genug danken, Herr Langberg, so lieb und fein und gut, wie Sie gegen mich gewesen sind. Ich habe es nie auch nur eine Sekunde verdient.

Ihre Ihnen herzlich ergebene
Karen Ragnhild Finne.

P. S. Ich möchte Sie schrecklich gern um einen Gefallen bitten, obwohl ich sehr wohl weiß, daß ich kein Recht habe, jemand um etwas zu bitten. Wollen Sie nur bitte schreiben, ob Sie glauben, daß ein Mensch durch angestrengte Arbeit seine Natur verbessern kann?

D. O.


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