Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünfzehntes Kapitel

Faste und Bera waren übereingekommen, daß sie sofort heiraten wollten. Sie wollte den Kampf mit ihm gemeinsam aufnehmen.

Die Neuigkeit machte einen nicht geringen Eindruck auf die Stadt, – wirkte auch wie ein Dämpfer auf die unverhohlenen Äußerungen bitterer Rachelust in gewissen Kreisen.

– Und dann geschah es, daß Faste und Bera eines Tages zu Onkel Joel beschieden wurden – –

Er war ja wie aus den Wolken gefallen vor Staunen, – hatte immer geglaubt, daß Bera Gylling ihren Verstand auf dem rechten Fleck habe. – – Aber was sollte man sagen, – heutzutage gab es keine Überraschungen mehr! –

»Nun, ihr beabsichtigt also, wie man mir sagt, die schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen, eine Zukunft mit der Feder aufzubauen, – ein Geschäft mit dem wohlassortierten Lager von Phrasen und schönen Worten und Fata Morganas und Seifenblasen zu machen! – Sozusagen ein Delikatessegeschäft in höherem Stil zu errichten, – nur mit dem Farbenspiel der Dinge – –

Ja, ja, – dabei ist jedenfalls nicht so viel zu riskieren, – keine so große Verantwortung – bei so etwas – Luftigem!

Ich las das Schauspiel, das Sie mir schickten, kleine Frau, – »Mammon« – – – Es ist ja jetzt beim Theater eingereicht? – Ich las es in einem Zug – Ich muß gestehen, ich habe es genossen, – – namentlich an den Stellen, wo man nicht selber figuriert. – – – Wunderbar getroffen, – das muß man sagen, – mein alter, verehrter Konkurrent Bankdirektor Böckman, wie mit einer Laterne von außen und innen durchleuchtet. Eine sonderbar verwickelte Maschinerie, so ein Mensch –

Ja, was soll man sagen! – die Zeit hat auch mich angesteckt. Ich habe auch Ideen. – Es ist ein einsames Leben gewesen, das ein alter Mann diese letzten Jahre geführt hat. – Was meint das junge Paar? – Solltet ihr wohl geneigt sein, diesen traulichen Stätten auf einige Zeit den Rücken zu kehren und mich nach dem Süden zu begleiten, wo ich gezwungen bin, mich häuslich niederzulassen? – Wir könnten uns ja gegenseitig dies oder jenes zuführen, – mein Neffe und ich sind schon längst daran gewöhnt, unsere gegenseitige Lebensweisheit rückhaltslos auszutauschen, – und mit der jungen Frau wollte ich schon fertig werden.

Und dann, mein lieber Faste, kann ich dir auch mitteilen, daß ich mich entschlossen habe, deinen weisen Rat zu befolgen und die Stiftung zu errichten, zu der du mich seinerzeit verpflichtet glaubtest und weswegen du mich so strenge unter den Druck meiner Mitmenschen stelltest.

Mein Angebot ist nun gemacht. Ich übernehme das Hotel mit allen Bauplätzen und Anlagen bis über den Vorstrand hinaus, – alles, was von der Stadt isoliert liegt, – für ein Drittel von dem, was es der Aktiengesellschaft gekostet hat. Ich will es in einen Kurort für Bronchitiskranke und Lungenleidende verwandeln, – habe eingehend mit Doktor Falkenberg darüber konferiert – – Da sind ja, wie du das so beruhigend in deinen Prospekten geschildert hast, – alle möglichen Vorzüge vorhanden: Gegen den Wind geschützte Lage, Salz in der Luft, Fichtennadelatmosphäre, Meeres- und Hochgebirgsaroma, – wo könnte ich es da wohl besser hin verlegen? –

Und alle Menschen sind ja nicht in der Verfassung, daß sie, so wie wir drei, gen Süden ziehen können – –«


 << zurück weiter >>