Alfred Lichtenstein
Gedichte
Alfred Lichtenstein

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Lumpenlied eines Höhenmenschen

        Ich hab' gerad' Lust, mir fällt's gerad' ein,
Damit ich's Euch gleich sage?.
Ich will einmal recht ehrlich sein.
Bin's doch nicht alle Tage.

So ehrlich sein, wie's einer kann,
Der heut' noch hat Charakter
Wohlauf! Sehn soll mich jedermann
Jetzt nackt und immer nackter.

Erschrecken braucht ihr darum nicht,
Ich mein's ja bildlich nur,
Ich bin ein arger Bösewicht
Und sittlicher Natur.

Ich bin ein rechter Geisterheld
Und denke alles schief
Genützt hab' ich auf dieser Welt
Bisher nur negativ.

Ich liebe den berliner ? Duft.
Bin ein verkommner Bruder.
Ich glaub', ich bin ein großer Schuft
Und außerdem ein Luder.

Und außerdem ein Onanist
Und außerdem versoffen.
Ich glaub', man hat im Straßenmist
Mich oft schon angetroffen.

Da gleich ich zwar dem Rüffeltier,
Das man auch anders nennt.
Doch sonst bin ich ein Kavalier:
Blasiert und impotent.

Bei jeder lustgen Sumpferei
Bei jedem bessern Schwoof
Und sonstwo bin ich gern dabei
Als Lump und Philosoph.

Nun müßt' ich doch recht traurig sein,
Daß ich solch Luder bin...
Das fällt mir nicht im Traume ein,
Ich hege heitern Sinn.

Dieweil es mir ist so vorgekommen,
Ich lach' wie nicht gescheit,
Daß ihr, die hier sind, ausgenommen
Viel größere Lumpen seid.

 


 


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