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Goodchild ist nun schon zum Sheriff von London erwählt worden, und hier gibt uns Hogarth das Beste davon, den Schmaus nach der Wahl. Wenn Hogarth Traktamente vorstellt, so ist gemeiniglich die Beschauung selbst ein Fest. Das ist ganz sein Fach. Die Sache ist leicht zu erklären. Bei Schmausen, zumal bei so etikettelosen, als die englischen, ist der Mensch gerade in der Lage, die einem solchen Zeichner nötig ist, um ihn und sich zu zeigen. Hier wird Kraft gesäet und auch geerntet, reichlich, weil es nichts kostet, und frei, weil der Wein hier und da die Grenzlinien verwischt, welche Tee und Coffe oder Bier und Tobak ungeändert läßt. Nro 1 der sich eine beträchtliche Kalbsribbe selbst im Munde apportiert, hat die Gans seines Nachbars (2) in seinem Auge, und in der gedankenreichen Stirne, die Prätension dazu. Das Quadrat oder vielmehr der Kubus Nro 2 sitzt eigentlich nicht bloß am zweiten Platz, sondern offenbar am zweiten und dritten zugleich, sowohl dem Raum als der Obliegenheit nach. Er ißt auch für zwei. Dieser hat sich offenbar an der Gans das Maul verbrannt. Auf der einen Seite desselben sieht man noch die Kohle vorstehen und daneben das Zugloch zur Abkühlung. Sonst hat dieses Mistbeet nicht sehr für Abkühlung gesorgt, sondern eine sehr warme Decke über Kopf und Schultern geschlagen. Die Serviette scheint er gerade vorgesteckt zu haben, nunmehr hat er sie sich aber ganz nach der Magenseite hingegessen, denn im Original ist es die linke, die geschwollen ist. Nro 3 ist, wie die Buchdrucker sagen, ein bloßes Spatium zwischen (2) und (5), dem Raume und der Obliegenheit nach. So kommt die Zahl der Plätze am Ende wieder heraus. Er ißt nicht viel und wird überhaupt nicht viel mehr essen. Bei dem Löffel fällt einem das: Alle 2 Stunden einen Eßlöffel voll sogleich ein. Das arme, hohlwangige Geschöpf! der Kuhstall mit seiner Luft, wäre ihm heilsamer, als die von diesem Sheriffsschmaus. Nro 7, der französische Pastor (Platelle von Barnet, wie die Ausleger sagen), ißt eifriger: alle Sekunde 2 Eßlöffel voll, und der gehört hieher. Was Nro 4 und 6 zu meditieren haben, fällt in die Augen, so wie die Absicht von Nro 5. Wenn man hierbei bedenkt, oder wenn dieses zu weitläuftig sein sollte, als bekannt annimmt, daß Studieren eigentlich eine Art von geistischem Essen ist, und dieses Bild mit jener Rücksicht im Sinn betrachtet, so bekömmt es auf einmal noch eine Seele, ein neues Leben, das den Geist unvermerkt zu allerlei Betrachtungen führt. Die Wißbegierde an dieser Tafel ist nämlich erschrecklich. Keiner schläft, auch glaube ich nicht, daß gesprochen wird, wenigstens wird immer gesprochen und meditiert zugleich, auch hört hier vermutlich niemand für seinen Herrn das Collegium par procuration. Was für Vorteil hat sich nicht dereinst das Vaterland von Nro 1 und 2, und zumal von Nro (4) zu versprechen, wenn der Satz, den er da auf der Gabel hat, einmal glücklich hinunter und verdaut sein wird. Eine Dogmatik oder eine Polemik so gehört, wie Nro 7, was für Friede in der Kirche wird da nicht entstehen, und der Pierische Quell nach Popens Rat so gekostet, wie Nro 5, was für Dichtergeist wird da nicht entflammen! Nur der arme, arme Nro 3, was wird aus dem werden? Er geht zum Schmaus und ißt nicht. Oder zehrt er vielleicht an sich? Die Feinde der neuern Philosophie werden sagen: seht da das Ebenbild einer Metaphysik, die sich selbst auffrißt. Das Auditorium ist übrigens sehr zahlreich. Es befinden sich auch Damen darunter, die wenigstens sehr eifrig nachschreiben, zumal zeichnet sich eine von hinten besonders aus. Sie hat, nahe an der Bank gemessen, völlig zwo Männer-Breiten. Das Auge stößt unmittelbar auf sie, wenn es an der Perücke von Nro 2 hinsieht, vielleicht gehört das doppelte Pärchen zusammen. Sie lernen gewiß so viel wie vier andere. – Nicht weit von Nro (1) und (2) steht ein Neger, der mit Verwunderung der Geschäftigkeit beider zusieht. Wer in der Welt herumkömmt, der sieht freilich was. Nro 8 ist ein von seiner Würde enthusiasmierter – Ratspedell im Ornat. Mit wichtigerem Anstand kann man wohl unmöglich buchstabieren, als die Stütze des Staats hier an der Adresse eines Briefs buchstabiert. In unserer Kopie ist freilich auch ein Schreibfehler: Es soll heißen To the worshipful Francis (nicht Esqu.) Goodchild Esqu. usw. Im Saale umher hängen Porträte, auch steht eine Bildsäule da mit der Unterschrift: Sr. William Walworth. Es ist dieses der Mann der Richard den Zweiten noch rettete, als der berüchtigte Wat Tyler ihn so eben durchstoßen wollte. Sr. William wird daher immer mit dem Dolch in der Hand vorgestellt. Oben wird auch auf einer Galerie musiziert. Die Gesichter der Musikanten sind hier alle leer. In Sayers Nachstich finden sich einige drollige darunter. Es sind dieses ein Paar erträgliche Noten des Übersetzers zu einem Werk, das er selbst nicht hätte schreiben können. So eben da ich die Unterschrift hersetzen will, finde ich meine obige Vergleichung zwischen studieren und essen unvermutet gerechtfertigt, denn wirklich paßt diese eher auf ein Auditorium, manches wenigstens, als einen Speisesaal. Sie ist aus den Sprüchw. Salom. Cap. 4. V. 7, 8. genommen: Der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne hört, und die Klugheit lieber hat, als alle Güter. Achte sie hoch, so wird sie dich erhöhen, und wird dich zu Ehren machen, wo du sie herzest.